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TEST LAUTSPRECHER

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<strong>TEST</strong><br />

<strong>LAUTSPRECHER</strong><br />

54 STEREO 4/2005


FURIOSES<br />

COMEBACK<br />

Magnat stand stets für Boxen ersten Ranges. Doch dann sank die<br />

Marke in die „Geiz“-Anzeigen der Märkte ab. Jetzt meldet sie sich<br />

mit der „Quantum“-Reihe zurück. Und deren 905 ist großartig!<br />

von Carsten Barnbeck<br />

Nun gut, der Begriff Comeback im<br />

Titel dieses Tests mag übertrieben<br />

klingen. Magnat war schließlich<br />

alles andere als weg von der Bildfläche. Im<br />

Gegenteil! Die Marke des Pulheimer Unternehmens<br />

Audiovox belegt den<br />

zweiten Platz bei den Lautsprecher-Marktanteilen.<br />

Trotzdem<br />

stimmt es, dass man sich in den<br />

letzten Jahren stark auf die AVund<br />

Heimkino-Sparte konzentrierte<br />

und als Schmiede hochwertiger<br />

und auch innovativer<br />

Stereo-Lösungen ein wenig aus<br />

dem kollektiven HiFi-Bewusstsein<br />

verschwand.<br />

Das soll sich jetzt wieder ändern.<br />

Mit der Quantum-Reihe<br />

bringt die Traditionsmarke seit kurzem<br />

wieder Lautsprecher auf den Markt, die<br />

auch als reinrassige Stereo-Wandler bestehen<br />

können. Magnat hat sich nicht lumpen<br />

lassen, weder an Verarbeitung noch am<br />

Klang gespart und den Lautsprechern sogar<br />

ein eigens entwickeltes Tief/Mittelton-<br />

Chassis spendiert (siehe Kasten).<br />

Mit ihrer<br />

zurückhaltenden<br />

Eleganz lässt<br />

sich die Quantum905<br />

leicht in<br />

das bestehende<br />

Wohnambiente<br />

integrieren<br />

Die Quantum 905, der kleinste Standlautsprecher<br />

der Serie, konnte uns vom Fleck<br />

weg begeistern. Mit seiner ehrlichen und<br />

sehr exakten, gleichzeitig aber auch emotionalen<br />

Spielweise setzt er in dieser Preisklasse<br />

Akzente. Das ist mal sicher! Äußerlich<br />

sieht man das der 905 gar<br />

nicht an. Es handelt sich um einen<br />

konventionellen Zweiweg-<br />

Lautsprecher in einem Bassreflex-Gehäuse<br />

aus MDF, das<br />

sich nach hinten verbreitert, von<br />

oben betrachtet also ein leichtes<br />

Trapez bildet.<br />

Die drei Chassis, zwei der neuen<br />

„Super Navi Cone“-Treiber<br />

und ein 25-Millimeter-Hochtöner<br />

sind in eine aufgesetzte<br />

Kunststoff-Schallwand verschraubt.<br />

Aus dem gleichen Material besteht<br />

die Bodenplatte mit ihren vier großen<br />

Füßen, in die sich auf Wunsch auch die mitgelieferten<br />

Kegel einschrauben lassen.<br />

An der Rückseite findet sich neben dem<br />

kreisrunden Bi-Wiring-Terminal aus<br />

Druckguss-Aluminium die großzügig bemessene<br />

Bassreflex-Öffnung, die wie alle<br />

Elemente fest<br />

im Gehäuse<br />

verschraubt ist.<br />

Insgesamt hinterlässt<br />

die<br />

Quantum damit<br />

einen sehr<br />

wertigen, tadellos<br />

In die Bodenplatte der<br />

Quantum 905 sind vier<br />

große Füße integriert,<br />

die auf Wunsch auch<br />

mit Kegeln bestückt<br />

werden können<br />

verarbeiteten Eindruck. Die Optik verbreitet<br />

eine schlichte Eleganz und lässt sich sicher<br />

gut in viele unterschiedliche Wohnumgebungen<br />

integrieren, zumal die gesamte<br />

Produktlinie in drei Farben – Kirsche,<br />

Buche und Schwarz – erhältlich ist.<br />

Der eigentliche Clou, das Kapital der 905,<br />

verbirgt sich in ihrem enormen Klangpotenzial.<br />

Der Lautsprecher reproduziert ausgesprochen<br />

linear, was auch ein linealgerader<br />

Frequenzverlauf belegt, arbeitet zudem<br />

feinste Nuancen und Details aus dem<br />

Klangbild heraus. Ein durch und durch audiophiler<br />

Wandler, der aber nichts Künstliches,<br />

kein übertriebenes Obertonspektrum<br />

mit sich bringt, sondern stets locker, souverän,<br />

beinahe lässig musiziert.<br />

Im Hörtest griffen wir immer wieder auf<br />

eine Live-Aufnahme des Stückes „My Handyman<br />

Ain’t Handy Anymore“ von Carmen<br />

McRae zurück. Ein direkt gehaltener<br />

Mitschnitt, der die rauhe,<br />

etwas bissige Stimme<br />

der Sängerin kompromisslos<br />

festhält und<br />

den Ort des Geschehens,<br />

vermutlich eine<br />

kleine verrauchte Kneipe,<br />

plastisch vor Augen<br />

führt.<br />

Die Magnat bildete<br />

diese Szene sehr räumlich<br />

ab, verlieh der Sängerin<br />

sowie den Instrumenten<br />

mit ihrer feinen<br />

Mittenwiedergabe<br />

Körper, arbeitete auch<br />

<strong>TEST</strong>-KETTE<br />

CD-SPIELER: Marantz CD-17<br />

mkIII, NAD C542, Naim CD5i<br />

VOLLVERSTÄRKER: Classé<br />

CAP-2100, Denon PMA-<br />

1500RII, Symphonic Line<br />

RG14<br />

VOR-/ENDSTUFE: Atoll<br />

PR200/AM100<br />

<strong>LAUTSPRECHER</strong>: Canton<br />

L800DC, Phonar P-40IIs,<br />

System Audio SA1550<br />

LS-KABEL: Black&White<br />

LS-1202 (Bi-Wiring-Ausführung),<br />

Mudra Silvercom<br />

Konturen klar heraus. Gleichzeitig kam der<br />

markante Gesang mit all seinen Ecken und<br />

Kanten deutlich herüber, ohne aber harsch<br />

oder übertrieben kratzig zu klingen. Kurz,<br />

der 905 gelang es, die Gesamtheit, die Live-<br />

Atmosphäre glaubwürdig darzubieten und<br />

dem Hörer ein Dabei -und-Mittendrin-<br />

Gefühl zu vermitteln.<br />

Ein anderes Beispiel ist „Ignition“ von R.<br />

Kelly. Eine durchweg elektronisch produzierte<br />

R&B-Nummer, in der eine ultratief<br />

reichende 808-Bassdrum – ein legendärer<br />

4/2005 STEREO 55


<strong>TEST</strong><br />

<strong>LAUTSPRECHER</strong><br />

Drumcomputer aus den frühen achtziger<br />

Jahren – zum Einsatz kommt und einen guten<br />

Kontrast zu Kellys souliger Stimme bildet.<br />

Auch hier gab sich die Quantum begeisternd<br />

lässig, beförderte den konturierten,<br />

kräftigen Tiefbass ohne erkennbare Mühe<br />

direkt in die Magengrube und verlieh dem<br />

Vortrag gleichzeitig ein samtiges, sauberes<br />

Timbre, ohne irgendwelche unnatürlichen<br />

Effekte beizumischen. Große Klasse!<br />

Nicht anders verhält es sich bei komplexen<br />

Instrumentierungen wie sie häufig in<br />

der Klassik zu finden sind. Hier<br />

stellte der Lautsprecher immer<br />

wieder seine Geradlinigkeit unter<br />

Beweis, verwusch niemals die<br />

Konturen im Klangbild, sondern<br />

bewahrte stets jedes Element in<br />

seiner reinen Form.<br />

In Sachen Aufstellung erwies<br />

sich die Magnat als unkompliziert.<br />

Da der Hochtöner einen<br />

breiten Abstrahlwinkel hat, erzielten<br />

wir in unserem Hörraum<br />

das beste Ergebnis bei einer geraden<br />

Ausrichtung der beiden Wandler, ohne<br />

sie also auf den Hörplatz einzuwinkeln.<br />

Auch eine relativ wandnahe Platzierung ist<br />

mit der sehr linear abgestimmten 905 vorstellbar,<br />

die den Bass des Lautsprechers<br />

noch ein wenig voller und kräftiger erscheinen<br />

lässt, ohne ihn der Kontur zu berauben.<br />

Das ist aber eine Geschmacksfrage.<br />

Magnats Quantum<br />

905 sorgte<br />

für eine Sensation<br />

im STEREO-<br />

Hörraum. Der<br />

bislang beste<br />

Lautsprecher<br />

der Preisklasse!<br />

Unterhalb der großen Reflexöffnung befindet sich<br />

das Bi-Wiring-Terminal, dem Magnat Kabeljumper<br />

spendierte, die besser klingen als Blechbrücken<br />

Welcher ähnlich teure Lautsprecher kann<br />

Magnats Wunder-Box in die Schranken<br />

weisen? Nach einigen erfolglosen Versuchen<br />

landeten wir bei Phonars Preis-Leistungshammer<br />

P40IIs, dem bis dato einzigen<br />

Fünf-Sterne-Lautsprecher im STE-<br />

REO-Testspiegel. Und selbst sie hatte Mühe<br />

gegen die Quantum 905, die betont smart<br />

und gelassen ihre Qualitäten<br />

ausspielte und dabei sogar einen<br />

Tick mehr an Auflösung und<br />

Tiefenstaffelung sowie auch einfach<br />

noch mehr packende Emotionalität<br />

bot. Dabei sind sich<br />

die beiden Wandler im Charakter<br />

recht ähnlich, musizieren<br />

sehr neutral und natürlich, ohne<br />

dem Klangbild etwas Steriles<br />

aufzudrängen. Außerdem ist die<br />

Phonar mit 1800 Euro fürs Paar<br />

etwas günstiger.<br />

Den Vergleich mit höheren Preisklassen<br />

braucht die Magnat nicht zu scheuen. Sie<br />

drängte sich etwa frech an eine beinahe<br />

1000 Euro teurere Canton Karat L 800 DC<br />

heran. Zwar bestach die Box aus dem Taunus<br />

mit noch mehr Auflösung und Transparenz,<br />

aber von einem größeren Abstand<br />

konnte hier wirklich keine Rede sein.<br />

Damit war die Sensation perfekt. Magnats<br />

sauber verarbeitete, technisch hochklassige<br />

und klanglich überragende Quantum 905<br />

bekommt von uns alle fünf Sterne. Noch<br />

nie war ein so guter Lautsprecher so günstig.<br />

Und anstatt nur in den HiFi-Ecken der<br />

Märkte zu versauern, wird sie auch in den<br />

Fachhandel kommen. Hört,hört!<br />

Gekrümmte Fläche<br />

Für die Quantum-Serie entwickelte Magnat<br />

das neue „Super Navi Cone“-Chassis<br />

Ein normales Chassis, wie es bei nahezu allen<br />

Lautsprechern zum Einsatz kommt, läuft<br />

immer mit dem gleichen Winkel zur Mitte hin zu,<br />

ist also in der Form vergleichbar mit einem Trichter.<br />

Dadurch ergibt sich ein Problem: Am Übergang<br />

zwischen Membranfläche und Schwingspule<br />

gibt es eine relativ harte Kante, die bei den<br />

Bewegungen des Chassis die gesamte Kraft auf<br />

die Membranfläche überträgt. Zwar ist die hier<br />

auftretende Belastung keineswegs zu hoch für<br />

In der Abbildung (Lasermessung) unten ist die<br />

geringe physische Belastung von Magnats „Super<br />

Navi Cone“ bei drei Kilohertz zu erkennen<br />

den Übergang, aber die Kraftverteilung könnte<br />

noch besser sein.<br />

Um dem entgegenzuwirken, entwickelte Magnat<br />

ein Tief-/Mittelton-Chassis mit so genannter<br />

„Super Navi Cone“. Bei diesem Schallwandler<br />

verläuft die Membranfläche gekrümmt – in<br />

einem immer steiler werdenden Winkel – zur<br />

Mitte hin, um schließlich in einem winkellosen<br />

Übergang auf die Schwingspule zu treffen. Die<br />

Form ist dann eher vergleichbar mit der Öffnung<br />

einer Trompete. Daraus ergibt sich die sehr<br />

gleichmäßige Kraftübertragung (siehe Abbildungen),<br />

die es ermöglicht, das Chassis beinahe als<br />

Breitbänder einzusetzen. Laut Mangnat könnte<br />

es bis immerhin 12 Kilohertz linear übertragen.<br />

Bei zehn Kilohertz steigt die Verformung sichtbar<br />

an. Deutlich zeigt sich hier aber die regelmäßige<br />

Kraftverteilung auf der Oberfläche<br />

Damit haben die Pulheimer natürlich nicht das<br />

Rad neu erfunden, denn derartige Konstruktionen<br />

sind bereits in den Fünfzigerjahren zum Einsatz<br />

gekommen. Vielmehr hat man das bewährte Konzept,<br />

das mit den Jahren etwas ins Abseits geriet,<br />

von neuem aufgenommen und um aktuelle<br />

Technologien bereichert. Dazu gehört neben<br />

einem Neodyn-Magneten leichtes, aber steifes<br />

Aluminium als Material für die Membranfläche.<br />

Außerdem verfügt das Chassis über einen markanten<br />

und recht groß dimensionierten Passivkühler,<br />

der die hohen möglichen Frequenzbelastungen<br />

des Schallwandlers abfängt. Im Zusammenhang<br />

mit der Quantum905 kann man dem<br />

neuen Chassis beste Performance bescheinigen.<br />

Zum Vergleich die Belastung eines beliebigen konventionellen<br />

Chassis, dass schon bei 5800 Hertz<br />

vergleichsweise chaotische Strukturen aufweist<br />

56 STEREO 4/2005


MAGNAT QUANTUM 905<br />

Paarpreis ca. €2000<br />

Maße: 23 x 105 x 33 cm<br />

(BxHxT)<br />

Garantie: 5 Jahre<br />

Vertrieb: Audiovox<br />

Tel.: 02234/8070<br />

www.magnat.de<br />

Die Quantum905 ist mit<br />

ihrem präzisen und sehr ehrlichen<br />

Charakter ein echter<br />

Überflieger ihrer Preisklasse in zurückhaltend-schicker<br />

Verpackung und zum überaus<br />

fairen Kurs. Ein Volltreffer!<br />

LABOR<br />

FREQUENZGANG/IMPEDANZ<br />

SPRUNGANTWORT<br />

Der begeisternde Klang findet im Messlabor<br />

seine Bestätigung. Vor allem der Frequenzschrieb<br />

könnte kaum besser sein. Er<br />

verläuft ultralinear, und die Messung bei<br />

30 Grad Achsenabweichung (gestrichelte<br />

Linie) ist fast deckungsgleich, bestätigt also<br />

die breite Abstrahlung des Hochtöners<br />

und die damit verbundene flexible Aufstellung<br />

der Magnat. Die Impedanz ist durchweg<br />

unkritisch, bleibt stets oberhalb der<br />

Vier-Ohm-Marke. Auch bei der Sprungantwort<br />

zeigt die 905 nur minimalen Zeitversatz<br />

zwischen den Chassis. Vorbildlich!

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