ZWISCHENTÖNE - Kirchenmusik in der Evangelischen Kirche in ...

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Jochen Klepper
Tagebuch: "Ich wünsche mir, dass meine
Lieder solistisch gesungen werden, am
liebsten aber von der Gemeinde." Seine
Lieder fanden schon früh Beachtung in der
Kirche, weil die Texte für den Gebrauch im
Gottesdienst geeignet erschienen. So wurden
nach und nach seine Lieder in das
Gesangbuch aufgenommen. Im Evangelischen
Kirchengesangbuch (EKG) von 1951
erschienen zunächst 4 Lieder, im EG von
1993 finden wir insgesamt 12 Lieder.
Damit steht Jochen Klepper in der Reihe
großer protestantischer Liederdichter wie
Martin Luther oder Paul Gerhardt.
Seine Lieder werden häufig und gern von
den Gemeinden gesungen, allen voran das
Adventslied "Die Nacht ist vorgedrungen"
(EG 16), dessen Melodie von Johannes
Petzold stammt, der auch für das Tauflied
"Gott, Vater, du hast deinen Namen" die
Weise geschrieben hat. Die dichterische
Qualität der Lieder von Jochen Klepper hat
verschiedene Komponisten inspiriert, passende
Weisen zu den Texten zu erfinden,
wie Fritz Werner zu dem Mittagslied "Der
Tag ist seiner Höhe nah" (EG 457) oder
zum Abendlied "Ich liege, Herr, in deiner
Hut" (EG 486). Drei von den im EG
aufgenommenen Liedern fanden keinen
Komponisten. Sie wurden mit alten
Melodien belehnt (EG 379, 532, 453).
Klepper stellte allen 29 geistlichen Liedern
aus dem Kyrie-Bändchen eine Bibelstelle
voran, wie dem Weihnachtslied "Du Kind zu
dieser heilgen Zeit" (EG 50) die Stelle aus
dem Weihnachtsevangelium: "Und sie gebar
ihren ersten Sohn und wickelte ihn in
Windeln ...". Die Qualität seiner Lieder zeugt
nicht allein von der poetischen Kraft seiner
Sprache, sondern auch von seinem
Glauben, den er trotz seines schweren
Lebens unter den Verfolgungen des
Nationalsozialismus nicht verlor. Als die
Angst vor der Deportation seiner jüdischen
Frau und seiner Tochter Renate zu groß
wurde, ging er mit ihnen freiwillig in den
Tod. Wir gedenken 70 Jahre nach dem
tragischen Lebensende dieses begnadeten
Liederdichters, der unseren Gemeinden so
herrliche Choräle beschert hat.
Die letzte Zeile eines Weihnachtsliedes aus
dem "Kyrie" lautet: "Nicht klagen sollst du:
loben!" Diese Zeile soll uns ermuntern,
weiter fröhlich das Lob Gottes zu singen.
Reinhard Ohse