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Parteikommunismus in der Weimarer Republik. - Rosa-Luxemburg ...

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BECKER, JENTSCH<br />

<strong>Parteikommunismus</strong><br />

702<br />

<strong>Weimarer</strong> <strong>Republik</strong>?, <strong>in</strong>: Internationale<br />

Wissenschaftliche<br />

Korrespondenz (IWK),<br />

34. Jg., März 1998, Heft 1,<br />

S. 182-189.<br />

5 Vgl. Andreas Wirsch<strong>in</strong>g:<br />

»Stal<strong>in</strong>isierung« o<strong>der</strong> entideologisierte<br />

»Nischengesellschaft«?<br />

Alte und<br />

neue Thesen zum Charakter<br />

<strong>der</strong> KPD <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Weimarer</strong><br />

<strong>Republik</strong>, <strong>in</strong>: Vierteljahreshefte<br />

für Zeitgeschichte<br />

(VfZ), 45(1997), S. 449-469;<br />

Klaus-Michael Mallmann:<br />

Gehorsame Parteisoldaten<br />

o<strong>der</strong> eigens<strong>in</strong>nige Akteure?<br />

Die <strong>Weimarer</strong> Kommunisten<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Kontroverse – E<strong>in</strong>e<br />

Erwi<strong>der</strong>ung, <strong>in</strong>: VfZ,<br />

47(1999), S. 401-415.<br />

6 Vgl. Klaus K<strong>in</strong>ner: Der<br />

Deutsche Kommunismus...,<br />

a.a.O., S. 13.<br />

schworen, was teilweise zu grotesken und folgenschweren Fehlschlüssen<br />

(Märzaktion 1921, »Deutscher Oktober« 1923 o<strong>der</strong> die<br />

Sozialfaschismusthese ab 1924), teilweise aber auch zu realistischeren<br />

Konzepten (E<strong>in</strong>heitsfront, Arbeiterregierung) führte.<br />

An<strong>der</strong>s als für Mallmann spielt für K<strong>in</strong>ner <strong>der</strong> Kampf verschiedener<br />

politischer L<strong>in</strong>ien, zwischen »l<strong>in</strong>ken« Voluntaristen und<br />

»rechten« Realisten e<strong>in</strong>e wichtige Rolle. 1923, das Jahr <strong>der</strong> Hyper<strong>in</strong>flation<br />

und des fehlgeschlagenen »deutschen Oktober« war e<strong>in</strong>e<br />

Zäsur, weil unter Verletzung <strong>der</strong> <strong>in</strong>nerparteilichen Demokratie<br />

wichtige Parteiführer (Brandler, Thalheimer u.a.) degradiert und<br />

entmachtet wurden, um vom Versagen <strong>der</strong> Kom<strong>in</strong>tern-Führung abzulenken.<br />

Dagegen markierte das Jahr 1928/29 das »Ende des eigenständigen<br />

deutschen <strong>Parteikommunismus</strong>« (K<strong>in</strong>ner), weil dessen<br />

Selbständigkeit im Zuge <strong>der</strong> E<strong>in</strong>griffe von außen, die während<br />

<strong>der</strong> Thälmann-Wittorf-Affäre von Moskau erfolgten, aufhörte zu<br />

existieren. Diese unstrittigen Befunde f<strong>in</strong>den sich auch schon bei<br />

Hermann Weber. Der e<strong>in</strong>setzende L<strong>in</strong>kskurs, parallel dazu verlief<br />

die »Stal<strong>in</strong>isierung« <strong>der</strong> KPD, stieß vor dem H<strong>in</strong>tergrund <strong>der</strong> Weltwirtschaftskrise<br />

und <strong>der</strong> »Politisierung« <strong>der</strong> Massen auch bei <strong>der</strong><br />

KPD-Basis auf Zustimmung. Die wortradikale Politik des »Thälmannschen<br />

ZK« 1929-1933 umschreibt K<strong>in</strong>ner mit dem Term<strong>in</strong>us<br />

»desorientierter Antifaschismus«. Bewaffneter Wi<strong>der</strong>stand wäre<br />

1933 e<strong>in</strong> Abenteuer gewesen.<br />

Indessen sche<strong>in</strong>t den langjährigen Kommunismusforscher, <strong>der</strong><br />

nunmehr als Geschäftsführer des sächsischen <strong>Rosa</strong>-<strong>Luxemburg</strong>-<br />

Vere<strong>in</strong>s und Mitglied <strong>der</strong> Historischen Kommission <strong>der</strong> PDS dort<br />

die geschichtspolitischen und -wissenschaftlichen Weichen stellt,<br />

<strong>der</strong> <strong>der</strong>zeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Historikerzunft schwelende Streit, 5 ob und <strong>in</strong>wieweit<br />

exogene o<strong>der</strong> endogene Faktoren zum Entstehen e<strong>in</strong>es autoritären<br />

Kommunismus <strong>in</strong> Deutschland beigetragen haben, nur am<br />

Rande zu <strong>in</strong>teressieren. Obwohl es hier um Grundsatzfragen, etwa<br />

um e<strong>in</strong>e radikale Historisierung <strong>der</strong> Leistungen des deutschen und<br />

<strong>in</strong>ternationalen Kommunismus, geht und die kritische Diskussion<br />

darüber zur Normalität e<strong>in</strong>er Parteihistoriographie gehört. Letzteres<br />

thematisierte Elke Reuter (Berl<strong>in</strong>) mit ihrer Frage, ob die Zeit<br />

für e<strong>in</strong>e objektive Bewertung <strong>der</strong> kommunistischen Geschichte<br />

schon reif sei. Schließlich habe für die marxistisch-len<strong>in</strong>istische<br />

Historiographie die KPD als höchste theoretische Instanz gegolten,<br />

doch was bleibe heute noch von ihren theoretischen Leistungen<br />

übrig?<br />

Merkwürdigerweise unterläßt K<strong>in</strong>ner die von ihm selbst gefor<strong>der</strong>te<br />

– und von Mallmann praktizierte – Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit<br />

den proletarischen Milieus, auf die sich die KPD stützen konnte.<br />

Sowohl K<strong>in</strong>ners Buch als auch se<strong>in</strong>en Elgersburger Ausführungen<br />

mangelt es an e<strong>in</strong>er genaueren Untersuchung <strong>der</strong> »mentalen und<br />

milieugeprägten Verortungen« und <strong>der</strong> »politisch-ideologischen<br />

Standorte« <strong>der</strong> KPD-Anhänger/<strong>in</strong>nen, 6 um das ke<strong>in</strong>eswegs ungetrübte<br />

Verhältnis zwischen Parteiführung und Parteibasis beurteilen<br />

zu können. Statt dessen vernachlässigt er Methoden <strong>der</strong> Sozialgeschichtsschreibung<br />

und fällt zurück <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e politik- und organisationsgeschichtliche<br />

Vorgehensweise, die sich mit Cliquen- und<br />

Machtkämpfen, ideologischen Streitigkeiten etc. befaßt. Als se<strong>in</strong>

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