Lese- und Spielaktionen in Bibliotheken
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Fachbeiträge<br />
<strong>Lese</strong>- <strong>und</strong> Literaturförderung<br />
ÖBiB 5|2005<br />
Spielaktion "Eisscholle"<br />
(Foto Stadtbücherei Nordenham)<br />
stellen es – natürlich falsch – wieder<br />
zurück <strong>in</strong>s Regal, manchmal<br />
sogar auf den Kopf. Unter großem<br />
Gekreische wird e<strong>in</strong> Buch zur Theke<br />
geschleppt, dort „verbucht“, zurückgebracht<br />
<strong>und</strong> auf dem Bücherwagen<br />
wieder zum Regal gefahren.<br />
2. „Der Wilde W<strong>in</strong>d weht“ ist e<strong>in</strong><br />
wahrhaft magisches Spiel, das regelmäßig<br />
„mit Gewalt“ beendet<br />
werden muß. E<strong>in</strong>e steht <strong>in</strong> der<br />
Mitte e<strong>in</strong>es Stuhlkreises, sie kann<br />
dann den WW wehen lassen für<br />
alle, die gern Milchreis essen,<br />
blaue Augen haben... Die müssen<br />
sich schnell e<strong>in</strong>en neuen Platz suchen,<br />
die <strong>in</strong> der Mitte aber auch.<br />
E<strong>in</strong> ausgezeichnetes Kennenlernspiel.<br />
3. Oftmals müssen die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong><br />
Gruppen aufgeteilt werden. Jeder<br />
muß e<strong>in</strong> Los mit Tierbildern ziehen.<br />
Natürlich muß geheim bleiber,<br />
was jeder hat. Anschließend<br />
müssen sich die K<strong>in</strong>der an den typischen<br />
Tierlauten zu Gruppen zusammenf<strong>in</strong>den.<br />
Besonders macht<br />
das natürlich im Dunkeln Spaß!<br />
Dieses Pr<strong>in</strong>zip kann man beliebig<br />
variieren.<br />
4. E<strong>in</strong> gleichfalls beliebig veränderbares<br />
Spiel ist die „Eisscholle“ (s.<br />
Abb.). Ob Boot, Floß, Fliegender<br />
Teppich, das Pr<strong>in</strong>zip ist immer<br />
gleich. Zuerst wird bei passender<br />
Musik wacker gerudert, bei Musikstop<br />
wird das Boot leider immer<br />
um die Hälfte kle<strong>in</strong>er...<br />
5. Es gibt Spiele, die jeder kennt <strong>und</strong><br />
nicht groß erklärt werden müssen.<br />
Gerade diese lassen sich gut übertragen,<br />
z.B. das Personenmemory.<br />
Zwei gehen raus, je zwei bilden e<strong>in</strong><br />
Paar mit gleichen Gesten (e<strong>in</strong>e<br />
gruselige, e<strong>in</strong> bestimmter Gesichtsausdruck...).<br />
Dann darf geraten<br />
werden.<br />
6. Sch<strong>in</strong>g-Schang-Schong zu mehreren<br />
spielen? Zwei Gruppen stehen<br />
sich gegenüber, besonders spannend:<br />
Jungs gegen Mädchen. Die<br />
Gruppen müssen sich jeweils auf<br />
e<strong>in</strong>e Figur mit e<strong>in</strong>er speziellen Geste<br />
verständigen. Der „Samurai“<br />
tötet den „Löwen“, der „Löwe“<br />
frisst die „Alte Frau“, der sich ritterlich<br />
der „Samurai“ beugt. Auf<br />
Kommando treten die Mannschaften<br />
gegene<strong>in</strong>ander an. Die unterlegene<br />
Gruppe verliert zwei Mitspieler/<strong>in</strong>nen,<br />
beide gleicher Figur verlieren<br />
beide e<strong>in</strong>e. E<strong>in</strong> „Aufwecker“.<br />
7. Auch Staffeln lassen sich ausgezeichnet<br />
e<strong>in</strong>setzen. Die Gruppen<br />
treten gegene<strong>in</strong>ander an. Bei Klassenführungen<br />
gibt es immer e<strong>in</strong>e<br />
Signaturenstaffel. Br<strong>in</strong>ge e<strong>in</strong> beliebiges<br />
Buch aus dieser Bestandsgruppe.<br />
Bei unseren Bildersignaturen<br />
leicht möglich. Man kann<br />
auch mit Fotos arbeiten, br<strong>in</strong>ge<br />
aus dieser Ecke das bestimmte<br />
Buch. Staffeln lassen sich auch<br />
beim Bra<strong>in</strong>storm<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>setzen.<br />
Zwei Staffeln. Jede hat e<strong>in</strong>e Schreiber<strong>in</strong>,<br />
die am anderen Ende des<br />
Raumes sitzt. Die Erste rennt los,<br />
teilt der Schreiber<strong>in</strong> ihre E<strong>in</strong>fälle<br />
mit, die sie notiert, rennt zurück,<br />
dann die Nächste. Zum Beispiel:<br />
Was denken Jungs über Mädchen,<br />
Mädchen über Jungs?<br />
8. Quizspiele s<strong>in</strong>d immer beliebt.<br />
Me<strong>in</strong>e bevorzugte Variante ist<br />
„Wahr oder Gelogen“. Passt sehr<br />
gut zu allen thematischen Aktionen.<br />
9. Erzählspiele: jeder darf im Kreis<br />
e<strong>in</strong> Wort oder e<strong>in</strong>en Satz sagen.<br />
Wenn man e<strong>in</strong>mal rum ist, muss<br />
die Geschichte s<strong>in</strong>nvoll beendet<br />
se<strong>in</strong>. Spiele dieser Art f<strong>in</strong>den sich<br />
speziell <strong>in</strong> Büchern über Improvisationstheater.<br />
10. Und zum Abschluss e<strong>in</strong> Entspannungsspiel:<br />
Pizzabacken. Alle stehen<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em großem Kreis. Jeder<br />
hat e<strong>in</strong>en Rücken vor sich. Dann<br />
muß zuerst Mehl aufs Blech<br />
(Rücken) gestreut werden, dann<br />
kommt Wasser dazu, gut kneten,<br />
rollen, ...belegen mit ... , <strong>in</strong> den<br />
Ofen schieben, zerteilen <strong>und</strong> AUF-<br />
ESSEN!!!<br />
<strong>Lese</strong>- <strong>und</strong> <strong>Spielaktionen</strong><br />
Mit diesen Elementen lassen sich nun<br />
Aktionen sozusagen „aus dem Ärmel<br />
schütteln“.<br />
E<strong>in</strong> Beispiel. Im K<strong>in</strong>dergarten dürfen<br />
die Schulanfänger nach ihrem Abschiedsausflug<br />
noch e<strong>in</strong>mal dort übernachten.<br />
Der Mann aus der Bücherei<br />
gestaltet den Abend. Wir spielen das<br />
Märchen „Die Bremer Stadtmusikanten“.<br />
Zuerst müssen die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> Esel,<br />
H<strong>und</strong>e, Katzen <strong>und</strong> Hähne aufgeteilt<br />
werden. Nachdem die Tiere sich gegenseitig<br />
abgeholt haben – „Was besseres<br />
als den Tod...“ – geht über Stock<br />
<strong>und</strong> Ste<strong>in</strong> – da muss über Baumstämme<br />
gehopst werden., es geht hoch <strong>in</strong><br />
den Berg... – bis zu e<strong>in</strong>em Fluss. Der<br />
kann natürlich nur auf e<strong>in</strong>em Floß<br />
überw<strong>und</strong>en werden, doch oje...Die<br />
Tiere schleichen sich an das Räuberhaus<br />
an <strong>und</strong> hören dem Räuber zu,<br />
der e<strong>in</strong>e Gruselgeschichte erzählt, bevor<br />
sie ihn selbst mit grauenhaftem<br />
Geschrei zu Tode erschrecken. Anschließend<br />
geht es <strong>in</strong>s Bett. Und vor<br />
dem E<strong>in</strong>schlafen gibt es noch e<strong>in</strong>e<br />
Gute-Nacht-Geschichte mit dem Kamishibai.<br />
Materialaufwand: Lose, Betttücher<br />
für die „Flöße“, e<strong>in</strong> Räuberhut,<br />
das Kamishibai. Vorbereitungszeit:<br />
praktisch null.<br />
Es kl<strong>in</strong>gt fast nach e<strong>in</strong>em Märchen,<br />
mit e<strong>in</strong>em Kamishibai, drei Geschichten<br />
<strong>und</strong> zehn Spielen kommt man<br />
durchs Leben. Es steckt natürlich viel<br />
Arbeit dah<strong>in</strong>ter. Noch e<strong>in</strong> paar Ratschläge:<br />
■ fangen Sie mit wenigen Spielen <strong>und</strong><br />
e<strong>in</strong>er Geschichte an<br />
■ lassen Sie sich nicht entmutigen.<br />
Was kann denn im schlimmsten<br />
Fall passieren?<br />
■ wenn Sie e<strong>in</strong>e gewisse Erfahrung<br />
haben, kommen die neuen Spiel<strong>und</strong><br />
Aktionsideen von alle<strong>in</strong>e<br />
■ horten Sie ke<strong>in</strong>e Spielebücher, wenige<br />
reichen<br />
■ bedenken Sie immer: die Beziehung<br />
Akteur<strong>in</strong>/<strong>in</strong> zur Gruppe ist entscheidend<br />
■ also zw<strong>in</strong>gen Sie sich nicht. Wenn<br />
Sie merken, dass es nicht ihr D<strong>in</strong>g<br />
ist, lassen sie es. Niemand muss alles<br />
können.7 Jochen Dudeck