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simplify Wissen Frühlingsgefühle: Einbildung oder Wahrheit? (Vorschau)

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www.orgenda.de/<strong>simplify</strong>wissen Mai 2010<br />

Erscheint am 21. April 2010<br />

<strong>Wissen</strong><br />

Verblüffend einfach – einfach verblüffend<br />

Ein Gedicht<br />

rettet jeden Tag<br />

zwei Großereignisse prägen<br />

für mich den Monat Mai:<br />

Vom 12. bis 16. Mai findet der<br />

2. Ökumenische Kirchentag<br />

in meiner Wahlheimat München<br />

statt – und vom 21. bis 24. Mai der<br />

„Karneval der Kulturen“ in Berlin. Beide Veranstaltungen<br />

wollen Menschen unterschiedlicher<br />

Couleur einander näherbringen.<br />

Berlin hat die höchste Anzahl Einwanderer<br />

in Deutschland. Deshalb will das<br />

Multi-Kulti-Festival die Nationen zusammenbringen:<br />

mit Umzügen, Straßenfesten,<br />

Partys und Bühnenvorstellungen rund um<br />

den Karneval. Die Idee dahinter: „Karnevaleske“<br />

Elemente finden sich in jeder<br />

Nation. Deshalb soll jede Nation „ihren“<br />

Karneval zeigen – und den der anderen<br />

kennenlernen (www.karneval-berlin.de).<br />

Anders der Ökumenische Kirchentag. In<br />

dieser krisenreichen Zeit soll sein Motto<br />

„Damit ihr Hoffnung habt“ ein Signal der<br />

Ermutigung sein. Prominente wie Horst<br />

Köhler, Gesine Schwan <strong>oder</strong> Eckart von<br />

Hirschhausen helfen dabei mit. Weitere<br />

Informationen und Teilnahmekarten erhalten<br />

Sie im Internet: www.oekt.de.<br />

Übrigens: Die Atmosphäre des Kirchentags<br />

können Sie bereits vorab schnuppern,<br />

und zwar ebenfalls im Internet unter<br />

www.oekt.de. Unter dem Motto „Ein Gedicht<br />

rettet einen Tag“ wird dort täglich ein<br />

zeitgenössisches Gedicht veröffentlicht.<br />

Haben Sie einmal einen schlechten Tag,<br />

klicken Sie sich doch rein – vielleicht rettet<br />

das aktuelle Gedicht ja auch Ihren Tag!<br />

Bettina Röttgers, Chefredakteurin<br />

Aktuelles<br />

<strong>Frühlingsgefühle</strong>:<br />

<strong>Einbildung</strong> <strong>oder</strong> <strong>Wahrheit</strong>?<br />

Eines ist sicher: Sexualhormone haben immer Frühling<br />

Wer kennt das Gefühl nicht? Jetzt steigen die<br />

Temperaturen, die Sonne scheint. Sie können<br />

endlich wieder ohne Mantel aus dem Haus gehen,<br />

ohne zu frieren, und das Straßenbild<br />

strotzt nur so von attraktiven, gut gelaunten<br />

Menschen. Die Blumen blühen, und jeder<br />

2. Erwachsene hat „Schmetterlinge im Bauch“...<br />

– stopp! Schluss mit den Klischees! <strong>simplify</strong><br />

<strong>Wissen</strong> erklärt, was wirklich an den <strong>Frühlingsgefühle</strong>n<br />

dran ist.<br />

Nüchterne Erklärungsversuche<br />

Weder noch – so lässt sich die Frage nach einer<br />

medizinischen Erklärung für das Phänomen<br />

am ehesten beantworten. <strong>Frühlingsgefühle</strong> haben<br />

weder eine rein physiologische Ursache,<br />

noch bilden wir sie uns nur ein.<br />

In jedem Fall spielen Hormone eine Rolle:<br />

Viele Hormone folgen einem jahreszeitlichen<br />

Rhythmus und werden außerdem durch Licht<br />

und Wärme beeinflusst. Bei Männern z. B. haben<br />

<strong>Wissen</strong>schaftler beobachtet, dass die Konzentration<br />

einiger Sexualhormone vom Frühjahr<br />

an bis in den Sommer zunimmt, im Winter<br />

aber wieder sinkt – zumindest war das früher<br />

so. Heute ist es etwas anders (vgl. Abschnitt<br />

„Hemmende Zivilisation“ auf S. 2).<br />

In dieser Ausgabe<br />

Spürbare Folgen<br />

Auch die Folgen von <strong>Frühlingsgefühle</strong>n haben<br />

<strong>Wissen</strong>schaftler untersucht: In einer jahrzehntelangen<br />

Analyse stellten sie jeweils im Februar<br />

und März einen „Peak“ bei den Geburtenraten<br />

fest. Wer rechnen kann, stellt fest:<br />

Besonders viele Kinder müssen im Frühjahr<br />

des Vorjahres gezeugt worden sein. Gerade im<br />

Wonnemonat Mai zeugen wir besonders viele<br />

Wonneproppen!<br />

Ihr 1. Kurztipp<br />

Weiter geht’s auf Seite 2<br />

Internationaler Museumstag<br />

Am 16. Mai begehen Museen weltweit ihren<br />

„Museumstag“. Und am Abend zuvor<br />

(15. Mai) findet in Deutschland, Österreich<br />

und der Schweiz wieder die beliebte lange<br />

„Nacht der Museen“ statt. An beiden<br />

Terminen locken viele Museen – vom kleinen<br />

Heimat- bis zum großen staatlichen<br />

Kunstmuseum – mit Aktionen wie Sonderführungen,<br />

Blick hinter die Kulissen, Workshops<br />

<strong>oder</strong> freiem Eintritt. So macht Bildung<br />

richtig Spaß! Alle Aktionen finden Sie vorab<br />

im Internet unter www.museumstag.de.<br />

Die 5 häufigsten Irrtümer bei der Ersten Hilfe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2<br />

Die Mutter des Muttertags – und ihre späte Reue . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3<br />

Mitte, rechts, links: Warum unterscheiden wir politische Parteien so? . . . . . 3<br />

Warum steigen die Spritpreise zur Ferienzeit? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4<br />

Holen Sie Ihre Wäsche rein – es ist Walpurgisnacht! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4<br />

Multitalent Efeu: Medizin und Gift . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />

Das passt zur EU: 2 Europatage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />

Auch Blumen haben Gefühle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />

„Abgelaufen? Das esse ich nicht mehr!“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />

Warum bestätigen Ausnahmen die Regel? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />

Aus der Forschung: Gucken Sie Komödien! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />

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Aktuelles<br />

Fortsetzung von Seite 1<br />

Es deutet also einiges darauf hin, dass wir Menschen<br />

– biochemisch betrachtet – so offen für<br />

<strong>Frühlingsgefühle</strong> sind wie Tiere für ihre Brunftzeit.<br />

Bei Tieren stellt die Natur durch den jährlichen<br />

Brunft-Rhythmus sicher, dass der Nachwuchs<br />

dann zur Welt kommt, wenn etwas zu<br />

futtern da ist.<br />

Hemmende Zivilisation<br />

Aber natürlich ist der Mensch nicht 1 : 1 mit<br />

den Tieren vergleichbar – und die Zivilisation<br />

nicht ohne Folgen geblieben. Die Februar-<br />

Peaks bei den Geburtenraten konnten z. B. nur<br />

bis etwa 1970 beobachtet werden. Danach sind<br />

offensichtlich andere Dinge wichtiger geworden:<br />

soziale Faktoren, andere Verhütungsgewohnheiten<br />

usw.<br />

Auch mindern künstliches Licht, Häuser und<br />

Heizung den natürlichen Jahresrhythmus der<br />

Hormone – davon abgesehen, dass viele<br />

Menschen im Winter in die Sonne fliegen. Viele<br />

Hormonforscher glauben deshalb heute:<br />

Für unsere Sexualhormone ist in der m<strong>oder</strong>nen<br />

Welt immer Frühling. Aktuelle Zeugungskurven<br />

scheinen ihnen Recht zu geben: In ganz<br />

Europa verschoben sich die zeugungsstärksten<br />

Monate in den Herbst und Winter!<br />

Licht weckt Leidenschaft<br />

<strong>Einbildung</strong> ist das schöne Frühjahrsempfinden<br />

aber auch nicht. Verhaltensforscher beobachten<br />

ungebrochene <strong>Frühlingsgefühle</strong>. Sie sagen:<br />

Licht und Wärme verbessern unsere Stimmung<br />

und machen uns offener – deshalb<br />

interessieren wir uns jetzt verstärkt für das andere<br />

Geschlecht. Jeder strafft seinen Körper<br />

und geht aufrechter, wenn er sich nicht mehr<br />

im dicken Mantel vor Kälte und Wind schützen<br />

muss. Frauen tragen wieder kürzere Röcke und<br />

tiefere Dekolletés. Das alles schafft Anreize.<br />

Es sind vor allem solche psychologischen Faktoren,<br />

die uns im Frühjahr aufblühen lassen.<br />

Und es gibt auch noch eine rein praktische<br />

Komponente: Im Frühling halten wir uns mehr<br />

im Freien und unter Menschen auf. Wir haben<br />

also auch einfach mehr Gelegenheit zum Kennenlernen<br />

und zum Flirten.<br />

Mein Fazit<br />

Die Hormone scheinen im Frühjahr nicht mehr<br />

Hochkonjunktur zu haben, die Gefühle hingegen<br />

schon – so lässt sich die aktuelle Forschung<br />

zum Thema „<strong>Frühlingsgefühle</strong>“ zusammenfassen.<br />

Die Empfindungen spielen sich<br />

offensichtlich mehr im Kopf als im Körper ab.<br />

Na und? Das schöne Gefühl im Mai bleibt dennoch.<br />

„Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“,<br />

wusste schon Hermann Hesse. In diesem Sinne:<br />

Genießen Sie einfach einen zauberhaften<br />

Frühling!<br />

7 XNiP: 7RHY<br />

Die 5 häufigsten Irrtümer bei der Ersten Hilfe<br />

Verbrennungen, Schwächeanfälle, Knochenbrüche: So reagieren Sie im Notfall wirklich richtig<br />

Jetzt im Mai beginnt die Grillsaison, drehen Jogger<br />

und Motorradfahrer wieder ihre Runden.<br />

Bei all diesen Freizeitaktivitäten können leider<br />

auch Unfälle passieren. Das Problem: Gerade<br />

im Bereich der Nothilfe kursieren viele Mythen<br />

und Irrtümer. Die Grenze zwischen bewährtem<br />

Hausmittel und Humbug ist fließend. Erfahren<br />

Sie deshalb hier, was in der Ersten Hilfe eher<br />

schadet – und was wirklich hilft:<br />

Irrtum 1: Auf Verbrennungen<br />

Mehl streuen – NEIN!<br />

Der Irrtum: Eine ungeschickte Bewegung – und<br />

kochendes Wasser ergießt sich z. B. über den<br />

Arm (Verbrühung) <strong>oder</strong> die Grillflamme schlägt<br />

zu hoch (Verbrennung). Alte Hausmittel wie<br />

Eier, Butter <strong>oder</strong> Mehl dürfen Sie in solchen Fällen<br />

nicht anwenden, denn Lebensmittel sind<br />

oft verkeimt (Infektionsgefahr!) – und stauen<br />

außerdem die Hitze, statt sie zu verringern.<br />

So reagieren Sie richtig: Kühlen Sie mit Wasser,<br />

damit der Schmerz nachlässt – und zwar<br />

mit lauwarmem Wasser in Zimmertemperatur.<br />

Schwerere Verbrennungen decken Sie nur<br />

mit sterilem Tuch aus dem Verbandskasten ab.<br />

Irrtum 2: Knochenbrüche<br />

sofort schienen – NEIN!<br />

Der Irrtum: Ein Bruch muss möglichst schnell<br />

geschient werden, damit die Schmerzen nachlassen<br />

und nicht noch mehr passiert, so die ververbreitete<br />

Meinung. Aber fachgerecht erledigen<br />

können Sie das Schienen gar nicht!<br />

So reagieren Sie richtig: Überlassen Sie das<br />

Schienen dem Notarzt; er verfügt über aufblasbare<br />

Schienen. Bis zu seinem Eintreffen sollten<br />

Sie den Arm/das Bein ruhig lagern und abstützen<br />

– und den Bruch kühlen, um die<br />

Schwellung möglichst gering zu halten.<br />

Irrtum 3: Bei Schwächeanfall<br />

Wasser einflößen – NEIN!<br />

Der Irrtum: Ein Jogger im Park sackt plötzlich<br />

zusammen. Spaziergänger versuchen, dem<br />

Mann zu helfen: Der eine will ihm die Beine<br />

hochlegen, der nächste lieber den Oberkörper,<br />

der Dritte ihm Wasser einflößen. All diese Vorschläge<br />

sind jedoch falsch.<br />

So reagieren Sie richtig: Ist der Betroffene<br />

zwar bewusstlos, atmet jedoch, hat er keinen<br />

Herz-Kreislauf-Stillstand. In diesem Fall sollten<br />

Sie ihn in die stabile Seitenlage bringen: auf<br />

die linke Seite drehen, den Kopf etwas überstrecken<br />

und den Mund leicht öffnen sowie je<br />

nach Witterung leicht zudecken.<br />

Irrtum 4: Blutende Wunden<br />

sofort abbinden – NEIN!<br />

Der Irrtum: Schnitt- und Stichwunden sind<br />

manchmal tief. Als Helfer wollen Sie die Blu-<br />

tung dann schnellstmöglich stoppen. Aber: Binden<br />

Sie Arm <strong>oder</strong> Bein zu stark ab, verklumpt<br />

das Blut in den Gefäßen – was später zu Komplikationen<br />

führen könnte.<br />

So reagieren Sie richtig: Starke Blutungen<br />

versorgen Sie mit einem Druckverband. Dazu<br />

zunächst das Bein/den Arm hochhalten und<br />

die Schlagader abdrücken, danach den Druckverband<br />

anlegen. Dafür legen Sie einen Gegenstand<br />

(z. B. ein Verbandspäckchen <strong>oder</strong> ein fest<br />

zusammengerolltes Tuch) auf die Wunde und<br />

wickeln beides mit einer Mullbinde fest.<br />

Irrtum 5: Motorradfahrern<br />

den Helm abnehmen – JA!<br />

Der Irrtum: Ein Motorradfahrer hat einen Unfall.<br />

Die Helfer überlegen: Dürfen sie den Helm<br />

abnehmen? Die einhellige Meinung lautet „nein“,<br />

um den Halswirbelbereich nicht zu gefährden.<br />

Aber: Die Gefahr für den Motorradfahrer, im<br />

Helm an Erbrochenem zu ersticken, ist weitaus<br />

größer als die Gefahr einer Lähmung, die durch<br />

das Helmabnehmen entstehen könnte!<br />

So reagieren Sie richtig: Ist ein Motorradfahrer<br />

nicht sichtbar verletzt, nehmen Sie ihm ruhig<br />

den Helm ab. Aber stützen Sie die Halswirbelsäule<br />

dabei, damit der Kopf nicht zur Seite<br />

fällt. Das geht am besten zu zweit: Der eine Helfer<br />

entfernt den Helm vorsichtig, während der<br />

andere den Kopf stützt. 7 XNiP: PR4P<br />

2 Mai 2010 <strong>simplify</strong> <strong>Wissen</strong>


Geschichte<br />

Die Mutter des Muttertags<br />

– und ihre späte Reue<br />

Achtung, Irrtum: Der Muttertag galt ursprünglich den Frauenrechten!<br />

Alles beginnt mit einer unverheirateten, kinderlosen<br />

Lehrerin, die im Hause ihrer Eltern lebt<br />

und sich für die Rechte der Frauen einsetzt:<br />

Anna Jarvis. Unterstützt wird Anna von ihrer<br />

Mutter Ann, die ebenfalls politisch aktiv ist und<br />

u. a. die Vereinigung „Mother’s Work Days“<br />

gründet, um die sanitären Zustände in der Mitte<br />

des 19. Jh. zu verbessern.<br />

Wie alles begann<br />

Als die Mutter Ann im Mai 1905 stirbt, kommt<br />

ihrer Tochter Anna der folgenreiche Gedanke,<br />

einmal im Jahr nicht nur an das Werk der eigenen,<br />

sondern aller Mütter zu erinnern. Wichtig<br />

zu wissen: Der Tochter schwebt dabei kein Mutterbild<br />

voller Edelmut und Opferbereitschaft<br />

vor! Vielmehr will sie die soziale und politische<br />

Rolle der Frau verbessern, setzt sich<br />

u. a. für das Frauenwahlrecht ein. Und zu Beginn<br />

des 20. Jh. bietet sich dafür einzig die Mutterrolle<br />

als Identifikationsfigur an.<br />

Anna bittet den Pfarrer ihrer Gemeinde, über<br />

die Bedeutung von Müttern in der Gesellschaft<br />

zu predigen. Das ist der Beginn einer beispiellosen<br />

Erfolgsgeschichte. Anna wirbt unermüdlich<br />

für ihre Idee, z. B. in Zeitungsartikeln und<br />

Briefen an Politiker und Kirchenmänner. Einige<br />

Jahre später erreicht sie ihr Ziel: 1914 erklärt<br />

der amerikanische Präsident den 2. Sonntag<br />

im Mai zum offiziellen Mütter-Gedenktag.<br />

Blumen, Blumen, Blumen<br />

Von Anfang an spielen Blumen eine wichtige<br />

Rolle: Anna selbst verwendet Nelken, die Lieblingsblumen<br />

ihrer Mutter, als Zeichen der Verbundenheit.<br />

In Deutschland macht der Verband<br />

der Blumengeschäftsinhaber den Muttertag<br />

bekannt: In den 1920er-Jahren erklärt er<br />

den Gedenktag erstmals zum Blumentag.<br />

Im Interesse der Erfinderin ist das nicht. Und<br />

während Deutschland 1923 den 1. Muttertag<br />

feiert, wandert gleichzeitig Anna Jarvis in Ame-<br />

Anna Jarvis (1864-1948)<br />

A Sie wollte nicht, dass wirtschaftliche<br />

Interessen den von<br />

ihr erfundenen Muttertag überlagerten.<br />

A Deshalb versuchte sie, Urheberschutz für<br />

den Muttertag zu beanspruchen und diesen<br />

gerichtlich verbieten zu lassen – vergeblich.<br />

A Kurz vor ihrem Tod sprach sie ihr Bedauern<br />

darüber aus, den Muttertag überhaupt erfunden<br />

zu haben.<br />

rika ins Gefängnis, weil sie öffentlich gegen den<br />

Muttertag protestiert: „I wanted it to be a day<br />

of sentiment, not profit“*, zürnt sie – und führt<br />

gegen die Blumenindustrie zahllose Prozesse.<br />

Wie alles endete<br />

Annas Versuch, den Muttertag vor der Kommerzialisierung<br />

zu bewahren, bleibt erfolglos.<br />

Am Ende verliert sie ihr ganzes Vermögen und<br />

stirbt 1948 in einem Altenheim, arm und vergessen.<br />

Besonders kurios: Sie erfährt nie, dass<br />

die Kosten für ihren Aufenthalt jene trugen, gegen<br />

die sie kämpfte und die ihr doch so viel<br />

verdanken: die Blumenhändler. 7 XNiP: 6TXK<br />

* „Ich wollte, dass es ein Tag des Gefühls, nicht des Profits wird.“<br />

Mitte, rechts, links – warum unterscheiden<br />

wir politische Parteien auf diese Weise?<br />

Weil diese Sitzordnung half, das Chaos im 1. Deutschen Parlament zu beherrschen<br />

Die Frankfurter Nationalversammlung, die vom<br />

18. Mai 1848 bis zum 31. Mai 1849 in der Frankfurter<br />

Paulskirche tagte, war das 1. frei gewählte<br />

Parlament für ganz Deutschland. Der<br />

Auftrag der Abgeordneten: einen gesamtdeutschen<br />

Staat mit dazugehöriger Verfassung zu<br />

entwerfen. Denn das Deutschland jener Zeit<br />

war ein lockerer Staatenbund (der sog. „Deutsche<br />

Bund“), bestehend aus 36 Einzelstaaten,<br />

darunter Preußen und Teile Österreichs.<br />

Parlament der Gebildeten<br />

Gut zu wissen: Das Paulskirchenparlament war<br />

ein Parlament der Gebildeten. Zu 90 % gehörten<br />

ihm Juristen, Professoren und Beamte an<br />

– nicht nach Parteizugehörigkeit gewählt, sondern<br />

als geachtete Persönlichkeiten. Entsprechend<br />

selbstbewusst (und chaotisch) ging es<br />

zu: Die Beratungen ertranken in einer Flut von<br />

Wortmeldungen, Reden, Anträgen und Abstimmungen.<br />

Zum Glück fand sich mit Heinrich von Gagern<br />

(1799-1880) ein durchsetzungsstarker Präsident.<br />

Dank seiner Leitung verliefen die Verhandlungen<br />

bald in geordneten Bahnen. Die Abgeordneten<br />

organisierten sich und Gleichgesinnte<br />

schlossen sich zu Gruppen zusammen, um ihre<br />

Ziele gemeinsam durchzusetzen. Damals<br />

sprach man von „Klubs“, heute heißt es „Fraktionen“.<br />

Es bildeten sich 3 große Lager:<br />

A demokratisch gesinnte Abgeordnete, die allgemeine<br />

Wahlen fordern;<br />

A konservative Abgeordnete, die die Monarchie<br />

befürworten;<br />

A liberale Abgeordnete, die sich einen Mittelweg<br />

aus beidem vorstellen können.<br />

Sitzordnung wie in Paris<br />

Zur besseren Unterscheidung bat von Gagern<br />

die Abgeordneten, sich entsprechend ihrer<br />

Blockzugehörigkeit zusammenzusetzen. Die<br />

Sitzordnung bestimmte er nach Pariser Vorbild:<br />

In der französischen Nationalversammlung war<br />

der (traditionell ehrenvollere) Platz rechts vom<br />

König/Präsidenten dem Adel vorbehalten, das<br />

Bürgertum saß links.<br />

Monarchiegegner nach links!<br />

Das Paulskirchenparlament platziert sich ähnlich:<br />

Die Abgeordneten, die die Monarchie stürzen<br />

wollten, setzen sich nach links, die Befürworter<br />

der Monarchie nach rechts. Dazwischen<br />

nehmen die liberaler Denkenden Platz. Bis<br />

heute ungeklärt ist aber, warum sich diese Ordnung<br />

als Begriff selbstständig machte – nicht<br />

nur in Deutschland, sondern in ganz Europa.<br />

In Teilen jedenfalls funktioniert sie heute<br />

noch: Im Deutschen Bundestag sitzt die Linke<br />

tatsächlich links, dann kommt die SPD, dann<br />

aber kommen erst die Grünen, bevor rechts die<br />

CDU und ganz rechts die FDP folgen. So ganz<br />

stimmt das alte Rechts-Links-Schema heute also<br />

nicht mehr!<br />

7 XNiP: YEK7<br />

<strong>simplify</strong> <strong>Wissen</strong> Mai 2010<br />

3


Alltagswissen<br />

Warum steigen die Spritpreise zur Ferienzeit?<br />

Die 4 größten Preistreiber beim Benzin – und wie Sie trotzdem an der Tankstelle sparen können<br />

Jüngst war es Ostern, jetzt nahen Pfingsten und<br />

der Sommerurlaub. Jedes Jahr zur Reisezeit<br />

stöhnen Autofahrer unter gewaltig steigenden<br />

Benzinkosten. Abwechselnd müssen der Krieg<br />

in Nahost, die Rohölpreise auf dem Weltmarkt<br />

<strong>oder</strong> der Energiehunger der Chinesen als Begründung<br />

dafür herhalten. Sind diese Argumente<br />

stichhaltig – <strong>oder</strong> zocken die Ölkonzerne<br />

uns Verbraucher nur ab?<br />

Preistreiber „Nachfrage“<br />

Rohöl wird teurer. Daran ändern auch kurzfristige<br />

„Dellen“ aufgrund von Wirtschaftskrisen<br />

wenig. Denn die Nachfrage steigt, und zwar<br />

weltweit. Überall produzieren die Menschen<br />

immer mehr Güter, fahren mit immer mehr Autos<br />

, schalten immer öfter ihre Klimaanlagen<br />

und Elektrogeräte ein. Fachleute schätzen deshalb:<br />

Bis zum Jahr 2030 wird die Nachfrage<br />

nach Rohöl um weitere 50 % steigen.<br />

Preistreiber „Golfstaaten“<br />

Die „Golfstaaten“ sind alle Länder rund um den<br />

Persischen Golf, u. a. die Arabischen Emirate,<br />

Saudi-Arabien, Kuweit, Irak und Iran. Deren<br />

Ölvorkommen lassen sich vergleichsweise kostengünstig<br />

erschließen (im Gegensatz z. B. zur<br />

Ölförderung in der Nordsee) und sind sehr<br />

groß. Aber: Die politische Unsicherheit in der<br />

Region ist noch viel größer. Jeder Kriegsausbruch,<br />

jedes Selbstmordattentat, jede Autobombe<br />

erhöht die Sorge um die Sicherheit der<br />

Ölversorgung – und steigert so den Ölpreis.<br />

Preistreiber „Raffinerien“<br />

Was kaum jemand weiß: Eine noch wichtigere<br />

Rolle für den Preis, den Sie an der Zapfsäule<br />

zahlen, spielen die Erdölraffinerien. Deren Aufgabe<br />

ist, das Rohöl zu reinigen und in seine<br />

Bestandteile zu zerlegen. Dadurch entstehen<br />

vor allem Benzin und Heizöl.<br />

Das Problem: Alle Raffinerien auf der Welt<br />

arbeiten an ihrer Auslastungsgrenze. Insbesondere<br />

in den USA übersteigt die Nachfrage nach<br />

Treibstoff die Leistungskraft der dortigen Raffinerien,<br />

vor allem in den Sommermonaten,<br />

wenn „driving season“ ist. Deshalb kaufen die<br />

USA Kraftstoff aus europäischen Raffinerien zu.<br />

Das treibt bei uns die Preise nach oben.<br />

Gierige Mineralölkonzerne<br />

Die o. g. Preistreiber gibt es – aber es gibt auch<br />

die Gier der Mineralölkonzerne. Aktuelle Studien<br />

des ADAC belegen: Die Benzinpreise steigen<br />

stets pünktlich zu den Wochenenden,<br />

an Feiertagen und zu Ferienbeginn. Aral,<br />

Esso, Shell und Co. kassieren uns Autofahrer<br />

also ab – aber, gut zu wissen, stets nur auf kurze<br />

Sicht! Denn die Preise bröckeln nach einer<br />

Anhebung meist auch schnell wieder!<br />

Hintergrund: Hiesige Autofahrer sind sehr<br />

preisempfindlich und fahren schnell noch eine<br />

Kurve, wenn die nächste Tankstelle nur 1 ct billiger<br />

ist. Aber jede Tankstelle will ihre Kunden<br />

halten! So gibt es alljährlich gut 100 Erhöhungsversuche,<br />

aber auch ebenso viele Preissenkungsrunden<br />

– wenngleich in Minischritten<br />

und oft erst nach Ferienbeginn.<br />

So sparen Sie an der Tankstelle<br />

Um die Abzocke der Mineralölkonzerne zu umgehen,<br />

empfiehlt Ihnen der ADAC:<br />

A Tanken Sie möglichst zu Wochenbeginn;<br />

montags ist der Sprit viel günstiger als freitags.<br />

A Vergleichen Sie die Preise, und beziehen Sie<br />

auf Urlaubsfahrten das Ausland mit ein. In<br />

Österreich z. B. ist der Kraftstoff meist billiger<br />

als in Deutschland.<br />

A An Autohöfen und Großmärkten, abseits der<br />

Autobahnen und Hauptstraßen gelegen, ist der<br />

Sprit oft preiswerter.<br />

A Außerdem lohnt es, schon einige Tage vor<br />

den Ferien den Wagen vollzutanken.<br />

Mein Tipp: Auch mithilfe des Internets können<br />

Sie Benzinkosten sparen – und zwar unter<br />

www.clever-tanken.de. Die Seite zeigt Ihnen<br />

die günstigste Tankstelle in Ihrer Nähe. Das ist<br />

ein Service, für den ich gerade zur Ferienzeit<br />

sehr dankbar bin!<br />

7 XNiP: EC7H<br />

Holen Sie die Wäsche rein!<br />

Hex hex: Was in der Walpurgisnacht so alles passieren kann<br />

Tanzen Sie in den 1. Mai? Dann folgen Sie einem<br />

alten Brauch, der einige Geheimnisse birgt ...<br />

Wer war die Hl. Walburga?<br />

Der 1. Mai ist nicht nur der Kampftag der Arbeiterbewegung,<br />

sondern auch der kirchliche<br />

Festtag der aus Südengland stammenden Missionshelferin<br />

Walburga, auch Walpurgis (um<br />

710-780). Sie wurde am 1. Mai 870 heilig gesprochen.<br />

Und sie soll, so die Legende, die<br />

Menschen vor Hexen geschützt haben.<br />

Woher kommt der Ausdruck<br />

„Walpurgisnacht“?<br />

Daher auch der Name Walpurgisnacht. Denn<br />

traditionell gilt die Nacht vom 30. April auf den<br />

1. Mai als die Stunde, in der Hexen auf Hügeln<br />

und Bergen (insbesondere auf dem Blocksberg,<br />

eigentlich Brocken im Harz) ein großes Fest zu<br />

Ehren des Teufels abhalten. Der Hexenzauber<br />

war lange Zeit sehr gefürchtet – und die Menschen<br />

deshalb sehr dankbar für eine Heilige,<br />

die ihnen bei der Abwehr des Bösen half.<br />

Leinen rein!<br />

Wussten Sie, dass Sie nach alter Überlieferung<br />

in dieser Nacht besser keine Wäsche draußen<br />

auf der Leine aufhängen sollten? Hintergrund:<br />

Kleidung ist eng mit dem Menschen<br />

verbunden, sie gilt als seine 2. Haut. Und wenn<br />

die Hexen mit der Kleidung ihr Unwesen treiben,<br />

überträgt sich der böse Zauber später auf<br />

die Träger – was unerwünschte Folgen haben<br />

könnte, so der Aberglaube. 7 XNiP: KQ6Q<br />

Rechtsirrtümer (14)<br />

Was der Volksmund über rechtliche Regelungen<br />

berichtet, ist oft reiner Aberglaube – <strong>oder</strong><br />

Wunschdenken. <strong>simplify</strong> <strong>Wissen</strong> klärt Sie<br />

deshalb in jeder Ausgabe über die verbreitetsten<br />

Rechtsirrtümer auf.<br />

Geschenkt ist geschenkt<br />

Nicht immer. Schenkungen, die über das<br />

Alltägliche hinausgehen, können Sie sehr<br />

wohl widerrufen. Wenn Sie z. B. Ihrem Partner<br />

ein wertvolles Geschenk machen, später<br />

aber feststellen müssen, dass dieser wenig<br />

dankbar ist und Sie betrogen hat, dann<br />

können Sie dieses Geschenk zurückfordern<br />

– und haben vor Gericht gute Erfolgsaussichten<br />

(§ 530 BGB, grober Undank). Das<br />

gilt auch, wenn Sie vom Beschenkten bedroht<br />

<strong>oder</strong> bestohlen würden. Damit zeigt<br />

sich, dass Dankbarkeit nicht nur eine moralische<br />

Pflicht sein sollte – Undankbarkeit<br />

kann sogar richtig teuer werden.<br />

4 Mai 2010 <strong>simplify</strong> <strong>Wissen</strong>


Rätsel des Alltags<br />

Warum sind Polizeiautos<br />

heute nicht mehr grünweiß,<br />

sondern grün-silber?<br />

fragt Maximilian R. aus München<br />

Polizeiautos werden nach ihrem Polizeiauto-Leben<br />

verkauft. Dazu entfernen die<br />

Verantwortlichen das Grün, das heutzutage<br />

nicht mehr auflackiert, sondern nur als<br />

Folie aufgeklebt ist. Danach ist das Auto<br />

uni weiß bzw. uni silber.<br />

Das Problem: Weiße Autos ließen sich<br />

viele Jahre lang nicht gut verkaufen – deshalb<br />

haben die Behörden die Grundfarbe<br />

auf Silber getauscht. Silber gehörte lange<br />

zu den erfolgreichsten Autoverkaufsfarben<br />

in Deutschland, wird aber derzeit von<br />

der neuen Trendfarbe Weiß eingeholt!<br />

Beim Farbwechsel hat sich die Polizei also<br />

nicht gerade als Trendsetter erwiesen ...<br />

Wieso gibt es kein Katzenfutter<br />

mit der Geschmacksrichtung<br />

„Maus“?<br />

fragt Leonie S. aus Stuttgart<br />

Katzenfutter muss deutlich billiger sein als<br />

menschliche Nahrung, sonst würde es<br />

niemand kaufen. Deshalb müssen Katzen<br />

grundsätzlich Abstriche machen, was ihr<br />

Futter angeht. Mäuse erst züchten, dann<br />

schlachten und verarbeiten – dieser<br />

Herstellungsprozess wäre sehr teuer und<br />

würde den Preis des Katzenfutters allzu<br />

sehr in die Höhe treiben. Die wenigsten<br />

Katzenbesitzer wären wohl bereit, so teures<br />

Katzenfutter zu kaufen.<br />

Warum wölben sich Duschvorhänge<br />

beim Duschen<br />

stets nach innen?<br />

fragt Ann-Kathrin A. aus Frankfurt<br />

Wer häufig heiß duscht, kennt das Phänomen:<br />

Duschvorhänge nähern sich dem<br />

Körper gern bedrohlich an. Der Grund:<br />

Die Luft in der Dusche erwärmt sich. Im<br />

unteren Bereich der Dusche entsteht ein<br />

Unterdruck – weil sich die warme Luft<br />

nach oben bewegt, wird unten Luft „weggesaugt“.<br />

Da die Dusche unten aber wasserdicht<br />

– und damit fast luftdicht – abschließt,<br />

zieht der Unterdruck den<br />

Vorhang ins Innere.<br />

Bildungsschätze des Monats<br />

Multitalent Efeu: Medizin und Gift<br />

Der immergrüne Kletterer ist „Arzneipflanze des Jahres 2010“<br />

Im Mai ist Europatag – und das gleich 2-mal.<br />

Sowohl am 5. Mai als auch am 9. Mai können<br />

Sie Europa feiern, wenn auch aus ganz unterschiedlichen<br />

Gründen. Sehen Sie selbst:<br />

A Am 9. Mai ist der „richtige“ Europatag.<br />

Denn an diesem Tag im Jahr 1950 wurde Europa<br />

als Gemeinschaft geboren: In Paris rief der<br />

damalige französische Außenminister Robert<br />

Schuman (1886-1963) die Presse zusammen,<br />

um eine „Erklärung von höchster Bedeutung“<br />

zu verlesen.<br />

A Inhalt der Erklärung: Die Rohstoffe, die damals<br />

unabdinglich für die militärische Rüstung<br />

waren, nämlich Kohle und Stahl, wollten Frankreich,<br />

Deutschland und weitere Beitrittsländer<br />

von nun an durch eine übergeordnete europäische<br />

Behörde verwalten lassen. Damit sollten<br />

zukünftige Kriege vermieden werden. Die Idee<br />

der Montanunion, der späteren Europäischen<br />

Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS, 1952-<br />

2002) war geboren.<br />

A Heute finden alljährlich am 9. Mai viele Veranstaltungen<br />

und Festlichkeiten statt, die Europa<br />

seinen Bürgern und die Völker der Union<br />

Obwohl die Kletterpflanze Efeu sehr verbreitet<br />

ist, ahnen viele Gärtner nichts von ihrer medizinischen<br />

Wirkung. Dabei hat „Hedera helix“,<br />

so der lateinische Name, den Titel als „Arzneipflanze<br />

des Jahres“ durchaus verdient: Die heilsame<br />

Wirkung des Efeus auf Bronchien und<br />

Atemwege ist klinisch gut belegt!<br />

A Schon die Medizinmänner und -frauen des<br />

Altertums kannten die heilende Kraft von Efeu<br />

bei Husten und Bronchialbeschwerden. Sie bewahrten<br />

ihre Rezepturen wie Geheimnisse und<br />

reichten sie von Generation zu Generation weiter<br />

– von der Antike bis zum Mittelalter.<br />

A Heute weiß man: Die wirksamen Inhaltsstoffe<br />

des Efeus stecken hauptsächlich in den<br />

Blättern. Man nennt sie Saponine, von lateinisch<br />

sapo für Seife. Tatsächlich schäumen<br />

Saponine, wenn man sie in Wasser löst.<br />

A Studien der Universität Bonn zufolge ist es<br />

vor allem das Saponin „alpha-Hederin“, das<br />

den menschlichen Körper dazu anregt, zähen<br />

Bronchialschleim zu verflüssigen. So fällt uns<br />

das Abhusten und Durchatmen leichter. Der<br />

Hustenreiz geht zurück, die Bronchien entkrampfen<br />

sich. Außerdem hemmen Saponine<br />

das Wachstum von Viren und Bakterien.<br />

A Die Herstellung von Arzneimitteln aus Efeu<br />

ist sehr komplex. Zunächst werden die Blätter<br />

geerntet und getrocknet, danach mit einem Alkohol-Wasser-Gemisch<br />

gespült, um die Inhaltsstoffe<br />

herauszulösen. Anschließend wird dem<br />

Gemisch der Alkohol entzogen und es wieder<br />

getrocknet. Das Ergebnis, ein Trockenextrakt,<br />

dient als Grundlage für Säfte und Tabletten.<br />

A Achtung, Gift: Bei allen positiven Eigenschaften<br />

des Efeus beachten Sie bitte, dass sämtliche<br />

Pflanzenteile giftig sind! Vor allem bei<br />

Kindern und Tieren kann schon der Verzehr geringster<br />

Mengen zu Durchfall und Krämpfen<br />

führen. Sogar beim Beschneiden des Efeus<br />

im Garten empfehlen Experten, Handschuhe<br />

zu tragen – der Pflanzensaft könnte ansonsten<br />

starke Hautausschläge verursachen.<br />

A Mein Fazit: Wenn Sie unter einer Erkältung<br />

<strong>oder</strong> Bronchitis leiden, sind Arzneimittel aus<br />

Efeu, in der Apotheke gekauft, gut geeignet –<br />

nach dem Motto von Paracelsus (1493-1541):<br />

„Die Dosis macht das Gift.“ 7 XNiP: 3ERA<br />

Das passt zur EU: 2 Europatage<br />

Warum wird in Brüssel am 5. und am 9. Mai gefeiert?<br />

einander näherbringen sollen – sicher auch<br />

welche in Ihrer Nähe!<br />

A Weniger stark gefeiert wird der Europatag<br />

am 5. Mai. Er erinnert an die Gründung des<br />

Europarates durch die Unterzeichnung seiner<br />

Satzung am 5. Mai 1949 in London.<br />

A Achtung, Irrtum: Der Europarat gehört nicht<br />

zur EU – auch wenn beide dieselbe Flagge und<br />

dieselbe Hymne verwenden! Vielmehr ist er<br />

eine unabhängige europäische Organisation.<br />

Er besteht derzeit aus 47 Staaten, die EU aber<br />

nur aus 27. Das heißt: Im Europarat sind auch<br />

Staaten vertreten, die nicht der EU angehören,<br />

z. B. die Schweiz.<br />

A Der Europarat sitzt in Straßburg und debattiert<br />

über allgemeine europäische Fragen. Sein<br />

Ziel ist ganz allgemein eine gute Zusammenarbeit<br />

der Mitgliedstaaten, um wirtschaftlichen<br />

und sozialen Fortschritt zu erzielen.<br />

A Der Europarat hat aber auch politische Bedeutung,<br />

denn eines seiner Kernanliegen sind<br />

die Menschenrechte. Organisatorisch ist ihm<br />

deshalb der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte<br />

angeschlossen. 7 XNiP: CFA9<br />

<strong>simplify</strong> <strong>Wissen</strong> Mai 2010<br />

5


Kurioses<br />

Auch Blumen haben Gefühle<br />

Neue Forschungen zeigen, wie intelligent Pflanzen wirklich sind<br />

In der Schweizer Verfassung ist die „Würde der<br />

Kreatur“ explizit verankert – und darunter verstehen<br />

die Eidgenossen nicht nur Menschen<br />

und Tiere, sondern auch Pflanzen! Die Schweiz<br />

ist weltweit das einzige Land mit einer solchen<br />

Verfassungsnorm. Was steckt dahinter?<br />

Pflanzen können<br />

sehen, riechen und hören<br />

Pflanzen haben weder Augen, Nasen noch Ohren<br />

– dennoch können sie auf ihre Art sehen,<br />

riechen und hören. Das beweisen viele aktuelle<br />

wissenschaftliche Untersuchungen.<br />

A Sehen: Pflanzen können z. B. hell- und dunkelrotes<br />

Licht unterscheiden. Je nachdem, wie<br />

solche Lichtschattierungen auf ihre Blätter fallen,<br />

wissen sie, ob neben ihnen ein Konkurrent<br />

steht, der ihnen Sonnenlicht wegnimmt – und<br />

sie reagieren darauf, indem sie z. B. in eine andere<br />

Richtung wachsen.<br />

A Riechen: Eine Pflanze, die riechen kann, ist<br />

z. B. der Teufelszwirn. Er ernährt sich von Tomatenstauden.<br />

In einem Experiment stellten Botaniker<br />

einen Spross Teufelszwirn zwischen ein<br />

Töpfchen Tomatenessenz und eine echte Tomatenpflanze.<br />

Ergebnis: Der Spross entschied<br />

sich für das lecker duftende Töpfchen – und<br />

wuchs zielgerichtet zu ihm hin!<br />

A Hören: Ein anderes Beispiel für „sprechende“<br />

Pflanzen ist die Limabohne (Südamerika).<br />

Wird sie von Raupen befallen, „ruft“ sie um<br />

Hilfe – indem sie einen speziellen Duft absondert.<br />

Ihre Nachbarpflanzen „hören“ diesen Hilferuf<br />

und wissen ihn zu deuten: Sie beginnen<br />

sofort damit, winzige Nektartröpfchen zu produzieren.<br />

Mit dem Nektar locken sie Ameisen<br />

an – und diese halten die Raupen dann von ihren<br />

Blättern fern.<br />

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Die Gefühle des Rosenkohls<br />

Nicht nur exotische, auch heimische Pflanzen<br />

haben Gefühle; z. B. der Rosenkohl, der es<br />

„fühlt“, wenn ein Schmetterling Eier auf seine<br />

Blätter legt. Noch bevor die gefräßigen Schmetterlingsraupen<br />

schlüpfen, reagiert er: Er verändert<br />

die Zusammensetzung seiner Blattoberfläche.<br />

Die Folge: Die neue Blattstruktur erregt die<br />

Aufmerksamkeit bestimmter Wespen, die ihre<br />

eigenen Eier in die des Schmetterlings legen.<br />

Die schlüpfenden Wespenlarven fressen dann<br />

die Schmetterlingsembryonen auf – und für<br />

den Rosenkohl ist das Problem gelöst.<br />

Wie „fühlen“ Pflanzen?<br />

Um Informationen innerhalb ihres Körpers weiterzuleiten,<br />

nutzen Pflanzen ähnlich wie Tiere<br />

elektrische Signale. Das zeigen Messungen.<br />

Wird ein Blatt berührt, laufen in der Folge elektrische<br />

Signale den Spross hinunter und hinauf.<br />

Geschehen die Berührungen häufiger, zieht die<br />

Pflanze daraus Konsequenzen, wie z. B. die<br />

oben beschriebenen. Viel mehr wissen Forscher<br />

noch nicht über das komplizierte Innenleben<br />

von Pflanzen. Eines ist jedoch klar: Wir<br />

müssen uns von der Vorstellung verabschieden,<br />

Pflanzen seien weniger hoch entwickelte<br />

Lebensformen als Tiere!<br />

Fazit: Pflanzen gut behandeln<br />

Pflanzen können – ohne Gehirn! – weit mehr,<br />

als wir bisher annahmen, z. B. fühlen und kommunizieren.<br />

Also behandeln Sie Ihre Pflanzen<br />

gut! Das ist es, was uns die Schweizer mit ihrer<br />

Verfassungsnorm von der „Würde der Kreatur“<br />

sagen wollen: Nicht nur mit Tieren, auch mit<br />

Pflanzen sollten wir sorgsamer umgehen, als<br />

die meisten Menschen das tun. 7 XNiP: 7EAX<br />

Verblüffend einfach –<br />

einfach verblüffend<br />

Herausgeber: Detlef Koenig<br />

Chefredaktion: Bettina Röttgers (v. i. S. d. P.)<br />

Zeichnungen: Werner Tiki Küstenmacher<br />

Produktmanagement: Patrick Loos<br />

Herstellungsleitung: Dipl.-Ing. Monika Graf<br />

Herstellung: Sebastian Gerber, Bonn<br />

Druck: Bonner Druck & Medien, Bonn<br />

© 2010 by Orgenda Verlag für persönliche Weiterentwicklung<br />

– ein Unternehmensbereich der VNR Verlag für die Deutsche<br />

Wirtschaft AG Bonn, HRB 8165, Vorstand: Helmut Graf.<br />

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Vervielfältigungen,<br />

auch auszugsweise, nicht gestattet. ISSN 1862–2313<br />

® ist eine eingetragene Marke der VNR<br />

Verlag für die Deutsche Wirtschaft AG<br />

Darf ich zum Muttertag<br />

noch Blumen verschenken<br />

– <strong>oder</strong> ist das moralisch<br />

verwerflich?<br />

fragt Christine F. aus Wiesbaden<br />

Bei dieser Frage geht es weniger um das Gefühlsleben<br />

der Pflanzen – sondern eher<br />

um das ihrer „Pfleger“. Denn die Blumen,<br />

die Sie zum 9. Mai (und auch an anderen<br />

Tagen) kaufen, haben oft eine weite Reise<br />

hinter sich: Sie kommen aus Südamerika,<br />

Afrika <strong>oder</strong> Asien.<br />

Gewünscht: Makellose Ware<br />

Ecuador, Kolumbien, Kenia, China – das<br />

sind die Hauptlieferanten. Aus diesen Ländern<br />

gehen „unsere“ Schnittblumen auf einen<br />

mehrtägigen Transport. An den Flughäfen<br />

werden sie gründlich auf Schädlinge<br />

kontrolliert. Um all diese Torturen zu überstehen,<br />

müssen sie sehr robust sein. Und<br />

das bedeutet: Die Bauern in den Herkunftsländern<br />

ertränken sie in Pestiziden.<br />

In der Kritik: Pestizide<br />

Diese Art des Blumenhandels bringt Probleme:<br />

Oft hantieren z. B. die Arbeiter auf den<br />

Blumenfarmen ungeschützt mit den Schädlingsvernichtungsmitteln,<br />

also ohne Handschuhe<br />

<strong>oder</strong> Schutzanzüge. Dazu kommt<br />

die Wasser-Problematik: Die Farmen saugen<br />

frisches Wasser aus den Seen – und leiten<br />

mit Pestiziden belastete Abwässer zurück.<br />

Wegen dieser Missstände ist die Blumenindustrie<br />

aktuell in heftige Kritik geraten.<br />

Die Lösung: Öko-Blumen<br />

Doch es gibt Gegenbewegungen, z. B. das<br />

„Flower Label Programm (FLP)“: Darin<br />

haben sich Fachgeschäfte, Großhändler und<br />

Farmen zusammengeschlossen, die<br />

menschlich und ökologisch korrekt mit<br />

Schnittblumen handeln wollen. Sie arbeiten<br />

nach Regeln, die ein Mindestmaß an Gesundheits-<br />

und Umweltschutz in den Herstellerländern<br />

garantieren. (Mehr Infos unter:<br />

www.fairflowers.de.)<br />

Das heißt für Sie: In angeschlossenen<br />

Fachgeschäften können Sie bedenkenlos<br />

Blumen kaufen. Sie erkennen sie am grünen<br />

FLP-Siegel mit der roten Rose. Und so<br />

erworben, können Sie bedenkenlos (nicht<br />

nur) Ihre Mutter mit der schönsten Blumenpracht<br />

erfreuen!<br />

XNiP: QK3G<br />

6 Mai 2010 <strong>simplify</strong> <strong>Wissen</strong>


Verbraucher-<strong>Wissen</strong><br />

„Abgelaufen? Das esse ich nicht mehr!“<br />

Achtung, Irrtum: Viele Lebensmittel halten viel länger, als auf der Packung angegeben<br />

Man muss kein Philosoph sein, um zu wissen:<br />

Alles ist vergänglich. Die Frage ist nur: wann?<br />

Bei Lebensmitteln steht die Antwort schon auf<br />

der Verpackung. Wenn das Haltbarkeitsdatum<br />

abgelaufen ist, werfen wir die Produkte in den<br />

Müll. Oft allerdings zu Unrecht.<br />

Einer aktuellen Studie des Wiener Instituts<br />

für Abfallwirtschaft zufolge landen bis zu 12 %<br />

aller Lebensmittel im Müll – oft noch originalverpackt.<br />

Das macht pro Jahr knapp 400 €<br />

pro Haushalt aus! Die Forscher glauben, dass<br />

die Dunkelziffer höher ist – auch wenn man<br />

an andere verderbliche Warengruppen denkt,<br />

z. B. an Medikamente und Kosmetika.<br />

Wie lange halten Lebensmittel?<br />

Fakt ist: Das Mindesthaltbarkeitsdatum (abgekürzt<br />

MHD) auf Lebensmitteln ist meist nur<br />

ein Richtwert. Es sagt aus, bis zu welchem Termin<br />

das Produkt bei sachgerechter Aufbewahrung<br />

ohne Geschmacks- und Qualitätseinbußen<br />

genießbar ist (= Garantie des Herstellers).<br />

Aus diesen garantierechtlichen Gründen<br />

steht ein MHD auch auf den Verpackungen von<br />

Nudeln, Salz <strong>oder</strong> Honig – meist monate- <strong>oder</strong><br />

jahrelang in der Ferne. Für Sie zuhause bedeutet<br />

das: Nähert sich das Produkt in Ihrem Keller<br />

<strong>oder</strong> Kühlschrank seinem MHD an, kommt<br />

es auf einige Wochen mehr auch nicht an –<br />

schließlich beginnt der Verfall nicht schlagartig<br />

mit dem aufgedruckten Datum.<br />

Können Sie Abgelaufenes<br />

bedenkenlos kaufen?<br />

Lebensmittel, deren MHD überschritten ist,<br />

dürfen vom Händler weiterverkauft werden –<br />

wenn er sich zuvor von der Qualität der Ware<br />

überzeugt hat und Sie als Kunden über das abgelaufene<br />

MHD informiert.<br />

Das heißt für Sie: Sie können Ware mit abgelaufenen<br />

MHD, die ja meist preisreduziert ist,<br />

bedenkenlos kaufen. Ein abgelaufenes MHD ist<br />

auch kein Reklamationsgrund. Nur, wenn das<br />

Produkt außerdem verdorben wäre, müsste der<br />

Händler Ihre Reklamation akzeptieren.<br />

Wann es gefährlich wird<br />

Während das Mindesthaltbarkeitsdatum also<br />

eher empfehlenden Charakter hat, ist das Verbrauchsdatum<br />

ein klarer Befehl. Sie finden<br />

es z. B. auf Fisch, Hackfleisch, Wurst und Produkten<br />

aus rohen Eiern. Es sagt aus, bis wann<br />

Sie das Lebensmittel verzehren bzw. verarbeiten<br />

müssen. Dem Datum ist die Floskel „Zu verbrauchen<br />

bis“ vorangestellt, zusätzlich werden<br />

Aufbewahrungsbedingungen genannt, wie z. B.<br />

die Höchsttemperatur.<br />

Wichtig zu wissen: Ist das Verbrauchsdatum<br />

überschritten, sollten Sie die Ware auf keinen<br />

Fall mehr verzehren – es sei denn, Sie legen es<br />

auf eine Lebensmittelvergiftung an!<br />

Haltbarkeit von Kosmetika<br />

Auch für Kosmetika, z. B. Cremes und Lotionen,<br />

gilt eine Verwendungsdauer. Denn natürlich<br />

sollten Sie wissen, wie lange Sie die Creme<br />

nach dem Öffnen benutzen können, ohne<br />

dass es für Sie schädlich wird!<br />

Die Verwendungsdauer ist meist duch<br />

dieses Symbol gekennzeichnet.* Es<br />

zeigt einen offenen Cremetopf, ergänzt um einen<br />

Zeitraum, angegeben in Monaten (M)<br />

<strong>oder</strong> Jahren (A). Mein Tipp: Am besten halten<br />

Sie es bei Kosmetikprodukten so, dass Sie das<br />

Erstöffnungsdatum gut sichtbar auf Tiegel <strong>oder</strong><br />

Tube notieren – so haben Sie die maximale Verwendungsdauer<br />

immer im Blick.<br />

Haltbarkeit von Arzneien<br />

Auch auf Arzneipackungen ist ein Verfallsdatum<br />

angegeben. Ihm sind die Worte „Verwendbar<br />

bis“ vorangestellt. Es besagt, wie lange das Me-<br />

H-Milch<br />

Marmelade<br />

Konserven<br />

Eier<br />

Schokolade<br />

Nudeln, Reis<br />

Backpulver<br />

Honig, Salz, Zucker<br />

Tee, Kaffee, Gewürze<br />

Bier<br />

Joghurt<br />

dikament verwendet und verkauft werden darf.<br />

Wichtig zu wissen: Im Unterschied zu Kosmetika<br />

hat diese Laufzeitangabe i. d. R. nichts mit<br />

der Haltbarkeit nach Anbruch des Behältnisses<br />

zu tun! Insbesondere bei medizinischen Säften<br />

und Tropfen gilt: Diese sind nach dem Öffnen<br />

meist nur kurze Zeit haltbar.<br />

Das heißt für Sie: Angaben zur Haltbarkeit<br />

nach Anbruch finden Sie meist in der Packungsbeilage.<br />

Lesen Sie diese aufmerksam. Und notieren<br />

Sie bei jedem Medikament das Erstöffnungsdatum<br />

gut sichtbar auf der Verpackung –<br />

so können Sie es stets nachhalten.<br />

Mein Fazit<br />

Viele Lebensmittel sind auch nach Ablauf des<br />

Mindesthaltbarkeitsdatums noch genießbar –<br />

Frischeprodukte mit Verbrauchsdatum hingegen<br />

nicht! Bei Arzneien und Kosmetika kommt<br />

es vor allem auf die Haltbarkeit nach Anbruch<br />

an. Die folgende Tabelle zeigt Ihnen die groben<br />

Haltbarkeiten bestimmter Warengruppen<br />

– damit Sie in Zukunft nicht mehr ganz so unsicher<br />

sein müssen, wenn Sie z. B. ganz hinten<br />

in Ihrem Kühlschrank einen längst überfälligen<br />

Joghurt entdecken ... 7 XNiP: TG7K<br />

* Betrifft Kosmetikprodukte, die länger als 30 Monate haltbar sind.<br />

Bei Produkten, die kürzer haltbar sind, ist ein Mindesthaltbarkeitsdatum<br />

angegeben.<br />

Haltbarkeit von Lebensmitteln – Richtwerte<br />

Nach dem Öffnen wie Frischmilch: ca. 4 Tage. Vorsicht: H-Milch verdirbt<br />

ohne Säuerung, hier kann der Geschmackstest versagen!<br />

Angebrochen im Kühlschrank mehrere Monate.<br />

Immer sauberen Löffel benutzen!<br />

Geöffnet im Kühlschrank 1 Woche. Ungeöffnet jahrelang. Verdorbenes<br />

erkennen Sie am Zischen beim Öffnen <strong>oder</strong> am gewölbtem Deckel.<br />

28 Tage ab Legedatum. Danach nur noch erhitzt verwenden.<br />

Vollmilch <strong>oder</strong> Bitter jahrelang. Zusätze wie Nüsse verderben schneller.<br />

Bei warmer Lagerung entsteht ein Fettreif. Auf ranzigen Geschmack prüfen!<br />

Geschlossene Packungen jahrelang. Vorsicht: Eiernudeln mit<br />

abgelaufenem MHD meiden. Naturreis kann ranzig werden.<br />

Fast unbegrenzt. Bei offenen Tütchen lässt die Treibwirkung<br />

innerhalb 1 Monats nach.<br />

Fast unbegrenzt.<br />

Jahrelang verwendbar. Aber: Aromaverlust.<br />

Übers MHD hinaus trinkbar. Aber: Geschmack verändert sich<br />

(schmeckt brotiger), Schaum lässt nach, ggf. Flockenbildung.<br />

Unangebrochen und gekühlt weit nach Ablauf des MHD essbar.<br />

Konsistenz, Farbe und Geschmack auf Veränderungen prüfen!<br />

<strong>simplify</strong> <strong>Wissen</strong> Mai 2010<br />

7


<strong>Wissen</strong> kompakt<br />

Warum bestätigen<br />

Ausnahmen die Regel?<br />

Logisch betrachtet tun sie doch genau das Gegenteil ...<br />

Wer in einer Diskussion in die Enge getrieben<br />

wird, aber unbedingt recht behalten will, rettet<br />

sich gerne mit folgendem Satz: „Ausnahmen<br />

bestätigen die Regel!“ – und ist aus dem<br />

Schneider. Dabei ist die gern gebrauchte Formel<br />

völlig unlogisch: Eine Ausnahme stellt eine<br />

Regel ja eher infrage, als sie zu untermauern!<br />

Was also soll die Verwirrung?<br />

Rechtssatz aus der Antike<br />

Historiker führen die Floskel auf einen Rechtsgrundsatz<br />

der griechisch-römischen Antike zurück:<br />

„Abusus non tollit usum“, auf Deutsch:<br />

„Missbrauch hebt den rechten Gebrauch nicht<br />

auf.“ Gelegentlich wird er ergänzt mit: „sed<br />

confirmat substantiam“, „sondern er bestätigt<br />

das Wesen“. Dieser Grundsatz gilt auch in unserem<br />

heutigen Rechtssystem und bedeutet,<br />

dass ein Gesetz nicht außer Kraft gesetzt <strong>oder</strong><br />

angefochten werden kann, nur weil es manchmal<br />

gebrochen wird. Beispiel: Nur weil einige<br />

Raser mit Tempo 50 durch die Tempo-30-Zone<br />

fahren, ist damit die Geschwindigkeitsregelung<br />

nicht generell aufgehoben.<br />

So kontern Sie Besserwisser<br />

Das Sprichwort bedeutet also im Kern: Nur weil<br />

es Ausnahmen von der Regel gibt, heißt das<br />

noch nicht, dass die Regel falsch ist. Anders<br />

formuliert: Eine Regel ist nicht ungültig, nur<br />

weil es Fälle gibt, die ihr widersprechen.<br />

Daraus in Diskussionen abzuleiten, dass Ausnahmen<br />

die Regel bestätigen, ist zumindest gewagt<br />

– wenn nicht gar frech. Weisen Sie einen<br />

derart unlogisch argumentierenden Diskussionspartner<br />

doch demnächst einfach einmal auf<br />

die korrekte Bedeutung der Redewendung hin.<br />

Daraus ergibt sich mit Sicherheit ein neues,<br />

reizvolles (und vor allem weniger kontroverses)<br />

Gesprächsthema .... 7 XNiP: 6EEC<br />

„Germany? Twelve points!“<br />

Neue Wertung soll Sympathiepunkte beim „Grand Prix“ verhindern<br />

Ende Mai ist es wieder soweit: Der „Eurovision<br />

Song Contest“ wird ausgetragen, in diesem Jahr<br />

in Oslo. Wenn Sie ein bisschen um die Regeln<br />

des Liederwettbewerbs wissen, ist Ihnen damit<br />

klar: Der Sieger 2009 kam aus Norwegen. Denn<br />

den aktuellen Wettbewerb richtet stets das<br />

Land des Vorjahressiegers aus.<br />

Schummel-Grand-Prix<br />

Doch bevor der Sieger gekürt werden kann,<br />

werden die Lieder bewertet – mit Punkten von<br />

1 bis 12. Eigentlich soll dieses System die Qualität<br />

der Songs widerspiegeln. Aber die letzten<br />

Jahre zeigten: Viele Länder bevorzugen ihre<br />

Nachbarländer bei der Punktevergabe (sog.<br />

Sympathiepunkte).<br />

Dies gilt vor allem für die ehemaligen Staaten<br />

Jugoslawiens (Serbien, Montenegro, Mazedonien,<br />

Bosnien-Herzegowina, Kroatien, Slowenien)<br />

und der Sowjetunion (Armenien, Weißrussland,<br />

Russland, Georgien, Moldau, Ukraine).<br />

Schon mehrfach kam es zum Skandal, weil<br />

diese Länder sich untereinander fast alle vorderen<br />

Plätze zuschusterten. Es war sogar schon<br />

vom „Balkanovision-Sowjet-Contest“ die Rede.<br />

Neues Wertungssystem<br />

Um die Sympathiepunkte zu verringern, gibt<br />

es jetzt ein neues Wertungssystem: Zunächst<br />

werden 2 getrennte Halbfinale veranstaltet<br />

(am 25. und 27. Mai), auf die die teilnehmenden<br />

Länder per Los aufgeteilt werden. Per Televoting<br />

abstimmen dürfen die Zuschauer nur<br />

im jeweils „eigenen“ Halbfinale – und ihre<br />

Stimmen zählen nur noch zu 50 %. Über die<br />

anderen 50 % bestimmt eine Jury.<br />

Auch im Finale am 29. Mai bestimmt die<br />

Jury zu 50 % mit. Außerdem gibt es noch eine<br />

Neuerung: In allen Finals können die Zuschauer<br />

bereits „televoten“, sobald der 1. Interpret<br />

auftritt (bis 15 Min. nach dem letzten Lied).<br />

Vier gewinnt!<br />

Übrigens: Die 4 größten Geldgeberländer sind<br />

von vornherein für das Finale gesetzt. Neben<br />

Frankreich, Großbritannien und Spanien ist das<br />

Deutschland. Die 1. Hürde hat der deutsche<br />

„Song für Oslo“ („Satellite“ von Lena Meyer-<br />

Landrut) also schon genommen. Ob’s auch für<br />

den Gesamtsieg reicht? Drücken wir der Sängerin<br />

die Daumen!<br />

7 XNiP: KQ6F<br />

Aus der Forschung<br />

Gucken Sie<br />

Komödien!<br />

Keine Diät und keine Medizin halten Ihr Herz<br />

so gut in Schuss wie häufiges Lachen! Kardiologen<br />

von der University of Maryland, USA, haben<br />

das anhand von Filmszenen nachgewiesen.<br />

Drama <strong>oder</strong> Komödie?<br />

In dem Experiment zeigten die <strong>Wissen</strong>schaftler<br />

ihren gesunden Versuchsteilnehmern eine<br />

Filmkomödie. Ergebnis: Die Blutgefäße der Probanden<br />

entspannten sich beim Betrachten des<br />

Filmspaßes und ließen deutlich mehr Blut pulsieren.<br />

Das Gegenteil geschah, als den teilnehmenden<br />

Männern und Frauen Szenen aus dem<br />

Kriegsfilm „Der Soldat James Ryan“ vorgeführt<br />

wurde: Ihre Blutgefäße verengten sich und<br />

bremsten die Zirkulation.<br />

Durch das Lachen dehnt und erweitert sich<br />

das sog. Endothel, vermuten die Forscher. Das<br />

ist das Körpergewebe, das unsere Blutgefäße<br />

von innen auskleidet. Es spielt eine wichtige<br />

Rolle bei der Entstehung von Arteriosklerose<br />

(Arterienverkalkung) und Gefäßverhärtungen.<br />

Lachen ist die beste Medizin<br />

Nach Meinung der Forscher steht aufgrund ihrer<br />

Studie fest: Lachen ist die beste – zudem<br />

kostenlose – Herzmedizin. Dennoch lachen Erwachsene<br />

am Tag durchschnittlich nur 15-mal.<br />

Kinder dagegen sind wahre Lachkünstler: Sie<br />

bringen es auf 400 Lacher am Tag.<br />

Das heißt für Sie: Nehmen Sie sich ein Beispiel<br />

an den Kindern, und lesen Sie z. B. gezielt<br />

humorvolle Bücher, <strong>oder</strong> suchen Sie lustige<br />

Veranstaltungen auf. Es muss ja nicht gerade<br />

das Kasperletheater sein – eine schöne Kinokomödie,<br />

ein netter Theaterabend mit Kabarett<br />

<strong>oder</strong> Comedy tut es auch. Am 2. Mai ist außerdem<br />

„Weltlachtag“. Punkt 14 Uhr deutscher Zeit<br />

wird gemeinsam für 3 Minuten gelacht. Lachen<br />

Sie doch einfach mit! 7 XNiP: QGP7<br />

Premiumbereich / XNiP<br />

Sie finden uns auch im Internet: unter<br />

www.orgenda.de. Hier können Sie sich<br />

alle früher erschienenen Ausgaben kostenlos<br />

herunterladen und ausdrucken.<br />

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Oder Sie archivieren Ihre Lieblingsartikel<br />

per SMS u. v. m. mit unserem neuen Service<br />

XNiP. Alle Informationen hierzu finden<br />

Sie unter www.xnip.com.<br />

8 Mai 2010 <strong>simplify</strong> <strong>Wissen</strong>

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