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Titel - Justament

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Drum herum<br />

„Die Jurastudenten sind oft so verbissen“<br />

<strong>Justament</strong>-Gespräch mit Sarah Stosno über ihren juristischen Blog „Juraculix“<br />

Sagen Sie mal, Frau Stosno, sie machen<br />

da ja eine ganz hübsche Seite. Aber Sie<br />

posten dreimal pro Woche, da kommt<br />

doch schnell so allerhand zusammen.<br />

Wer liest das eigentlich alles?<br />

Na, ich hoffe mal die Leute, die meine<br />

Seite besuchen! ;) Aber, so viel ist das nun<br />

auch nicht. Zum einen, ist ein Artikel pro<br />

Woche meist nur ein Legal­Snail­Mail­<br />

Comic und zum anderen sind meine Artikel<br />

ja auch meist relativ kurz. Mehr als 2­3<br />

Minuten braucht man selten zum Lesen.<br />

Und wer sollte das denn nach Ihrer<br />

Intention alles oder jedenfalls teilweise<br />

lesen? Wie stellen Sie sich den idealen<br />

Juraculix-Leser vor?<br />

Also einen idealen Leser habe ich nicht.<br />

Ich schreibe über meinen Uni­Alltag und<br />

welche Probleme ein Zweitstudium mit<br />

sich bringt. Daraus ergibt sich wohl, dass<br />

die meisten Leser selbst Jurastudenten<br />

sind.<br />

Jeder Text ist irgendwie autobiographisch.<br />

Aber Ihre sind es ganz besonders.<br />

Ist es nicht ein Wagnis, sich<br />

so öffentlich auszustellen, macht man<br />

sich dadurch nicht angreifbar? Oder vertrauen<br />

Sie darauf, dass sich keiner die<br />

Mühe machen wird, zu vieles über Sie in<br />

Erfahrung bringen zu wollen?<br />

Ich sehe in einem Blog kein Wagnis, wenn<br />

man sich bewusst ist, was man veröffentlicht.<br />

Wie ich lerne, welche Vorlesungen<br />

ich besuche oder dass mich quatschende<br />

Studenten in Vorlesungen nerven, kann<br />

ruhig jeder wissen. Ich sage auf dem Blog<br />

nichts, was ich nicht auch sonst öffentlich<br />

vertreten würde.<br />

Seit wann gibt es Ihre Seite überhaupt<br />

schon? Und wie sind Sie eigentlich auf<br />

den Gedanken gekommen, Juraculix zu<br />

beginnen?<br />

Ich schreibe den Blog gemeinsam mit<br />

meiner Schwester seit August 2011. Die<br />

Idee dazu kam mir bevor ich mit dem<br />

Jurastudium begonnen habe. Ich war mir<br />

nicht sicher, ob ich wirklich ein Zweitstudium<br />

machen wollte und habe im<br />

Internet nach Erfahrungen anderer gesucht.<br />

Als ich nichts finden konnte, dachte<br />

ich mir, wenn ich studiere, werde ich über<br />

Sarah Stosno ist freiberufliche Übersetzerin<br />

aus Berlin. Nachdem sie ihr Erststudium<br />

in Anglistik und Japanologie erfolgreich<br />

abgeschlossen hatte, begann sie 2010 Jura<br />

an der FU Berlin zu studieren. Sie schreibt<br />

auf ihrem Blog www.juraculix.de über die<br />

Herausforderungen des Jurastudiums und<br />

ihren Uni­Alltag.<br />

meine Erfahrungen bloggen, damit andere<br />

Leute vielleicht davon profitieren können.<br />

Überlegen Sie manchmal, Ihre besten Einfälle<br />

aus Ihren Texten zu extrahieren und<br />

daraus vielleicht ein Buch zu machen?<br />

Oder halten Sie diese traditionellen<br />

Formen der Textproduktion für nicht<br />

mehr zeitgemäß?<br />

Einige Texte sind sehr für den Augenblick<br />

geschrieben, andere Themen sind eher<br />

allgemeingültig und die Artikel bleiben<br />

relevant. Daraus ein Buch zu machen,<br />

war bisher nicht mein Ziel, klingt aber<br />

interessant. Ich mag Bücher und denke,<br />

dass sie trotz der „modernen“ Möglichkeiten<br />

noch ein wichtiger Bestandteil der<br />

Lesekultur sind.<br />

Sie haben vor dem Jurastudium schon<br />

ein anderes Fach (zu Ende) studiert. Bitte<br />

vergleichen Sie doch einmal die Fächer<br />

hinsichtlich des Studienalltags, der Lernund<br />

Arbeitsabläufe, der Prüfungen und<br />

der typischen Studenten!<br />

Eigentlich habe ich zwei Fächer studiert,<br />

Anglistik und Japanologie. Damals habe<br />

ich ganz anders studiert. Ich war viel mehr<br />

Student, in der Fachschaft der Japanologie<br />

aktiv und stärker ins Uni­Leben involviert.<br />

Jetzt sehe ich das Studium eher<br />

als Mittel zum Zweck.<br />

Das Lernen ist sehr verschieden. Im<br />

Erststudium musste ich bis auf Vokabeln<br />

wenig auswendig lernen. Bei Jura gibt<br />

es all die Definitionen, die man sich einprägen<br />

muss. Das war am Anfang eine<br />

ziemliche Umstellung. Zudem musste ich<br />

in meinem Erststudium kaum Klausuren<br />

schreiben, sondern mehr Hausarbeiten anfertigen.<br />

Erst am Ende des Studiums hatte<br />

ich mündliche Prüfungen und Klausuren.<br />

Das fand ich angenehmer als die vielen<br />

Klausuren bei Jura.<br />

Was die Studenten angeht, da liegen<br />

Welten zwischen Juristen und Anglisten/<br />

Japanologen. Natürlich trifft das nicht auf<br />

alle Studenten zu, aber gewisse Tendenzen<br />

kann man erkennen. Die Jurastudenten<br />

sind verbissener und überlegen schon<br />

im 1. Semester, wie sie möglichst schnell<br />

studieren können und ein Prädikatsexamen<br />

schaffen. Im Gegensatz dazu habe<br />

ich Japanologiestudenten erlebt, die im 3.<br />

Semester nicht wussten, was eine Studienordnung<br />

ist. Was einige Anglisten und<br />

Japanologen an Ehrgeiz zu wenig haben,<br />

haben die Juristen zu viel. Etwas mehr<br />

Gleichgewicht könnte beiden gut tun.<br />

Was gefällt Ihnen am Jurastudium? Was<br />

gefällt Ihnen daran nicht so?<br />

Mir gefällt, dass Jura ein unglaublich<br />

praxisnahes Fach ist. Was ich nicht mag,<br />

ist das Punktesystem. Ich werde wohl nie<br />

verstehen, warum bei Jura andere Noten<br />

vergeben werden als in allen anderen<br />

Fächern. Und bei der Notenvergabe habe<br />

ich oft das Gefühl, dass es im mittleren<br />

Bereich eher ein Glücksspiel ist.<br />

Wie stellen Sie sich persönlich Ihre Zukunft<br />

vor? Wie und wo wollen Sie gerne<br />

leben und arbeiten? Hat sich an diesen<br />

Ihren Wünschen und Vorstellungen im<br />

Verlauf der letzten Jahre vielleicht etwas<br />

verändert?<br />

Ich arbeite ja bereits als freiberufliche<br />

Übersetzerin für Englisch und Japanisch.<br />

Das war immer mein Wunsch, denn das<br />

selbstständige Arbeiten liegt mir. Daran<br />

wird sich auch nach dem Jurastudium<br />

nichts ändern.<br />

Das Gespräch führte <strong>Justament</strong>-<br />

Redakteur Thomas Claer.<br />

justament september 2012

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