27.06.2014 Aufrufe

Château Laquirou - Schweizerische Weinzeitung

Château Laquirou - Schweizerische Weinzeitung

Château Laquirou - Schweizerische Weinzeitung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Fotos: Marçal Font Vila<br />

neugierige Winzer, diverse Aus- und Quereinsteiger an,<br />

und die meisten verliebten sich von Anfang an in die von<br />

massiven Kalksteinbrocken durchzogenen Hügel. Mit dem<br />

Jahrgang 2011 haben nun auch die Behörden diese Eigentümlichkeit<br />

gewürdigt und La Clape mit einer eigenen<br />

Appellation d’Origine Protégée (AOP) ausgezeichnet.<br />

Als die Hugs vor rund 20 Jahren erstmals anreisten,<br />

war der Ruf von La Clape freilich noch auf Insider beschränkt.<br />

Wenn einer in jener Zeit vom Weinbau des<br />

Languedoc sprach, meinte er oft Experimente à la Mas de<br />

Daumas Gassac, einen modernen Stil in einer alten Gegend,<br />

Cabernet Sauvignon statt Mourvèdre. Dass sich Erika Hug<br />

auf solche Rebsorten-Neuheiten gar nicht erst einliess,<br />

könnte ein wenig mit der langen Geschichte des Musikhauses<br />

zu tun haben, mit der historischen Würde des Unternehmens,<br />

das heute Filialen in der ganzen Schweiz unterhält.<br />

Mit der Gelassenheit, welche die Familie seit dem<br />

Jahr 1807 an den Tag gelegt hat, als ein Pfarrer namens<br />

Jakob Christoph Hug eine in finanziellen Schwierigkeiten<br />

darbende Musikhandlung übernahm und zu Ruhm führte.<br />

«Ich bin da vielleicht ein wenig altmodisch», sagt Erika<br />

Hug Harke, die in den Filialen des Musikhauses nicht nur<br />

Instrumente verkauft und CDs in die Auslagen stellen lässt,<br />

sondern selbst das Geigenspiel beherrscht. «Die ursprünglichen<br />

Rebsorten drücken doch den Charakter der Region am<br />

besten aus.» Was nicht heisst, dass auf Château <strong>Laquirou</strong><br />

nicht eine Menge neu gepflanzt werden musste. Die Rebberge<br />

präsentierten sich am Anfang keineswegs alle im<br />

Bestzustand, und weil das ganze Anwesen 100 Hek taren<br />

umfasste und davon immerhin 40 mit Syrah, Grenache,<br />

mit Carignan oder Roussanne bestockt waren, muss der<br />

Aufwand erheblich gewesen sein.<br />

Weil aber auch noch daheim in Zürich Arbeit wartete,<br />

benötigte Erika Hug gute Mitarbeiter vor Ort. Im Laufe der<br />

Zeit stieg David Amiel vom Chef de Culture zum Gutsverwalter<br />

auf, unterstützt wird er heute vom Önologen Jean<br />

Nattoli. Weltweit berühmte Flying Winemakers gibt es<br />

keine auf Château <strong>Laquirou</strong> – die schnell für ein paar<br />

Stunden einfliegenden Super-Önologen entsprechen nicht<br />

dem Stil des Hauses, kaum Erika Hugs Auffassung von<br />

Nachhaltigkeit. Dann lieber kontinuierlicher Aufbau, ohne<br />

gleich mit einem Prestigetropfen die Ranglisten amerikanischer<br />

Kriti ker stürmen zu wollen. «Ich sage, welche Art<br />

von Wein ich gern hätte», beschreibt die Chefin ihre Rolle.<br />

Zum Beispiel einen würzigen Weissen, der auch deshalb<br />

nicht breit und schwer wirkt, weil der Säureabbau vermieden<br />

und weil eine ganz spezielle Sorte die Hauptrolle spielt.<br />

Neben Grenache und Roussanne bestimmt in erster Linie<br />

Bourboulenc den Charakter des Roxanne. «Von der gibt es<br />

nur wenige Hektaren in La Clape», sagt Erika Hug. Und<br />

von der dürfte man in Zukunft noch vieles hören, denn die<br />

Gründe, welche für ihr Fast-Verschwinden verantwortlich<br />

waren, könnten ihr in Zeiten des Klimawandels handkehrum<br />

Vorteile verschaffen. Bourboulenc reift extrem spät, ist<br />

gegen Mehltau nur schlecht gewappnet und verfügt selbst<br />

dann noch über eine markante Säure, wenn ihre Beeren erst<br />

Besucher verkosten die Weine von Erika Hug Harke und ihrem Mann Eckard<br />

in südfranzösischem Ambiente im gemütlichen «Caveau» (oben).<br />

Obwohl die roten Sorten dominieren (70 %), überzeugen die weissen<br />

Gewächse dank der hochwertigen Sorte Bourboulenc ebenso.<br />

39 — <strong>Schweizerische</strong> <strong>Weinzeitung</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!