O TANNENBAUM«
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O TANNENBAUM«
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Geschichtliches zum Christbaumschmuck<br />
»O Tannenbaum«<br />
Der Brauch, zum Jahreswechsel das Haus mit immergrünen<br />
Zweigen zu schmücken, ist schon aus vorchristlicher Zeit<br />
überliefert. Man glaubte diese Zweige würden in den sogenannten<br />
„Rauhnächten“ Schutz vor Unheil und bösen Geistern,<br />
Blitz und Krankheiten bieten. Dieser Brauch hielt sich<br />
auch noch, als das Christentum in Europa verbreitet war. Die<br />
immergrünen Zweige wie Fichte, Tanne, Buchsbaum, Kiefer<br />
oder Eibe waren allgemein ein Symbol für Leben und die<br />
Fruchtbarkeit. In der toten Winterzeit galten sie als ein Zeichen<br />
der Hoffnung auf die Wiederkehr des Frühlings.<br />
Die erste Erwähnung geschmückter Tannenbäume finden<br />
wir bei den Zünften. 1419 stellte die Freiburger Bäckerzunft<br />
einen mit Papierschmuck, Äpfeln und Birnen, Oblaten und<br />
Lebkuchen, gefärbten Nüssen und Flittergold geschmückten<br />
Zunftbaum im Heilig-Geist-Spital für die Armen auf. Gabenbäume<br />
dieser Art durften dann am 6. Januar von den Kindern<br />
geschüttelt und die Leckereien aufgelesen werden. Die ersten<br />
Weihnachtsbäume trugen allerdings noch keine Kerzen.<br />
Fürsten- und Adelskreise sowie wohlhabende Stadtbürger<br />
übernahmen schließlich den Zunftbrauch des geschmückten<br />
Weihnachtsbaumes in den häuslichen Bereich.<br />
Seit dem 16. Jahrhundert bestand der Weihnachtsschmuck<br />
vornehmlich aus Äpfeln, Gebäck, geschnittenen Papier rosen<br />
und vergoldeten Nüssen. Unverzichtbar waren die Äpfel.<br />
Deren runde Fruchtform wurde später in den Christbaumkugeln<br />
wieder aufgenommen, denn von jeher galt der Apfel als<br />
Fruchtbarkeitssymbol und in der christlichen Symbolik als<br />
Frucht vom Baum der Erkenntnis.<br />
Mit der Verbreitung des Weihnachtsbaumbrauchs rückte<br />
Mitte des 19. Jahrhunderts immer mehr eine Ausschmückung<br />
in den Mittelpunkt. Neben den Kerzen zierten nun<br />
ausgefallene Bastelarbeiten wie Girlanden aus Glanzpapier<br />
und gefaltete Schächtelchen mit kleinen Geschenken für<br />
die Kinder den Baum. Ausgelöst durch die große Nachfrage<br />
entwickelte sich ab 1870 ein ganzer Wirtschaftszweig, der<br />
industriell und in Heimarbeit Christbaumschmuck fertigte.<br />
Die Geburtsstätte des Glaschristbaumschmuckes befindet<br />
sich im Thüringischen Lauscha. Ende des 18. Jahrhunderts<br />
fertigten Glasbläser die ersten Perlen in verschiedenen Formen,<br />
Größen und Farben. Daraus entstand der erste gläserne<br />
Christbaumschmuck in Formen von Früchten, Zapfen<br />
und Nüssen aus bunt bemaltem Glas. Es folgte die Kugel,<br />
welche erstmals 1848 in Produktion ging. Im böhmischen<br />
Glasmacherort Gablonz wurden Glasperlen geschliffen und<br />
mit Drähten oder Fäden zu unterschiedlichsten Motiven verbunden.<br />
In der Gegend um Dresden und Leipzig stiegen Papierprägereien<br />
in das Christbaumschmuckgeschäft ein. Die<br />
Puppenmacher aus Thüringen boten Engel aus Pappmaché<br />
an, und im sächsischen Sebnitz entstand zierlicher Schmuck<br />
aus Watte und Chenille, kombiniert mit feinen Drähten, Stoffblümchen<br />
und winzigen Wachsfigürchen.<br />
Um 1900 wendete man sich gegen den „kitschigen“ bunten<br />
Schmuck der Gründerzeitbäume und verlangte auch hier nach<br />
(Jugend-)Stil. In Mode kam der „weiße Baum“ mit gläsernen<br />
Eis- und silbrigen Tannenzapfen, kombiniert mit Lametta,<br />
Engelshaar und weißen Kerzen. In den 20er und 30er Jahren<br />
setzte sich der Trend zum kunstgewerblichen Schmuck zunehmend<br />
durch. Klare und frei geblasene Glaskugeln wurden<br />
gefertigt. Nach dem Zweiten Weltkrieg schmückten die Familien<br />
ihre Christbäume zunächst mit dem, was sie hatten, gern<br />
auch mit bunten Kugeln und Lametta. In den 50er Jahren wurden<br />
die Bäume eher spärlich geschmückt. Nach amerikanischem<br />
Vorbild drängten schließlich auch Kunststoffprodukte<br />
und elektrische Beleuchtung auf den Markt.<br />
Heute ist das Angebot von Christbaumschmuck sehr groß<br />
und bietet eine breite Vielfalt. Wer nicht mit dem Trend geht,<br />
hängt das an den Baum, was ihm gefällt und was „Familientradition“<br />
ist. So werden verschiedene Formen, Materialien<br />
und Techniken als zeitgemäßes Ganzes kombiniert.<br />
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