Museumsinfoblatt 04/2012.pdf - Oberösterreichischer ...
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„Muse Museum“ ― ein<br />
Museum als Ort der<br />
Inspiration<br />
4<br />
Hintergründe zur Konzeption des neu eröffneten<br />
Webereimuseums im Textilen Zentrum Haslach<br />
Haslach war lange Zeit das Zentrum der<br />
Mühlviertler Leinenindustrie und ist<br />
nach wie vor als Weberort bekannt.<br />
Sowohl die lange Tradition als auch der<br />
internationale Webermarkt, der seit über 20 Jahren<br />
jährlich im Sommer veranstaltet wird und viele<br />
Textilkünstlerinnen und -künstler, Handwerkerinnen<br />
und Handwerker sowie Tausende Gäste nach<br />
Haslach führt, tragen zu diesem Bild des Ortes<br />
bei. Einst gab es in Haslach über 25 Webereien,<br />
die größtenteils klein- und mittelbetrieblich<br />
organisiert waren. Die einzige Ausnahme stellte<br />
die Firma Vonwiller dar, ein Großbetrieb, der<br />
Hunderte Menschen beschäftigte und der das<br />
gesamte wirtschaftliche und soziale Leben in<br />
Haslach maßgeblich prägte. Das Unternehmen<br />
genoss große Bekanntheit und produzierte Stoffe,<br />
die schon vor 1900 nahezu in die ganze Welt<br />
exportiert wurden. Wunderbare Musterbücher mit<br />
kostbaren Jacquardgeweben aus der Zeit um 1900,<br />
die heute im Archiv des Textilen Zentrums Haslach<br />
aufbewahrt werden, zeugen noch immer von der<br />
hohen Qualität der damals hergestellten Gewebe.<br />
Wehrhaft auf einem Felsmassiv nahe<br />
dem Ortszentrum gebaut, dominiert der<br />
architektonisch hochinteressante Fabrikkomplex<br />
seit fast 200 Jahren das Haslacher Ortsbild<br />
und steht als identitätsstiftendes Wahrzeichen<br />
symbolhaft für die ehemalige Bedeutsamkeit<br />
des Webens für das Leben in diesem Ort.<br />
1. Entstehung und Grundidee des<br />
Textilen Zentrums Haslach<br />
Als nach vielen Höhen und Tiefen 1999 schließlich<br />
feststand, dass das Unternehmen Vonwiller<br />
endgültig schließen musste, kaufte die Gemeinde<br />
den beinahe baufälligen Komplex auf und konnte<br />
ihn in den letzten Jahren mittels EU- und Landesgeldern<br />
grundlegend revitalisieren. Einige Jahre<br />
später wurde auch noch ein zweites, unmittelbar<br />
angrenzendes Fabrikgebäude der ehemaligen Buntweberei<br />
Obermüller erworben. Unter der Planung<br />
des örtlichen Architekturbüros Arkade wurden die<br />
beiden Fabriken mit modernen architektonischen<br />
Teilen verbunden und sukzessive in ein lebendiges<br />
Kultur- und Dienstleistungszentrum umgewandelt.<br />
In der Folge entstanden die ersten Ideen, neben<br />
der nunmehr vielfältigen Nutzung des Areals, im<br />
Gebäudekomplex auch einen Bezug zur Geschichte<br />
des Hauses herzustellen und dafür Flächen zur<br />
Bespielung vorzusehen: Das örtliche Webereimuseum,<br />
das in den 1970er Jahren vom Haslacher<br />
Heimatverein an einem anderen Standort liebevoll<br />
eingerichtet wurde, sollte in die neu adaptierten<br />
Räumlichkeiten übersiedeln. Der Bestand des Museums<br />
dokumentiert auf beeindruckende Weise mit<br />
vielen kulturgeschichtlich interessanten Exponaten<br />
die lokale Textilgeschichte. Alle Gerätschaften zur<br />
historischen Flachsaufbereitung, verschiedenste<br />
Handwebstühle, erste mechanische Webmaschinen<br />
und eine überdimensionale Kastenmangel sind<br />
ebenso gesammelt worden wie eine Vielzahl alter<br />
Textilien, Musterbücher, Urkunden und Dokumente.<br />
Im Laufe der Jahre wurde das Museum allerdings<br />
nie überarbeitet und entsprach somit nicht mehr<br />
dem aktuellen Stand. Während früher fast jeder<br />
Besucher einen unmittelbaren Bezug zur Materie<br />
hatte, kann heute grundlegendes Wissen über textile<br />
Materialien und Techniken nicht mehr vorausgesetzt<br />
werden. Im Zuge der Übersiedlung sollte<br />
daher eine völlige Neukonzeption ausgearbeitet<br />
und ein Bogen zwischen den wunderbaren historischen<br />
Objekten und unserem heutigen Umgang mit<br />
Textilien gespannt werden. Zu diesem Zweck wurde<br />
eine Arbeitsgruppe gebildet und es entstand eine<br />
Kooperation mit der Textilabteilung der Kunstuniversität<br />
Linz, die das Projekt inhaltlich begleitete.<br />
Bei der Arbeit in der Gruppe stellte sich bald her-