Festvortrag 100 Jahre Jugendamt - Die Senatorin für Soziales ...
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• Und schließlich die Debatte um das „Aufwachsen in öffentlicher<br />
Verantwortung“, wie der 11. Kinder- und Jugendbericht sie als Forderung an<br />
die Gestaltungsverantwortung der Kommunen hervorhob. Und in der Folge die<br />
Bildungsdebatte, die die Bedeutung der anderen Seite der Bildung hervorhob<br />
und gegenüber der Schule ein klares Zeichen der Verantwortung <strong>für</strong> die<br />
Bildungsförderung auch der Kinder- und Jugendhilfe setzte. Im Übrigen wurde<br />
diese Haltung bereits auf dem Jugendhilfetag in Bremen 1984 deutlich, der ein<br />
Manifest zum Verhältnis von Jugendhilfe und Schule verabschiedete, was von<br />
der Fachöffentlichkeit und der Politik offensiv und – wie man heute sehen kann<br />
– mit nachhaltiger Wirkung aufgegriffen wurde.<br />
<strong>Die</strong> Vergangenheit holt die Kinder- und Jugendhilfe ein – Ein Lernen <strong>für</strong> die Zukunft<br />
Betrachtet man diese Entwicklung, so ist ein ständiges Aufwärts der Bedeutung des<br />
<strong>Jugendamt</strong>es und ein erstaunlicher Weg der Kontinuität zu erkennen. Und man könnte<br />
eigentlich mit dem Erreichten und Geleistetem zufrieden sein. Doch zwei<br />
Entdeckungen relativieren diesen insgesamt positiven Eindruck:<br />
1. Es war eine schmerzhafte Erkenntnis, dass wir feststellen mussten, dass in den<br />
50-ziger und 60-ziger <strong>Jahre</strong>n unter dem Mantel der Kinder- und Jugendhilfe und<br />
dem Schutz des Staates und freier Träger aber auch in der Verantwortung der<br />
Jugendämter und der Landesjugendämter in den Einrichtungen Dinge<br />
geschehen sind die wir schlicht weg ausgeblendet hatten. Erst spät wurden<br />
diese Probleme offensiv aufgegriffen: Der sexuelle Missbrauch, die Gewalt und<br />
die Repressionen in den pädagogischen Institutionen die Kinder und<br />
Jugendliche erfuhren. Am Runden Tisch „Heimerziehung in den 50-ziger und 60-<br />
ziger <strong>Jahre</strong>n“ aber auch am Runden Tisch Sexueller Missbrauch“ wurde<br />
sichtbar, was die Betroffenen erleiden mussten mit unfassbaren traumatischen<br />
Folgenwirkungen.<br />
<strong>Die</strong> in Bremen erstellte Dokumentation zeigt zahlreiche Parallelen zur<br />
Aufarbeitung am Runden Tisch. Der Bericht ist ein Beispiel <strong>für</strong> eine<br />
konsequente Aufarbeitung der Vergangenheit und <strong>für</strong> Schlussfolgerungen <strong>für</strong><br />
die zukünftige sozialpädagogische Arbeit mit schwierigen Kindern und<br />
Jugendlichen. Er macht uns auch eines deutlich: Wir können in der Sozialen<br />
Arbeit gegenüber den jungen Menschen nicht bestehen, wenn wir nicht immer<br />
wieder uns selbst kritisch sehen. Denn es ist nicht so, dass dies alles nur früher<br />
war und heute nicht mehr vorkommt bzw. vorkommen kann.<br />
2. <strong>Die</strong> tragischen Einzelfälle wie Kevin in Bremen, Lea-Sophie in Schwerin, Jessica<br />
in Hamburg und auch aber später in anderen Städten, wie Iserlohn, Bad<br />
Honnef, haben die Jugendämter in eine Legitimationskrise gebracht, die