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Der Brief an die Abiturientinnen und Abiturienten steht hier zum ...

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Paderborn, im Juni 2010<br />

Liebe Abiturientin, lieber Abiturient,<br />

heute halten Sie das Abschlusszeugnis Ihrer Schule in Händen. Sie haben eine der kirchlichen<br />

Schulen unseres Erzbistums Paderborn besucht, <strong>und</strong> daher möchte ich Ihnen als Ihr<br />

Bischof von Herzen zu Ihrem Schulabschluss gratulieren. Mit dem Abschlusszeugnis haben<br />

Sie ein wichtiges Ziel erreicht. Zu Recht dürfen Sie sich darüber freuen <strong>und</strong> stolz darauf sein!<br />

Nun beginnt ein neuer Lebensabschnitt für Sie. Ob Sie nun weiter eine Schule besuchen werden<br />

oder eine Ausbildung oder ein Studium beginnen – Sie werden neuen Menschen begegnen,<br />

neue Erfahrungen machen, neue Dinge lernen. Sicherlich sind Sie schon gesp<strong>an</strong>nt auf<br />

das, was Sie erwartet. Möglicherweise mischt sich in <strong>die</strong>se freudige Gesp<strong>an</strong>ntheit aber auch<br />

Unsicherheit, denn immer mehr sind Sie selbst derjenige/<strong>die</strong>jenige, der/<strong>die</strong> <strong>die</strong> Entscheidungen<br />

für das eigene Leben trifft. <strong>Der</strong> Schulabschluss ist eine Herausforderung für jeden jungen<br />

Menschen, nun <strong>die</strong> nächsten Weichen für den zukünftigen Weg in der Ausbildung <strong>und</strong><br />

bei der Vorbereitung auf einen Beruf zu stellen.<br />

Die Entscheidung für einen Beruf halte ich für sehr wichtig. Dabei geht es um mehr als nur<br />

um den Gelderwerb. Natürlich spielt der fin<strong>an</strong>zielle Aspekt eine wichtige Rolle. Für sehr viel<br />

wichtiger halte ich es allerdings, dass Sie einen Beruf wählen, der zu Ihnen, zu Ihren Interessen<br />

<strong>und</strong> zu Ihren Begabungen passt. Nur d<strong>an</strong>n wird Sie Ihr Beruf auf <strong>die</strong> Dauer auch mit<br />

Zufriedenheit erfüllen, nur d<strong>an</strong>n können Sie ihn mit Freude <strong>und</strong> der notwendigen Ausdauer<br />

wahrnehmen.<br />

Ich möchte <strong>an</strong> <strong>die</strong>ser Stelle nicht verschweigen, dass auch <strong>die</strong> wirtschaftlichen Gegebenheiten<br />

in unserer Gesellschaft einen Einfluss auf Ihre persönlichen Möglichkeiten in der Berufswahl<br />

haben. Die Ausbildungs- <strong>und</strong> Arbeitsplatzsituation in unserem L<strong>an</strong>d wird es vielleicht<br />

auch erforderlich machen, dass Sie mit Enttäuschungen <strong>und</strong> Kompromissen leben müssen.<br />

Sicherlich machen Sie sich Ged<strong>an</strong>ken darüber, wohin Sie Ihr Weg führen wird. Und Ängste<br />

<strong>und</strong> Sorgen werden dabei auch eine gewisse Rolle spielen …<br />

Wenn ich <strong>an</strong> unsere Zukunft in der Gesellschaft, in der weiten Welt, aber auch innerhalb<br />

unserer Kirche denke – <strong>und</strong> das tue ich oft –, d<strong>an</strong>n halte ich es für wichtig, dass wir nicht<br />

vergessen, d<strong>an</strong>ach Ausschau zu halten, welche Pläne Gott mit uns hat. Kardinal John Henry<br />

Newm<strong>an</strong> hat <strong>die</strong>sen Ged<strong>an</strong>ken im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert einmal so formuliert:<br />

„Ich bin berufen, etwas zu tun oder zu sein, wofür kein <strong>an</strong>derer berufen ist. Ich habe einen<br />

Platz in Gottes Pl<strong>an</strong>, auf Gottes Erde, den kein <strong>an</strong>derer hat. Ob ich reich bin oder arm, ver-<br />

achtet oder geehrt bei den Menschen, Gott kennt mich <strong>und</strong> ruft mich bei meinem Namen.“<br />

(Meditations <strong>an</strong>d Devotions, London 1954, S. 216 f.)<br />

Vielleicht k<strong>an</strong>n <strong>die</strong>ser Satz Newm<strong>an</strong>s Sie darin bestärken, mutig <strong>und</strong> zuversichtlich in <strong>die</strong><br />

Zukunft zu schauen. Als Christen wissen wir: Gott ruft jeden Einzelnen von uns bei seinem<br />

Namen. Sie dürfen daraus eine ordentliche Portion Selbstvertrauen schöpfen: Gott hat Sie<br />

mit vielen Fähigkeiten <strong>und</strong> Begabungen ausgestattet. Mit <strong>die</strong>sen Talenten dürfen <strong>und</strong> sollen<br />

Sie wuchern!<br />

Daraus ergibt sich für mich auch ein zweiter Punkt: Wir dürfen darauf vertrauen, dass Gott<br />

unseren Weg mit uns geht: Bei Gott zählen Sie g<strong>an</strong>z persönlich als Mensch, unabhängig von<br />

Ihrer Leistung, Ihrer Herkunft <strong>und</strong> Ihren materiellen Möglichkeiten! Gott weiß um Sie –<br />

<strong>und</strong> er wird Sie nicht im Stich lassen!<br />

Was ich aus dem Ged<strong>an</strong>ken Kardinal Newm<strong>an</strong>s auch entnehme, ist ein Auftrag, der <strong>an</strong> uns<br />

alle ergeht: nämlich unseren Beitrag zu leisten für den Pl<strong>an</strong>, den Gott mit uns Menschen <strong>und</strong><br />

mit unserer g<strong>an</strong>zen Erde hat. Sein JA zu uns schließt ein, dass er jedem von uns einen g<strong>an</strong>z<br />

persönlichen Auftrag mit auf den Weg gibt, den es zu erfüllen gilt!<br />

Junge Menschen wie Sie sind <strong>die</strong> Zukunft unserer Gesellschaft. Deshalb möchte ich Sie<br />

ermutigen, Ihre Fähigkeiten <strong>und</strong> Begabungen nicht nur für Ihr persönliches Weiterkommen<br />

einzusetzen, sondern sie ver<strong>an</strong>twortungsbewusst einzubringen <strong>zum</strong> Wohle <strong>an</strong>derer Menschen.<br />

Durch ein solches Engagement können Sie einen wertvollen Beitrag zur Solidarität<br />

<strong>und</strong> <strong>zum</strong> Frieden in unserer Gesellschaft leisten! Sie werden verstehen, dass ich mir natürlich<br />

auch wünsche, dass Sie das Leben unserer Kirche mit Ihrer Glaubenskraft,<br />

mit Ihren Ideen <strong>und</strong> Ihrem Einsatz bereichern. Wir brauchen Ihr Mitwirken<br />

am Pl<strong>an</strong> Gottes!<br />

Für Ihren persönlichen Weg wünsche ich Ihnen vor allem Menschen, <strong>die</strong> Sie<br />

darin unterstützen, Ihre Eigenständigkeit wahrzunehmen <strong>und</strong> Ihr Leben selbst<br />

in <strong>die</strong> H<strong>an</strong>d zu nehmen! Und: Gehen Sie Ihren Weg, Ihren g<strong>an</strong>z eigenen! Kein<br />

<strong>an</strong>derer geht <strong>die</strong>sen Weg. Gehen Sie <strong>die</strong>sen Weg im Vertrauen auf Ihre Fähigkeiten,<br />

in Verb<strong>und</strong>enheit mit den Menschen, <strong>die</strong> Sie begleiten <strong>und</strong> unterstützen<br />

– <strong>und</strong> im Vertrauen auf Gott, dessen Segen ich Ihnen heute für Ihren weiteren<br />

Lebensweg wünsche!<br />

Aus Paderborn grüßt Sie Ihr Erzbischof

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