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Sichtbeton, Faserzement und Glas - Denkmalpflege Baden ...

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2 Terrassenhäuser in<br />

Waiblingen-Neustadt:<br />

in der Höhe gestaffelte<br />

individuelle Zugänge zu<br />

jeder Wohnung (Kam -<br />

merer <strong>und</strong> Belz, 1971 –<br />

1972).<br />

3 Terrassenhaus Schnitz<br />

in Stuttgart-Neugereut:<br />

individuelles Wohnen im<br />

faserzementverkleideten<br />

„Nur-Dach-Haus“ (Faller<br />

<strong>und</strong> Schröder, 1973 –<br />

1974).<br />

architektonisch greifbar wird. Der Ratssaal tritt am<br />

Außenbau hervor, gezeigt wird die gelebte Mitbestimmung.<br />

Diese skulpturalen Qualitäten sind<br />

Zeichen urbanen Stolzes. Sie lösen bisherige Würdeformeln<br />

wie Rathausturm mit Uhr <strong>und</strong> Glockenspiel<br />

ab. Verwaltungsbauten privater Unternehmen<br />

setzen auf Entwürfe renommierter Architekten.<br />

Ihre Experimentierlust <strong>und</strong> die Offenheit<br />

der Bauherren gegenüber Neuem bringen innovative<br />

Gestaltungslösungen hervor.<br />

Kirchen müssen keine Satteldächer <strong>und</strong> keine<br />

Türme mehr haben. Die Architekten wenden sich<br />

bewusst neuen Möglichkeiten zu. Es entstehen<br />

großzügige Gemeinschaftsräume. Sowohl in den<br />

evangelischen wie auch in den katholischen Gemeinden<br />

ist die räumliche Nähe zum Altar ein<br />

wichtiges Kriterium. Die Gemeinde soll am liturgischen<br />

Geschehen teilhaben. Im Kirchenbau entwickelt<br />

sich in diesem Zeitraum ein bisher nie da<br />

gewesener Formenreichtum. Die Klarheit der Materialien<br />

steht dabei prägnant im Vordergr<strong>und</strong>.<br />

Im Schulbau sind differenzierter Unterricht, das<br />

heißt Fachräume, Werkstätten <strong>und</strong> Informationsräume<br />

erwünscht <strong>und</strong> neue Raumkonzepte erforderlich.<br />

Das Ausbildungsniveau soll durch vermehrte<br />

<strong>und</strong> verbesserte Schulbildung angehoben<br />

werden. Es entstehen neue Schultypen <strong>und</strong> Schulzentren.<br />

Flexibilität <strong>und</strong> Variabilität in einem kompakten<br />

<strong>und</strong> funktionalistischen Bauwerk bringen<br />

die vorgefertigte, modulare Systembauweise in<br />

den Schulbau. Nach 1974 werden vor allem Schulzentren<br />

errichtet, in denen mehrere Schultypen<br />

untergebracht sind.<br />

Mit mehr Abiturienten steigt auch die Zahl der Studenten<br />

stetig an. Campusuniversitäten entstehen,<br />

die neue Infrastruktur wie Mensen, Bibliotheken<br />

<strong>und</strong> Wohnheime bieten. Auch Bauwerke für spezielle<br />

Fachrichtungen erweitern das Bildungsspektrum.<br />

Für die Masse von Studenten werden in<br />

zahlreichen Kleinstädten Hochschulen <strong>und</strong> Fachhochschulen<br />

gegründet.<br />

Allen Bauaufgaben gemeinsam ist das Kombinieren<br />

<strong>und</strong> Zusammenziehen von verschiedenen<br />

Funktionen. Das Rathaus wird zum Verwaltungszentrum<br />

mit Polizeistation, Bücherei <strong>und</strong> Bank.<br />

Großsiedlungen haben sogar ihr eigenes Einkaufs -<br />

zentrum sowie Schule <strong>und</strong> Kirche. Es entstehen<br />

Gemeindezentren mit Kirche, Gemeindehaus,<br />

Pfarrhaus <strong>und</strong> Kindergarten. Turnhalle, Musiksaal<br />

oder Aula einer Schule werden am Abend Veranstaltungsraum<br />

für die Kommune. An einem Ort<br />

gebündelt bieten Campusuniversitäten alle studentischen<br />

Einrichtungen.<br />

Diese Bauten zum Wohnen, Verwalten, Predigen<br />

<strong>und</strong> Lehren stehen manchmal mitten im Ortskern,<br />

öfter auch an der Peripherie der Stadtgefüge. Für<br />

manch einen sind sie heute eine Art optischer Stolperstein.<br />

Ein Klotz am Bein sollten die herausragenden<br />

Bauten der Boomjahre in keinem Fall sein.<br />

Viel diskutiert<br />

Die Architektur der 1960er <strong>und</strong> 1970er Jahre ist<br />

ein überaus aktuelles <strong>und</strong> viel diskutiertes Thema.<br />

Zahlreiche Fachtagungen haben diesen Zeitraum<br />

zum Inhalt. 2011 gab der Rheinische Verein für<br />

<strong>Denkmalpflege</strong> <strong>und</strong> Landschaftsschutz als Ergebnis<br />

einer Tagung in Bergisch Gladbach-Bensberg<br />

eine Handreichung für den Umgang mit dieser<br />

Architektur, die so genannte Charta von Bensberg,<br />

heraus. Sie fordert dazu auf, „sich für einen sachgerechten<br />

<strong>und</strong> respektvollen Umgang mit dem<br />

jüngeren historischen Erbe unserer Städte ein -<br />

zusetzen, ein überregionales Bewusstsein für die<br />

schöpferischen Leistungen der Baukultur der<br />

228<br />

<strong>Denkmalpflege</strong> in <strong>Baden</strong>-Württemberg 4 | 2013

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