Herr der Bromelien.pdf - Swiss-Trac
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Neue Art: Die Bromelie aus <strong>der</strong> Gattung <strong>der</strong><br />
Tillandsia ganz rechts im Bild<br />
wie es etwa von Freizeitwan<strong>der</strong>ern im Rolli genutzt<br />
wird, um in den Alpen fast jede Steigung zu schaffen.<br />
Vor den Bäumen mit den darauf wachsenden<br />
Epiphyten musste jedoch auch <strong>der</strong> <strong>Swiss</strong>-<strong>Trac</strong><br />
kapitulieren, und so bat ich meine Helfer, einige<br />
Exemplare von den Bäumen zu holen und mir zu<br />
bringen. An besser zugänglichen Stellen kann<br />
man übrigens auch einen etwa vier Meter langen<br />
Angelstab dafür einsetzen.<br />
Nachdem ich nun den exakten Standort mit einem GPS-Gerät ermittelt und im Sammeltagebuch<br />
genaue Angaben zur Ökologie notiert hatte, versuchte ich die für<br />
mich noch unbekannte <strong>Bromelien</strong>art zu bestimmen. Nach intensiven Untersuchungen<br />
und <strong>der</strong> Vermessung <strong>der</strong> Blüte stellte sich heraus, dass es sich tatsächlich<br />
um eine neue Art aus <strong>der</strong> Gattung <strong>der</strong> Tillandsia handeln musste. Wenn demnächst<br />
die Veröffentlichung in <strong>der</strong> Fachpresse erfolgt, wird sie auch einen offiziellen<br />
Namen erhalten. Eine neue Art zu entdecken ist schon ein Höhepunkt, doch<br />
eigentlich sucht man gar nicht danach, son<strong>der</strong>n sie kommt dir über den Weg gelaufen.<br />
Hauptsächlich geht es bei <strong>der</strong> Forschungsarbeit ja darum, die Verbreitungsgebiete<br />
bereits bekannter Pflanzen zu kartografieren, das Wissen um die faszinierenden<br />
Epiphyten zu erweitern und zu ihrem Schutz beizutragen, denn in Guatemala<br />
ist die Flora durch die Industrialisierung und die Zersiedlung <strong>der</strong> Landschaft<br />
immer mehr bedroht. Umso schöner war es, dass wir etwa auch eine bereits als<br />
ausgestorben geltende Pflanze wie<strong>der</strong>entdeckt haben.<br />
Wie haben denn die einheimischen Menschen reagiert, als ihnen mitten in <strong>der</strong><br />
Pampa ein Rollstuhlfahrer über den Weg lief?<br />
Viele blieben stehen und bekamen den Mund nicht zu, weil sie nicht glauben konnten,<br />
dass sich ein Rolli <strong>der</strong>art in die Büsche schmeißt. Im Ernst: Als Rollstuhlfahrer<br />
kann man durchaus Vorteile haben. Ich bereise seit vielen Jahren die Län<strong>der</strong> Mittelamerikas<br />
und habe dort immer Hilfe und zuvorkommende Menschen gefunden,<br />
die mein Engagement bewun<strong>der</strong>n. In Guatemala sind Raubüberfälle lei<strong>der</strong> an <strong>der</strong><br />
Tagesordnung. Doch uns ist nichts passiert: Am Izabal-See erhielten wir Schutz<br />
durch die Nationalparkverwaltung, die mich eingeladen hatte, eine Bestandsaufnahme<br />
zu erstellen. Bei 40 Grad Celsius und 95 Prozent Luftfeuchtigkeit suchten<br />
wir mit einem Boot die Nordküste des Sees nach Epiphyten ab – da bin ich aller-<br />
HANDICAP 4/2012-2013