17.03.2014 Aufrufe

KAPUzine März/April 2004

KAPUzine März/April 2004

KAPUzine März/April 2004

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

für richtig halte, für die Ware zahlen.<br />

Oder auch nicht.“ Dabei sind<br />

drei Punkte bemerkenswert: „völlige<br />

Verfügung“, „von mir zu bestimmende<br />

Zeit“ und „zahlen, oder<br />

auch nicht.“<br />

Ich vergleiche das mal damit³,<br />

wenn ich in einen Buchladen gehen<br />

würde und dort verlange, dass ich<br />

den neuen Roman von Wolf Haas<br />

gerne in Kopie haben würde, damit<br />

ich ihn vollständig lesen kann und<br />

dann, wenn er mir gefällt, komme<br />

ich unter Umständen vorbei und<br />

kaufe das Buch. Oder ich gehe in<br />

ein Autohaus und sage, ich nehme<br />

mir jetzt den Ausstellungswagen da<br />

mit und fahre mal damit herum, um<br />

zu sehen, ob er auch wirklich gut zu<br />

mir passt. Ich denke, mit so einem<br />

Ansinnen würde ich wohl im besten<br />

Fall auf Unverständnis stoßen.<br />

Mal von der Plakativität der Beispiele<br />

abgesehen, ist dies ein wahrer<br />

Paradigmenwechsel in jenen Teilen<br />

des Handels, dessen Produkte<br />

sich digitalisieren und somit ohne<br />

Qualitätsverlust und (annähernd)<br />

kostenlos kopieren lassen. Der<br />

Unterschied zwischen den Musikdownloadern<br />

und meinen Beispielen<br />

besteht ja nur darin, dass die<br />

Musikdownloader den Warencharakter<br />

von Songs und Musik negieren.<br />

Denn, das sollte nicht vergessen<br />

werden, Musik ist eine Ware.<br />

Natürlich unterscheidet sich die<br />

Ware Musik deutlich von allen anderen<br />

Waren, aber das gilt auch für<br />

Stahlwalzwerke, Gummidichtungen<br />

und Fruchtjoghurt. Selbst in dem<br />

Ausdruck „Kulturgut“ steckt ja immer<br />

noch das Wörtchen „Gut“ drinnen.<br />

Der springende Punkt ist jedoch,<br />

dass (bisher) bei jedem Kauf<br />

ein gewisser Anteil an Vertrauen<br />

und Hoffen mitschwingen muss(te).<br />

Natürlich gibt es für nicht funktionierende<br />

Dinge die sechsmonatige<br />

Garantie. Und man kann auch überall<br />

in Musik reinhören und in Bücher<br />

reinlesen, bevor man sie kauft.<br />

Genauso sitzen im Investitionsgüter-Bereich<br />

die Entwickler des Unternehmens<br />

mit ihren Lieferanten<br />

an einem Tisch, um die Sicherheit<br />

möglichst hoch zu schrauben.<br />

Für Nicht-Gefallen gibt es jedoch<br />

nichts. Wenn einem der Staubsauger<br />

nicht mehr gefällt, nachdem<br />

man zum ersten Mal damit durch<br />

die Wohnung geputzt hat, kann<br />

man ihn nicht mehr zurückbringen.<br />

Manche Händler machten auch<br />

Umtausch-Aktionen und bei H&M<br />

und den anderen neuen Kleiderläden<br />

kann man auch praktisch alles<br />

umtauschen, selbst wenn man die<br />

Rechnung nicht mehr hat. Traf man<br />

auf einen sehr netten Verkäufer im<br />

Musikladen, so konnte man zu ihm<br />

sagen, „Pass auf, die Platte ist ja<br />

³ Ich weiß, nicht alles was hinkt ist ein Vergleich. Regt Euch ab. Ich urteile ja nicht, ich vergleiche bloß.<br />

K O L U M N E : IT `S A CRACKED WORLD<br />

34

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!