18.06.2014 Aufrufe

Morbus Pick, eine harte Diagnose - Alzheimer-Bulletin 1/2011

Die frontotemporale Demenz ist eine eher seltene Demenzform, welche die Angehörigen vor sehr grosse Herausforderungen stellt. Sie ist das Hauptthema dieses Magazins der Alzheimervereinigung beider Basel.

Die frontotemporale Demenz ist eine eher seltene Demenzform, welche die Angehörigen vor sehr grosse Herausforderungen stellt. Sie ist das Hauptthema dieses Magazins der Alzheimervereinigung beider Basel.

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nr. 1 ı <strong>2011</strong><br />

bulletin<br />

verstehen statt vergessen<br />

<strong>Alzheimer</strong>vereinigung beider Basel<br />

Information für Mitglieder und Gönner<br />

ı InHALT<br />

Editorial 2<br />

Die frontotemporale Demenz 2<br />

ı IM BREnnpunkT<br />

<strong>Morbus</strong> <strong>Pick</strong> – <strong>eine</strong> <strong>harte</strong> <strong>Diagnose</strong><br />

Broschüren, die weiterhelfen 3<br />

Märchenkönig mit <strong>Morbus</strong> <strong>Pick</strong>? 3<br />

Erfahrungsbericht:<br />

Immer wieder schwere Momente 4<br />

Förderung durch Rhythmus<br />

und Bewegung 5<br />

Spitex-Verband Baselland 5<br />

Neue Gruppen:<br />

Bedürfnisgerechte Angebote 6<br />

Geschäftsstelle an neuer Adresse 6<br />

Aus der Beratung:<br />

Entlastung für Angehörige 7<br />

Kulturgenuss für die Gewinnerin 7<br />

Hohe Besucherzahl in Niederdorf 8<br />

Werden Sie Mitglied 8<br />

Impressum 8<br />

Schweizerische <strong>Alzheimer</strong>vereinigung<br />

Sektion beider Basel<br />

Klingelbergstrasse 23 ı 4031 Basel<br />

Beratungstelefon 061 265 38 88<br />

www.alzbb.ch<br />

Spendenkonto PC 40-10517-6<br />

Die frontotemporale Demenz ist für Betroffene und deren Partner <strong>eine</strong> sehr grosse Heraus -<br />

forderung.<br />

Es war die grosse Liebe, als sich Silvia und<br />

Martin* auf dem Campingplatz begegneten.<br />

Nach der Heirat folgten glückliche<br />

Jahre, den Kindern ermöglichten sie ein<br />

gutes Zuhause, und als diese flügge geworden<br />

waren, freute sich das Paar auf gemeinsame<br />

Reisen in ferne Länder. Aber da<br />

begann sich Martin zu verändern. Aus dem<br />

aktiven, liebevollen Mann wurde in wenigen<br />

Jahren ein antriebsloser Tyrann. Silvia<br />

verlor ihren Martin, wie sie ihn dreissig Jahre<br />

lang gekannt und geliebt hatte. Es gab<br />

ihn nicht mehr, obwohl er noch da war.<br />

Aggressivität und Enthemmung<br />

Wenn jemand an <strong>eine</strong>r Demenz erkrankt,<br />

verändert sich die Persönlichkeit. Bei der<br />

frontotemporalen Demenz, auch <strong>Morbus</strong><br />

<strong>Pick</strong> genannt, ist diese Veränderung besonders<br />

gravierend, das heisst, für den gesunden<br />

Partner äusserst schwer zu ertragen<br />

und zu akzeptieren. <strong>Morbus</strong> <strong>Pick</strong>, benannt<br />

nach dem Prager Arzt Arnold <strong>Pick</strong>, der die<br />

Krankheit um 1900 als erster beschrieben<br />

hatte, ist viel seltener als die <strong>Alzheimer</strong>-<br />

Krankheit. Die Symptome sind von Antriebslosigkeit,<br />

Aggressivität und <strong>eine</strong>r Enthemmung<br />

geprägt, durch welche die<br />

Betroffenen gegen fundamentale Anstandsregeln<br />

verstossen.<br />

Bekanntheit fördern<br />

Auch wenn die frontotemporale Demenz<br />

selten vorkommt, gibt es in der Schweiz<br />

doch über zweitausend Menschen, die daran<br />

erkrankt sind. Für sie und ihre Angehörigen<br />

ist es wichtig, dass auch ihr Schicksal<br />

wahrgenommen wird. Das vorliegende<br />

<strong>Bulletin</strong> soll dazu beitragen. ww<br />

* Namen erfunden


ı EDITORIAL<br />

Yvonne<br />

Müller-Blaser,<br />

Geschäftsführerin<br />

Liebe Leserinnen und Leser<br />

Im letzten Herbst waren wir während<br />

<strong>eine</strong>s Monats mit dem <strong>Alzheimer</strong>-Info-<br />

Mobil in den Basler Halbkantonen<br />

unterwegs, um über Demenzerkrankungen<br />

zu informieren. Das Interesse<br />

an dieser Kampagne war gross, das<br />

Echo sehr positiv. Sicher gab es auch<br />

Menschen, die sich durch unsere<br />

Botschaft gestört fühlten, vielleicht weil<br />

sie Angst hatten, selber an <strong>eine</strong>r<br />

Demenz zu erkranken. Oder wie jene<br />

Dame, die mich anrief und sich darüber<br />

empörte, dass überall nur über Alz -<br />

heimer berichtet würde und es doch<br />

noch andere Demenzformen gäbe.<br />

Dieser beherzte Schritt führte zur<br />

Wahl unseres aktuellen Schwerpunktthemas,<br />

die frontotemporale Demenz.<br />

Lesen Sie dazu den Fachbeitrag auf<br />

dieser Seite und auf Seite 4 den Er fahrungs<br />

bericht <strong>eine</strong>r Angehörigen, die<br />

ihren kranken Mann seit Jahren zu<br />

Hause betreut. Offen und eindrücklich<br />

berichtet sie über die schwerwiegenden<br />

Auswirkungen dieser seltenen<br />

Demenzerkrankung auf ihren Alltag<br />

und wie oft sie sich dabei allein und<br />

unverstanden gefühlt hat. Der Autorin<br />

bin ich für das mutige Zeugnis zu<br />

grossem Dank verpflichtet.<br />

Ein Beitrag über die positiven Effekte<br />

der Rhythmik nach Émile Jaques-Dalcroze<br />

auf Gedächtnisleistungen und<br />

Wohlbefinden, Artikel über Entlastungsmöglichkeiten<br />

für pflegende<br />

Angehörige und weitere informative<br />

Texte runden unser Maibulletin ab.<br />

Gute Lektüre und frühlingshafte<br />

Grüsse<br />

ı IM BREnnpunkT<br />

Die frontotemporale<br />

Demenz (FTD)<br />

Dr. Marc Sollberger von der Basler Memory Clinic erklärt, was die wenig<br />

bekannte frontotemporale Demenz auszeichnet.<br />

Bei <strong>eine</strong>r degenerativen Hirnkrankheit bildet<br />

sich Hirngewebe kontinuierlich zurück,<br />

was zu Funktionsverlusten führt. Die frontotemporale<br />

Demenz ist <strong>eine</strong> solche Hirnkrankheit,<br />

wobei vor allem vorne gelegene<br />

Anteile des Stirnlappens, des Lobus frontalis,<br />

und des Schläfenlappens, des Lobus<br />

temporalis, betroffen sind, deshalb die Bezeichnung<br />

«frontotemporal». Diese Hirnregionen<br />

sind sehr wichtig für die Verarbeitung<br />

emotionaler und sozialer Eindrücke<br />

sowie für handlungsbezogene Aufgaben<br />

wie zum Beispiel die Planungsfähigkeit,<br />

aber auch für die geistige Flexibilität. Oft<br />

tritt die frontotemporale Demenz zwischen<br />

dem 50. und 60. Lebensjahr auf, in seltenen<br />

Fällen, insbesondere bei mehrfachem<br />

Vorkommen innerhalb <strong>eine</strong>r Familie,<br />

kann sie sich aber schon ab dem 35.<br />

Lebensjahr bemerkbar machen. In nur etwa<br />

zehn Prozent der Fälle beginnt die<br />

Krankheit nach dem 70. Lebensjahr. Sie<br />

tritt somit im Allgem<strong>eine</strong>n früher auf als<br />

die <strong>Alzheimer</strong>-Krankheit.<br />

Anspruchsvolles Krankheitsbild<br />

Bei Betroffenen zeigt sich die frontotemporale<br />

Demenz grundsätzlich durch <strong>eine</strong><br />

schleichende Veränderung der Persönlichkeit<br />

und des Sozialverhaltens sowie durch<br />

unpassende Handlungen. Folgende Symptome<br />

treten typischerweise auf, je nach<br />

Stadium der Krankheit all<strong>eine</strong> oder zusammen<br />

mit anderen: enthemmtes und sozial<br />

unangebrachtes Verhalten, fehlende Einsicht<br />

in das unangebrachte Verhalten, was<br />

bis zu fehlender Krankheitseinsicht reichen<br />

kann, Apathie, Abnahme der Fähigkeit,<br />

sich in andere einzufühlen, gestörte Impulskontrolle,<br />

Essstörungen (Fresssucht,<br />

typischerweise von Süssigkeiten), unanständiges<br />

Essverhalten (Essen mit den Fingern,<br />

lautes Schmatzen), erhöhte Ablenkbarkeit,<br />

von Umgebungsreizen abhängiges<br />

Verhalten, zwanghaftes und sich wiederholendes<br />

Verhalten, Störungen der Planungsfähigkeit,<br />

der Entscheidungsfindung<br />

und des abstrakten Denkens. Gleichzeitig<br />

oder nachfolgend zu diesen Symptomen<br />

können <strong>eine</strong> Muskelschwäche auftreten<br />

sowie Beschwerden, die mit denjenigen<br />

der Parkinson-Krankheit vergleichbar sind,<br />

wie zum Beispiel <strong>eine</strong> eingeschränkte Beweglichkeit<br />

der Arme und B<strong>eine</strong> oder ein<br />

unsicherer Gang. Von Gedächtnisproblemen<br />

wird zum Teil ebenfalls berichtet, sie stehen<br />

jedoch nicht im Vordergrund. Diese<br />

sogenannten Gedächtnisprobleme sind im<br />

Allgem<strong>eine</strong>n die Folge erhöhter Ablenkbarkeit<br />

oder die Schwierigkeit, vorhandene<br />

Information abzurufen. Somit sind sie, im<br />

Gegensatz zu Gedächtnisproblemen bei<br />

<strong>Alzheimer</strong>-Patienten, nicht Folge <strong>eine</strong>r<br />

Speicherstörung von neuen Informationen.<br />

Falsche oder späte <strong>Diagnose</strong><br />

In der Öffentlichkeit, aber auch in der Ärzteschaft<br />

ist die frontotemporale Demenz<br />

wenig bekannt. Zudem nehmen die Betroffenen<br />

die Veränderungen, die durch die<br />

Krankheit verursacht werden, typischerweise<br />

nicht oder nur sehr eingeschränkt<br />

wahr. So kommt es oft zu Fehldiagnosen,<br />

oder die richtige <strong>Diagnose</strong> wird erst spät<br />

gestellt. Die im Vordergrund stehenden<br />

Verhaltensstörungen werden im Frühstadium<br />

der Krankheit häufig im Sinne <strong>eine</strong>r<br />

psychiatrischen Krankheit gedeutet, als depressive<br />

Episode etwa oder als schizophrenes<br />

Syndrom.<br />

Aufgrund der Vielschichtigkeit des Krankheitsbildes<br />

sollten bei der Abklärung verschiedene<br />

Fachbereiche zusammenarbeiten.<br />

Eine umfassende Abklärung sollte<br />

folgende Bereiche beinhalten:<br />

• Ausführliche Erhebung der Krankengeschichte<br />

mit besonderem Blick auf<br />

Verhaltensveränderungen. Sehr wichtig:<br />

Einbezug der Angehörigen<br />

• Neurologisch und psychiatrisch ausgerichtete<br />

medizinische Untersuchung<br />

• Umfassende neuropsychologische<br />

Untersuchung<br />

• Untersuchung der Blutwerte<br />

• Bildgebung des Gehirns<br />

2


Wenige Behandlungsmöglichkeiten<br />

Bis heute gibt es k<strong>eine</strong> Behandlungen, die<br />

den Krankheitsverlauf <strong>eine</strong>r frontotemporalen<br />

Demenz verlangsamen oder stoppen.<br />

Es gibt jedoch Medikamente, welche einige<br />

der Verhaltensstörungen positiv beeinflussen<br />

können. Verhaltenstherapeutische<br />

Ansätze, ähnlich denjenigen bei Patienten<br />

mit <strong>eine</strong>r psychiatrischen Krankheit, existieren<br />

leider noch nicht, jedoch bestehen<br />

dahingehende Anstrengungen. Von<br />

grösster Bedeutung ist – wie bei <strong>Alzheimer</strong>-Patienten<br />

– die Beratung und Unterstützung<br />

der Angehörigen.<br />

Dr. med. Marc Sollberger,<br />

Oberarzt in der Neurologischen Klinik /<br />

Memory Clinic des Universitätsspitals Basel<br />

ı DIEnSTLEISTunGEn<br />

Broschüren, die weiterhelfen<br />

Eine belastende Situation wird durch unbeantwortete<br />

Fragen noch schwieriger, als sie<br />

es schon ist. Umgekehrt wirken fundierte Informationen<br />

entspannend. Sie klären auf<br />

und helfen weiter. Die <strong>Alzheimer</strong>vereinigung<br />

bietet <strong>eine</strong> Reihe kostenloser Informationsblätter<br />

und Broschüren an, die offene Fragen<br />

beantworten können.<br />

Eine Reihe seltener Demenzerkrankungen<br />

wie die frontotemporale Demenz, das<br />

Korsakow-Syndrom oder die Creutzfeldt-<br />

Jakob-Krankheit werden im Informationsblatt<br />

«Seltene Demenzerkrankungen» beschrieben.<br />

Weitere Blätter widmen sich<br />

den Themen «Abklärung und <strong>Diagnose</strong><br />

<strong>eine</strong>r Demenz», «Entlastung für pfle-<br />

gende Angehörige» sowie<br />

«Finanzielle Ansprüche bei<br />

Demenzkrank-<br />

heiten». Sehr informativ sind auch die Broschüren<br />

«Demenz – <strong>Diagnose</strong>, Behandlung<br />

und Betreuung» sowie «Leben mit Demenz<br />

– Tipps für Angehörige und Betreuende».<br />

ww<br />

ı GESCHICHTE<br />

Märchenkönig mit <strong>Morbus</strong> <strong>Pick</strong>?<br />

Als Arnold <strong>Pick</strong> als erster die frontotemporale<br />

Demenz beschrieb, war der<br />

bayerische König Ludwig II. schon<br />

rund 15 Jahre tot. Dieser König, der<br />

das wunderschöne Schloss Neuschwanstein<br />

bauen liess, ging als<br />

Märchenkönig in die Geschichte ein.<br />

Aber nicht nur Märchenschlösser<br />

beschäftigen s<strong>eine</strong> Nachwelt bis in<br />

unsere Tage, sondern auch s<strong>eine</strong><br />

mögliche geistige Erkrankung und sein<br />

Ableben. Er wurde zusammen mit<br />

dem Arzt, der mit s<strong>eine</strong>m Gutachten<br />

zur Entmündigung des Königs beige -<br />

tragen hatte, im Starnberger See tot<br />

aufgefunden. Es gibt unterschiedlichste<br />

Theorien, was sich zugetragen<br />

haben könnte. Was die medizinische<br />

<strong>Diagnose</strong> aus heutiger Sicht angeht,<br />

sieht der Münchner Psychiatrieprofessor<br />

Dr. Hans Förstl Hinweise auf <strong>eine</strong><br />

frontotemporale Demenz.<br />

Der Märchenkönig wurde in den<br />

letzten Lebensjahren menschenscheu,<br />

aggressiv, er verhielt sich immer<br />

eigentümlicher und neigte zu ungewöhnlichen<br />

Ritualen. Im Autopsiebericht<br />

wird <strong>eine</strong> auffallende Verkl<strong>eine</strong>rung<br />

des Frontalhirns erwähnt.<br />

Das sind starke Indizien.<br />

ww<br />

August IB 163A03 2010<br />

© IB Februar 9.03.01–1d 2008<br />

Finanzielle Ansprüche bei Demenzkrankheiten<br />

Nimmt die Gehirnleistung ab, verschafft <strong>eine</strong> Abklärung beim<br />

Abklärung und <strong>Diagnose</strong> <strong>eine</strong>r Demenz<br />

a l z h e i m e r<br />

Hausarzt mit einfachen Mitteln oft Klarheit. Sind die Resultate<br />

auffällig oder unklar, findet <strong>eine</strong> weitere Abklärung bei <strong>eine</strong>m<br />

Team von Spezialisten statt – meist in <strong>eine</strong>r Memory-Clinic. Die<br />

frühe Abklärung <strong>eine</strong>r Demenzerkrankung ist wichtig, denn sie<br />

hilft, die Veränderungen zu verstehen, die Krankheit besser zu<br />

behandeln und besser damit umzugehen.<br />

© IB April 5.02.01–1 2009<br />

Eine Demenzkrankheit ist oft mit grossen Kosten verbunden.<br />

Abklärung, medizinische Behandlung, vor allem aber die Pflege-<br />

und Betreuungskosten können zu <strong>eine</strong>r finanziellen Belastung<br />

werden. Je nach persönlicher Lage und Erfordernissen der<br />

Viele Krankheiten können das Hirngewebe schädigen<br />

und die Funktion des Gehirns verschlechtern. Sind<br />

mehrere kognitive Fähigkeiten des Gehirns dauerhaft<br />

beeinträchtigt und die Aktivitäten im Alltag zuneh­<br />

mend eingeschränkt, spricht man von <strong>eine</strong>r Demenz­<br />

erkrankung. Je nach Erkrankung und Persönlichkeit<br />

äussert sich dies anders. Folgende Veränderungen<br />

gelten jedoch als Warnzeichen <strong>eine</strong>r Demenz :<br />

Schweizerische <strong>Alzheimer</strong>vereinigung<br />

▲ Gedächtnisprobleme: Betroffenen fällt es schwer,<br />

sich Namen, Daten etc. zu merken oder neue<br />

Dinge zu lernen.<br />

Leben<br />

▲ Betroffene haben Mühe mit der Sprache, mit dem<br />

Entlastung für pflegende Angehörige<br />

Planen und Durchführen alltäglicher Dinge, mit<br />

dem Erkennen von Gegenständen, Personen oder<br />

Orten.<br />

▲ In <strong>eine</strong>r Abklärung findet man rasch heraus, ob<br />

▲ Veränderungen der Persönlichkeit und Gemütsverfassung:<br />

Betroffene vernachlässigen ihr Äusseres,<br />

wirken antriebslos oder unruhig; sie treffen<br />

ungewöhnliche Entscheidungen.<br />

sich die Leistung des Gehirns tatsächlich verschlechtert<br />

hat oder ob die Beunruhigung über<br />

<strong>eine</strong> Verschlechterung unberechtigt ist.<br />

Krankheit besteht ein Anspruch auf finanzielle Hilfe. Bis man<br />

jedoch <strong>eine</strong>n Überblick über die Leistungen hat, braucht es<br />

etwas Zeit und Aufwand.<br />

mit Demenz<br />

▲ Sozialer Rückzug: Betroffene nehmen nicht mehr<br />

am sozialen Leben teil und ziehen sich zurück.<br />

Das Leben mit Demenz ist für Kranke und pflegende Angehörige<br />

anstrengend. Da Demenzkranke lange Zeit zu Hause leben, sind<br />

pflegende Angehörige oft über Monate und Jahre stark gefor-<br />

dert. Gerade in solchen Situationen helfen Entlastungsangebote.<br />

Sie unterstützen pflegende Angehörige bei ihren Aufgaben und<br />

▲ Ergibt die Abklärung <strong>eine</strong> Störung der Gehirnleistung,<br />

wird untersucht, ob es sich um Symptome<br />

handelt, die <strong>eine</strong>r Demenz ähnlich sind, aber von<br />

<strong>eine</strong>r anderen Krankheit (z.B. Depression) verursacht<br />

werden. In solchen Fällen kann <strong>eine</strong> Behandlung<br />

die Störung teilweise oder ganz beheben.<br />

Oft pflegen Angehörige über Jahre hinweg Tag für<br />

Tag ihre demenzkranke Mutter oder Ehefrau, den<br />

demenzkranken Vater oder Ehemann. Was zu Beginn<br />

der Krankheit vielleicht noch gut möglich ist, wird<br />

mit der Zeit zu <strong>eine</strong>r immer grösseren Aufgabe. Eine<br />

Aufgabe, der man irgendwann nicht mehr all<strong>eine</strong><br />

gewachsen ist, auch wenn man glaubt alles selbst<br />

erledigen zu müssen. Spätestens jetzt ist es Zeit, Unterstützung<br />

durch Entlastungsangeboten zu suchen.<br />

Entlastungsangebote haben viele Vorteile. Sie sind<br />

für die demenzkranke Person <strong>eine</strong> sinnvolle Abwechslung<br />

: Eine andere Umgebung, andere Menschen<br />

motivieren den Demenzkranken zu neuen Aktivitäten,<br />

oft mit <strong>eine</strong>r positiven Wirkung auf das Verhalten<br />

und die geistigen Fähigkeiten. Für die betreuenden<br />

Angehörigen wiederum bedeuten solche Momente<br />

willkommene Pausen, in denen sie entweder für sich<br />

sind oder andere wichtige Dinge erledigen können.<br />

Entlastungsangebote kommen also beiden zugute,<br />

dem demenzkranken Menschen und dem pflegenden<br />

Angehörigen. Sie bringen Abwechslung und<br />

Entspannung ins tägliche Leben und tragen dazu bei,<br />

dass Menschen mit Demenz länger mit ihren pflegenden<br />

Angehörigen zu Hause bleiben können.<br />

Jeder Mensch kann aufgrund <strong>eine</strong>r unglücklichen<br />

Situation in <strong>eine</strong> schwierige finanzielle Lage kom-<br />

men: Man hat <strong>eine</strong>n schweren Unfall und kann nicht<br />

mehr arbeiten oder leidet an <strong>eine</strong>r chronischen Krankheit,<br />

die mit hohen Behandlungs- und Pflegekosten<br />

verbunden ist. Damit wir den negativen Folgen <strong>eine</strong>r<br />

solchen Situation nicht schutzlos ausgeliefert sind,<br />

gibt es in der Schweiz Sozial- und andere Versicherungen.<br />

Jeder kann sie bei gegebener Voraussetzung<br />

beanspruchen. All diese Versicherungsleistungen<br />

sind ein Beitrag an die finanziellen Ausgaben oder<br />

Ausfälle, die durch die Krankheit entstehen, und dürfen<br />

nicht mit Fürsorge- oder Sozialhilfeleistungen<br />

verwechselt werden.<br />

Wer bei <strong>eine</strong>r Demenzerkrankung finanzielle<br />

Ansprüche geltend machen möchte, muss sich zuerst<br />

<strong>eine</strong>n Überblick schaffen. Nicht überall in der Schweiz<br />

werden die gleichen Kriterien angewendet. Je nach<br />

persönlicher Situation sind unterschiedliche Versicherungen<br />

für die Unterstützung zuständig, werden<br />

Kosten bezahlt oder auch nicht. Bis man die <strong>eine</strong>m<br />

zustehende Hilfe erhält, braucht es Zeit und Aufwand.<br />

Wer zahlt aber was ? In diesem Infoblatt bieten wir<br />

<strong>eine</strong>n Überblick über die wichtigsten Kostenpunkte<br />

bei <strong>eine</strong>r Demenzkrankheit und zeigen auf, wer diese<br />

allenfalls zu welchem Grad deckt. Im Beiblatt werden<br />

die wichtigsten Träger unserer sozialen Sicherheit<br />

aufgeführt. Bei allen Angaben handelt es sich aber<br />

nur um allgem<strong>eine</strong> Informationen. Besprechen Sie<br />

Ihre persönliche Situation in jedem Fall mit <strong>eine</strong>r<br />

Eine Abklärung hilft weiter<br />

Häufen sich die oben beschriebenen Warnzeichen, so<br />

ist <strong>eine</strong> Abklärung bei der Hausärztin oder beim Hausarzt<br />

angesagt. Eine frühe Abklärung hat Vorteile:<br />

September IB 163A06 2010<br />

Fachperson. Hinweise dazu finden Sie am Schluss des<br />

Infoblattes.<br />

ermöglichen Demenzkranken neue Aktivitäten.<br />

a l z h e i m e r<br />

Ärztliche Untersuchungen<br />

Die obligatorische Krankenversicherung ( Grundversicherung<br />

) übernimmt grundsätzlich die Kosten von<br />

ärztlichen Untersuchungen, soweit sie wirksam,<br />

zweckmässig und wirtschaftlich sind. Bei Demenzkrankheiten<br />

werden also übernommen : Abklärungen<br />

und <strong>Diagnose</strong>stellung und die dafür benötigten<br />

Untersuchungstechniken, beispielsweise <strong>eine</strong> MRI-<br />

Untersuchung . Nicht übernommen werden PET-Untersuchungen.<br />

▲ Eine Abklärung deckt auch auf, ob die Störungen<br />

mit anderen Faktoren zusammenhängen: Probleme<br />

mit dem Sehen oder Hören oder Nebenwirkungen<br />

von Medikamenten.<br />

Als Demenz bezeichnet man <strong>eine</strong>n Zustand des<br />

Gehirns, bei dem im Vergleich zu früher mehrere<br />

Fähigkeiten beeinträchtigt sind. Diese Beeinträchtigungen<br />

betreffen das Gedächtnis und mindestens<br />

<strong>eine</strong> der folgenden kognitiven Fähigkeiten: die Sprache,<br />

das Handeln, das Erkennen von Personen und<br />

Gegenständen sowie das Planen und Organisieren<br />

von alltäglichen Dingen. Damit verbunden ist oft <strong>eine</strong><br />

Veränderung des Verhaltens und der Gemütsverfas-<br />

sung : Betroffene werden unruhig, ängstlich, depressiv<br />

oder leiden unter wahnhaften Vorstellungen. Von<br />

<strong>eine</strong>r Demenz spricht man dann, wenn die Störungen<br />

<strong>eine</strong> Person bei den Aktivitäten des täglichen<br />

Lebens einschränken und sie nicht mehr selbständig<br />

zurechtkommt.<br />

Hilfe suchen ohne Schuldgefühle<br />

Wer sich längere Zeit intensiv um <strong>eine</strong> demenzkranke<br />

Person gekümmert hat, scheut sich oft fremde Hilfe<br />

anzunehmen. Es plagen Zweifel oder gar Schuldgefühle:<br />

Warum schaffe ich es nicht ? Kann ich ihr oder<br />

ihm das antun ? Bei solchen Gedanken wäre es gut,<br />

sich einmal zurückzulehnen und sich folgende Punkte<br />

durch den Kopf gehen zu lassen :<br />

▲ Wird <strong>eine</strong> Demenz diagnostiziert, haben medikamentöse<br />

und nicht­medikamentöse Behandlungen<br />

<strong>eine</strong> positive Wirkung auf den Verlauf der<br />

Krankheit und die Lebensqualität der Betroffenen.<br />

Tipps<br />

für Angehörige<br />

und Betreuende<br />

Seltene Demenzerkrankungen<br />

Zahlreiche Krankheiten beeinträchtigen die Fähigkeiten und die<br />

Leistung des Gehirns. Dieses Krankheitsbild wird Demenz ge-<br />

nannt. Häufig handelt es sich dabei um <strong>eine</strong> <strong>Alzheimer</strong>-Krankheit<br />

oder vaskuläre Demenz. Es gibt aber auch zahlreiche seltene<br />

Demenzerkrankungen. Dazu zählen<br />

: Lewy-Körper-Demenz, Par-<br />

kinson-Demenz, frontotemporale Demenz, Korsakow-Syndrom,<br />

▲ Überlegen Sie sich, was Sie für die demenzkranke<br />

Person schon alles tun. Bräuchten Sie nicht einmal<br />

<strong>eine</strong> Verschnaufpause ?<br />

Creutzfeldt-Jakob-Krankheit, Demenzerkrankung bei Down Syn-<br />

drom und sekundäre Demenzformen.<br />

▲ Achten Sie einmal darauf, wie Sie sich fühlen.<br />

Sind Sie erschöpft und freudlos ? Schlafen Sie<br />

schlecht und sind Sie gereizt oder ängstlich ? Leiden<br />

Sie unter Schmerzen oder anderen körperlichen<br />

Beschwerden ? Wäre <strong>eine</strong> Entlastung nicht<br />

sinnvoll, bevor Sie selbst ernsthaft krank werden<br />

?<br />

Medikamente<br />

Die Grundversicherung übernimmt die Kosten für<br />

sämtliche Medikamente, die ärztlich verschrieben<br />

und in der sogenannten Spezialitätenliste aufgeführt<br />

sind. Alle <strong>Alzheimer</strong>medikamente sind dort enthalten<br />

und werden unter gewissen Bedingungen von der<br />

Grundversicherung bezahlt.<br />

Verschreibt ein Arzt ein nicht kassenpflichtiges<br />

Medikament, muss er den Patienten vorgängig informieren.<br />

▲ Eine frühe Demenzdiagnose hilft, die Krankheit zu<br />

verstehen und auf die Veränderungen zu reagieren.<br />

So kann <strong>eine</strong> erkrankte Person wichtige Dinge<br />

noch selbständig planen oder regeln.<br />

reversiblen Demenzformen. Eine entsprechende<br />

Behandlung kann die Demenz oft stabilisieren oder<br />

sogar teilweise oder ganz rückgängig machen.<br />

Insgesamt zählt man heute über hundert meist<br />

seltenere Demenzkrankheiten, wovon die häufigsten<br />

hier aufgeführt sind.<br />

▲ Belasten Sie gewisse Aspekte der Krankheit stark ?<br />

Zum Beispiel Probleme oder Verhaltensweisen der<br />

betroffenen Person, wie ihre Unruhe oder Aggression<br />

?<br />

Lewy-Körper-Demenz und Parkinson-Demenz<br />

Bei der Lewy-Körper-Demenz handelt es sich um <strong>eine</strong><br />

Demenzform, die Ähnlichkeiten mit der <strong>Alzheimer</strong>-<br />

Krankheit und der Parkinson-Krankheit aufweist.<br />

Ursache sind winzige runde Eiweissablagerungen im<br />

Gehirn, sogenannte Lewy-Körper. Lewy-Körper schä-<br />

digen die Nervenzellen und unterbrechen den Aus-<br />

tausch von Botenstoffen, wodurch die Gehirnfunk-<br />

tion beeinträchtigt wird. Sie sind 1912 erstmals vom<br />

deutschen Arzt Friedrich Lewy beschrieben worden<br />

und tragen seitdem s<strong>eine</strong>n Namen.<br />

▲ Möchten Sie vorübergehend die Verantwortung<br />

abgeben oder wieder einmal richtig durchschlafen<br />

?<br />

Ärztlich verschriebene Therapien<br />

Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie werden von<br />

der Grundversicherung übernommen, wenn sie von<br />

diplomierten Therapeuten im Auftrag des Arztes<br />

durchgeführt werden.<br />

▲ Menschen mit Demenz, oft aber auch Familienmitglieder<br />

und Bekannte sind sich nicht bewusst,<br />

wie viel Arbeit Sie täglich leisten. Sie unterschätzen<br />

den Aufwand. Entscheiden Sie also selbst,<br />

wann Sie <strong>eine</strong> Entlastung anfordern.<br />

▲ Überlegen Sie sich, welche Unterstützung Sie bald<br />

einmal benötigen könnten, auch wenn es jetzt<br />

noch geht.<br />

1<br />

1<br />

Einer Demenz liegt meist <strong>eine</strong> fortlaufende Zerstörung<br />

des Hirngewebes zugrunde. Man spricht in diesem<br />

Fall von primären, irreversiblen oder degenerativen<br />

Demenzformen. Der Krankheitsprozess findet<br />

direkt im Gehirn statt und kann nach heutigem Wissen<br />

weder aufgehalten noch geheilt werden. In rund<br />

50 Prozent der Fälle handelt es sich um <strong>eine</strong> <strong>Alzheimer</strong>-Krankheit<br />

und in rund 20 Prozent der Fälle um<br />

<strong>eine</strong> vaskuläre, also gefässbedingte, Demenz (siehe<br />

Infoblatt: Häufige Demenzkrankheiten). In rund 10<br />

Als eigenständiges Krankheitsbild hat sich die<br />

Lewy-Körper-Demenz erst in den 1980er Jahren her-<br />

ausgebildet. Wie bei allen Demenzerkrankungen ist<br />

Prozent der Fälle ist die Demenz die Folge <strong>eine</strong>r anderen<br />

Krankheit. Man spricht hier von sekundären oder<br />

sie durch den fortlaufenden Abbau der kognitiven<br />

Fähigkeiten gekennzeichnet. Als Folge davon kommt<br />

1<br />

Bestellung unter<br />

Tel. 061 265 38 88 oder<br />

online auf www.alzbb.ch<br />

<strong>eine</strong> erkrankte Person im Alltag nicht mehr selbstän-<br />

dig zurecht. Da <strong>eine</strong> Lewy-Körper-Demenz anders als<br />

<strong>eine</strong> <strong>Alzheimer</strong>-Demenz behandelt werden muss, ist<br />

es wichtig, die Krankheit möglichst früh richtig zu<br />

diagnostizieren. Dazu stehen heute in grossen Abklä-<br />

1<br />

König Ludwig II. von Bayern (1845 –1886)<br />

3


ı IM BREnnpunkT<br />

Immer wieder schwere Momente<br />

Eine Angehörige berichtet von ihrem Mann, <strong>eine</strong>m <strong>Morbus</strong> pick-patienten<br />

In letzter Zeit wird vermehrt über die <strong>Alzheimer</strong>-Erkrankung<br />

berichtet. Doch es gibt<br />

noch viele andere Demenzerkrankungen.<br />

So zum Beispiel <strong>Morbus</strong> <strong>Pick</strong>, die frontotemporale<br />

Demenz.<br />

Bei m<strong>eine</strong>m Patienten – ich<br />

verwende bewusst das Wort<br />

«Patient», weil ich mich sukzessive<br />

von m<strong>eine</strong>m Mann<br />

verabschieden musste –<br />

machte sich diese Krankheit<br />

schon vor über 19 Jahren bemerkbar.<br />

Als er 60 Jahre alt wurde, wollte<br />

er nur noch halbtags arbeiten. Ich vermutete,<br />

er sei überfordert. Und es fielen mir Persönlichkeitsveränderungen<br />

auf. Er wurde<br />

aggressiv, dann wieder depressiv. Die Mitmenschen<br />

merkten lange nichts, aber es<br />

war der schleichende Beginn <strong>eine</strong>r Krankheit,<br />

deren Namen ich noch nicht kannte.<br />

Er fing an, überall zu urinieren, wobei er<br />

sich von Passanten nicht gestört fühlte. Es<br />

kam zu <strong>eine</strong>r Enthemmung, sein Verhalten<br />

wurde exhibitionistisch, er kaufte Sexspielzeuge,<br />

trug sie mit sich herum oder versteckte<br />

sie auf der Allmend. Oft lief er von<br />

zuhause weg, und ich musste ihn suchen.<br />

Mit Geld konnte er nicht mehr umgehen.<br />

Es war mir aber nicht erlaubt, sein Konto<br />

sperren zu lassen.<br />

Mein Mann kaufte sich nicht jugendfreie<br />

Filme und besuchte entsprechende Shops.<br />

Auch suchte er <strong>eine</strong> Partnervermittlung<br />

auf. Als ich dies zufällig entdeckte und deren<br />

Geschäftsleitung kontaktierte, wollte<br />

diese nichts vom Zustand m<strong>eine</strong>s Mannes<br />

mitbekommen haben. Er habe gesagt, er<br />

sei glücklich verheiratet und habe <strong>eine</strong> gute<br />

Frau, wurde mir erklärt. Gleichzeitig sprach<br />

mein Mann mir gegenüber von Scheidung.<br />

S<strong>eine</strong> Sprache war zeitweise «verwaschen»,<br />

und vielmals schwankte er beim<br />

Gehen. Mein Mann sei betrunken, musste<br />

ich mir deshalb von Mitmenschen anhören.<br />

Auch machte sich <strong>eine</strong> Fresslust bemerkbar.<br />

Es durften k<strong>eine</strong> Lebensmittel herumliegen.<br />

Er stöberte in den Küchenschränken<br />

nach Essbarem, so dass mir nichts<br />

«Der Therapeut war<br />

nicht fähig, den Zustand<br />

m<strong>eine</strong>s Mannes richtig<br />

einzuordnen, und suchte<br />

die Schuld für die<br />

Probleme bei mir.»<br />

anderes übrig blieb, als die Lebensmittel<br />

einzuschliessen.<br />

Als ich an <strong>eine</strong>m Nachmittag ungeplant<br />

nach Hause kam, befand sich im Badezimmer<br />

<strong>eine</strong> fremde Frau. Mein<br />

Mann rechtfertigte dies damit,<br />

dass er sich habe massieren<br />

lassen wollen. In der<br />

Folge wollte mein Mann zusammen<br />

mit mir <strong>eine</strong><br />

Paartherapie aufsuchen. Ich<br />

war von diesem Vorgehen<br />

nicht überzeugt, ging aber schliesslich mit.<br />

Das Resultat war ein Desaster. Der Therapeut<br />

war nicht fähig, den Zustand m<strong>eine</strong>s<br />

Mannes richtig einzuordnen, und suchte<br />

die Schuld für die Probleme bei mir. Er<br />

wollte mich sogar an <strong>eine</strong>n Psychiater<br />

überweisen und war der Meinung, die<br />

Therapie abbrechen zu müssen. Weil ich in<br />

m<strong>eine</strong>r Verzweiflung sagte, es wäre bald<br />

besser, wenn ich nicht mehr da wäre, hielt<br />

er mich für suizidgefährdet. Und mein<br />

Mann war nicht bereit, <strong>eine</strong>n Arzt aufzusuchen.<br />

Ich wusste nicht mehr weiter, m<strong>eine</strong> Kraft<br />

neigte sich dem Ende zu, Selbstzweifel kamen<br />

auf. Dann rief ich m<strong>eine</strong>n<br />

früheren Hausarzt an und erzählte<br />

ihm, dass im Kopf m<strong>eine</strong>s<br />

Mannes etwas nicht stimmen<br />

würde. Der Arzt veranlasste ein<br />

MRI. Es wurde ein gutartiger Tumor<br />

bei der Hypophyse entdeckt,<br />

der operativ entfernt werden konnte.<br />

Ich schöpfte Hoffnung, dass nun alles<br />

besser wird.<br />

Aber es war nicht so. Es folgten Abklärungen<br />

beim Endokrinologen und in der<br />

Basler Memory Clinic. Dann endlich, über<br />

zehn Jahre nach den ersten Symptomen,<br />

stand die <strong>Diagnose</strong> fest: <strong>Morbus</strong> <strong>Pick</strong>. Von<br />

den Mitarbeitenden der Memory Clinic erhielt<br />

ich die lang ersehnte Hilfe. Medikamente,<br />

die mein Mann einnehmen musste,<br />

führten zu <strong>eine</strong>r gewissen Erleichterung.<br />

Ich besuchte <strong>eine</strong> Angehörigengruppe,<br />

was mir nicht so viel brachte, weil mein<br />

«Dann endlich,<br />

über zehn Jahre<br />

nach den ersten<br />

Symptomen, stand<br />

die <strong>Diagnose</strong> fest.»<br />

Mann kein <strong>Alzheimer</strong>patient ist. Ich konnte<br />

in der Gruppe nicht über m<strong>eine</strong> Probleme<br />

sprechen. Ich schämte mich zu sehr.<br />

Zu m<strong>eine</strong>r Entlastung konnte mein Mann<br />

nun an zwei Tagen pro Woche ein Tagesheim<br />

besuchen. Dafür bin ich sehr dankbar.<br />

Er hat k<strong>eine</strong> Krankheitseinsicht, weshalb er<br />

sich im Tagesheim nicht als Patient betrachtet.<br />

Auf die Frage, was er dort tue, antwortet<br />

er: «Ich spiele Klavier für <strong>Alzheimer</strong>patienten.»<br />

Das geht tatsächlich noch einigermassen.<br />

Aber der körperliche und geistige<br />

Abbau schreitet voran. Eine Unterhaltung<br />

kann ich schon lange nicht mehr mit ihm<br />

führen. Er bekundet Mühe beim Gehen<br />

und stolpert hie und da. Allerdings kennt<br />

er noch immer die Mitmenschen. Er liebt<br />

sein Zuhause, läuft nicht mehr weg und<br />

lebt in s<strong>eine</strong>r eigenen Welt. Um Hygiene<br />

und Körperpflege kümmert er sich nicht<br />

mehr. Sie gehören zu m<strong>eine</strong>n Aufgaben.<br />

Für die formellen Angelegenheiten m<strong>eine</strong>s<br />

Patienten erhielt ich mit Unterstützung des<br />

Notariats der Gemeinde <strong>eine</strong> Generalvollmacht.<br />

Dies erspart viele Unannehmlichkeiten.<br />

Ansonsten war und ist es schwer,<br />

s<strong>eine</strong> Krankheit akzeptieren zu lernen. Immer<br />

wieder gibt es schwere<br />

Momente, die überwunden<br />

werden müssen. Zuzusehen,<br />

wie ein Mensch – manchmal<br />

ein so fremder Mensch – zerfällt,<br />

braucht so viel Kraft. Jeder<br />

Tag muss einzeln gelebt<br />

werden. Demenzerkrankungen nehmen<br />

zu. Ich wünsche mir, dass Angehörige und<br />

Pflegende mehr Hilfe, Verständnis und Unterstützung<br />

erhalten.<br />

4


ı unSERE pARTnER<br />

Förderung durch Rhythmus<br />

und Bewegung<br />

Im Basler «Memory Atelier Jaques-Dalcroze» können Menschen mit leichter<br />

bis mittelschwerer Demenz zusammen mit <strong>eine</strong>r Betreuungsperson<br />

von den vielen positiven Wirkungen der rhythmischen Musik- und Bewegungsintervention<br />

profitieren.<br />

Émile Jaques-Dalcroze, ein Schweizer Komponist<br />

und Musikpädagoge, lebte von<br />

1865 bis 1950. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts<br />

entwickelte er in Genf körperliche<br />

Übungen, die zu improvisierter Klaviermusik<br />

ausgeführt werden. Durch verschiedene,<br />

dem Rhythmus folgende Bewegungen<br />

(«Multitasking») wird der Mensch<br />

für die Wahrnehmung s<strong>eine</strong>r Ganzheit sensibilisiert.<br />

S<strong>eine</strong> geistige und körperliche<br />

Mobilität wird dadurch gefördert. Bei gesunden<br />

Senioren führt diese Musik- und<br />

Die Übungen zu Klaviermusik verbessern unter anderem die geistige und körperliche Mobilität.<br />

Bewegungsintervention, wie die Methode<br />

auch bezeichnet wird, zu <strong>eine</strong>r Halbierung<br />

des Sturzrisikos. Die Fähigkeit, zwei Dinge<br />

gleichzeitig zu tun, nimmt zu. Menschen,<br />

die an <strong>Alzheimer</strong> erkrankt sind, verbessern<br />

sich im sprachlichen Ausdruck und leiden<br />

weniger an Schlaflosigkeit. Tägliche Aufgaben<br />

können leichter bewältigt werden.<br />

Die in Gruppen ausgeübte Musik- und Bewegungsintervention<br />

hat für demenzerkrankte<br />

Personen noch mehr positive Auswirkungen.<br />

Die fröhliche und kreative<br />

Atmosphäre während des Kurses hebt die<br />

Stimmungslage der Teilnehmenden, gleichzeitig<br />

nehmen Begleitsymptome wie Aggressionen<br />

und Verwirrbarkeit ab. Auch die<br />

Beziehung zur Betreuungsperson, die am<br />

Kurs teilnimmt, wird günstig beeinflusst.<br />

Durch den ungewohnten Austausch eröffnen<br />

sich neue Perspektiven der Begegnung<br />

und Verständigung.<br />

Der Kursort in Basel befindet sich an der<br />

Kornhausgasse 7. Für Informationen und<br />

Anmeldungen stehen die Kursleiterin Gabriela<br />

Chrisman (Tel. 044 920 16 92) und Projektleiter<br />

Charles Studer (Tel. 061 403 01 50)<br />

gerne zur Verfügung.<br />

ww<br />

ı unSERE pARTnER<br />

Spitex-Verband Baselland<br />

Im Kanton Baselland gibt es 24 örtliche und<br />

4 im gesamten Kanton tätige Spitexorganisationen.<br />

Deren Dachorganisation ist der<br />

Spitex-Verband Baselland. Dieser unterstützt<br />

die einzelnen Organisationen in ihrer<br />

Aufgabe als qualitativ hochstehende und<br />

unternehmerisch tätige Leistungserbringer<br />

und vertritt ihre Interessen in der Öffentlichkeit<br />

und gegenüber den Behörden.<br />

Von der Grundpflege bis zum<br />

Wäschedienst<br />

Die gemeinnützigen Spitexorganisationen<br />

sind Dreh- und Angelpunkt für die ambulante<br />

Versorgung der Bevölkerung im Kanton.<br />

Alle Einwohnerinnen und Einwohner<br />

haben gemäss Gesundheitsgesetz Anrecht<br />

darauf. Die Gemeinden müssen das Angebot<br />

der Haus- und Krankenpflege sicherstellen<br />

und tragen auch die Kosten, nach<br />

Abzug der Beiträge der Krankenkassen sowie<br />

<strong>eine</strong>s Kundenanteils. Zum Grundangebot<br />

der Spitex gehören: Abklärung und Beratung,<br />

Grundpflege und Behandlungs-<br />

pflege. Diese Leistungen werden unter Abzug<br />

des Selbstbehaltes von der Krankenkasse<br />

übernommen. Hauswirtschaftliche<br />

Leistungen werden durch die Zusatzversicherungen<br />

abgedeckt. Weitere Dienstleistungen<br />

der Spitex sind: Mahlzeitendienst,<br />

Autofahrdienst, Tagesstätte, Wäschedienst,<br />

Fusspflege, Hilfsmittelverleih und anderes.<br />

Die örtliche Spitex ist somit Schnittstelle für<br />

sämtliche ambulanten Dienstleistungen<br />

und koordiniert mit andern Diensten das<br />

Leben zu Hause.<br />

Individuelle Bedarfsabklärungen<br />

Wie erhält jemand Spitexleistungen? Wer<br />

zuhause Pflege oder hauswirtschaftliche<br />

Hilfe benötigt, braucht <strong>eine</strong> Verordnung<br />

des Hausarztes oder – nach <strong>eine</strong>m Spitalaufenthalt<br />

– des Spitalarztes. Die Spitex<br />

stellt anschliessend bei <strong>eine</strong>m Hausbesuch<br />

den notwendigen Umfang an Pflege und<br />

Betreuung fest, dann werden Häufigkeit<br />

und Zeitpunkte der Besuche vereinbart. Bei<br />

den Dienstleistungen, die nicht von der<br />

Krankenkasse übernommen werden,<br />

braucht es k<strong>eine</strong> ärztliche Verordnung. Sie<br />

können direkt bei der örtlichen Spitex bestellt<br />

werden.<br />

Aber welches ist die zuständige Spitexorganisation?<br />

Wer die zentrale Telefonnummer<br />

des Spitex-Verbandes Baselland unter<br />

«0842 80 40 20» anruft, wird nach Eingabe<br />

der Postleitzahl des Wohnortes automatisch<br />

mit der örtlichen Spitexorganisation<br />

verbunden.<br />

Lukas Bäumle<br />

Geschäftsführer Spitex-Verband Baselland<br />

5


ı DIEnSTLEISTunGEn<br />

Bedürfnisgerechte Angebote<br />

Bei der Gestaltung der Gruppenangebote<br />

für Demenzerkrankte und Angehörige ist<br />

die <strong>Alzheimer</strong>vereinigung beider Basel<br />

stets bestrebt, veränderten Bedürfnissen<br />

Rechnung zu tragen. Davon zeugen zwei<br />

neue Angebote.<br />

Für Jüngere und Berufstätige<br />

Die Art der Bedürfnisse von Angehörigen<br />

demenzerkrankter Menschen hängt auch<br />

vom Alter ab. Für jüngere Angehörige und<br />

für solche, die noch berufstätig sind, stellen<br />

sich andere Fragen als für ältere, die<br />

pensioniert sind. Da die <strong>Alzheimer</strong>vereinigung<br />

beider Basel in letzter Zeit vermehrt<br />

feststellen konnte, dass es <strong>eine</strong> Nachfrage<br />

nach <strong>eine</strong>r Angehörigengruppe für junge<br />

und berufstätige Personen gibt, wurde <strong>eine</strong><br />

entsprechende Gruppe gegründet. Geleitet<br />

wird sie von Miriam Winter, <strong>eine</strong>r<br />

fachkundigen Psychologin. Einmal monatlich,<br />

jeweils am Donnerstagabend von<br />

18.30 bis 20.30 Uhr, kommt die neue<br />

Gruppe zusammen. Der Start ist im Juli<br />

<strong>2011</strong>, informieren und anmelden kann<br />

man sich unter Tel. 061 265 38 88.<br />

GTplus am Donnerstagvormittag<br />

Mit dem Angebot «Gedächtnistraining<br />

plus» (GTplus) richtet sich die <strong>Alzheimer</strong>vereinigung<br />

beider Basel an Menschen, deren<br />

Gedächtnisleistungen durch die Demenz<br />

deutlich eingeschränkt sind. Zwei<br />

ausgebildete Fachpersonen leiten die<br />

Gruppen gemeinsam. Eine neue GTplus-<br />

Gruppe trifft sich jeweils am Donnerstagvormittag.<br />

Weitere Auskünfte gibt es unter<br />

Tel. 061 265 38 88.<br />

Miriam Winter<br />

leitet die neue<br />

Angehörigengruppe.<br />

Gruppen für Angehörige<br />

Die Teilnehmenden treffen sich<br />

ein Mal pro Monat.<br />

Ort Wochentag, Zeit<br />

Basel Montag, 9 bis 11 Uhr<br />

Basel Dienstag, 18.30 bis 20.30 Uhr<br />

Basel* Donnerstag, 18.30 bis 20.30 Uhr<br />

Basel Freitag, 9.30 bis 11.30 Uhr<br />

Liestal Dienstag, 14 bis 16 Uhr<br />

Oberwil Montag, 18.30 bis 20.30 Uhr<br />

Riehen Donnerstag, 14.30 bis 16.30 Uhr<br />

* speziell für jüngere und berufstätige<br />

Angehörige<br />

Information und Anmeldung:<br />

Tel. 061 265 38 88<br />

ı InTERnA<br />

Geschäftsstelle an neuer Adresse<br />

Neue Büros, neues Gesicht – die Geschäftsstelle<br />

der <strong>Alzheimer</strong>vereinigung beider<br />

Basel wandelt sich. Beide Veränderungen<br />

dienen der Zukunft der gemeinnützigen<br />

Organisation.<br />

Ein Büro mehr<br />

In den beiden Büros an der Schanzenstrasse<br />

wurde es für die Mitarbeitenden eng. So<br />

kam die Möglichkeit sehr gelegen, die Geschäftsstelle<br />

schräg über die Strasse in ein<br />

anderes Gebäude des Universitätsspitals<br />

Basel zu verlegen. Seit Anfang April lautet<br />

Wolfgang Werder,<br />

ein Kommunikationsprofi.<br />

die Adresse Klingelbergstrasse 23. Das Gebäude<br />

an der Ecke zur Hebelstrasse befindet<br />

sich bei der Bushaltestelle «Bernoullianum».<br />

Das Gedächtnistraining und die<br />

Treffen der Angehörigengruppen finden<br />

aber nach wie vor in der Memory Clinic an<br />

der Schanzenstrasse 55 statt.<br />

Bekanntheit fördern<br />

Seit dem 1. März wurde die Geschäftsstelle<br />

um <strong>eine</strong>n Mitarbeiter<br />

für die Bereiche Kommunikation<br />

und Spenden verstärkt.<br />

Wolfgang Werder arbeitete<br />

nach dem Psychologie- und Publizistikstudium<br />

in der Werbung<br />

und im Journalismus, bis er sich<br />

2001 auf die Mittelbeschaffung<br />

für Non-Profit-Organisationen<br />

zu spezialisieren begann. Sein<br />

Know-how soll wesentlich dazu<br />

beitragen, dass die wichtige Ar-<br />

beit der <strong>Alzheimer</strong>vereinigung beider Basel<br />

bekannter wird, und dass dafür auch in Zukunft<br />

genug Geld zur Verfügung steht.<br />

Jetzt im 2. Stock an der Klingelbergstrasse 23<br />

6


ı AuS DER BERATunG<br />

Entlastung für Angehörige<br />

Welche Entlastungsmöglichkeiten gibt es, wenn Angehörige demenz kranker<br />

Menschen unterstützung benötigen? Simone von kaenel weiss Rat.<br />

Simone von Kaenel beantwortet Fragen zum<br />

Thema Demenz. 061 265 38 88, Montag bis<br />

Freitag, 8.30 bis 11 Uhr.<br />

Jede Situation ist anders und muss individuell<br />

beurteilt und besprochen werden. Im<br />

Anfangsstadium <strong>eine</strong>r Demenz gibt es als<br />

Entlastungsangebot die öffentliche Spitex,<br />

diverse Angebote privater Spitexbetriebe<br />

sowie Entlastungs- oder Besuchsdienste.<br />

Öffentliche und private Spitexanbieter decken<br />

Leistungen im Haushalt sowie in der<br />

Grund- und der Behandlungspflege ab. Die<br />

Behandlungspflege wird aber nicht von allen<br />

privaten Spitexbetrieben übernommen. Oft<br />

arbeiten sie Hand in Hand zusammen, das<br />

heisst, die öffentliche Spitex ist zum Beispiel<br />

für den medizinischen Teil zuständig wie das<br />

Richten der Medikamente oder die Verbandswechsel,<br />

die private Spitex übernimmt<br />

Spaziergänge, Vorlesen, Kochen und gemeinsames<br />

Essen, Transporte zum Arzt und<br />

so weiter. Die privaten Spitexanbieter haben<br />

eher die Möglichkeit, immer die gleiche Pflegeperson<br />

einzusetzen. Die Beziehung, die<br />

durch diese Kontinuität entstehen kann, ist<br />

für viele demenzkranke Menschen und ihre<br />

Angehörigen von grosser Bedeutung.<br />

Im mittleren Stadium der Demenz ist zusätzliche<br />

Entlastung durch <strong>eine</strong> geeignete<br />

Tagesstätte möglich. Dort wird demenzerkrankten<br />

Menschen ein ausgewähltes Tagesprogramm<br />

mit Aktivierung, Mittagessen<br />

und Ruhemöglichkeit geboten.<br />

Tagesstätten haben in der Regel von Montag<br />

bis Freitag geöffnet. Manchmal besteht<br />

auch ein Bring- und Abholdienst. Im<br />

mittleren und späten Stadium <strong>eine</strong>r Demenz<br />

muss je nach Lebenssituation der erkrankten<br />

Person und ihrer Angehörigen<br />

ein Eintritt in ein demenzgerechtes Pflegeheim<br />

organisiert werden.<br />

Zusätzlich besteht auch die Möglichkeit<br />

<strong>eine</strong>s sogenannten Ferienbettes, das von<br />

diversen Alters- und Pflegeheimen für demenzkranke<br />

Menschen angeboten wird.<br />

Die <strong>Alzheimer</strong>vereinigung beider Basel organisiert<br />

jeweils im Spätsommer für Angehörige<br />

und ihre demenzerkrankten Partner<br />

<strong>eine</strong> Woche Ferien in Interlaken. Zudem<br />

besteht für Angehörige die Möglichkeit,<br />

sich in <strong>eine</strong>r Selbsthilfegruppe unter fachlicher<br />

Leitung auszutauschen.<br />

Simone von Kaenel<br />

Dipl. Pflegefachfrau Höfa 1<br />

<strong>Alzheimer</strong>vereinigung beider Basel<br />

ı RÜCkBLICk<br />

Kulturgenuss für die Gewinnerin<br />

Wissen und ein wenig Glück hat es gebraucht,<br />

um den Hauptpreis des Wettbewerbs<br />

zu gewinnen, der zur InfoMobil-Tour<br />

im letzten September lanciert wurde. Anny<br />

Hensch aus Basel hatte beides. Sie beantwortete<br />

die drei Fragen richtig, und die<br />

Glücksfee zog ihren Talon. Die Gewinnerin<br />

konnte den Hauptpreis von Yvonne Müller-<br />

Blaser, der Geschäftsführerin der <strong>Alzheimer</strong>vereinigung<br />

beider Basel, entgegennehmen:<br />

Der Oberrheinische Museumspass<br />

ist <strong>eine</strong> Jahreskarte für über 190 Museen in<br />

Deutschland, Frankreich und der Schweiz.<br />

Anny Hensch hat damit für sich und ihren<br />

Ehemann <strong>eine</strong> Eintrittskarte für trinationalen<br />

Kulturgenuss gewonnen.<br />

Das InfoMobil der <strong>Alzheimer</strong>vereinigung<br />

war an 14 Standorten in Basel und in diversen<br />

Gemeinden des Landkantons im<br />

Einsatz. Die Tour war erfolgreich, und in<br />

zahlreichen Gesprächen konnte Aufklärung<br />

über Demenzerkrankungen betrieben<br />

werden. Deshalb wird das InfoMobil im<br />

Mai und Juni 2012 wieder im Raum Basel<br />

unterwegs sein.<br />

Anny Hensch (links) erhält von Yvonne Müller-Blaser den Oberrheinischen Museumspass.<br />

ww<br />

7


ı RÜCkBLICk<br />

Hohe Besucherzahl in Niederdorf<br />

Die Veranstaltung «Mit <strong>Alzheimer</strong> zuhause leben – aber wie?», die Anfang<br />

April in niederdorf im Waldenburgertal stattfand, sorgte für <strong>eine</strong><br />

gut besuchte Mehrzweckhalle. Das Thema wurde mit spannenden Referaten<br />

und <strong>eine</strong>r podiumsdiskussion vielseitig beleuchtet.<br />

Fachkompetenz, Professionalität und<br />

Charme, mit diesen Begriffen lässt sich zusammenfassen,<br />

wie Jeanne Fürst, bekannt<br />

aus der Fernsehsendung «Gesundheit<br />

Sprechstunde», die Veranstaltung in der<br />

Niederdörfer Mehrzweckhalle moderierte.<br />

Unter dem Titel «Mit <strong>Alzheimer</strong> zuhause<br />

leben – aber wie?» hat die <strong>Alzheimer</strong>vereinigung<br />

beider Basel zusammen mit der Spitex<br />

Waldenburgertal und der Fachstelle für<br />

Altersfragen am 4. April <strong>eine</strong>n öffentlichen<br />

Anlass organisiert. Rund 150 Personen haben<br />

sich eingefunden.<br />

Sich früh Hilfe holen!<br />

Professor Andreas U. Monsch von der Basler<br />

Memory Clinic präsentierte medizinische<br />

Fakten, Psychologin Ann-Helén Elstrøm<br />

erläuterte das Thema «Leben mit<br />

<br />

ı HELFEn SIE MIT<br />

Die <strong>Alzheimer</strong>vereinigung beider Basel ist auf Beiträge von Mitgliedern und Stiftungen<br />

angewiesen, um ihre Dienstleistungen für demenzerkrankte Menschen und ihre<br />

Angehörigen anbieten zu können. Wir erhalten k<strong>eine</strong> kantonalen Subventionen.<br />

Werden Sie Mitglied<br />

Mit Ihrer Mitgliedschaft bringen Sie Ihre Unterstützung unseres Engagements in<br />

besonders persönlicher Weise zum Ausdruck. Wir würden uns sehr freuen,<br />

Sie als Mitglied begrüssen zu dürfen. Als Firma oder Institution haben Sie die Möglichkeit,<br />

Kollektivmitglied zu werden. Auch über Spenden sind wir sehr froh (Postkonto<br />

40-10517-6, <strong>Alzheimer</strong>vereinigung beider Basel, 4000 Basel). Haben Sie Fragen?<br />

Rufen Sie uns an unter 061 265 38 88.<br />

Ja, ich werde Einzelmitglied (40 Franken pro Jahr)<br />

Ja, wir werden Kollektivmitglied (200 Franken pro Jahr)<br />

Firma, Institution:<br />

Name, Vorname:<br />

Strasse:<br />

PLZ Ort:<br />

E-Mail:<br />

Telefon:<br />

Demenz» aus Beratungssicht. Der Bereich<br />

Pflege wurde mit mehreren Referaten von<br />

erfahrenen Fachpersonen beleuchtet, wobei<br />

deutlich wurde, welche grosse Herausforderung<br />

die Umsorgung von <strong>Alzheimer</strong>patienten<br />

darstellt. Eine Empfehlung wurde<br />

wiederholt geäussert: Angehörige sollen<br />

sich möglichst früh an professionelle Stellen<br />

wenden, um sich Informationen und<br />

Unterstützung zu holen. Viele Partnerinnen<br />

und Partner von Menschen, die an <strong>Alzheimer</strong><br />

erkrankt sind, holen sich erst Hilfe,<br />

wenn sie selber kurz vor dem körperlichen<br />

oder seelischen Zusammenbruch stehen.<br />

Einsenden an: <strong>Alzheimer</strong>vereinigung beider Basel, Postfach, 4031 Basel<br />

Dr. Jeanne Fürst, bekannt aus dem Fernsehen,<br />

moderierte souverän und charmant.<br />

Häufig k<strong>eine</strong> korrekte <strong>Diagnose</strong><br />

An der von Jeanne Fürst geleiteten Podiumsdiskussion<br />

nahmen nebst Experten aus<br />

Medizin und Pflege auch ein von <strong>Alzheimer</strong><br />

betroffener Mann und s<strong>eine</strong> Ehefrau<br />

teil. Es war eindrücklich und berührend,<br />

wie beide aus ihrem Alltag erzählten. Trotz<br />

des ernsten Themas war die Stimmung<br />

nicht bedrückend, sondern immer wieder<br />

ausgesprochen heiter. Zu denken gab die<br />

Feststellung von Ärzteseite, dass viele <strong>Alzheimer</strong>fälle<br />

gar nie korrekt diagnostiziert<br />

werden, weil das Thema in der medizinischen<br />

Ausbildung noch zu kurz kommt.<br />

Angeregt vom Podiumsgepräch diskutierten<br />

die meisten Besucherinnen und Besucher<br />

bei dem vom Seniorenzentrum Gritt<br />

gespendeten Apérobuffet lebhaft weiter.<br />

Der Anlass hat wieder einmal gezeigt, dass<br />

das Bedürfnis, über Demenzerkrankungen<br />

kompetent informiert zu werden, sehr verbreitet<br />

ist. Diesem Anliegen möchte die<br />

<strong>Alzheimer</strong>vereinigung beider Basel mit solchen<br />

Veranstaltungen auch in Zukunft<br />

nachkommen.<br />

ww<br />

ı IMpRESSuM<br />

Herausgeber<br />

<strong>Alzheimer</strong>vereinigung beider Basel<br />

Klingelbergstrasse 23, 4031 Basel<br />

www.alzbb.ch<br />

Inhalt<br />

Wolfgang Werder (ww, Redaktion),<br />

Yvonne Müller-Blaser, Simone von Kaenel u.a.<br />

Fotos<br />

Eric Müller u.a.<br />

Gestaltung und Druck<br />

Druckerei Bloch AG, Arlesheim<br />

Auflage: 1500 Exemplare<br />

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