simplify Wissen Frühlingsgefühle: Einbildung oder Wahrheit? (Vorschau)
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
www.orgenda.de/<strong>simplify</strong>wissen Mai 2010<br />
Erscheint am 21. April 2010<br />
<strong>Wissen</strong><br />
Verblüffend einfach – einfach verblüffend<br />
Ein Gedicht<br />
rettet jeden Tag<br />
zwei Großereignisse prägen<br />
für mich den Monat Mai:<br />
Vom 12. bis 16. Mai findet der<br />
2. Ökumenische Kirchentag<br />
in meiner Wahlheimat München<br />
statt – und vom 21. bis 24. Mai der<br />
„Karneval der Kulturen“ in Berlin. Beide Veranstaltungen<br />
wollen Menschen unterschiedlicher<br />
Couleur einander näherbringen.<br />
Berlin hat die höchste Anzahl Einwanderer<br />
in Deutschland. Deshalb will das<br />
Multi-Kulti-Festival die Nationen zusammenbringen:<br />
mit Umzügen, Straßenfesten,<br />
Partys und Bühnenvorstellungen rund um<br />
den Karneval. Die Idee dahinter: „Karnevaleske“<br />
Elemente finden sich in jeder<br />
Nation. Deshalb soll jede Nation „ihren“<br />
Karneval zeigen – und den der anderen<br />
kennenlernen (www.karneval-berlin.de).<br />
Anders der Ökumenische Kirchentag. In<br />
dieser krisenreichen Zeit soll sein Motto<br />
„Damit ihr Hoffnung habt“ ein Signal der<br />
Ermutigung sein. Prominente wie Horst<br />
Köhler, Gesine Schwan <strong>oder</strong> Eckart von<br />
Hirschhausen helfen dabei mit. Weitere<br />
Informationen und Teilnahmekarten erhalten<br />
Sie im Internet: www.oekt.de.<br />
Übrigens: Die Atmosphäre des Kirchentags<br />
können Sie bereits vorab schnuppern,<br />
und zwar ebenfalls im Internet unter<br />
www.oekt.de. Unter dem Motto „Ein Gedicht<br />
rettet einen Tag“ wird dort täglich ein<br />
zeitgenössisches Gedicht veröffentlicht.<br />
Haben Sie einmal einen schlechten Tag,<br />
klicken Sie sich doch rein – vielleicht rettet<br />
das aktuelle Gedicht ja auch Ihren Tag!<br />
Bettina Röttgers, Chefredakteurin<br />
Aktuelles<br />
<strong>Frühlingsgefühle</strong>:<br />
<strong>Einbildung</strong> <strong>oder</strong> <strong>Wahrheit</strong>?<br />
Eines ist sicher: Sexualhormone haben immer Frühling<br />
Wer kennt das Gefühl nicht? Jetzt steigen die<br />
Temperaturen, die Sonne scheint. Sie können<br />
endlich wieder ohne Mantel aus dem Haus gehen,<br />
ohne zu frieren, und das Straßenbild<br />
strotzt nur so von attraktiven, gut gelaunten<br />
Menschen. Die Blumen blühen, und jeder<br />
2. Erwachsene hat „Schmetterlinge im Bauch“...<br />
– stopp! Schluss mit den Klischees! <strong>simplify</strong><br />
<strong>Wissen</strong> erklärt, was wirklich an den <strong>Frühlingsgefühle</strong>n<br />
dran ist.<br />
Nüchterne Erklärungsversuche<br />
Weder noch – so lässt sich die Frage nach einer<br />
medizinischen Erklärung für das Phänomen<br />
am ehesten beantworten. <strong>Frühlingsgefühle</strong> haben<br />
weder eine rein physiologische Ursache,<br />
noch bilden wir sie uns nur ein.<br />
In jedem Fall spielen Hormone eine Rolle:<br />
Viele Hormone folgen einem jahreszeitlichen<br />
Rhythmus und werden außerdem durch Licht<br />
und Wärme beeinflusst. Bei Männern z. B. haben<br />
<strong>Wissen</strong>schaftler beobachtet, dass die Konzentration<br />
einiger Sexualhormone vom Frühjahr<br />
an bis in den Sommer zunimmt, im Winter<br />
aber wieder sinkt – zumindest war das früher<br />
so. Heute ist es etwas anders (vgl. Abschnitt<br />
„Hemmende Zivilisation“ auf S. 2).<br />
In dieser Ausgabe<br />
Spürbare Folgen<br />
Auch die Folgen von <strong>Frühlingsgefühle</strong>n haben<br />
<strong>Wissen</strong>schaftler untersucht: In einer jahrzehntelangen<br />
Analyse stellten sie jeweils im Februar<br />
und März einen „Peak“ bei den Geburtenraten<br />
fest. Wer rechnen kann, stellt fest:<br />
Besonders viele Kinder müssen im Frühjahr<br />
des Vorjahres gezeugt worden sein. Gerade im<br />
Wonnemonat Mai zeugen wir besonders viele<br />
Wonneproppen!<br />
Ihr 1. Kurztipp<br />
Weiter geht’s auf Seite 2<br />
Internationaler Museumstag<br />
Am 16. Mai begehen Museen weltweit ihren<br />
„Museumstag“. Und am Abend zuvor<br />
(15. Mai) findet in Deutschland, Österreich<br />
und der Schweiz wieder die beliebte lange<br />
„Nacht der Museen“ statt. An beiden<br />
Terminen locken viele Museen – vom kleinen<br />
Heimat- bis zum großen staatlichen<br />
Kunstmuseum – mit Aktionen wie Sonderführungen,<br />
Blick hinter die Kulissen, Workshops<br />
<strong>oder</strong> freiem Eintritt. So macht Bildung<br />
richtig Spaß! Alle Aktionen finden Sie vorab<br />
im Internet unter www.museumstag.de.<br />
Die 5 häufigsten Irrtümer bei der Ersten Hilfe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2<br />
Die Mutter des Muttertags – und ihre späte Reue . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3<br />
Mitte, rechts, links: Warum unterscheiden wir politische Parteien so? . . . . . 3<br />
Warum steigen die Spritpreise zur Ferienzeit? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4<br />
Holen Sie Ihre Wäsche rein – es ist Walpurgisnacht! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4<br />
Multitalent Efeu: Medizin und Gift . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />
Das passt zur EU: 2 Europatage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />
Auch Blumen haben Gefühle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />
„Abgelaufen? Das esse ich nicht mehr!“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />
Warum bestätigen Ausnahmen die Regel? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />
Aus der Forschung: Gucken Sie Komödien! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />
www.orgenda.de/<strong>simplify</strong>wissen | Benutzerkenn ung: Ihr Nachname | Passwort: Ihre Kundennummer
Aktuelles<br />
Fortsetzung von Seite 1<br />
Es deutet also einiges darauf hin, dass wir Menschen<br />
– biochemisch betrachtet – so offen für<br />
<strong>Frühlingsgefühle</strong> sind wie Tiere für ihre Brunftzeit.<br />
Bei Tieren stellt die Natur durch den jährlichen<br />
Brunft-Rhythmus sicher, dass der Nachwuchs<br />
dann zur Welt kommt, wenn etwas zu<br />
futtern da ist.<br />
Hemmende Zivilisation<br />
Aber natürlich ist der Mensch nicht 1 : 1 mit<br />
den Tieren vergleichbar – und die Zivilisation<br />
nicht ohne Folgen geblieben. Die Februar-<br />
Peaks bei den Geburtenraten konnten z. B. nur<br />
bis etwa 1970 beobachtet werden. Danach sind<br />
offensichtlich andere Dinge wichtiger geworden:<br />
soziale Faktoren, andere Verhütungsgewohnheiten<br />
usw.<br />
Auch mindern künstliches Licht, Häuser und<br />
Heizung den natürlichen Jahresrhythmus der<br />
Hormone – davon abgesehen, dass viele<br />
Menschen im Winter in die Sonne fliegen. Viele<br />
Hormonforscher glauben deshalb heute:<br />
Für unsere Sexualhormone ist in der m<strong>oder</strong>nen<br />
Welt immer Frühling. Aktuelle Zeugungskurven<br />
scheinen ihnen Recht zu geben: In ganz<br />
Europa verschoben sich die zeugungsstärksten<br />
Monate in den Herbst und Winter!<br />
Licht weckt Leidenschaft<br />
<strong>Einbildung</strong> ist das schöne Frühjahrsempfinden<br />
aber auch nicht. Verhaltensforscher beobachten<br />
ungebrochene <strong>Frühlingsgefühle</strong>. Sie sagen:<br />
Licht und Wärme verbessern unsere Stimmung<br />
und machen uns offener – deshalb<br />
interessieren wir uns jetzt verstärkt für das andere<br />
Geschlecht. Jeder strafft seinen Körper<br />
und geht aufrechter, wenn er sich nicht mehr<br />
im dicken Mantel vor Kälte und Wind schützen<br />
muss. Frauen tragen wieder kürzere Röcke und<br />
tiefere Dekolletés. Das alles schafft Anreize.<br />
Es sind vor allem solche psychologischen Faktoren,<br />
die uns im Frühjahr aufblühen lassen.<br />
Und es gibt auch noch eine rein praktische<br />
Komponente: Im Frühling halten wir uns mehr<br />
im Freien und unter Menschen auf. Wir haben<br />
also auch einfach mehr Gelegenheit zum Kennenlernen<br />
und zum Flirten.<br />
Mein Fazit<br />
Die Hormone scheinen im Frühjahr nicht mehr<br />
Hochkonjunktur zu haben, die Gefühle hingegen<br />
schon – so lässt sich die aktuelle Forschung<br />
zum Thema „<strong>Frühlingsgefühle</strong>“ zusammenfassen.<br />
Die Empfindungen spielen sich<br />
offensichtlich mehr im Kopf als im Körper ab.<br />
Na und? Das schöne Gefühl im Mai bleibt dennoch.<br />
„Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“,<br />
wusste schon Hermann Hesse. In diesem Sinne:<br />
Genießen Sie einfach einen zauberhaften<br />
Frühling!<br />
7 XNiP: 7RHY<br />
Die 5 häufigsten Irrtümer bei der Ersten Hilfe<br />
Verbrennungen, Schwächeanfälle, Knochenbrüche: So reagieren Sie im Notfall wirklich richtig<br />
Jetzt im Mai beginnt die Grillsaison, drehen Jogger<br />
und Motorradfahrer wieder ihre Runden.<br />
Bei all diesen Freizeitaktivitäten können leider<br />
auch Unfälle passieren. Das Problem: Gerade<br />
im Bereich der Nothilfe kursieren viele Mythen<br />
und Irrtümer. Die Grenze zwischen bewährtem<br />
Hausmittel und Humbug ist fließend. Erfahren<br />
Sie deshalb hier, was in der Ersten Hilfe eher<br />
schadet – und was wirklich hilft:<br />
Irrtum 1: Auf Verbrennungen<br />
Mehl streuen – NEIN!<br />
Der Irrtum: Eine ungeschickte Bewegung – und<br />
kochendes Wasser ergießt sich z. B. über den<br />
Arm (Verbrühung) <strong>oder</strong> die Grillflamme schlägt<br />
zu hoch (Verbrennung). Alte Hausmittel wie<br />
Eier, Butter <strong>oder</strong> Mehl dürfen Sie in solchen Fällen<br />
nicht anwenden, denn Lebensmittel sind<br />
oft verkeimt (Infektionsgefahr!) – und stauen<br />
außerdem die Hitze, statt sie zu verringern.<br />
So reagieren Sie richtig: Kühlen Sie mit Wasser,<br />
damit der Schmerz nachlässt – und zwar<br />
mit lauwarmem Wasser in Zimmertemperatur.<br />
Schwerere Verbrennungen decken Sie nur<br />
mit sterilem Tuch aus dem Verbandskasten ab.<br />
Irrtum 2: Knochenbrüche<br />
sofort schienen – NEIN!<br />
Der Irrtum: Ein Bruch muss möglichst schnell<br />
geschient werden, damit die Schmerzen nachlassen<br />
und nicht noch mehr passiert, so die ververbreitete<br />
Meinung. Aber fachgerecht erledigen<br />
können Sie das Schienen gar nicht!<br />
So reagieren Sie richtig: Überlassen Sie das<br />
Schienen dem Notarzt; er verfügt über aufblasbare<br />
Schienen. Bis zu seinem Eintreffen sollten<br />
Sie den Arm/das Bein ruhig lagern und abstützen<br />
– und den Bruch kühlen, um die<br />
Schwellung möglichst gering zu halten.<br />
Irrtum 3: Bei Schwächeanfall<br />
Wasser einflößen – NEIN!<br />
Der Irrtum: Ein Jogger im Park sackt plötzlich<br />
zusammen. Spaziergänger versuchen, dem<br />
Mann zu helfen: Der eine will ihm die Beine<br />
hochlegen, der nächste lieber den Oberkörper,<br />
der Dritte ihm Wasser einflößen. All diese Vorschläge<br />
sind jedoch falsch.<br />
So reagieren Sie richtig: Ist der Betroffene<br />
zwar bewusstlos, atmet jedoch, hat er keinen<br />
Herz-Kreislauf-Stillstand. In diesem Fall sollten<br />
Sie ihn in die stabile Seitenlage bringen: auf<br />
die linke Seite drehen, den Kopf etwas überstrecken<br />
und den Mund leicht öffnen sowie je<br />
nach Witterung leicht zudecken.<br />
Irrtum 4: Blutende Wunden<br />
sofort abbinden – NEIN!<br />
Der Irrtum: Schnitt- und Stichwunden sind<br />
manchmal tief. Als Helfer wollen Sie die Blu-<br />
tung dann schnellstmöglich stoppen. Aber: Binden<br />
Sie Arm <strong>oder</strong> Bein zu stark ab, verklumpt<br />
das Blut in den Gefäßen – was später zu Komplikationen<br />
führen könnte.<br />
So reagieren Sie richtig: Starke Blutungen<br />
versorgen Sie mit einem Druckverband. Dazu<br />
zunächst das Bein/den Arm hochhalten und<br />
die Schlagader abdrücken, danach den Druckverband<br />
anlegen. Dafür legen Sie einen Gegenstand<br />
(z. B. ein Verbandspäckchen <strong>oder</strong> ein fest<br />
zusammengerolltes Tuch) auf die Wunde und<br />
wickeln beides mit einer Mullbinde fest.<br />
Irrtum 5: Motorradfahrern<br />
den Helm abnehmen – JA!<br />
Der Irrtum: Ein Motorradfahrer hat einen Unfall.<br />
Die Helfer überlegen: Dürfen sie den Helm<br />
abnehmen? Die einhellige Meinung lautet „nein“,<br />
um den Halswirbelbereich nicht zu gefährden.<br />
Aber: Die Gefahr für den Motorradfahrer, im<br />
Helm an Erbrochenem zu ersticken, ist weitaus<br />
größer als die Gefahr einer Lähmung, die durch<br />
das Helmabnehmen entstehen könnte!<br />
So reagieren Sie richtig: Ist ein Motorradfahrer<br />
nicht sichtbar verletzt, nehmen Sie ihm ruhig<br />
den Helm ab. Aber stützen Sie die Halswirbelsäule<br />
dabei, damit der Kopf nicht zur Seite<br />
fällt. Das geht am besten zu zweit: Der eine Helfer<br />
entfernt den Helm vorsichtig, während der<br />
andere den Kopf stützt. 7 XNiP: PR4P<br />
2 Mai 2010 <strong>simplify</strong> <strong>Wissen</strong>
Geschichte<br />
Die Mutter des Muttertags<br />
– und ihre späte Reue<br />
Achtung, Irrtum: Der Muttertag galt ursprünglich den Frauenrechten!<br />
Alles beginnt mit einer unverheirateten, kinderlosen<br />
Lehrerin, die im Hause ihrer Eltern lebt<br />
und sich für die Rechte der Frauen einsetzt:<br />
Anna Jarvis. Unterstützt wird Anna von ihrer<br />
Mutter Ann, die ebenfalls politisch aktiv ist und<br />
u. a. die Vereinigung „Mother’s Work Days“<br />
gründet, um die sanitären Zustände in der Mitte<br />
des 19. Jh. zu verbessern.<br />
Wie alles begann<br />
Als die Mutter Ann im Mai 1905 stirbt, kommt<br />
ihrer Tochter Anna der folgenreiche Gedanke,<br />
einmal im Jahr nicht nur an das Werk der eigenen,<br />
sondern aller Mütter zu erinnern. Wichtig<br />
zu wissen: Der Tochter schwebt dabei kein Mutterbild<br />
voller Edelmut und Opferbereitschaft<br />
vor! Vielmehr will sie die soziale und politische<br />
Rolle der Frau verbessern, setzt sich<br />
u. a. für das Frauenwahlrecht ein. Und zu Beginn<br />
des 20. Jh. bietet sich dafür einzig die Mutterrolle<br />
als Identifikationsfigur an.<br />
Anna bittet den Pfarrer ihrer Gemeinde, über<br />
die Bedeutung von Müttern in der Gesellschaft<br />
zu predigen. Das ist der Beginn einer beispiellosen<br />
Erfolgsgeschichte. Anna wirbt unermüdlich<br />
für ihre Idee, z. B. in Zeitungsartikeln und<br />
Briefen an Politiker und Kirchenmänner. Einige<br />
Jahre später erreicht sie ihr Ziel: 1914 erklärt<br />
der amerikanische Präsident den 2. Sonntag<br />
im Mai zum offiziellen Mütter-Gedenktag.<br />
Blumen, Blumen, Blumen<br />
Von Anfang an spielen Blumen eine wichtige<br />
Rolle: Anna selbst verwendet Nelken, die Lieblingsblumen<br />
ihrer Mutter, als Zeichen der Verbundenheit.<br />
In Deutschland macht der Verband<br />
der Blumengeschäftsinhaber den Muttertag<br />
bekannt: In den 1920er-Jahren erklärt er<br />
den Gedenktag erstmals zum Blumentag.<br />
Im Interesse der Erfinderin ist das nicht. Und<br />
während Deutschland 1923 den 1. Muttertag<br />
feiert, wandert gleichzeitig Anna Jarvis in Ame-<br />
Anna Jarvis (1864-1948)<br />
A Sie wollte nicht, dass wirtschaftliche<br />
Interessen den von<br />
ihr erfundenen Muttertag überlagerten.<br />
A Deshalb versuchte sie, Urheberschutz für<br />
den Muttertag zu beanspruchen und diesen<br />
gerichtlich verbieten zu lassen – vergeblich.<br />
A Kurz vor ihrem Tod sprach sie ihr Bedauern<br />
darüber aus, den Muttertag überhaupt erfunden<br />
zu haben.<br />
rika ins Gefängnis, weil sie öffentlich gegen den<br />
Muttertag protestiert: „I wanted it to be a day<br />
of sentiment, not profit“*, zürnt sie – und führt<br />
gegen die Blumenindustrie zahllose Prozesse.<br />
Wie alles endete<br />
Annas Versuch, den Muttertag vor der Kommerzialisierung<br />
zu bewahren, bleibt erfolglos.<br />
Am Ende verliert sie ihr ganzes Vermögen und<br />
stirbt 1948 in einem Altenheim, arm und vergessen.<br />
Besonders kurios: Sie erfährt nie, dass<br />
die Kosten für ihren Aufenthalt jene trugen, gegen<br />
die sie kämpfte und die ihr doch so viel<br />
verdanken: die Blumenhändler. 7 XNiP: 6TXK<br />
* „Ich wollte, dass es ein Tag des Gefühls, nicht des Profits wird.“<br />
Mitte, rechts, links – warum unterscheiden<br />
wir politische Parteien auf diese Weise?<br />
Weil diese Sitzordnung half, das Chaos im 1. Deutschen Parlament zu beherrschen<br />
Die Frankfurter Nationalversammlung, die vom<br />
18. Mai 1848 bis zum 31. Mai 1849 in der Frankfurter<br />
Paulskirche tagte, war das 1. frei gewählte<br />
Parlament für ganz Deutschland. Der<br />
Auftrag der Abgeordneten: einen gesamtdeutschen<br />
Staat mit dazugehöriger Verfassung zu<br />
entwerfen. Denn das Deutschland jener Zeit<br />
war ein lockerer Staatenbund (der sog. „Deutsche<br />
Bund“), bestehend aus 36 Einzelstaaten,<br />
darunter Preußen und Teile Österreichs.<br />
Parlament der Gebildeten<br />
Gut zu wissen: Das Paulskirchenparlament war<br />
ein Parlament der Gebildeten. Zu 90 % gehörten<br />
ihm Juristen, Professoren und Beamte an<br />
– nicht nach Parteizugehörigkeit gewählt, sondern<br />
als geachtete Persönlichkeiten. Entsprechend<br />
selbstbewusst (und chaotisch) ging es<br />
zu: Die Beratungen ertranken in einer Flut von<br />
Wortmeldungen, Reden, Anträgen und Abstimmungen.<br />
Zum Glück fand sich mit Heinrich von Gagern<br />
(1799-1880) ein durchsetzungsstarker Präsident.<br />
Dank seiner Leitung verliefen die Verhandlungen<br />
bald in geordneten Bahnen. Die Abgeordneten<br />
organisierten sich und Gleichgesinnte<br />
schlossen sich zu Gruppen zusammen, um ihre<br />
Ziele gemeinsam durchzusetzen. Damals<br />
sprach man von „Klubs“, heute heißt es „Fraktionen“.<br />
Es bildeten sich 3 große Lager:<br />
A demokratisch gesinnte Abgeordnete, die allgemeine<br />
Wahlen fordern;<br />
A konservative Abgeordnete, die die Monarchie<br />
befürworten;<br />
A liberale Abgeordnete, die sich einen Mittelweg<br />
aus beidem vorstellen können.<br />
Sitzordnung wie in Paris<br />
Zur besseren Unterscheidung bat von Gagern<br />
die Abgeordneten, sich entsprechend ihrer<br />
Blockzugehörigkeit zusammenzusetzen. Die<br />
Sitzordnung bestimmte er nach Pariser Vorbild:<br />
In der französischen Nationalversammlung war<br />
der (traditionell ehrenvollere) Platz rechts vom<br />
König/Präsidenten dem Adel vorbehalten, das<br />
Bürgertum saß links.<br />
Monarchiegegner nach links!<br />
Das Paulskirchenparlament platziert sich ähnlich:<br />
Die Abgeordneten, die die Monarchie stürzen<br />
wollten, setzen sich nach links, die Befürworter<br />
der Monarchie nach rechts. Dazwischen<br />
nehmen die liberaler Denkenden Platz. Bis<br />
heute ungeklärt ist aber, warum sich diese Ordnung<br />
als Begriff selbstständig machte – nicht<br />
nur in Deutschland, sondern in ganz Europa.<br />
In Teilen jedenfalls funktioniert sie heute<br />
noch: Im Deutschen Bundestag sitzt die Linke<br />
tatsächlich links, dann kommt die SPD, dann<br />
aber kommen erst die Grünen, bevor rechts die<br />
CDU und ganz rechts die FDP folgen. So ganz<br />
stimmt das alte Rechts-Links-Schema heute also<br />
nicht mehr!<br />
7 XNiP: YEK7<br />
<strong>simplify</strong> <strong>Wissen</strong> Mai 2010<br />
3
Alltagswissen<br />
Warum steigen die Spritpreise zur Ferienzeit?<br />
Die 4 größten Preistreiber beim Benzin – und wie Sie trotzdem an der Tankstelle sparen können<br />
Jüngst war es Ostern, jetzt nahen Pfingsten und<br />
der Sommerurlaub. Jedes Jahr zur Reisezeit<br />
stöhnen Autofahrer unter gewaltig steigenden<br />
Benzinkosten. Abwechselnd müssen der Krieg<br />
in Nahost, die Rohölpreise auf dem Weltmarkt<br />
<strong>oder</strong> der Energiehunger der Chinesen als Begründung<br />
dafür herhalten. Sind diese Argumente<br />
stichhaltig – <strong>oder</strong> zocken die Ölkonzerne<br />
uns Verbraucher nur ab?<br />
Preistreiber „Nachfrage“<br />
Rohöl wird teurer. Daran ändern auch kurzfristige<br />
„Dellen“ aufgrund von Wirtschaftskrisen<br />
wenig. Denn die Nachfrage steigt, und zwar<br />
weltweit. Überall produzieren die Menschen<br />
immer mehr Güter, fahren mit immer mehr Autos<br />
, schalten immer öfter ihre Klimaanlagen<br />
und Elektrogeräte ein. Fachleute schätzen deshalb:<br />
Bis zum Jahr 2030 wird die Nachfrage<br />
nach Rohöl um weitere 50 % steigen.<br />
Preistreiber „Golfstaaten“<br />
Die „Golfstaaten“ sind alle Länder rund um den<br />
Persischen Golf, u. a. die Arabischen Emirate,<br />
Saudi-Arabien, Kuweit, Irak und Iran. Deren<br />
Ölvorkommen lassen sich vergleichsweise kostengünstig<br />
erschließen (im Gegensatz z. B. zur<br />
Ölförderung in der Nordsee) und sind sehr<br />
groß. Aber: Die politische Unsicherheit in der<br />
Region ist noch viel größer. Jeder Kriegsausbruch,<br />
jedes Selbstmordattentat, jede Autobombe<br />
erhöht die Sorge um die Sicherheit der<br />
Ölversorgung – und steigert so den Ölpreis.<br />
Preistreiber „Raffinerien“<br />
Was kaum jemand weiß: Eine noch wichtigere<br />
Rolle für den Preis, den Sie an der Zapfsäule<br />
zahlen, spielen die Erdölraffinerien. Deren Aufgabe<br />
ist, das Rohöl zu reinigen und in seine<br />
Bestandteile zu zerlegen. Dadurch entstehen<br />
vor allem Benzin und Heizöl.<br />
Das Problem: Alle Raffinerien auf der Welt<br />
arbeiten an ihrer Auslastungsgrenze. Insbesondere<br />
in den USA übersteigt die Nachfrage nach<br />
Treibstoff die Leistungskraft der dortigen Raffinerien,<br />
vor allem in den Sommermonaten,<br />
wenn „driving season“ ist. Deshalb kaufen die<br />
USA Kraftstoff aus europäischen Raffinerien zu.<br />
Das treibt bei uns die Preise nach oben.<br />
Gierige Mineralölkonzerne<br />
Die o. g. Preistreiber gibt es – aber es gibt auch<br />
die Gier der Mineralölkonzerne. Aktuelle Studien<br />
des ADAC belegen: Die Benzinpreise steigen<br />
stets pünktlich zu den Wochenenden,<br />
an Feiertagen und zu Ferienbeginn. Aral,<br />
Esso, Shell und Co. kassieren uns Autofahrer<br />
also ab – aber, gut zu wissen, stets nur auf kurze<br />
Sicht! Denn die Preise bröckeln nach einer<br />
Anhebung meist auch schnell wieder!<br />
Hintergrund: Hiesige Autofahrer sind sehr<br />
preisempfindlich und fahren schnell noch eine<br />
Kurve, wenn die nächste Tankstelle nur 1 ct billiger<br />
ist. Aber jede Tankstelle will ihre Kunden<br />
halten! So gibt es alljährlich gut 100 Erhöhungsversuche,<br />
aber auch ebenso viele Preissenkungsrunden<br />
– wenngleich in Minischritten<br />
und oft erst nach Ferienbeginn.<br />
So sparen Sie an der Tankstelle<br />
Um die Abzocke der Mineralölkonzerne zu umgehen,<br />
empfiehlt Ihnen der ADAC:<br />
A Tanken Sie möglichst zu Wochenbeginn;<br />
montags ist der Sprit viel günstiger als freitags.<br />
A Vergleichen Sie die Preise, und beziehen Sie<br />
auf Urlaubsfahrten das Ausland mit ein. In<br />
Österreich z. B. ist der Kraftstoff meist billiger<br />
als in Deutschland.<br />
A An Autohöfen und Großmärkten, abseits der<br />
Autobahnen und Hauptstraßen gelegen, ist der<br />
Sprit oft preiswerter.<br />
A Außerdem lohnt es, schon einige Tage vor<br />
den Ferien den Wagen vollzutanken.<br />
Mein Tipp: Auch mithilfe des Internets können<br />
Sie Benzinkosten sparen – und zwar unter<br />
www.clever-tanken.de. Die Seite zeigt Ihnen<br />
die günstigste Tankstelle in Ihrer Nähe. Das ist<br />
ein Service, für den ich gerade zur Ferienzeit<br />
sehr dankbar bin!<br />
7 XNiP: EC7H<br />
Holen Sie die Wäsche rein!<br />
Hex hex: Was in der Walpurgisnacht so alles passieren kann<br />
Tanzen Sie in den 1. Mai? Dann folgen Sie einem<br />
alten Brauch, der einige Geheimnisse birgt ...<br />
Wer war die Hl. Walburga?<br />
Der 1. Mai ist nicht nur der Kampftag der Arbeiterbewegung,<br />
sondern auch der kirchliche<br />
Festtag der aus Südengland stammenden Missionshelferin<br />
Walburga, auch Walpurgis (um<br />
710-780). Sie wurde am 1. Mai 870 heilig gesprochen.<br />
Und sie soll, so die Legende, die<br />
Menschen vor Hexen geschützt haben.<br />
Woher kommt der Ausdruck<br />
„Walpurgisnacht“?<br />
Daher auch der Name Walpurgisnacht. Denn<br />
traditionell gilt die Nacht vom 30. April auf den<br />
1. Mai als die Stunde, in der Hexen auf Hügeln<br />
und Bergen (insbesondere auf dem Blocksberg,<br />
eigentlich Brocken im Harz) ein großes Fest zu<br />
Ehren des Teufels abhalten. Der Hexenzauber<br />
war lange Zeit sehr gefürchtet – und die Menschen<br />
deshalb sehr dankbar für eine Heilige,<br />
die ihnen bei der Abwehr des Bösen half.<br />
Leinen rein!<br />
Wussten Sie, dass Sie nach alter Überlieferung<br />
in dieser Nacht besser keine Wäsche draußen<br />
auf der Leine aufhängen sollten? Hintergrund:<br />
Kleidung ist eng mit dem Menschen<br />
verbunden, sie gilt als seine 2. Haut. Und wenn<br />
die Hexen mit der Kleidung ihr Unwesen treiben,<br />
überträgt sich der böse Zauber später auf<br />
die Träger – was unerwünschte Folgen haben<br />
könnte, so der Aberglaube. 7 XNiP: KQ6Q<br />
Rechtsirrtümer (14)<br />
Was der Volksmund über rechtliche Regelungen<br />
berichtet, ist oft reiner Aberglaube – <strong>oder</strong><br />
Wunschdenken. <strong>simplify</strong> <strong>Wissen</strong> klärt Sie<br />
deshalb in jeder Ausgabe über die verbreitetsten<br />
Rechtsirrtümer auf.<br />
Geschenkt ist geschenkt<br />
Nicht immer. Schenkungen, die über das<br />
Alltägliche hinausgehen, können Sie sehr<br />
wohl widerrufen. Wenn Sie z. B. Ihrem Partner<br />
ein wertvolles Geschenk machen, später<br />
aber feststellen müssen, dass dieser wenig<br />
dankbar ist und Sie betrogen hat, dann<br />
können Sie dieses Geschenk zurückfordern<br />
– und haben vor Gericht gute Erfolgsaussichten<br />
(§ 530 BGB, grober Undank). Das<br />
gilt auch, wenn Sie vom Beschenkten bedroht<br />
<strong>oder</strong> bestohlen würden. Damit zeigt<br />
sich, dass Dankbarkeit nicht nur eine moralische<br />
Pflicht sein sollte – Undankbarkeit<br />
kann sogar richtig teuer werden.<br />
4 Mai 2010 <strong>simplify</strong> <strong>Wissen</strong>
Rätsel des Alltags<br />
Warum sind Polizeiautos<br />
heute nicht mehr grünweiß,<br />
sondern grün-silber?<br />
fragt Maximilian R. aus München<br />
Polizeiautos werden nach ihrem Polizeiauto-Leben<br />
verkauft. Dazu entfernen die<br />
Verantwortlichen das Grün, das heutzutage<br />
nicht mehr auflackiert, sondern nur als<br />
Folie aufgeklebt ist. Danach ist das Auto<br />
uni weiß bzw. uni silber.<br />
Das Problem: Weiße Autos ließen sich<br />
viele Jahre lang nicht gut verkaufen – deshalb<br />
haben die Behörden die Grundfarbe<br />
auf Silber getauscht. Silber gehörte lange<br />
zu den erfolgreichsten Autoverkaufsfarben<br />
in Deutschland, wird aber derzeit von<br />
der neuen Trendfarbe Weiß eingeholt!<br />
Beim Farbwechsel hat sich die Polizei also<br />
nicht gerade als Trendsetter erwiesen ...<br />
Wieso gibt es kein Katzenfutter<br />
mit der Geschmacksrichtung<br />
„Maus“?<br />
fragt Leonie S. aus Stuttgart<br />
Katzenfutter muss deutlich billiger sein als<br />
menschliche Nahrung, sonst würde es<br />
niemand kaufen. Deshalb müssen Katzen<br />
grundsätzlich Abstriche machen, was ihr<br />
Futter angeht. Mäuse erst züchten, dann<br />
schlachten und verarbeiten – dieser<br />
Herstellungsprozess wäre sehr teuer und<br />
würde den Preis des Katzenfutters allzu<br />
sehr in die Höhe treiben. Die wenigsten<br />
Katzenbesitzer wären wohl bereit, so teures<br />
Katzenfutter zu kaufen.<br />
Warum wölben sich Duschvorhänge<br />
beim Duschen<br />
stets nach innen?<br />
fragt Ann-Kathrin A. aus Frankfurt<br />
Wer häufig heiß duscht, kennt das Phänomen:<br />
Duschvorhänge nähern sich dem<br />
Körper gern bedrohlich an. Der Grund:<br />
Die Luft in der Dusche erwärmt sich. Im<br />
unteren Bereich der Dusche entsteht ein<br />
Unterdruck – weil sich die warme Luft<br />
nach oben bewegt, wird unten Luft „weggesaugt“.<br />
Da die Dusche unten aber wasserdicht<br />
– und damit fast luftdicht – abschließt,<br />
zieht der Unterdruck den<br />
Vorhang ins Innere.<br />
Bildungsschätze des Monats<br />
Multitalent Efeu: Medizin und Gift<br />
Der immergrüne Kletterer ist „Arzneipflanze des Jahres 2010“<br />
Im Mai ist Europatag – und das gleich 2-mal.<br />
Sowohl am 5. Mai als auch am 9. Mai können<br />
Sie Europa feiern, wenn auch aus ganz unterschiedlichen<br />
Gründen. Sehen Sie selbst:<br />
A Am 9. Mai ist der „richtige“ Europatag.<br />
Denn an diesem Tag im Jahr 1950 wurde Europa<br />
als Gemeinschaft geboren: In Paris rief der<br />
damalige französische Außenminister Robert<br />
Schuman (1886-1963) die Presse zusammen,<br />
um eine „Erklärung von höchster Bedeutung“<br />
zu verlesen.<br />
A Inhalt der Erklärung: Die Rohstoffe, die damals<br />
unabdinglich für die militärische Rüstung<br />
waren, nämlich Kohle und Stahl, wollten Frankreich,<br />
Deutschland und weitere Beitrittsländer<br />
von nun an durch eine übergeordnete europäische<br />
Behörde verwalten lassen. Damit sollten<br />
zukünftige Kriege vermieden werden. Die Idee<br />
der Montanunion, der späteren Europäischen<br />
Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS, 1952-<br />
2002) war geboren.<br />
A Heute finden alljährlich am 9. Mai viele Veranstaltungen<br />
und Festlichkeiten statt, die Europa<br />
seinen Bürgern und die Völker der Union<br />
Obwohl die Kletterpflanze Efeu sehr verbreitet<br />
ist, ahnen viele Gärtner nichts von ihrer medizinischen<br />
Wirkung. Dabei hat „Hedera helix“,<br />
so der lateinische Name, den Titel als „Arzneipflanze<br />
des Jahres“ durchaus verdient: Die heilsame<br />
Wirkung des Efeus auf Bronchien und<br />
Atemwege ist klinisch gut belegt!<br />
A Schon die Medizinmänner und -frauen des<br />
Altertums kannten die heilende Kraft von Efeu<br />
bei Husten und Bronchialbeschwerden. Sie bewahrten<br />
ihre Rezepturen wie Geheimnisse und<br />
reichten sie von Generation zu Generation weiter<br />
– von der Antike bis zum Mittelalter.<br />
A Heute weiß man: Die wirksamen Inhaltsstoffe<br />
des Efeus stecken hauptsächlich in den<br />
Blättern. Man nennt sie Saponine, von lateinisch<br />
sapo für Seife. Tatsächlich schäumen<br />
Saponine, wenn man sie in Wasser löst.<br />
A Studien der Universität Bonn zufolge ist es<br />
vor allem das Saponin „alpha-Hederin“, das<br />
den menschlichen Körper dazu anregt, zähen<br />
Bronchialschleim zu verflüssigen. So fällt uns<br />
das Abhusten und Durchatmen leichter. Der<br />
Hustenreiz geht zurück, die Bronchien entkrampfen<br />
sich. Außerdem hemmen Saponine<br />
das Wachstum von Viren und Bakterien.<br />
A Die Herstellung von Arzneimitteln aus Efeu<br />
ist sehr komplex. Zunächst werden die Blätter<br />
geerntet und getrocknet, danach mit einem Alkohol-Wasser-Gemisch<br />
gespült, um die Inhaltsstoffe<br />
herauszulösen. Anschließend wird dem<br />
Gemisch der Alkohol entzogen und es wieder<br />
getrocknet. Das Ergebnis, ein Trockenextrakt,<br />
dient als Grundlage für Säfte und Tabletten.<br />
A Achtung, Gift: Bei allen positiven Eigenschaften<br />
des Efeus beachten Sie bitte, dass sämtliche<br />
Pflanzenteile giftig sind! Vor allem bei<br />
Kindern und Tieren kann schon der Verzehr geringster<br />
Mengen zu Durchfall und Krämpfen<br />
führen. Sogar beim Beschneiden des Efeus<br />
im Garten empfehlen Experten, Handschuhe<br />
zu tragen – der Pflanzensaft könnte ansonsten<br />
starke Hautausschläge verursachen.<br />
A Mein Fazit: Wenn Sie unter einer Erkältung<br />
<strong>oder</strong> Bronchitis leiden, sind Arzneimittel aus<br />
Efeu, in der Apotheke gekauft, gut geeignet –<br />
nach dem Motto von Paracelsus (1493-1541):<br />
„Die Dosis macht das Gift.“ 7 XNiP: 3ERA<br />
Das passt zur EU: 2 Europatage<br />
Warum wird in Brüssel am 5. und am 9. Mai gefeiert?<br />
einander näherbringen sollen – sicher auch<br />
welche in Ihrer Nähe!<br />
A Weniger stark gefeiert wird der Europatag<br />
am 5. Mai. Er erinnert an die Gründung des<br />
Europarates durch die Unterzeichnung seiner<br />
Satzung am 5. Mai 1949 in London.<br />
A Achtung, Irrtum: Der Europarat gehört nicht<br />
zur EU – auch wenn beide dieselbe Flagge und<br />
dieselbe Hymne verwenden! Vielmehr ist er<br />
eine unabhängige europäische Organisation.<br />
Er besteht derzeit aus 47 Staaten, die EU aber<br />
nur aus 27. Das heißt: Im Europarat sind auch<br />
Staaten vertreten, die nicht der EU angehören,<br />
z. B. die Schweiz.<br />
A Der Europarat sitzt in Straßburg und debattiert<br />
über allgemeine europäische Fragen. Sein<br />
Ziel ist ganz allgemein eine gute Zusammenarbeit<br />
der Mitgliedstaaten, um wirtschaftlichen<br />
und sozialen Fortschritt zu erzielen.<br />
A Der Europarat hat aber auch politische Bedeutung,<br />
denn eines seiner Kernanliegen sind<br />
die Menschenrechte. Organisatorisch ist ihm<br />
deshalb der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte<br />
angeschlossen. 7 XNiP: CFA9<br />
<strong>simplify</strong> <strong>Wissen</strong> Mai 2010<br />
5
Kurioses<br />
Auch Blumen haben Gefühle<br />
Neue Forschungen zeigen, wie intelligent Pflanzen wirklich sind<br />
In der Schweizer Verfassung ist die „Würde der<br />
Kreatur“ explizit verankert – und darunter verstehen<br />
die Eidgenossen nicht nur Menschen<br />
und Tiere, sondern auch Pflanzen! Die Schweiz<br />
ist weltweit das einzige Land mit einer solchen<br />
Verfassungsnorm. Was steckt dahinter?<br />
Pflanzen können<br />
sehen, riechen und hören<br />
Pflanzen haben weder Augen, Nasen noch Ohren<br />
– dennoch können sie auf ihre Art sehen,<br />
riechen und hören. Das beweisen viele aktuelle<br />
wissenschaftliche Untersuchungen.<br />
A Sehen: Pflanzen können z. B. hell- und dunkelrotes<br />
Licht unterscheiden. Je nachdem, wie<br />
solche Lichtschattierungen auf ihre Blätter fallen,<br />
wissen sie, ob neben ihnen ein Konkurrent<br />
steht, der ihnen Sonnenlicht wegnimmt – und<br />
sie reagieren darauf, indem sie z. B. in eine andere<br />
Richtung wachsen.<br />
A Riechen: Eine Pflanze, die riechen kann, ist<br />
z. B. der Teufelszwirn. Er ernährt sich von Tomatenstauden.<br />
In einem Experiment stellten Botaniker<br />
einen Spross Teufelszwirn zwischen ein<br />
Töpfchen Tomatenessenz und eine echte Tomatenpflanze.<br />
Ergebnis: Der Spross entschied<br />
sich für das lecker duftende Töpfchen – und<br />
wuchs zielgerichtet zu ihm hin!<br />
A Hören: Ein anderes Beispiel für „sprechende“<br />
Pflanzen ist die Limabohne (Südamerika).<br />
Wird sie von Raupen befallen, „ruft“ sie um<br />
Hilfe – indem sie einen speziellen Duft absondert.<br />
Ihre Nachbarpflanzen „hören“ diesen Hilferuf<br />
und wissen ihn zu deuten: Sie beginnen<br />
sofort damit, winzige Nektartröpfchen zu produzieren.<br />
Mit dem Nektar locken sie Ameisen<br />
an – und diese halten die Raupen dann von ihren<br />
Blättern fern.<br />
<strong>Wissen</strong><br />
Leser-Service:<br />
Bei Fragen zu Rechnungen <strong>oder</strong> Ihrem<br />
Abonnement wenden Sie sich bitte an unseren<br />
Abonnenten-Service<br />
Theodor-Heuss-Str. 2–4, D-53095 Bonn<br />
Tel.: 0228 9550140, Fax: 0228 3696057<br />
E-Mail: info@<strong>simplify</strong>wissen.de<br />
Hier können Sie <strong>simplify</strong> <strong>Wissen</strong> abonnieren und erhalten früher<br />
erschienene Ausgaben zum Sonderpreis von 5 € pro Exemplar.<br />
Bitte geben Sie Erscheinungsjahr und -monat an.<br />
Leser-Sprechstunde:<br />
(nur für inhaltliche/redaktionelle Fragen)<br />
montags von 10 bis 13 Uhr, Tel.: 089 54782091<br />
Für schriftliche Fragen:<br />
Per Post: <strong>simplify</strong> <strong>Wissen</strong>, Theodor-Heuss-Str. 2–4, D-53095 Bonn<br />
Per Fax: 0228 82055522<br />
Per E-Mail: redaktion@<strong>simplify</strong>wissen.de<br />
Die Gefühle des Rosenkohls<br />
Nicht nur exotische, auch heimische Pflanzen<br />
haben Gefühle; z. B. der Rosenkohl, der es<br />
„fühlt“, wenn ein Schmetterling Eier auf seine<br />
Blätter legt. Noch bevor die gefräßigen Schmetterlingsraupen<br />
schlüpfen, reagiert er: Er verändert<br />
die Zusammensetzung seiner Blattoberfläche.<br />
Die Folge: Die neue Blattstruktur erregt die<br />
Aufmerksamkeit bestimmter Wespen, die ihre<br />
eigenen Eier in die des Schmetterlings legen.<br />
Die schlüpfenden Wespenlarven fressen dann<br />
die Schmetterlingsembryonen auf – und für<br />
den Rosenkohl ist das Problem gelöst.<br />
Wie „fühlen“ Pflanzen?<br />
Um Informationen innerhalb ihres Körpers weiterzuleiten,<br />
nutzen Pflanzen ähnlich wie Tiere<br />
elektrische Signale. Das zeigen Messungen.<br />
Wird ein Blatt berührt, laufen in der Folge elektrische<br />
Signale den Spross hinunter und hinauf.<br />
Geschehen die Berührungen häufiger, zieht die<br />
Pflanze daraus Konsequenzen, wie z. B. die<br />
oben beschriebenen. Viel mehr wissen Forscher<br />
noch nicht über das komplizierte Innenleben<br />
von Pflanzen. Eines ist jedoch klar: Wir<br />
müssen uns von der Vorstellung verabschieden,<br />
Pflanzen seien weniger hoch entwickelte<br />
Lebensformen als Tiere!<br />
Fazit: Pflanzen gut behandeln<br />
Pflanzen können – ohne Gehirn! – weit mehr,<br />
als wir bisher annahmen, z. B. fühlen und kommunizieren.<br />
Also behandeln Sie Ihre Pflanzen<br />
gut! Das ist es, was uns die Schweizer mit ihrer<br />
Verfassungsnorm von der „Würde der Kreatur“<br />
sagen wollen: Nicht nur mit Tieren, auch mit<br />
Pflanzen sollten wir sorgsamer umgehen, als<br />
die meisten Menschen das tun. 7 XNiP: 7EAX<br />
Verblüffend einfach –<br />
einfach verblüffend<br />
Herausgeber: Detlef Koenig<br />
Chefredaktion: Bettina Röttgers (v. i. S. d. P.)<br />
Zeichnungen: Werner Tiki Küstenmacher<br />
Produktmanagement: Patrick Loos<br />
Herstellungsleitung: Dipl.-Ing. Monika Graf<br />
Herstellung: Sebastian Gerber, Bonn<br />
Druck: Bonner Druck & Medien, Bonn<br />
© 2010 by Orgenda Verlag für persönliche Weiterentwicklung<br />
– ein Unternehmensbereich der VNR Verlag für die Deutsche<br />
Wirtschaft AG Bonn, HRB 8165, Vorstand: Helmut Graf.<br />
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Vervielfältigungen,<br />
auch auszugsweise, nicht gestattet. ISSN 1862–2313<br />
® ist eine eingetragene Marke der VNR<br />
Verlag für die Deutsche Wirtschaft AG<br />
Darf ich zum Muttertag<br />
noch Blumen verschenken<br />
– <strong>oder</strong> ist das moralisch<br />
verwerflich?<br />
fragt Christine F. aus Wiesbaden<br />
Bei dieser Frage geht es weniger um das Gefühlsleben<br />
der Pflanzen – sondern eher<br />
um das ihrer „Pfleger“. Denn die Blumen,<br />
die Sie zum 9. Mai (und auch an anderen<br />
Tagen) kaufen, haben oft eine weite Reise<br />
hinter sich: Sie kommen aus Südamerika,<br />
Afrika <strong>oder</strong> Asien.<br />
Gewünscht: Makellose Ware<br />
Ecuador, Kolumbien, Kenia, China – das<br />
sind die Hauptlieferanten. Aus diesen Ländern<br />
gehen „unsere“ Schnittblumen auf einen<br />
mehrtägigen Transport. An den Flughäfen<br />
werden sie gründlich auf Schädlinge<br />
kontrolliert. Um all diese Torturen zu überstehen,<br />
müssen sie sehr robust sein. Und<br />
das bedeutet: Die Bauern in den Herkunftsländern<br />
ertränken sie in Pestiziden.<br />
In der Kritik: Pestizide<br />
Diese Art des Blumenhandels bringt Probleme:<br />
Oft hantieren z. B. die Arbeiter auf den<br />
Blumenfarmen ungeschützt mit den Schädlingsvernichtungsmitteln,<br />
also ohne Handschuhe<br />
<strong>oder</strong> Schutzanzüge. Dazu kommt<br />
die Wasser-Problematik: Die Farmen saugen<br />
frisches Wasser aus den Seen – und leiten<br />
mit Pestiziden belastete Abwässer zurück.<br />
Wegen dieser Missstände ist die Blumenindustrie<br />
aktuell in heftige Kritik geraten.<br />
Die Lösung: Öko-Blumen<br />
Doch es gibt Gegenbewegungen, z. B. das<br />
„Flower Label Programm (FLP)“: Darin<br />
haben sich Fachgeschäfte, Großhändler und<br />
Farmen zusammengeschlossen, die<br />
menschlich und ökologisch korrekt mit<br />
Schnittblumen handeln wollen. Sie arbeiten<br />
nach Regeln, die ein Mindestmaß an Gesundheits-<br />
und Umweltschutz in den Herstellerländern<br />
garantieren. (Mehr Infos unter:<br />
www.fairflowers.de.)<br />
Das heißt für Sie: In angeschlossenen<br />
Fachgeschäften können Sie bedenkenlos<br />
Blumen kaufen. Sie erkennen sie am grünen<br />
FLP-Siegel mit der roten Rose. Und so<br />
erworben, können Sie bedenkenlos (nicht<br />
nur) Ihre Mutter mit der schönsten Blumenpracht<br />
erfreuen!<br />
XNiP: QK3G<br />
6 Mai 2010 <strong>simplify</strong> <strong>Wissen</strong>
Verbraucher-<strong>Wissen</strong><br />
„Abgelaufen? Das esse ich nicht mehr!“<br />
Achtung, Irrtum: Viele Lebensmittel halten viel länger, als auf der Packung angegeben<br />
Man muss kein Philosoph sein, um zu wissen:<br />
Alles ist vergänglich. Die Frage ist nur: wann?<br />
Bei Lebensmitteln steht die Antwort schon auf<br />
der Verpackung. Wenn das Haltbarkeitsdatum<br />
abgelaufen ist, werfen wir die Produkte in den<br />
Müll. Oft allerdings zu Unrecht.<br />
Einer aktuellen Studie des Wiener Instituts<br />
für Abfallwirtschaft zufolge landen bis zu 12 %<br />
aller Lebensmittel im Müll – oft noch originalverpackt.<br />
Das macht pro Jahr knapp 400 €<br />
pro Haushalt aus! Die Forscher glauben, dass<br />
die Dunkelziffer höher ist – auch wenn man<br />
an andere verderbliche Warengruppen denkt,<br />
z. B. an Medikamente und Kosmetika.<br />
Wie lange halten Lebensmittel?<br />
Fakt ist: Das Mindesthaltbarkeitsdatum (abgekürzt<br />
MHD) auf Lebensmitteln ist meist nur<br />
ein Richtwert. Es sagt aus, bis zu welchem Termin<br />
das Produkt bei sachgerechter Aufbewahrung<br />
ohne Geschmacks- und Qualitätseinbußen<br />
genießbar ist (= Garantie des Herstellers).<br />
Aus diesen garantierechtlichen Gründen<br />
steht ein MHD auch auf den Verpackungen von<br />
Nudeln, Salz <strong>oder</strong> Honig – meist monate- <strong>oder</strong><br />
jahrelang in der Ferne. Für Sie zuhause bedeutet<br />
das: Nähert sich das Produkt in Ihrem Keller<br />
<strong>oder</strong> Kühlschrank seinem MHD an, kommt<br />
es auf einige Wochen mehr auch nicht an –<br />
schließlich beginnt der Verfall nicht schlagartig<br />
mit dem aufgedruckten Datum.<br />
Können Sie Abgelaufenes<br />
bedenkenlos kaufen?<br />
Lebensmittel, deren MHD überschritten ist,<br />
dürfen vom Händler weiterverkauft werden –<br />
wenn er sich zuvor von der Qualität der Ware<br />
überzeugt hat und Sie als Kunden über das abgelaufene<br />
MHD informiert.<br />
Das heißt für Sie: Sie können Ware mit abgelaufenen<br />
MHD, die ja meist preisreduziert ist,<br />
bedenkenlos kaufen. Ein abgelaufenes MHD ist<br />
auch kein Reklamationsgrund. Nur, wenn das<br />
Produkt außerdem verdorben wäre, müsste der<br />
Händler Ihre Reklamation akzeptieren.<br />
Wann es gefährlich wird<br />
Während das Mindesthaltbarkeitsdatum also<br />
eher empfehlenden Charakter hat, ist das Verbrauchsdatum<br />
ein klarer Befehl. Sie finden<br />
es z. B. auf Fisch, Hackfleisch, Wurst und Produkten<br />
aus rohen Eiern. Es sagt aus, bis wann<br />
Sie das Lebensmittel verzehren bzw. verarbeiten<br />
müssen. Dem Datum ist die Floskel „Zu verbrauchen<br />
bis“ vorangestellt, zusätzlich werden<br />
Aufbewahrungsbedingungen genannt, wie z. B.<br />
die Höchsttemperatur.<br />
Wichtig zu wissen: Ist das Verbrauchsdatum<br />
überschritten, sollten Sie die Ware auf keinen<br />
Fall mehr verzehren – es sei denn, Sie legen es<br />
auf eine Lebensmittelvergiftung an!<br />
Haltbarkeit von Kosmetika<br />
Auch für Kosmetika, z. B. Cremes und Lotionen,<br />
gilt eine Verwendungsdauer. Denn natürlich<br />
sollten Sie wissen, wie lange Sie die Creme<br />
nach dem Öffnen benutzen können, ohne<br />
dass es für Sie schädlich wird!<br />
Die Verwendungsdauer ist meist duch<br />
dieses Symbol gekennzeichnet.* Es<br />
zeigt einen offenen Cremetopf, ergänzt um einen<br />
Zeitraum, angegeben in Monaten (M)<br />
<strong>oder</strong> Jahren (A). Mein Tipp: Am besten halten<br />
Sie es bei Kosmetikprodukten so, dass Sie das<br />
Erstöffnungsdatum gut sichtbar auf Tiegel <strong>oder</strong><br />
Tube notieren – so haben Sie die maximale Verwendungsdauer<br />
immer im Blick.<br />
Haltbarkeit von Arzneien<br />
Auch auf Arzneipackungen ist ein Verfallsdatum<br />
angegeben. Ihm sind die Worte „Verwendbar<br />
bis“ vorangestellt. Es besagt, wie lange das Me-<br />
H-Milch<br />
Marmelade<br />
Konserven<br />
Eier<br />
Schokolade<br />
Nudeln, Reis<br />
Backpulver<br />
Honig, Salz, Zucker<br />
Tee, Kaffee, Gewürze<br />
Bier<br />
Joghurt<br />
dikament verwendet und verkauft werden darf.<br />
Wichtig zu wissen: Im Unterschied zu Kosmetika<br />
hat diese Laufzeitangabe i. d. R. nichts mit<br />
der Haltbarkeit nach Anbruch des Behältnisses<br />
zu tun! Insbesondere bei medizinischen Säften<br />
und Tropfen gilt: Diese sind nach dem Öffnen<br />
meist nur kurze Zeit haltbar.<br />
Das heißt für Sie: Angaben zur Haltbarkeit<br />
nach Anbruch finden Sie meist in der Packungsbeilage.<br />
Lesen Sie diese aufmerksam. Und notieren<br />
Sie bei jedem Medikament das Erstöffnungsdatum<br />
gut sichtbar auf der Verpackung –<br />
so können Sie es stets nachhalten.<br />
Mein Fazit<br />
Viele Lebensmittel sind auch nach Ablauf des<br />
Mindesthaltbarkeitsdatums noch genießbar –<br />
Frischeprodukte mit Verbrauchsdatum hingegen<br />
nicht! Bei Arzneien und Kosmetika kommt<br />
es vor allem auf die Haltbarkeit nach Anbruch<br />
an. Die folgende Tabelle zeigt Ihnen die groben<br />
Haltbarkeiten bestimmter Warengruppen<br />
– damit Sie in Zukunft nicht mehr ganz so unsicher<br />
sein müssen, wenn Sie z. B. ganz hinten<br />
in Ihrem Kühlschrank einen längst überfälligen<br />
Joghurt entdecken ... 7 XNiP: TG7K<br />
* Betrifft Kosmetikprodukte, die länger als 30 Monate haltbar sind.<br />
Bei Produkten, die kürzer haltbar sind, ist ein Mindesthaltbarkeitsdatum<br />
angegeben.<br />
Haltbarkeit von Lebensmitteln – Richtwerte<br />
Nach dem Öffnen wie Frischmilch: ca. 4 Tage. Vorsicht: H-Milch verdirbt<br />
ohne Säuerung, hier kann der Geschmackstest versagen!<br />
Angebrochen im Kühlschrank mehrere Monate.<br />
Immer sauberen Löffel benutzen!<br />
Geöffnet im Kühlschrank 1 Woche. Ungeöffnet jahrelang. Verdorbenes<br />
erkennen Sie am Zischen beim Öffnen <strong>oder</strong> am gewölbtem Deckel.<br />
28 Tage ab Legedatum. Danach nur noch erhitzt verwenden.<br />
Vollmilch <strong>oder</strong> Bitter jahrelang. Zusätze wie Nüsse verderben schneller.<br />
Bei warmer Lagerung entsteht ein Fettreif. Auf ranzigen Geschmack prüfen!<br />
Geschlossene Packungen jahrelang. Vorsicht: Eiernudeln mit<br />
abgelaufenem MHD meiden. Naturreis kann ranzig werden.<br />
Fast unbegrenzt. Bei offenen Tütchen lässt die Treibwirkung<br />
innerhalb 1 Monats nach.<br />
Fast unbegrenzt.<br />
Jahrelang verwendbar. Aber: Aromaverlust.<br />
Übers MHD hinaus trinkbar. Aber: Geschmack verändert sich<br />
(schmeckt brotiger), Schaum lässt nach, ggf. Flockenbildung.<br />
Unangebrochen und gekühlt weit nach Ablauf des MHD essbar.<br />
Konsistenz, Farbe und Geschmack auf Veränderungen prüfen!<br />
<strong>simplify</strong> <strong>Wissen</strong> Mai 2010<br />
7
<strong>Wissen</strong> kompakt<br />
Warum bestätigen<br />
Ausnahmen die Regel?<br />
Logisch betrachtet tun sie doch genau das Gegenteil ...<br />
Wer in einer Diskussion in die Enge getrieben<br />
wird, aber unbedingt recht behalten will, rettet<br />
sich gerne mit folgendem Satz: „Ausnahmen<br />
bestätigen die Regel!“ – und ist aus dem<br />
Schneider. Dabei ist die gern gebrauchte Formel<br />
völlig unlogisch: Eine Ausnahme stellt eine<br />
Regel ja eher infrage, als sie zu untermauern!<br />
Was also soll die Verwirrung?<br />
Rechtssatz aus der Antike<br />
Historiker führen die Floskel auf einen Rechtsgrundsatz<br />
der griechisch-römischen Antike zurück:<br />
„Abusus non tollit usum“, auf Deutsch:<br />
„Missbrauch hebt den rechten Gebrauch nicht<br />
auf.“ Gelegentlich wird er ergänzt mit: „sed<br />
confirmat substantiam“, „sondern er bestätigt<br />
das Wesen“. Dieser Grundsatz gilt auch in unserem<br />
heutigen Rechtssystem und bedeutet,<br />
dass ein Gesetz nicht außer Kraft gesetzt <strong>oder</strong><br />
angefochten werden kann, nur weil es manchmal<br />
gebrochen wird. Beispiel: Nur weil einige<br />
Raser mit Tempo 50 durch die Tempo-30-Zone<br />
fahren, ist damit die Geschwindigkeitsregelung<br />
nicht generell aufgehoben.<br />
So kontern Sie Besserwisser<br />
Das Sprichwort bedeutet also im Kern: Nur weil<br />
es Ausnahmen von der Regel gibt, heißt das<br />
noch nicht, dass die Regel falsch ist. Anders<br />
formuliert: Eine Regel ist nicht ungültig, nur<br />
weil es Fälle gibt, die ihr widersprechen.<br />
Daraus in Diskussionen abzuleiten, dass Ausnahmen<br />
die Regel bestätigen, ist zumindest gewagt<br />
– wenn nicht gar frech. Weisen Sie einen<br />
derart unlogisch argumentierenden Diskussionspartner<br />
doch demnächst einfach einmal auf<br />
die korrekte Bedeutung der Redewendung hin.<br />
Daraus ergibt sich mit Sicherheit ein neues,<br />
reizvolles (und vor allem weniger kontroverses)<br />
Gesprächsthema .... 7 XNiP: 6EEC<br />
„Germany? Twelve points!“<br />
Neue Wertung soll Sympathiepunkte beim „Grand Prix“ verhindern<br />
Ende Mai ist es wieder soweit: Der „Eurovision<br />
Song Contest“ wird ausgetragen, in diesem Jahr<br />
in Oslo. Wenn Sie ein bisschen um die Regeln<br />
des Liederwettbewerbs wissen, ist Ihnen damit<br />
klar: Der Sieger 2009 kam aus Norwegen. Denn<br />
den aktuellen Wettbewerb richtet stets das<br />
Land des Vorjahressiegers aus.<br />
Schummel-Grand-Prix<br />
Doch bevor der Sieger gekürt werden kann,<br />
werden die Lieder bewertet – mit Punkten von<br />
1 bis 12. Eigentlich soll dieses System die Qualität<br />
der Songs widerspiegeln. Aber die letzten<br />
Jahre zeigten: Viele Länder bevorzugen ihre<br />
Nachbarländer bei der Punktevergabe (sog.<br />
Sympathiepunkte).<br />
Dies gilt vor allem für die ehemaligen Staaten<br />
Jugoslawiens (Serbien, Montenegro, Mazedonien,<br />
Bosnien-Herzegowina, Kroatien, Slowenien)<br />
und der Sowjetunion (Armenien, Weißrussland,<br />
Russland, Georgien, Moldau, Ukraine).<br />
Schon mehrfach kam es zum Skandal, weil<br />
diese Länder sich untereinander fast alle vorderen<br />
Plätze zuschusterten. Es war sogar schon<br />
vom „Balkanovision-Sowjet-Contest“ die Rede.<br />
Neues Wertungssystem<br />
Um die Sympathiepunkte zu verringern, gibt<br />
es jetzt ein neues Wertungssystem: Zunächst<br />
werden 2 getrennte Halbfinale veranstaltet<br />
(am 25. und 27. Mai), auf die die teilnehmenden<br />
Länder per Los aufgeteilt werden. Per Televoting<br />
abstimmen dürfen die Zuschauer nur<br />
im jeweils „eigenen“ Halbfinale – und ihre<br />
Stimmen zählen nur noch zu 50 %. Über die<br />
anderen 50 % bestimmt eine Jury.<br />
Auch im Finale am 29. Mai bestimmt die<br />
Jury zu 50 % mit. Außerdem gibt es noch eine<br />
Neuerung: In allen Finals können die Zuschauer<br />
bereits „televoten“, sobald der 1. Interpret<br />
auftritt (bis 15 Min. nach dem letzten Lied).<br />
Vier gewinnt!<br />
Übrigens: Die 4 größten Geldgeberländer sind<br />
von vornherein für das Finale gesetzt. Neben<br />
Frankreich, Großbritannien und Spanien ist das<br />
Deutschland. Die 1. Hürde hat der deutsche<br />
„Song für Oslo“ („Satellite“ von Lena Meyer-<br />
Landrut) also schon genommen. Ob’s auch für<br />
den Gesamtsieg reicht? Drücken wir der Sängerin<br />
die Daumen!<br />
7 XNiP: KQ6F<br />
Aus der Forschung<br />
Gucken Sie<br />
Komödien!<br />
Keine Diät und keine Medizin halten Ihr Herz<br />
so gut in Schuss wie häufiges Lachen! Kardiologen<br />
von der University of Maryland, USA, haben<br />
das anhand von Filmszenen nachgewiesen.<br />
Drama <strong>oder</strong> Komödie?<br />
In dem Experiment zeigten die <strong>Wissen</strong>schaftler<br />
ihren gesunden Versuchsteilnehmern eine<br />
Filmkomödie. Ergebnis: Die Blutgefäße der Probanden<br />
entspannten sich beim Betrachten des<br />
Filmspaßes und ließen deutlich mehr Blut pulsieren.<br />
Das Gegenteil geschah, als den teilnehmenden<br />
Männern und Frauen Szenen aus dem<br />
Kriegsfilm „Der Soldat James Ryan“ vorgeführt<br />
wurde: Ihre Blutgefäße verengten sich und<br />
bremsten die Zirkulation.<br />
Durch das Lachen dehnt und erweitert sich<br />
das sog. Endothel, vermuten die Forscher. Das<br />
ist das Körpergewebe, das unsere Blutgefäße<br />
von innen auskleidet. Es spielt eine wichtige<br />
Rolle bei der Entstehung von Arteriosklerose<br />
(Arterienverkalkung) und Gefäßverhärtungen.<br />
Lachen ist die beste Medizin<br />
Nach Meinung der Forscher steht aufgrund ihrer<br />
Studie fest: Lachen ist die beste – zudem<br />
kostenlose – Herzmedizin. Dennoch lachen Erwachsene<br />
am Tag durchschnittlich nur 15-mal.<br />
Kinder dagegen sind wahre Lachkünstler: Sie<br />
bringen es auf 400 Lacher am Tag.<br />
Das heißt für Sie: Nehmen Sie sich ein Beispiel<br />
an den Kindern, und lesen Sie z. B. gezielt<br />
humorvolle Bücher, <strong>oder</strong> suchen Sie lustige<br />
Veranstaltungen auf. Es muss ja nicht gerade<br />
das Kasperletheater sein – eine schöne Kinokomödie,<br />
ein netter Theaterabend mit Kabarett<br />
<strong>oder</strong> Comedy tut es auch. Am 2. Mai ist außerdem<br />
„Weltlachtag“. Punkt 14 Uhr deutscher Zeit<br />
wird gemeinsam für 3 Minuten gelacht. Lachen<br />
Sie doch einfach mit! 7 XNiP: QGP7<br />
Premiumbereich / XNiP<br />
Sie finden uns auch im Internet: unter<br />
www.orgenda.de. Hier können Sie sich<br />
alle früher erschienenen Ausgaben kostenlos<br />
herunterladen und ausdrucken.<br />
Benutzerkennung: Ihr Nachname<br />
Passwort: Ihre Kundennummer<br />
Oder Sie archivieren Ihre Lieblingsartikel<br />
per SMS u. v. m. mit unserem neuen Service<br />
XNiP. Alle Informationen hierzu finden<br />
Sie unter www.xnip.com.<br />
8 Mai 2010 <strong>simplify</strong> <strong>Wissen</strong>