Waldschutzbericht 2012 - Julius Kühn-Institut - Bund.de
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NADINE BRÄSICKE, MARTIN HOMMES, Die Waldschutzsituation <strong>2012</strong> …<br />
Übersichtsarbeit<br />
130<br />
tion measures are necessary, which can only realized by<br />
the regulation of leaf-eating insect pests in or<strong>de</strong>r to avoid<br />
further loss.<br />
A further problem is the ash dieback, a lethal disease<br />
caused by the causal agent Hymenoscyphus pseudoalbidus.<br />
The Forest Research <strong>Institut</strong>es will intensify the research<br />
regarding selection and dissemination of resistant individuals<br />
of Fraxinus excelsior respectively physiological<br />
and genetic analysis.<br />
At the quarantine pests, in <strong>2012</strong> was found a multi-year<br />
infestation of the Asian long-horned beetle (Anoplophora<br />
glabripennis) in southern Germany and another invasive<br />
species, the Yellow-spotted longicorn beetle (Psacothea<br />
hilaris) has arrived in Germany.<br />
Key words: Forest health, forest protection, insect pests,<br />
forest diseases, disor<strong>de</strong>rs<br />
Einleitung<br />
Mit <strong>de</strong>r vorliegen<strong>de</strong>n Arbeit wird ein Überblick zur<br />
aktuellen Waldschutzsituation und ein Ausblick auf das<br />
kommen<strong>de</strong> Jahr für die <strong>Bund</strong>esrepublik Deutschland gegeben.<br />
Gegenstand dieser zusammenfassen<strong>de</strong>n Veröffentlichung<br />
ist die Darstellung <strong>de</strong>r biotischen und abiotischen<br />
Waldschä<strong>de</strong>n, die größtenteils auf <strong>de</strong>n Informationen<br />
<strong>de</strong>r Waldschutz-Dienststellen <strong>de</strong>r Län<strong>de</strong>r beruhen.<br />
Die überwiegend wechselhafte Witterung im Frühjahr<br />
und Sommer führte im Waldschutzjahr <strong>2012</strong> nur zu einer<br />
bedingt entspannten Situation, die sich regional unterschiedlich<br />
darstellte. Wie auch im vergangenen Jahr beschrieben,<br />
geben beson<strong>de</strong>rs das aktuelle Eichensterben,<br />
das Eschentriebsterben und die Vitalitätsschwäche <strong>de</strong>r<br />
Buche weiterhin Anlass zur Besorgnis.<br />
Gesellschaftspolitische Herausfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s<br />
Waldschutzes<br />
Im vergangenen Jahr übten verschie<strong>de</strong>ne Umweltverbän<strong>de</strong><br />
Kritik an <strong>de</strong>n unterschiedlichen Fachbereichen <strong>de</strong>r Forstund<br />
Holzwirtschaft. Neben For<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Stilllegung<br />
von Waldflächen und <strong>de</strong>m Nutzungsverbot für ältere<br />
Bäume (NABU, <strong>2012</strong>b, c; vgl. u.a. Stellungnahmen aus<br />
<strong>de</strong>r Forstwirtschaft: MEYER et al., 2011; MERKER, 2011;<br />
KRONAUER, <strong>2012</strong>; TZSCHUPKE, <strong>2012</strong>), wur<strong>de</strong>n insbeson<strong>de</strong>re<br />
auch Schutzmaßnahmen, wie <strong>de</strong>r Einsatz von Pflanzenschutzmitteln<br />
im Forst gegen Massenvermehrungen von<br />
Schadinsekten massiv in Frage gestellt. Ausgangspunkt<br />
<strong>de</strong>r Kritik waren hauptsächlich die Pflanzenschutzmaßnahmen<br />
einiger Lan<strong>de</strong>sforstverwaltungen gegen<br />
die Eichenfraßgesellschaft, inklusive Eichenprozessionsspinner.<br />
Die Umweltverbän<strong>de</strong> for<strong>de</strong>rten hierbei einen<br />
sofortigen Einsatzstopp von Pflanzenschutzmitteln sowie<br />
einen Aufbau stabiler und strukturreicher Laubmischwäl<strong>de</strong>r<br />
– mit <strong>de</strong>r Begründung, dass diese Wäl<strong>de</strong>r aufgrund<br />
ihrer Naturnähe auch eine gute Anpassungsfähigkeit<br />
an <strong>de</strong>n Klimawan<strong>de</strong>l besitzen und weniger anfällig<br />
für Massenvermehrungen von Schadinsekten sind (NABU,<br />
<strong>2012</strong>a).<br />
Der Waldschutz, <strong>de</strong>m die Kritik galt, hat das Ziel, <strong>de</strong>n<br />
Wald mit seinen vielfältigen Funktionen (Nutz- und<br />
Schutzfunktionen) zu erhalten und zu sichern. Die Umsetzung<br />
dieses Zieles erfolgt dabei zum Teil durch ökologischen<br />
Waldbau, aber auch durch notwendige Bekämpfungsmaßnahmen<br />
mit Insektizi<strong>de</strong>n (ALTENKIRCH et al.,<br />
2002). Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln im Forst<br />
ist nach <strong>de</strong>r Verordnung (EG) Nr. 1107/2009 <strong>de</strong>s europäischen<br />
Parlaments und <strong>de</strong>s Rates (2009) sowie durch<br />
das Pflanzenschutzgesetz (PflSchG, <strong>2012</strong>) geregelt und<br />
anerkannt. Je nach Vorliegen <strong>de</strong>r gesetzlichen Voraussetzungen<br />
wer<strong>de</strong>n aviochemische Maßnahmen in Wäl<strong>de</strong>rn<br />
nur mit entsprechen<strong>de</strong>r Genehmigung durch die Managementbehör<strong>de</strong><br />
(<strong>Bund</strong>esamt für Verbraucherschutz und<br />
Lebensmittelsicherheit, BVL) durchgeführt. Zu<strong>de</strong>m ist die<br />
Ausbringung von Insektizi<strong>de</strong>n an strenge Anwendungsbestimmungen<br />
gebun<strong>de</strong>n, so dass nachhaltige Schädigungen<br />
am Naturhaushalt bzw. auch am Menschen von<br />
vornherein verhin<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n. Die Risiken für <strong>de</strong>n<br />
Naturhaushalt wer<strong>de</strong>n ebenso durch die fachkundige<br />
Begutachtung <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>s- und kommunalen Forstverwaltungen<br />
minimiert. Auf Grundlage eines regelmäßigen<br />
und flächen<strong>de</strong>cken<strong>de</strong>n Monitorings mit bewährten Verfahren<br />
wird das jährliche Schadgeschehen unter Beachtung<br />
<strong>de</strong>r aktuellen Vitalität <strong>de</strong>s Waldbestan<strong>de</strong>s, <strong>de</strong>r Witterungsverhältnisse<br />
sowie <strong>de</strong>r Präsenz von Antagonisten<br />
beurteilt. Daher ist ein Pflanzenschutzmitteleinsatz in<br />
Wäl<strong>de</strong>rn und Forsten immer eine ultima ratio, also die<br />
letzte Chance zur Abwendung von existenzbedrohen<strong>de</strong>n<br />
Waldschä<strong>de</strong>n. Hierbei stehen <strong>de</strong>m Waldschutz drei Wirkungssegmente<br />
(biologische Präparate, biotechnische<br />
Hemmstoffe und synthetische Insektizi<strong>de</strong>) zur Verfügung,<br />
die je nach Belaubungszustand, Witterungsverlauf und<br />
Vitalität <strong>de</strong>s Waldbestan<strong>de</strong>s Anwendung fin<strong>de</strong>n.<br />
Am Beispiel <strong>de</strong>s aktuellen Eichensterbens wird mit <strong>de</strong>m<br />
gezielten Einsatz von gesetzlich genehmigten Pflanzenschutzmaßnahmen<br />
die Ursachenkette (vgl. Kap. Biotische<br />
Schä<strong>de</strong>n an Laubbäumen) unterbrochen, um die betroffenen<br />
Waldbestän<strong>de</strong> für gegenwärtige und zukünftige<br />
Generationen zu sichern. Mit <strong>de</strong>m propagierten Naturschutzgedanken<br />
sollte auch bedacht wer<strong>de</strong>n, dass, wenn<br />
Zusammenbrüche von Wäl<strong>de</strong>rn kompromisslos hingenommen<br />
wer<strong>de</strong>n, zugleich auch auf eventuell große<br />
Waldflächen und über sehr lange Zeiträume (ca. 100<br />
Jahre) auf die Nutzfunktionen <strong>de</strong>s Wal<strong>de</strong>s, einschließlich<br />
seiner Schutz- und Wohlfahrtswirkungen, verzichtet wer<strong>de</strong>n<br />
muss (ALTENKIRCH et al., 2002).<br />
Des Weiteren wird <strong>de</strong>r naturnahe Waldumbau seit<br />
1992 in einheimischen Wäl<strong>de</strong>rn erfolgreich praktiziert.<br />
Hierbei han<strong>de</strong>lt es sich hauptsächlich um die Umwandlung<br />
von gleichaltrigen Na<strong>de</strong>lholzforsten <strong>de</strong>r Kiefer o<strong>de</strong>r<br />
Fichte in Mischwäl<strong>de</strong>r (mit verschie<strong>de</strong>nen Laubbaumarten).<br />
Durch die Erziehung strukturierter, artenreicher<br />
Mischbestän<strong>de</strong> wird langfristig eine Dämpfung hinsichtlich<br />
Häufigkeit und Intensität von Massenvermehrungen<br />
erwartet (BAUMGARTEN und VON TEUFFEL, 2005; FRITZ,<br />
2006). Allerdings ist die Anpassungsfähigkeit dieser ge-<br />
Journal für Kulturpflanzen 65. 2013