Unfallversicherung aktuell - Kommunale Unfallversicherung Bayern
Unfallversicherung aktuell - Kommunale Unfallversicherung Bayern
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<strong>Unfallversicherung</strong><br />
Ausgabe 1 | 2014<br />
Informationen und<br />
Bekanntmachungen zur<br />
kommunalen und staatlichen<br />
<strong>Unfallversicherung</strong> in <strong>Bayern</strong><br />
<strong>aktuell</strong><br />
Ab jetzt<br />
gesund !<br />
Der Gesundheitstag<br />
im Unternehmen<br />
Extra:<br />
SiBe-Report
Inhalt<br />
Kurz & knapp Seite 3<br />
• Preisverleihung „JobErfolg 2013“<br />
• Feuerwehr ehrt KUVB<br />
• DGUV Service<br />
Im Blickpunkt Seite 4–5<br />
• Sozialpolitik in <strong>Bayern</strong> neu<br />
besetzt: Interview mit Staatsministerin<br />
Emilia Müller<br />
Prävention Seite 6–15<br />
• Jobcenter Hof Stadt gewinnt<br />
Deutschen Arbeitsschutzpreis<br />
2013<br />
• Gesundheitstag bei den Justizvollzugsanstalten<br />
Kempten und<br />
Memmingen<br />
• Ab jetzt gesund: Der Gesundheitstag<br />
im Unternehmen<br />
• Seelenfänger unterwegs: Sekten<br />
und Okkultismus<br />
• Gemeinsam für einen sicheren<br />
Schulweg<br />
• Rückengesundheit für den Ausbildungsplan<br />
• Rescu-Preis-Verleihung 2013<br />
in Regensburg<br />
• Globales Forum<br />
Prävention vom<br />
24. bis 27. August<br />
in Frankfurt<br />
• Rettungskette Forst<br />
Recht & Reha Seite 16–19<br />
• Serie: Fragen und Antworten zum<br />
<strong>Unfallversicherung</strong>sschutz<br />
• Serie: Das wissenswerte Urteil<br />
Intern Seite 20–21<br />
• Beitragssätze 2014<br />
• Die Aufgaben der Präventionsausschüsse<br />
Bekanntmachungen Seite 22–23<br />
• Änderung der Entschädigungsregelung<br />
• Neues Vorstandsmitglied bei der<br />
KUVB<br />
• Wechsel im Amt des Vorsitzenden<br />
der Vertreterversammlung der<br />
Bayer. LUK<br />
Sibe-Report<br />
In der Heftmitte finden Sie vier Extra-<br />
Seiten für Sicherheitsbeauftragte<br />
SiBe-Report<br />
Informationen für Sicherheitsbeauftragte – Ausgabe 1/2014<br />
Kulturelle Vielfalt am Arbeitsplatz<br />
Beschäftigte a ler Qualifikationsstufen, aber auch Unternehmer und Unternehmerinnen<br />
mit Migrationshintergrund spielen in der deutschen Wirtschaft und auf dem<br />
Arbeitsmarkt eine immer größere Ro le. Im beruflichen A ltag kämpfen solche Arbeitnehmer<br />
ebenso wie Arbeitgeber häufig mit spezifischen Schwierigkeiten. Behörden,<br />
Organisationen und Unternehmen so lten deshalb künftig noch stärker auf die Erfordernisse<br />
von kulture l vielfältigen Belegschaften wie Führungskräften eingehen.<br />
Die europäische Gemeinschaftsinitiative Ko nfl ikte e nt schär fe n kö n ne n . Wi ch t i ge<br />
Equal hat Methoden und Konzepte zur Schritte dazu sind u. a.:<br />
Überwindung von Diskriminierung und • Mehr junge Migranten ausbilden,<br />
Ungleichheiten am Arbeitsmarkt entwickelt<br />
und in der Praxis erprobt. Im<br />
M i gra nte n a uf di e A nfo rde runge n e i n er Weil zwei- oder mehrsprachige Beschäftig-<br />
• Schulen dafür qualifizieren, junge<br />
Fokus sta nde n Me n sche n , d i e auf de m beruflichen Ausbildung vorzubereiten te und interkulture les Wissen Verwaltungen,<br />
Unternehmen und Institutionen Wett-<br />
A rbei tsma r kt strukture l b e nach te il g t (Förderung der Ausbildungsreife),<br />
sind, also nicht nur Migrantinnen und • Unternehmen unterstützen, die bereit bewerbsvorteile bringen, sollte die Förderung<br />
interkultureller Kompetenz in der<br />
M i g ra n ten , so n de rn auch Perso n e n oh n e sind, junge Migranten auszubilden,<br />
berufliche Ausbildung, Langzeitarbeitslose<br />
oder ältere Beschäftigte. Ziel war es, nehmer mit Migrationshintergrund könden.<br />
Am wichtigsten aber ist, dass Vorge-<br />
• Vorbilder einbinden: Erfolgreiche Unter-<br />
Aus- wie Weiterbildung fest verankert wer-<br />
die Beschäftigungsfähigkeit dieser Menschen<br />
zu verbessern, ihnen den Zugang • Interkulturelle Kompetenz als Aus- und nehmung für verdeckte oder offene Vornen<br />
Jugendliche motivieren,<br />
setzte wie Beschäftigte die eigene Wahr-<br />
zum oder die Rückkehr auf den Arbeitsmarkt<br />
zu erleichtern bzw. dem Verlust des<br />
mit allen Kollegen kommunizieren.<br />
Weiterbildungsziel bei der Arbeit. urteile schärfen und unvoreingenommen<br />
Arbeitsplatzes vorzubeugen.<br />
Missverständnisse abbauen<br />
E rge be n sich et wa be i e i ne r U nte r we isung<br />
sprachliche Schwierigkeiten, können<br />
Die im Rahmen des Projekts entwickelte<br />
Mate r ial i en i n d er je we il igen Muttersp ra -<br />
Broschüre „Förderung von Toleranz und<br />
che oder bebilderte Broschüren in leichter<br />
interkulture ler Kompetenz in arbeitsmarktlichen<br />
Programmen" zeigt, wie Unschwierigkeiten<br />
helfen, die Anweisungen<br />
Sprache Arbeitnehmern mit Verständnisternehmen,<br />
Institutionen, Schulen und<br />
auch wirklich zu verstehen.<br />
Ausbildungsstätten Potenziale der kulture<br />
len Vielfalt am Arbeitsplatz fördern und<br />
Viele Probleme am Arbeitsplatz resultieren<br />
aus kulture l bedingten Missverständnissen<br />
und mangelhafter Kommunikation. Je<br />
nach Qualifikation der Betroffenen spielen<br />
auch Sprachba rieren eine Ro le. Verwaltungen,<br />
Unternehmen und Institutionen,<br />
die gezielte Programme einsetzen, um<br />
Spannungen, Stress und soziale Ba rieren<br />
abzubauen, profitieren in vielerlei Hinsicht.<br />
Wenn z. B. auch Arbeitnehmer mit Migrationshintergrund<br />
Gesundheitsangebote des<br />
Unternehmens häufiger nutzen, sinkt nicht<br />
nur der Krankenstand. Die damit einhergehende<br />
höhere Arbeitszufriedenheit führt<br />
meist auch dazu, dass die Personalfluktuation<br />
sinkt, wie eine Studie der Europäischen<br />
Agentur für Sicherheit und Gesundheit<br />
am Arbeitsplatz ergab.<br />
www.equal.de/de<br />
Equal Archivseite Informationen zur Gemeinschaftsinitiative<br />
EQUAL des Europäischen<br />
Sozialfonds Publikationen Förderung von<br />
Toleranz und interkulture ler Kompetenz in arbeitsmarktlichen<br />
Programmen. Broschüre der<br />
beiden Programme „EQUAL“ und „XENOS“<br />
https: /osha.europa.eu<br />
Publications Reports Diverse cultures at<br />
work: ensuring safety and health through leadership<br />
and participation Informationen in<br />
englischer Sprache<br />
www.deinruecken.de<br />
Mediathek Kampagnenbroschüren Informationen<br />
für Beschäftigte in leichter Sprache<br />
Impressum<br />
„<strong>Unfallversicherung</strong> <strong>aktuell</strong>“ –<br />
Informationen zur kommunalen und<br />
staatlichen <strong>Unfallversicherung</strong> in<br />
<strong>Bayern</strong>. Mitteilungsblatt der KUVB und<br />
der Bayer. LUK<br />
Nr. 1/2014 – Jan./Feb./März 2014<br />
„<strong>Unfallversicherung</strong> <strong>aktuell</strong>“ erscheint<br />
quartalsweise und geht den Mitgliedern<br />
kostenlos zu. Nachdruck oder<br />
Verviel fältigung nur mit Zustimmung<br />
der Redaktion und Quellenangabe.<br />
Inhaber und Verleger:<br />
<strong>Kommunale</strong> <strong>Unfallversicherung</strong><br />
<strong>Bayern</strong> (KUVB) und Bayerische<br />
Landesunfallkasse (Bayer. LUK),<br />
Körperschaften des öffentlichen<br />
Rechts<br />
Verantwortlich:<br />
Erster Direktor Elmar Lederer<br />
Redaktion:<br />
Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit,<br />
Ulrike Renner-Helfmann<br />
Redaktionsbeirat:<br />
Richard Barnickel, Claudia Clos,<br />
Michael von Farkas, Sieglinde Ludwig,<br />
Karin Menges, Thomas Neeser, Klaus<br />
Hendrik Potthoff, Rainer Richter,<br />
Kathrin Rappelt, Ulli Schaffer, Katja<br />
Seßlen<br />
Anschrift:<br />
KUVB, Ungererstr. 71,<br />
80805 München, Tel. 089 36093-0,<br />
Fax 089 36093-135<br />
Internet:<br />
www.kuvb.de und<br />
www.bayerluk.de<br />
E-Mail:<br />
oea@kuvb.de und<br />
oea@bayerluk.de<br />
Bildnachweis:<br />
Titel: PhotoSG/fotolia; S. 2: Nagel’s<br />
Blickwinkel/fotolia; S.3: LFV <strong>Bayern</strong> –<br />
Jochen Kümmel; S. 6: DGUV;<br />
S. 7–8: JVA Kempten und Memmingen;<br />
S. 9: lynea/fotolia; S. 10: Sonja<br />
Birkelbach/fotolia; S. 15: KUVB;<br />
S. 16: vschlichting/fotolia;<br />
S. 17: arbkombinat/fotolia; S. 18: MEV<br />
Gestaltung und Druck:<br />
Mediengruppe Universal,<br />
Kirschstraße 16, 80999 München<br />
2<br />
<strong>Unfallversicherung</strong> <strong>aktuell</strong> 1/2014
Kurz & knapp<br />
Preisverleihung „JobErfolg 2013“<br />
Landtagspräsidentin Stamm, Sozialministerin<br />
Müller und Behindertenbeauftragte<br />
Badura würdigen vorbildliche<br />
Inklusion von Menschen mit Behinderung<br />
am Arbeitsplatz.<br />
Zum 9. Mal wurde am 3. Dezember 2013<br />
der Preis „JobErfolg – Menschen mit Behinderung<br />
am Arbeitsplatz“ verliehen.<br />
Der Bayerische Landtag, das Bayerische<br />
Sozialministerium und die Behindertenbeauftragte<br />
der Bayerischen Staatsregierung<br />
zeichneten bei der Veranstaltung in<br />
Straubing Arbeitgeber für herausragende<br />
Inklusion von Menschen mit Behinderung<br />
im Arbeitsleben aus. Der Preis wurde in<br />
den Kategorien „Öffentlicher Dienst“,<br />
„Privatwirtschaft“ und „Ehrenpreis“ vergeben.<br />
Mit dem Preis in der Kategorie<br />
„Öffentlicher Dienst“ wurde in diesem<br />
Jahr der Markt Hirschaid für den besonderen<br />
Einsatz für schwer mehrfachbehinderte<br />
Mitarbeiter geehrt. Der Preis für die<br />
Privatwirtschaft ging an die Kern Bau<br />
Landesfeuerwehrverband <strong>Bayern</strong> 2013<br />
Feuerwehr ehrt KUVB<br />
GmbH in Schönberg für ihr besonderes<br />
Engagement bei der Ausbildung von jungen<br />
Menschen mit geistiger Behinderung.<br />
Den Ehrenpreis erhielt der Friseursalon<br />
Heidi Bender, der auch ohne Beschäftigungspflicht<br />
Menschen mit Behinderung<br />
eine Chance gibt. Ferner wurden die ZF<br />
Friedrichshafen AG in Passau, die Blaschke<br />
Umwelttechnik GmbH, die Regierung<br />
von Oberbayern und die Verkehrspolizeiinspektion<br />
Nürnberg mit einer Urkunde<br />
für ihr Engagement geehrt.<br />
Für weitere Informationen zum Programm<br />
„Chancen Schaffen II“ und zur „Initiative<br />
Inklusion“ können sich Arbeitgeber an<br />
das Zentrum <strong>Bayern</strong> Familie und Soziales<br />
wenden. Häufig gestellte Fragen von Arbeitgebern<br />
beantwortet darüber hinaus<br />
die „Arbeitgeber-Schnellinfo“ des Zentrums<br />
<strong>Bayern</strong> Familie und Soziales unter<br />
www.zbfs.bayern.de/integrationsamt/<br />
arbeitgeber/index.html.<br />
Bei ihrer Landesverbandsversammlung am 20. September 2013 ehrte der Landesfeuerwehrverband<br />
<strong>Bayern</strong> Unternehmen, Institutionen und Organisationen, die die<br />
Arbeit der Feuerwehren seit vielen Jahren unterstützen und fördern. Ausgezeichnet<br />
wurden die Versicherungskammer <strong>Bayern</strong>, die<br />
Firma HF Sicherheitskleidung, die Firma Fahnen<br />
Kössinger, der Bayerische Sparkassenverband,<br />
die Ver einigung der Bayerischen Wirtschaft, die<br />
Firma Dräger, die BMW AG. Auch die <strong>Kommunale</strong><br />
<strong>Unfallversicherung</strong> <strong>Bayern</strong> (KUVB) wurde für<br />
den überdurchschnittlichen und engagierten<br />
Einsatz für das Ehrenamt der Freiwilligen Feuerwehr<br />
aus gezeichnet.<br />
Elmar Lederer, Erster Direktor der KUVB (links<br />
im Bild), nahm die Ehrenurkunde im Rahmen<br />
eines Festaktes zur 20. Landesfeuerwehrverbandstagung<br />
entgegen.<br />
DGUV Service<br />
Checkliste für barrierefreie<br />
Veranstaltungen<br />
Für die Organisatoren von Veranstaltungen<br />
stellt die Deutsche Gesetzliche<br />
<strong>Unfallversicherung</strong> eine Checkliste<br />
für die Planung und Durchführung<br />
barrierefreier Veranstaltungen<br />
zur Verfügung.<br />
http://publikationen.dguv.de/<br />
dguv/pdf/10002/dguv_broschuere_<br />
bfreiheit_veranstalt_130930_web.pdf<br />
Service für Gehörlose<br />
Die Deutsche Gesetzliche <strong>Unfallversicherung</strong><br />
DGUV bietet neuerdings<br />
eine Infoline für Gehörlose und hörgeschädigte<br />
Menschen an.<br />
Über die neue Infoline können Gehörlose<br />
die DGUV mittels Gebärdensprache<br />
kontaktieren. Dafür benötigen sie<br />
einen Internetanschluss, Kamera und<br />
die entsprechende Software. Diese ist<br />
kostenlos bei dem Betreiber Telemark<br />
erhältlich.<br />
Die Adresse der Infoline lautet:<br />
dguv@gebaerdentelefon.dguv.de –<br />
dabei handelt es sich nicht um eine<br />
E-Mail-Adresse, sondern um eine Kontaktadresse<br />
für so genannte SIP-Telefone.<br />
Per ISDN-Bildtelefon ist die Infoline<br />
ebenfalls erreichbar unter der<br />
Nummer 0800 6050415. Sie ist von<br />
Montag bis Freitag von 8.00 bis 18.00<br />
Uhr besetzt.<br />
3
Im Blickpunkt<br />
Sozialpolitik in <strong>Bayern</strong> neu besetzt<br />
Interview mit Staatsministerin Emilia Müller<br />
UV-<strong>aktuell</strong>: Frau Ministerin, erst einmal<br />
Gratulation zu Ihrem neuen Amt als Bayerische<br />
Staatsministerin für Arbeit und<br />
Soziales, Familie und Integration. Obwohl<br />
Sie bereits seit zehn Jahren im bayerischen<br />
Kabinett vertreten sind, zuerst als<br />
Staatssekretärin im Umweltministerium,<br />
dann mit einer kurzen Unterbrechung seit<br />
2005 als Europaministerin, waren viele<br />
von dieser Ernennung überrascht. Ist<br />
Sozialpolitik für Sie ein neues Feld oder<br />
hatten Sie schon immer einen besonderen<br />
Bezug zu diesem Thema?<br />
Emilia Müller: „Vielen Dank! Die Sozialpolitik<br />
ist für mich keineswegs etwas Neues,<br />
vielmehr schließt sich für mich als Bayerische<br />
Sozialministerin der Kreis. Schon in<br />
meinen politischen Anfängen als Mitglied<br />
und später Landesvorsitzende der Frauen-<br />
Union war mir soziale Gerechtigkeit und<br />
Politik, die für die Menschen da ist, ein<br />
Herzensanliegen und der Grund für mich,<br />
in die Politik zu gehen. Bei meiner politischen<br />
Arbeit war mir – ganz unabhängig,<br />
welches Amt ich bekleidet habe – stets<br />
wichtig, dass der Mensch im Mittelpunkt<br />
meiner Entscheidungen steht.“<br />
UV-<strong>aktuell</strong>: Welche Schwerpunkte<br />
werden Sie in Ihrem Amt setzen?<br />
Emilia Müller: „Die Menschen finden in<br />
<strong>Bayern</strong> die besten Lebens- und Arbeitsbedingungen<br />
aller Bundesländer vor. Mein<br />
Antrieb ist, dass in Zukunft jede und jeder<br />
im Freistaat von dieser guten Situation<br />
profitieren kann. Ich will unter anderem<br />
Vollbeschäftigung bis zum Jahr 2018 erreichen,<br />
die Gleichberechtigung von Mann<br />
und Frau weiter voranbringen, Menschen<br />
mit Behinderung Teilhabe in allen Lebensbereichen<br />
ermöglichen und <strong>Bayern</strong> weiter<br />
als Integrationsland Nummer 1 etablieren.<br />
Den vielen Menschen, die in Deutschland<br />
und hier bei uns in <strong>Bayern</strong> Schutz suchen,<br />
möchte ich mit einer menschlichen Asylsozialpolitik<br />
begegnen.“<br />
UV-<strong>aktuell</strong>: Es fällt auf, dass das Ministerium<br />
in seinem Namen nun nicht mehr die<br />
Frauen ausdrücklich benennt, sondern<br />
stattdessen den Begriff „Integration“<br />
einführt. Wenden Sie sich damit von<br />
den Frauenthemen ab und der Integration<br />
zu?<br />
Emilia Müller: „Das Ministerium heißt<br />
nun Bayerisches Staatsministerium für Arbeit<br />
und Soziales, Familie und Integration.<br />
Der Verzicht auf die Nennung der Frauen<br />
im Namen ist keine Abwertung der<br />
Frauenpolitik. Ich werde mich als Frauenbeauftragte<br />
der Staatsregierung auch weiterhin<br />
mit starker Stimme für die Belange<br />
von Frauen einsetzen! Hier werde ich ein<br />
Zeichen setzen und zügig mit den Frauenverbänden<br />
sprechen. Ich kann Sie beruhigen:<br />
Natürlich bleibt die Politik für Frauen<br />
und Gleichstellung ganz oben auf der<br />
Agenda.“<br />
UV-<strong>aktuell</strong>: Wie soll die Integrationspolitik<br />
in <strong>Bayern</strong> weiterentwickelt werden?<br />
Emilia Müller: „Integration ist eines der<br />
Zukunftsthemen unserer Gesellschaft.<br />
<strong>Bayern</strong> kann im bundes- wie auch im<br />
europaweiten Vergleich große Erfolge<br />
bei der Integration vorweisen. Dies liegt<br />
da ran, dass wir in <strong>Bayern</strong> auf die indivi duellen<br />
Unterschiede bei Menschen mit<br />
Migrationshintergrund eingehen. Weitere<br />
Eckpfeiler bayerischer Integrationspolitik<br />
sind das ‚Fördern und Fordern‘, der Erwerb<br />
von Sprache als Schlüssel zu Teilhabe,<br />
Teilhabe durch Bildung und Arbeit.<br />
Außerdem tragen die Menschen in <strong>Bayern</strong><br />
ganz wesentlich dazu bei, dass das Thema<br />
Integration eine Erfolgsgeschichte ist.<br />
Diesen Weg will ich weitergehen!“<br />
UV-<strong>aktuell</strong>: Die gesetzliche <strong>Unfallversicherung</strong><br />
hat viel mit Unfallverletzten zu<br />
tun und engagiert sich daher besonders<br />
in diesem Bereich. Wir sprechen analog<br />
der Behindertenrechtskonvention der<br />
Vereinten Nationen nicht von „Integration“,<br />
sondern von „Inklusion“, was bedeutet,<br />
dass Menschen mit Behinderungen<br />
als gleichberechtigt anerkannt<br />
werden. Hat dieser Unterschied für die<br />
praktische Politik Ihres Hauses Bedeutung?<br />
Emilia Müller: „Ja. Inklusion zu verwirklichen<br />
ist ein Auftrag an die Politik, aber<br />
nicht nur! Wir sind alle dazu aufgerufen,<br />
Menschen mit Behinderung eine gleichberechtigte<br />
Teilhabe in allen Lebensbereichen<br />
zu ermöglichen. Der Abbau von<br />
Barrieren ist für mich ein zentraler Punkt.<br />
Hier haben wir uns das Ziel gesetzt, dass<br />
<strong>Bayern</strong> binnen zehn Jahren komplett<br />
barrierefrei ist. Daneben ist es mir ein wichtiges<br />
Anliegen, die Beschäftigungschancen<br />
von Menschen mit Behinderung auf dem<br />
ersten Arbeitsmarkt zu verbessern.“<br />
UV-<strong>aktuell</strong>: Sie haben angekündigt, das<br />
Ehrenamt weiterhin stark unterstützen zu<br />
wollen. Welche Maßnahmen haben Sie<br />
hier im Auge?<br />
Emilia Müller: „Persönliches Engagement<br />
und Solidarität für die Gemeinschaft sind<br />
wesentliche Grundpfeiler unserer Gesellschaft.<br />
3,8 Millionen Bürgerinnen und<br />
Bürger in <strong>Bayern</strong> engagieren sich ehrenamtlich!<br />
Sie tragen damit wesentlich zu<br />
einer aktiven Zivilgesellschaft bei. Ohne<br />
den herausragenden Einsatz der Ehrenamtlichen<br />
wäre <strong>Bayern</strong> nicht denkbar. Ich<br />
freue mich sehr, dass <strong>Bayern</strong>s Bevölkerung<br />
mit überwältigender Mehrheit entschieden<br />
hat, dass die Förderung des Ehrenamtes<br />
als neues Staatsziel in der Bayerischen<br />
Verfassung verankert wird. Dies<br />
ist ein klares Signal und ein Handlungs-<br />
4<br />
<strong>Unfallversicherung</strong> <strong>aktuell</strong> 1/2014
Im Blickpunkt<br />
auftrag für die Gemeinden und den Freistaat.<br />
Mein Ziel ist, die Infrastruktur im<br />
Bereich des Bürgerschaftlichen Engagements<br />
weiter auszubauen, die Jugend für<br />
das Ehrenamt zu begeistern und die öffentliche<br />
Anerkennung für das Ehrenamt<br />
noch mehr zu stärken, z. B. durch die<br />
flächendeckende Einführung der Bayerischen<br />
Ehrenamtskarte.“<br />
UV-<strong>aktuell</strong>: Inwieweit ist der Ausbau der<br />
Kindertagesstätten in <strong>Bayern</strong> vor allem<br />
auch für die Versorgung von Kindern unter<br />
drei Jahren sichergestellt?<br />
Emilia Müller: „Die Bayerischen Bürgermeisterinnen<br />
und Bürgermeister haben<br />
dafür gesorgt, dass fast in allen bayerischen<br />
Gemeinden der Bedarf an Krippenplätzen<br />
für Ein- und Zweijährige schon gedeckt<br />
ist oder dies bald der Fall ist. Dies<br />
ist eine große Leistung! Gelungen ist das<br />
auch dank der Förderung durch den Freistaat:<br />
Kein Land investiert so viel in den<br />
Ausbau. <strong>Bayern</strong> trägt rund 52 Prozent der<br />
Grundkosten der Kinderbetreuung und<br />
fördert jeden Krippenplatz, der vor Ort geschaffen<br />
wird. Jetzt gilt es für die Kommunen,<br />
die Betreuungswünsche der Familien<br />
genau im Blick zu behalten und wenn<br />
nötig nachzujustieren.“<br />
UV-<strong>aktuell</strong>: Wie können Sie die Kommunen<br />
und andere Träger von Kindertagesstätten<br />
darin unterstützen, das notwendige<br />
Personal zu gewinnen?<br />
Emilia Müller: „Wir greifen den Kommunen<br />
mit einem Bündel von Maßnahmen<br />
unter die Arme. Neben dem Ausbau der<br />
Ausbildungsplätze für Erzieher und Erzieherinnen,<br />
Zugangserleichterungen für<br />
Kinderpfleger und Kinderpflegerinnen zur<br />
Erzieherausbildung und für Quereinsteiger<br />
unterstützen wir auch ein Qualifizierungsprojekt<br />
der Landeshauptstadt München<br />
speziell für Grundschullehrkräfte. Solche<br />
Qualifizierungen wollen wir bei entsprechender<br />
Nachfrage künftig landesweit<br />
möglich machen. Lehrkräfte in <strong>Bayern</strong>,<br />
die nicht in den Schuldienst übernommen<br />
werden, haben hier die Chance, sich für<br />
die Betreuung unserer Jüngsten weiterbilden<br />
zu lassen. Klar ist aber auch: Der wirksamste<br />
Hebel sind die Rahmenbedingungen<br />
im Beruf. Erzieher und Erzieherinnen<br />
haben eine große Verantwortung und leisten<br />
tagtäglich hervorragende Arbeit. Leider<br />
bleiben Ansehen, Bezahlung und Arbeitsbedingungen<br />
oft hinter dieser Bedeutung<br />
und dem Anforderungsprofil zurück.<br />
Hier muss ein Umdenken stattfinden. Es<br />
liegt in erster Linie in den Händen der Tarifpartner,<br />
hier Verbesserungen auf den<br />
Weg zu bringen. Damit die Träger der Kindertagesstätten<br />
nicht auf den Mehrkosten<br />
sitzen bleiben,<br />
haben wir in<br />
<strong>Bayern</strong> eine staatliche<br />
Betriebskostenförderung,<br />
die mit<br />
jeder Erhöhung der Tarifgehälter automatisch<br />
angepasst wird.“<br />
UV-<strong>aktuell</strong>: Wir planen ein konkretes Projekt<br />
zur Verkehrserziehung von Kindern in<br />
Kindertagesstätten. Wären Sie bereit,<br />
dieses Projekt zu unterstützen, z. B. durch<br />
die Übernahme der Schirmherrschaft?<br />
Emilia Müller: „Wie man sich sicher und<br />
rücksichtsvoll im Straßenverkehr bewegt,<br />
können Kinder nicht früh genug lernen.<br />
Die frühzeitige Verkehrserziehung halte<br />
ich deswegen für enorm wichtig. Gerne<br />
schaue ich mir das interessante Projekt<br />
genauer an und freue mich, wenn ich die<br />
Schirmherrschaft übernehmen kann.“<br />
„ Der Mensch steht<br />
im Mittelpunkt meiner<br />
Entscheidungen“<br />
Emilia Müller: „Mit der Globalisierung<br />
und dem Einzug neuer Technologien<br />
befindet sich die Arbeitswelt in einem<br />
Wandel, der sich immer schneller voll -<br />
zieht. Diese dynamische Entwicklung<br />
bringt den Beschäftigten zwar neue Freiheiten<br />
und mehr Entscheidungsspielraum,<br />
es können dadurch aber auch<br />
psychische Belastungen entstehen.<br />
Viele Unternehmen haben die Brisanz<br />
der psychischen Beanspruchung von Beschäftigten<br />
bereits erkannt, tun sich aber<br />
teils noch schwer mit<br />
der Einführung geeigneter<br />
Präventionsmaßnahmen.<br />
Die<br />
baye rische Gewerbeaufsicht<br />
unterstützt<br />
die Unternehmen bei<br />
deren Aufgabe, Arbeitsplätze auch hinsichtlich<br />
psychischer Belastung zu bewerten<br />
und not wendige Maßnahmen zu entwickeln<br />
und umzusetzen. Ziel muss sein,<br />
dass der Schutz der Beschäftigten vor<br />
psychischen Belastungen zum Selbstverständnis<br />
einer jeden Unternehmenskultur<br />
wird. Zur Er reichung dieses Ziels setzt<br />
mein Haus, das fachlich für die Bereiche<br />
‚Arbeitsschutz‘ und ‚Arbeitsmedizin‘<br />
federführend ist, u. a. auf die freiwillige<br />
Anwendung des Arbeitsschutz management<br />
systems OHRIS und des Ganzheitlichen<br />
betrieblichen Gesundheitsmanagementsystems<br />
GABEGS, die beide in meinem<br />
Haus entwickelt wurden.“<br />
UV-<strong>aktuell</strong>: Als Träger der gesetzlichen<br />
<strong>Unfallversicherung</strong> der öffentlichen Hand<br />
in <strong>Bayern</strong> sind wir auch für die Gesundheit<br />
unserer Versicherten zuständig. Hier<br />
stellen wir <strong>aktuell</strong> vermehrt psychische<br />
Probleme fest, die daraus resultieren,<br />
dass die Arbeit immer mehr verdichtet<br />
wird, gleichzeitig aber die Belegschaft<br />
immer älter wird und oftmals nicht mehr<br />
so leistungsfähig ist. Die Prävention der<br />
KUVB/Bayer. LUK arbeitet aktiv an Projekten,<br />
um die versicherten Unternehmen<br />
zu unterstützen. Sehen Sie hier die Notwendigkeit<br />
zu vermehrten Anstrengungen<br />
in der Prävention auch von Seiten Ihres<br />
Hauses?<br />
Die Fragen stellte<br />
Ulrike Renner-Helfmann,<br />
Redaktion UV-<strong>aktuell</strong><br />
5
Prävention<br />
Neue Ideen für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz prämiert:<br />
Jobcenter Hof Stadt gewinnt<br />
Deutschen Arbeitsschutzpreis 2013<br />
Die Gewinner des Deutschen Arbeitsschutzpreises 2013 stehen fest.<br />
Eine unabhängige Experten-Jury prämierte unter zwölf Nominierten<br />
vier zukunftsweisende Ideen für mehr Sicherheit und Gesundheit<br />
am Arbeitsplatz. Hinzu kam ein Sonderpreis für eine ehrenamtliche<br />
Initiative. Ausrichter des mit insgesamt 45.000 € dotierten Preises sind<br />
die Träger der Gemeinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie (GDA):<br />
Bund, Länder und gesetzliche <strong>Unfallversicherung</strong>.<br />
Zu den Gewinnern des Deutschen Arbeitsschutzpreises<br />
2013 gehört das Jobcenter<br />
Hof Stadt, das für ein umfassendes Sicherheitskonzept<br />
ausgezeichnet wurde.<br />
Ziel des Konzeptes ist es, die Mitarbeiter<br />
vor verbalen und körperlichen Übergriffen<br />
durch Kunden zu schützen und gefährlichen<br />
Situationen vorzubeugen.<br />
Die kreisfreie Stadt Hof befindet sich im<br />
Strukturwandel – mit der Folge, dass Arbeitsplätze<br />
vor Ort verloren gehen. Das<br />
Jobcenter Hof Stadt betreut hilfebedürftige<br />
Erwerbsfähige und vermittelt neue Jobs,<br />
prüft Leistungen zum Lebensunterhalt, zur<br />
beruflichen Wiedereingliederung und<br />
vieles mehr. „Unsere Kunden erleben ihre<br />
Situation oft als frustrierend. Das kann<br />
schnell in aggressives Verhalten umschlagen“,<br />
erklärt die Sicherheitsbeauftragte<br />
Evelyn Moise. „Mitarbeiter geraten immer<br />
wieder in bedrohliche Situationen. Das<br />
Spektrum reicht von Beschimpfungen bis<br />
hin zu tätlicher Gewalt“, so Moise weiter.<br />
Keine Toleranz für Aggressionen<br />
Unter der Federführung von Evelyn Moise<br />
hat das Jobcenter ein neues Sicherheitskonzept<br />
entwickelt. Basis ist eine gemeinsame<br />
Erklärung gegen Gewalt. Alle kritischen<br />
Vorfälle werden dokumentiert und<br />
verfolgt. Es wurden in Absprache mit der<br />
Polizei Räume vergrößert und umgebaut,<br />
z. B. Türen zu Nachbarzimmern eingebaut.<br />
Bei aggressiven Kunden sind mindestens<br />
zwei Mitarbeiter im Raum, in besonders<br />
kritischen Fällen wird im Vorfeld die Polizei<br />
informiert. Droht Gefahr, können Mitarbeiter<br />
weitere Kollegen und Vorgesetzte<br />
per Tastenkombination am Computer oder<br />
Telefon zur Hilfe holen. Verschiedene<br />
Schulungen, beispielsweise zu psychologischen<br />
Ersthelfern oder Evakuierungshelfern<br />
oder auch zur Selbstverteidigung runden<br />
das Konzept ab. So wurde das Gefährdungspotenzial<br />
für die Mitarbeiter deutlich<br />
reduziert. Der Jury war dieses Konzept<br />
ein Preisgeld von 10.000 € wert.<br />
Ein weiterer Preisträger ist die Firma Hörluchs<br />
Gehörschutzsysteme. Der Betrieb<br />
entwickelte ein neuartiges Hörgerät, das<br />
für hörgeschädigte Menschen die Möglichkeit<br />
eröffnet, an Lärmarbeitsplätzen,<br />
zum Beispiel in Industriebetrieben, aber<br />
auch in Kindergärten, tätig zu sein.<br />
Das Unternehmen Wintershall erhält den<br />
Deutschen Arbeitsschutzpreis 2013 für<br />
ein innovatives Hebe- und Transportsystem<br />
für Gasflaschen. Das System ermöglicht<br />
es, Druckgasflaschen sicher und rückenschonend<br />
zu verladen und zu transportieren.<br />
Prämiert wird auch das Unternehmen<br />
RWE Power für ein vorbildliches<br />
Sicherheitsprogramm für Fremdfirmen.<br />
Mithilfe des Programms, das 24 Maßnahmen<br />
umfasst, konnten die Unfallquoten<br />
bei Partnerfirmen erheblich gesenkt werden.<br />
Einen Sonderpreis erhält der Verein<br />
DocStop für Europäer e.V. Die ehrenamtliche<br />
Initiative hat eine medizinische<br />
Unterwegsversorgung für Fernfahrer ins<br />
Leben gerufen und leistet so einen wichtigen<br />
Beitrag zur Gesundheit dieser Berufsgruppe.<br />
„Eines vereint alle Träger des Deutschen<br />
Arbeitsschutzpreises 2013: clevere<br />
Produkte oder Prozesse, die als Best-<br />
Practice-Beispiele hervorragend zeigen,<br />
wie sich Sicherheit und Gesundheit am<br />
Arbeitsplatz nachhaltig verbessern lassen“,<br />
betont Prof. Dr. Rainer Schlegel,<br />
Abteilungsleiter Arbeitsrecht/Arbeitsschutz<br />
im Bundesministerium für Arbeit<br />
und Soziales (BMAS). Und Dr. Hans-<br />
Joachim Wolff, amtierender Vorstandsvorsitzender<br />
der Deutschen Gesetzlichen<br />
<strong>Unfallversicherung</strong> (DGUV) ergänzt: „Die<br />
Preisträger zeigen auf beeindruckende<br />
Weise, dass mehr Arbeitsschutz eine Investition<br />
ist, die sich lohnt.“<br />
Eine unabhängige Experten-Jury sichtete<br />
insgesamt 200 Einreichungen und prämierte<br />
schließlich die Sieger auf Basis der<br />
Kriterien Wirksamkeit, Wirtschaftlichkeit,<br />
Innovation sowie Übertragbarkeit. Der<br />
Deutsche Arbeitsschutzpreis ist Teil der<br />
Gemeinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie<br />
(GDA). In der GDA führen Bund,<br />
Länder und Unfallversicherer ihre Aktivitäten<br />
rund um den betrieblichen Arbeitsschutz<br />
zusammen. Weitere Informationen<br />
unter www.deutscher-arbeitsschutzpreis.de<br />
Die <strong>Kommunale</strong> <strong>Unfallversicherung</strong> <strong>Bayern</strong> gratuliert den Preisträgern 2013.<br />
DGUV<br />
6<br />
<strong>Unfallversicherung</strong> <strong>aktuell</strong> 1/2014
Prävention<br />
Gesundheitstag bei den Justizvollzugsanstalten<br />
Kempten und Memmingen<br />
Zum Thema „Gesunder Rücken<br />
am Arbeitsplatz“ informierte<br />
der erstmals organisierte<br />
Gesundheitsnachmittag in den<br />
Justizvollzugsanstalten (JVA)<br />
Kempten und Memmingen. Alle<br />
Kollegen beider Häuser waren<br />
eingeladen, daran teilzunehmen.<br />
Da immer wieder Stimmen aus dem Kollegium<br />
zu hören waren, dass gerade der Rücken<br />
oftmals Schmerzen verursacht, wurde<br />
dieser Bereich schwerpunktmäßig beim<br />
ersten Gesundheitsnachmittag ausgewählt.<br />
Nach der Begrüßung der Mitarbeiter<br />
durch den Leiter der Hauptgeschäftsstelle,<br />
Herrn Lorenz, und den Gesundheitsbeauftragten<br />
beider Anstalten, Mark Lempenauer,<br />
informierte ein interessanter Vortrag<br />
der AOK Kempten über den Aufbau<br />
des Rückens sowie präventive Maßnahmen<br />
zur Vermeidung von Fehlbelastungen<br />
– insbesondere bei den anfallenden Tätigkeiten<br />
in den Justizvollzugsanstalten.<br />
Bei diesem Vortrag war nicht nur Zuhören<br />
gefragt, sondern es wurden alle Kolleginnen<br />
und Kollegen bei einigen Mitmachaktionen<br />
animiert, aufzustehen und für ihren<br />
Rücken aktiv zu werden, was allen anwesenden<br />
Kolleginnen und Kollegen nach<br />
anfänglichem Zögern doch sichtlich Spaß<br />
machte. Der abwechslungsreiche Vortrag<br />
dauerte ca. eine Stunde. Danach konnten<br />
sich die Kolleginnen und Kollegen mit vielen<br />
weiteren Informationsbroschüren der<br />
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung<br />
(BZgA) und der Bayer. Landesunfallkasse<br />
(Bayer. LUK) eindecken.<br />
Des weiteren wurde im Sportbereich der<br />
JVA Kempten ein breites Angebot geschaffen,<br />
welches die über 70 teilnehmenden<br />
Kolleginnen und Kollegen danach auch<br />
ausgiebig nutzten. Zum Beispiel konnte<br />
der Kraftraum zum individuellen Training<br />
besonderer Muskelgruppen unter Anleitung<br />
der fachkundigen Übungsleiter erkundet<br />
werden.<br />
In der Turnhalle wurden Badmintonfelder,<br />
Tischtennisplatten sowie eine Slackline<br />
aufgebaut. Ein Fünf-Stationen-Bewegungsparcours<br />
der Bayer. LUK sorgte bei<br />
den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für<br />
breites Interesse. Es wurde auf den Geräten<br />
ausgiebig balanciert und damit die<br />
Rückenmuskeln gestärkt. All das fand natürlich<br />
unter Anleitung der Sportübungsleiter<br />
der JVA Kempten statt. Präventionsübungsleiter<br />
Wolfgang Götz, ein Kollege<br />
der Polizei Kempten, unterstützte diesen<br />
Nachmittag mit drei äußerst nachgefragten<br />
Flexi-Bar- und XTO-Kursen.<br />
Mit dem Flexi-Bar- und den XTO- Trainingsgeräten<br />
wird insbesondere die Tiefenmuskulatur<br />
des Rückens gestärkt, aber auch<br />
die allgemeine Fitness wird bei solchen<br />
Trainingsgeräten trainiert. Bei diesem großen<br />
Angebot an verschiedensten Mitmachstationen<br />
kam natürlich auch die<br />
Verpflegung nicht zu kurz. Schön hergerichtete<br />
gesunde Obstplatten sowie ein<br />
leckerer Tee sorgten für eine optimale<br />
Vitaminversorgung der Teilnehmer an<br />
diesem Nachmittag.<br />
„Der Gesundheitsnachmittag kommt allen<br />
Mitarbeitern in beiden Justizvollzugsanstalten<br />
in Kempten und in Memmingen<br />
gleichermaßen zugute. Insbesondere in<br />
einem solch anspruchsvollen Beruf ist es<br />
wichtig, die Mitarbeiter bei ihrer schwierigen<br />
täglichen Arbeit u. a. auch mit gesundheitspräventiven<br />
Maßnahmen zu unterstützen<br />
und ihnen die Anerkennung zukommen<br />
zu lassen, die sie in ihrem nicht<br />
immer einfachen Beruf verdienen. Ein<br />
sportlicher Ausgleich zum Arbeitsalltag<br />
verbessert das Wohlbefinden der Mitarbeiter<br />
und trägt so zu einer höheren Zufriedenheit<br />
am Arbeitsplatz bei. Die Idee<br />
dahinter: Der eine oder andere Mitarbeiter<br />
nimmt die Vorträge und Schnuppertrainings<br />
zum Anlass, mit seiner Gesundheit<br />
zukünftig bewusster umzugehen und<br />
auch in seiner Freizeit mehr Sport zu treiben“,<br />
so Mark Lempenauer, Gesundheitsbeauftragter<br />
der Justizvollzugsanstalten<br />
7
GUV-X 99996<br />
Prävention<br />
Der Gesundheitstag<br />
Kempten und Memmingen. Dass die Mitarbeiter<br />
beider Justizvollzugsanstalten<br />
bereits sehr sportlich sind, zeigt, dass in<br />
diesem Sommer im Rahmen des Gesundheitsmanagements<br />
fast 20 Deutsche<br />
Sportabzeichen in Gold abgenommen<br />
werden konnten.<br />
Um dieses Engagement weiter auszubauen<br />
und zu unterstützen, werden auch<br />
in Zukunft für die Mitarbeiter fortlaufend<br />
Angebote mit verschiedenen Schwerpunkten<br />
organisiert.<br />
Mark Lempenauer, Sportbeamter<br />
und Gesundheitsbeauftragter<br />
JVA Kempten und Memmingen<br />
Ab jetzt<br />
gesund !<br />
Sind Sie auch<br />
ins neue Jahr mit<br />
lauter guten Vorsätzen<br />
gestartet? Sicher steht auf Ihrer<br />
Liste der Dinge, die künftig anders<br />
laufen sollen, auch ein Punkt zur Gesundheit.<br />
Wir wollen uns gesünder<br />
ernähren, mehr Sport machen und<br />
auch beim Arbeiten gesund bleiben.<br />
Für den letzten Punkt haben wir für Sie<br />
die richtige Broschüre. „Ab jetzt gesund:<br />
Der Gesundheitstag. Ein Leitfaden zur<br />
systematischen Organisation von Gesundheitstagen.“<br />
Mit dieser neuen Broschüre<br />
unterstützen die KUVB und die<br />
Bayer. LUK Sie bei der Organisation von<br />
Gesundheitstagen im Unternehmen.<br />
Ein Gesundheitstag ist ein komplexer<br />
Termin und erfordert viel Organisation.<br />
Themen müssen identifiziert werden,<br />
Mitstreiter gesucht und externe Partner<br />
gefunden werden. Da kann der Leitfaden<br />
gute Hilfestellung leisten. Im Mittelpunkt<br />
des Leitfadens steht das Sieben-Stufen-<br />
Der Gesundheitstag im Unternehmen<br />
Modell zur systematischen Organisation<br />
von Gesundheitstagen. Damit wird der<br />
gesamte Ablauf in einzelne Schritte unterteilt,<br />
die von der Analyse, der Koordination,<br />
der Planung und Öffentlichkeitsarbeit<br />
über den eigentlichen Gesundheitstag<br />
bis zur Nachbereitung und der Frage<br />
der Nachhaltigkeit der Maßnahmen<br />
reichen.<br />
Der Reihenfolge entsprechend werden<br />
zu den einzelnen Stufen Arbeitsaufgaben,<br />
Hinweise und Hintergründe<br />
erläutert. Darüber<br />
hinaus stehen Ihnen im<br />
Anhang zu den jeweiligen<br />
Stufen Arbeitsblätter zur<br />
Verfügung, die Ihnen<br />
helfen können, sich einen<br />
Überblick über den<br />
Projektverlauf zu verschaffen.<br />
Das Angebot des Gesundheitstages<br />
sollte nicht zu<br />
groß und unübersichtlich<br />
Ab jetzt<br />
gesund !<br />
Der Gesundheitstag<br />
Leitfaden zur systematischen Organisation<br />
von Gesundheitstagen<br />
sein. Verknüpfen Sie Themen, die auf<br />
das Unternehmen zugeschnitten und<br />
auf die Mitarbeiter abgestimmt sind.<br />
Der Tag sollte zu einem Erlebnis werden,<br />
die Kollegen motivieren und zum<br />
Nachdenken anregen.<br />
Langfristig sollte der Gesundheitstag<br />
in ein Betriebliches Gesundheitsmanagement<br />
einfließen. Damit wird das<br />
Thema Gesundheit ein Bestandteil der<br />
Unternehmensstrategie.<br />
Die Broschüre kann<br />
über den Medienversand<br />
der KUVB<br />
( Medienversand@<br />
kuvb.de) bestellt werden<br />
oder im Internet<br />
unter www.kuvb.de<br />
Medien Druckschriften<br />
und Broschüren<br />
eigene<br />
Broschüren heruntergeladen<br />
werden.<br />
8<br />
<strong>Unfallversicherung</strong> <strong>aktuell</strong> 1/2014
Prävention<br />
Seelenfänger unterwegs<br />
Sekten und Okkultismus<br />
Was hat Okkultismus mit Arbeits- und Gesundheitsschutz<br />
und Sicherheitserziehung zu tun? In einer Zeit, in der die<br />
Krankenkassen aller Bundesländer eine massive Zunahme<br />
der psychischen Erkrankungen verzeichnen, reagierten Bund,<br />
Länder und <strong>Unfallversicherung</strong>sträger auf diese Entwicklung<br />
mit dem Konzept „Gemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategie“<br />
(GDA) , die als eines der Hauptziele in der Phase<br />
zwischen 2013–2018 „Schutz und Stärkung der Gesundheit<br />
bei arbeitsbedingter psychischer Belastung“ gesetzt hat.<br />
„Psyche“ wird auch für die Präventionsarbeit der Unfallver-<br />
sicherung ein zentrales Thema der Zukunft sein.<br />
Menschen unter psychischem Leidensdruck<br />
gestehen sich selbst oft lange Zeit<br />
nicht ein, dass bereits eine krankhafte<br />
Veränderung existiert. Über Rückenschmerzen<br />
kann man reden, den Zustand<br />
seines Seelenlebens gibt man niemandem<br />
gern preis. Aus Angst vor Imageverlust<br />
und Repressalien am Arbeitsplatz bis<br />
hin zu Arbeitsplatzverlust, unpassenden<br />
Bemerkungen von Mitmenschen, Nebenwirkungen<br />
von Medikamenten oder gar<br />
Angst vor „Zwangseinweisung“ meiden<br />
manche Leidende den Kontakt zu Fachleuten<br />
und wählen lieber „einfache Mittel“:<br />
Esoterisches. Gerade die Faszination<br />
des Schlichten und doch Geheimnisvollen<br />
treibt sie in die Arme von Scharlatanen<br />
– mit oftmals schweren gesundheitlichen,<br />
finanziellen und sozialen Konsequenzen.<br />
Jugendliche suchen auch aus<br />
Neugier und dem Bedürfnis nach „Grenzerfahrungen“<br />
den Weg ins „Obskure“.<br />
Wir befragten dazu einen Experten der<br />
Münchner Polizei, Harry Bräuer, Kommissariat<br />
105 Prävention des Kriminalfach-<br />
„ Fauler Zauber –<br />
nein danke!“<br />
dezernats 10 in München, der seit 1997<br />
für den Themenbereich Sekten und Okkultismus<br />
zuständig ist.<br />
UV-<strong>aktuell</strong>: „Sekten und Okkultismus“ –<br />
bei dieser Thematik denkt man zunächst<br />
an die Zuständigkeit der Sektenbeauftragten<br />
der Kirchen. Warum hat die Polizei<br />
eine eigene Abteilung, die sich damit<br />
beschäftigt? Wie wird man als Polizist<br />
Spezialist für Okkultismus?<br />
Harry Bräuer: Als ich 1997 mit dieser Thematik<br />
bei uns im Haus begann, gab es<br />
noch keine hauseigenen Fortbildungen<br />
der Polizei für die Kolleginnen und Kollegen.<br />
Ich kam aus dem Ermittlungsbereich<br />
organisierte Kriminalität, hatte aber privat<br />
einige Zusatzqualifikationen mitgebracht.<br />
Die Zusammenarbeit mit den Sektenbeauftragten<br />
der Großkirchen besteht von<br />
Anfang an. Bei der Vielzahl an Anbietern<br />
auf dem Markt ist leider auch immer wieder<br />
ein polizeilicher Aufgabenbereich tangiert<br />
und polizeiliches Handeln erforderlich.<br />
Jetzt bin ich einerseits Dienstleister<br />
für die Polizei und werde gefragt, wenn eine<br />
Straftat in Zusammenhang mit bestimmten<br />
Strömungen stehen könnte, bilde<br />
zudem Multiplikatoren aus, mache<br />
Fortbildungen für Polizeibeamte unterschiedlicher<br />
Dienststellen und habe einen<br />
Lehrauftrag an der Polizei-Fachhochschule.<br />
Außerdem bin ich Ansprechpartner für<br />
die Öffentlichkeit: für Bürger mit ihren<br />
Anfragen, als Referent bei sozialen Beratungsstellen<br />
und für die Medienarbeit zu<br />
den Themen Sekten und Okkultismus.<br />
UV-<strong>aktuell</strong>: Gibt es so viele Fälle jährlich?<br />
Welche Regionen werden von Ihrer<br />
Dienststelle betreut?<br />
Harry Bräuer: Wir sind hier eigentlich für<br />
die Landeshauptstadt München und den<br />
Landkreis München zuständig, aber nachdem<br />
es nur noch eine ähnliche polizeiliche<br />
Stelle in Hamburg gibt, haben wir hier<br />
auch viele überregionale Anfragen.<br />
Über Satanismus geistern ja teilweise<br />
horrende Zahlen durch die Medien – ein<br />
schauriges Thema … Es ist aber keinesfalls<br />
ein Massenphänomen, es gibt wenige<br />
echte Fallzahlen, die genauen Zahlen<br />
der Praktizierenden lassen sich ja nicht<br />
ermitteln, von Journalisten erst recht<br />
nicht. Kein Grund zur Panik. Da muss man<br />
die Dinge auch manchmal zurechtrücken.<br />
UV-<strong>aktuell</strong>: Gibt es einen bestimmten<br />
Typ Mensch, der für Okkultes empfänglich<br />
ist?<br />
Harry Bräuer: Einen Typ sicher nicht.<br />
Spiritismus übt seit jeher eine Faszination<br />
9
Prävention<br />
Sekten und Okkultismus<br />
auf den Menschen aus, vor allem die<br />
Schau in die Zukunft. Die Anziehungskraft<br />
ist dann besonders stark, wenn Lebenskompetenzprobleme<br />
und Krisen zu bewältigen<br />
sind. Da bestimmte Behauptungen<br />
ja nicht widerlegt werden können,<br />
gelten sie für die Anhänger als nicht abwegig<br />
und damit als bewiesen.<br />
UV-<strong>aktuell</strong>: Welche Rolle spielen bei Ihren<br />
Fällen psychische Erkrankungen?<br />
Harry Bräuer: Die Anzahl der Personen mit<br />
psychischen Auffälligkeiten bei den betreuten<br />
Fällen ist hoch. Das reicht von kleineren<br />
„Aussetzern“ in bestimmten Phasen<br />
bis zu massivem Verfolgungswahn.<br />
Dann versuchen wir, die Person an medizinische<br />
Fachleute weiterzuleiten. Natürlich<br />
muss abgeklärt werden, ob nicht tatsächlich<br />
ein Fall von Stalking oder ein anderer<br />
strafrechtlich relevanter Ansatz vorliegt.<br />
Dies lässt sich mit polizeilichen Methoden<br />
untersuchen, wir haben dafür die entsprechenden<br />
technischen Möglichkeiten.<br />
UV-<strong>aktuell</strong>: Welche Querverbindungen<br />
gibt es zu anderen Bereichen der<br />
Kriminalität?<br />
Harry Bräuer: Irrational ist alles in der<br />
Szene – man muss aber unterscheiden<br />
zwischen denjenigen, die sich vom normalen<br />
Alltag abgrenzen wollen, die in ihrer<br />
eigenen Glaubenswelt leben und sich<br />
durch Musik, Kleidung und Freizeitgestaltung<br />
eine Gegenwelt erschaffen, wie zum<br />
Beispiel die Gothic-Anhänger, und denjenigen,<br />
die tatsächlich psychopathologische<br />
Auffälligkeiten zeigen. Das sind allerdings<br />
Einzelfälle. Wir kennen auch die<br />
Szene-Lokalitäten, wo neue Anhänger rekrutiert<br />
werden und schauen schon, ob<br />
da mehr läuft außer Musik hören. Straftaten,<br />
die in diesem Zusammenhang immer<br />
wieder vorkommen, sind zum Beispiel<br />
Hausfriedensbruch, Sachbeschädigungen,<br />
Tiertötungen, in wenigen Einzelfällen<br />
auch Sexualmagie, wo Menschen genötigt<br />
werden, sexuelle Handlungen im Rahmen<br />
eines Rituals auszuüben etc.<br />
UV-<strong>aktuell</strong>: Welche Rolle spielen Drogen<br />
im Hinblick auf die von Ihnen betreuten<br />
Fälle?<br />
Harry Bräuer: Das sind eher Einzelfälle.<br />
Im Rahmen des Schamanismus’ wird hin<br />
und wieder mit Pilzen und Tränken gearbeitet,<br />
die unter das Betäubungsmittelgesetz<br />
fallen. Allerdings haben wir in<br />
diesem Bereich keine großen Fallzahlen:<br />
Das wird schnell teuer, wenn sich eine<br />
ganze Gruppe mit solchen Mitteln versorgen<br />
will. Außerdem sind die Mitglieder<br />
im Rauschzustand auch schlecht zu<br />
führen und nicht ansprechbar für Ideologien<br />
– und damit gerät das System außer<br />
Kontrolle.<br />
UV-<strong>aktuell</strong>: Ist es nicht typisch für<br />
Heranwachsende, dass sie sich für<br />
Okkultes interessieren?<br />
Harry Bräuer: Oft sind es Einzelgänger in<br />
der Klasse, die Zugang zu Okkultismus<br />
suchen und finden. Sie verschaffen sich<br />
ein sog. „Geheimwissen“, machen irgendwelche<br />
Rituale und versuchen so<br />
die Anerkennung der Gruppe zu erhalten.<br />
UV-<strong>aktuell</strong>: Wie können Eltern vorbeugen,<br />
damit ihr Kind nicht komplett in<br />
die Esoterik-Szene abgleitet?<br />
Harry Bräuer: Der klassische Tipp: Sie<br />
müssen Zugang zum Kind finden, auch<br />
in schwierigen Zeiten, sich bemühen,<br />
die Freunde kennenzulernen und das<br />
Umfeld zu beobachten. Es reicht nicht,<br />
im Ernstfall dann das Netzwerk Schule –<br />
Schulpsychologe – Polizei zu beauftragen.<br />
Der Kontakt der Eltern zum Jugendlichen<br />
darf nicht abreißen. Dazu gehört<br />
auch, dass man sich für Persönliches interessiert:<br />
Was lesen sie gerade, welche<br />
Filme sind „in“, welche Musik hören sie,<br />
wo treffen sie sich usw.<br />
UV-<strong>aktuell</strong>: Melden sich eher Opfer<br />
selbst oder Verwandte und Zeugen?<br />
Harry Bräuer: Es sind häufig Angehörige,<br />
die sich bei uns melden, wenn ihnen<br />
auffällt, dass jemand sich total vom herkömmlichen<br />
sozialen Umfeld abgelöst<br />
hat. Nach acht Wochen, wenn der Abbruch<br />
der Beziehungen komplett abgeschlossen<br />
ist, fällt den Verwandten oft<br />
auch ein ganz ungewohnter Sprachgebrauch<br />
und ein völlig verändertes Verhalten<br />
auf. Sie sagen: „Ich erkenne den<br />
nicht mehr wieder.“<br />
UV-<strong>aktuell</strong>: Welche Rolle spielt das<br />
Internet heutzutage bei der Verbreitung<br />
von solchen Ideen?<br />
Harry Bräuer: Da gibt es viele Möglichkeiten,<br />
zum Beispiel eine Anfrage per<br />
Mail und Fernheilung über den Äther –<br />
vorher muss man eventuell ein Foto hinschicken,<br />
auf jeden Fall Geld, dann bekommt<br />
man entweder eine mentale Unterstützung,<br />
eine Heilung oder ein<br />
Schutzritual der weißen Magie, vielleicht<br />
sogar ein Amulett im Stil der Plastikteile<br />
aus dem Kaugummiautomat.<br />
UV-<strong>aktuell</strong>: Welche organisierten<br />
Gruppen tauchen am häufigsten auf?<br />
Wir beobachten eine Tendenz zur Zersplitterung<br />
in Kleingruppen, Fälle mit<br />
großen internationalen Organisationen<br />
sind selten. Das hängt damit zusammen,<br />
dass es ein Markt ist, der keinerlei<br />
Referenzen, Prüfungen oder Qualifikationen<br />
erfordert. Solange jemand sein Gewerbe<br />
angemeldet hat und die fälligen<br />
Steuern bezahlt, kann er sich „Lebens-<br />
10<br />
<strong>Unfallversicherung</strong> <strong>aktuell</strong> 1/2014
Prävention<br />
berater“ , „Coach“, „Trainer“ und sonstwie<br />
nennen, ohne dass man ihn wegen<br />
fehlender Leistung oder Qualitätsmängeln<br />
rechtlich belangen könnte.<br />
UV-<strong>aktuell</strong>: Welche Auswirkungen haben<br />
Tatbestände aus dem Bereich Satanismus<br />
und Okkultismus für die Arbeitswelt?<br />
Harry Bräuer: Da gibt es bei uns keine direkten<br />
Zusammenhänge. Scientology dagegen<br />
ist ein Wirtschaftsunternehmen,<br />
das nach wie vor Betriebe zu beeinflussen<br />
versucht, allerdings ist es ruhiger geworden<br />
von den Mitgliederzahlen her – die<br />
Praktiken haben sich herumgesprochen.<br />
Das Bayerische Staatsministerium des<br />
Innern, für Bau und Verkehr hat unter der<br />
Rubrik „Innere Sicherheit“ eine Broschüre<br />
mit dem Titel „Das System Scientology-Fragen<br />
und Antworten“ im Internet<br />
eingestellt, außerdem einen achtseitigen<br />
Flyer über die Erscheinungsformen. Außerdem<br />
gibt es eine Scientology-Schutzerklärung<br />
für die Vergabe von Aufträgen.<br />
www.stmi.bayern.de/assets/stmi/<br />
buw/bauthemen/iiz5_vergabe_gesetze_<br />
bayerische_bekscientologyschutzerklaerung.pdf<br />
UV-<strong>aktuell</strong>: Erinnern Sie sich an spektakuläre<br />
Gerichtsurteile, die in Zusammenhang<br />
mit Okkultismus oder sog.<br />
Sekten stehen?<br />
Harry Bräuer: Ja, es ging um eine Gruppe<br />
aus Füssen, die mit Sommerfestivals für<br />
sich warb. Einem Mitglied der Gruppe<br />
wurden mehrere sexuelle Übergriffe mit<br />
pädophilem Hintergrund nachgewiesen.<br />
Es gab drei hauptgeschädigte Personen.<br />
Zeugen, die sich aus einer solchen Gruppe<br />
lösen, halten vor Gericht den Befragungen<br />
des gegnerischen Anwalts schwer<br />
stand, weil sie oft psychisch geschädigt<br />
sind und die Ablösung aus der Gruppe<br />
kaum verkraftet haben. Manchmal erhalten<br />
wir aber von Insidern aus der Gruppe<br />
wichtige Informationen über den Täter,<br />
nämlich dann, wenn sie unzufrieden mit<br />
ihrem eigenen Status sind – Neid, Macht,<br />
Ansehen, Eifersucht, Benachteiligung etc.<br />
spielen dabei eine Rolle.<br />
UV-<strong>aktuell</strong>: An wen kann man sich wenden,<br />
wenn man merkt, dass Mitmenschen<br />
in Richtung Okkultismus abdriften?<br />
Harry Bräuer: Beratungsmöglichkeiten<br />
gibt es bei den kirchlichen Sektenbeauftragten<br />
und bei unserer polizeilichen<br />
Beratungsstelle unter 089 2910-4444<br />
oder unter pp-mue.muenchen.k105@<br />
polizei.bayern.de oder<br />
www.okk.weltanschauungsfragen.de<br />
Herr Bräuer, wir danken für das<br />
Gespräch.<br />
Die Fragen stellte Katja Seßlen,<br />
Geschäftsbereich Prävention der<br />
<strong>Kommunale</strong>n <strong>Unfallversicherung</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Infos & Hilfe<br />
Erzdiözese München und Freising<br />
Sekten- und Weltanschauungsfragen<br />
Dachauer Str. 5 / V. Stock<br />
80335 München<br />
Tel.: 089 545813-0<br />
Fax: 089 545813-15<br />
Ansprechpartner:<br />
Axel Seegers, Dipl.-Theol., M.A.<br />
Fachbereichsleiter<br />
info@weltanschauungsfragen.de<br />
E-Mail für pgp-verschlüsselte<br />
Nachrichten: ASeegers.sec@<br />
weltanschauungsfragen.de<br />
Der Beauftragte für Sekten und<br />
Weltanschauungsfragen der<br />
Evangelisch-Lutherischen Kirche<br />
in <strong>Bayern</strong><br />
Kirchenrat Pfarrer<br />
Dr. Wolfgang Behnk<br />
Marsstr. 19<br />
80335 München<br />
Tel.: 089 5595-610<br />
Fax: 089 5595-613<br />
Der Beauftragte zur Beratung<br />
über neue religiöse Bewegungen im<br />
Dekanatsbezirk München<br />
Diakon Rudi Forstmeier<br />
Landwehrstr. 15<br />
80336 München<br />
Tel.: 089 55029-034<br />
Fax: 089 55029-624<br />
Der Beauftragte für neue religiöse<br />
und geistige Strömungen der<br />
Evangelisch-Lutherischen Kirche<br />
in <strong>Bayern</strong><br />
Kirchenrat Dr. habil. Haringke<br />
Fugmann<br />
Gabelsbergerstr. 1<br />
95444 Bayreuth<br />
Tel.: 0921 787759-16<br />
Fax: 0921 787759-17<br />
https://sites.google.com/site/<br />
haringkefugmann/<br />
11
Prävention<br />
Zum Schutz der Schulkinder<br />
Gemeinsam für einen sicheren Schulweg<br />
Verkehrsunfälle von Schulkindern können<br />
durch den Einsatz von Schulwegdiensten<br />
deutlich reduziert werden. Immer<br />
wieder kommt es zu schweren Unfällen<br />
an großen oder unübersichtlichen<br />
Kreuzungen. Kinder sind hier schnell<br />
überfordert. Sie schätzen den Verkehr<br />
noch nicht richtig ein und lassen sich<br />
leicht ablenken.<br />
Schulweghelfer sichern diese gefährlichen<br />
Übergänge und geleiten mit ihrer<br />
gelben Warnkleidung und einer Kelle in<br />
der Hand die Kinder über die Straße. Beispielsweise<br />
hat es in München dort, wo<br />
Schulweghelferinnen und Schulweghelfer<br />
im Einsatz sind, seit Jahrzehnten keinen<br />
einzigen schweren oder gar tödlichen<br />
Unfall mehr gegeben.<br />
Werbung für Schulweg helferinnen und<br />
Schulweghelfer<br />
Die KUVB unterstützt die Kommunen, wenn<br />
sie ehrenamtliche Schulweghelfer und<br />
Schulbusbegleiter gewinnen wollen. Jeder<br />
Erwachsene kann sich melden, am besten<br />
direkt bei der Schule, der Gemeinde- oder<br />
Stadtver waltung oder der örtlichen Polizei.<br />
Die Schulweghelfer werden von der Polizei<br />
ausgebildet und bekommen die auffällige<br />
Schulweghelferkleidung gestellt.<br />
Gesetzlicher Unfall versicherungsschutz<br />
im Ehrenamt<br />
Schulweghelfer stehen übrigens ebenso<br />
wie die Schüler unter dem Schutz der gesetzlichen<br />
Unfall versicherung. Wenn ihnen<br />
im Rahmen ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit<br />
etwas zustoßen sollte, steht ihnen die<br />
KUVB zur Seite.<br />
Schulbuslotsen und<br />
Schulbusbegleiter gesucht!<br />
Auskunft bei Ihrer Schule, Gemeinde oder Polizei<br />
Wenn Sie in Ihrer Kommune oder<br />
Stadt für Schulweghelfer werben<br />
wollen, stellen wir Ihnen kostenfrei<br />
Plakate oder Faltblätter zur Verfügung.<br />
Wenden Sie sich bitte bei<br />
Bedarf per E-Mail an das Referat<br />
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der<br />
KUVB: oea@kuvb.de<br />
Berufsschulaktion „Jugend will sich-er-leben“<br />
Rückengesundheit für Auszubildende<br />
Rückenschmerzen kennen kein Alter. Fast<br />
50 Prozent der 11- bis 17-Jährigen gaben<br />
bei einer Befragung an, in den letzten<br />
drei Monaten unter Rückenschmerzen<br />
gelitten zu haben. Was früh beginnt,<br />
kann später unangenehme Folgen haben:<br />
Mehr als 45 Millionen Arbeitsunfähigkeitstage<br />
wurden im Jahr 2010 durch Rückenbeschwerden<br />
und -erkrankungen<br />
verursacht. Meist entstehen die Beschwerden<br />
durch Fehlbelastungen.<br />
Was können Auszubildende und Unternehmen<br />
tun, um vorzubeugen? „Denk an<br />
mich. Dein Rücken“ heißt die neue Berufsschulaktion<br />
von „Jugend<br />
will sich-er-leben“ (JWSL).<br />
Sie gibt Auszubildenden<br />
und Ausbildern Tipps und<br />
Informationen und lädt zum<br />
Mitmachen ein. Wer häufig<br />
schwere Lasten hebt oder<br />
trägt, wer in gebückter oder<br />
in anderen Zwangshaltungen<br />
arbeitet, wer regelmäßig<br />
mit Werkzeugen klopfen<br />
oder schlagen muss, der ist<br />
ein Kandidat für Rückenbeschwerden.<br />
Das sind aber in gleichem Maß auch Menschen,<br />
die an ihrem Arbeitsplatz körperlich<br />
unterfordert sind, die viel sitzen und<br />
dazu noch die Freizeit am liebsten auf der<br />
Couch verbringen.<br />
„Der Rücken braucht Abwechslung und<br />
Bewegung. Und das in jedem Alter“, sagt<br />
Ingo Froboese, Professor an der Sporthochschule<br />
Köln. Er hat einen kurzen Test<br />
entwickelt, mit dem jeder seine eigene<br />
Rückenfitness einschätzen kann. Der Test<br />
ist Teil eines Unterweisungskonzeptes,<br />
das speziell für den betrieblichen Einsatz<br />
konzipiert wurde. Darin<br />
geht es vor allem darum,<br />
das Bewusstsein der Auszubildenden<br />
zu schärfen.<br />
Sie sollen Belastungen in<br />
ihrem Arbeitsalltag erkennen<br />
und lernen, welche<br />
technischen und organisatorischen<br />
Möglichkeiten es<br />
gibt, um zu hohe Belastungen<br />
zu vermeiden. Auch<br />
das Thema des persönlichen<br />
körperlichen Ausgleichs spielt dabei<br />
eine Rolle. Im Rahmen der Unterweisung<br />
kann ein Aktionsfilm ( „Die Kampagne“)<br />
eingesetzt werden. Hinzu kommen weitere<br />
Animationsfilme, Interviews mit Prominenten<br />
und ein Moderationsvorschlag für<br />
den Dialog mit den Auszubildenden im<br />
Betrieb. Alle Angebote stehen auf der<br />
Homepage zur Verfügung: www.jwsl.de<br />
Hintergrund<br />
Die Aktion „Jugend will sich-er-leben“ ist<br />
die Berufsschulaktion der Landesverbände<br />
der Deutschen Gesetzlichen <strong>Unfallversicherung</strong><br />
(DGUV). Seit 1972 unterstützt<br />
sie Auszubildende und jugendliche Berufsanfänger<br />
mit Tipps, Hinweisen, Unterrichtskonzepten<br />
und Wettbewerben beim<br />
Start in einen sicheren und gesunden beruflichen<br />
Alltag. Mit „Denk an mich. Dein<br />
Rücken“ beteiligt sich JWSL an der gleichnamigen<br />
Präventionskampagne von Berufsgenossenschaften,<br />
Unfallkassen, der<br />
Sozialversicherung für Landwirtschaft,<br />
Forsten und Gartenbau und der Knappschaft.<br />
Mehr zur Präventionskampagne<br />
unter www.deinruecken.de. DGUV<br />
12<br />
<strong>Unfallversicherung</strong> <strong>aktuell</strong> 1/2014
SiBe-Report<br />
Informationen für Sicherheitsbeauftragte – Ausgabe 1/2014<br />
Kulturelle Vielfalt am Arbeitsplatz<br />
Beschäftigte aller Qualifikationsstufen, aber auch Unternehmer und Unternehmerinnen<br />
mit Migrationshintergrund spielen in der deutschen Wirtschaft und auf dem<br />
Arbeitsmarkt eine immer größere Rolle. Im beruflichen Alltag kämpfen solche Arbeitnehmer<br />
ebenso wie Arbeitgeber häufig mit spezifischen Schwierigkeiten. Behörden,<br />
Organisationen und Unternehmen sollten deshalb künftig noch stärker auf die Erfordernisse<br />
von kulturell vielfältigen Belegschaften wie Führungskräften eingehen.<br />
Die europäische Gemeinschaftsinitiative<br />
Equal hat Methoden und Konzepte zur<br />
Überwindung von Diskriminierung und<br />
Ungleichheiten am Arbeitsmarkt entwickelt<br />
und in der Praxis erprobt. Im<br />
Fokus standen Menschen, die auf dem<br />
Arbeitsmarkt strukturell benachteiligt<br />
sind, also nicht nur Migrantinnen und<br />
Migranten, sondern auch Personen ohne<br />
berufliche Ausbildung, Langzeitarbeitslose<br />
oder ältere Beschäftigte. Ziel war es,<br />
die Beschäftigungsfähigkeit dieser Menschen<br />
zu verbessern, ihnen den Zugang<br />
zum oder die Rückkehr auf den Arbeitsmarkt<br />
zu erleichtern bzw. dem Verlust des<br />
Arbeitsplatzes vorzubeugen.<br />
Die im Rahmen des Projekts entwickelte<br />
Broschüre „Förderung von Toleranz und<br />
interkultureller Kompetenz in arbeitsmarktlichen<br />
Programmen" zeigt, wie Unternehmen,<br />
Institutionen, Schulen und<br />
Ausbildungsstätten Potenziale der kulturellen<br />
Vielfalt am Arbeitsplatz fördern und<br />
Konflikte entschärfen können. Wich tige<br />
Schritte dazu sind u. a.:<br />
• Mehr junge Migranten ausbilden,<br />
• Schulen dafür qualifizieren, junge<br />
Migranten auf die Anforderungen einer<br />
beruflichen Ausbildung vorzubereiten<br />
(Förderung der Ausbildungsreife),<br />
• Unternehmen unterstützen, die bereit<br />
sind, junge Migranten auszubilden,<br />
• Vorbilder einbinden: Erfolgreiche Unternehmer<br />
mit Migrationshintergrund können<br />
Jugendliche motivieren,<br />
• Interkulturelle Kompetenz als Aus- und<br />
Weiterbildungsziel bei der Arbeit.<br />
Missverständnisse abbauen<br />
Viele Probleme am Arbeitsplatz resultieren<br />
aus kulturell bedingten Missverständnissen<br />
und mangelhafter Kommunikation. Je<br />
nach Qualifikation der Betroffenen spielen<br />
auch Sprachbarrieren eine Rolle. Verwaltungen,<br />
Unternehmen und Institutionen,<br />
die gezielte Programme einsetzen, um<br />
Spannungen, Stress und soziale Barrieren<br />
abzubauen, profitieren in vielerlei Hinsicht.<br />
Wenn z. B. auch Arbeitnehmer mit Migrationshintergrund<br />
Gesundheitsangebote des<br />
Unternehmens häufiger nutzen, sinkt nicht<br />
nur der Krankenstand. Die damit einhergehende<br />
höhere Arbeitszufriedenheit führt<br />
meist auch dazu, dass die Personalfluktuation<br />
sinkt, wie eine Studie der Europäischen<br />
Agentur für Sicherheit und Gesundheit<br />
am Arbeitsplatz ergab.<br />
Weil zwei- oder mehrsprachige Beschäftigte<br />
und interkulturelles Wissen Verwaltungen,<br />
Unternehmen und Institutionen Wettbewerbsvorteile<br />
bringen, sollte die Förderung<br />
interkultureller Kompetenz in der<br />
Aus- wie Weiterbildung fest verankert werden.<br />
Am wichtigsten aber ist, dass Vorgesetzte<br />
wie Beschäftigte die eigene Wahrnehmung<br />
für verdeckte oder offene Vorurteile<br />
schärfen und unvoreingenommen<br />
mit allen Kollegen kommunizieren.<br />
Ergeben sich etwa bei einer Unterweisung<br />
sprachliche Schwierigkeiten, können<br />
Materialien in der jeweiligen Muttersprache<br />
oder bebilderte Broschüren in leichter<br />
Sprache Arbeitnehmern mit Verständnisschwierigkeiten<br />
helfen, die Anweisungen<br />
auch wirklich zu verstehen.<br />
www.equal.de/de<br />
<br />
Equal Archivseite Informationen zur Gemeinschaftsinitiative<br />
EQUAL des Europäischen<br />
Sozialfonds Publikationen Förderung von<br />
Toleranz und interkultureller Kompetenz in arbeitsmarktlichen<br />
Programmen. Broschüre der<br />
beiden Programme „EQUAL“ und „XENOS“<br />
https://osha.europa.eu<br />
<br />
Publications Reports Diverse cultures at<br />
work: ensuring safety and health through leadership<br />
and participation Informationen in<br />
englischer Sprache<br />
www.deinruecken.de<br />
Mediathek Kampagnenbroschüren Informationen<br />
für Beschäftigte in leichter Sprache
SiBe-Report<br />
Gesundheitsprobleme an Innenraumarbeitsplätzen<br />
Obwohl Tätigkeiten in geschlossenen Räumen meist angenehmer sind, als bei jeder<br />
Witterung im Freien arbeiten zu müssen, klagen Beschäftigte an Innenraumarbeitsplätzen<br />
über eine Vielzahl gesundheitlicher Beschwerden und Befindlichkeitsstörungen.<br />
Ein von Experten der Deutschen Gesetzlichen <strong>Unfallversicherung</strong> (DGUV) entwickeltes<br />
Konzept hilft bei der Ursachenforschung.<br />
Als Innenraumarbeitsplätze gelten sehr<br />
unterschiedliche Arbeitsumgebungen,<br />
vom Büro bis zum Pflegeheim, vom Ladengeschäft<br />
bis zum Kindergarten, von der<br />
Bibliothek bis zur Sporthalle. Typisch ist,<br />
dass offensichtlich belastende physikalische,<br />
chemische oder biologische Einwirkungen<br />
dort keine große Rolle spielen.<br />
Kurzmeldungen<br />
Notfallmanagement nach psychisch<br />
belastenden Extremsituationen am<br />
Arbeitsplatz<br />
Kommen Beschäftigte an ihrem Arbeitsplatz<br />
durch eine Extremsituation wie<br />
einem Gewaltverbrechen, einem Betriebsunfall<br />
oder den Folgen einer Naturkatastrophe<br />
zu Schaden, sind nicht nur<br />
die unmittelbaren Opfer meist schwer betroffen.<br />
Auch Augenzeugen solcher Ereignisse<br />
leiden häufig körperlich und/oder<br />
psychisch mit. Eine Broschüre der Unfallkasse<br />
Berlin unterstützt die Verantwortlichen<br />
in den Betrieben, ein Notfallmanagement<br />
für belastende Extremsituationen<br />
am Arbeitsplatz aufzubauen.<br />
www.unfallkasse-berlin.de<br />
<br />
Webcode: 1106 Broschüre „Notfallmanagement<br />
nach psychisch belastenden<br />
Extremsituationen am Arbeitsplatz“<br />
Mehr Krankheitstage durch Sucht<br />
Die Zahl der Arbeitsunfähigkeitstage, die<br />
durch die Einnahme von Suchtmitteln verursacht<br />
wurden, ist in den letzten zehn<br />
Jahren um rund 17 Prozent angestiegen:<br />
von 2,07 Millionen Fehltagen 2002 auf<br />
2,42 Millionen Fehltage im Jahr 2012.<br />
Alkoholkonsum und Rauchen sind laut<br />
Fehlzeiten-Report 2013 des Wissenschaftlichen<br />
Instituts der AOK (WIdO) die Hauptursachen.<br />
Experten sehen aber auch einen<br />
Trend zu einer verstärkten Einnahme<br />
von leistungs steigernden Mitteln.<br />
www.aok.bv.de<br />
<br />
Presse Meldung vom 22.08.13<br />
Tätigkeiten mit Gefahrstoffen (wie z. B. in<br />
einem chemischen Labor, im Maler- und<br />
Lackierhandwerk oder in einer Schweißerei)<br />
oder Lärm- bzw. Vibrationsbelastung<br />
wie z. B. in Werkstätten kommen nicht vor.<br />
Sick-Building-Syndrom (SBS) oder Building<br />
Related Illness (BRI)<br />
Dass viele Menschen, die in Büroräumen<br />
arbeiten, sich nach längerem Aufenthalt<br />
an ihrem Arbeitsplatz krank fühlen, ist seit<br />
langem bekannt. Während die Betroffenen<br />
ihre zumeist unspezifischen Beschwerden<br />
wie tränende Augen, gereizte Schleimhäute,<br />
Kopfschmerzen oder juckende Haut<br />
auf krankmachende Bedingungen im Gebäude<br />
zurückführen („Sick-Building-Syndrom”),<br />
winken Experten häufig ab. Eindeutige<br />
Ursachen wie eine erhöhte Schadstoffkonzentration<br />
am Arbeitsplatz, belastende<br />
elektromagnetische Felder oder ionisierende<br />
Strahlung konnten in Studien<br />
bislang nicht bestätigt werden. Räume mit<br />
Klimaanlagen etwa, die als Auslöser von<br />
SBS beschrieben werden, sind oft weniger<br />
belastet als Büros, die eine Fensterlüftung<br />
erlauben. Experten kennen allerdings gebäudebezogene<br />
Erkrankungen, Building<br />
Related Illness (BRI) genannt, die tatsächlich<br />
auf nachweisbare allergene, mikrobielle<br />
oder chemische Belastungen zurückzuführen<br />
sind. Sie sind vom SBS klar zu<br />
unterscheiden.<br />
Wohlbefinden ist wichtig<br />
Persönliche Empfindungen der Betroffenen,<br />
ihre Tätigkeit und die Einrichtung des<br />
jeweiligen Arbeitsplatzes sind oft entscheidende<br />
Auslöser für SBS. Jede Verwaltung<br />
oder jeder Betrieb kann mit einfachen<br />
Mitteln Ergonomie und psychologische<br />
Bedingungen verbessern. Behaglichkeit<br />
etwa entsteht, wenn Temperatur,<br />
Atemluft und Beleuchtung angenehm<br />
sind, wenn unerwünschter Schall gedämpft<br />
wird und wenn ein Raum hell,<br />
aber nicht grell beleuchtet ist. Zugluft und<br />
Lärm belasten auf Dauer ebenso wie ständige<br />
Überlastung. Last, but not least ist<br />
das Betriebsklima entscheidend für die<br />
Arbeitszufriedenheit – und dafür kann<br />
wirklich jeder Beschäftigte, der sich nicht<br />
nur für sich selbst, sondern auch für die<br />
Kollegen interessiert, sehr viel tun.<br />
www.dguv.de<br />
<br />
Webcode d650356 Report „Innenraumarbeitsplätze<br />
– Ermittlungen zum Arbeitsumfeld“<br />
www.umweltbundesamt.de<br />
<br />
Themen Belastung des Menschen ermitteln<br />
Umweltmedizin Sick Building Syndrom<br />
Klarstellung: Neufassung der Biostoffverordnung (BioStoffV)<br />
In der letzten Ausgabe des SiBe-Reports haben wir über die Neufassung der BioStoffV berichtet.<br />
Unsere Formulierung, dass die Neufassung auf das „alte“ Schutzstufensystem bei nicht gezielten<br />
Tätigkeiten mit biologischen Arbeitsstoffen verzichtet, hat sich als missverständlich erwiesen.<br />
Dr. Martin Kantlehner, Abteilungsleiter Gesundheitsdienst und Hilfeleistungsunternehmen<br />
bei der <strong>Kommunale</strong>n <strong>Unfallversicherung</strong> <strong>Bayern</strong> (KUVB) hat deshalb diese Klarstellung verfasst:<br />
„Richtig ist, dass in der neuen Biostoffverordnung zwischen Tätigkeiten mit Schutzstufenzuordnung<br />
und Tätigkeiten ohne Schutzstufenzuordnung unterschieden wird. Tätigkeiten mit Schutzstufenzuordnung<br />
sind Tätigkeiten in Laboratorien, in der Versuchstierhaltung, in der Biotechnologie<br />
sowie in Einrichtungen des Gesundheitsdienstes. Hier hat der Arbeitgeber zu ermitteln, ob<br />
gezielte oder nicht gezielte Tätigkeiten ausgeübt werden und hat diese Tätigkeiten hinsichtlich<br />
ihrer Infektionsgefährdung einer Schutzstufe zuzuordnen. Bei den in Einrichtungen des Gesundheitsdienstes<br />
durchgeführten Tätigkeiten handelt es sich üblicherweise um nicht gezielte Tätigkeiten,<br />
für die eine Schutzstufenzuordnung somit auch nach der neuen BioStoffV nach wie vor<br />
erforderlich ist. Keine Schutzstufenzuordnung ist nach der neuen BioStoffV mehr erforderlich<br />
z. B. für Reinigungs- und Sanierungsarbeiten, Tätigkeiten in der Veterinärmedizin, der Land-,<br />
Forst-, Abwasser- und Abfallwirtschaft sowie in Biogasanlagen und Schlachtbetrieben. Die<br />
Pflicht zur Durchführung und Dokumentation der Gefährdungsbeurteilung sowie zur Festlegung<br />
von Schutzmaßnahmen besteht jedoch auch für diese Tätigkeiten.“
Ausgabe 1/2014<br />
Große Sprünge sind riskant –<br />
bei Lkw und Traktor besser Trittstufen nutzen<br />
Wer eine höher gelegene Fahrerkabine – zum Beispiel eines<br />
Lkw oder Traktors – verlässt, sollte dazu die Trittstufen an<br />
der Außenseite nutzen statt zu springen – diese<br />
Empfehlung geben die Träger der Präven tionskampagne<br />
„Denk an mich. Dein Rücken" den Beschäftigten.<br />
Belastungen beim Transport<br />
von Müllbehältern<br />
Die Arbeit in der Abfall- und Entsorgungswirtschaft<br />
ist körperlich ganz besonders<br />
schwer. An jedem Arbeitstag müssen die<br />
Müllwerker eine Vielzahl an Abfallbehältern<br />
bewegen, über Treppen ziehen und<br />
Müllgroßbehälter bis 750 kg aus Hinterhöfen<br />
zum Fahrzeug transportieren.<br />
Dass dabei intensive Belastungen für<br />
das Muskel-Skelett-System auftreten, hat<br />
eine Studie des Instituts für Arbeitsschutz<br />
der DGUV (IFA) speziell zum Ziehen und<br />
Schieben von Müllgroßbehältern bestätigt.<br />
Aus den Ergebnissen konnten aber<br />
auch konkrete Empfehlungen abgeleitet<br />
werden, wie sich die Belastung bei der<br />
Abfallsammlung vermindern lässt:<br />
1. Höhere Griffe oder größere Müllgroßbehälter<br />
tragen zu einer besseren Körperhaltung<br />
bei und verringern die Aktionskräfte<br />
bei vergleichbarer Füllung.<br />
2. Vierrädrige Müllgroßbehälter sollten<br />
grundsätzlich zu zweit gehandhabt werden,<br />
um Überlastungen zu vermeiden.<br />
Ganz wichtig: Bietet der Arbeitgeber betriebliche<br />
Programme zum Ausgleichssport<br />
an, sollten die einseitig belasteten<br />
Müllwerker ganz besonders ermutigt werden,<br />
daran teilzunehmen. So lassen sich<br />
viele chronische Erkrankungen vermeiden.<br />
www.dguv.de<br />
<br />
Webcode: d138041 Weiterführende Informationen<br />
Belastung beim Ziehen und<br />
Schieben von Müllbehältern<br />
Weil die Fahrerkabine bei einem Lkw oft<br />
mehr als einen Meter über der Fahrbahn<br />
liegt, ist das Sturz- und Verletzungsrisiko<br />
hoch. Schon bei einem Sprung aus geringer<br />
Höhe wirken enorme Kräfte auf die<br />
Gelenke ein, die dem Drei- bis Vierfachen<br />
des eigenen Gewichts entsprechen – das<br />
ist zu wenigen Fahrern bewusst. Sicher<br />
steigt man aus, wenn man die Kabine<br />
rückwärts verlässt und dabei Stufen und<br />
Haltegriffe nutzt. Dass sich allein durch<br />
den sanften Abstieg die Belastung für Rücken<br />
und Gelenke deutlich verringert,<br />
lässt sich unter anderem auf dem „Risiko-<br />
Parcours“ für den Straßenbetriebsdienst<br />
erleben, den die Bayerische Landesunfallkasse<br />
gemeinsam mit der Unfallkasse<br />
NRW entwickelt hat. An einer der Versuchsstationen,<br />
der „Sprungwaage“,<br />
springen die Teilnehmer kontrolliert aus<br />
Unsere Arbeitswelt wandelt sich immer<br />
rasanter. Sie wird nicht nur komplexer<br />
und anspruchsvoller, sondern zunehmend<br />
instabiler. Dieser Wandel wirkt sich<br />
nicht nur auf die Unternehmen, Organisationen<br />
oder Verwaltungen selbst, sondern<br />
auch auf deren Beschäftigte aus. Besonders<br />
in der freien Wirtschaft wird der u. a.<br />
durch Globalisierung, Technisierung und<br />
Ökonomisierung erzeugte zunehmende<br />
Konkurrenz- und Innovationsdruck mehr<br />
oder weniger direkt an die Mitarbeiter<br />
weitergegeben. Betriebliche Prozesse<br />
müssen in immer kürzeren Zyklen an<br />
neue Anforderungen angepasst werden.<br />
Umstrukturierungen sind deshalb nicht<br />
nur in Großunternehmen an der Tagesordnung<br />
und verunsichern, weil sie oft mit<br />
Entlassungen verbunden sind, alle Beschäftigten<br />
– nicht nur die von Kündigung<br />
einer vorgegebenen Höhe auf eine<br />
Waage. Dabei zeigen sich die enormen<br />
Belastungen. Auf dem Parcours, der an<br />
wechselnden Orten aufgebaut wird,<br />
können Straßenwärter trainieren, wie<br />
sie mit der alltäglichen Gefahr auf den<br />
Straßen besser umgehen.<br />
www.kuvb.de<br />
<br />
Presse Pressearchiv Presseinfo<br />
vom 30.4.2013 Gefährlicher Arbeitsplatz<br />
Autobahn<br />
www.deinruecken.de<br />
<br />
Informationen zur Rückengesundheit<br />
http://publikationen.dguv.de<br />
<br />
GUV-I 7011 „Belastungen für Rücken und<br />
Gelenke – was geht mich das an?"<br />
Begriffe aus der modernen Arbeitswelt kurz erklärt:<br />
Was heißt eigentlich … Restrukturierung<br />
direkt bedrohten. Restrukturierungsprozesse<br />
bedeuten auch, dass immer mehr<br />
Arbeitnehmer sich in tendenziell prekären<br />
Beschäftigungsformen wie Zeitarbeit, befristeter<br />
Beschäftigung und unterschiedlichen<br />
Formen der Selbständigkeit finden.<br />
Aus der Forschung ist inzwischen bekannt,<br />
dass Betroffene häufig Einbußen<br />
ihrer Leistungsfähigkeit erleben und sich<br />
auch in arbeitsfreien Phasen schwerer erholen.<br />
Typisch sind auch schwerwiegende<br />
gesundheitliche Beeinträchtigungen als<br />
Folge.<br />
www.baua.de<br />
<br />
Publikationen baua <strong>aktuell</strong> Ausgabe<br />
4/2012<br />
www.iga-info.de<br />
<br />
Veröffentlichungen iga-Fakten 4: Restrukturierung<br />
– Gesunde und motivierte<br />
Mitarbeiter im betrieblichen Wandel
SiBe-Report<br />
Serie: Gesund am Arbeitsplatz<br />
Gesunde Mitarbeiter? Das hängt auch<br />
von der Führung ab<br />
Dass Führungskräfte viel für die Gesundheit<br />
ihrer Mitarbeiter am Arbeitsplatz tun<br />
können, ist in der Arbeitspsychologie<br />
seit langem bekannt. Viele Verwaltungen,<br />
Unternehmen und Organisationen trainieren<br />
Vorgesetzte deshalb gezielt, damit<br />
sie das Wohlbefinden der Beschäftigten<br />
positiv beeinflussen lernen.<br />
Dies gelingt am besten, wenn auch die<br />
Interessen, das Befinden und die Motivation<br />
der Beschäftigten bewusst berücksichtigt<br />
werden – schließlich möchte jeder<br />
Mensch auch als Person wahrgenommen<br />
werden. Natürlich zielt gesundheitsförderliches<br />
Führungsverhalten auch darauf<br />
ab, dass die Mitarbeiter möglichst<br />
gute Arbeitsleistungen erbringen. Weil<br />
Vorgesetzte Arbeitsabläufe entscheidend<br />
prägen, können sie den einzelnen Mitarbeiter<br />
gezielt fördern oder einfach überfordern.<br />
Auch das Klima am Arbeitsplatz<br />
hängt entscheidend vom Chef ab. Tritt er<br />
autoritär, fordernd und belehrend auf,<br />
oder sucht er den Austausch mit den Mitarbeitern,<br />
die ja die Arbeit vor Ort erledigen?<br />
Übt er konstruktive Kritik, oder<br />
Impressum<br />
SiBe-Report – Informationen für<br />
Sicherheitsbeauftragte Nr. 1/2014<br />
Der SiBe-Report erscheint quartalsweise.<br />
Nachdruck oder Verviel fältigung nur mit Zustimmung<br />
der Redaktion und Quellenangabe.<br />
Inhaber und Verleger: KUVB/Bayer. LUK<br />
Verantwortlich: Erster Direktor Elmar Lederer<br />
Redaktion: Sabine Kurz, freie Journalistin,<br />
München, Ulrike Renner-Helfmann, Referat<br />
für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, KUVB<br />
Redaktionsbeirat: Sieglinde Ludwig, Michael<br />
von Farkas, Thomas Neeser, KUVB<br />
Anschrift: <strong>Kommunale</strong> <strong>Unfallversicherung</strong><br />
<strong>Bayern</strong> (KUVB), Ungererstr. 71,<br />
80805 München<br />
Bildnachweis: fotolia.de, DGUV<br />
Gestaltung und Druck: Mediengruppe<br />
Universal, München<br />
Ihr Draht zur SiBe-Redaktion:<br />
SiBe@kuvb.de<br />
kränkt er Kollegen durch rüdes Auftreten,<br />
wenn einmal etwas schiefgeht? Steht er<br />
als Ansprechpartner für seine Mitarbeiter<br />
zur Verfügung? Ist er ein Vorbild, etwa im<br />
Umgang mit hoher Arbeitsbelastung?<br />
Arbeitspsychologen warnen, dass eine<br />
der wichtigsten Ursachen für hohe Krankenstände<br />
das Führungsverhalten des<br />
unmittelbaren Vorgesetzten ist. Aus der<br />
Forschung ist sogar bekannt, dass manche<br />
Chefs „ihren“ Krankenstand mitnehmen,<br />
wenn sie die Abteilung wechseln.<br />
Deshalb ist es sinnvoll, die Bedeutung<br />
von gesundheitsfördernder Führung etwa<br />
in Führungsleitlinien zu verankern.<br />
In speziellen Führungskräfte-Trainings<br />
können Vorgesetzte dafür sensibilisiert<br />
werden, wie ihr Verhalten bei den Mitarbeitern<br />
ankommt und so deren Wohlbefinden<br />
beeinflusst.<br />
Gemeinsame Erklärung zur psychischen<br />
Gesundheit in der Arbeitswelt<br />
verabschiedet<br />
Bundesarbeitsministerium, Arbeitgeberverbände<br />
und Gewerkschaften<br />
haben sich auf ein gemeinsames<br />
Grundverständnis zum Umgang mit<br />
psychischer Belastung in der Arbeitswelt<br />
verständigt. In ihrer Erklärung<br />
beschreiben sie in zehn Punkten das<br />
Grundverständnis in Bezug auf u. a.<br />
• die steigende Bedeutung psychischer<br />
Gesundheit in der Arbeitswelt;<br />
• Arbeitsmerkmale, die die psychische<br />
Gesundheit von Beschäftigten<br />
positiv oder negativ beeinflussen<br />
können;<br />
• die Prävention psychischer Belastung;<br />
• die Wiedereingliederung Erkrankter<br />
ins Berufsleben.<br />
www.bmas.de<br />
<br />
Service Publikationen Gemeinsame<br />
Erklärung psychische Gesundheit in der<br />
A rbeitswelt<br />
Eine Broschüre des Berufsverbandes<br />
Deutscher Psychologen (BDP) informiert<br />
über die Bedeutung gesundheitsfördernder<br />
Führung:<br />
www.bdp-verband.de/gesunde-arbeit<br />
<br />
Führung und Gesundheit: Wie Führungskräfte<br />
die Gesundheit der Mitarbeiter fördern<br />
können<br />
Die Initiative Neue Qualität der Arbeit<br />
(INQA) hat einen Standard entwickelt, der<br />
vor allem Führungskräften in kleinen und<br />
mittleren Unternehmen als Selbstcheck<br />
dienen kann und der als Broschüre,<br />
Onlinetool oder App verfügbar ist:<br />
www.inqa-check-personalfuehrung.de<br />
<br />
Weitere Informationen gibt es unter:<br />
www.baua.de<br />
<br />
Themen von A bis Z Psychische Belastung/Stress<br />
Handbuch zur Förderung der<br />
psychischen Gesundheit am Arbeitsplatz<br />
stehen<br />
Kurzmeldungen<br />
Männergesundheit: Ehrgeiz im Beruf<br />
entgegenwirken<br />
Männer, die etwas für ihre Gesundheit<br />
tun wollen, sollten ihre Fähigkeit zur<br />
Selbstbeobachtung verbessern und<br />
womöglich auch ihren Ehrgeiz drosseln –<br />
das rät Professor Bernhard Badura,<br />
Mitglied im Beirat der Stiftung Männergesundheit.<br />
www.arbeit-und-gesundheit.de<br />
<br />
Suche: Ehrgeiz Überbordendem Ehrgeiz<br />
im Beruf entgegenwirken<br />
Erfolgreiche Rehabilitation nach<br />
Arbeitsunfall<br />
Wie fährt sich ein Lkw mit nur einem<br />
Arm? Andreas Lux macht es vor: Der Lkw-<br />
Fahrer hat bei einem Arbeitsunfall einen<br />
Arm verloren und fährt mit einem speziell<br />
für ihn umgebauten Truck. Nun kann er<br />
wieder arbeiten und am Leben teilhaben.<br />
Dafür hat er zwei Jahre gekämpft. Nachzulesen<br />
unter:<br />
www.bg-verkehr.de<br />
<br />
Medien Sicherheitsprofi Ausgabe<br />
6/2013
Prävention<br />
RESCU-Preis-Verleihung 2013<br />
in Regensburg<br />
Zum insgesamt dreizehnten Mal<br />
wurden am 12. Oktober 2013 im<br />
Caritas-Krankenhaus St. Josef in<br />
Regensburg die RESCU-Preise<br />
verliehen. RESCU steht dabei für<br />
Regensburg Emergency Services<br />
Centre at the University.<br />
Ein Preis ist mit jeweils 1.500 € dotiert.<br />
Wir freuen uns, mit den anderen Preisstiftern:<br />
BMW, Mittelbayerische Zeitung<br />
und Radio Charivari – an dieser von<br />
Herrn Prof. Dr. Michael Nerlich ins Leben<br />
gerufenen Aktion teilnehmen zu können.<br />
Seit 2007 stiften KUVB (früher:<br />
Bayer. GUVV) und Bayer. LUK einen der<br />
Preise. Wir möchten mit unserem RESCU-<br />
Preis auch ausdrücklich das Engagement<br />
des Rettungszentrums Regensburg unterstützen!<br />
Unseren RESCU-Preis 2013 erhielt<br />
ein Rettungsteam bestehend aus:<br />
• Feuerwehren Lam und Lohberg sowie<br />
Engelshütt (KBI Michael Stahl)<br />
• BRK Helfer vor Ort Lam<br />
• Bergwacht Lam<br />
• Besatzung des Rettungshubschraubers<br />
Welche Rettung hatte das Team zu<br />
bewältigen?<br />
Am frühen Morgen des 19. Mai 2012 gegen<br />
4.45 Uhr ereignete sich ein schwerer Verkehrsunfall.<br />
Ein 21-Jähriger wich auf der<br />
Gemeindestraße zu den Lamer Einödhöfen<br />
in der Nähe der Abzweigung nach Waldeck<br />
einem Hasen aus und verlor dabei die<br />
Kontrolle über seinen VW Golf. Er kam von<br />
der Straße ab und „flog“ – im wahrsten<br />
Sinne des Wortes – über die 70 m steile<br />
Wald böschung. In der Flugschneise wurden<br />
zahlreiche Bäume „abrasiert“, ein<br />
Baum sogar in etwa 4 m Höhe gestreift.<br />
Das Autowrack blieb seitlich aufgestellt in<br />
der steilen Waldböschung an zwei Bäumen<br />
hängen.<br />
Aufgrund des bei der Integrierten Leitstelle<br />
Regensburg eingegangenen Notrufes wurden<br />
nach dem Alarmstichwort „Verkehrsunfall<br />
mit eingeklemmter Person“ die Feuerwehren<br />
Lam und Lohberg alarmiert. KBI<br />
Michael Stahl traf als erster an der Einsatzstelle<br />
ein. Er erkundete die Lage des verunfallten<br />
Fahrzeuges im steil abfallenden<br />
Gelände und ordnete die ersten Rettungs -<br />
maß nahmen über Funk an. Um die eingeklemmte<br />
Person aus dem Autowrack zu befreien,<br />
musste schweres hydraulisches Gerät<br />
in äußerst unwegsamem Gelände eingesetzt<br />
werden. Von den Besatzungen des<br />
Mehrzweckfahrzeuges MZF und des Löschgruppenfahrzeuges<br />
LF 16/20 der Feuerwehr<br />
Lam wurden die hydraulischen Rettungsgeräte<br />
ca. 50 m über die steile Waldböschung<br />
hinuntergetragen. In Absprache mit dem<br />
Rettungsdienst wurde unverzüglich mit der<br />
Befreiung der schwer eingeklemmten Person<br />
begonnen. Für die Besatzung des Lamer<br />
Tanklöschfahrzeuges TLF 16/25 galt es,<br />
das Fahrzeug so weit wie möglich gegen<br />
Wegrutschen zu sichern und zu stabilisieren.<br />
Die Feuerwehr Lohberg unterstützte<br />
die Feuerwehr Lam bei der Personenbefreiung.<br />
Unterdessen wurde von BRK-Rettungsdienstleiter<br />
Michael Daiminger ein Rettungshubschrauber<br />
angefordert, der auf<br />
dem Lamer Sportplatz landete und dessen<br />
ärztliche Besatzung von der nachalarmierten<br />
Feuerwehr Engelshütt zur ca. 4 km entfernten<br />
Einsatzstelle gefahren wurde. Nach<br />
ca. 25 Minuten konnte der Fahrer befreit<br />
und dem Rettungsdienst übergeben werden.<br />
Die ebenfalls nachalarmierte Bergwacht<br />
Lam unterstützte die BRK- und Feuerwehrkräfte<br />
bei dem schwierigen Transport<br />
des Verletzten mit der Gebirgstrage hinauf<br />
über die steile Böschung. Dabei wurden<br />
die Einsatzkräfte mit Seilen gesichert. Nach<br />
knapp einer Stunde Notfallversorgung im<br />
Rettungswagen war der Unfallfahrer soweit<br />
stabilisiert, dass er mit dem Rettungshubschrauber<br />
ins Universitäts-Klinikum nach<br />
Regensburg geflogen werden konnte. KBR<br />
Johann Weber und KBM Josef Pritzl waren<br />
am Einsatzort und unterstützten die örtlichen<br />
Einsatzkräfte.<br />
Nur durch das reibungslose Zusammenspiel<br />
aller an der Rettung beteiligten Kräfte<br />
konnte die Bergung im schwierigen Gelände<br />
gelingen. Der Unfallfahrer ist heute wieder<br />
vollständig genesen und war bei der<br />
Preisverleihung anwesend.<br />
Wir hoffen, dass Sie nie in solche Situationen<br />
kommen und wenn doch, dass dann<br />
Lebensretter, wie im geschilderten Fall, in<br />
der Nähe sind und ihr Bestes geben. Sofern<br />
Sie jemanden kennen, der erfolgreich<br />
Leben gerettet hat, teilen Sie es uns bzw.<br />
dem Rettungszentrum Regensburg mit,<br />
damit er für den nächsten RESCU-Preis<br />
nominiert werden kann. Vielen Dank!<br />
Autorin: Sieglinde Ludwig<br />
Leiterin des Geschäftsbereichs Prävention der<br />
<strong>Kommunale</strong>n <strong>Unfallversicherung</strong> <strong>Bayern</strong><br />
13
Prävention<br />
Gemeinsam für mehr Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit:<br />
Globales Forum Prävention<br />
Die Deutsche Gesetzliche <strong>Unfallversicherung</strong> (DGUV) ist gemeinsam<br />
mit der Internationalen Vereinigung für Soziale Sicherheit (IVSS)<br />
und der Internationalen Arbeitsorganisation Gastgeberin des<br />
„XX. Weltkongress für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit<br />
2014: Globales Forum Prävention“, der vom 24. bis 27. August 2014<br />
im Congress Center der Messe Frankfurt stattfinden wird.<br />
Drei Hauptthemen bilden das Gerüst<br />
für die inhaltliche Gestaltung des Kongresses:<br />
• Präventionskultur – Präventionsstrategien<br />
– Vision Zero<br />
• Herausforderungen für die Gesundheit<br />
bei der Arbeit<br />
• Vielfalt in der Arbeitswelt<br />
Arbeitsschutz ist eine der großen Herausforderungen<br />
weltweit. Nach Angaben<br />
der Internationalen Arbeitsorganisation<br />
(ILO) sterben jedes Jahr über zwei Millionen<br />
Menschen an den Folgen einer Berufskrankheit<br />
oder bei einem Arbeitsunfall.<br />
Immer mehr Menschen sind an ihren<br />
Arbeitsplätzen oft hohen Risiken ausgesetzt.<br />
Über 4.000 Teilnehmer aus mehr als 100<br />
Ländern werden zur Veranstaltung erwartet.<br />
Der Kongress findet alle drei Jahre in<br />
einem anderen Land statt und wird vom<br />
nationalen Ausrichter gemeinsam mit der<br />
Internationalen Arbeitsorganisation (ILO)<br />
und der Internationalen Vereinigung für<br />
Soziale Sicherheit (IVSS) organisiert.<br />
Infos<br />
Weitere Informationen zur Veranstaltung<br />
und zur Anmeldung erhalten Sie<br />
auf der Homepage des Weltkongresses:<br />
www.safety2014germany.com<br />
„Wir wollen auf dem Weltkongress 2014<br />
mit den Fachleuten aus aller Welt die<br />
drängendsten Themen im Arbeitsschutz<br />
diskutieren. Gemeinsam können wir<br />
Lösungen finden, neue Sichtweisen annehmen<br />
und uns von konkreten Beispielen<br />
inspirieren lassen“, sagt Dr. Walter<br />
Eichendorf, stv. Hauptgeschäftsführer der<br />
DGUV. In der Vernetzung liegt eine große<br />
Chance für den Arbeitsschutz zur schnellen<br />
Verbreitung von Best-Practice-Beispielen,<br />
<strong>aktuell</strong>en Entwicklungen, neuen Produkten<br />
und Forschungsergebnissen.<br />
Es gilt, weltweit eine nachhaltige Präventionskultur<br />
aufzubauen und neue Grundlagen<br />
für Kooperationen zu schaffen. Dr.<br />
Eichendorf: „Networking ist ein entscheidender<br />
Pfeiler für Nachhaltigkeit. Und am<br />
Leitbild der Nachhaltigkeit richtet sich der<br />
Weltkongress 2014 aus.“<br />
Insgesamt werden über 400 Referentinnen<br />
und Referenten aus aller Welt die unterschiedlichen<br />
Veranstaltungen wie Symposien,<br />
Fachveranstaltungen oder politische<br />
Foren gestalten. Dabei ist Interaktivität<br />
gefragt. So wird es ein Forum für Prävention<br />
geben, gestaltet wie ein großer<br />
Marktplatz. Ein weiteres Highlight bildet<br />
das Internationale Media Festival für Prävention,<br />
ein internationaler Wettbewerb<br />
der besten Filme und digitalen Medien<br />
zum Arbeitsschutz. Eine international besetzte<br />
Jury wird auf dem Kongress die<br />
besten Beiträge prämieren. Der Weltkongress<br />
2014 und der zeitlich unmittelbar<br />
anschließende nationale Arbeitsschutzkongress<br />
„Arbeitsschutz Aktuell“ gewinnen<br />
durch eine begleitende Ausstellung<br />
und Fachmesse zusätzlich an Attraktivität.<br />
Die Kombination aus Weltkongress<br />
2014, Fachmesse und dem angeschlossenen<br />
nationalen Fachkongress ist einzigartig.<br />
Alle drei Events werden inhaltlich eng<br />
miteinander verzahnt.<br />
DGUV<br />
Vernetzen Sie sich schon vor dem Weltkongress<br />
2014 mit Expertinnen und Experten<br />
zum Thema Arbeitsschutz und<br />
besuchen Sie unseren YouTube-Kanal:<br />
LinkedIn ( www.linkedin.com):<br />
„XX World Congress on Safety and<br />
Health at Work 2014“<br />
XX. Weltkongress für Sicherheit und<br />
Gesundheit bei der Arbeit 2014<br />
vom 24. bis 27. August 2014 in Frankfurt<br />
Facebook ( www.facebook.com):<br />
„World Congress 2014“<br />
YouTube ( www.youtube.com):<br />
„WorldCongress2014“<br />
14<br />
<strong>Unfallversicherung</strong> <strong>aktuell</strong> 1/2014
Prävention<br />
Startschuss für die<br />
„Rettungskette Forst“<br />
Das Unfallrisiko bei Waldarbeiten ist sehr hoch. Trotz intensiver technischer und<br />
organisatorischer Fortschritte im Arbeits- und Gesundheitsschutz sowie einer immer<br />
ausgeprägteren Sicherheitskultur in den forstlichen Betrieben ereignen sich<br />
nach wie vor sehr viele Arbeitsunfälle im Wald. In Abhängigkeit von der Schwere<br />
der Verletzungen kommt hier der Rettungskette nach einem Unfall eine wichtige<br />
Bedeutung zu – um Leben zu retten und das Ausmaß der Verletzungen zu begrenzen.<br />
Ziel ist neben der Erstversorgung die schnelle und fachgerechte Versorgung<br />
der Verletzten am Unfallort durch den Rettungsdienst.<br />
Im Landkreis Miltenberg entstand auf Initiative<br />
des Bayerischen Roten Kreuzes<br />
und der Bayerischen Forstverwaltung mit<br />
der „Rettungskette Forst Odenwald-Spessart“<br />
ein Prototyp. In der Folge konnte das<br />
Projekt „Rettungskette Forst“ bereits<br />
2009 mit einer Anschubförderung und<br />
personeller Unterstützung durch die Prävention<br />
der Bayer. Landesunfallkasse<br />
(Bayer. LUK) unterstützt werden.<br />
Nach einer intensiven Planungs- und Abstimmungsphase<br />
unter Federführung der<br />
Bayerischen Forstverwaltung, bei der alle<br />
betroffenen Institutionen eingebunden<br />
werden mussten, startete Forstminister<br />
Helmut Brunner im Stadtwald<br />
Augsburg unter reger Anteilnahme<br />
der Presse den Aufbau einer<br />
landesweiten „Rettungskette<br />
Forst“. Kern dieses neuen Rettungssystems<br />
sind 12.000 fixe<br />
Rettungstreffpunkte, die bis<br />
2014 in allen privaten, kommunalen<br />
und staatlichen Wäldern<br />
installiert werden. Im Durchschnitt<br />
wird es dann alle 2,5<br />
Kilometer ein einheitliches<br />
Schild mit einem nummerierten Treffpunkt<br />
für Rettungskräfte geben. Ergänzt wird das<br />
System durch eine neu entwickelte und<br />
kostenfrei herunterladbare „Rettungs-<br />
App“ für Smartphones. „Wenn das System<br />
landesweit steht, muss bei einem Notruf<br />
nur noch die Nummer des nächsten Treffpunkts<br />
genannt werden und die Rettungskräfte<br />
können von dort aus rasch und<br />
sicher zum Unfallort gelotst werden“, so<br />
Forstminister Helmut Brunner.<br />
Mit einem neuen Projekt wird die Bayer.<br />
LUK 2014 in Kooperation mit dem Bayer.<br />
Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft<br />
und Forsten den Aufbau der<br />
landesweiten „Rettungskette<br />
Forst“ finanziell fördern. So<br />
wird ein weiterer Beitrag zur<br />
flächendeckenden und zeitnahen<br />
Beschilderung der Rettungspunkte<br />
im Staats-, Kommunal-<br />
und Privatwald geleistet.<br />
Zielgruppe sind insbesondere<br />
die Versicherten der<br />
Bayer. Staatsforsten, der Nationalparkverwaltungen<br />
sowie<br />
der Bayer. Forstverwaltung.<br />
Von der flächendeckenden Beschilderung<br />
der Rettungstreffpunkte versprechen<br />
wir uns eine Verkürzung des Zeitraums<br />
bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes<br />
und damit eine zeitnahe<br />
professionelle Versorgung nach Arbeitsunfällen.<br />
Die Rettungs-App „Hilfe im Wald“ finden<br />
Sie für Smartphones mit Android-Betriebssystem<br />
kostenlos zum Download<br />
www.intend.de/produkte/hilfe-im-wald<br />
Nähere Informationen zur „Rettungskette<br />
Forst“ gibt es auch im Internet unter<br />
www.rettungskette-forst.bayern.de.<br />
Info<br />
Autor: Dipl.-Forstwirt Christian Grunwaldt,<br />
Geschäftsbereichs Prävention der<br />
<strong>Kommunale</strong>n <strong>Unfallversicherung</strong> <strong>Bayern</strong><br />
So funktioniert die „Rettungskette Forst“<br />
Professionelle Waldarbeiten werden in<br />
der Regel in kleinen Arbeitsgruppen,<br />
zumindest jedoch zu zweit ausgeführt.<br />
Schon bei drei Personen kann eine beim<br />
Verletzten Erste Hilfe leisten, während<br />
die zweite den Notruf unter Angabe<br />
des nächsten erreichbaren markierten<br />
Rettungstreffpunktes absetzt und diesen<br />
aufsucht. Nach dem Eintreffen des<br />
Rettungsdienstes wird dieser auf dem<br />
schnellstmöglichen Weg zum Verletzten<br />
gelotst.<br />
15
Recht & Reha<br />
Serie: Fragen und Antworten<br />
zur gesetzlichen <strong>Unfallversicherung</strong><br />
Uns erreichen täglich viele Anfragen zur<br />
gesetzlichen <strong>Unfallversicherung</strong>. In dieser Serie<br />
drucken wir einige interessante Fallgestaltungen<br />
ab, bei denen wir Sachbearbeitern in Kommunen,<br />
staatlichen Verwaltungen oder selbständigen<br />
Unternehmen weiterhelfen konnten.<br />
Frau W. aus S. möchte wissen:<br />
„Unsere Schule wird voraussichtlich im<br />
Dezember 2013 bzw. Januar 2014 in neue<br />
Räumlichkeiten umziehen. Da wir dabei<br />
nicht nur mit einem professionellen Umzugsunternehmen<br />
arbeiten können, sondern<br />
auch auf die Mithilfe von Eltern und<br />
Lehrern angewiesen sind, möchten wir<br />
gern vorab klären, ob und wie Eltern, Lehrer<br />
und eventuell auch einzelne Schüler<br />
unfallversichert sind.<br />
Bitte informieren Sie uns, wie wir vorgehen<br />
müssen, damit alle Helfer versichert<br />
sind und es zu keinen Problemen für die<br />
Schule kommt.“<br />
Antwort:<br />
„Sehr geehrte Frau W.,<br />
wir bestätigen gerne, dass Helfer, die im<br />
Auftrag der Schulleitung beim Umzug<br />
Ihrer Schule mithelfen (Eltern, Schüler<br />
und andere Freiwillige), bei uns gesetzlich<br />
unfallversichert sind. Der Versicherungsschutz<br />
leitet sich dabei aus § 2 Abs. 2<br />
Satz 1 Siebtes Buch Sozialgesetzbuch<br />
(SGB VII) her.<br />
Sofern Lehrkräfte beim Umzug mithelfen,<br />
ergibt sich der Versicherungsschutz bereits<br />
aus dem Beschäftigungsverhältnis<br />
mit der Schule.<br />
Eine vorherige Anmeldung der helfenden<br />
Personen ist nicht erforderlich. Sollte es<br />
zu einem Unfall kommen, ist (wie bei Beschäftigten)<br />
eine Unfallanzeige zu erstellen.“<br />
Herr K. aus O. hatte folgende<br />
Frage:<br />
„Ich hätte eine Frage bezüglich der Versicherung<br />
eines Wegeunfalls im Winterdienst.<br />
Unser Arbeitgeber möchte künftig<br />
in einem Blockmodell streuen lassen. Das<br />
heißt:<br />
• 04:00 – 09:00 Streuen<br />
• 09:00 – 12:00 Pause<br />
• 12:00 – 15:00 Streuen<br />
• 15:00 – 16:00 Pause<br />
• 16:00 – 20:00 Streuen<br />
So kommt er auf eine Arbeitszeit von<br />
täglich 12 Stunden, allerdings nur, wenn<br />
den ganzen Tag Winterdienst nötig ist.<br />
Ansonsten bleiben wir bei 8,5 Stunden<br />
täglich.<br />
Wir möchten nun wissen, ob die Mitarbeiter<br />
für die Strecken von der Wohnung zur<br />
Arbeitsstätte und zurück (auch in den<br />
Pausen) mehrmals täglich bei der KUVB<br />
versichert sind.“<br />
Antwort:<br />
„Sehr geehrter Herr K.,<br />
gerne beantworten wir Ihre E-Mail und bestätigen,<br />
dass die durch die geplante Organisationsänderung<br />
des Winterdienstes<br />
(„Blockmodell“) bedingten zusätzlichen<br />
Fahrten der Beschäftigten zwischen Wohnung<br />
und Arbeitsstelle unter dem Schutz<br />
der gesetzlichen <strong>Unfallversicherung</strong> stehen.<br />
Dies gilt ganz ausdrücklich auch bei<br />
Fahrten zu Pausen.“<br />
Frau S. aus N. fragt:<br />
“Ich hoffe, ich wende mich bei Ihnen an<br />
die richtige Stelle. In der Belegschaft kam<br />
im Zusammenhang mit der nun wieder<br />
anstehenden Winterrufbereitschaft die<br />
Frage auf, inwiefern nicht nur Leib und Leben<br />
des Mitarbeiters, sondern auch das<br />
private Kfz, das zum Erreichen der Örtlichkeit<br />
zwingend benötigt wird, versichert<br />
ist, bzw. ob auf dem normalen täglichen<br />
Arbeitsweg (auch) ein Versicherungsschutz<br />
für das Fahrzeug besteht?<br />
Wir sind Dienststelle des Freistaats <strong>Bayern</strong><br />
und sind damit bei Ihnen versichert.“<br />
Antwort:<br />
„Sehr geehrte Frau S.,<br />
leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass<br />
Gegenstand der gesetzlichen <strong>Unfallversicherung</strong><br />
nach dem Sozialgesetzbuch VII<br />
ausschließlich der Personenschaden des<br />
jeweiligen Mitarbeiters ist. Sachschäden<br />
16<br />
<strong>Unfallversicherung</strong> <strong>aktuell</strong> 1/2014
Recht & Reha<br />
können von der gesetzlichen <strong>Unfallversicherung</strong><br />
leider nicht übernommen<br />
werden.“<br />
Frau O. aus H. erkundigt sich:<br />
„Gemäß eines Beschlusses hat die Gemeinde<br />
H. eine Kanone der Krieger- und<br />
Soldatenkameradschaft H. als Eigentum<br />
der Gemeinde H. anerkannt und kommt<br />
künftig für die Unfall- und Haftpflichtversicherung<br />
auf. Bitte teilen Sie uns mit, ob<br />
und ggf. in welchem Umfang Versicherungsschutz<br />
für die Böllerschützen über<br />
die <strong>Kommunale</strong> <strong>Unfallversicherung</strong> <strong>Bayern</strong><br />
gegeben ist. Wir bedanken uns bereits<br />
heute für Ihre Bemühungen.“<br />
Antwort:<br />
„Sehr geehrte Frau O.,<br />
bei der KUVB sind die Beschäftigten der<br />
Gemeinde H. und jene Personen, die vorübergehend<br />
wie Beschäftigte für die Gemeinde<br />
tätig werden, gegen Arbeitsunfälle<br />
versichert.<br />
Böllerschützen werden jeweils auf Weisung<br />
eines Auftraggebers tätig. Soweit<br />
dieser Auftraggeber die Gemeinde H. ist,<br />
sind die Schützen bei uns gegen Arbeitsunfall<br />
versichert.<br />
Falls nicht die Gemeinde, sondern die<br />
Krieger- und Soldatenkameradschaft oder<br />
eine andere Organisation den Auftrag<br />
zum Böllerschießen gibt, ist die KUVB<br />
nicht zuständig. In diesen Fällen dürfte<br />
die Verwaltungs-Berufsgenossenschaft<br />
(Hamburg) der zuständige <strong>Unfallversicherung</strong>sträger<br />
sein. Eine verbindliche Aussage<br />
zum „nichtgemeindlichen“ Böllerschießen<br />
kann aber nur von dort erfolgen.“<br />
Frau W. möchte gerne wissen:<br />
„Unser Zwerg hatte einen kleinen Unfall<br />
in der Krippe und war für einige Tage<br />
krankgemeldet. Ich bin zur Betreuung zu<br />
Hause geblieben. Tragen Sie meinen Verdienstausfall<br />
oder wer ist hierfür zuständig?“<br />
Antwort:<br />
„Sehr geehrte Frau W.,<br />
der Verdienstausfall wegen der Betreuung<br />
Ihres Kindes wird von uns übernommen,<br />
wenn folgende Voraussetzungen vorliegen:<br />
1. Die Betreuungsbedürftigkeit Ihres<br />
Kindes wurde vom behandelnden Arzt<br />
bescheinigt.<br />
2. Die betreuende Person (in diesem Fall<br />
Sie) ist wegen der Betreuung der Arbeit<br />
fern geblieben und hat deshalb keinen<br />
Verdienst erzielt (Bescheinigung des<br />
Arbeitgebers).<br />
3. Keine andere im Haushalt lebende<br />
Person konnte das Kind betreuen.<br />
4. Das Kind darf das zwölfte Lebensjahr<br />
noch nicht vollendet haben.<br />
Sollten diese Voraussetzungen erfüllt<br />
sein, wären wir Ihnen dankbar, wenn Sie<br />
uns die entsprechenden Belege (ärztliches<br />
Attest, Bescheinigung Ihres Arbeitgebers)<br />
zusenden würden.“<br />
Herr H. aus A. interessiert<br />
sich für Folgendes:<br />
„Ich arbeite als Laboringenieur in A., wo<br />
ich, wechselweise mit drei weiteren Kollegen,<br />
auch die Rufbereitschaft übernehme.<br />
Dabei kam es in der Vergangenheit immer<br />
wieder vor, dass das Ende der Rufbereitschaft<br />
mit dem Beginn meines Erholungsurlaubs<br />
zusammenfiel.<br />
In meinem Fall bedeutet dies, dass ich<br />
während des ersten Tages meines Erholungsurlaubs<br />
37 Kilometer nach A. fahre<br />
und das Bereitschaftshandy an den betreffenden<br />
Kollegen übergebe.<br />
Besteht nun auf der Fahrt nach A. und<br />
nach Hause Versicherungsschutz, obwohl<br />
ich meinen Urlaub bereits angetreten<br />
habe?“<br />
Antwort:<br />
„Sehr geehrter Herr H.,<br />
als Beschäftigter sind Sie grundsätzlich<br />
bei Vorgängen unfallversichert, die im<br />
rechtlichen Zusammenhang mit der eigentlichen<br />
versicherten Tätigkeit stehen.<br />
Ihrer Schilderung nach erfolgt die Weitergabe<br />
des Bereitschaftshandys aus dringenden<br />
dienstlichen Gründen. Damit besteht<br />
trotz Urlaubsantritts auf dem unmittelbaren<br />
Weg zur und von der Arbeitsstelle<br />
der Schutz der gesetzlichen <strong>Unfallversicherung</strong>.“<br />
Autor: Klaus Hendrik Potthoff<br />
Stv. Leiter des Geschäftsbereichs<br />
Rehabilitation und Entschädigung<br />
der <strong>Kommunale</strong>n <strong>Unfallversicherung</strong> <strong>Bayern</strong><br />
17
Recht & Reha<br />
Serie: Das wissenswerte Urteil<br />
Straftaten als Versicherungsfall –<br />
eine Ausnahmekonstellation mit Schwierigkeiten<br />
Das Recht der gesetzlichen <strong>Unfallversicherung</strong> erfasst die unterschiedlichsten<br />
Fragestellungen aus einer bunten Vielfalt von Lebenssachverhalten.<br />
Die Serie „Das wissenswerte Urteil“ soll anhand von exemplarisch<br />
ausgewählten Urteilen aus der höchstrichterlichen Rechtsprechung<br />
einen Eindruck von dieser Vielschichtigkeit und Lebendigkeit – aber auch<br />
der Komplexität – des <strong>Unfallversicherung</strong>srechtes vermitteln.<br />
Die gesetzliche <strong>Unfallversicherung</strong> bietet<br />
Versicherungsschutz bei Arbeitsunfällen,<br />
die bei einer versicherten Tätigkeit eingetreten<br />
sind. Nicht jede Schädigung im Zusammenhang<br />
mit der Arbeit stellt jedoch<br />
einen Versicherungsfall im Rahmen der<br />
gesetzlichen <strong>Unfallversicherung</strong> dar.<br />
Maßgeblich für das Vorliegen eines Versicherungsfalles<br />
ist insbesondere, ob ein<br />
„innerer Zusammenhang“ zwischen der<br />
unfallbringenden und der versicherten<br />
Tätigkeit besteht. Ohne „inneren Zusammenhang“<br />
also kein Versicherungsschutz.<br />
zu der Arbeit und damit zu der in der gesetzlichen<br />
<strong>Unfallversicherung</strong> erfassten<br />
Risikosphäre eigentlich keinen Bezug.<br />
Das Bundessozialgericht (BSG) hatte in<br />
seinem Urteil vom 18.6.2013 (Az.: B 2 U<br />
10/12 R) darüber zu befinden, ob eine Vergewaltigung<br />
und damit eine vorsätzliche<br />
Straftat auf dem Weg zur Arbeit als Wegeunfall<br />
einzustufen war.<br />
Der Sachverhalt:<br />
Der beklagte <strong>Unfallversicherung</strong>sträger<br />
(UVT) lehnte die Feststellung eines Wegeunfalles<br />
und die Gewährung von Leistungen<br />
aus der gesetzlichen <strong>Unfallversicherung</strong><br />
ab. Zur Begründung wurde angeführt,<br />
die Motive für den Überfall und die<br />
Gewalttat seien nicht betriebsbezogen<br />
gewesen, sondern hätten aufgrund der<br />
vorangegangenen Beziehung zwischen<br />
der Klägerin und dem T allein im persönlichen<br />
Bereich der Klägerin gelegen.<br />
Gegen diese Entscheidung wendete sich<br />
die Klägerin mit ihrer Klage. Das Sozialgericht<br />
hat die angefochtenen Bescheide<br />
des UVT aufgehoben und festgestellt,<br />
dass es sich bei dem Ereignis vom<br />
02.03.2009 um einen Wegeunfall gehandelt<br />
habe. Auf die Berufung des UVT hat<br />
das Landessozialgericht das Urteil des<br />
Sozialgerichts aufgehoben und die Klage<br />
Eine vorsätzliche Straftat als<br />
Wegeunfall – wann schützt die <strong>Unfallversicherung</strong><br />
die Opfer ?<br />
Gemessen an diesen Grundsätzen kann<br />
es zu Abgrenzungsschwierigkeiten kommen,<br />
wenn der Versicherte im Zusammenhang<br />
mit der Arbeit oder auf dem Weg zu<br />
seiner Arbeitsstätte das Opfer einer Straftat<br />
geworden ist. Der Versicherungsschutz<br />
scheidet jedenfalls nicht schon quasi automatisch<br />
nur deshalb aus, weil die Straftat<br />
durch den Täter vorsätzlich und damit<br />
gesteuert herbeigeführt wurde und somit<br />
nicht wie sonst bei Unfällen die Abläufe<br />
als schicksalhaftes, eigentlich von niemandem<br />
gewolltes Geschehen erscheinen.<br />
Schließlich erschiene es ungerecht,<br />
dem Verletzten den Schutz der gesetzlichen<br />
<strong>Unfallversicherung</strong> nur deshalb zu<br />
versagen, weil es einen unmittelbaren<br />
Verursacher gibt, der den „Unfall“ willentlich<br />
herbeigeführt hat. Andererseits stellt<br />
sich die Frage, was eine Straftat noch mit<br />
der Arbeit oder mit dem Weg zur Arbeit zu<br />
tun hat; denn die Straftat als solche hat<br />
Die Klägerin ist an einer Schule beschäftigt.<br />
Im Jahr 1993 lernte sie den späteren<br />
Täter T kennen. Nachdem T eine mehrjährige<br />
Freiheitsstrafe verbüßt und im September<br />
2008 aus der Haft entlassen worden<br />
war, nahm er Kontakt zur Klägerin auf.<br />
Die von ihm angestrebte feste Beziehung<br />
kam jedoch nicht zustande, die Klägerin<br />
beendete vielmehr die Beziehung am<br />
16.02.2009 endgültig. Der T reiste am<br />
01.03.2009 zum Wohnort der Klägerin, um<br />
nochmals mit ihr zu sprechen. Er wartete<br />
am Morgen des 02.03.2009 ab ca. 8.00<br />
Uhr vor ihrem Haus darauf, dass sie aus<br />
dem Haus herauskam. Die Klägerin verließ<br />
ihr Wohnhaus um ca. 8.50 Uhr und ging zu<br />
der nur von außen zugänglichen Garage,<br />
um mit ihrem Auto zu ihrer Arbeitsstelle zu<br />
fahren. Nachdem sie die Garage betreten<br />
und ihre Tasche auf den Beifahrersitz des<br />
Autos gestellt hatte, zog sie das Garagentor<br />
weiter auf. In diesem Moment betrat T<br />
die Garage, überwältigte sie, fesselte sie<br />
und schließlich vergewaltigte er die Klägerin<br />
in der Garage in ihrem Kraftfahrzeug.<br />
18<br />
<strong>Unfallversicherung</strong> <strong>aktuell</strong> 1/2014
Recht & Reha<br />
abgewiesen. Nun hatte sich das Bundessozialgericht<br />
(BSG) mit dem Fall zu befassen.<br />
Gibt es einen Bezug zur Arbeit?<br />
Für die Entscheidung des Falles kam es<br />
ganz maßgeblich darauf an, ob die brutale<br />
Gewalttat gegenüber der Klägerin<br />
eher der Arbeitssphäre zuzurechnen war<br />
oder rechtlich wesentlich durch die private<br />
Beziehung der Klägerin zu dem Täter<br />
bedingt war. Das Gericht musste also entscheiden,<br />
ob ein „innerer Zusammenhang“<br />
zwischen dem Zurücklegen des<br />
Weges zur Arbeitsstätte und der Gewalttat<br />
bestand.<br />
Versicherungsschutz auf dem Weg<br />
zur Arbeit<br />
Die Klägerin verrichtete zunächst unmittelbar<br />
vor dem Angriff des T eine versicherte<br />
Tätigkeit im Sinne des SGB VII: Sie<br />
befand sich auf dem unmittelbaren Weg<br />
von ihrer Wohnung zum Ort der versicherten<br />
Beschäftigung, wo sie als Arbeitnehmerin<br />
tätig war; Arbeitnehmer sind nach<br />
§ 2 Abs. 1 Nr. 1 SGB VII in den Schutz der<br />
gesetzlichen <strong>Unfallversicherung</strong> einbezogen.<br />
Versichert ist dann auch der Weg<br />
vom Wohnort zur Arbeitsstätte. Dem<br />
steht auch nicht entgegen, dass sie sich<br />
zur Zeit des Überfalls in ihrer Garage<br />
aufhielt, weil diese nur von außen zugänglich<br />
war und die Klägerin zuvor die<br />
Außentür ihrer Wohnung durchschreiten<br />
musste. Denn nach gefestigter Rechtsprechung<br />
beginnt der versicherte Weg<br />
vom Wohnort zur Arbeitsstätte mit dem<br />
Durchschreiten der Außentür des jeweiligen<br />
Wohnhauses.<br />
Erfasst sind die spezifischen Gefahren<br />
des Weges – das kann grundsätzlich<br />
auch ein Überfall sein<br />
Das versicherte Zurücklegen des Weges<br />
zur Arbeitsstätte war auch eine Ursache<br />
für die Einwirkung durch den Überfall<br />
des T. In den Schutzbereich der Wegeunfallversicherung<br />
des SGB VII fallen grundsätzlich<br />
auch Überfälle auf den Versicherten<br />
auf dem Weg zur Arbeit. Zwar<br />
schützt die gesetzliche <strong>Unfallversicherung</strong><br />
während des Zurücklegens des Weges<br />
nach und von dem Ort der jeweiligen<br />
versicherten Tätigkeit vorrangig gegen<br />
Gefahren für Gesundheit und Leben, die<br />
aus der Teilnahme am öffentlichen Verkehr<br />
als Fußgänger oder Benutzer eines<br />
Verkehrsmittels hervorgehen. Von der<br />
gesetzlichen <strong>Unfallversicherung</strong> erfasst<br />
sind grundsätzlich also nur solche Gefahren,<br />
die aus eigenem oder fremden<br />
Verkehrsverhalten oder äußeren Einflüssen<br />
durch die Beschaffenheit des Verkehrsraumes<br />
resultieren. Aber: die Gefahr,<br />
auf dem Weg zu und von der versicherten<br />
Tätigkeit Opfer eines Überfalls<br />
bzw. einer Straftat zu werden, ist von der<br />
Rechtsprechung den grundsätzlich versicherten<br />
Gefahren beim Zurücklegen<br />
von Wegen zugerechnet worden. Der<br />
rechtlich wesentlich durch die Zurücklegung<br />
des Weges bedingte Überfall fällt<br />
jedenfalls nach gefestigter Rechtsprechung<br />
in den Schutzbereich der Wegeunfallversicherung<br />
nach dem SGB VII.<br />
Die Gerichte differenzieren<br />
Maßgeblich ist also, ob der Überfall gerade<br />
durch die Zurücklegung des Weges<br />
rechtlich wesentlich bedingt war – oder<br />
eben andere, private, Umstände eine<br />
wesentliche Rolle spielten. Denn die<br />
oben dargestellten Grundsätze und Abgrenzungskriterien<br />
der Rechtsprechung<br />
bedeuten gleichzeitig auch, dass die Gefahr,<br />
aufgrund eigener privater Beziehungen,<br />
Kontakte oder sonstiger aus dem<br />
persönlichen Bereich stammender Umstände<br />
Opfer eines Überfalls zu werden,<br />
jedenfalls nicht in den Schutzbereich der<br />
Wegeunfallversicherung fällt. Dies gilt<br />
dann unabhängig vom Ort der Tat und<br />
dessen besonderen Verhältnissen. Denn<br />
eine solche Gefahr stellt keine bei der<br />
Zurücklegung eines Weges spezifische<br />
Gefahr dar.<br />
Die privaten Umstände prägten<br />
das Geschehen, daher Ablehnung<br />
Bei der in diesem Fall erforderlichen Abwägung,<br />
welche Ursache rechtlich wesentlich<br />
für die Einwirkungen durch den<br />
Überfall auf die Klägerin war, tritt das –<br />
an sich versicherte – Zurücklegen des<br />
Weges zur Schule als Mitursache nach<br />
dem Gesamtbild des Geschehens hinter<br />
den nicht in den Schutzbereich der <strong>Unfallversicherung</strong><br />
einbezogenen rechtswidrigen<br />
Angriff des T aufgrund der persönlichen<br />
Beziehungen zwischen ihm<br />
und der Klägerin derart weit in den Hintergrund,<br />
dass der Weg nicht „wesentliche“<br />
Ursache und damit nicht Ursache<br />
im rechtlichen Sinne für die durch den<br />
Überfall bewirkten Einwirkungen ist.<br />
Nach den vom Landessozialgericht für<br />
das BSG bindend festgestellten Umständen<br />
war die persönliche Beziehung zwischen<br />
der Klägerin und T sowohl für den<br />
Ort als auch für den Zeitpunkt sowie für<br />
die Art und Weise des Überfalls prägend.<br />
Wie die Klägerin selbst dargelegt hatte,<br />
waren T aufgrund der in der Vergangenheit<br />
bestehenden Kontakte zur Klägerin<br />
die örtlichen Gegebenheiten und der<br />
Zeitpunkt sowie die Umstände des Antritts<br />
des Weges zur Arbeitsstätte bekannt.<br />
Auch der Grund und die konkrete<br />
Art des Angriffs waren durch die Besonderheit<br />
der privaten Kontakte des Täters<br />
zur Klägerin wesentlich bedingt. Daher<br />
war das hier beurteilte Geschehen dem<br />
unversicherten Lebensbereich zuzuordnen.<br />
Autor: Rainer Richter<br />
Leiter der Rechtsabteilung der<br />
<strong>Kommunale</strong>n <strong>Unfallversicherung</strong> <strong>Bayern</strong><br />
19
Intern<br />
Beitragssätze 2014<br />
KUVB<br />
Die KUVB erstellte für das Jahr 2014 einen Haushaltsplan mit<br />
einem Gesamtvolumen von rund 154 Mio. €. Auf die Umlagegruppe<br />
1 (ehemaliger Bayer. GUVV) entfallen rund 141,1 Mio. €<br />
und auf die Umlagegruppe 2 (ehemalige Unfallkasse München)<br />
12,9 Mio €. Dieser Haushaltsplan wurde von der Vertreterversammlung<br />
der KUVB am 19.11.2013 verabschiedet.<br />
Der Haushalt finanziert sich im Wesentlichen durch Beiträge der<br />
Gemeinden, Städte, Landkreise, Bezirke und der selbständigen<br />
kommunalen Unternehmen. Auch die Haushaltsvorstände als<br />
„Arbeitgeber“ zahlen für ihre Haushaltshilfe einen Beitrag.<br />
Grundlage für die Beitragsfestlegung sind die erwarteten Ausgaben<br />
für die jeweilige Umlagegruppe. Diese werden ausgehend<br />
von der Unfallbelastung des letzten abgeschlossenen Geschäftsjahres<br />
kalkuliert.<br />
Den Beitragsmaßstab für die Beschäftigten der kommunalen<br />
Gebietskörperschaften und rechtlich selbständigen Unternehmen<br />
bilden die von den Mitgliedsunternehmen nachgewiesenen<br />
Entgeltsummen. Für die Schüler-<strong>Unfallversicherung</strong> (Kinder in<br />
Tageseinrichtungen, Schüler während des Schulbesuchs und<br />
anschließenden Betreuungsmaßnahmen) und die sog. „soziale<br />
<strong>Unfallversicherung</strong>“ (z. B. Pflegepersonen, Personen, die in Einrichtungen<br />
zur Hilfeleistung tätig sind, Bauhelfer) gilt als Beitragsmaßstab<br />
die vom Bayer. Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung<br />
veröffentlichte Einwohnerzahl. Der Beitrag für die in<br />
Privathaushaltungen beschäftigten Personen (Haushaltshilfen,<br />
Babysitter, Gartenhilfen, Reinigungskräfte) ist entsprechend der<br />
Zahl der Beschäftigten vom Haushaltsvorstand zu entrichten.<br />
KUVB – Umlagegruppe 1<br />
Beitragsgruppe Beitragssatz 2014<br />
Beschäftigte<br />
€ je 100 € Entgeltsumme<br />
Bezirke 0,37<br />
Landkreise 0,68<br />
Gemeinden<br />
bis 5.000 Einwohner 1,07<br />
von 5.001 bis 20.000 Einwohner 0,77<br />
von 20.001 bis 100.000 Einwohner 0,63<br />
von 100.001 bis 1.000.000 Einwohner 0,51<br />
Rechtlich selbständige Unternehmen<br />
Verwaltende Unternehmen 0,19<br />
Sonstige Unternehmen 0,53<br />
Haushaltungen<br />
€ je Beschäftigten<br />
Voller Jahresbeitrag 70,00<br />
Ermäßigter Jahresbeitrag 35,00<br />
Sonstige Versicherte (soziale <strong>Unfallversicherung</strong>) € je Einwohner<br />
Bezirke 0,63<br />
Landkreise 0,44<br />
Gemeinden<br />
bis 5.000 Einwohner 1,63<br />
von 5.001 bis 20.000 Einwohner 1,29<br />
von 20.001 bis 100.000 Einwohner 1,08<br />
von 100.001 bis 1.000.000 Einwohner 0,56<br />
Schüler-<strong>Unfallversicherung</strong><br />
€ je Einwohner<br />
Gemeinden 4,47<br />
KUVB – Umlagegruppe 2<br />
Beitragsgruppe Beitragssatz 2014<br />
LH München – Allgemeine <strong>Unfallversicherung</strong> 3,61 Mio. €<br />
LH München – Schüler-<strong>Unfallversicherung</strong> 5,96 Mio. €<br />
LH München – Pflegeversicherung 0,06 Mio. €<br />
Rechtlich selbständige Unternehmen 2,14 Mio. €<br />
Haushaltungen<br />
€ je Beschäftigten<br />
Voller Jahresbeitrag 70,00<br />
Ermäßigter Jahresbeitrag 35,00<br />
Bayer. LUK<br />
Die Vertreterversammlung der Bayer. LUK verabschiedete am<br />
11.12.2013 einen Haushalt von rund 51,9 Mio. €. Auf den Freistaat<br />
<strong>Bayern</strong> entfällt ein Umlagebetrag von rund 39,66 Mio. €.<br />
Beitragsmaßstab für die rechtlich selbständigen Unternehmen<br />
im Landesbereich ist die jeweils nachgewiesene Entgeltsumme.<br />
Auf das Unternehmen Bayerische Staatsforsten entfällt ein<br />
Umlagebetrag von 1,99 Mio. €.<br />
Bayer. LUK<br />
Beitragsgruppe Beitrag 2014<br />
Freistaat <strong>Bayern</strong> – Allgemeine <strong>Unfallversicherung</strong> 21,50 Mio. €<br />
Freistaat <strong>Bayern</strong> – Schüler-<strong>Unfallversicherung</strong> 18,16 Mio. €<br />
Gesamt 39,66 Mio. €<br />
Rechtlich selbständige Unternehmen<br />
Unternehmen im Landesbereich 0,38 €<br />
je 100 € Entgeltsumme<br />
Bayerische Staatsforsten 1,99 Mio. €<br />
Autor: Jens Medack, Leiter der Abteilung<br />
Mitglieder und Beiträge der<br />
<strong>Kommunale</strong>n <strong>Unfallversicherung</strong> <strong>Bayern</strong><br />
20<br />
<strong>Unfallversicherung</strong> <strong>aktuell</strong> 1/2014
Intern<br />
Umsetzung des Präventionsauftrags durch die Selbstverwaltung<br />
Die Aufgaben der Präventionsausschüsse<br />
Arbeitsunfälle, Berufskrankheiten und<br />
arbeitsbedingte Ge sundheits gefahren mit<br />
allen geeigneten Mitteln zu verhindern, ist<br />
die wichtigste Aufgabe der gesetzlichen<br />
Unfallver sicherung. Zur Förderung der<br />
Arbeitssicherheit und des Gesundheitsschutzes<br />
der Versicherten und Mitglieder<br />
haben die Vertreterversammlungen der<br />
<strong>Kommunale</strong>n <strong>Unfallversicherung</strong> <strong>Bayern</strong><br />
(KUVB) und der Bayerischen Landesunfallkasse<br />
(Bayer. LUK) jeweils einen Ausschuss<br />
für Prävention eingerichtet.<br />
Hauptaufgabe dieser Präventionsausschüsse<br />
ist es, die Vertreterversammlungen<br />
in Präventionsangelegenheiten sachkundig<br />
zu beraten und Empfehlungen für<br />
Beschlüsse abzugeben. Hierfür werden<br />
Empfehlungen, beispielsweise zum<br />
Erlass bzw. zur Änderung oder Zurückziehung<br />
von Unfallverhütungsvorschriften<br />
(UVVen), gegeben.<br />
Beide Präventionsausschüsse greifen Fragen<br />
von grundsätzlicher Bedeutung für<br />
die Prävention auf und erörtern diese.<br />
Einmal im Jahr – in ihrer sogenannten<br />
Herbstsitzung – tagen die beiden Präventionsausschüsse<br />
gemeinsam und tauschen<br />
sich aus. Die Mitglieder der Präventionsausschüsse<br />
beschäftigten sich insbesondere<br />
in den Frühjahrssitzungen mit<br />
den Projekten des Geschäftsbereichs<br />
Prävention für das kommende Haushaltsjahr<br />
und geben Anregungen.<br />
Zudem unterbreiten die Ausschüsse den<br />
Vertreterversammlungen bei Umsetzungsproblemen<br />
einzelner Vorschriften praktische<br />
Lösungsmöglichkeiten und schlagen<br />
Maßnahmen für betriebliche und überbetriebliche<br />
Präventionsmaßnahmen in<br />
z. B. Kindertageseinrichtungen, Schulen,<br />
Kommunen und Wirtschaftsbetrieben der<br />
öffentlichen Hand vor. Die getroffenen<br />
Empfehlungen werden anschließend den<br />
Vertreterversammlungen zur weiteren<br />
Beratung und Entscheidung vorgelegt. Die<br />
Vorstände werden im Zuge der Berichterstattung<br />
über die Präven tionsausschusssitzungen<br />
und aus Transparenzgründen<br />
im Vorfeld entsprechend informiert.<br />
Die Präventionsausschüsse sind, wie alle<br />
Selbstverwaltungs organe, paritätisch besetzt.<br />
Ihnen gehören jeweils drei bzw. vier<br />
Vertreterinnen oder Vertreter der Gruppe<br />
der Versicherten und der Gruppe der Arbeitgeber<br />
an. Die Leitung des Geschäftsbereichs<br />
Prävention und deren Stellvertretung<br />
gehören den Ausschüssen als beratendes<br />
(KUVB) bzw. ordentliches Mitglied<br />
(Bayer. LUK) an. Bei Bedarf können<br />
sowohl die Ausschüsse als auch die Vertreterversammlungen<br />
selbst oder ihre Vorsitzenden<br />
weitere Sachverständige, wie<br />
eine Fachkraft für Arbeitssicherheit oder<br />
eine Betriebsärztin bzw. einen Betriebsarzt,<br />
in den Ausschuss berufen oder auch<br />
nur zur Vertiefung eines Themas hinzuziehen.<br />
Die Mitglieder werden von den Vertreterversammlungen<br />
bestellt. Eine gleichzeitige<br />
Mitgliedschaft in der Vertreterversammlung<br />
oder im Vorstand ist jedoch<br />
nicht zwingend erforderlich. Ihre Tätigkeit<br />
üben die Mitglieder ehrenamtlich in der<br />
Regel für die Dauer einer Sozialwahlperiode<br />
aus. Zur Erfüllung der ihnen übertragenen<br />
Aufgaben treffen sie sich zweimal<br />
jährlich. Die Sitzungen finden im<br />
Vorfeld der Sitzung der jeweiligen Vertreterversammlung<br />
statt, damit die Empfehlungen<br />
der Präventionsausschüsse zeitnah<br />
erörtert werden können.<br />
Autorin: Kathrin Rappelt, Büro für<br />
Selbstverwaltung der <strong>Kommunale</strong>n<br />
U nfallversicherung <strong>Bayern</strong><br />
21
Bekanntmachungen<br />
Änderungen der Entschädigungsregelung<br />
Änderung der Entschädigungsregelung<br />
für die Selbstverwaltungsorgane<br />
und Ausschüsse der <strong>Kommunale</strong>n<br />
<strong>Unfallversicherung</strong> <strong>Bayern</strong><br />
vom 23. Januar 2012 in der Fassung<br />
vom 4. Juli 2013<br />
Die gemäß § 41 SGB IV i. V. m. § 34 Abs. 2<br />
SGB IV geltende Entschädigungsregelung<br />
für die Mitglieder der Selbstverwaltungsorgane<br />
und Ausschüsse der <strong>Kommunale</strong>n<br />
<strong>Unfallversicherung</strong> <strong>Bayern</strong> vom 23. Januar<br />
2012 (Bekanntmachung im Mitteilungsblatt<br />
„<strong>Unfallversicherung</strong> <strong>aktuell</strong>“ Nr.<br />
2/2012, Seite 22) wird durch Beschluss<br />
der Vertreterversammlung der <strong>Kommunale</strong>n<br />
<strong>Unfallversicherung</strong> <strong>Bayern</strong> vom 4. Juli<br />
2013 mit Wirkung ab 1. Januar 2013 wie<br />
folgt geändert:<br />
Artikel I<br />
1. In Nr. 3 „Pauschbetrag für Zeitaufwand“<br />
wird der Betrag „62,00 €“<br />
durch „65,00 €“ ersetzt.<br />
2. Nr. 4 „Vorsitzendenpauschale“ erhält<br />
folgende Fassung:<br />
Den Vorsitzenden der Selbstverwaltungsorgane<br />
und ihren Stellvertretern<br />
werden die für ihre Tätigkeit außerhalb<br />
von Sitzungen entstehenden notwendigen<br />
Auslagen durch nachstehende<br />
Pauschalbeträge abgegolten:<br />
Der oder die Vorsitzende des Vorstandes<br />
und deren oder dessen Stellvertreterin<br />
oder Stellvertreter: mtl. 74,00 €<br />
Der oder die Vorsitzende der Vertreterversammlung<br />
und deren oder dessen<br />
Stellvertreterin oder Stellvertreter:<br />
mtl. 37,00 €<br />
Der Zeitaufwand für die Vorsitzendentätigkeit<br />
außerhalb der Sitzungen wird<br />
wie folgt abgegolten:<br />
Der oder die Vorsitzende des Vorstandes<br />
und deren oder dessen Stellvertreterin<br />
oder Stellvertreter: mtl. 520,00 €<br />
Der oder die Vorsitzende der Vertreterversammlung<br />
und deren oder dessen<br />
Stellvertreterin oder Stellvertreter:<br />
mtl. 130,00 €<br />
Die Pauschale für die Vorsitzenden<br />
und für die stellvertretenden Vorsitzenden<br />
kann bei Tätigkeit außerhalb des<br />
Organs in gesetzlich vorgesehenen<br />
Gremien in dem Monat der Sitzung erhöht<br />
werden um einen Pauschbetrag<br />
in Höhe des Pauschbetrags für Sitzungen<br />
oder eines Bruchteils davon.<br />
Artikel II<br />
Diese Änderungen treten rückwirkend ab<br />
1. Januar 2013 in Kraft.<br />
Ingolstadt, den 4. Juli 2013<br />
gezeichnet<br />
Ulrike Fister<br />
Die Vorsitzende der Vertreterversammlung<br />
der <strong>Kommunale</strong>n <strong>Unfallversicherung</strong><br />
<strong>Bayern</strong><br />
Die Änderung der Entschädigungsregelung<br />
vom 23. Januar 2012 („<strong>Unfallversicherung</strong><br />
<strong>aktuell</strong>“ Nr. 2/2012, Seite 22)<br />
wurde auf Vorschlag des Vorstandes der<br />
KUVB vom 3. Juli 2013 durch die Vertreterversammlung<br />
der KUVB am 4. Juli 2013<br />
beschlossen. Sie tritt mit Wirkung ab<br />
1. Januar 2013 in Kraft und wurde von der<br />
Regierung von Oberbayern, Oberversicherungsamt<br />
Südbayern, mit Schreiben vom<br />
08.11.2013, AZ: 12.2.1-6311-43/13, genehmigt.<br />
Änderung der Entschädigungsregelung<br />
für die Selbstverwaltungsorgane<br />
und Ausschüsse der Bayer.<br />
Landesunfallkasse vom 8. Dezember<br />
1999 in der Fassung vom 18. Juli 2013<br />
Die gemäß § 41 SGB IV i. V. m. § 34 Abs. 2<br />
SGB IV geltende Entschädigungsregelung<br />
für die Mitglieder der Selbstverwaltungsorgane<br />
und Ausschüsse der Bayer. LUK<br />
vom 8. Dezember 1999 in der Fassung<br />
vom 9. Dezember 2009 (Bekanntmachung<br />
im Mitteilungsblatt „<strong>Unfallversicherung</strong><br />
<strong>aktuell</strong>“ Nr. 3/2010, Seite 22)<br />
wird durch Beschluss der Vertreterversammlung<br />
der Bayer. LUK vom 18. Juli<br />
2013 mit Wirkung ab 1. Januar 2013 wie<br />
folgt geändert:<br />
Artikel I<br />
1. Nr. 1 erhält folgende Fassung:<br />
„Fahrkostenerstattung und Wegstreckenentschädigung<br />
Bei Benutzung der regelmäßig verkehrenden<br />
Beförderungsmittel zu Wasser<br />
und zu Lande werden die entstandenen<br />
notwendigen Fahrkosten der<br />
1. Klasse erstattet, bei Flugreisen<br />
die Kosten der Economy (Touristen)-<br />
klasse.<br />
Die durch die Organtätigkeit bedingte<br />
Benutzung eines Fahrzeuges wird<br />
durch die Wegstreckenentschädigung<br />
gem. Art. 6 Abs. 1 BayRKG abgegolten.<br />
Für die Mitnahme anderer Sitzungsbzw.<br />
Tagungsteilnehmer wird eine<br />
Mitnahmeentschädigung gem. Art. 6<br />
Abs. 2 BayRKG gewährt.<br />
Die Unterkunfts- und Verpflegungskosten<br />
für eine Kraftfahrerin oder einen<br />
Kraftfahrer werden nur dann erstattet,<br />
wenn das Organmitglied das Kraftfahrzeug<br />
wegen körperlicher Behinderung<br />
nicht selbst führen kann.“<br />
2. Nr. 2 „Tage- und Übernachtungsgeld“<br />
erhält folgende Fassung:<br />
Das Tage- und Übernachtungsgeld wird<br />
nach den für die Geschäftsführerin<br />
oder den Geschäftsführer geltenden<br />
Sätzen gewährt.<br />
3. In Nr. 3 „Pauschbetrag für Zeitaufwand“<br />
wird der Betrag „62,00 €“<br />
durch „65,00 €“ ersetzt.<br />
4. Nr. 4 „Vorsitzendenpauschale“ erhält<br />
folgende Fassung:<br />
Den Vorsitzenden der Selbstverwaltungsorgane<br />
und ihren Stellvertretern<br />
werden die für ihre Tätigkeit außerhalb<br />
von Sitzungen entstehenden notwendigen<br />
Auslagen durch nachstehende<br />
Pauschalbeträge abgegolten:<br />
Der oder die Vorsitzende des Vorstandes<br />
und deren oder dessen Stellvertreterin<br />
oder Stellvertreter: mtl. 74,00 €<br />
Der oder die Vorsitzende der Vertreterversammlung<br />
und deren oder dessen<br />
Stellvertreterin oder Stellvertreter:<br />
mtl. 37,00 €<br />
22<br />
<strong>Unfallversicherung</strong> <strong>aktuell</strong> 1/2014
Bekanntmachungen<br />
Neues Vorstandsmitglied bei der KUVB<br />
Der Zeitaufwand für die Vorsitzendentätigkeit<br />
außerhalb der Sitzungen<br />
wird wie folgt abgegolten:<br />
Der oder die Vorsitzende des Vorstandes<br />
und deren oder dessen<br />
Stellvertreterin oder Stellvertreter:<br />
mtl. 520,00 €<br />
Der oder die Vorsitzende der Vertreterversammlung<br />
und deren oder<br />
dessen Stellvertreterin oder Stellvertreter:<br />
mtl. 130,00 €<br />
Die Pauschale für die Vorsitzenden<br />
und für die stellvertretenden Vorsitzenden<br />
kann bei Tätigkeit außerhalb<br />
des Organs in gesetzlich<br />
vorgesehenen Gremien in dem<br />
Monat der Sitzung erhöht werden<br />
um einen Pauschbetrag in Höhe<br />
des Pauschbetrags für Sitzungen<br />
oder eines Bruchteils davon.<br />
Artikel II<br />
Die Änderungen treten rückwirkend<br />
ab 1. Januar 2013 in Kraft.<br />
Nürnberg, den 18. Juli 2013<br />
gezeichnet<br />
Dr. Michael Hübsch<br />
Der Vorsitzende der Vertreterversammlung<br />
der Bayerischen Landesunfallkasse<br />
Die Änderung der Entschädigungsregelung<br />
vom 8. Dezember 1999 in der<br />
Fassung vom 9. Dezember 2009 („<strong>Unfallversicherung</strong><br />
<strong>aktuell</strong>“ Nr. 3/2010,<br />
Seite 22) wurde auf Vorschlag des<br />
Vorstandes der Bayer. LUK vom 16. Juli<br />
2013 von der Vertreterversammlung<br />
der Bayer. LUK am 18. Juli 2013 beschlossen.<br />
Sie tritt mit Wirkung ab<br />
1. Januar 2013 in Kraft und wurde von<br />
der Regierung von Oberbayern, Oberversicherungsamt<br />
Südbayern, mit<br />
Schreiben vom 08.11.2013, AZ: 12.2.1-<br />
6311-44/13, genehmigt.<br />
Bereits im November 2013<br />
wurde Herr Franz Winter zum<br />
Nachfolger für das verstorbene<br />
Vorstandsmitglied, Herrn<br />
Albert Höchstetter (vgl. UV<br />
<strong>aktuell</strong> 2/2013), gewählt.<br />
Herr Winter ist seit 1. Mai 1996<br />
Erster Bürgermeister des Marktes<br />
Dürrwangen. Daneben wurde er ab<br />
dem 1. Mai 2002 zum Vorsitzenden des<br />
Kreisverbandes Ansbach und des Bezirksverbandes<br />
Mittelfranken des Bayerischen<br />
Gemeindetages gewählt und bekleidet<br />
diese Ämter bis heute. Ebenfalls seit Mai<br />
2002 ist er Präsidiums- und Landesausschuss<br />
mitglied des Bayerischen Gemeindetages.<br />
Im Jahre 2002 wurde er zum Mitglied<br />
des Kreistages Ansbach gewählt.<br />
Vor seiner Wahl zum hauptamtlichen<br />
Bürgermeister war Herr Winter als Verwaltungsfachwirt<br />
im Rathaus Dürrwangen<br />
Wechsel im Amt des Vorsitzenden der<br />
Vertreterversammlung der Bayer. LUK<br />
Herr Vitus Höfelschweiger hat<br />
aus gesundheitlichen Gründen<br />
am 7. November 2013 seinen<br />
Rücktritt vom Amt des Vorsitzenden<br />
der Vertreterversammlung<br />
der Bayerischen<br />
Landesunfallkasse (Bayer. LUK)<br />
erklärt. Er ist aber weiterhin Mitglied<br />
der Vertreterversammlung<br />
sowie des Widerspruchsausschusses und<br />
vertritt dort die Belange der Versicherten.<br />
Die Vertreterversammlung der Bayer. LUK<br />
musste in ihrer Sitzung am 11. Dezember<br />
2013 daher einen neuen Vorsitzenden für<br />
die Versichertenseite wählen. Nachfolger<br />
von Herrn Höfelschweiger ist Her Christian<br />
Huß.<br />
Herr Höfelschweiger ist seit dem Jahr 1999<br />
Mitglied der Vertreterversammlung und<br />
übernahm bereits damals auch den Vorsitz<br />
dieses Gremiums.<br />
beschäftigt. In der Politik ist er<br />
bereits seit früher Jugend aktiv.<br />
Sein besonderes Engagement<br />
gilt hier ganz besonders der<br />
Kommunalpolitik.<br />
In der Selbstverwaltung der KUVB<br />
ist Herr Winter seit dem Jahr 2003<br />
als stellvertretendes Mitglied des<br />
Vorstandes tätig. Damals übernahm er das<br />
Ehrenamt von Herrn Heribert Riedmüller. Herr<br />
Winter vertritt die Belange der bayerischen<br />
Gemeinden in der Gruppe der Arbeitgeber.<br />
Während seiner Zeit als stellvertretendes Vorstandsmitglied<br />
hat er bereits an Sitzungen<br />
des Vorstandes teilgenommen.<br />
Für seine Bereitschaft, nun als ordentliches<br />
Mitglied des Vorstandes die Weiterentwicklung<br />
der KUVB mitzugestalten, danken wir<br />
Herrn Winter und wünschen ihm weiterhin<br />
viel Erfolg und gutes Gelingen bei der Ausübung<br />
dieses Ehrenamtes.<br />
der Vertreterversammlung maßgeblich<br />
zur Weiterentwicklung<br />
der Bayer. LUK bei.<br />
Herr Höfelschweiger bringt<br />
sich in alle Themenbereiche mit<br />
profunder Fachkompetenz, mit<br />
Leidenschaft für die Belange der<br />
Versicherten und immer sehr<br />
sachorientiert ein. Ein besonderes Anliegen<br />
ist ihm die Herstellung eines Konsenses<br />
zwischen den Sozial partnern in der Selbstverwaltung.<br />
Dieses Ziel wurde unter seiner<br />
Leitung nahezu ausnahmslos erreicht.<br />
Wir danken Herrn Höfelschweiger für sein<br />
jahrelanges, großes Engagement im Amt<br />
des Vorsitzenden und wünschen ihm vor<br />
allem Gesundheit, Kraft und alles Gute für<br />
sein persönliches Wohlergehen und für die<br />
weitere Arbeit in der Vertreterversammlung<br />
sowie im Widerspruchsausschuss der<br />
Bayer. LUK.<br />
Dank seiner Umsicht und seiner stets<br />
freundlichen und positiven Persönlichkeit<br />
trug Herr Höfelschweiger als Vorsitzender<br />
Autorin: Kathrin Rappelt, Büro für<br />
Selbstverwaltung der <strong>Kommunale</strong>n<br />
<strong>Unfallversicherung</strong> <strong>Bayern</strong><br />
23