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Grosse Exkursion<br />

Griechenland<br />

8.–20. Sept. 2007<br />

Exkursionsberichte<br />

Institut für Neotektonik und Georisiken<br />

Lochnerstr. 4-20<br />

52056 Aachen, Germany<br />

Kap Sunio


Inhalt<br />

(1) Exkursionsverlauf<br />

(2) Mo. 10. Sept. „Kapandriti Area“ - David Kühn, Joachim Palm<br />

(3) Di. 11. Sept. „Athen – Vorträge, Akropolis“<br />

(4) Mi. 12. Sept. „Lavrio und Umgebung, Lagerstätten“ - Nicolas Stoltz, Sven Utecht<br />

(5) Do. 13. Sept. „Sousaki bis Korinth“ - Sandra Fuhrmann, Inga Hottewitzsch, Melanie<br />

Walter<br />

(6) Fr. 14. Sept. „Delphi“ - Gábor Láng, Carlo Schneider<br />

(7) Sa. 15. Sept. „Bauxite, Kalke, Störungen“ - Hannah Merkel, Sarah Dreßen<br />

(8) So. 16. Sept. „Neotektonik“ - Eugen Mamonov, Hieu Nguyen<br />

(9) Di. 18. Sept. „Diskordanzen, Detachment und Mega-Scarps“ - Tom Frauenrath,<br />

Simon Virgo<br />

(10) Anhang<br />

Grosse Exkursion Griechenland 8.9. – 20.9.2007 -2-


(1) Exkursionsverlauf<br />

8.9. Ankunft in Thessaloniki, Fahrt nach Katerini<br />

und Übernachtung<br />

9.9. Anreise nach Agios Apostoli, allgemeine<br />

Einführung<br />

10.9. Einführung in die Geologie des Kapandriti<br />

Gebietes<br />

11.9. Vorträge an der Universität von Athen zur<br />

regionalen Geologie und zu Erdbeben in<br />

Griechenland, Akropolis von Athen<br />

12.9. Attika, antike Lagerstätten, Lavrion<br />

13.9. Golf von Korinth, Sousaki-Vulkan<br />

14.9. Delphi, Karstquelle<br />

15.9. Nafpaktos, Bauxit, Krioneri<br />

16.9. Peloponnes am Wahltag, Mykene, Epidaurus,<br />

Ophiolith-Komplex<br />

17.9. Athen<br />

18.9. Rifting, Konglomerate, Thermopylen, Arkitsa Fault<br />

Scarp<br />

19.9. Rückfahrt nach Thessaloniki<br />

20.9. Rückreise nach Deutschland<br />

Abb. 1.1: Übersicht über die Exkursionsroute<br />

Grosse Exkursion Griechenland 8.9. – 20.9.2007 -3-


(2) Protokoll vom 10. 9. 2007<br />

David Kühn & Joachim Palm<br />

Exkursionsführer: Prof. D. Papanikolaou<br />

Grosse Exkursion Griechenland 8.9. – 20.9.2007 -4-


Einführung<br />

Attikas Morphologie wird durch ein 500 m<br />

hohes Plateau bestimmt. Die Berge Pendeli<br />

(1180 m) und Parnis (1410 m) bilden die<br />

höchste Erhebung bestehend aus Kalksteinen,<br />

Ophiolithen und Flyschgesteinen. Das an<br />

diesem Exkursionstag besuchte Gebiet lässt<br />

sich tektonisch in zwei Einheiten gliedern; zum<br />

Einen der von einer sedimentären Folge<br />

(Kapandriti Formation) bedeckte Block im NW<br />

und zum Anderen ein metamorpher<br />

Kernkomplex im SE. Diese werden durch die<br />

inaktive, von NE nach SW streichende<br />

Kapandriti-Störung getrennt.<br />

Stratigraphie und Karten des Gebietes sind auf<br />

Seite 107 und 108 des Exkursionsführers<br />

abgebildet.<br />

Attika im Sommer 2007<br />

Grosse Exkursion Griechenland 8.9. – 20.9.2007 -5-


Stopp 1: N 38°15.068‘ E 23°53.915‘<br />

Abb. 2.1: Blick auf die nach NE einfallende Afidnai-Störung. Diese bildet die SW-<br />

Schulter des NW-SE streichenden Grabens, der den Golf von Euboea formt. Weitere<br />

sich seewärts anschließende Störungen sind die Malakasa-, die Milesi- und die<br />

Kalamos-Störung. Sie haben alle ungefähr die gleiche Orientierung, sind seit dem<br />

späten Pliozän aktiv, und werden im Verlaufe dieses Exkursionstages besucht.<br />

Diese Störungen liegen in Sedimentgesteinen.<br />

Grosse Exkursion Griechenland 8.9. – 20.9.2007 -6-


Stopp 2: Ausblickpunkt südlich von Agio Apostoli<br />

Abb. 2.2: Blick auf Agio Apostoli.<br />

Von hier lassen sich die verschiedenen Störungssysteme von Attika gut erkennen. Im<br />

Nordwesten ist unter anderem die Kalamos-Störung zu sehen, die auch am Ende des<br />

Exkursionstages noch besucht wird. Sie gehört zu den großen Störungen des aus Sedimenten<br />

aufgebauten Hangendblockes.<br />

Im Osten liegen die kleinräumigen Störungssysteme des Liegendblockes.<br />

Grosse Exkursion Griechenland 8.9. – 20.9.2007 -7-


Stopp 2 Fortsetzung<br />

Abb. 2.3: Blick auf einen scarp<br />

Weiterhin zu sehen sind Horst-Graben-Strukturen in den Marmoren des metamorphen Blockes. Diese Störungen<br />

gehören zu einem seit dem Pliozän aktiven Störungssystem. Störungsflächen bleiben im Marmor aufgrund der größeren<br />

Resistenz gegenüber physikalischer Verwitterung gut erhalten. Die Störungen weisen im Allgemeinen in den<br />

metamorphen Gesteinen eine größere Ausdehnung auf als in Sedimentgesteinen. Auch ist die maximale Intensität der<br />

Beben stärker an Störungen, die in Sedimentgesteinen liegen, als jener, die in Metamorphiten vorkommen. Insgesamt ist<br />

die seismische Aktivität in den Sedimentgesteinen höher.<br />

Sind Störungsflächen wie hier aufgeschlossen, so kann davon ausgegangen werden, dass die Störungen noch aktiv<br />

sind.<br />

Grosse Exkursion Griechenland 8.9. – 20.9.2007 -8-


Stopp 3: N 38°15.919‘ E 23°55.249‘<br />

Abb. 2.4: Byzantinische Kapelle aus dem 16. Jhdt.<br />

Abb. 2.5: Blick auf den Golf von Euboea<br />

An einer byzantinschen Kirche sind Travertine aufgeschlossen, die sich im Neogen unter lakustrinen<br />

Bedingungen gebildet haben. Diese waren als Baustein sehr beliebt. Travertin ist ein posttektonisches<br />

entstandenes Sedimentgestein, das die Kapandriti-Störung überdeckt und somit auf<br />

beiden eingangs erwähnten Blöcken zu finden ist. Interessant ist die Schrägstellung der Kalke auf<br />

dem metamorphen Block (Abb. 2.5), die so nicht auf dem Hangendblock der Kapandritiformation zu<br />

finden ist. So zeigen die verkippten Kalksteine deutlich die „tilted block“ Struktur innerhalb des<br />

metamorphen Blockes an. Der Pfeil im rechten Bild zeigt die ausstreichenden Travertine. Im<br />

Hintergrund ist der Golf von Euboea zu sehen.<br />

Grosse Exkursion Griechenland 8.9. – 20.9.2007 -9-


Stopp 4: N 38°13.252‘ E 23°55.744‘<br />

Straßenaufschluss<br />

Metapelite sind am Straßenrand aufgeschlossen.<br />

Silikatische Metasedimente sind hier isoklinal gefaltet<br />

und mehrfach überprägt. Sie sind Bestandteil eines<br />

metamorphen Kernkomplexes, der durch Kompression<br />

exhumiert wurde. Durch den Aufstieg wurden die<br />

überlagernden miozänen Sedimente gravitativ<br />

abgeschoben.<br />

Die Kapandriti-Störung ist eine detachment-fault, die in<br />

einem flachen Winkel nach NW einfällt. Sie war vom<br />

späten Miozän bis ins frühe Pliozän hinein aktiv.<br />

Schiefer mit Kinkbends. Die metamorphen Gesteine<br />

Attikas können in drei tektonische Einheiten mit jeweils<br />

eigener Stratigraphie untergliedert werden.<br />

Die hier aufgeschlossene NE Attika Einheit besteht aus<br />

vorwiegend metamorphen pelagischen Peliten.<br />

Die Deformationen der metamorphen Gesteine Attikas<br />

kann in drei Stufen untergliedert werden:<br />

- synmetamorphe isoklinale Faltung (Abb. 2.6) unter<br />

blauschieferfaziellen Bedingungen. Charakteristische<br />

Minerale sind Glaukophan und Jadeeit.<br />

- Während der retrograden Metamorphose (vor etwa 45<br />

bis 35 Mio Jahren) wurden offene Falten unter<br />

grünschieferfaziellen Bedingungen gebildet<br />

- Deformation in einer geringen Tiefe, hier treten eher<br />

spröde Deformationen auf wie Kinkbands (Abb. 2.7) und<br />

Chevronfalten.<br />

Abb. 2.6 und 2.7: Detailaufnahmen des Straßenaufschusses.<br />

Oben: isoklinale Falten, unten: Kinkbends<br />

Grosse Exkursion Griechenland 8.9. – 20.9.2007 -10-


Stopp 5 – N 38°10.056‘<br />

E 23°54.383‘ Staudamm von Marathon.<br />

Abb. 2.8: Staumauer des<br />

Marathon-Stausees<br />

Der wahrscheinlich einzige Damm mit einer aus Marmor bestehenden Staumauer gewährleistet die<br />

Wasserversorgung Athens. Das Einzugsgebiet des 1930 erbauten Staudammes konnte bis 1960 den<br />

Wasserbedarf der Bevölkerung Athens decken. Daraufhin wurde er nacheinander mit den Seen Yliki und<br />

Paralimni über Kanäle verbunden. Grundwasser wird in Attika nur für die Landwirtschaft verwendet. Allerdings<br />

hat eine dauerhaft große Wasserentnahme zum Salzwassereinbruch in den Aquifer geführt, so dass die<br />

Landwirtschaft von Obst und Gemüse auf Olivenbäume umgestellt werden musste.<br />

Grosse Exkursion Griechenland 8.9. – 20.9.2007 -11-


Stopp 6: N 38°09.810‘ E 23°50.652 ‘<br />

Abb. 2.9: Blick auf<br />

Afidnai<br />

Die Afidnai-Störung hat eine durchschnittliche Bewegungsrate von 0,12 mm/a. Der Versatz am<br />

Aufschluss beträgt 120 m. Das stärkste zu erwartende Beben hätte eine Magnitude von 6.4 und<br />

tritt durchschnittlich alle 2000 Jahre auf. Das letzte starke Beben war 1705 - somit ist die Gefahr,<br />

die von dieser Störung für Athen ausgeht, eher gering.<br />

Grosse Exkursion Griechenland 8.9. – 20.9.2007 -12-


Stopp 7: N 38°13.929‘ E 23°49.932‘<br />

Abb. 2.10: Blick auf die<br />

Malakasa-Störung<br />

Die Malakasa-Störung besteht aus drei assoziierten Störungen, auf die<br />

sich die Spannungen gleichmäßig verteilen. Der akkumulierte vertikale<br />

Versatz beträgt 400 bis 500 m.<br />

Grosse Exkursion Griechenland 8.9. – 20.9.2007 -13-


Stopp 8: N 38°16.847‘ E 23°47.463‘<br />

Abb. 2.11: Blick auf die Milesi-Störung<br />

Die Milesi-Störung zeigt viele klassische Facetten der tektonisch gesteuerten Geomorphologie. Durch die<br />

schnelle Abschiebung des Hangendblockes haben sich tiefe, steile Erosionsrinnen in den Liegendblock<br />

geschnitten. Auf dem hangenden Block sind Fanglomeratfächer ausgebildet. Zwischen den erosiven<br />

Einschnitten bilden sich dreieckige Formen auf der Störungsfläche aus, die wegen ihrer charakteristischen<br />

Form „flat irons“ genannt werden. Weiterhin sind Rutschungsmassen und Quellen zu finden, die in<br />

Zusammenhang mit der Störung stehen. Die Milesi-Störung ist jünger als die Malakasa-Störung. Es ist typisch<br />

für Grabensysteme, dass die Störungen zu den Schultern des Grabens hin älter sind.<br />

Grosse Exkursion Griechenland 8.9. – 20.9.2007 -14-


Stopp 9: N 38° 17.323‘ E 23°<br />

51.488‘<br />

Auf der Serpentine zurück zum<br />

Quartier in Agio Apostoli befindet<br />

sich an der Kalamos-Störung der<br />

steilste Straßenabschnitt. Hinter<br />

einer Steinschlagschutzmauer<br />

verbirgt sich die Störungsfläche. Auf<br />

dieser sind Reste des Kataklasites<br />

und Harnische zu finden.<br />

Abb. 2.12: Störungsfläche der Kalamos-Störung<br />

Grosse Exkursion Griechenland 8.9. – 20.9.2007 -15-


(3) 11.9.2007 - Athen<br />

Abb. 3.1: Panoramablick von der Akropolis auf Athen (Foto: H. Merkel)<br />

10.00 Uhr Dimitri Papanikolaou: Geodynamische Entwicklung Griechenlands und des Alpidischen Gürtels<br />

11.00 Uhr Ioannis Papanikolaou: Active faults and sliprates<br />

Seismic hazard scenarios from the longest geologically constrained active fault of the Aegean<br />

Quaternary International, Volumes 171-172, August-September 2007, Pages 31-44<br />

Ioannis D. Papanikolaou and Dimitrios I. Papanikolaou<br />

Abstract: Several seismic hazard scenarios are examined concerning the seismic potential of the North Aegean Basin (NAB), based<br />

for the first time purely on geological data. Detailed analysis of the bathymetry incorporated by seismic reflection profiling has recently<br />

revealed the neotectonic structure of the NAB and demonstrates that the dominant structure is a 160km long NE–SW trending fault,<br />

comprising of four major segments. This is the longest geologically constrained active fault in the Aegean Sea. Following deterministic<br />

fault specific analyses, six major seismic sources are identified. Firstly, a 55km oblique normal fault segment towards the<br />

southwestern end of the basin, that can accommodate aM ¼ 7.1 event. Such an event could produce a maximum vertical offset up to<br />

3–4m posing also a tsunami threat. Based on geological data a minimum throw rate of 1.270.2 mm/yr is estimated for this segment,<br />

implying a recurrence interval of 11007350 yrs. Secondly, a sub-vertical 70km long, E–W dextral trending shear zone northwards the<br />

southwestern corner of the N. Aegean basin that can generate a M ¼ 7.2 strike–slip event. Sources 3 and 4 towards the central and<br />

eastern segment of the fault are expected to produce seismic strike slip events of M ¼ 7.1, whereas the fifth source suggests the<br />

simultaneous activation of sources 3 and 4, producing a 105km long rupture and a M ¼ 7.4 event. Finally, the sixth source implies a<br />

multi-segment rupture involving the entire 160km long south marginal fault, producing a Mmax ¼ 7.6, which represents the worst-case<br />

scenario. This value limits all uncertainties<br />

posed on the maximum expected magnitude by other published estimates (ranging from M ¼ 7.2 up to 8.5) that are based solely on<br />

seismological and/or geodetic approaches. 2007 Elsevier Ltd and INQUA. All rights reserved.<br />

Weiterführende Literatur: Roberts, G. P., P. A. Cowie, I. Papanikolaou and A. Michetti, Fault Scaling Relationships, Deformation Rates and Seismic Hazards: An<br />

Example from Lazio-Abruzzo Apennines, Central Italy, J. Struct. Geol., 26(2), 377-398, 2004.<br />

Grosse Exkursion Griechenland 8.9. – 20.9.2007 -16-


Abb. 3.2: Tectonic setting of the North Aegean Basin (NAB) within the framework of the Eastern Mediterranean showing only the major structures. Western<br />

motion of Anatolia is almost entirely accommodated by dextral shearing along the North Anatolian Fault (NAF), which splits into two major branches before<br />

entering the Aegean Sea. The northern branch is the predominant and crosses the Sea of Marmara (Ma), the Saros Basin (SB) and the south marginal fault<br />

of the NAB, whereas the southern branch extents in Skyros Basin (SkB), between the island of Lesbos (Lsv) and Evia (Ev). Arrows represent GPS horizontal<br />

velocities in a Eurasia fixed reference frame (from McClusky et al., 2000). Deviating motions between Eurasia and Aegean and Anatolia and Aegean are<br />

accommodated by the Central Hellenic Shear Zone (CHSZ) and the West Anatolia Shear Zone (WASZ), respectively (Papanikolaou and Royden, in press).<br />

KeTF: Kephalonia Transfer Fault.<br />

Grosse Exkursion Griechenland 8.9. – 20.9.2007 -17-


Die Akropolis von Athen<br />

Die Akropolis in Athen ist sicherlich die bekannteste Vertreterin der als Akropolis bezeichneten Stadtfestungen des antiken Griechenland,<br />

weshalb man meist, wenn man von „der Akropolis“ spricht, die Athener Akropolis und ihre bemerkenswerten Gebäude meint. Den ältesten Teil<br />

der Stadt Athen ließ Perikles nach der Zerstörung durch die Perser unter Leitung des berühmten Bildhauers Phidias von den Architekten<br />

Iktinos und Kallikrates sowie Mnesikles neu bebauen.<br />

Die Akropolis in Athen ist seit 1986 Teil des UNESCO-Weltkulturerbes.<br />

Die Akropolis von Athen ist der große der Stadtgöttin Athene geweihte Burgberg im Herzen von Athen. Siedlungsspuren weisen bis in die<br />

Jungsteinzeit zurück. In mykenischer Zeit war sie der Sitz der Könige, die Schutz- und Zwingburg der Stadt. Später, im demokratischen Athen,<br />

wurde sie als Sitz der Götter (Tempelbezirk) ausgebaut und verlor ihre Verteidigungsfunktion. Nach dem Sieg über die Perser wurde Athen als<br />

Vormacht des Attischen Seebundes ab 448 v. Chr. unter Perikles zum Zentrum der hellenischen Welt. Diese Macht und den damit<br />

verbundenen Reichtum wollte man auch durch Bauwerke demonstrieren, zumal die Perser bei ihrer Einnahme der Stadt 480 v. Chr. die<br />

Haupttempel der Akropolis aus archaischer Zeit zerstört hatten (Überreste sieht man im dortigen Museum).<br />

So wurde die Akropolis unter Perikles durch die Baumeister Iktinos, Mnesikles und Kallikrates unter der Leitung des genialen Bildhauers<br />

Phidias völlig neu gestaltet. Die Propyläen des Architekten Mnesikles entstanden als großartige Eingangsanlage am Kopf einer neuen<br />

Zugangsrampe. Im Nordflügel befand sich u.a. eine Pinakothek.<br />

Im Laufe einer wechselvollen Geschichte kamen neue Bauten hinzu oder wurden zerstört. Die Akropolis diente als unter anderem als Festung<br />

und Waffenlager.<br />

Nach der Unabhängigkeit Griechenlands wurde der Tempelberg zur archäologischen Stätte erklärt und alle Bauten, die nicht aus der Antike<br />

stammten, entfernt. Davon betroffen waren byzantinische, fränkische und osmanische Bauten, sowie die durch Gemälde des Parthenon<br />

bekannte Moschee (gebaut 1687).<br />

Auszug aus http://de.wikipedia.org/wiki/Akropolis_(Athen)<br />

Grosse Exkursion Griechenland 8.9. – 20.9.2007 -18-


(4) 12.09.2007 – Tag : Lavrion, Lagerstätten der Antike<br />

Nicolas Stoltz & Sven Utecht<br />

Exkursionsführung: Georgios Stamatis<br />

Abb. 4.1: Exkursionsroute vom 12. Sept. 2007<br />

Grosse Exkursion Griechenland 8.9. – 20.9.2007 -19-


Stopp 4-1: Pikermi, Marmali<br />

Überblick über die Region<br />

<strong>Koordinaten</strong>: N 38°00.842’ E 023°57.682’<br />

Höhe: 65 m ü NN<br />

Stratigraphie: oberes Miozän bis unteres Neogen<br />

Lithologie: Alte Tongrube, Fundstelle von Fossilien: Säugetiere (z.B. Elefanten, Antilopen, Löwen),<br />

Mergel, Tone, Psammite, Fanglomerate, Konglomerate<br />

Nach der messinschen Krise, in der das Mittelmeer trocken fiel, wurden Evaporite abgelagert, die im<br />

südwestlichen Griechenland Mächtigkeiten von 50-200 m erreichen.<br />

Die Beckenbildung in Attika ist im oberen Miozän durch limnische und terrestrische Ablagerungen in<br />

aridem Klima gekennzeichnet, darunter geringmächtige Kohleablagerungen (im cm-Bereich) mit geringem<br />

Brennwert. Aufgrund dessen ist ein Abbau der Kohleflöze nicht rentabel.<br />

In dieser Region wurden lediglich Tone und mergelige Kalksteine aus dem unteren Neogen für die<br />

Ziegelherstellung abgebaut.<br />

Wechsel:<br />

feucht (arid)<br />

kohleführende<br />

Sandsteine<br />

trocken (humid)<br />

rote Sedimente &<br />

Ton<br />

Grosse Exkursion Griechenland 8.9. – 20.9.2007 -20-


Stopp 4-2: Aussichtspunkt oberhalb der Stadt Artemis<br />

<strong>Koordinaten</strong>: N 37°57.285’ E 023°59.718’<br />

Höhe: 198 m ü NN<br />

Lithologie: Der Aussichtspunkt liegt auf<br />

allochthonen, metamorphen kristallinen Kalken der<br />

Kreide.<br />

Stratigraphie: Die Basis besteht aus dem 600 m<br />

mächtigen unteren Marmor. Darüber lagern 500 m<br />

Glimmerschiefer mit eingeregelten Marmorbänken<br />

und Dolomiten.<br />

Am Top der Folge befindet sich der ca. 200 m<br />

mächtige obere Marmor. Diese 3 Einheiten bilden die<br />

autochthone Einheit von Attika.<br />

Über diese Einheit wurde eine allochtone Decke<br />

geschoben, die aus 100-200 m mächtigen<br />

Schiefergesteinen mit eingeschlossenen Vulkaniten<br />

und darüber liegenden Kalksteinen aufgebaut ist.<br />

Abb. 4.2: Blick auf die Stadt Artemis und das Becken von<br />

Mesogea, das durch Bruchtektonik entstanden ist<br />

Relative Meeresspiegelschwankungen Verkarstung bis 150 m u NN. Der Grundwasserspiegel befindet sich in einer Höhe von 20-<br />

60 m u NN. Infolge dessen fließt das Grundwasser ins Meer. Hierbei handelt es sich um ein Wasser, welches eine Temperatur<br />

zwischen 24 und 25 °C besitzt. Die Erwärmung ist ve rmutlich vulkanischen Ursprungs.<br />

Die angestrebte Nutzung der Geothermie in einer Tiefe von 200 m hat sich als uneffektiv herausgestellt.<br />

Durch Lösung der Evaporite wird das Grundwasser auf einen Wert von 1000-2000 µS/cm versalzen. Somit ist eine Nutzung als<br />

Trinkwasser ausgeschlossen. Die Herkunft aus Evaporiten ist durch das B/Cl-Verhältnis belegt. Zusätzlich ist das Grundwasser mit<br />

Cadmium (0,5-0,6 ppm), Arsen sowie Kupfer (durch Weinanbau: 2,5 mg/L) belastet.<br />

Wechsel von Wein- auf Olivenanbau: Die Region wird über einen Kanal (Gesamtlänge: 6000 km) mit Trinkwasser vom Fluss<br />

Mornos (Quelle: Oita-Gebirge) versorgt.<br />

Grosse Exkursion Griechenland 8.9. – 20.9.2007 -21-


Stopp 4-3: Stadt Plaka<br />

<strong>Koordinaten</strong>: N 37°45.781‘ E 024°01.205‘<br />

Höhe: 198 m ü NN<br />

Lithologie: Die Stadt ist namensgebend<br />

für die einzige Granitführung (Tonalit), die<br />

in Attika gefunden werden kann. Dieser<br />

besteht aus:<br />

32,1 % Quarz,<br />

31,8 % Plagioklas,<br />

10,8 % Glaukophan,<br />

5,7 % Zoisit,<br />

2,6 % Biotit,<br />

1,4 % Muskovit,<br />

0,5 % Erze<br />

Dieser Magmatit ist vor ca. 10 Ma in eine<br />

allochthone Decke mit Metapeliten<br />

(Athena Schiefer) an der Basis intrudiert .<br />

Durch die daraus resultierende<br />

Kontaktmetamorphose (Glaukophan <br />

Blauschieferfazies) entstanden<br />

Knotenschiefer.<br />

Abb. 4.3: Übersichtskarte der Stadt Plaka (Quelle: Google Earth)<br />

Des Weiteren findet man erzreiche Pegmatitgänge (Pb, Fe, Zn, Au, Ag) und Aplitgänge. Diese Erze wurden in<br />

der Umgebung von Laurion abgebaut.<br />

Grosse Exkursion Griechenland 8.9. – 20.9.2007 -22-


Stopp 4-4: Antike Erzaufbereitungsanlage in der Nähe von Lavrion<br />

<strong>Koordinaten</strong>: N 37°44.274’ E 024°03.215’<br />

Höhe: 11 m ü NN<br />

Das Theater wurde im 5.<br />

Jahrhundert vor Christus erbaut.<br />

Das aus dem Galenit gewonnene<br />

Au und Ag hat die antiken Städte<br />

(z.B. die Akropolis) finanziert.<br />

So wurden Münzen aus reinem<br />

Silber gefertigt (heutiger Wert ca.<br />

300 €).<br />

Ein Stollen und Hochhöfen sind aus<br />

dieser Zeit erhalten.<br />

Es handelt sich um eine<br />

hydrothermale Lagerstätte, welche<br />

durch eine Intrusion eines<br />

Granitkörpers entstanden ist.<br />

Kontakt: oberer<br />

Marmor/Glimmerschiefer<br />

Oberhalb: Pelite, Metabasite<br />

Abb. 4.4: Erzaufbereitungsbecken und Theater bei Velatouri<br />

Grosse Exkursion Griechenland 8.9. – 20.9.2007 -23-


Stopp 4-5: Lavrion<br />

<strong>Koordinaten</strong>: N 37°41.529’ E 024°01.076’<br />

Höhe: 166 m ü NN<br />

Große Erzwäscherei mit über<br />

800 Zisternen zur Gewinnung<br />

von Silber (Au) und Blei (Pb).<br />

Während der politischen<br />

Blütezeit Athens beruhte der<br />

Reichtum Athens auf dieser<br />

Lagerstätte.<br />

570 v. Chr.: 3.000 Arbeiter am<br />

Anfang des Bergbaus.<br />

Später arbeiteten hier zeitweise<br />

bis zu 45.000 Sklaven (Nicht-<br />

Athener) .<br />

1952 n. Chr.: Ende des Abbaus<br />

Kontaktzone zwischen „Obere<br />

Mamorplatte“ und Schiefer<br />

Abb. 4.5: Archäologische Ausgrabung in Lavrion<br />

Grosse Exkursion Griechenland 8.9. – 20.9.2007 -24-


Über Brunnen wurde das<br />

Meerwasser für die<br />

Erzwäscherei gewonnen.<br />

Starke Grundwasserbelastung<br />

durch gewonnene Erze und<br />

deren Aufbereitung:<br />

Blei (Pb): 0,8 mg/L<br />

Thorium (Th): 2,5 mg/L <br />

Grenzwert: 1,5 mg/L<br />

Aufgrund dieser Belastung ist<br />

Lavrion einer der Orte mit der<br />

weltweit höchsten<br />

Umweltverschmutzung.<br />

Pb ist außerdem stark<br />

krebserregend.<br />

Durch im Meer entsorgte warme<br />

Schlacken Bildung von ca. 100<br />

Chloritmineralen.<br />

Abb 4.6.: Erzaufbereitungsanlage<br />

Grosse Exkursion Griechenland 8.9. – 20.9.2007 -25-


Stopp 4-6: Erzabbau / Abraumhalde bei Lavrion<br />

<strong>Koordinaten</strong>: N 37°42.463’ E 024°01.145’<br />

Höhe: 177 m ü. NN<br />

Ehemaliger Erzabbau und<br />

heutige Abraumhalde<br />

Gefundene Minerale:<br />

Calcit: Ca[CO 3<br />

]<br />

Bleiglanz (Galenit): PbS<br />

Fluorit (Flussspat): CaF 2<br />

Siderit: FeCO 3<br />

Hämatit: Fe 2<br />

O<br />

Abb. 4.7: Fluorit CaF 2<br />

Grosse Exkursion Griechenland 8.9. – 20.9.2007 -26-


(5) Protokoll zur großen Exkursion Griechenland vom 13.09.2007<br />

Protokollanten, 13.09.2007: Sandra Fuhrmann, Inga Hottewitzsch und Melanie Walter<br />

Exkursionsführer: Georgios Stamatis & Ioannis Papanikolaou<br />

• Exkursionsroute<br />

• 01. Stopp: Sousaki-Gebiet<br />

• 02. Stopp: Kirche der Korinther<br />

• 03. Stopp: Kanal von Korinth<br />

• 04. Stopp: Vouliagmenisee in Heraion<br />

• 05. Stopp: kleiner Versatz<br />

• 06. Stopp: Windgap, synsedimentäre Störung<br />

• 07. Stopp: Diskordanz<br />

• 08. Stopp: Brandungshohlkehle<br />

• 09. Stopp: marine Terrassen<br />

• 10. Stopp: Aufschiebungsfläche (Erdbeben 1981)<br />

• 11. Stopp: Kirche<br />

Grosse Exkursion Griechenland 8.9. – 20.9.2007 -27-


Abb. 5.1: Exkursionsroute am 13.09.2007<br />

Grosse Exkursion Griechenland 8.9. – 20.9.2007 -28-


1. Stopp: Sousaki-Gebiet<br />

<strong>Koordinaten</strong>: N 37°56.009‘ E 023°05.262‘<br />

Lithologie und Stratigraphie:<br />

Neogene Gesteine: Sedimente mit 200 m<br />

Mächtigkeit, Mergel, mergelige Kalke,<br />

Sandsteine, kalkige Sandsteine,<br />

Konglomerate<br />

Keine Magmatite aufgeschlossen, jedoch<br />

befindet sich das Tal am NW-Ende des<br />

ägäischen Vulkanbogens, zu dem auch<br />

Santorin gehört.<br />

Fumarolen, Austritt von Thermalwasser<br />

Das 70°C warme, hochmineralisierte<br />

Grundwasser tritt nicht an den Störungen<br />

aus, da die Sedimente abdichtend sind.<br />

Strukturelle Einheit: Subpelagonische<br />

Zone<br />

Abb. 5.2: Blick in das „Sousaki“-Tal<br />

Grosse Exkursion Griechenland 8.9. – 20.9.2007 -29-


Sousaki-Gebiet, Verwitterung 1<br />

Folgende Sekundärminerale sind (nachweislich) durch<br />

Gasaustritt entstanden: Gips, Anhydrit, Aragonit, Alunit,<br />

Rosenit, Epsonit, Morenosit, Magnesit, Manganoxid und<br />

Schwefel.<br />

Gesteine werden durch die austretenden Gase beeinflusst<br />

und umkristallisiert. Es kommt zur Entstehung von<br />

Sekundärmineralen (z.B. Karbonatgesteine Mg-Karbonat).<br />

Gipsausfällungen<br />

5cm<br />

Abb. 5.2: Sekundärminerale, Mergel +H 2 S CaSO 4<br />

Grosse Exkursion Griechenland 8.9. – 20.9.2007 -30-


Sousaki-Gebiet, Verwitterung 2<br />

Bildung von Schwefel an<br />

Fumarolen<br />

Abb. 5.3: Fumarolen mit Schwefelabscheidungen<br />

Grosse Exkursion Griechenland 8.9. – 20.9.2007 -31-


Sousaki-Gebiet, Verwitterung 3<br />

Lignit<br />

Stratigraphie und<br />

Lithologie:<br />

Pleistozäne<br />

Sedimentgesteine stehen<br />

an. Auf dem Foto sind<br />

Einschaltungen von<br />

organischem Material zu<br />

sehen. Hierbei handelt es<br />

sich um kleine Kohleflöze,<br />

genauer gesagt um Lignit<br />

(Braunkohle).<br />

Abb. 5.4: Lignite<br />

Grosse Exkursion Griechenland 8.9. – 20.9.2007 -32-


Sousaki-Gebiet, Verwitterung 4<br />

Abb. 5.5: Diese Gebilde im Gestein werden als Tafonis bezeichnet. Hierbei handelt es sich um eine klassische<br />

Verwitterungsform, die durch Feuchtigkeitsunterschiede (Wechsel von Regen und Trockenheit) hervorgerufen<br />

wird und kleine Höhlen/Waben bildet. Sie zeigen somit die Wetterseite an. Die Ausfällung von Salzen führt zu<br />

Krustenbildung, hinter der der Gesteinsverband gelockert wird. Höhlen. Die eckige Ausbildung der Höhlen ist<br />

eine für das Gestein typische Form. Es existieren aber auch runde Formen, die z.B. in Graniten und<br />

Sandsteinen auftreten.<br />

Tafonis<br />

Grosse Exkursion Griechenland 8.9. – 20.9.2007 -33-


2. Stopp, Kirche der Korinther nahe Examilia<br />

<strong>Koordinaten</strong>: N 37°56.237‘ E 023°05.232‘<br />

Abb. 5.6: Ruine einer ehemaligen Kirche am Hafen<br />

von Kenchreai, welcher sich östlich vom<br />

korinthischen Hafen befindet.<br />

Auf der Strecke von Methana nach Sousaki<br />

passierten wir einen inaktiven submarinen Vulkan,<br />

der vor ca. 1000 Jahren aktiv war.<br />

Die Kirche liegt auf dem Hangenden einer leicht<br />

aktiven Störung (0,2 mm/a).<br />

Fauna: Auf den Seegräsern siedeln sich Elphidium<br />

(Foraminifera) an, die ca. 1 mm groß sind.<br />

Abb.5.7: Ein Originalmodell d'Orbignys, freigearbeitet aus Kalkstein (Schreibkreide-Fazies). Es handelt sich um ein Elphidium. Vermutlich im Jardin des Plantes,<br />

Paris. Nach einem Foto in M.-Th. VENEC-PEYRÉ (2002), L'Héritage d'Alcide d'Orbigny dans les Géosciences. http://www.leitfossil-2.de<br />

Grosse Exkursion Griechenland 8.9. – 20.9.2007 -34-


3. Stopp, Kanal von Korinth<br />

<strong>Koordinaten</strong>: N 37°55.615 E 022°59.665‘<br />

Abb. 5.8: Blick in den Kanal von Korinth<br />

60 m<br />

40m<br />

Versatz<br />

Störung<br />

Stratigraphie: Die aufgeschlossenen Schichten<br />

stammen aus dem oberen Pleistozän.<br />

Grosse Exkursion Griechenland 8.9. – 20.9.2007 -35-


4. Stopp, Vouliagmenisee<br />

<strong>Koordinaten</strong>: N 38°01.905‘ E 022°32.384‘<br />

An diesem ehemaligen See war es Zeit für eine Mittagspause. Die Fischer der Region schufen einen Durchbruch zum Meer, um<br />

den Fischreichtum nutzen zu können.<br />

Durch 2 Störungen bildete sich eine Grabenstruktur aus. Diese Störungen sind gegenwärtig aktiv.<br />

1801 verursachte ein Erdbeben mit einer Magnitude von 6,7 auf der Richterskala einen Versatz von 0.1 - 1.5 m. Am Ende der<br />

Störung bedingte dies nur sehr geringe Verwerfungen (surface ruptures).<br />

1981 wurden drei Erdbeben von den oben erwähnten Störungen verursacht:<br />

24. Februar, 23:00 Uhr: Erdbeben mit Magnitude 6,7<br />

25. Februar, 02:40 Uhr: Erdbeben mit Magnitude 6,4 → beide Epizentren lagen im Meer<br />

4. März: Erdbeben mit Magnitude 6,3 → Epizentrum befand sich an Land<br />

Rund 8000 Gebäude wurden bei den Erdbeben von 1981 zerstört, 20 Menschen starben.<br />

Störungen<br />

Störungen<br />

Abb. 5.9: 1981 lösten 3<br />

Erdbeben (bis M6,7 mit einem<br />

Versatz von max. 1.5m)<br />

schwere Zerstörungen von<br />

Athen bis Katho aus.<br />

Grosse Exkursion Griechenland 8.9. – 20.9.2007 -36-


5. Stopp, Ende der Störung<br />

<strong>Koordinaten</strong>: N 38°01.599‘ E 022°55.321‘<br />

Tektonik: Durch die Hebung in<br />

der Region wurde der Flusslauf<br />

abgeschnitten.<br />

Da wir uns am Ende der Störung<br />

befinden, beträgt der<br />

durchschnittliche Versatz nur 0,2<br />

mm/a.<br />

Ehemaliges Flussbett<br />

Abb. 5.10: Perakhóra fault<br />

Grosse Exkursion Griechenland 8.9. – 20.9.2007 -37-


6. Stopp, Windgap<br />

<strong>Koordinaten</strong>: N 38°01.084‘ E 022°55.039‘<br />

Lithologie: Hier sind fluviatile Sedimente aufgeschlossen, die aus dem Miozän bis Pliozän stammen. Einige Konglomeratschichten<br />

liegen entgegen der fluviatilen Ablagerungsrichtung, was eine Hebung beweist.<br />

Synsedimentäre Störung<br />

Schräggeschichtete<br />

Sandsteine<br />

Konglomerate<br />

Abb. 5.11: Hierbei handelt es sich<br />

um einen Straßenaufschluss. Die<br />

Straße läuft durch ein Tal, welches<br />

einst von einem Fluss geformt<br />

wurde und jetzt ein windgap<br />

darstellt. Die anstehenden sandigen<br />

Gesteine sind miozänen bis<br />

pliozänen Alters. Folgende<br />

Strukturen kennzeichnen diesen<br />

Aufschluss: Schrägschichtung,<br />

Megarippeln, Windrippeln und<br />

Bioturbation (Krebse). Zur Zeit des<br />

Pliozäns war dieser<br />

Gesteinsverband tektonisch aktiv.<br />

Zu erkennen sind ebenfalls<br />

synsedimentäre Störungen.<br />

Konglomeratschichten haben sich<br />

im Zuge von relativen<br />

Meeresspiegelschwankungen<br />

(Wechsel von Transgression und<br />

Regression) und Landhebungen<br />

abgesetzt, da durch Regression und<br />

Landhebung mehr Land freiliegt und<br />

daraus resultierend mehr Klastika<br />

transportiert werden.<br />

Grosse Exkursion Griechenland 8.9. – 20.9.2007 -38-


7.1 Stopp, Diskordanz<br />

<strong>Koordinaten</strong>: N 38°00.353’ E 022°55.651’<br />

Diskordanz<br />

fluviatil<br />

An diesem Wegaufschluss sind die<br />

Auswirkungen von Transgression und<br />

Regression sehr gut nachvollziehbar.<br />

Ein hoher Gehalt an fossilen Korallen und<br />

Muscheln weist auf eine Transgression hin,<br />

während die Geröllablagerungen anzeigen,<br />

dass es sich auch um eine Paläoflussrinne<br />

handelt. Die geologische Geschichte dieses<br />

Aufschlusses spiegelt sich besonders in den<br />

Wiederholungen von Transgressions- und<br />

Regressionsphasen wider.<br />

marin<br />

Abb. 5.12: Diese Diskordanz stellt den<br />

Wechsel zwischen Transgression und<br />

Regression dar.<br />

Im Liegenden sind Korallen und<br />

Muscheln zu finden.<br />

Die Regressionsphase wird durch eine<br />

Geröllfraktion gekennzeichnet.<br />

Grosse Exkursion Griechenland 8.9. – 20.9.2007 -39-


7.2 Stopp, Diskordanz<br />

Im Liegenden wurde Material von marinen Terrassen abgelagert. Diese Sequenz wurde erodiert, so dass sich eine<br />

Diskordanz bildete. Die darüber befindliche Schicht wird als eine ehemalige Flussrinne gedeutet, die Geröllfracht mit sich<br />

führte.<br />

Abb. 5.13: Materialwechsel an der Diskordanz<br />

Deutlich ist die unterschiedliche Korngröße zu<br />

erkennen, die von streichholzkopfgroßen<br />

Kieselsteinen bis zu mehr als 20 cm großen Kieselgeröllen<br />

reicht. Die schlechte Sortierung lässt den Eindruck eines<br />

chaotischen Systems entstehen. An einigen Stellen lässt<br />

sich aber auch ein fining-upward der Kieselfraktion<br />

erkennen.<br />

Diskordanz,<br />

Erosionsbasisniveau<br />

Ablagerungen einer Flussrinne<br />

Ablagerungen einer marinen Terrasse<br />

Abb. 5.14: marine und terrestrische Sedimente<br />

Grosse Exkursion Griechenland 8.9. – 20.9.2007 -40-


Abb. 5.15: Neben Korallen sind viele<br />

Muschelschalenreste, aber auch fast vollständig<br />

erhaltene Muscheln zu finden.<br />

Abb. 5. 16: Die Korallenart, die sich hier angesiedelt hat,<br />

wird als Cladocora bezeichnet. Die Mächtigkeit dieser<br />

Schicht beträgt 1 m. Da Cladocora klares Wasser und eine<br />

geringe Wasserenergie benötigt, lässt dies auf bestimmte<br />

Paläomeereszustände schließen.<br />

Grosse Exkursion Griechenland 8.9. – 20.9.2007 -41-


Abb. 5.17: Größenvergleich eines Kieselgerölles mit einer<br />

Auster und einem Notizbuch.<br />

Abb. 5.18: Die Muschel, die in diesen Löchern im Gestein<br />

lebte, heißt Lithofaga und wird auch als Meeresdattel<br />

bezeichnet. Sie ist ein Brandungslebewesen und findet daher<br />

als Paläomeeresspiegelanzeiger Verwendung.<br />

Grosse Exkursion Griechenland 8.9. – 20.9.2007 -42-


Fining upward<br />

Diskordanz<br />

Abb. 5.19 (oben): Hier sind mehrere fining-upward-<br />

Sequenzen der Geröllfraktion zu erkennen, die<br />

unterschiedliche Mächtigkeiten aufweisen.<br />

Abb.5.20 (rechts): Diskordanz<br />

Schrägschichtung im<br />

Liegenden<br />

Grosse Exkursion Griechenland 8.9. – 20.9.2007 -43-


8. Stopp, Brandungshohlkehle<br />

<strong>Koordinaten</strong>: N 38°00.244‘ E 022°55.589‘<br />

Die Bioturbation fehlt in einem<br />

Abschnitt von etwa 70 cm Höhe (s.<br />

Abb. 5.21), dies deutet auf eine<br />

Hebung hin. Die Hebung muss<br />

kurzzeitig rasant gewesen sein,<br />

sodass die Zeit nicht für die dichte<br />

Besiedlung durch Lithofaga<br />

ausreichte.<br />

70cm<br />

fehlende<br />

Bioturbation<br />

Abb. 5.21: Brandungshohlkehle am Golf von Korinth. Hierbei handelt es sich um eine Form, die auch als „Notches“ bezeichnet wird. So<br />

wie sie gegenwärtig vorzufinden ist, wurde diese Brandungshohlkehle durch biogene und klimatische Ereignisse geformt.<br />

Grosse Exkursion Griechenland 8.9. – 20.9.2007 -44-


Abb. 5.22: Bioerosion durch Lithofaga<br />

Prozessdauer: einige hundert Jahre<br />

Abb. 5.23: rezente Lithofaga<br />

Literatur: KERSHAW, S.; GUO, LI (2001): Marine notches in coastal cliffs: indicators of relative sea-level change, Perachora Peninsula, central Greece.<br />

Marine Geology 179, 213-228.<br />

Grosse Exkursion Griechenland 8.9. – 20.9.2007 -45-


9. Stopp, marine Terrassen<br />

<strong>Koordinaten</strong>: N 38°00.383‘ E 022°55.893‘<br />

Marine Terrassen<br />

Marine Terrassen → Anzeiger für<br />

Paläomeeresspiegelstände<br />

Abb. 5.24: Diese marinen Terrassen repräsentieren verschiedene Meeresstände.<br />

Grosse Exkursion Griechenland 8.9. – 20.9.2007 -46-


10. Stopp, Versatz<br />

<strong>Koordinaten</strong>: N 38°01.325‘ E 023°00.227‘<br />

70cm Versatz<br />

Am Berg, den wir hinaufgestiegen sind um diesen Aufschluss zu<br />

betrachten, befindet sich eine Störung. Dieser Aufschluss zeigt den<br />

Versatz des Erdbebens von 1981, es handelt sich hier um eine<br />

koseismische Ruptur. Der ca. 70 cm mächtige Bereich oberhalb<br />

des Hangendblockes ist durch geringen Flechtenbewuchs<br />

gekennzeichnet, was darauf hinweist, dass diese Zone erst vor<br />

kurzer Zeit infolge einer Abschiebung freigelegt wurde. Die darüber<br />

liegenden 70 cm zeigen durch vermehrteres Auftreten von Flechten<br />

einen älteren Versatz an.<br />

Grenze zwischen zwei Versätzen einer<br />

Aufschiebung<br />

älter<br />

Abb. 5.25: Dieser Versatz ist das Resultat des<br />

Erdbebens von 1981. Das Beben zerstörte zwei nahe<br />

gelegene Dörfer.<br />

jünger<br />

Grosse Exkursion Griechenland 8.9. – 20.9.2007 -47-


11. Stopp, Kirche nahe Schinos<br />

<strong>Koordinaten</strong>: N 38°03.323‘ E 023°04.496‘<br />

Abb. 5.26: Diese Kirche ist in unmittelbarer Nähe einer Störung errichtet worden.<br />

Alluvialer Fächer<br />

10cm Versatz<br />

Grosse Exkursion Griechenland 8.9. – 20.9.2007 -48-


(6) Tag 5, Fr. 14.09.2007<br />

Delphi<br />

Gábor<br />

Láng<br />

Carlo Schneider<br />

Grosse Exkursion Griechenland 8.9. – 20.9.2007 -49-


Stopp 6-1<br />

<strong>Koordinaten</strong>: N 38°28.807‘ W 022°30.852‘<br />

Lokation: Delphi-Fault entlang der Bundesstraße 48<br />

Strukt. Einheit: Parnassos Zone<br />

Lithologie: Kalkstein, Kolluvium (Kolluvium ist der Name für Lockersedimente/Böden, die<br />

am Fuße eines flach einfallenden<br />

Slopes abgelagert wurden,<br />

gravitativ transportiert.)<br />

Abb. 6.1: Der Aufschluss der<br />

Delphi-Fault zeigt sehr gute<br />

Beispiele für Harnischflächen,<br />

Riedel-Scherflächen,<br />

Reaktivierung von<br />

Störungsflächen und<br />

Zementierung an<br />

Störungsflächen ab.<br />

Grosse Exkursion Griechenland 8.9. – 20.9.2007 -50-


Stopp 6-1<br />

Harnischflächen:<br />

• Geben Aufschluss über den Schersinn<br />

anhand von fühlbarer Striemung und<br />

asymmetrischen „Nasen“.<br />

Reaktivierung:<br />

• Erkennbar an verschiedenen<br />

Striemungsrichtungen, bzw<br />

Striemungsüberschneidungen<br />

erst Abwärtsbewegung, dann<br />

Blattverschiebung<br />

Abb 6.2.: Harnischflächen<br />

Abb. 6.3 (rechts): Riedel-Scherflächen:<br />

Riedel-Scherflächen (R) entwicken sich während<br />

eines Scherprozesses bei einfacher Scherung. R<br />

sind staffelförmig angeordnet und bilden mit der<br />

Hauptverschiebungszone einen spitzen Winkel,<br />

der etwa dem halben inneren Reibungswinkel (f/2)<br />

des Gesteins entspricht.<br />

Grosse Exkursion Griechenland 8.9. – 20.9.2007 -51-


Stopp 6-1<br />

Aus der Orientierung von R kann auf die<br />

Verschiebungsrichtung und den<br />

relativen Bewegungssinn der beiden<br />

Schollen geschlossen werden. Die<br />

Bewegung verläuft in Richtung des<br />

spitzen Winkels, welchen R mit der<br />

Schollengrenze bilden. Die<br />

Sekundärbewegungen entlang R<br />

entsprechen im Bewegungssinn der<br />

Hauptbewegung.Konjugierte Riedel-<br />

Scherflächen sind bei gegensinniger<br />

Bewegung unter einem Winkel von 90ºf/2<br />

zur Hauptverschiebungszone<br />

geneigt.<br />

Abb. 6.4: Riedel-Scherflächen<br />

Grosse Exkursion Griechenland 8.9. – 20.9.2007 -52-


Stopp 6-1<br />

Abb. 6.5: Zementierung an Störungsflächen:<br />

Kolluvium wird an der Störungsfläche durch<br />

herablaufendes, kalkhaltiges Wasser<br />

zementiert.<br />

Kolluvium, das in die Störung mit<br />

eingezogen wird, zeigt ebenfalls Striemung<br />

und Harnisch.<br />

Zementierung<br />

Kolluvium<br />

Grosse Exkursion Griechenland 8.9. – 20.9.2007 -53-


Stopp 6-2<br />

Ausgrabungsgelände von Delphi<br />

Abb. 6.6: Blick auf die Ruinen von Delphi<br />

Grosse Exkursion Griechenland 8.9. – 20.9.2007 -54-


Stopp 6-2<br />

• Der Name Delphi leitet sich vom griechischen Wort δελφός<br />

(delphos) für „Gebärmutter“ ab und weist auf eine alte Verehrung der<br />

Erdgöttin Gaia hin.<br />

• Die Heilige Straße führt zum Tempel des Apollon und wird von den<br />

Schatzhäusern gesäumt, die die griechischen Staaten zur Aufbewahrung<br />

ihrer Weihgeschenke errichteten.<br />

• Im Adyton des Tempels saß die Pythia, das Orakel, auf einem Dreifuß<br />

über einer Erdspalte, aus der Gase austraten.<br />

• Oberhalb des Heiligtums liegt das Theater, das etwa 5000 Zuschauern<br />

Platz bot. In dem Bau aus dem 4. oder 3. Jahrhundert v. Chr. fand der<br />

musische Teil der pythischen Spiele statt. Die sportlichen Wettkämpfe<br />

wurden im noch weiter hangaufwärts gelegenen Stadion ausgetragen.<br />

Grosse Exkursion Griechenland 8.9. – 20.9.2007 -55-


Stopp 6-2<br />

Versatz durch<br />

Kerna-Störung<br />

Abb. 6.7: Kerna Störung: Die heute inaktive Kerna Störung zieht sich von der Kerna-Quelle oberhalb des<br />

Ausgrabungsgeländes bis ins Tal, wobei sie u. a. das Amphitheater und den Apollo-Tempel durchschlägt.<br />

Grosse Exkursion Griechenland 8.9. – 20.9.2007 -56-


Stopp 6-3<br />

<strong>Koordinaten</strong>: N 38°26.27‘ W 022°24.01‘<br />

Abbildung 6.8:<br />

Karstquelle nahe<br />

Itea, im<br />

Hintergrund<br />

Bauxitminen<br />

Grosse Exkursion Griechenland 8.9. – 20.9.2007 -57-


Stopp 6-3<br />

<strong>Koordinaten</strong>: N 38°24.657‘ W 022°21.160‘<br />

• Strukturelle Einheit: Parnassos<br />

Zone<br />

• Lithologie: Flysch [100-500m<br />

mächtig] und Kalkstein<br />

• NNW-SSE-streichende Detachment<br />

Fault<br />

• Einfallwinkel von 25°bis max. 40°<br />

• Störung auf 25 km Länge verfolgbar<br />

• oberes Pliozän – unteres Miozän<br />

Abb.6.9: Galaxidi Fault<br />

Grosse Exkursion Griechenland 8.9. – 20.9.2007 -58-


Ein herzliches Dankeschön<br />

an alle Beteiligten dieser Exkursion<br />

von<br />

Gábor Láng<br />

Carlo Schneider<br />

Grosse Exkursion Griechenland 8.9. – 20.9.2007 -59-


(7) Geländetag 6 - Sa. 15.09.2007<br />

Hannah Merkel & Sarah Dreßen<br />

Führung: I. Papanikolaou<br />

Grosse Exkursion Griechenland 8.9. – 20.9.2007 -60-


Stopp 7-1<br />

Hang oberhalb der Ortschaft Riza<br />

<strong>Koordinaten</strong>: N 28°21.460 E 021°42.228<br />

Strukturelle Einheit: Gavrovo-Zone<br />

Lithologie: Die flachmarinen Kalkgesteine<br />

mit einer Mächtigkeit von ca. 7 m werden<br />

auf halber Höhe von einem 0.5 m<br />

mächtigen Bauxithorizont unterbrochen.<br />

Dieser Horizont kennzeichnet einen<br />

Paläoboden. Auf den Kalkgesteinen<br />

liegen Flyschsedimente auf. Diese<br />

bestehen aus Wechsellagerungen von<br />

Sand- und Tonsteinen (Mächtigkeit 10-30<br />

cm), welche teilweise eine Gradierung<br />

aufweisen. Der enthaltene Glimmer weist<br />

auf eine geringe kompositionelle Reife<br />

und ein kristallines Basement im<br />

Hinterland hin, das als Liefergebiet<br />

fungiert.<br />

Abb. 7.1: Bauxit<br />

Stratigraphie: Die Bauxitbildung kann in das<br />

obere Eozän eingeordnet werden, der<br />

Flysch stammt aus dem Jura.<br />

Grosse Exkursion Griechenland 8.9. – 20.9.2007 -61-


Stopp 7-2<br />

Hang in der Ortschaft Kalavrouza,<br />

Störungsfläche<br />

<strong>Koordinaten</strong>: N 38°22.689 E 021°39.451<br />

Strukturelle Einheit: Gavrovo-Zone<br />

Lithologie:Nummulithenkalk: fossilführender<br />

Kalkstein; Biomikrit, darüber<br />

Flyschsedimente<br />

Stratigraphie: Kreide/Eozän<br />

Fossilien:<br />

Foraminiferen: Nummulites (Abb. 7.2)<br />

Mollusken: Bruchstücke<br />

Besonderheiten:<br />

Wichtig fürs Leben: Kalkgesteine wenn möglich<br />

vor dem Betrachten befeuchten!<br />

Die Störungsfläche streicht SSE-NNW und ist<br />

mit ca. 30°flach einfallend (low-angle<br />

detachment fault). Sie ist heute inaktiv. Auf der<br />

Störungsfläche ist ein großer Riedelshear zu<br />

erkennen. Auf der gegenüberliegenden Seite<br />

des Tales kann man die Flyschsedimente des<br />

Hangenden erkennen. Der abrupte Wechsel<br />

von Flachwasserkarbonaten zu<br />

Flyschsedimenten ist tektonisch begründet.<br />

Da die Nummulithen in Symbiose mit Algen<br />

leben, beträgt die maximale Wassertiefe<br />

während der Entstehung dieses Gestein<br />

ca.100 m (photische Zone).<br />

Abb. 7.2: Nummulites<br />

Grosse Exkursion Griechenland 8.9. – 20.9.2007 -62-


Stopp 7-3<br />

Küste hinter der Ortschaft Kato<br />

Vassiliki<br />

Lithologie: Sandsteine und grobe<br />

Konglomerate. Beide weisen eine hohe<br />

strukturelle Reife auf. Die<br />

Konglomerate sind<br />

komponentengestützt, die Klasten<br />

bestehen aus Sandsteinen, Kalkstein<br />

und Silikatkonkretionen, etwa 60% der<br />

Gerölle stammen aus dem<br />

Pindosgebirge. Die gute Rundung und<br />

teilweise eingeregelte Komponenten<br />

lassen auf fluviatilen Transport<br />

schließen.<br />

<strong>Koordinaten</strong>: N 38°20.855 E 021°37.288<br />

Strukturelle Einheit: Gavrovo-Zone<br />

Besonderheiten:<br />

Anhand der beobachteten Strömungsrinne kann<br />

man schlussfolgern, dass die Schichten überkippt<br />

sind.<br />

Stratigraphie: Neogen/Quartär<br />

Abb. 7.3: sinistrale Verschiebung in von der<br />

Störung durchschlagenen Geröllen<br />

Grosse Exkursion Griechenland 8.9. – 20.9.2007 -63-


Stopp 7-4<br />

Krioneri, Karstquellen<br />

<strong>Koordinaten</strong>: N 38°20.617 E 021°35.891<br />

Strukturelle Einheit: Grenze Gavrovo-Zone<br />

– Ionische Zone<br />

Lithologie:<br />

Kalkgestein, nicht näher<br />

definiert<br />

Besonderheiten:<br />

Die unter den Kalksteinen<br />

liegenden ionischen<br />

Flyschsedimente fungieren<br />

als Aquifugen. Dadurch<br />

treten an dieser Stelle<br />

mehrere Karstquellen aus.<br />

Abb.7.4: Steilwände von Krioneri<br />

Grosse Exkursion Griechenland 8.9. – 20.9.2007 -64-


Stopp 7-5<br />

Panoramabetrachtung oberhalb der<br />

Ortschaft Retsina<br />

Lithologie: Flyschsedimente, Kalksteine<br />

Stratigraphie: Flyschablagerungen aus<br />

Oligozän/Miozän<br />

<strong>Koordinaten</strong>: N 38°26.936 E 021°25.268<br />

Strukturelle Einheit: Ionische Zone<br />

Besonderheiten: Zu sehen sind mehrere<br />

Störungen, welche kleine Grabenstrukturen<br />

bilden. Die Grabenstrukturen wurden synsedimentär<br />

mit Flysch verfüllt. In der Ionischen Zone<br />

erfolgt der Übergang von Karbonaten zu Flysch<br />

allmählich<br />

Abb. 7.5: Blick nach Westen auf die Störungen<br />

Abb. 7.6: Stopp 7-5 auf GoogleEarth<br />

Grosse Exkursion Griechenland 8.9. – 20.9.2007 -65-


Stopp 7-6<br />

Straße von Stopp 7-5 nach<br />

Mesolóngion<br />

<strong>Koordinaten</strong>: N 38°253.96 E 21°26.740<br />

Strukturelle Einheit: Ionische Zone<br />

Lithologie: Wechsellagerung von<br />

Flyschsedimenten und Kalksteinen<br />

Stratigraphie: Flyschablagerungen des<br />

Oligozän/Miozän<br />

Abb. 7.7: Blick auf das aktive Deltasystem von Mesolóngion<br />

Abb. 7.8: Störungszone am Kontakt von Flysch<br />

und flachmarinen Kalksteinen<br />

Grosse Exkursion Griechenland 8.9. – 20.9.2007 -66-


Stopp 7-7<br />

Panoramaansicht bei Evinochori<br />

<strong>Koordinaten</strong>: N 38°23.003 E 021°34.019<br />

Strukturelle Einheit: Ionische Zone<br />

Lithologie:<br />

Sandsteine zur linken,<br />

Flyschsedimente zur<br />

rechten Hand<br />

Stratigraphie:<br />

Oligozän/Miozän<br />

Grosse Exkursion Griechenland 8.9. – 20.9.2007 -67-


(8) Neotektonik Griechenland<br />

Geländetag 7, 19.09.2007<br />

Eugen Mamonov<br />

Hieu Nguyen<br />

Führung: Prof. Klaus Reicherter<br />

Grosse Exkursion Griechenland 8.9. – 20.9.2007 -68-


Thema: Neotektonik im nördlichen Peloponnes (Pindos- und Parnassos-Zone)<br />

Das Verständnis der Neotektonik im nördlichen Peloponnes, nämlich von der Pindos- bis zur<br />

Parnassos-Zone, sowie deren praktische Anwendung waren Thema dieses Tages. An<br />

ausgewählten Störungen, Terrassen und Ophiolithzonen werden Lithologie, Tektonik und<br />

Georisiken betrachtet und diskutiert.<br />

Stopp 7-1<br />

Stopp 7-2<br />

Abb.8.1: Lage von 3 wichtigen<br />

Aufschlüssen<br />

7-1: Bei Psathopyrgos, 500 m<br />

südlich der E 65, 50 m östlich der<br />

Kirche Metamorphosi Sotiros.<br />

Stopp 7-3<br />

7-2: Autobahn E65, Tankstelle BP,<br />

ca. 2 km westlich von der Stadt Aigio<br />

7-3: Auf der Küstenstraße von<br />

Epidaurus Richtung Neu-Epidaurus<br />

Grosse Exkursion Griechenland 8.9. – 20.9.2007 -69-


Aufschluss 8-1<br />

<strong>Koordinaten</strong>: N 38°19.335‘ E 021°52.350‘<br />

Höhe: 90 m ü. NN<br />

Lage: Bei Psathopyrgos, 500 m südlich der E 65, 50 m<br />

östlich der Kirche Metamorphosi Sotiros<br />

Abb. 8.2: Blick Richtung Osten mit Terrassenlevel; Pfeile zeigen<br />

diskret ausgebildete Terrassenstufen<br />

Im äußersten Westen des Golfs von Korinth<br />

liegt die E-W streichende, 10 km lange<br />

Psathopyrgos Störung, die einen Versatz bis<br />

zu 800 m hat. Sie bildet den Abschluss eines<br />

200 km langen Störungssystems, das sich<br />

nach Osten bis zum Saronischen Golf<br />

erstreckt. Sie verläuft durch mesozoische,<br />

pelagische Plattenkalke, die von<br />

pleistozänem Flysch bedeckt sind. Der nach<br />

Norden einfallende Hang wird durch drei<br />

Terrassen geprägt, an deren Basis<br />

Schwemmfächer ins Meer übergehen. Die<br />

Stufen liegen auf 110 m, 240 m und 340 m<br />

üNN wobei auf der höchsten 600.000 Jahre<br />

alte Korallen gefunden wurden.<br />

Je älter die Terrassen, desto größer ist ihr<br />

Rotationswinkel zur Nullebene. Im Falle einer<br />

morphogenetischen Altersbestimmung können<br />

Hebungsraten mit verschiedenen Terrassen<br />

korreliert werden. Bei<br />

Berücksichtigung von Meeresspiegelschwankungen<br />

und diskret ausgebildeten<br />

Terrassenstufen lassen sich Hebungsraten<br />

bestimmen. Im Falle der Psathopyrgos<br />

Störung ist dies eine durchschnittliche<br />

Hebungsrate von 0,7 bis 0,8 mm/a bis<br />

maximal 1,5 mm/a.<br />

Grosse Exkursion Griechenland 8.9. – 20.9.2007 -70-


Aufschluss 8-1 Fortsetzung<br />

Abb. 8.3: Seelevel und Hebungsraten<br />

Die horizontale Bewegungsrate wird auf 2,5 mm/a<br />

geschätzt. Neben den geologisch begründeten<br />

Bewegungsraten zeigen GPS-Messungen eine<br />

Bewegungsrate von 22 mm/a an. Diese<br />

Diskrepanz ist schwer nachzuvollziehen. Von<br />

geologischer Seite betrachtet, handelt es sich<br />

vielleicht um eine Unterschätzung der<br />

Bewegungsrate, die aus den unterschiedlichen<br />

Messungen der Deformationen auf den Störungen<br />

im Norden und den küstenfernen Bereichen<br />

resultiert. In Hinblick auf die GPS-Daten ist es<br />

schwierig zu hinterfragen, inwiefern die<br />

oberflächlich gesetzten GPS-Punkte mit der<br />

tatsächlichen Bewegung des Untergrundes<br />

übereinstimmen. Sollten die GPS-Daten richtig<br />

sein und berücksichtigt man, dass es ca. 700 Jahre<br />

kein Beben mehr gegeben hat, dann erwartet man<br />

einen Spannungsaufbau, der ein Erbeben bis zur<br />

Magnitude 6,2 auslösen könnte. 1981 fand ein<br />

Erbeben im Raum von Korinth statt, das zahlreiche<br />

Erdrutsche auslöste. Ihr Auftreten konzentrierte sich<br />

in den Störungszonen, die für die Zerstörung<br />

ganzer Dörfer und die völlige Blockade von<br />

Verbindungswegen verantwortlich waren. Neben<br />

den Rutschungen kamen auch Bodenverflüssigungen<br />

(liquefaction) vor, die Dörfer auf<br />

Schwemmfächerablagerungen betrafen.<br />

Grosse Exkursion Griechenland 8.9. – 20.9.2007 -71-


Aufschluss 8-2<br />

<strong>Koordinaten</strong>: N 38°15.214‘ E 022°04.292‘<br />

Höhe: 41 m ü. NN<br />

Lage: Autobahn E65, Tankstelle BP,<br />

ca. 2 km westlich der Stadt Aigio<br />

Die Aigion-Störung erstreckt sich nach Osten und<br />

ist etwa 10 km lang. Ihr Versatz beträgt 200 m, und<br />

sie ist in der Lage, ein Erdbeben der Magnitude 6,2<br />

– 6,3 auszulösen (1995). Weiter nach Osten hin<br />

verläuft diese Störung über eine Transferzone und<br />

geht in die Eliki Störung über. Die beiden<br />

Aufschlüsse unterscheiden sich voneinander<br />

sowohl geologisch als auch morphologisch nur<br />

unwesentlich.<br />

Die höchsten Stufenterrassen liegen auf 1200 m<br />

üNN und wurden erstmals 1861 von einem<br />

deutschen Geologen untersucht. Aus den hier<br />

vorgefunden Terrassen lässt sich eine Hebungsrate<br />

von 1 – 1,2 mm/a bestimmen, während das<br />

Hangende eine Subsidenz von 1,5 mm/a aufweist.<br />

Die horizontale Bewegungsrate wird auf 2 – 3 mm/a<br />

geschätzt. Ermittelt wurde sie auch mit Hilfe<br />

römischer Ruinen, die sich heute 3 m uNN<br />

befinden.<br />

Abb. 8.4: Mehrere Terrassenstufen bei Aigion, Kontakt<br />

zwischen Ophiolithen und Flysch<br />

Siehe auch: De Martini P.M.; Pantosti D.; Palyvos, N.;<br />

Lemeille, N.; McNeill L.C.; Collier, R.E.L. (2004) Slip rates<br />

of the Aigion and Eliki faults from uplifted marine terraces,<br />

Corinth Gulf, Greece, Comptes Rendus Geoscience, 336,<br />

pp.325-334.<br />

Grosse Exkursion Griechenland 8.9. – 20.9.2007 -72-


Aufschluss 8-3<br />

<strong>Koordinaten</strong>: N 37°39.988‘ E 023°08.911‘<br />

Höhe: 197 m ü. NN<br />

Lage: Auf der Küstenstraße von Paläo Epidaurus Richtung Neu Epidaurus<br />

Ophiolith-Komplex<br />

Abb. 8.5: ophiolithische Faltenstruktur (weißes Band) Abb. 8.6: Kontakt zwischen Ophiolithen und Karbonaten<br />

Grosse Exkursion Griechenland 8.9. – 20.9.2007 -73-


Aufschluss 8-3<br />

Abb. 8.7:<br />

Olivinreiche<br />

Scherlinsen<br />

Abb. 8.8:<br />

Kontakt<br />

zwischen Flysch<br />

und<br />

Karbonaten<br />

Der Aufschluss liegt geologisch in der<br />

Parnassos-Einheit und besteht aus stark<br />

deformierten Ophiolithen, Karbonaten und<br />

Flysch des Pindos Ozeans. Es sind<br />

grünliche, olivinreiche Scherlinsen zu<br />

sehen, dazu kann man eine Faltenstruktur<br />

durch Farbänderung im Ophiolith<br />

erkennen. Auf den Störungszonen sind<br />

polierte Harnische vorhanden, die helle<br />

und poröse Asbest- und dunkle<br />

Bronzitminerale enthalten. Im Gestein<br />

selber sind zahlreiche Ophicalcite<br />

vorhanden. In Kontakt zu massigen,<br />

grauen Karbonate verläuft eine große<br />

Scherzone mit den Kataklasiten und<br />

Myloniten. Auf den Karbonatschichten<br />

liegen rote, pelagische Sedimente<br />

(Flysch), die möglicherweise Radiolarien<br />

enthalten.<br />

Quellen: Fotos Exkursion Griechenland 2007<br />

Exkursionsführer Griechenland 2007<br />

Geologie von Griechenland: V.Jacobchagen,<br />

Hamburg, 1986<br />

Grosse Exkursion Griechenland 8.9. – 20.9.2007 -74-


(9) 18. Sept. 2007<br />

Protokoll: Tom Frauenrath, Simon Virgo<br />

Führung Dimitrios Papanikolaou, Giorgios Stamatis<br />

Grosse Exkursion Griechenland 8.9. – 20.9.2007 -75-


Stopp 8-1<br />

Ebene von Theben (Ipaton)<br />

N38°22,328`<br />

E23°23,049`<br />

Lithologie:<br />

•ultramafische Ophiolite des Pindos Ozeans (>90% Peridotit)<br />

•Kalksteine der Obertrias und des Jura<br />

Strukturelle Einheit:<br />

•Interne Helleniden/ Subpelagonische Einheit<br />

NW<br />

φ2<br />

φ3<br />

Upper triassic Limestone<br />

φ3<br />

SE<br />

φ1<br />

Ophiolithe<br />

Alluvium<br />

Upper triassic Limestone<br />

Abb. 9.2: Panoramablick<br />

Besonderheiten:<br />

Es sind 3 orogene Phasen zu unterscheiden:<br />

φ1: palaeoalpine Überschiebung der Karbonatplattform durch Pindos Ophiolihte in Jura/Kreide ( 140ka – 120ka), in<br />

dieser Form nur in Ost-Griechenland vorhanden<br />

Kontakt fällt Richtung NE ein<br />

φ2 : Mit der Schließung des Pindos Ozeans verbundene Überschiebung durch Plattformkarbonate während und nach dem<br />

Eozän (40ka-30ka)<br />

Φ3: Kleinere interne Überschiebungen<br />

Grosse Exkursion Griechenland 8.9. – 20.9.2007 -76-


Stopp 8-2<br />

Monastry of Agios (Agios Joannis)<br />

N38°22,172`<br />

E23°12,781`<br />

extension compression<br />

4 Ultramafische Melange, Schiefer<br />

(Malm, Kreide)<br />

3 Radiolarit mit sandig –tonigen<br />

Horizonten→ Versenkung unter CCD<br />

(Malm)<br />

2 Wechsellagerung von neretischem Kalk<br />

und dünnbankigen Schiefern<br />

(Lias/Dogger)<br />

1 Fossilhaltiger Massenkalk<br />

(Lias)<br />

Diskordanz mit aufliegendem<br />

Basiskonglomerat →Quellhorizont, im<br />

Gelände an Vegetation zu erkennen<br />

Auf dem Weg von Osten nach<br />

Westen sind 3 scharf definierte<br />

Fazieswechsel zu sehen. Diese<br />

nichtgraduellen Übergänge<br />

indizieren einen Kollaps der<br />

Karbonatplattform im Lias<br />

einhergehend mit abrupter<br />

Subsidenz. Dieser Event hoher<br />

Extension umfasste den<br />

gesamten Raum der Thetys.<br />

Die aufgeschlossenen Schichtgrenzen<br />

sind hier leicht nach<br />

Norden überkippt.<br />

Abb. 9.3: lithologisches Profil von „Monastry of Agios“<br />

Grosse Exkursion Griechenland 8.9. – 20.9.2007 -77-


2<br />

1<br />

Abb. 9.4: Kontakt von fossilhaltigem Massenkalk (1)<br />

zur Wechsellagerung von neretischen Kalken und<br />

dünnbankigen Schiefern (2)<br />

(vgl. Abb. 9.3)<br />

4<br />

Abb. 9.5: Kontakt von Radiolariten mit<br />

sandig –tonigen Horizonten (3) zu<br />

Ultramafiten und Schiefern (4)<br />

(vgl. Abb. 9.3)<br />

3<br />

Grosse Exkursion Griechenland 8.9. – 20.9.2007 -78-


Stopp 8-3<br />

Aliartos/ Kopais Basin<br />

N38°22.008’<br />

E23°07.317’<br />

Das Kopais Becken ist eine ehemalige Sumpflandschaft bei Aliartos, welche in den 70er Jahren wegen des fruchtbaren Bodens<br />

zur landwirtschaftlichen Nutzung drainiert wurde. Ob es sich bei der Depression um eine durch Verkarstung abgesunkene Polje<br />

handelt oder ob das Becken tektonischen Ursprungs ist, wurde noch nicht hinreichend geklärt.<br />

Der Aufschluss zeigt die Diskordanz der oberen<br />

Kreide (15Ma).<br />

Die ehemalige Karstoberfläche der Karbonate im<br />

Liegenden wurde während des postorogenen<br />

Kollaps und der damit verbunden Subsidenz und<br />

Denudation synsedimentär mit Konglomeraten<br />

überlagert. Ophiolithpebbles weisen hier darauf<br />

hin, dass die Ophiolite zu dieser Zeit bereits<br />

obduziert waren. Begünstigt wurde die rapide<br />

Sedimentation durch einen globalen<br />

Meeresspiegelhöchststand (cenomanische<br />

Transgression).<br />

Dieser diskordante Horizont ist in ganz<br />

Griechenland durch den erhöhten Ni-Gehalt in den<br />

Konglomeraten nachzuvollziehen, sofern diese<br />

aufgeschlossen sind. Teilweise ist der Ni-Gehalt in<br />

den Konglomeraten so hoch, dass diese<br />

abbauwürdig sind. Dies ist meist dann der Fall,<br />

wenn Ophiloithe im Liegenden der Konglomerate<br />

auftreten.<br />

Abb. 9.6: Blick auf die Diskordanz hinter der Tomatenfabrik<br />

Grosse Exkursion Griechenland 8.9. – 20.9.2007 -79-


Stopp 8-4<br />

Amfiklea detachment<br />

N38°38.636’<br />

E22°35.699’<br />

Am Nordhang des mehr als 2km hohen Parnassos ist in der<br />

Gegend von Amfiklea die detachment fault aufgeschlossen, auf<br />

der die Kalithromon-Decke nach Norden hin abgeschoben<br />

wurde. Relikte dieser Decke sind auf dem aus subpelagonischen<br />

Einheiten und Ophiolithkomplexen aufgebauten Parnassos noch<br />

in großen Höhenlagen vorhanden.<br />

Im Liegenden der im Aufschluss etwa 1 m mächtigen Scherzone<br />

befinden sich eozäne Flyschsedimente, deren Textur<br />

weitestgehend erhalten geblieben ist.<br />

Im Hangenden ist ein stark kataklastischer Dolomit zu finden, der<br />

aufgrund seiner starken Überprägung einer Grauwacke gleicht.<br />

Wechsellagerung mit tonigen Sedimenten bildete einen<br />

abdichtenden Horizont oberhalb des Dolomits, was bei einer<br />

Versenkung von 3-4 km Tiefe zu einer Hochdruckzelle im<br />

Gestein führte. Neben dem hydraulischen Brechen des Dolomits<br />

lokalisierte der meiste strain im Bereich der mit 15°nach Norden<br />

einfallenden Scherzone. Gescherte Klasten und Lineationen<br />

sowie andere Mikrostrukturen machen diesen Horizont gut vom<br />

undeformierten unterliegenden Flysch unterscheidbar.<br />

Die Bewegungsrate während der Deckenabscherung lag im<br />

Bereich von wenigen mm/a, so dass es zu keinen<br />

nennenswerten thermischen Effekten kam.<br />

Dolomit<br />

Flysch<br />

Abb. 9.7: Detailaufnahme der Störungszone<br />

Grosse Exkursion Griechenland 8.9. – 20.9.2007 -80-


Stopp 8-5<br />

Tithorea/Amfiklia<br />

Abb. 9.8: Blick vom Kriegerdenkmal in Tithorea/Amfiklia in den Canyon. Erosion findet in Folge von Hebung<br />

statt. Alte fans sind an den seitlichen Hängen der Schlucht zum Teil erhalten geblieben.<br />

Grosse Exkursion Griechenland 8.9. – 20.9.2007 -81-


Stopp 8-6<br />

Aussicht auf den North Evaikos Golf<br />

E<br />

W<br />

Abb. 9.9: Ausblick von der Straße zwischen Modi und Reginio auf den Golf von Evaikos.<br />

Der Golf von Evaikos ist geologisch betrachtet ein asymmetrischer Graben. Von der Aussichtsposition aus bis zur Küste fällt das<br />

Gelände in 3 Terrassen ab, welche jeweils durch eine Abschiebung voneinander getrennt sind.<br />

Die Blöcke dieses Staffelbruchs weisen eine zum Zentrum zunehmende Verstellung nach Süden auf.<br />

Grosse Exkursion Griechenland 8.9. – 20.9.2007 -82-


Stopp 8-6<br />

Aussicht auf North Evaikos Golf<br />

N°<br />

W###°<br />

N<br />

Basin of<br />

North<br />

Evaikos<br />

Basin of<br />

Lokris<br />

Basin of<br />

Beatikos<br />

Kifisos<br />

S<br />

2<br />

2<br />

4<br />

1<br />

3<br />

1<br />

3<br />

Subpelagonisches Detachment<br />

Parnassos<br />

1: Karbonate (Kreide)<br />

2: Ophiolite<br />

3: Alluvium (Quartär)<br />

4: Kontinentale Sedimente (Pleistozän)<br />

Abb. 9.10: Profilschnitt durch das Detachment<br />

Grosse Exkursion Griechenland 8.9. – 20.9.2007 -83-


Stopp 8-7<br />

Thermopyles<br />

N38°47.35’<br />

E22°31.35’<br />

Die Thermopylen (Thermopyles = heißes Tor)<br />

gehören zum Thermalring Griechenlands, wodurch<br />

sich auch dessen Name erklären lässt. Die<br />

Thermalquellen befinden sich im Sperchios Graben<br />

und treten an dessen Störungsbahnen an die<br />

Oberfläche. Durch den hohen Materialeintrag des<br />

Sperchios ist das Meer seit der Schlacht der<br />

Griechen gegen die Perser (480 v. Chr.) um ca.<br />

2000 m zurückgewichen und hat der Bucht so ihre<br />

strategische Relevanz genommen.<br />

Die Quellen besitzen sowohl einen tektonische als<br />

auch vulkanische Beeinflussung, wobei man heute<br />

der Meinung ist, dass die Tektonik hier eine<br />

bedeutendere Rolle spielt als der Vulkanismus. Die<br />

Ophiolithe im Untergrund bilden die Aquifuge für das<br />

Thermalwasser.<br />

Die Hauptionen des Thermalwasser sind Na und Cl.<br />

Hieraus resultiert, dass die Quellen langsam<br />

versalzen und schon heute eine Mischung von 63%<br />

Meerwasser und 37% GW aufweisen. Die<br />

Gesamtschüttung der Quellen ist 500 bis 1000 L/s,<br />

wobei dessen Zirkulationsrate etwa 150 a beträgt<br />

und die Durchschnittstemperatur bei 40,6°C liegt.<br />

Abb. 9.11: Persisches Heer an den Thermopylen (Miller et al. 2007)<br />

Grosse Exkursion Griechenland 8.9. – 20.9.2007 -84-


Stopp 8-8<br />

Arkitsa Mega Scarp<br />

N38°43.57’<br />

E23°00.22’<br />

Durch Abtragen der Schuttmassen zum Bau der<br />

nahegelegenen Autobahn in den 70er und 80er Jahren wurden<br />

mehr als 2 Hektar Störungsfläche freigelegt. Der scarp gehört<br />

wegen seiner großflächigen Exposition zu den am besten<br />

untersuchten aktiven Störungen der Welt.<br />

• Dip 60°-63°N<br />

• Throw ~200 m, 25°sinistral oblique slip<br />

• Hangendes: quartäre Sedimente<br />

• Liegendes: Massenkalk (Kreide)<br />

• Fläche weist zahlreiche Undulationen auf<br />

• Mehrere Harnischgenerationen mit teilweise sehr hoher<br />

Varianz in Winkel und Richtung<br />

• Stammt aus dem recht jungen N-S gerichteten Extensiven<br />

Regime hervorgerufen durch die Blockade des Hellenischen<br />

Bogens nördlich von Lefkasos.<br />

• aktiv seit dem späten Pleistozän<br />

• Zur Zeit noch weniger Versatz als die älteren NE-SW<br />

streichenden Störungen.<br />

Abb. 9.12: Arkitsa Störungsfläche<br />

Grosse Exkursion Griechenland 8.9. – 20.9.2007 -85-


(10) Ein herzliches Dankeschön<br />

für die gute Betreuung, hervorragende Führung und große Hilfe im griechischen Alltag<br />

Dr. Ioannis Papanikolaou (1) Dr. Giorgios Stamatis (2)<br />

Prof. Dimitri Papanikolaou (1)<br />

1 Laboratory of Natural Hazards, National and Kapodistrian University of Athens, Greece<br />

2 Laboratory of Mineralogy and Geology, Agricultural University of Athens, Greece<br />

Grosse Exkursion Griechenland 8.9. – 20.9.2007 -86-

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