Michel Reddé (ed.) Oedenburg Les camps militaires julio-claudiens
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PATRICIA VANDORPE · STEFANIE JACOMET<br />
CHAPITRE 9 : PFLANZLICHE ERNÄHRUNG<br />
Die Untersuchung der pflanzlichen Reste aus den Grabungen im Militärlager der römischen Si<strong>ed</strong>lung<br />
O<strong>ed</strong>enburg/Biesheim-Kunheim ermöglicht einen Einblick in die pflanzliche Ernährung des Militärs.<br />
Die nachgewiesenen Pflanzenreste aus verschi<strong>ed</strong>enen Gruben des Militärlagers stammen aus<br />
Mineralbodenerhaltung und wurden überwiegend in mineralisiertem Zustand 1 geborgen. Es handelt sich<br />
vor allem um kleinsamige Nahrungspflanzen. Andere Wildpflanzen wie etwa Unkräuter wurden nur sehr<br />
wenige gefunden. Ersteres Kriterium gibt starke Hinweise auf die Präsenz von Fäkalien 2 . Die Analysen der<br />
Klein- und Gross-Tierknochen aus denselben Strukturen deuten in dieselbe Richtung.<br />
Verschi<strong>ed</strong>ene Strukturen wurden während den Grabungen im Militärlager beprobt. Alle Bodenproben wurden<br />
mittels Halbflotation (wash-over) geschlämmt. Die botanischen Reste wurden mit Hilfe einer Stereolupe<br />
Wild M3Z bei 6- bis 40-facher Vergrösserung ausgelesen und nach den am Institut für Prähistorische<br />
und Naturwissenschaftliche Archäologie der Universität Basel (IPNA) üblichen Methoden bestimmt und<br />
analysiert.<br />
Die pflanzlichen Reste der hier vorgestellten Ergebnisse stammen von fünf Proben aus den drei folgenden<br />
Strukturen:<br />
1. Grube (S 487 3 ) im Bereich des Osttors des Lagers B (Abb. 4.70)<br />
2. zwei Gruben (S 691 4 vom Lager A und S 692 5 vom Lager B) im Bereich des Nordtors des Lagers A (Abb.<br />
4.5).<br />
Die Ergebnisse der Analysen sind in der Tabelle Abb. 9.1 zusammengefasst. Im Ganzen wurden 1597<br />
Pflanzenreste (ohne Holzkohle) ausgelesen. 97 % der Reste waren mineralisiert erhalten, 3 % verkohlt. Die<br />
Fundkonzentration der Pflanzenreste lag zwischen 27 und 66 Stück pro Liter. Die Erhaltung der Pflanzenreste<br />
war – wie bei mineralisierten Resten üblich – mässig, weshalb 260 Reste nicht näher bestimmbar waren.<br />
Insgesamt konnten 23 Taxa bestimmt werden, wovon 14 Taxa den Nutzpflanzen zugeordnet werden<br />
können.<br />
1<br />
Mineralisierung des organischen Materials findet statt, wenn hohe<br />
Konzentrationen an Phosphat (z.B. im Latrinenbereich) vorhanden<br />
sind: F. J. Green, Phosphatic Mineralization of Se<strong>ed</strong>s from<br />
Archaeological Sites. Journal of Archaeological Science 6, 1979,<br />
279-284. – Ausführlich siehe dazu S. Jacomet, Und zum Dessert<br />
Granatapfel – Ergebnisse der archäobotanischen Untersuchungen.<br />
In: A. Hagendorn / H. W. Doppler / A. Huber / H. Hüster-Plogmann<br />
/ S. Jacomet / C. Meyer-Freuler / B. Pfäffli / J. Schibler, Zur Frühzeit<br />
von Vindonissa. Auswertung der Holzbauten der Grabung<br />
Windisch-Breite 1996-1998. Veröffentlichungen der Gesellschaft<br />
pro Vindonissa 18/1 (Brugg 2003) 173-229.<br />
2<br />
Für eine Übersicht S. Jacomet / C. Wagner, Mineralisierte Pflanzenreste<br />
aus einer römischen Latrine des Kastell-Vicus (Zurzach). In: R.<br />
Hänggi / C. Doswald / K. Roth-Rubi (Hrsg.) Die frühen römischen<br />
Kastelle und der Kastell-Vicus von Ten<strong>ed</strong>o-Zurzach. Aargauische<br />
Kantonsarchäologie (Brugg 1994) 321-343. – Neu dazu ausführlich:<br />
S. Jacomet 2003 (Anm. 1), 173ff.<br />
3<br />
Zwei Proben aus dem unteren Bereich der Grube (Brunnen?) wurden<br />
analysiert.<br />
4<br />
Von dieser Grube wurden zwei Proben analysiert, eine ist ein<br />
Topfinhalt, die andere stammt von der Grubenfüllung.<br />
5<br />
Eine Probe aus der Füllung dieser Grube wurde untersucht.<br />
Odenburg I 365