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neunerNEWS Nr. 22, Dezember 201 - neunerHAUS

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DAS BIN ICH<br />

AUF EINMAL WAR<br />

ALLES WEG<br />

Georg erwartet uns überpünktlich im<br />

Aufenthaltsraum des neunerhauses<br />

Billrothstraße. Die zehn Minuten bis<br />

zu unserem Gespräch überbrückt der<br />

55-Jährige mit der Frage, ob er heute<br />

ich sonst hin?“, erinnert sich Georg an<br />

den vergangenen Winter <strong>201</strong>2. Eine<br />

Dauerlösung war das nicht. Er zog in<br />

eine Jugendherberge weiter. „Das war<br />

auf Dauer auch zu teuer. Viel Geld hatte<br />

» ICH HATTE SO EIN FALSCHES<br />

BILD VON OBDACHLOSIGKEIT «<br />

Georg R., 55, Bewohner des neunerhauses Billrothstraße<br />

lieber Misch- oder Weizenbrot nimmt.<br />

Schwarz oder weiß, wie das Leben?<br />

Georg kennt jedenfalls nicht nur die Butterseiten,<br />

sondern auch die harten Seiten<br />

des Lebens.<br />

Wie am 20. November <strong>201</strong>2. Der<br />

ehemalige Lagerarbeiter war gerade<br />

zehn Tage lang arbeitslos, als ein anfangs<br />

harmloser Streit mit seiner Frau<br />

eskalierte. Sie wollte für einige Tage<br />

Auszeit und fuhr zu ihrer Mutter. Als sie<br />

wieder kam, forderte sie Georg auf, ihre<br />

gemeinsame Wohnung zu verlassen. Die<br />

beiden hatten sich in der Schule in Siebenbürgen<br />

kennengelernt, waren in den<br />

80er-Jahren aus Rumänien über Ungarn<br />

nach Österreich geflüchtet. Sie zogen<br />

zwei Kinder groß und gingen gemeinsam<br />

durch Höhen und Tiefen. „Ich liebte<br />

meine Frau. Nach 34 Jahren Ehe war<br />

das so plötzlich, ein richtiger Schock“,<br />

sagt Georg. Daher war er unsicher und<br />

hoffte, dass es nicht ernst gemeint sei.<br />

Dann stand die Polizei vor der Tür. Es<br />

war ernst gemeint.<br />

„Also habe ich zwei Wochen lang im<br />

eisig kalten Auto übernachtet. Wo sollte<br />

ich nicht mehr“, sagt er. Georg suchte<br />

fieberhaft nach einer Wohnung und fand<br />

mit Müh und Not ein kleines Zimmer<br />

zur befristeten Untermiete um 350 Euro.<br />

Und er bekam den Tipp, sich an die Wohnungslosenhilfe<br />

zu wenden, die ihn ans<br />

neunerhaus vermittelte. Sonst wäre er<br />

nach Ablauf seiner Untermiete endgültig<br />

auf der Straße gestanden.<br />

Im Mai <strong>201</strong>3 wurde die Scheidung<br />

eingereicht. Familie, Arbeit und zuhause.<br />

Auf einmal war alles weg. Trotzdem will<br />

Georg nach vorne schauen. Am wichtigsten<br />

ist ihm sein AMS-Kurs. Allein heute<br />

hat er drei Bewerbungen weggeschickt.<br />

„Ja, das ist fleißig, ich weiß“, sagt er<br />

stolz. Auch den Antrag für eine Gemeindewohnung<br />

hat er bereits gestellt.<br />

Die Motivation für einen Neuanfang<br />

kommt nicht nur vom neunerhaus,<br />

sondern auch von seinen Freunden.<br />

Sie glauben an ihn, halten zu ihm. Erst<br />

dadurch konnte er sich seiner Situation<br />

stellen. „Am Anfang ist es wirklich hart,<br />

ich habe sehr gelitten“, sagt Georg. Es<br />

hat Zeit gebraucht, Hilfe anzunehmen.<br />

Er habe sich oft geschämt, sagt er. Auch<br />

ins neunerhaus hat er sich anfangs nicht<br />

alleine getraut, eine Bekannte begleitete<br />

ihn. „Wissen Sie, ich hatte so ein falsches<br />

Bild von Obdachlosigkeit. Ich war skeptisch.<br />

Und dann diese positive Überraschung.<br />

Ich hätte viel früher herkommen<br />

sollen“, lacht er.<br />

Ende Oktober <strong>201</strong>3 konnte Georg aus<br />

dem neunerhaus in eine eigene Gemeindewohnung<br />

ziehen.<br />

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Obdach- oder wohnungslos zu sein bedeutet, gezeichnet am Rande der Gesellschaft zu<br />

leben. Nicht nur ein schützendes Dach fehlt, sondern auch medizinische Versorgung. Mit<br />

Ihrer Spende mittels beiliegendem Zahlschein oder online helfen Sie uns, obdachlosen<br />

Menschen ein Dach über dem Kopf und dringend notwendige medizinische Betreuung zu<br />

geben. Vielen Dank! www.neunerhaus.at<br />

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