Tanja Dückers: Der Schokoladenbrunnen Tanja Dückers: Der Schokoladenbrunnen (Vorschau)
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Klar war nur, dass ich dieses Jahr nicht mit meinem Liebsten zu<br />
seinen Eltern, sondern zu Hause in Berlin bleiben und mit meiner<br />
Familie feiern würde. Ansonsten gab es nur Streit: Meine Mutter<br />
wollte nicht schon am Heilig Abend, sondern erst am Ersten Weihnachtstag<br />
die Gans essen, denn der Erste Weihnachtstag war in<br />
ihren Augen der „richtige“ Weihnachtstag, Heilig Abend hingegen<br />
eine Art Präludium – das gute Essen sollte man sich, so ihre protestantische<br />
Sichtweise – erst noch durch einen Abend und eine halbe<br />
Nacht Singen und Beten verdienen. Mein Bruder wiederum wollte<br />
nicht mit der Gans auf den Ersten Weihnachtstag warten, weil<br />
er gar nicht vorhatte, diesen mit unseren Eltern zu verbringen. Er<br />
fand, dass nach einem „langen Abend mit Euch allen“ der nächste<br />
Tag familienfrei bleiben müsse – und wollte am Ersten Weihnachtstag<br />
mit Freunden auf ein Konzert gehen. Ich wiederum war als<br />
Vegetarierin und Atheistin eh weder sonderlich scharf auf die Gans<br />
noch auf den Gottesdienst, egal welcher konfessionellen Richtung<br />
und an welchem Abend auch immer. Mein katholischer Vater und<br />
meine protestantische Mutter kriegten sich wieder in die Haare, zu<br />
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