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Stefan George - Nibelungenrezeption.de

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enthält, obgleich seinen Parklandschaften immer etwas Gewaltsames anhaftet:<br />

Einzelwahrnehmungen erscheinen ins künstlerische Gebil<strong>de</strong> gehämmert und mit<br />

symbolischem Sinn aufgela<strong>de</strong>n. Zunehmend macht sich in <strong>George</strong>s lyrischem Werk eine<br />

konstruktive Ten<strong>de</strong>nz bemerkbar. Wirken bereits die einzelnen Gedichte wie sorgfältig<br />

abgewogene Klang- und Reimkörper, so sind die Gedichtsammlungen selbst von streng<br />

symmetrischer Architektur, wie etwa die Gedichtbücher „Der Teppich <strong>de</strong>s Lebens und die<br />

Lie<strong>de</strong>r von Traum und Tod mit einem Vorspiel“ (1899), „Der siebente Ring“ (1907) und das<br />

100 Sprüche umfassen<strong>de</strong> ‚Gesetzbuch’ <strong>de</strong>s Kreises „Der Stern <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>s“ (1914).<br />

Maßgebliches Organ von <strong>George</strong>s „Kunstlehre“ waren die 1892 gegrün<strong>de</strong>ten „Blätter für die<br />

Kunst“, die bis 1919 in 12 Folgen erschienen, und das zwischen 1910 und 1912 publizierte<br />

„Jahrbuch für die geistige Bewegung“. Über sie gewann <strong>George</strong> zeitweilig großen Einfluss<br />

auf die <strong>de</strong>utsche Geisteswissenschaft, zumal zahlreiche <strong>George</strong>aner <strong>de</strong>n Beruf <strong>de</strong>s<br />

Hochschullehrers ergriffen. Das letzte Gedichtbuch, das ältere und neuere Stücke<br />

zusammenfasst, heißt nicht zufällig „Das neue Reich“ (1928). Merkwürdigerweise erscheint<br />

<strong>George</strong>s Anspruch hier zurückgeschraubt: so fin<strong>de</strong>n sich neben hellsichtiger Zeitdiagnose<br />

(„Der Krieg“) wie<strong>de</strong>r rein lyrische Gebil<strong>de</strong> von gera<strong>de</strong>zu schlichter Zartheit, die wie eine<br />

Rücknahme <strong>de</strong>r früheren Position anmuten.<br />

Trotz einer gewissen Nähe zu konservativ-völkischen Gedanken ließ sich <strong>George</strong> nicht vor<br />

<strong>de</strong>n Karren <strong>de</strong>s Dritten Reiches spannen. Seine Ausreise aus Deutschland im Jahr 1933 kann<br />

jedoch nicht als Emigration gewertet wer<strong>de</strong>n.<br />

GG<br />

[198]<br />

Rhein I - VI<br />

I<br />

Ein fürstlich paar geschwister hielt in frone<br />

Bisher <strong>de</strong>s weiten Innenreiches mitte.<br />

Bald wacht aus <strong>de</strong>m jahrhun<strong>de</strong>rtschlaf das dritte<br />

Auch echte kind und hebt im Rhein die krone.<br />

II<br />

Einer steht auf und schlägt mit mächtiger gabel<br />

Und sprizt die wasser gül<strong>de</strong>nrot vom horte ..<br />

Aus ö<strong>de</strong>m tag erwachen fels und borte<br />

Und pracht die lebt wird aus <strong>de</strong>r toten fabel.<br />

III<br />

Dann fährt <strong>de</strong>r wirbel aus <strong>de</strong>n tiefsten höllen

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