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Heinkel He 119 – schön, schnell und erfolglos - adl-luftfahrthistorik.de

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Kon<strong>de</strong>nsation in allen Betriebszustän<strong>de</strong>n, außer im Vollgassteigflug." Die später zu Gunsten <strong>de</strong>r Großraumkühlung<br />

aufgegebene Kühlzellenbauart <strong>de</strong>r <strong>He</strong> <strong>119</strong> V3 „führte immer wie<strong>de</strong>r zu Undichtigkeiten, die im allgemeinen durch infolge<br />

Wärmespannungen <strong>und</strong> Luftkräfte ausplatzen<strong>de</strong> Niete entstan<strong>de</strong>n. Bei Lufttemperaturen unter 0° C tritt bei<br />

Leckwer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Kühlzellen eine <strong>schnell</strong> fortschreiten<strong>de</strong> Vereisung <strong>de</strong>r Querru<strong>de</strong>r bzw. Höhen- <strong>und</strong> Seitenru<strong>de</strong>r ein,<br />

die mehrmals zum Abbrechen <strong>de</strong>r Messflüge zwang. Da dieses auch im Beschussfalle eintreten wür<strong>de</strong>, ist eine ständige<br />

Gefährdung <strong>de</strong>s Flugzeugs mit Oberflächenkühlung hierdurch gegeben." Die Sicht aus <strong>de</strong>r aerodynamisch zwar<br />

hochwertigen Kanzel wur<strong>de</strong> ebenfalls negativ beurteilt. Dazu hieß es:<br />

„Die Sicht ist in allen Flugzustän<strong>de</strong>n gleich schlecht infolge <strong>de</strong>s spitzen Sichtwinkels durch die räumlich gekrümmten<br />

Plexischeiben, sowie in Folge <strong>de</strong>s Luftschraubenlagers <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Welle. Das geringe <strong>und</strong> dazu noch verzerrte Gesichtsfeld<br />

zwingt im Verein mit <strong>de</strong>n mangelhaften Stabilitäten zum dauern<strong>de</strong>n Gebrauch <strong>de</strong>r Blindfluggeräte." (13) Gera<strong>de</strong><br />

die letzteren Feststellungen sind sicher ein gewichtiges Argument für die Ablehnung von Flugzeugen mit Oberflächenkühlung<br />

(<strong>He</strong> 100, <strong>He</strong> <strong>119</strong>) <strong>und</strong> rein auf Geschwindigkeit gezüchteter Flugzeuge durch das RLM gewesen. Nach <strong>de</strong>m<br />

Erprobungsabbruch sollte die <strong>He</strong> <strong>119</strong> V 3 an <strong><strong>He</strong>inkel</strong> für die schon früher beabsichtigten Rekordflüge abgegeben wer<strong>de</strong>n.<br />

Allerdings wur<strong>de</strong> die Zustimmung zu diesen Arbeiten von <strong>de</strong>r Vorlage entsprechen<strong>de</strong>r Rekordprogramme <strong>und</strong><br />

Kostenvoranschläge abhängig gemacht (14). Kurz darauf wur<strong>de</strong> allerdings festgelegt, dass die Maschine fertiggestellt<br />

<strong>und</strong> an die E-Stelle Rechlin zur Triebwerkserprobung abgegeben wer<strong>de</strong>n sollte (15). Von dort überführte sie Flugkapitän<br />

Schuster am 21.11.1939 erneut nach Travemün<strong>de</strong> (16), wo sie offensichtlich blieb <strong>und</strong> später nach Zuweisung von<br />

Stammkennzeichen als BB+DR geführt wur<strong>de</strong> (17, 18)), bis sie im März 1941 aus <strong>de</strong>n Bestän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r E-Stelle gestrichen<br />

<strong>und</strong> an die Deutsche Luftfahrtsammlung in Berlin abgegeben wer<strong>de</strong>n sollte. Dort war sie wegen <strong>de</strong>r damals noch<br />

neuartigen Triebwerksanordnung in verschlossenen Räumlichkeiten unterzubringen (19). Ob bis 1941 noch Flüge in<br />

Travemün<strong>de</strong> stattfan<strong>de</strong>n <strong>und</strong> ob das Flugzeug nach Berlin ins Museum kam, ist bisher unklar.<br />

Ebenso ist bisher die Gesamtzahl <strong>de</strong>r gebauten Maschinen nicht zweifelsfrei geklärt. Trotz <strong>de</strong>s von vornherein geringen<br />

Interesses <strong>de</strong>s RLM an einer militärischen Verwendung <strong>de</strong>r <strong>He</strong> <strong>119</strong> (das aber, wie oben gezeigt, nicht auf Unverständnis<br />

o<strong>de</strong>r Ignoranz beruhte, wie in <strong>de</strong>r Literatur suggeriert) ist min<strong>de</strong>stens noch eine <strong>He</strong> <strong>119</strong> gebaut wor<strong>de</strong>n. Vermutlich<br />

stand dies aber schon im Zusammenhang mit einem japanischen Interesse an <strong>de</strong>r Maschine. Das RLM hatte<br />

das Muster für <strong>de</strong>n Export freigegeben, da die oben angeführten wesentlichen Mängel <strong>de</strong>s aerodynamisch zwar hochgezüchteten,<br />

aber unter Gesichtspunkten <strong>de</strong>s militärischen Einsatzes zweifelhaften Musters, eine Beschaffung ausschlossen.<br />

Dessenungeachtet liefen bei <strong><strong>He</strong>inkel</strong> umfangreiche Bemühungen, ein Kampfflugzeug auf <strong>de</strong>r Basis <strong>de</strong>r <strong>He</strong><br />

<strong>119</strong> zu schaffen. Von 1936 bis 1940 wur<strong>de</strong>n mehr als zehn Entwürfe <strong>de</strong>s Musters bearbeitet (7), die allerdings meist<br />

auf <strong>de</strong>m Reißbrett verblieben, bevor man sich ab 1941 mit Projekten beschäftigte, bei <strong>de</strong>nen die For<strong>de</strong>rungen nach<br />

aerodynamischer Vollkommenheit hinter <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Fertigungsvereinfachung <strong>und</strong> rationeller Konstruktion zurücktraten<br />

<strong>und</strong> endlich zur <strong>He</strong> 219 führten.<br />

Die <strong>He</strong> <strong>119</strong> V 2 nach <strong>de</strong>r Zulassung als D-ASKR.<br />

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