Ev. Kirchengemeinde Roth - Gemeindebrief Mai - Juli 2014
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Biblische Besinnung<br />
zur Apg 8, Vers 26 - 40<br />
„Oh, wie peinlich! Wie der sich benimmt. Das<br />
sieht man gleicht, dass der nicht von hier ist. Und<br />
dann auch noch in unserem Gotteshaus... So<br />
etwas geht doch nicht. Das müsste der doch<br />
wissen!“<br />
„Hat der gar keine Angst, sich lächerlich zu<br />
machen?“<br />
Ja, vielleicht hatte er Angst! Wer blamiert sich<br />
schon gerne aus lauter Unwissenheit. Wer<br />
bewegt sich schon sicher auf fremden religiösen<br />
Terrain.<br />
Der Eunuch aus dem fernen Land war vermutlich<br />
nicht ganz freiwillig zu einem solchen geworden.<br />
Wer es unter der strengen Königin, der Kandake,<br />
zu etwas bringen wollte, der musste zu solchen<br />
Opfern bereit sein.<br />
Und dann sein Auftritt im Tempel zu Jerusalem.<br />
Was suchte er da nur? Sicherlich hat sein<br />
Erscheinen Aufsehen erregt. Ob sich wohl<br />
jemand die Mühe machte, ihn anzusprechen?<br />
Davon wird nichts berichtet. Wir erfahren aber,<br />
dass er dort in Jerusalem im Tempel gewesen<br />
war, um den Gott Israels anzubeten und dass er<br />
dort auch eine heilige Schrift erworben hatte, in<br />
deren Studium er sich gleich auf dem Rückweg<br />
noch vertiefte.<br />
So traf ihn Philippus an. Der kommt freilich gar<br />
nicht erst in Versuchung, über den seltsamen<br />
Fremden zu reden. Die beiden sind allein. Die<br />
Begegnung findet auf der Straße statt, fernab<br />
vom Trubel der Stadt.<br />
Ob es die Annäherung leichter macht? Vermutlich<br />
hätte es genügend Gründe gegeben, sich aus<br />
dem Weg zu gehen.<br />
Philippus nähert sich zunächst einmal vorsichtig,<br />
geht mit, schaut und hört hin. Als er mitbekommt,<br />
dass der Kämmerer aus der Schrift des Propheten<br />
Jesaja liest, beginnt er ein Gespräch.<br />
Philippus lässt sich weder von Vorurteilen noch<br />
von Ängsten leiten. Er muss sich nicht verstecken.<br />
Auf Augenhöhe führen sie ein Gespräch<br />
über die Glaubensfragen, die den Mann zu seiner<br />
Foto: Joachim Klenk<br />
weiten Reise bewegt haben.<br />
Ein bisschen wie Philippus sein! Das wünsche<br />
ich mir auch manchmal: Ich möchte den Mut<br />
haben, die inneren Bilder und Vorurteile beiseite<br />
zu legen und Fremden ganz unvoreingenommen<br />
zu begegnen.<br />
Auch das möchte ich von Philippus lernen: Mich<br />
als Gesprächspartnerin in Glaubensfragen in<br />
Anspruch nehmen zu lassen. Nicht durch<br />
Bevormundung anderen die Freiheit nehmen,<br />
vielmehr spontan Hilfe anbieten, wo ich den<br />
Bedarf sehe. Eine manchmal „gnadenlose<br />
Kontinuität“ (E. Bloch) unterbrechen. Es kann<br />
ganz einfach sein…<br />
Pfrin Ulrike Bartelt