Mimar Sinan Güzel Sanatlar Ãniversitesi 2 - Fachhochschule ...
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gen und zum anderen auch einfach<br />
auf die Nerven gehen. Wenn man<br />
bürokratische und administrative<br />
Erledigungen machen muss, dauert<br />
es gefühlt dreimal so lang wie in<br />
Deutschland und das mit einer Systematik,<br />
die ein Deutscher als alles<br />
andere als organisiert beschreiben<br />
würde. Es ist ebenfalls hart mit<br />
gewissen Bildern umzugehen. Neben<br />
pompösen Einkaufsstraßen<br />
gibt es viel Armut. Man sieht Menschen<br />
und auch Kinder, die betteln<br />
und auf der Straße leben. Es gibt<br />
Viertel, die so heruntergekommen<br />
sind, dass sie teilweise fast unbewohnbar<br />
sind. Überall liegt Müll<br />
und als westlicher Europäer wird<br />
man machmal schräg angeschaut.<br />
Selbst die meisten Türken raten davon<br />
ab, sich in diesen Vierteln aufzuhalten,<br />
da es eine hohe Kriminalität<br />
gibt. Das mag stimmen, doch für<br />
mich haben diese Viertel dennoch<br />
ein anderes Bild. Sie sind bunt und<br />
trotz ihrer Situation sind die Menschen<br />
herzlich und großzügig. Die<br />
meisten Menschen kehren diesen<br />
sogenannten „Problemvierteln“<br />
den Rücken zu, anstatt danach zu<br />
suchen, wie man ihre Lage verbessern<br />
kann. Es führt dazu, dass<br />
die Regierung die Gebäude verstaatlicht,<br />
sie renovieren lässt und<br />
die Menschen in abgelegenere Randviertel verdrängt werden. Doch<br />
manche Menschen wiedersetzen sich, aber das die Masse gern die<br />
Augen verschließt, ist nicht nur dort, sondern wohl eher ein allgemeines<br />
Problem.<br />
In Deutschland wieder angekommen, kann ich nur sagen, dass die<br />
Entscheidung ein Auslandsjahr in Istanbul zu machen, die Beste war,<br />
die ich hätte machen können. Ich habe dieses Jahr wirklich gelebt,<br />
habe enge Freunde gefunden und eine neue Kultur kennengelernt.<br />
Ich kann nicht sagen, welchen Teil Istanbuls ich zum leben bevorzuge.<br />
Es kommt darauf an, was man möchte. Jedes meiner beiden zu<br />
Hause war wundervoll und ich habe es dort genossen.Ich habe das<br />
Gefühl, jeder Tag hat mich beeinflusst. Ich habe mich sehr in meiner<br />
Persönlichkeit weiterenteickelt. Ich bin selbstständiger, mutiger, offener<br />
und lebensfroher geworden und kann teilweise eine neue Sprache<br />
sprechen. Ich hatte es zum Glück nicht sehr schwer das türkische Zeitgefühl<br />
anzunehmen, da ich in dieser Hinsicht nicht sehr deutsch bin,<br />
aber andere Dinge im Alltag, die mich vorher gestresst hätten, kann ich<br />
nun viel gelassener sehen. Es tat so gut unter Menschen zu treten, die<br />
so offen und so unglaublich gastfreundlich und hilfsbereit sind, dass<br />
es mir manchmal schon fast zu viel war. Es war und ist für mich zwar<br />
immernoch nicht einfach gewisse Dinge zu akzeptieren, aber ich kann<br />
Vieles nun besser verstehen.