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tu - Technik im Unterricht Das Fach Technik in der Sekundarstufe (Vorschau)

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E 3915<br />

152<br />

Neckar-Verlag 2. Quartal 2014<br />

ZEITSCHRIFT FÜR TECHNIK IM UNTERRICHT<br />

ISSN 0342-6254


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Mobil<br />

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Impressum<br />

<br />

Zeitschrift für<br />

<strong>Technik</strong>Im <strong>Unterricht</strong><br />

– 39. Jahrgang –<br />

<strong>tu</strong>: „<strong>Technik</strong> <strong>im</strong> <strong>Unterricht</strong>“ ersche<strong>in</strong>t vierteljährlich. <br />

Sammelanschrift für Verlag, Anzeigen und Redaktion: Neckar-<br />

Verlag GmbH, Klosterr<strong>in</strong>g 1, 78050 Vill<strong>in</strong>gen-Schwenn<strong>in</strong>gen, <br />

o<strong>der</strong> Postfach 1820, 78008 Vill<strong>in</strong>gen-Schwenn<strong>in</strong>gen, <br />

Telefon (07721) 8987-0,telefax (07721) 8987-50; E-Mail:<br />

service@neckar-verlag.de, Internet: http://www.neckar-verlag.de<br />

Herausgegeben vom Neckar-Verlag GmbH <strong>in</strong> Zusammenarbeit<br />

mit Burkhard Sachs; begründet <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit August<br />

Steidle, 73557 Mutlangen<br />

Verantwortlich für die Auswahl und Bearbei<strong>tu</strong>ng <strong>der</strong> Manu-<br />

skripte: Burkhard Sachs, Lichtenbergstr. 18, 79114 Freiburg <strong>im</strong><br />

Breisgau; Tel. (0761) 83759, Fax (0761) 8975283, <br />

E-Mail: sachs@ph-freiburg.de<br />

Layout /herstellung: Dietmar Schenk,tel. (07721) 8987-22, <br />

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Titelbildgestal<strong>tu</strong>ng: Silvia B<strong>in</strong>n<strong>in</strong>ger, www.designxb<strong>in</strong>n<strong>in</strong>ger.de<br />

Anzeigen: Rita Riedmüller,telefon (07721) 8987-44, <br />

E-Mail: werbung@neckar-verlag.de<br />

Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 5 vom 01.01.2002<br />

Market<strong>in</strong>g: Rita Riedmüller,telefon (07721) 8987-44, <br />

E-Mail: werbung@neckar-verlag.de<br />

Druck: Baur-Offset, 78056 Vill<strong>in</strong>gen-Schwenn<strong>in</strong>gen<br />

E<strong>in</strong>zelheft 6,80 € zuzüglich Versandkosten; Jahresabonnement<br />

24,00 € zuzüglich Versandkosten; Abbestellung 8 Wochen vor<br />

Jahresende schriftlich<br />

Honorierte Arbeiten gehen <strong>in</strong> das une<strong>in</strong>geschränkte Verfügungsrecht<br />

des Verlages über. Nachdruck und gewerbliche Verwer<strong>tu</strong>ng<br />

nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages. Dies gilt<br />

auch für die gewerbliche Vervielfältigung per Kopie, die Aufnahme<br />

<strong>in</strong> elektronische Datenbanken und Mailboxen sowie für<br />

Vervielfältigungen auf elektronischen Datenträgern. <br />

Letzter Annahmetag für Anzeigen und Redaktionsschluss ist<br />

<strong>der</strong> 10. <strong>im</strong> ersten Monat des Quartals.<br />

MitarbeiterDIeses Heftes<br />

Werner Digel, E-Mail: Werner.Digel@gmx.de<br />

Harald Hölz, Schorndorf, E-Mail: haraldhoelz@arcor.de<br />

Prof. Dr. Peter Röben, <br />

E-Mail: peter.roeben@uni-oldenburg.de<br />

Prof. Dr. Wilfried Schlagenhauf, Pädagogische <br />

Hochschule Freiburg, Kunzenweg 21, 79117 Freiburg,<br />

E-Mail: schlagenhauf@ph-freiburg.de<br />

Prof. Dr. W<strong>in</strong>fried Schmayl, <br />

E-Mail: schmayl@ph-karlsruhe.de<br />

<strong>tu</strong>: <strong>Fach</strong>didaktik<br />

<strong>tu</strong>: Inhalt<br />

Inhalt<br />

Wilfried SchLAGenhauf<br />

<strong>Das</strong> <strong>Fach</strong> <strong>Technik</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sekundars<strong>tu</strong>fe –<br />

Überlegungen zum ak<strong>tu</strong>ellen Stand,<br />

zu Problemen und Entwicklungsperspektiven . . . . . 5<br />

<strong>tu</strong>: Energietechnik<br />

Peter Röben<br />

Geschichte <strong>der</strong> Sonnenenergienutzung – <br />

von Mouchot bis Quarzazate . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11<br />

<strong>tu</strong>: <strong>Unterricht</strong>spraxis<br />

Werner Digel<br />

Bau e<strong>in</strong>es Warentransport-Roboters<br />

Teil 1: Der Hybridschrittmotor und se<strong>in</strong>e <br />

Ansteuerung – Der Bau des Roboters . . . . . . . . . . . 20<br />

<strong>tu</strong>: Werkstoffe<br />

Harald Hölz<br />

Verbundwerkstoffe – Teil 2 –<br />

E<strong>in</strong>teilung nach <strong>der</strong> Geometrie des Verbunds . . . . . 30<br />

<strong>tu</strong>: Allgeme<strong>in</strong>e <br />

<strong>tu</strong>: <strong>Technik</strong>wissenschaften<br />

HelmutfIes<br />

Technische Grundsachverhalte – <br />

E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> die <strong>Technik</strong>wissenschaft(en) – <br />

1. Tel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40<br />

Titelseite: Abbildungen aus den Beiträgen von<br />

P. Röben, H. Hölz und W. Diegel<br />

www.neckar-verlag.de<br />

<strong>tu</strong> 152 / 2. Quartal 2014<br />

3


<strong>tu</strong><br />

Der Elektromotor wird Masch<strong>in</strong>enantrieb<br />

Etwa ab 1890 begann die Industrie<br />

den Elektromotor als Masch<strong>in</strong>enantrieb<br />

zu verwenden. Er trat damit <strong>in</strong><br />

Wettbewerb zur Dampfmasch<strong>in</strong>e und<br />

zum Gasmotor. Im Vergleich zu ihnen<br />

arbeitete er wirtschaftlicher und war<br />

weniger unfallträchtig.<br />

Der Elektroantrieb besaß e<strong>in</strong>en guten<br />

Wirkungsgrad, war schnell betriebsbereit<br />

und brauchte <strong>im</strong> Stillstand ke<strong>in</strong>e<br />

Energie. Se<strong>in</strong> Lauf verursachte weniger<br />

Geräusche. Elektrisch betriebene<br />

Masch<strong>in</strong>en waren freier aufzustellen,<br />

so daß die Produktionsabläufe flexibler<br />

organisiert werden konnten. Die gefährlichen<br />

durch den Raum gehenden<br />

Transmissionsriemen entfielen.<br />

Trotz dieser auffälligen Vorzüge<br />

brauchte es Jahrzehnte, bevor <strong>der</strong><br />

Elektromotor gängiger Antrieb bei<br />

Arbeitsmasch<strong>in</strong>en wurde. Bis dah<strong>in</strong><br />

gab es je nach örtlichen Verhältnissen<br />

Zwischenlösungen:<br />

Manchmal trat <strong>der</strong> Elektromotor an<br />

die Stelle <strong>der</strong> Dampfmasch<strong>in</strong>e und<br />

versorgte über die vorhandene Transmission<br />

alle Masch<strong>in</strong>en des Betriebes.<br />

In an<strong>der</strong>en Fällen diente <strong>der</strong> Elektromotor<br />

als Gruppenantrieb für mehrere<br />

Arbeitsmasch<strong>in</strong>en. Diese Lösung<br />

vermied e<strong>in</strong>e durch alle Säle gehende<br />

Haupttransmission mit ihren großen<br />

Reibungsverlusten. In Arbeitspausen<br />

standen dann freilich alle Masch<strong>in</strong>en<br />

<strong>der</strong> Gruppe still. Die meisten Freiheiten<br />

bot <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelantrieb, bei dem jede<br />

Masch<strong>in</strong>e ihren eigenen Motor erhielt.<br />

<strong>Das</strong> Foto von 1895 zeigt e<strong>in</strong>e Fabrikhalle<br />

mit Mischlösung. Die Hobelma-<br />

sch<strong>in</strong>e <strong>im</strong> Vor<strong>der</strong>grund besitzt e<strong>in</strong>en<br />

elektrischen E<strong>in</strong>zelantrieb. Elektromotor,<br />

Transmission und Masch<strong>in</strong>e bilden<br />

e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>heit. Ansonsten beherrschen<br />

noch die von <strong>der</strong> Decke kommenden<br />

Transmissionsriemen das Bild.<br />

Bildquelle:<br />

Wolfgang Ruppert:<br />

Die Fabrik. München 1983, S.281<br />

Litera<strong>tu</strong>r:<br />

König/Weber: Netzwerke Stahl und<br />

Strom, Propyläen <strong>Technik</strong>geschichte<br />

Bd. 4, Frankfurt a. M./Berl<strong>in</strong> 1990,<br />

S. 350 ff.<br />

W<strong>in</strong>fried Schmayl<br />

4<br />

<strong>tu</strong> 152 / 2. Quartal 2014


Allgeme<strong>in</strong>e Probleme<br />

<strong>Das</strong> <strong>Fach</strong> <strong>Technik</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Sekundars<strong>tu</strong>fe<br />

Überlegungen zum ak<strong>tu</strong>ellen Stand,<br />

zu Problemen und<br />

Entwicklungsperspektiven*<br />

Von Wilfried Schlagenhauf<br />

Si<strong>tu</strong>ationsbeschreibung:<br />

Seit Jahrzehnten setzen sich Personen<br />

und Körperschaften für <strong>Technik</strong>unterricht<br />

an allen Schulformen und Schuls<strong>tu</strong>fen<br />

e<strong>in</strong>.<br />

E<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Rolle kommt dem Vere<strong>in</strong><br />

Deutscher Ingenieure (VDI) zu. Auf<br />

Bundesebene ist es vor allem dieser<br />

Vere<strong>in</strong>, <strong>der</strong> sich für technische Bildung<br />

engagiert.<br />

Ich er<strong>in</strong>nere an e<strong>in</strong>ige <strong>der</strong> vielen Vorstöße:<br />

– 1984 Memorandum „<strong>Technik</strong>unterricht<br />

an alle Schulen“ (mit Gewerkschaftsbund,<br />

Arbeitgeberverband,<br />

Industrie- und Handelskammer,<br />

Handwerkskammertag) 1<br />

– 1994 „Technische Bildung für alle<br />

– Positionen und Informationen<br />

zum <strong>Technik</strong>unterricht an allgeme<strong>in</strong><br />

bildenden Schulen“, e<strong>in</strong>e Best<strong>im</strong>mung<br />

von Leitidee und zentralen<br />

Merkmalen e<strong>in</strong>er allgeme<strong>in</strong>en technischen<br />

Bildung<br />

– 1999 Memorandum „Für die Stärkung<br />

<strong>der</strong> na<strong>tu</strong>rwissenschaftlichen<br />

und technischen Bildung“ (zusammen<br />

mit dem Deutschen Philologenverband)<br />

– 2000 Medienpaket „Jugend-<strong>Technik</strong>-Bildung“.<br />

Informationsmaterial<br />

für Bildungspolitiker, Lehrer, Eltern<br />

und S<strong>tu</strong>denten<br />

– 2001 „Der Jugend e<strong>in</strong>e Zukunft!<br />

Na<strong>tu</strong>rwissenschaftliche und technische<br />

Bildung stärken! Neun Thesen“<br />

(zusammen mit dem Deutschen<br />

Philologenverband)<br />

<strong>tu</strong> 152 / 2. Quartal 2014<br />

– 2004/2007 „Bildungsstandards<br />

Technische Bildung für den Mittleren<br />

Schulabschluss“<br />

– 2006 „Empfehlungen des VDI zum<br />

Bachelor-Master-S<strong>tu</strong>diengang für<br />

<strong>Technik</strong>lehrer an allgeme<strong>in</strong>bildenden<br />

Schulen“<br />

– 2012 Positionspapier „Technische<br />

Allgeme<strong>in</strong>bildung stärkt den Standort<br />

Deutschland“<br />

Diese beispielhafte Auflis<strong>tu</strong>ng macht<br />

deutlich, wie beharrlich alle<strong>in</strong> dieser<br />

Vere<strong>in</strong> über die Jahrzehnte den <strong>Technik</strong>unterricht<br />

geför<strong>der</strong>t hat.<br />

Mit ungleich ger<strong>in</strong>geren Mitteln, aber<br />

ebenfalls großem Engagement haben<br />

die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Deutschen Gesellschaft<br />

für Technische Bildung (DGTB)<br />

seit Gründung dieser Gesellschaft <strong>im</strong><br />

Jahre 1996 das Anliegen e<strong>in</strong>er Allgeme<strong>in</strong>en<br />

Technischen Bildung vorangetrieben.<br />

Meilenste<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>d die Jahrestagungen,<br />

Tagungsbände, Gespräche<br />

und Korrespondenz mit vielen Entscheidungsträgern<br />

mit den <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

für <strong>Fach</strong>didaktik (GFD) organisierten<br />

an<strong>der</strong>en fachdidaktischen<br />

<strong>Fach</strong>gesellschaften, Stif<strong>tu</strong>ngen, Lehrmittelfirmen<br />

und vielem an<strong>der</strong>em mehr.<br />

Wie erfolgreich waren all diese<br />

Initiativen?<br />

Es ist nicht schwer, e<strong>in</strong>zelne Erfolge<br />

festzustellen: positive Resonanz <strong>in</strong><br />

den Medien, große Zust<strong>im</strong>mung von<br />

Bildungspolitik und Interessensverbänden,<br />

regelmäßig verbunden mit<br />

<strong>der</strong> nachdrücklichen Bestätigung <strong>der</strong><br />

<strong>tu</strong>: <strong>Fach</strong>didaktik<br />

E<strong>in</strong>sicht <strong>in</strong> die große Bedeu<strong>tu</strong>ng <strong>der</strong><br />

<strong>Technik</strong> für alle Lebensbereiche. Immer<br />

wie<strong>der</strong> zeigen die Bildungsstandards<br />

des VDI Wirkung. So verweist<br />

etwa das baden-württembergische<br />

Kul<strong>tu</strong>sm<strong>in</strong>isterium <strong>in</strong> Stellungnahmen<br />

zu Landtagsanfragen <strong>im</strong> Rahmen <strong>der</strong><br />

ak<strong>tu</strong>ellen Bildungsplanreform darauf,<br />

dass die VDI-Bildungsstandards herangezogen<br />

wurde, da von Seiten <strong>der</strong><br />

Kul<strong>tu</strong>sm<strong>in</strong>isterkonferenz ke<strong>in</strong>e vorliegen.<br />

2<br />

Dann aber s<strong>in</strong>d wie<strong>der</strong> Alarmmeldungen<br />

zu hören: So gibt es an vielen<br />

Stellen Rückbau technikdidaktischer<br />

Standorte und bei Bildungsplanreformen<br />

regelmäßig die Schwächung<br />

orig<strong>in</strong>ären <strong>Technik</strong>unterrichts, z.B.<br />

durch E<strong>in</strong>fügung <strong>in</strong> Fächerverbünde.<br />

Über die Jahre war zu beobachten,<br />

dass <strong>Technik</strong>unterricht wie kaum e<strong>in</strong><br />

an<strong>der</strong>es <strong>Fach</strong> die Verschiebemasse<br />

bildet, auf <strong>der</strong> ideologische Profilierungen<br />

vorangetrieben o<strong>der</strong> die durch<br />

den Bildungsplanumbau entstandenen<br />

Löcher gestopft werden können.<br />

Dieses Phänomen tritt unabhängig von<br />

<strong>der</strong> politischen Ausrich<strong>tu</strong>ng auf:<br />

Beispiel 1: Baden-Württemberg. Unter<br />

<strong>der</strong> Regie des CDU-geführten Kul<strong>tu</strong>sm<strong>in</strong>isteriums<br />

wechselten sich Anfang<br />

<strong>der</strong> 1980er Jahre vielfältige Ideen<br />

zur Umgestal<strong>tu</strong>ng des Schulfaches<br />

<strong>Technik</strong> ab: Die Vorschläge schwankten<br />

zwischen e<strong>in</strong>em musisch-kunsterzieherischen<br />

<strong>Unterricht</strong> und e<strong>in</strong>er<br />

<strong>Fach</strong>idee ‚angewandte Na<strong>tu</strong>rwissenschaften‘.<br />

Realisiert wurde schließlich<br />

e<strong>in</strong> <strong>Fach</strong>ansatz Werken (Pflichtfach,<br />

Kl. 5/6), Na<strong>tu</strong>r und <strong>Technik</strong> (Wahlpflichtfach,<br />

Kl. 7–10).<br />

Beispiel 2: Unter <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeitigen, seit<br />

2011 regierenden grün-roten Landesregierung<br />

Baden-Württembergs ist<br />

die Vere<strong>in</strong>heitlichung <strong>der</strong> Schularten<br />

vorrangiges Ziel. Um diesem näherzukommen,<br />

entwickelte die Grünen-<br />

Bildungspolitiker<strong>in</strong> Sarah Boser die<br />

Vision, den Fächerkanon nach gymnasialem<br />

Vorbild neu zu ordnen. Stö-<br />

* Überarbeitete Fassung des Referats<br />

auf dem <strong>Fach</strong>tag Technische Bildung<br />

an <strong>der</strong> Pädagogischen Hochschule<br />

Schwäbisch-Gmünd April 2014<br />

1 Nachweise siehe Litera<strong>tu</strong>rliste<br />

2 Landtagsanfrage 15/3912 Baden-<br />

Württemberg v. 5.8.2013<br />

5


<strong>tu</strong>: <strong>Fach</strong>didaktik<br />

Allgeme<strong>in</strong>e Probleme<br />

rende Fächer sollten beseitigt werden:<br />

„Hauswirtschaft und <strong>Technik</strong> könnten<br />

auch <strong>in</strong> an<strong>der</strong>e Fächer <strong>in</strong>tegriert werden“,<br />

me<strong>in</strong>te Boser. 3<br />

Es zeigt sich also mit je<strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Bildungsplanstruk<strong>tu</strong>ren aufs<br />

Neue, dass <strong>der</strong> <strong>Technik</strong>unterricht <strong>in</strong><br />

Gefahr gerät, abgeschafft o<strong>der</strong> deformiert<br />

zu werden. Ganz offenbar gibt es<br />

schwer greifbare, aber stark wirksame<br />

Gegenkräfte.<br />

Nach me<strong>in</strong>er Überzeugung s<strong>in</strong>d <strong>im</strong>mer<br />

noch Deu<strong>tu</strong>ngsmuster virulent, die die<br />

Allgeme<strong>in</strong>bildungsberechtigung des<br />

<strong>Technik</strong>unterrichts grundsätzlich bestreiten<br />

und dies erstaunlicherweise<br />

bei voller Anerkennung <strong>der</strong> Bedeu<strong>tu</strong>ng<br />

<strong>der</strong> <strong>Technik</strong> <strong>in</strong> allen Lebensbereichen.<br />

Gründe und H<strong>in</strong>tergründe<br />

Den H<strong>in</strong>tergründen dieser Denk- und<br />

Zuschreibungsmuster möchte ich mit<br />

e<strong>in</strong>em weiten bildungshistorischen<br />

Sprung zurück <strong>in</strong> die Antike nachgehen.<br />

Wohl wissen wir, dass die Baumeister<br />

und Ingenieure <strong>im</strong> antiken Griechenland<br />

erstaunliche technische<br />

Leis<strong>tu</strong>ngen vollbracht haben, vom Tunnelbau<br />

über Hydrotechnik und Schiffsbau<br />

bis zur Militärtechnik. Bekannt ist<br />

aber ebenso, dass Handwerk, Arbeit,<br />

<strong>Technik</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Antike zwar als notwendig<br />

und nützlich geschätzt, nicht aber<br />

als bildungswürdig angesehen wurden.<br />

Streng getrennt wird die téchne, die<br />

durch Erfahrung und Übung erworbene<br />

Kunstfertigkeit, von <strong>der</strong> theoria,<br />

<strong>der</strong> Erkenntnis und Reflexion.<br />

E<strong>in</strong>e Person, die gezwungen ist, e<strong>in</strong>er<br />

Erwerbsarbeit nachzugehen, ist e<strong>in</strong><br />

‚bánausos‘ (griechisch für Handwerker),<br />

e<strong>in</strong>e Bezeichnung, die bis heute<br />

ihre abwertende Bedeu<strong>tu</strong>ng behalten<br />

hat! Nur für den auch von Erwerbsarbeit<br />

freien Bürger gibt es die artes liberales,<br />

die dann als die Sieben Freien<br />

Künste <strong>in</strong> <strong>der</strong> Spätantike und <strong>im</strong> Mittelalter<br />

kanonisiert wurden.<br />

Diese uralte, wertende Trennung <strong>der</strong><br />

artes liberales als denjenigen Künsten,<br />

die ihren Ursprung und ihr Ziel <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Seele und <strong>im</strong> Geist haben, von den<br />

artes mechanicae, <strong>der</strong>en Ursprung<br />

und Zweck außerhalb, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Erhal<strong>tu</strong>ng<br />

nur des Leibes liegt 4 , hatte drastische<br />

Konsequenzen <strong>im</strong> weiteren Gang <strong>der</strong><br />

Herausbildung <strong>der</strong> Schulfächer und<br />

wirkt bis heute.<br />

Aus dem Lehrplan <strong>der</strong> Artistenfakultät<br />

des Mittelalters (welche die artes liberales<br />

lehrte und auf die eigentlichen<br />

S<strong>tu</strong>dienfächer Theologie, Recht und<br />

Mediz<strong>in</strong> vorbereitete) entstand später<br />

<strong>der</strong> Fächerkanon des Gymnasiums. So<br />

erklärt sich übrigens auch <strong>der</strong> oft gar<br />

nicht h<strong>in</strong>terfragte Umstand, dass auch<br />

zwei an<strong>der</strong>e höchst lebensbedeutsame<br />

Bereiche, nämlich Mediz<strong>in</strong> und<br />

Recht, aus dem schulischen Fächerkanon<br />

bis heute ausgeschlossen blieben.<br />

Trotz aller Verschiebungen und Verän<strong>der</strong>ungen<br />

hat sich e<strong>in</strong> zentrales Deu<strong>tu</strong>ngsmuster<br />

erhalten: die Dichotomisierung<br />

von Geist und Leib, Kul<strong>tu</strong>r und<br />

Na<strong>tu</strong>r, Freiheit und Notwendigkeit und<br />

die entsprechende wertende Zuordnung<br />

von Gegenstandsbereichen und<br />

Schulfächern.<br />

Die Frage stellt sich hier: Ist es also nur<br />

e<strong>in</strong> auf den Bed<strong>in</strong>gungen e<strong>in</strong>er antiken<br />

Sklavenhaltergesellschaft beruhen<strong>der</strong><br />

Entwicklungsfehler unseres Schulsystems,<br />

das so Naheliegende, nämlich<br />

die Aufklärung über die unsere Zivilisation<br />

prägende <strong>Technik</strong>, auszublenden?<br />

Ist gar <strong>der</strong> sich auf die Antike beziehende<br />

Neuhumanismus humboldtscher<br />

Prägung für die Nicht-E<strong>in</strong>beziehung<br />

technischer Inhalte <strong>in</strong> den<br />

Bildungskanon verantwortlich?<br />

Hierzu ist zu sagen: Die preußische<br />

Bildungsreform Wilhelm von Humboldts<br />

anfangs des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts,<br />

die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Folgezeit deutschlandweite<br />

dauerhafte Wirkung entfalten sollte,<br />

richtete sich tatsächlich vor allem darauf,<br />

über die Stärkung <strong>der</strong> sprachlichen<br />

Bildung die Grundlage sowohl<br />

für Kul<strong>tu</strong>rerschließung wie für Persönlichkeitsformung<br />

zu legen. Wie <strong>der</strong><br />

Humboldt-Süvernsche Lehrplan von<br />

1816 ausweist, wird vor allem <strong>der</strong> <strong>Unterricht</strong><br />

<strong>in</strong> den neuen und alten Sprachen<br />

betont, Inhalte <strong>der</strong> <strong>Technik</strong> ausgeschlossen.<br />

E<strong>in</strong> ‚Fächerverbund‘ Geme<strong>in</strong>nützige<br />

Kenntnisse wird abgelehnt.<br />

„Eben so wenig bedarf es des<br />

beson<strong>der</strong>n Titels, ‘Geme<strong>in</strong>nützige<br />

Kenntnisse’, unter welchen häufig e<strong>in</strong><br />

Aggregat historischer na<strong>tu</strong>rwissenschaftlicher,<br />

technischer und an<strong>der</strong>er<br />

Notizen beigebracht wird. Diese Form<br />

begünstigt den todten Mechanismus,<br />

ist ihrer fragmentarischen Beschaffenheit<br />

wegen dem Geiste des organischen<br />

Denkens und Wissens geradezu<br />

entgegen, und s<strong>tu</strong>mpft den S<strong>in</strong>n<br />

für jedes beson<strong>der</strong>e <strong>Fach</strong>, <strong>der</strong> eigenthümlich<br />

gepflegt se<strong>in</strong> will, ab.“ 5 Diese<br />

geschliffene Formulierung könnte man<br />

bei <strong>der</strong> Frage ‚<strong>Fach</strong> o<strong>der</strong> Fächerverbund‘<br />

sicher auch heute noch erkenntnisför<strong>der</strong>nd<br />

e<strong>in</strong>setzen.<br />

Von Vertretern des Philanthropismus<br />

war dieser Bereich <strong>der</strong> geme<strong>in</strong>nützigen<br />

Kenntnisse als Hauptlehrgegenstand<br />

best<strong>im</strong>mt worden, Realkenntnisse als<br />

Werkzeuge <strong>der</strong> Humanität aufgefasst<br />

worden 6 . Dagegen grenzt sich Humboldt<br />

nicht aus technikbezogener Ignoranz<br />

ab. Vielmehr ist die Reform vor<br />

dem H<strong>in</strong>tergrund e<strong>in</strong>er gesellschaftlichen<br />

Entwicklung zu sehen, die gekennzeichnet<br />

war von <strong>der</strong> Tendenz zu<br />

Abrich<strong>tu</strong>ng und Unterwerfung unter die<br />

Produktionsverhältnisse. Die Gefahr<br />

e<strong>in</strong>er verfrühten Ausrich<strong>tu</strong>ng auf spezifische<br />

berufliche Tätigkeiten und damit<br />

<strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>nahmung des Individuums<br />

für Partikular<strong>in</strong>teressen, <strong>in</strong>sgesamt die<br />

Nützlichkeits- und Verwer<strong>tu</strong>ngsideologie,<br />

musste aus dem Bildungskonzept<br />

ausgeschlossen werden.<br />

Insofern war es sicherlich gerade die<br />

Nähe des technischen Gegenstandsbereiches<br />

zum alltäglichen Lebensund<br />

Arbeitskontext <strong>der</strong> Bevölkerung,<br />

die e<strong>in</strong>em <strong>Unterricht</strong> über <strong>Technik</strong> aus<br />

neuhumanistischer Sicht <strong>im</strong> Wege<br />

stand.<br />

Aus gutem Grund setzt Humboldt die<br />

Hürde sehr hoch, was die Aufnahme<br />

e<strong>in</strong>es Gegenstandsbereichs <strong>in</strong> die Allgeme<strong>in</strong>bildung<br />

angeht. E<strong>in</strong> zentrales<br />

Kriterium e<strong>in</strong>er allgeme<strong>in</strong>en Bildung,<br />

nämlich zu allgeme<strong>in</strong>en und dadurch<br />

übertragbaren Struk<strong>tu</strong>rpr<strong>in</strong>zipien und<br />

Wirkungszusammenhängen h<strong>in</strong>zufüh-<br />

3 http://bildungsklick.de/a/84195/zweite-fremdsprache-fuer-realschulenverb<strong>in</strong>dlich/<br />

19.6.2012;<br />

4 Sternagel 1966, S. 34<br />

5 Süvern 1816 <strong>in</strong> Schulreform 1966, S.<br />

60<br />

6 Vgl. Schlagenhauf 1997, S. 219 f.<br />

6 <strong>tu</strong> 152 / 2. Quartal 2014


Allgeme<strong>in</strong>e Probleme<br />

<strong>tu</strong>: <strong>Fach</strong>didaktik<br />

ren, zu „E<strong>in</strong>heit und Allheit“, wie Humboldt<br />

sagt, ist dann nicht erfüllt, wenn<br />

es um die bloße Vermittlung e<strong>in</strong>zelner<br />

für spezifische Zwecke brauchbarer<br />

Kenntnisse o<strong>der</strong> Fertigkeiten geht.<br />

Dies aber stellt e<strong>in</strong> nach wie vor gültiges<br />

Bildungskriterium dar, an das zu<br />

er<strong>in</strong>nern ist, wenn wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>mal Gedanken<br />

<strong>der</strong> Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung, <strong>der</strong><br />

Innovationssteigerung, <strong>der</strong> Standortsicherung<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Bekämpfung des<br />

<strong>Fach</strong>kräftemangels zu vorschnellen<br />

For<strong>der</strong>ungen an das allgeme<strong>in</strong>bildende<br />

Schulwesen führen.<br />

Der neuhumanistische Bildungsansatz<br />

wurde dann <strong>im</strong> 19. Jahrhun<strong>der</strong>t von<br />

e<strong>in</strong>em bildungsbürgerlichen Kul<strong>tu</strong>rbegriff<br />

usurpiert, <strong>der</strong> <strong>in</strong> Pervertierung des<br />

humboldtschen Ansatzes den Sprachunterricht<br />

zum Abgrenzungs<strong>in</strong>strument<br />

gegenüber den nie<strong>der</strong>en Klassen benutzte.<br />

Der so verzerrte Bildungsbegriff<br />

kann zugespitzt wie folgt gekennzeichnet<br />

werden: „E<strong>in</strong> ablativus absolu<strong>tu</strong>s ist<br />

stets Teil <strong>der</strong> Menschenbildung – e<strong>in</strong>e<br />

Bauzeichnung nie!“ 7<br />

Schlussfolgerungen<br />

Unser Schulwesen wurzelt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Tradition, die dem technischen Teil <strong>der</strong><br />

materiellen Kul<strong>tu</strong>r gegenüber ignorant<br />

ist. Der Ehrentitel ‚Kul<strong>tu</strong>r‘ wird an <strong>Technik</strong>produkte<br />

nur dann verliehen, wenn<br />

sie sehr alt s<strong>in</strong>d.<br />

Nun kann auch <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>strebendste<br />

angesichts <strong>der</strong> auf höchstem Niveau<br />

forschenden und lehrenden <strong>Technik</strong>wissenschaften<br />

kaum umh<strong>in</strong>, diesem<br />

Bereich jedenfalls Geist zuzubilligen –<br />

was aber zu fehlen und die Bildungseignung<br />

dieses Bereichs <strong>in</strong> Frage zu<br />

stellen sche<strong>in</strong>t, ist Freiheit.<br />

<strong>tu</strong> 152 / 2. Quartal 2014<br />

<strong>Das</strong> Gemälde, die Skulp<strong>tu</strong>r, auch die architektonische<br />

Schöpfung werden als<br />

Ausdruck geistiger Freiheit gewürdigt.<br />

<strong>Das</strong>s dies nicht <strong>in</strong> gleicher Weise <strong>der</strong><br />

geistigen Leis<strong>tu</strong>ng bei <strong>der</strong> Gestal<strong>tu</strong>ng<br />

e<strong>in</strong>es Leiterplattenlayouts o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>es<br />

Fahrzeugantriebes gilt, geht wohl auch<br />

darauf zurück, dass die Freiheitsgrade<br />

<strong>der</strong> zugrundeliegenden Denk- und<br />

Handlungsakte nicht wahrgenommen<br />

werden: das Setzen von Zielen, den<br />

schöpferischen Entwurf, die Suche<br />

nach Handlungsalternativen, die Bewer<strong>tu</strong>ng<br />

und Entscheidung <strong>im</strong> Konflikt<br />

<strong>der</strong> abzuwägenden Ziele und Kriterien.<br />

Diese Aspekte als zentrale Momente<br />

technischen Handelns wahrzunehmen<br />

gel<strong>in</strong>gt we<strong>der</strong> dem manualistischpraktizistisch<br />

verkürzten <strong>Technik</strong>unterricht,<br />

dem es <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie um die<br />

Schulung praktischer Fertigkeiten und<br />

um möglichst fehlerlose handwerkliche<br />

Reproduktion geht, noch <strong>der</strong> Position,<br />

die <strong>Technik</strong> als angewandte Na<strong>tu</strong>rwissenschaft<br />

auffasst.<br />

Damit aber wird <strong>der</strong> Blick auf <strong>Technik</strong><br />

als Kul<strong>tu</strong>rbereich und auf <strong>Technik</strong>unterricht<br />

als Kul<strong>tu</strong>rvermittlung verstellt.<br />

Ansatzpunkte und<br />

Perspektiven<br />

Wenn diese Ursachenanalyse e<strong>in</strong>en<br />

o<strong>der</strong> den wesentlichen Punkt trifft,<br />

dann ist nicht damit geholfen, <strong>im</strong>mer<br />

und <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> auf die Bedeu<strong>tu</strong>ng<br />

<strong>der</strong> <strong>Technik</strong> für unser Leben h<strong>in</strong>zuweisen:<br />

Diese Tatsache wird ja von niemandem<br />

bestritten, und g<strong>in</strong>ge es um dieses Kriterium,<br />

dann hätten <strong>der</strong> Geschichts-,<br />

Kunst- o<strong>der</strong> altsprachliche und nicht<br />

<strong>der</strong> <strong>Technik</strong>unterricht e<strong>in</strong> Rechtfertigungsproblem!<br />

Insofern sche<strong>in</strong>en mir Interventionen<br />

entlang dieser Argumentationsschiene<br />

mit Blick auf e<strong>in</strong>e langfristig dauerhafte<br />

Konsolidierung des allgeme<strong>in</strong>bildenden<br />

<strong>Technik</strong>unterrichts kaum erfolgversprechend.<br />

Me<strong>in</strong>es Erachtens sollten Maßnahmen<br />

<strong>in</strong> zwei Rich<strong>tu</strong>ngen ansetzen:<br />

Zum e<strong>in</strong>en leidet zwar nicht die <strong>Technik</strong>didaktik,<br />

wohl aber <strong>der</strong> real existierende<br />

<strong>Technik</strong>unterricht unter Defiziten,<br />

die e<strong>in</strong>er vollen Anerkennung als<br />

Bildungsfach <strong>im</strong> Wege stehen.<br />

Wenn man sich Praxisbeispiele des<br />

<strong>Technik</strong>unterrichts anschaut, dann<br />

vermitteln diese häufig den E<strong>in</strong>druck<br />

e<strong>in</strong>es <strong>Fach</strong>es, das sich <strong>im</strong>mer noch zu<br />

e<strong>in</strong>em guten Teil mit <strong>der</strong> Herstellung<br />

e<strong>in</strong>facher Gebrauchsgegenstände<br />

und Modelle begnügt und damit <strong>im</strong>mer<br />

noch erkennbar <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tradition e<strong>in</strong>es<br />

Werkunterrichts steht, meist weniger<br />

mit musischer als mit handwerklicher<br />

Ausrich<strong>tu</strong>ng. Ich hatte diese Fertigungslastigkeit<br />

bereits <strong>im</strong> Rahmen <strong>der</strong><br />

Jahrestagung <strong>der</strong> DGTB <strong>in</strong> Wolfsburg<br />

2012 auf <strong>der</strong> empirischen Basis <strong>der</strong><br />

Untersuchung von unterrichtspraktischen<br />

Beiträgen <strong>in</strong> ‚<strong>tu</strong> – Zeitschrift für<br />

<strong>Technik</strong> <strong>im</strong> <strong>Unterricht</strong>‘ kritisiert 8 .<br />

E<strong>in</strong> <strong>Unterricht</strong>, dem es vor allem um<br />

die sach- und fachgerechte Werkzeugund<br />

Masch<strong>in</strong>enbedienung geht und <strong>in</strong><br />

dem <strong>der</strong> Kul<strong>tu</strong>rbereich <strong>der</strong> <strong>Technik</strong><br />

sowohl <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>haltlichen Breite wie<br />

theoretischen Durchdr<strong>in</strong>gung nicht angemessen<br />

abgebildet wird, kann dann<br />

leicht als ‚Blaujackenfach‘ aus dem<br />

Gymnasium herausgehalten werden.<br />

Hier muss (<strong>in</strong> Lehrerausbildung und<br />

-fortbildung) vor allem auf e<strong>in</strong> angemessenes<br />

Grundverständnis des Bildungsgegenstandes<br />

<strong>Technik</strong> h<strong>in</strong>gearbeitet<br />

werden:<br />

Im Zentrum steht <strong>der</strong> Mensch, <strong>der</strong> se<strong>in</strong>e<br />

Lebenswelt, ausgehend von se<strong>in</strong>en<br />

Bedürfnissen, Wünschen und Interessen,<br />

materiell ausgestaltet und dafür<br />

na<strong>tu</strong>rale Ressourcen (Stoffe, Energien)<br />

zielgerichtet <strong>in</strong> Anspruch n<strong>im</strong>mt.<br />

Theorie und Praxis <strong>der</strong> Herstellung<br />

stehen <strong>in</strong> unauflöslichem Zusammenhang<br />

mit <strong>der</strong> Theorie und Praxis <strong>der</strong><br />

Verwendung. Gerade für den technischen<br />

Laien, den Hauptadressaten<br />

e<strong>in</strong>er allgeme<strong>in</strong>en Bildung, ist die Verwendungsseite<br />

<strong>der</strong> <strong>Technik</strong>, die Anschaffung,<br />

Nutzung, Instandhal<strong>tu</strong>ng<br />

und Außerbetriebnahme technischer<br />

Produkte vorrangig wichtig.<br />

<strong>Technik</strong>unterricht muss sich bemühen,<br />

die wesentlichen Charakteristika<br />

technischen Handelns zu zeigen und<br />

erleben zu lassen und dabei deutlich<br />

zu machen, dass die Freiheitsgrade <strong>in</strong><br />

dieser Domäne ke<strong>in</strong>eswegs ger<strong>in</strong>ger<br />

s<strong>in</strong>d, als dies für an<strong>der</strong>e Kul<strong>tu</strong>rbereiche<br />

zutrifft.<br />

<strong>Das</strong> Zentralmerkmal <strong>der</strong> Kont<strong>in</strong>genz<br />

o<strong>der</strong> Freiheit technischen Handelns<br />

kann <strong>im</strong> <strong>Unterricht</strong> etwa dadurch erfahrbar<br />

gemacht werden, dass die<br />

Schüler selbst (synthetisierend) e<strong>in</strong>e<br />

konstruktive Lösung für e<strong>in</strong> gestelltes<br />

Problem erarbeiten und dabei<br />

die Notwendigkeit <strong>der</strong> zielbezogenen<br />

Entscheidungen und Bewer<strong>tu</strong>ngen<br />

7 Fiedler 1972, S. 27<br />

8 Vgl. Schlagenhauf 2013<br />

7


<strong>tu</strong>: <strong>Fach</strong>didaktik<br />

Allgeme<strong>in</strong>e Probleme<br />

erleben, o<strong>der</strong> ebenso dadurch, dass<br />

sie (analysierend) vorliegende technische<br />

Produkte o<strong>der</strong> Verfahren auf<br />

die zugrunde liegenden konstruktiven<br />

Entscheidungen h<strong>in</strong> untersuchen. Dies<br />

führt dazu, die technische Faktizität als<br />

etwas Beabsichtigtes und bewusst Geschaffenes<br />

wahrzunehmen.<br />

Dieser Wechsel von konstruktiver und<br />

dekonstruktiver Perspektive sche<strong>in</strong>t<br />

mir gut geeignet und zielführend zu<br />

se<strong>in</strong>; er hat sich auch bei an<strong>der</strong>en Fächern<br />

mit praktischer Ausrich<strong>tu</strong>ng, zum<br />

Beispiel <strong>im</strong> Kuns<strong>tu</strong>nterricht, aber auch<br />

<strong>im</strong> Fremdsprachenunterricht, seit langem<br />

bewährt: Dort gibt es neben <strong>der</strong><br />

Anbahnung <strong>der</strong> Fähigkeit zur eigenen<br />

Sprachproduktion selbstverständlich<br />

auch das Gegenstück: das Lesen von<br />

Texten und Lektüren, die analytische<br />

Herausarbei<strong>tu</strong>ng <strong>der</strong> verwendeten<br />

sprachlichen Mittel und die Klärung<br />

von <strong>der</strong>en S<strong>in</strong>n und Funktion.<br />

Zum an<strong>der</strong>en sche<strong>in</strong>t es mir notwendig,<br />

nicht nur an Qualitätsverbesserung<br />

des <strong>Technik</strong>unterrichts zu arbeiten,<br />

son<strong>der</strong>n auch die Außenwahrnehmung<br />

des <strong>Fach</strong>es zu opt<strong>im</strong>ieren.<br />

In <strong>der</strong> Sprache <strong>der</strong> Werbewirtschaft<br />

gesprochen hat die ‚Marke‘ <strong>Technik</strong>unterricht<br />

e<strong>in</strong> schwerwiegendes Market<strong>in</strong>gproblem.<br />

Die Öffentlichkeit kennt<br />

den <strong>Technik</strong>unterricht entwe<strong>der</strong> überhaupt<br />

nicht, versteht se<strong>in</strong> Grundanliegen<br />

nicht o<strong>der</strong> glaubt, die Konkurrenz,<br />

etwa <strong>der</strong> Physikunterricht, würde das<br />

schon mit erledigen.<br />

<strong>Das</strong> ‚Positionierungsziel‘ müsste dar<strong>in</strong><br />

bestehen, diejenigen Stärken und<br />

Qualitäten gezielt herauszustellen,<br />

durch die wir uns <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schätzung<br />

<strong>der</strong> Zielgruppe klar und positiv von Mitbewerbern<br />

unterscheiden.<br />

Aber: Bevor <strong>der</strong> <strong>Technik</strong>lehrer o<strong>der</strong> -didaktiker<br />

überhaupt die Chance erhält,<br />

mit se<strong>in</strong>er eigentlichen Zielgruppe, <strong>der</strong><br />

ganzen nachwachsenden Generation,<br />

<strong>in</strong> Kontakt zu kommen, müssen<br />

zunächst die bildungspolitischen Entscheidungsträger<br />

überzeugt werden<br />

,und diese s<strong>in</strong>d wie<strong>der</strong>um direkt von<br />

<strong>der</strong> öffentlichen und <strong>der</strong> veröffentlichten<br />

Me<strong>in</strong>ung abhängig.<br />

Es wird darum gehen müssen, diese<br />

Öffentlichkeit besser zu erreichen, als<br />

das bisher <strong>der</strong> Fall war.<br />

Dafür ist es von entscheiden<strong>der</strong> Bedeu<strong>tu</strong>ng,<br />

ob es gel<strong>in</strong>gt, <strong>Technik</strong>unterricht<br />

<strong>im</strong> Gymnasialcurriculum zu verankern.<br />

Nach wie vor stellt das Gymnasium<br />

<strong>im</strong> Verständnis <strong>der</strong> Öffentlichkeit und<br />

auch <strong>im</strong> Selbstverständnis se<strong>in</strong>er Vertreter<br />

die ‚allgeme<strong>in</strong>bildendste‘ aller<br />

Schularten dar. Fächer, die hier nicht<br />

vorkommen, haben es schwer, überhaupt<br />

wahrgenommen zu werden,<br />

was auch dar<strong>in</strong> begründet ist, dass die<br />

politischen Entscheidungsträger <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Regel selbst diese Schulart besucht<br />

haben und sie auch bevorzugt für ihre<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> wählen.<br />

Diesem Ziel <strong>der</strong> gesicherten Gymnasialexistenz<br />

des <strong>Technik</strong>unterrichts s<strong>in</strong>d<br />

wir aber trotz aller Bemühungen bisher<br />

nicht wirklich nähergekommen.<br />

Wie e<strong>in</strong>e – allerd<strong>in</strong>gs auch nicht mehr<br />

ganz ak<strong>tu</strong>elle – Zusammenstellung<br />

des VDI klar zeigt, 9 gibt es nur <strong>in</strong> wenigen<br />

Bundeslän<strong>der</strong>n eigenständigen<br />

<strong>Technik</strong>unterricht am Gymnasium,<br />

überdies durch Beschränkung auf e<strong>in</strong>zelne<br />

Klassens<strong>tu</strong>fen und durch Wahlpflichtfachsta<strong>tu</strong>s<br />

weiter geschwächt.<br />

Der Frage danach, welche Handlungsoptionen<br />

sich <strong>in</strong> dieser Si<strong>tu</strong>ation anbieten<br />

bzw. gewählt werden sollten, stellte<br />

sich <strong>der</strong> <strong>im</strong> Jahre 2008 durchgeführte<br />

VDI-Politikdialog „<strong>Technik</strong>unterricht <strong>in</strong><br />

Deutschland“, an dem Vertreter <strong>der</strong><br />

Kul<strong>tu</strong>sm<strong>in</strong>isterien fast aller Bundeslän<strong>der</strong><br />

teilnahmen. Es zeichnete sich <strong>im</strong><br />

Verlauf e<strong>in</strong> klares Me<strong>in</strong>ungsbild ab: Als<br />

strategisch wenig erfolgversprechend<br />

wurde es angesehen, am Ziel e<strong>in</strong>es<br />

eigenständigen Schulfaches <strong>Technik</strong><br />

<strong>in</strong> allen Schularten festzuhalten. Empfohlen<br />

wurde stattdessen e<strong>in</strong>e Option,<br />

die lange Zeit aus guten Gründen abgelehnt<br />

worden war: <strong>der</strong> Verbund mit<br />

na<strong>tu</strong>rwissenschaftlichen Fächern und<br />

hier wie<strong>der</strong>um vor allem mit <strong>der</strong> Physik.<br />

Fächerverbünde bzw. Verbundfächer,<br />

<strong>in</strong> denen Ziele und Inhalte unterschiedlicher<br />

Fächer zusammengeführt<br />

werden, s<strong>in</strong>d nicht nur aus organisatorischen<br />

Gründen o<strong>der</strong> aufgrund <strong>der</strong><br />

Kompetenzgrenzen <strong>der</strong> Lehrkräfte<br />

problematisch; vielmehr besteht die<br />

Gefahr, dass die <strong>in</strong>haltlichen wie prozeduralen<br />

Spezifika <strong>der</strong> e<strong>in</strong>bezogenen<br />

Domänen 10 nicht unbeschädigt erhalten<br />

bleiben.<br />

Bei Verb<strong>in</strong>dungen na<strong>tu</strong>rwissenschaftlicher<br />

mit <strong>der</strong> technischen Domäne<br />

drohen <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e funktionalistische<br />

und szientifische Verkürzungen.<br />

Funktionalismus blendet sozioökonomische<br />

und -ökologische, politische<br />

und kul<strong>tu</strong>relle D<strong>im</strong>ensionen aus; er<br />

sieht nicht die menschlichen Motive,<br />

Bedürfnisse, Interessen, die kul<strong>tu</strong>rellen<br />

Deu<strong>tu</strong>ngs- und Wahrnehmungsmuster,<br />

die den technikbezogenen Bewer<strong>tu</strong>ngen<br />

und Entscheidungen zugrunde<br />

liegen. Dies aber führt dazu, dass die<br />

technischen Phänomene <strong>in</strong> ihrem Zustandekommen<br />

und ihren Merkmalen<br />

überhaupt nicht mehr angemessen<br />

verstanden werden.<br />

Der szientifische Zugang sieht vor<br />

allem das, was mit (na<strong>tu</strong>r- o<strong>der</strong> technik-)wissenschaftlichem<br />

Instrument zu<br />

erfassen ist: Der Praxis technischen<br />

Handelns, <strong>in</strong> welcher vielfältige sensumotorische<br />

und kognitive Leis<strong>tu</strong>ngen<br />

zusammenwirken, wird er nicht gerecht;<br />

gegenüber <strong>der</strong> ästhetischen<br />

und symbolisch-expressiven Seite <strong>der</strong><br />

<strong>Technik</strong> zeigt er sich unweigerlich ignorant.<br />

In Baden-Württemberg stehen wir <strong>der</strong>zeit<br />

an e<strong>in</strong>em Punkt von großer, vielleicht<br />

historischer Bedeu<strong>tu</strong>ng für die<br />

Zukunft des <strong>Technik</strong>unterrichts.<br />

Erstmals werden unter <strong>der</strong> Vorgabe<br />

<strong>der</strong> Erhöhung <strong>der</strong> Durchlässigkeit des<br />

mehrgliedrigen Schulsystems geme<strong>in</strong>same<br />

bzw. abgest<strong>im</strong>mte Bildungspläne<br />

für alle Schularten <strong>der</strong> Sekundars<strong>tu</strong>fe<br />

entwickelt. Dazu werden bestehende<br />

Fächerverbundskonstrukte aufgelöst,<br />

<strong>der</strong> Bereich Na<strong>tu</strong>rwissenschaft und<br />

<strong>Technik</strong> teilweise neu geordnet.<br />

Gerade mit <strong>der</strong> Weiterentwicklung des<br />

seit Schuljahr 2007/08 e<strong>in</strong>geführten<br />

<strong>Fach</strong>es Na<strong>tu</strong>rwissenschaft und <strong>Technik</strong><br />

(NwT) am Gymnasium verb<strong>in</strong>den<br />

sich Hoffnungen und Erwar<strong>tu</strong>ngen,<br />

dass sich technische Bildung auch <strong>im</strong><br />

gymnasialen Bildungsgang dauerhaft<br />

etabliert und weiter entfaltet.<br />

Im Verlauf <strong>der</strong> bisherigen Entwicklung<br />

dieses <strong>Fach</strong>es wurde bereits das große<br />

Engagement erkennbar, mit dem sich<br />

9 Vgl. Hartmann u.a. 2008 (Beiblatt)<br />

10 Domänen, verstanden als kognitiv<br />

kohärente E<strong>in</strong>heiten, <strong>der</strong>en Elemente<br />

durch geme<strong>in</strong>same Regeln, Methoden<br />

und <strong>in</strong>haltlichen S<strong>in</strong>n verbunden s<strong>in</strong>d.<br />

Vgl. Schlagenhauf 2008; BMBF 2003.<br />

8 <strong>tu</strong> 152 / 2. Quartal 2014


Allgeme<strong>in</strong>e Probleme<br />

<strong>tu</strong>: <strong>Fach</strong>didaktik<br />

die betreffenden Lehrkräfte, wiewohl<br />

ursprünglich na<strong>tu</strong>rwissenschafts- und<br />

nicht technikdidaktisch ausgebildet,<br />

auf den Weg gemacht haben, den Bildungsbereich<br />

<strong>Technik</strong> zu erschließen.<br />

Dabei sche<strong>in</strong>t – diesen E<strong>in</strong>druck<br />

nehme ich aus Gesprächen mit Lehrkräften<br />

mit – die Anziehungskraft des<br />

<strong>Fach</strong>es letztlich weniger aus Konzepten,<br />

Modellen, Bildungsplänen o<strong>der</strong><br />

Lehrerfortbildungen zu entspr<strong>in</strong>gen.<br />

Vielmehr zeigt sich das Fasz<strong>in</strong>osum<br />

des <strong>Fach</strong>es <strong>in</strong> <strong>der</strong> realen <strong>Unterricht</strong>serfahrung,<br />

<strong>in</strong> denjenigen Lernsi<strong>tu</strong>ationen,<br />

<strong>in</strong> denen die Schüler beg<strong>in</strong>nen,<br />

sich das technische Problem zu eigen<br />

zu machen, dabei die Freiräume<br />

technischen Handelns entdecken und<br />

sich ihrer technischen Produktivität<br />

und Kreativität bewusst werden. <strong>Das</strong><br />

didaktische Pr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong> Problem- und<br />

Handlungsorientierung des <strong>Technik</strong>unterrichts<br />

wirkt sich hier sicherlich<br />

attraktivitätssteigernd aus.<br />

<strong>Das</strong>s NwT-Lehrkräfte auf <strong>der</strong> Suche<br />

nach didaktischen Horizonten s<strong>in</strong>d,<br />

zeigt sich deutlich an e<strong>in</strong>em vom VDI-<br />

Landesverband Baden-Württemberg<br />

herausgegebenen Heft mit dem Titel<br />

„<strong>Technik</strong> <strong>im</strong> NwT-<strong>Unterricht</strong> – Erprobte<br />

Beispiele für das <strong>Fach</strong> Na<strong>tu</strong>rwissenschaft<br />

und <strong>Technik</strong>“ 11 . Ich ziehe es als<br />

ak<strong>tu</strong>elles Beispiel heran, obwohl es<br />

ke<strong>in</strong>eswegs für alle Strömungen <strong>in</strong>nerhalb<br />

des NwT-Bereichs repräsentativ<br />

ist.<br />

Es f<strong>in</strong>den sich dar<strong>in</strong> <strong>Unterricht</strong>svorschläge,<br />

die von technografischer<br />

Kommunikation und Produktionstechnik<br />

über Alltagstechnik und Mediz<strong>in</strong>technik<br />

bis h<strong>in</strong> zur Automatisierungstechnik<br />

reichen.<br />

Es gibt e<strong>in</strong>e Reihe von Punkten, die mir<br />

positiv auffallen. Zwei davon möchte<br />

ich herausstellen:<br />

<strong>Das</strong> <strong>Unterricht</strong>sbeispiel „Von <strong>der</strong><br />

Zeichnung zum Produkt“ ist offenbar<br />

sorgfältig durchdacht, br<strong>in</strong>gt verschiedene<br />

Darstellungsformen (Handskizze,<br />

Zeichnung, CAD) mit produktionstechnischen<br />

Verfahren <strong>in</strong> Zusammenhang<br />

(CAM mittels Schmelzschneidemasch<strong>in</strong>e)<br />

und führt die Schüler schließlich<br />

auch noch h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>er Konstruktionsaufgabe<br />

(Fluggleiter aus Styropor).<br />

Des Weiteren ist das Bemühen erkennbar,<br />

nicht nur konstruktiv-produktive<br />

<strong>tu</strong> 152 / 2. Quartal 2014<br />

<strong>Unterricht</strong>smethoden, son<strong>der</strong>n auch<br />

analytisch ausgerichtete aufzunehmen<br />

und darzustellen (Demontage-Analyse<br />

e<strong>in</strong>es Haartrockners, Analyse Blutzuckerspiegelmessung).<br />

Dieser methodische<br />

Ansatz (wenn auch nicht die<br />

Umsetzung <strong>im</strong> E<strong>in</strong>zelnen) sche<strong>in</strong>t mir<br />

s<strong>in</strong>nvoll und zielführend.<br />

Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite zeigen sich am<br />

Beispiel dieses Heftes auch ganz spezifische<br />

Schwachpunkte und Auslassungen.<br />

Zum e<strong>in</strong>en ersche<strong>in</strong>t die Auswahl <strong>der</strong><br />

<strong>Unterricht</strong>sbeispiele willkürlich – es<br />

gibt ke<strong>in</strong>e H<strong>in</strong>weise, warum gerade<br />

diese Inhalte und Ziele ausgewählt<br />

wurden – e<strong>in</strong> grundlegen<strong>der</strong> legit<strong>im</strong>atorischer<br />

Mangel.<br />

Zweitens fällt auf, dass die oben beschriebene<br />

funktionalistisch verengte<br />

Sicht vorherrscht: <strong>Das</strong> technische<br />

Artefakt wird betrachtet, die soziotechnische<br />

E<strong>in</strong>bet<strong>tu</strong>ng bleibt defizitär;<br />

so wird zwar bei <strong>der</strong> Analyse e<strong>in</strong>es<br />

Haartrockners s<strong>in</strong>nvollerweise <strong>der</strong><br />

Luftdurchsatz o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Schall(druck)-<br />

pegel gemessen, aber überhaupt nicht<br />

thematisiert, welche Zwecke mit Hilfe<br />

<strong>der</strong> Gerätefunktionen erfüllt werden<br />

sollen, welche Nutzenerwar<strong>tu</strong>ng damit<br />

verbunden ist, <strong>in</strong> welche kul<strong>tu</strong>rellen Voraussetzungen<br />

und Folgen diese o<strong>der</strong><br />

ähnliche <strong>Technik</strong> e<strong>in</strong>gebettet ist usw.<br />

Drittens bleiben die Beispiele weitgehend<br />

<strong>im</strong> Speziellen verhaftet, e<strong>in</strong><br />

für allgeme<strong>in</strong>e Bildung Essentielles<br />

wird weitgehend außen vor gelassen,<br />

nämlich Generalisierung, die H<strong>in</strong>führung<br />

zum Allgeme<strong>in</strong>en, zum Horizont<br />

<strong>der</strong> <strong>Technik</strong>, zum Ganzen <strong>der</strong> <strong>Technik</strong><br />

(Schmayl), zu den sach- und soziotechnischen<br />

Pr<strong>in</strong>zipien, Gesetzmäßigkeiten,<br />

Grundstruk<strong>tu</strong>ren. Es hat den<br />

Ansche<strong>in</strong>, als werde diese zentrale<br />

didaktische Kategorie gar nicht <strong>in</strong> ihrer<br />

Bedeu<strong>tu</strong>ng erkannt.<br />

Im Falle <strong>der</strong> Haartrockner-Untersuchung<br />

wäre etwa – um e<strong>in</strong>e Analysekategorie<br />

beispielhaft aufzuführen – e<strong>in</strong>e<br />

allgeme<strong>in</strong>technologische E<strong>in</strong>ordnung<br />

s<strong>in</strong>nvoll gewesen, mit <strong>der</strong> funktionale,<br />

struk<strong>tu</strong>rale und hierarchische Aspekte<br />

herausgearbeitet werden können, Erkenntnisse,<br />

die potenziell auf an<strong>der</strong>e<br />

technische Systeme übertragbar s<strong>in</strong>d.<br />

Schließlich fällt auf, dass auf den vorhandenen<br />

und seit Jahrzehnten erarbeiteten<br />

Entwicklungsstand <strong>der</strong> <strong>Technik</strong>didaktik<br />

offenbar kaum zugegriffen<br />

wird.<br />

<strong>Das</strong> Vorwort offenbart die verblüffende<br />

Ansicht, dass „<strong>in</strong> den vergangenen<br />

Jahren … die Erkenntnis gereift (ist),<br />

dass technische Kenntnisse und Kompetenzen<br />

zur Allgeme<strong>in</strong>bildung gehören“.<br />

Da überrascht es doch, dass e<strong>in</strong> knappes<br />

halbes Jahrhun<strong>der</strong>t Entwicklung<br />

<strong>der</strong> <strong>Technik</strong>didaktik <strong>in</strong> Forschung und<br />

Lehre nicht zur Kenntnis genommen<br />

und eben auch nicht zur Unterstützung<br />

herangezogen wird.<br />

Schlusswort:<br />

Der bildungspolitische Sta<strong>tu</strong>s des<br />

<strong>Technik</strong>unterrichts ist nach wie vor<br />

ungesichert. Die Perspektive e<strong>in</strong>er<br />

Verb<strong>in</strong>dung mit Na<strong>tu</strong>rwissenschaften,<br />

wie <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>im</strong> <strong>Fach</strong> Na<strong>tu</strong>rwissenschaft<br />

und <strong>Technik</strong> konzipiert, birgt<br />

Chancen, aber auch Gefahren.<br />

Der genu<strong>in</strong>e <strong>Technik</strong>unterricht auf <strong>der</strong><br />

Sekundars<strong>tu</strong>fe I hat sich didaktisch<br />

gefestigt und ist präsentabel, braucht<br />

aber Impulse zur Weiterentwicklung<br />

h<strong>in</strong> <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e zur besseren Balance<br />

von Herstellung und Verwendung,<br />

von System-Synthese und System-<br />

Analyse. Letztere sollte aus me<strong>in</strong>er<br />

Sicht erheblich stärker berücksichtigt<br />

werden, als dies bisher <strong>der</strong> Fall ist.<br />

In den letzten Jahrzehnten wurden<br />

bundesweit vielfältige Erfahrungen mit<br />

unterschiedlichen technikdidaktischen<br />

Ansätzen <strong>in</strong> den vielfältigen bildungspolitischen<br />

Kontexten <strong>der</strong> Bundeslän<strong>der</strong><br />

gesammelt, Wissen, das nun <strong>in</strong> die<br />

Weiterentwicklung des <strong>Technik</strong>unterrichts<br />

beson<strong>der</strong>s auch am Gymnasium<br />

e<strong>in</strong>gebracht werden sollte.<br />

Ich plädiere als Vertreter technischer<br />

Bildung dafür, technisch-na<strong>tu</strong>rwissenschaftliche<br />

Verbundfächer dann zu<br />

unterstützen und zu <strong>der</strong>en Weiterentwicklung<br />

beizutragen, wenn zu erkennen<br />

ist, das zentrale Anliegen e<strong>in</strong>er<br />

technischen Allgeme<strong>in</strong>bildung weitgehend<br />

unverkürzt und undeformiert zur<br />

Gel<strong>tu</strong>ng gebracht werden können.<br />

11 Frank 2013<br />

9


<strong>tu</strong>: <strong>Fach</strong>didaktik<br />

Allgeme<strong>in</strong>e Probleme<br />

Inge Holtzhauer<br />

Handbuch für Lehrer<br />

Rechtsgrundlagen für<br />

den Schulalltag<br />

Dieses Handbuch ist<br />

hilfreich:<br />

• bei <strong>der</strong> Vorberei<strong>tu</strong>ng auf die 2.<br />

Staatsprüfung (Schulrecht)<br />

• als Orientierungshilfe <strong>in</strong> rechtlichen<br />

Fragen des Schulalltags,<br />

unentbehrlich zur Wahrnehmung<br />

von Rechten und<br />

Pfl ichten<br />

Aus dem Inhalt:<br />

• Übergreifende gesetzliche<br />

Grundlagen, Auszüge aus<br />

Grundgesetz, Landesverfassung<br />

und Landesverwal<strong>tu</strong>ngsgesetz<br />

• Schulwesen des Landes<br />

Baden- Württemberg<br />

• Wichtige Gesetzestexte für<br />

Lehrer und Schulen<br />

• Wichtige Anschriften<br />

Neckar-Verlag GmbH I<br />

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Ob dies <strong>im</strong> Falle des <strong>Fach</strong>es Na<strong>tu</strong>rwissenschaft<br />

und <strong>Technik</strong> <strong>in</strong> Baden-<br />

Württemberg <strong>der</strong> Fall se<strong>in</strong> wird, sche<strong>in</strong>t<br />

<strong>der</strong>zeit noch offen.<br />

Litera<strong>tu</strong>r<br />

BMBF (Bundesm<strong>in</strong>isterium für Bildung<br />

und Forschung)(Hg.) (2003): Zur<br />

Entwicklung nationaler Bildungsstandards.<br />

E<strong>in</strong>e Expertise. Bonn: BMBF<br />

Referat Öffentlichkeitsarbeit.<br />

Fiedler, Ralph (1972): Die klassische<br />

deutsche Bildungsidee. Ihre soziologischen<br />

Wurzeln und pädagogischen<br />

Folgen. S<strong>tu</strong>dien zur Soziologie des<br />

Bildungswesens. Bd. 7, We<strong>in</strong>he<strong>im</strong>, S.<br />

27.<br />

Frank, Roland (Hg.) (2013): <strong>Technik</strong> <strong>im</strong><br />

NwT-<strong>Unterricht</strong>. Erprobte Beispiele<br />

für das <strong>Fach</strong> Na<strong>tu</strong>rwissenschaft und<br />

<strong>Technik</strong>. S<strong>tu</strong>ttgart: VDI e.V. Landesverband<br />

Baden-Württemberg.<br />

Hartmann, Elke; Kussmann, Michael;<br />

Scherweit, Steffen (Hg.) (2008):<br />

<strong>Technik</strong> und Bildung <strong>in</strong> Deutschland.<br />

<strong>Technik</strong> <strong>in</strong> den Lehrplänen allgeme<strong>in</strong>bilden<strong>der</strong><br />

Schulen. E<strong>in</strong>e Dokumentation<br />

und Analyse. Düsseldorf: VDI<br />

Vere<strong>in</strong> Dt. Ingenieure.<br />

Ropohl, Günter (2009): Allgeme<strong>in</strong>e<br />

Technologie. E<strong>in</strong>e Systemtheorie <strong>der</strong><br />

<strong>Technik</strong>. 3., überarb. Aufl. Karlsruhe:<br />

Univ.-Verl. Karlsruhe; Univ.-Bibl.<br />

Sachs, Burkhard; Vere<strong>in</strong> Deutscher Ingenieure<br />

(1994): Technische Bildung<br />

für alle. Positionen und Informationen<br />

zum <strong>Technik</strong>unterricht an allgeme<strong>in</strong>bildenden<br />

Schulen. Düsseldorf: VDI<br />

Verlag.<br />

Schlagenhauf, Wilfried (1997): Historische<br />

Entwicklungsl<strong>in</strong>ien des Verhältnisses<br />

von Realschule und technischer<br />

Bildung. Von den Anfängen<br />

bis zur Mitte des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts.<br />

Frankfurt am Ma<strong>in</strong>: Lang<br />

Schlagenhauf, Wilfried (2008): Bildungsstandards<br />

<strong>Technik</strong> für den Mittleren<br />

Bildungsabschluss. Darlegungen und<br />

Erläuterungen zu den Empfehlungen<br />

des Vere<strong>in</strong>s Deutscher Ingenieure<br />

(VDI). In: <strong>tu</strong> – Zeitschrift für <strong>Technik</strong><br />

<strong>im</strong> <strong>Unterricht</strong> 33 (127), S. 5–15.<br />

Schlagenhauf, Wilfried (2013): Methoden<br />

des <strong>Technik</strong>unterrichts – Si<strong>tu</strong>ationsanalyse<br />

und Entwicklungsperspektiven.<br />

In: <strong>tu</strong> – Zeitschrift für<br />

<strong>Technik</strong> <strong>im</strong> <strong>Unterricht</strong> 38 (147), S.<br />

9–16.<br />

Schmayl, W<strong>in</strong>fried (2010): Didaktik allgeme<strong>in</strong>bildenden<br />

<strong>Technik</strong>unterrichts,<br />

Baltmannsweiler<br />

Schulte, Hans (1999): E<strong>in</strong> Plädoyer für<br />

die Stärkung <strong>der</strong> na<strong>tu</strong>rwissenschaftlichen<br />

und technischen Bildung <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

allgeme<strong>in</strong> bildenden Schule. Geme<strong>in</strong>sames<br />

Memorandum von DPhV und<br />

VDI. In: <strong>tu</strong> – Zeitschrift für <strong>Technik</strong> <strong>im</strong><br />

<strong>Unterricht</strong> 24 (92), S. 8–9.<br />

Sternagel, Peter (1966): Die artes mechanicae<br />

<strong>im</strong> Mittelalter. Begriffs- und<br />

Bedeu<strong>tu</strong>ngsgeschichte bis zum Ende<br />

des 13. Jahrhun<strong>der</strong>ts. Bd. 2. Kallmünz/<br />

Opf.: Lassleben.<br />

Süvern, Johann Wilhelm: <strong>Unterricht</strong>s-<br />

Verfassung <strong>der</strong> Gymnasien und<br />

Stadtschulen. Vom 12. Jan. 1816.<br />

Auszug aus <strong>der</strong> Anweisung über die<br />

E<strong>in</strong>rich<strong>tu</strong>ng <strong>der</strong> öffentlichen allgeme<strong>in</strong>en<br />

Schulen <strong>im</strong> Preussischen Staate.<br />

In: Lothar Schwe<strong>im</strong> (Bearb.): Schulreform<br />

<strong>in</strong> Preußen 1809–1819. Entwürfe<br />

und Gutachten. Kle<strong>in</strong>e Pädagogische<br />

Texte. Bd. 30. Hrsg. v. Carl-Ludwig<br />

Furck u.a. We<strong>in</strong>he<strong>im</strong> 1966. S. 59–98.<br />

Vere<strong>in</strong> Deutscher Ingenieure (1984):<br />

Memorandum: <strong>Technik</strong>unterricht an<br />

alle Schulen. Düsseldorf: VDI- Verlag.<br />

Onl<strong>in</strong>e zugänglich unter http://www.<br />

vdi-jutec.de/medienarchiv/ablage/orig<strong>in</strong>al/bildungspolitik_1.pdf<br />

(abgerufen<br />

1.3.2014)<br />

VDI Vere<strong>in</strong> Deutscher Ingenieure (2001):<br />

Der Jugend e<strong>in</strong>e Zukunft! Na<strong>tu</strong>rwissenschaftliche<br />

und technische Bildung<br />

stärken! Neun Thesen. (Zusammen<br />

mit dem Deutschen Philologenverband)<br />

Onl<strong>in</strong>e verfügbar unter http://<br />

www.vdi-jutec.de/medienarchiv/ablage/orig<strong>in</strong>al/bildungspolitik_6.pdf.<br />

VDI Vere<strong>in</strong> Deutscher Ingenieure (2004/<br />

2007): Bildungsstandards <strong>im</strong> <strong>Fach</strong><br />

<strong>Technik</strong> für den mittleren Schulabschluss.<br />

Vere<strong>in</strong> Deutscher Ingenieure.<br />

Düsseldorf.<br />

VDI Vere<strong>in</strong> Deutscher Ingenieure (2006):<br />

Empfehlungen des VDI zum Bachelor-<br />

Master-S<strong>tu</strong>diengang für <strong>Technik</strong>lehrer<br />

an allgeme<strong>in</strong>bildenden Schulen.<br />

Düsseldorf: VDI Verlag.<br />

VDI Vere<strong>in</strong> Deutscher Ingenieure (2012):<br />

Positionspapier: Technische Allgeme<strong>in</strong>bildung<br />

stärkt den Standort<br />

Deutschland.<br />

10 <strong>tu</strong> 152 / 2. Quartal 2014


Energietechnik<br />

<strong>tu</strong>: Sach<strong>in</strong>formationen<br />

Geschichte <strong>der</strong><br />

Sonnenenergienutzung –<br />

von Mouchot bis Quarzazate<br />

Von Peter Röben<br />

Die erneuerbaren Energien waren <strong>in</strong> Deutschland <strong>in</strong> den vergangenen Jahren so<br />

erfolgreich, dass Solarzellen auf den Dächern von Häusern und Scheunen <strong>in</strong> ganz<br />

Deutschland zum normalen Ersche<strong>in</strong>ungsbild gehören. An<strong>der</strong>s als W<strong>in</strong>dkraftanlagen,<br />

bei denen es e<strong>in</strong> klares Nord-Süd-Gefälle gibt, s<strong>in</strong>d Solaranlagen relativ<br />

homogen verbreitet und liefern e<strong>in</strong>en großen Beitrag zum jährlichen Elektrizitätsbedarf<br />

<strong>der</strong> Gesellschaft, <strong>der</strong> alle Prognosen <strong>der</strong> Vergangenheit übertrifft. Ja, es<br />

ist sogar so, dass die <strong>in</strong>stallierte Leis<strong>tu</strong>ng <strong>der</strong> photovoltaischen Anlagen die aller<br />

an<strong>der</strong>en Energieträger seit 2013 übertrifft. Ende 2012 waren <strong>in</strong> Deutschland<br />

1,3 Millionen Solaranlagen mit e<strong>in</strong>er Nennleis<strong>tu</strong>ng von 32,4 GW <strong>in</strong>stalliert (Wirth<br />

2013, S. 5). <strong>Das</strong> bedeutet, dass an e<strong>in</strong>em sonnenreichen Tag <strong>im</strong> Sommer <strong>der</strong><br />

größte Teil <strong>der</strong> benötigten elektrischen Energie <strong>in</strong> Deutschland von Solaranlagen<br />

produziert werden kann.<br />

E<strong>in</strong>e solche Si<strong>tu</strong>ation wurde <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vergangenheit auch von Opt<strong>im</strong>isten nicht für<br />

möglich gehalten. Eher schon st<strong>im</strong>mten viele Experten solchen Aussagen zu, wie<br />

<strong>der</strong> von Hans-Peter Villis, dem ehemaligen Vorstandsvorsitzenden <strong>der</strong> EnBW:<br />

„Für e<strong>in</strong>e effiziente, großtechnische Nutzung <strong>der</strong> Solarenergie sche<strong>in</strong>t <strong>in</strong> Deutschland<br />

zu selten die Sonne. Der Solaranteil an <strong>der</strong> Energieerzeugung wird auch 2020<br />

noch bei gerade mal e<strong>in</strong>em Prozent liegen.“ (Janz<strong>in</strong>g 2011, S. 162)<br />

Dieser Wert wird schon heute <strong>im</strong> Jahre 2013 um mehr als das Vierfache übertroffen.<br />

Kann man <strong>im</strong> Fall von Villis unterstellen, dass er <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nutzung <strong>der</strong> Solarenergie<br />

eher e<strong>in</strong>e Bedrohung se<strong>in</strong>es Geschäftsmodells sah und se<strong>in</strong>e Aussagen daher<br />

weniger von Sachkenntnis geleitet waren denn vom Wunsch, e<strong>in</strong>e unliebsame<br />

Konkurrenz nie<strong>der</strong>zuhalten, hätte man <strong>im</strong> Fall <strong>der</strong> Prognos AG, e<strong>in</strong>em <strong>der</strong> ältesten<br />

Wirtschaftsforschungs- und Bera<strong>tu</strong>ngsunternehmen, mehr erwarten können. E<strong>in</strong>e<br />

Prognos-S<strong>tu</strong>die von 1998 schätzte allerd<strong>in</strong>gs die Stromerzeugung aus Solaranlagen<br />

mit e<strong>in</strong>em Wert von 0,44 TWh für 2020 e<strong>in</strong>. Dieser Wert wurde schon 2008 um das<br />

zehnfache übertroffen (Pieprzyk und Rojas Hilje 2009, S.8). Wie konnte dieser<br />

enorme Wandel <strong>der</strong> Energieerzeugung <strong>in</strong> so kurzer Zeit vonstatten gehen, dass<br />

davon auch die meisten <strong>Fach</strong>leute überrascht wurden?<br />

Grundlage <strong>der</strong> E<strong>in</strong>speisung<br />

von elektrischem Strom <strong>in</strong><br />

das Netz<br />

E<strong>in</strong> Teil <strong>der</strong> Antwort liefert die Betrach<strong>tu</strong>ng<br />

<strong>der</strong> gesetzlichen Grundlagen.<br />

Damit man überhaupt Strom von e<strong>in</strong>er<br />

privaten Solaranlage <strong>in</strong> das Netz e<strong>in</strong>speisen<br />

kann, braucht es e<strong>in</strong>e gesetzliche<br />

Grundlage. Diese wurde durch<br />

das Strome<strong>in</strong>speisungsgesetz von<br />

1991 erstmals geschaffen. In diesem<br />

Gesetz wurde die E<strong>in</strong>speisung und<br />

Vergü<strong>tu</strong>ng von elektrischem Strom <strong>in</strong><br />

das öffentliche Netz verb<strong>in</strong>dlich geregelt<br />

(siehe Wikipedia: Erneuerbare-<br />

Energien-Gesetz). Vor allem kle<strong>in</strong>e<br />

<strong>tu</strong> 152 / 2. Quartal 2014<br />

Unternehmen konnten sich auf dieser<br />

Grundlage gegen die etablierten<br />

Stromkonzerne behaupten, die ihnen<br />

den Zugang zum Netz verweigerten<br />

o<strong>der</strong> erschwerten. Die eigentliche<br />

Zielgruppe des Gesetzes waren zwar<br />

die süddeutschen Wasserkraftwerke,<br />

aber die zugesicherte Vergü<strong>tu</strong>ng für<br />

e<strong>in</strong>gespeisten Strom löste <strong>in</strong> Norddeutschland<br />

e<strong>in</strong>en W<strong>in</strong>dkraftboom<br />

aus, obwohl für die W<strong>in</strong>dkraft nur 90%<br />

des Durchschnittserlöses <strong>der</strong> Energieversorger<br />

gezahlt werden musste<br />

(Janz<strong>in</strong>g 2011, S. 95).<br />

Mit dem 1.000-Dächer-Programm <strong>der</strong><br />

Bundesregierung von 1990 wurden private<br />

Solaranlagen mit max<strong>im</strong>al 5 KW<br />

Standardleis<strong>tu</strong>ng bis zu 70% <strong>der</strong> Anlagen-<br />

und Investitionskosten geför<strong>der</strong>t.<br />

Im Jahre 2000 wurde durch die rotgrüne<br />

Regierung das Strome<strong>in</strong>speisungsgesetz<br />

durch das Erneuerbare-<br />

Energien-Gesetz (EEG) abgelöst.<br />

Außerdem wollte man den erreichten<br />

Stand von 50 MW 1 bei <strong>der</strong> Photovoltaik<br />

auf 300 MW ausdehnen und legte<br />

dazu das 100.000-Dächer-Programm<br />

auf. In diesem Programm wurde<br />

<strong>der</strong> Aufbau von Photovoltaikanlagen<br />

durch z<strong>in</strong>sgünstige Kredite <strong>der</strong> KfW<br />

geför<strong>der</strong>t. <strong>Das</strong> Ziel dieses Programms<br />

wurde bereits 2003 erreicht, aber die<br />

weitere För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Photovoltaik<br />

wurde durch e<strong>in</strong>e Novellierung des<br />

EEG sichergestellt, die 2004 erfolgte.<br />

Die Erfolge be<strong>im</strong> Ausbau <strong>der</strong> Photovoltaik<br />

machten <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> Anpassungen<br />

des EEG notwendig, zuletzt<br />

die sogenannte Photovoltaiknovelle<br />

vom Juni 2012.<br />

Liberalisierung des<br />

Strommarkts<br />

Die gesetzliche Garantie e<strong>in</strong>es fixen<br />

Preises für Strom aus erneuerbaren<br />

Energiequellen ist aber nur e<strong>in</strong>e Neuerung<br />

des Strommarkts. Die an<strong>der</strong>e<br />

als „Liberalisierung des Strommarkts“<br />

bezeichnete Neuerung besteht <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>es Strommarktes o<strong>der</strong><br />

sog. Strombörsen ab 2000. Heute<br />

wird Strom an <strong>der</strong> European Energy<br />

Exchange (EEX) <strong>in</strong> Leipzig gehandelt.<br />

<strong>Das</strong> Nebene<strong>in</strong>an<strong>der</strong> von garantierten<br />

Strompreisen für den Strom aus Solaranlagen<br />

und dem Strommarkt an<br />

<strong>der</strong> Strombörse <strong>in</strong> Leipzig verursacht<br />

e<strong>in</strong> f<strong>in</strong>anzielles Problem, das <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />

Zuspitzung durch den Umweltm<strong>in</strong>ister<br />

Altmeier 2013 e<strong>in</strong>e breite Debatte und<br />

e<strong>in</strong> vielfältiges Presseecho auslöste.<br />

Vielfach wird berichtet, dass die erneuerbaren<br />

Energien Opfer ihres Erfolgs<br />

werden. Geme<strong>in</strong>t ist damit e<strong>in</strong>e<br />

Si<strong>tu</strong>ation, <strong>in</strong> <strong>der</strong> die Strommengen, die<br />

auf <strong>der</strong> Grundlage des EEG zu festen<br />

Preisen aufgekauft werden müssen,<br />

<strong>im</strong>mer stärker ansteigen, <strong>der</strong> Strom-<br />

1 Die Leis<strong>tu</strong>ngsangaben bei Solarzellen<br />

beziehen sich <strong>im</strong>mer auf die sog.<br />

Peakleis<strong>tu</strong>ng, also die elektrische<br />

Leis<strong>tu</strong>ng, die die Solarzelle bei max<strong>im</strong>aler<br />

Sonnene<strong>in</strong>strahlung abgibt.<br />

11


<strong>tu</strong>: Sach<strong>in</strong>formationen<br />

Energietechnik<br />

preis an <strong>der</strong> Börse <strong>in</strong> Leipzig aber<br />

stark schwankt. Insbeson<strong>der</strong>e zur<br />

Mittagszeit – früher e<strong>in</strong> Zeitpunkt erhöhter<br />

Stromnachfrage, die nach den<br />

Gesetzen <strong>der</strong> Strombörse eigentlich zu<br />

hohen Strompreisen führen sollte – liefern<br />

die Photovoltaikanlagen die größte<br />

Menge an Elektrizität, so viel, dass an<br />

<strong>der</strong> Strombörse gelegentlich negative<br />

Preise erzielt werden. Es kann dann<br />

zu <strong>der</strong> paradoxen Si<strong>tu</strong>ation kommen,<br />

dass dem Abnehmer von Elektrizität<br />

auch noch Geld gezahlt wird, anstatt<br />

e<strong>in</strong>en Preis von ihm zu verlangen. Die<br />

eigentlich komfortable Si<strong>tu</strong>ation e<strong>in</strong>es<br />

Überflusses an Energie zur Mittagszeit<br />

wird durch den Mechanismus des EEG<br />

zu e<strong>in</strong>er problematischen Si<strong>tu</strong>ation,<br />

die dazu führt, dass obwohl <strong>der</strong> Strom<br />

aus <strong>der</strong> Photovoltaik <strong>im</strong>mer billiger<br />

wird, <strong>der</strong> Strom für die Konsumenten<br />

<strong>im</strong>mer teurer wird. Angesichts dieser<br />

paradoxen Si<strong>tu</strong>ation, zeitweiliger Überschuss<br />

an Strom aus erneuerbaren<br />

Energiequellen e<strong>in</strong>erseits, aber Verfall<br />

<strong>der</strong> Strompreise an <strong>der</strong> Börse und<br />

Anstieg <strong>der</strong> Konsumentenpreise für<br />

Strom an<strong>der</strong>erseits, wird e<strong>in</strong> weiterer<br />

Blick auf die Geschichte spannend.<br />

Auslöser des Problems ist die Verabschiedung<br />

des EEG 2000, denn an<strong>der</strong>s<br />

als <strong>im</strong> Strome<strong>in</strong>speisungsgesetz<br />

von 1991 wird <strong>im</strong> EEG ke<strong>in</strong>e Deckelung<br />

vorgenommen und damit wurde<br />

die Grundlage für das, was uns heute<br />

als Problem präsentiert wird, gelegt.<br />

Damals war es <strong>der</strong> Traum von Grünen<br />

und Sozialdemokraten, dass es<br />

gel<strong>in</strong>gen möge, nach den Unfällen <strong>in</strong><br />

Harrisburg und Tschernobyl aus <strong>der</strong><br />

Kernenergie auszusteigen und auch<br />

aus den konventionellen Formen <strong>der</strong><br />

Energieproduktion. Vielen war klar,<br />

dass Kohle und Öl begrenzte Rohstoffe<br />

s<strong>in</strong>d, <strong>der</strong>en Verbrennung nicht<br />

unbed<strong>in</strong>gt die s<strong>in</strong>nvollste Weise ihrer<br />

Verwendung darstellt. Auch ohne die<br />

Erkenntnis, dass die Verbrennung<br />

CO2 freisetzt und damit Ursache <strong>der</strong><br />

Er<strong>der</strong>wärmung ist, fanden sich seit<br />

<strong>der</strong> Ölkrise 1973 viele gute Gründe,<br />

aus <strong>der</strong> Verbrennung von Kohle und<br />

Öl auszusteigen. <strong>Das</strong> Waldsterben <strong>in</strong><br />

den achtziger Jahren war e<strong>in</strong>es <strong>der</strong> damals<br />

bedeutendsten Umweltthemen,<br />

und die 1980 gegründeten und 1983<br />

<strong>in</strong> den Bundestag e<strong>in</strong>gezogenen Grünen<br />

überreichten dem neu gewählten<br />

Kanzler Kohl e<strong>in</strong>en Tannenzweig statt<br />

Glückwünschen, um das Waldsterben<br />

symbolisch <strong>im</strong> Bundestag zu thematisieren.<br />

Die Träumer von damals hätten<br />

sich allerd<strong>in</strong>gs nie träumen lassen,<br />

dass dreißig Jahre später ausgerechnet<br />

e<strong>in</strong> zeitweiliger Überschuss an<br />

regenerativer Energie zu aufgeregten<br />

Diskussionen führen würde.<br />

Die technische Entwicklung <strong>im</strong> Bereich<br />

<strong>der</strong> Photovoltaik wurde durch die E<strong>in</strong>speisevergü<strong>tu</strong>ng<br />

so vorangetrieben,<br />

dass die freigesetzten Potenziale sogar<br />

von den <strong>Fach</strong>leuten nicht erkannt<br />

wurden. Grundsätzlich war man sich<br />

über den Energiegehalt <strong>der</strong> Sonnenstrahlung<br />

schon <strong>im</strong> neunzehnten Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

<strong>im</strong> Klaren. In unseren Breiten<br />

erhält man Spitzenwerte <strong>der</strong> solaren<br />

Leis<strong>tu</strong>ng von ca. 1 kW pro Quadratmeter.<br />

Über das Jahr aufsummiert liefert<br />

die Sonne beispielsweise <strong>in</strong> Mannhe<strong>im</strong><br />

e<strong>in</strong>e Energie von 1200 kWh pro Quadratmeter.<br />

Mit e<strong>in</strong>em Quadratmeter<br />

Solarzelle (ak<strong>tu</strong>eller Wirkungsgrad<br />

hochwertiger Solarzellen: 22%) lassen<br />

sich daraus rechnerisch 264 kWh<br />

Strom erzielen. Der Strombedarf e<strong>in</strong>es<br />

Privathaushalts mit e<strong>in</strong>er Person (<strong>im</strong><br />

Mittel 2050 kWh 2 ) könnte sich demnach<br />

mit weniger als 10 qm Solarfläche<br />

realisieren lassen.<br />

2 http://www.bdew.de/<strong>in</strong>ternet.nsf/id/<br />

DE_20100927_Energieverbrauch_<br />

<strong>im</strong>_Haushalt/$file/Energie-Info%<br />

20Energieverbrauch%20<strong>in</strong>%20<br />

Haushalten%202009.pdf<br />

3 http://www.solarserver.de/servicetools/photovoltaik-preis<strong>in</strong>dex.html<br />

4 http://www.solarserver.de/solarmagaz<strong>in</strong>/nachrichten/ak<strong>tu</strong>elles/<br />

2013/kw36/duennschichtphotovoltaik-zsw-entwickeltflexible-solarzelle-auf-emaillierstahlmit-186-prozent-wirkungsgrad.html<br />

Die <strong>Fach</strong>leute haben sich auch nicht<br />

wirklich über dieses Potenzial <strong>der</strong> Sonnenenergie<br />

getäuscht, son<strong>der</strong>n über<br />

die Geschw<strong>in</strong>digkeit <strong>der</strong> technischen<br />

Realisierung e<strong>in</strong>er ökonomischen<br />

s<strong>in</strong>nvollen Nutzung dieses Energieangebots<br />

durch die Photovoltaik. Für den<br />

unerwartet heftigen Anstieg des Ausbaus<br />

<strong>der</strong> Photovoltaik ist neben <strong>der</strong><br />

För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> erstaunliche Verfall <strong>der</strong><br />

Preise für photovoltaische Solarmodule<br />

als Ursache zu nennen. Alle<strong>in</strong> zwischen<br />

Mai 2009 und Mai 2013 ist <strong>der</strong><br />

Preis <strong>in</strong> € pro Watt peak von 2,61 (Europa)<br />

bzw. 2,17 (Ch<strong>in</strong>a) auf 0,78 (Europa),<br />

bzw. 0,54 (Ch<strong>in</strong>a) 3 gefallen. <strong>Das</strong><br />

ist e<strong>in</strong> Rückgang von zwei Drittel bei<br />

den europäischen und ca. drei Viertel<br />

bei den ch<strong>in</strong>esischen Produkten. Da<br />

e<strong>in</strong> Ende noch nicht abzusehen ist und<br />

neue <strong>Technik</strong>en wie z. B. die flexiblen<br />

Dünnschicht-Solarmodule permanent<br />

weiterentwickelt werden – z. B. gibt es<br />

neuerd<strong>in</strong>gs flexible Solarmodule auf<br />

Emaillestahl mit Wirkungsgraden von<br />

18,6% 4 –, wird es <strong>im</strong>mer mehr Anwendungspotenziale<br />

für e<strong>in</strong>e kostengünstige<br />

Stromproduktion aus Sonnenlicht<br />

geben.<br />

E<strong>in</strong> weiterer Grund für den massenhaften<br />

Ausbau von Photovoltaikanlagen<br />

liegt <strong>in</strong> <strong>der</strong> F<strong>in</strong>anzkrise und dem<br />

Mangel an sicheren Geldanlagemöglichkeiten<br />

mit e<strong>in</strong>er akzeptablen Verz<strong>in</strong>sung.<br />

Gerade die ak<strong>tu</strong>ell zu verzeichnenden<br />

Insolvenzen von Firmen<br />

wie „Solarmillenium“ und „Prokon“ zeigen,<br />

dass <strong>der</strong> Markt für regenerative<br />

Energie nicht nur durch Umweltschutzgesichtspunkte<br />

angetrieben wurde.<br />

Die Anfänge <strong>der</strong><br />

photovoltaischen<br />

Strome<strong>in</strong>speisung<br />

Auch dies konnte sich am Beg<strong>in</strong>n<br />

sicherlich ke<strong>in</strong>er <strong>der</strong> damaligen Solarpioniere<br />

vorstellen. Als 1979 das<br />

erste Mal e<strong>in</strong>e Photovoltaikanlage <strong>im</strong><br />

Schweizer Kanton Aargau ausgerechnet<br />

durch das Eidgenössische Insti<strong>tu</strong>t<br />

für Reaktorforschung Strom <strong>in</strong> das<br />

Schweizer Netz e<strong>in</strong>speiste, waren die<br />

Module „noch teurer, als wenn sie aus<br />

purem Gold gefertigt wären“, wie <strong>der</strong><br />

Initiator Markus Real berechnet hat<br />

(Janz<strong>in</strong>g 2011, S. 54). Die <strong>Technik</strong> für<br />

die Herstellung von Solarmodulen hat<br />

sich <strong>in</strong> den siebziger Jahren zunächst<br />

nur langsam entwickelt. Vor allem<br />

<strong>der</strong> große Teil von zeitaufwendiger<br />

Handarbeit <strong>im</strong> Montageprozess <strong>der</strong><br />

Solarmodule führte zu hohen Preisen.<br />

Aber Investitionen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>dustrielle<br />

Produktion ließen bei den damaligen<br />

Marktaussichten auf sich warten.<br />

Es war die Zeit <strong>der</strong> Idealisten, die<br />

vom Solarstrom träumen, aber weit<br />

davon entfernt waren, ihn zu konkurrenzfähigen<br />

Preisen zu produzieren.<br />

12 <strong>tu</strong> 152 / 2. Quartal 2014


Energietechnik<br />

<strong>tu</strong>: Sach<strong>in</strong>formationen<br />

In Deutschland wurden Solarzellen<br />

schon <strong>in</strong> den sechziger Jahren z. B.<br />

von Telefunken <strong>in</strong> Heilbronn produziert.<br />

Sie waren für die Energieversorgung<br />

<strong>der</strong> Satelliten des deutschen<br />

Raumfahrtprogramms gedacht, das<br />

1969 mit dem Start des Satelliten<br />

Azur begann.<br />

Auch Siemens und AEG begannen mit<br />

<strong>der</strong> Fertigung von Solarzellen. Die hohen<br />

Preise spielten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Weltraumfahrt<br />

ke<strong>in</strong>e entscheidende Rolle, weil<br />

die Kosten für Solarzellen <strong>im</strong>mer noch<br />

niedriger waren als die <strong>der</strong> alternativen<br />

Energielieferanten, z. B. Radioisotopgeneratoren.<br />

E<strong>in</strong>e ernsthafte Suche nach Alternativen<br />

zu Kohle und Öl setzte <strong>in</strong><br />

Deutschland erst nach <strong>der</strong> Ölkrise<br />

1973 e<strong>in</strong>. AEG, BBC, Dornier, Phillips<br />

und RWE gründeten 1975 <strong>in</strong> Essen<br />

die Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft Solarenergie,<br />

die ab 1978 als Bundesverband Solarenergie<br />

firmierte (Janz<strong>in</strong>g 2011, S. 23).<br />

Auch <strong>in</strong> den Reihen <strong>der</strong> Wissenschaft<br />

entstanden Insti<strong>tu</strong>te, die sich <strong>der</strong> Erforschung<br />

<strong>der</strong> Solarenergie widmeten,<br />

so z. B. die Deutsche Gesellschaft<br />

für Sonnenenergie, die von Wissenschaftlern<br />

des Max-Planck-Insti<strong>tu</strong>ts<br />

für Plasmaphysik <strong>in</strong> München 1975<br />

gegründet wurde. Diese Gesellschaft<br />

bezweckte neben <strong>der</strong> Forschung vor<br />

allem auch Lobbyarbeit. 1981 wurde<br />

das Fraunhofer-Insti<strong>tu</strong>t für Solare<br />

Ener giesysteme (ISE) gegründet. Sah<br />

man <strong>in</strong> dieser Zeit auch <strong>in</strong> den Reihen<br />

<strong>der</strong> Fraunhofer-Wissenschaftler die<br />

Befassung mit Photovoltaik noch als<br />

verqueres Hobby an, so wuchs das<br />

ISE doch zum <strong>in</strong>zwischen zweitgrößten<br />

Insti<strong>tu</strong>t <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fraunhofer-Gesellschaft<br />

mit mehr als 1000 Mitarbeitern<br />

heran (Janz<strong>in</strong>g 2011, S. 35).<br />

<strong>tu</strong> 152 / 2. Quartal 2014<br />

E<strong>in</strong>er <strong>der</strong> wichtigen Schritte auf dem<br />

Weg zur Industrialisierung <strong>der</strong> Modulproduktion<br />

ist das Projekt „Cyrus“ von<br />

1995, mit dem Greenpeace 4400 Kauf<strong>in</strong>teressierte<br />

für e<strong>in</strong>e Solaranlage mit<br />

e<strong>in</strong>em Preis von damals 13.500 Mark<br />

pro Kilowatt (6,75 E pro Watt peak) gewann<br />

und die Adressen an zwei sich<br />

neu konsti<strong>tu</strong>ierende Solarfertigungsbetriebe<br />

vermittelte: „Solon“ <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />

und die „Solar-Fabrik“ <strong>in</strong> Freiburg (Janz<strong>in</strong>g<br />

2011, S. 127). In e<strong>in</strong>er Zeit, <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

die Großen <strong>der</strong> Branche Deutschland<br />

als Fertigungsstandort als zu teuer ansahen,<br />

etablierte sich e<strong>in</strong> Mittelstand<br />

<strong>der</strong> Solar<strong>in</strong>dustrie. Salvamoser, dem<br />

Grün<strong>der</strong> <strong>der</strong> Solar-Fabrik <strong>in</strong> Freiburg,<br />

gelang es, se<strong>in</strong>e Firma 2002 als Aktiengesellschaft<br />

erfolgreich an den<br />

Markt zu br<strong>in</strong>gen. E<strong>in</strong> weiterer wichtiger<br />

Erfolg ist die Gründung <strong>der</strong> S.A.G<br />

Solarstrom AG durch Salvamoser und<br />

Ritter 1998. Dieses Unternehmen f<strong>in</strong>g<br />

an, Solarkraftwerke <strong>im</strong> großen Stil zu<br />

f<strong>in</strong>anzieren, zu bauen und zu vermarkten.<br />

E<strong>in</strong> Beispiel für die neue Größenordnung<br />

von Photovoltaikanlagen ist<br />

das von S.A.G. betriebene Solarfeld<br />

Erlasee, welches bis 2007/08 die größte<br />

Photovoltaikanlage <strong>der</strong> Welt war. Mit<br />

e<strong>in</strong>er Nennleis<strong>tu</strong>ng von 11,4 MW speiste<br />

diese Anlage nun <strong>in</strong> das 20-kV-Netz<br />

e<strong>in</strong>, und man kann zu Recht von e<strong>in</strong>em<br />

Solarkraftwerk reden. Heute werden<br />

Anlagen mit 266 MW (Mount Signal<br />

Project <strong>in</strong> Kalifornien) projektiert und<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Bau, während die Antelope Valley<br />

Solar Ranch One (Kalifornien) mit<br />

100 MW <strong>in</strong> Betrieb genommener Leis<strong>tu</strong>ng<br />

das <strong>der</strong>zeit (2013) größte Photovoltaikkraftwerk<br />

<strong>der</strong> Welt ist. 5<br />

Vor allem das Aufkommen von starken<br />

Konkurrenten aus Asien, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

Ch<strong>in</strong>a, hat die Si<strong>tu</strong>ation auf dem<br />

Solarmodulmarkt extrem verschärft.<br />

So extrem, dass viele Hersteller aus<br />

Deutschland Insolvenz angemeldet<br />

haben und viele Hoffnungen auf e<strong>in</strong>en<br />

Aufschwung <strong>der</strong> he<strong>im</strong>ischen<br />

Solarbranche vor allem <strong>in</strong> den neuen<br />

Bundeslän<strong>der</strong>n begraben werden<br />

mussten.<br />

Die <strong>Technik</strong> <strong>der</strong><br />

Photovoltaikanlagen<br />

Die <strong>Technik</strong> zur Herstellung von Photovoltaikanlagen<br />

war schon <strong>in</strong> den<br />

siebziger Jahren nicht wirklich neu.<br />

Sie basiert auf Verfahren, die <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Halbleiter<strong>in</strong>dustrie bereits länger etabliert<br />

waren. Doch <strong>der</strong> technische Fortschritt<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Halbleitertechnik führte<br />

zu e<strong>in</strong>em rapiden Verfall <strong>der</strong> Preise<br />

und e<strong>in</strong>em scharfen Wettbewerb, <strong>der</strong><br />

<strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> dazu führte, dass Unternehmen<br />

aus <strong>der</strong> Konkurrenz ausschieden.<br />

Unter den umsatzstärksten<br />

5 http://solarmedia.blogspot.de/p/<br />

grosste-pv-anlagen-<strong>der</strong>-welt.html<br />

Halbleiterherstellern <strong>der</strong> Welt, die von<br />

Intel, Samsung und Texas<strong>in</strong>struments<br />

angeführt werden, f<strong>in</strong>det sich nur noch<br />

e<strong>in</strong> deutsches Unternehmen (Inf<strong>in</strong>eon)<br />

auf Platz 12. Die Liste <strong>der</strong> Solarzellen-Hersteller<br />

wurde 2011 von <strong>der</strong><br />

ch<strong>in</strong>esischen Firma Suntech Power<br />

angeführt, die allerd<strong>in</strong>gs <strong>im</strong> März 2013<br />

Insolvenz angemeldet hat. <strong>Das</strong> ehemals<br />

deutsche Unternehmen Q-Cells<br />

belegte 2011 noch Platz 13, meldete<br />

aber 2012 Insolvenz an und wurde an<br />

die südkoreanische Firma Hanwha<br />

verkauft. Die Bonner Firma Solarworld<br />

kam 2011 noch auf Platz 20, ist<br />

<strong>in</strong>zwischen aber auch <strong>in</strong> erheblichen<br />

Schwierigkeiten und schl<strong>in</strong>gert nach<br />

e<strong>in</strong>em Schuldenschnitt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e ungewisse<br />

Zukunft.<br />

Die Herstellung von Solarzellen ist<br />

zwar eng verwandt mit <strong>der</strong> Herstellung<br />

von <strong>in</strong>tegrierten Schaltkreisen, aber<br />

weniger komplex. Für die Erzeugung<br />

des elektrischen Stroms ist nur die<br />

Herstellung e<strong>in</strong>er Sperrschicht vonnöten<br />

(bei den neueren Entwicklungen<br />

auch zwei o<strong>der</strong> drei), aber ke<strong>in</strong>er komplexen<br />

Struk<strong>tu</strong>r wie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Mikroprozessor.<br />

Die Anfor<strong>der</strong>ungen an die<br />

Qualität des Rohstoffs Silizium liegen<br />

unter denen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Halbleiter<strong>in</strong>dustrie.<br />

Auf dem Markt für Silizium ist es <strong>in</strong> den<br />

letzten Jahren zu e<strong>in</strong>em drastischen<br />

Preisverfall gekommen, was Firmen<br />

wie z. B. <strong>der</strong> Wacker-Chemie <strong>in</strong> Bayern<br />

schwer zu schaffen macht.<br />

Die beson<strong>der</strong>en Herausfor<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Solar<strong>in</strong>dustrie liegen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Produktion<br />

vergleichsweise großer Flächen<br />

des Halbleitermaterials und <strong>der</strong> Fertigung<br />

zu Solarmodulen und <strong>der</strong>en Montage<br />

zu Solaranlagen. Der <strong>in</strong>dustrielle<br />

Fertigungsprozess wird heute unter<br />

E<strong>in</strong>satz von Robotern durchgeführt.<br />

Sowohl be<strong>im</strong> Fertigungsprozess als<br />

auch be<strong>im</strong> Wirkungsgrad s<strong>in</strong>d große<br />

Fortschritte erreicht worden. Die ersten<br />

Solarzellen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Weltraumfahrt begnügten<br />

sich mit e<strong>in</strong>em Wirkungsgrad<br />

<strong>im</strong> e<strong>in</strong>stelligen Prozentbereich. Heute<br />

erreicht man mit kristall<strong>in</strong>en Siliziumsolarzellen<br />

ca. 25% Wirkungsgrad,<br />

mit polykristall<strong>in</strong>en Solarzellen s<strong>in</strong>d<br />

es ca. 20%. Im Labor erreichte man<br />

<strong>im</strong> September 2013 mit neuen Materialien,<br />

die es erlauben, das Sonnenlicht<br />

mit drei Sperrschichten statt nur<br />

e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>zufangen, und e<strong>in</strong>er optischen<br />

Konzentration <strong>der</strong> Sonnenstrahlen auf<br />

13


<strong>tu</strong>: Sach<strong>in</strong>formationen<br />

die Solarzelle um den Faktor<br />

297 e<strong>in</strong>en Wirkungsgrad von<br />

44,7%. 6 In den nächsten Jahren<br />

ist damit zu rechnen, dass<br />

die Solarzellen billiger und<br />

effektiver werden, außerdem<br />

werden sie <strong>im</strong>mer mehr Anwendungsfel<strong>der</strong><br />

erobern.<br />

Die erste Solarzelle<br />

<strong>der</strong> Welt<br />

Von den heutigen Wirkungsgraden<br />

konnten Daryl Chap<strong>in</strong>,<br />

Calv<strong>in</strong> Fuller und Gerald Pearson<br />

von den Bell-Laboratorien<br />

1953 nur träumen, als sie die<br />

erste Solarzelle <strong>der</strong> Öffentlichkeit vorstellten.<br />

Wenige Jahre nach <strong>der</strong> Entwicklung<br />

des ersten Transistors (1945)<br />

erkannten sie, dass die Halbleitertechnik<br />

nicht nur <strong>in</strong> <strong>der</strong> Elektronik – also<br />

bei <strong>der</strong> Steuerung und Kontrolle von<br />

eher schwachen Strömen – e<strong>in</strong>e Umwälzung<br />

<strong>der</strong> technischen Produkte<br />

verursachen wird, son<strong>der</strong>n auch <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Stromerzeugung e<strong>in</strong> Potenzial hat. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

waren die Leis<strong>tu</strong>ngen, die <strong>in</strong><br />

den ersten Jahren von Solarmodulen<br />

produziert wurden, so bescheiden,<br />

dass man nicht ernsthaft daran denken<br />

konnte, hier<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Konkurrenz<br />

zu Kohle, Öl und Uran zu sehen. Man<br />

konnte zwar schon flächige Solarmodule<br />

herstellen, aber ihre Preise waren<br />

extrem hoch. Die Weltraumfahrt war<br />

<strong>der</strong> E<strong>in</strong>satzbereich, <strong>in</strong> dem sich Solarzellen<br />

schnell durchsetzen konnten<br />

und wo ihre hohen Kosten akzeptiert<br />

wurden, weil es ke<strong>in</strong>e ernsthaften Alternativen<br />

gab. 1958 wurde <strong>der</strong> erste<br />

Satellit (Vanguard 1, Abb. 1) <strong>in</strong>s All geschossen,<br />

<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Stromversorgung<br />

mit Solarzellen an Bord hatte. Die Photovoltaik<br />

ersetzte die Stromproduktion<br />

von Zellen, die auf <strong>der</strong> Basis des radioaktiven<br />

Zerfalls arbeiteten. Der Strom<br />

aus Solarzellen stand zuverlässiger<br />

zur Verfügung und bald auch preisgünstiger<br />

(Perl<strong>in</strong> 2002, S. 32).<br />

Vorläufer <strong>der</strong> ersten Silizium-Solarzelle<br />

reichen bis <strong>in</strong> das Jahr 1883 zurück,<br />

als <strong>der</strong> New Yorker Charles Fritts e<strong>in</strong><br />

6 http://www.ise.fraunhofer.de/de/presse-und-medien/presse<strong>in</strong>formationen/<br />

presse<strong>in</strong>formationen-2013/weltrekordsolarzelle-mit-44-7-prozent-wirkungsgrad<br />

Abb. 1: Vanguard 1, Stromversorung durch Solarzellen.<br />

Energietechnik<br />

erstes Solarmodul aus Selen präsentierte.<br />

Werner Siemens war e<strong>in</strong>er <strong>der</strong><br />

Experten, die nach e<strong>in</strong>er Prüfung die<br />

Echtheit <strong>der</strong> technischen Funktion bestätigten<br />

und e<strong>in</strong> ungeheures Poten zial<br />

für diese <strong>Technik</strong> voraussahen (Perl<strong>in</strong><br />

2002, S. 18). Fritts nutzte e<strong>in</strong>en Effekt,<br />

<strong>der</strong> 1875 schon von William Grylls<br />

Adams entdeckt worden war. Die pr<strong>in</strong>zipielle<br />

Machbarkeit <strong>der</strong> Umwandlung<br />

von Sonnenlicht <strong>in</strong> Elektrizität war also<br />

schon <strong>im</strong> 19. Jahrhun<strong>der</strong>t belegt, aber<br />

<strong>der</strong> Wirkungsgrad <strong>der</strong> Selenzelle war<br />

sehr bescheiden. Für die Weiterentwicklung<br />

<strong>der</strong> <strong>Technik</strong> erwies sich <strong>der</strong><br />

Mangel an Verständnis für die zugrundeliegenden<br />

physikalischen Prozesse<br />

als absolute Barriere. Man verstand<br />

nicht, was <strong>in</strong> dem Material vor sich g<strong>in</strong>g,<br />

wenn das Sonnenlicht <strong>in</strong> elektrischen<br />

Strom umgewandelt wurde. Die Zufallsentdeckung<br />

konnte daher nicht <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>e systematische Weiterentwicklung<br />

überführt werden: Man wusste schlicht<br />

nicht, was man an den Materialien verän<strong>der</strong>n<br />

sollte, um den Wirkungsgrad<br />

zu steigern. Erst die mit den Untersuchungen<br />

von Ferd<strong>in</strong>and Braun (1850–<br />

1918) zum Gleichrichtereffekt an Halbleitern<br />

e<strong>in</strong>geleitete Forschung an den<br />

elektrischen Eigenschaften von Halbleitern<br />

und die quantenmechanische<br />

Ausarbei<strong>tu</strong>ng <strong>der</strong> Elektronentheorie<br />

<strong>der</strong> Metalle und <strong>der</strong> Halbleiter, z. B.<br />

durch Felix Bloch (1905–1983), Rudolf<br />

Peierls (1907–1995) und Walter Schottky<br />

(1886–1976), schaffte die dafür notwendigen<br />

theoretischen Grundlagen.<br />

<strong>Das</strong> Interesse <strong>der</strong> Öffentlichkeit für Arbeiten,<br />

die versprachen aus Sonnenlicht<br />

elektrischen Strom zu gew<strong>in</strong>nen,<br />

war sehr groß. Im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t hatte<br />

z. B. Jules Verne mit se<strong>in</strong>en<br />

Romanen diese Idee <strong>in</strong> die<br />

Köpfe se<strong>in</strong>er Leserschaft gepflanzt.<br />

Sollte sich durch real<br />

existierende <strong>Technik</strong> tatsächlich<br />

realisieren lassen, was<br />

<strong>der</strong> Science-Fiction-Autor <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>en Romanen beschrieben<br />

hatte, so war das für die Presse<br />

mehr als nur e<strong>in</strong>e Meldung<br />

wert. Für e<strong>in</strong>en ersten kle<strong>in</strong>en<br />

Pressehype sorgte z. B. Bruno<br />

Lange vom Kaiser Wilhelm Insti<strong>tu</strong>t<br />

für Silikatforschung, als<br />

er am 31.12.1929 e<strong>in</strong>e Photozelle<br />

vorstellte, die e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en<br />

Elektromotor antreiben<br />

konnte, wenn Sonnenlicht auf<br />

sie fiel (Mener 2001, S. 96f.).<br />

Die Entwicklung <strong>der</strong> Halbleiterforschung<br />

erreichte 1947 e<strong>in</strong>en Höhepunkt<br />

durch die Realisation des Transistors<br />

durch John Bardeen (1908–1991),<br />

Walter Bratta<strong>in</strong> (1902–1987) und William<br />

Shockley (1910–1989), den man<br />

als Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Mikroelektronik sehen<br />

kann. Nun verstand man die Vorgänge<br />

<strong>im</strong> Halbleiter nicht nur theoretisch,<br />

son<strong>der</strong>n war auch praktisch <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Lage, Halbleiter gezielt zu verän<strong>der</strong>n,<br />

z. B. durch das Dotieren, um die Eigenschaften<br />

gezielt zu verän<strong>der</strong>n.<br />

Die auf diesen Grundlagen möglich<br />

gewordene Solarzelle fand neben dem<br />

E<strong>in</strong>satz <strong>im</strong> Weltraum nach und nach<br />

auch auf <strong>der</strong> Erde vielfältige E<strong>in</strong>satzmöglichkeiten<br />

(vgl. Perl<strong>in</strong> 2002), aber<br />

zunächst <strong>in</strong> Nischen: Beispielsweise<br />

wurden viele Solarzellen auf Bohr<strong>in</strong>seln,<br />

Bojen und an<strong>der</strong>en E<strong>in</strong>rich<strong>tu</strong>ngen<br />

verwendet, die weit weg von<br />

den Stromversorgungsnetzen waren<br />

und Geräte beherbergten, die kont<strong>in</strong>uierlich<br />

mit Energie versorgt werden<br />

mussten, auch ohne Personal vor Ort,<br />

welches z. B. Generatoren <strong>in</strong> Betrieb<br />

halten konnte. Die Unkompliziertheit<br />

<strong>der</strong> Solarzellen und ihre hohe Zuverlässigkeit<br />

erwiesen hier schon früh<br />

nützliche Dienste.<br />

In abgelegenen Gebieten Amerikas<br />

und Australiens wurden Photovoltaikzellen<br />

e<strong>in</strong>gesetzt, um sog. Repeater<br />

<strong>im</strong> Telefonnetz zu betreiben. <strong>Das</strong> s<strong>in</strong>d<br />

technische E<strong>in</strong>rich<strong>tu</strong>ngen, die das Telefonsignal<br />

auf langen Strecken verstärken<br />

müssen, damit es nicht zu sehr<br />

verrauscht und untauglich wird.<br />

14 <strong>tu</strong> 152 / 2. Quartal 2014


Energietechnik<br />

<strong>tu</strong>: Sach<strong>in</strong>formationen<br />

Der Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Stromproduktion<br />

aus Sonnenlicht<br />

<strong>tu</strong> 152 / 2. Quartal 2014<br />

E<strong>in</strong> erster E<strong>in</strong>satz <strong>der</strong> Photovoltaik für<br />

die Zwecke <strong>der</strong> E<strong>in</strong>speisung von elektrischem<br />

Strom <strong>in</strong> das Netz erfolgte<br />

allerd<strong>in</strong>gs noch lange nicht. Dennoch<br />

wurde <strong>in</strong> Kalifornien auf <strong>der</strong> Grundlage<br />

des ersten Energiee<strong>in</strong>speisungsgesetzes<br />

<strong>der</strong> Welt schon Anfang <strong>der</strong><br />

achtziger Jahre elektrischer Strom aus<br />

Sonnenlicht <strong>in</strong> das Elektrizitätsnetz<br />

e<strong>in</strong>gespeist. Erzeugt wurde dieser aber<br />

nicht durch Photovoltaik, son<strong>der</strong>n mit<br />

e<strong>in</strong>er <strong>Technik</strong>, die sehr viel älter ist und<br />

die auch heute noch weltweit ca. die<br />

Hälfte des Stromertrags aus Sonnenenergie<br />

produziert. Die Rede ist von <strong>der</strong><br />

photothermischen Stromproduktion.<br />

Der zugrundeliegende physikalische<br />

Effekt, die Erwärmung von Substanzen,<br />

die von <strong>der</strong> Sonne bestrahlt werden,<br />

wird von <strong>der</strong> Menschheit seit den<br />

Anfängen <strong>der</strong> Sesshaftigkeit technisch<br />

genutzt. Schon die ersten Bautechniker<br />

wussten durch die Ausrich<strong>tu</strong>ng <strong>der</strong><br />

Gebäude den Effekt <strong>der</strong> Erwärmung zu<br />

nutzen (vgl. Butti und Perl<strong>in</strong> 1981). Allerd<strong>in</strong>gs<br />

war dies e<strong>in</strong>e re<strong>in</strong> thermische<br />

Art <strong>der</strong> Nutzung <strong>der</strong> Sonnenenergie.<br />

Die Nutzung für Zwecke <strong>der</strong> Energietechnik<br />

kam erst <strong>im</strong> 19. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

auf. Es musste sich ja überhaupt erst<br />

e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>e Energietechnik mo<strong>der</strong>ner<br />

Art etabliert haben: die Dampftechnik,<br />

die Grundlage für Dampfmasch<strong>in</strong>e<br />

und -<strong>tu</strong>rb<strong>in</strong>e. Technisch gesehen s<strong>in</strong>d<br />

Dampfmasch<strong>in</strong>en Wärmekraftmasch<strong>in</strong>en,<br />

also Masch<strong>in</strong>en, die Wärme <strong>in</strong><br />

mechanische Energie umwandeln. Mit<br />

<strong>der</strong> Dampfmasch<strong>in</strong>e gelang es dem<br />

Menschen, sich von <strong>der</strong> Muskelkraft,<br />

se<strong>in</strong>er eigenen o<strong>der</strong> <strong>der</strong> von Tieren,<br />

endgültig zu emanzipieren. Vor <strong>der</strong><br />

Dampfmasch<strong>in</strong>e gab es schon Masch<strong>in</strong>en,<br />

die die Wasserkraft und den<br />

W<strong>in</strong>d nutzten, aber die Dampfmasch<strong>in</strong>e<br />

stellte e<strong>in</strong>e viel höhere Energiedichte<br />

ortsunabhängig und unabhängig<br />

von den zufälligen Schwankungen<br />

<strong>der</strong> Na<strong>tu</strong>rkräfte zur Verfügung. Damals<br />

war die Nutzung <strong>der</strong> Muskelkraft<br />

so selbstverständlich, dass James<br />

Watt die Leis<strong>tu</strong>ng e<strong>in</strong>es Pferds zum<br />

Standard erhob, an dem die Leis<strong>tu</strong>ng<br />

<strong>der</strong> neuen Masch<strong>in</strong>e und vor allem<br />

ihre Überlegenheit gemessen wurden.<br />

Die Pferdestärke hat sich <strong>im</strong><br />

Kfz-Bereich bis heute gehalten, und<br />

vermutlich macht sich kaum noch e<strong>in</strong>er<br />

von denen, die diese E<strong>in</strong>heit bis <strong>in</strong><br />

die heutigen Tage verwenden, Gedanken<br />

darüber, was es bedeutet, wenn<br />

man z. B. 100 PS unter <strong>der</strong> Haube<br />

hat. Heute misst man die Leis<strong>tu</strong>ng<br />

generell nicht mehr <strong>in</strong> PS, son<strong>der</strong>n <strong>in</strong><br />

Watt. Diese E<strong>in</strong>heit, die vormals nur<br />

für die elektrische Leis<strong>tu</strong>ng verwendet<br />

wurde, wird heute allgeme<strong>in</strong> verwendet<br />

und macht bewusst, dass <strong>der</strong> z. B.<br />

Wärmebedarf e<strong>in</strong>es Hauses e<strong>in</strong> Energiebedarf<br />

ist, den man daher <strong>in</strong> <strong>der</strong>selben<br />

E<strong>in</strong>heit misst wie den Bedarf<br />

nach Elektrizität, den <strong>der</strong> Elektromotor<br />

e<strong>in</strong>es Autos benötigt.<br />

Sonnenkraftwerke<br />

mit konventioneller Stromerzeugungstechnik<br />

Schon 1982 wurde e<strong>in</strong> solares Turmkraftwerk<br />

<strong>in</strong> den USA fertiggestellt,<br />

das 1984 Elektrizität <strong>in</strong>s Netz e<strong>in</strong>speiste.<br />

Zu e<strong>in</strong>em ersten Meilenste<strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> solaren Stromerzeugung wurden<br />

allerd<strong>in</strong>gs die neun Parabolr<strong>in</strong>nenkraftwerke,<br />

7 die <strong>in</strong> Kalifornien auf <strong>der</strong><br />

Grundlage des Energiee<strong>in</strong>speisungsgesetzes<br />

zwischen 1984 und 1991<br />

<strong>in</strong> Betrieb genommen wurden. Denn<br />

sie belegten, dass man die Energie<br />

<strong>der</strong> Sonne tatsächlich für den Zweck<br />

<strong>der</strong> Produktion von Elektrizität nutzen<br />

konnte. Ihr Betrieb lieferte nicht nur<br />

den Nachweis, dass dies überhaupt<br />

möglich war, denn dieser war lange<br />

vorher erbracht worden, son<strong>der</strong>n<br />

die se neuen Anlagen mit Leis<strong>tu</strong>ngen<br />

von 13,8 MW bis 80 MW pro E<strong>in</strong>heit<br />

zeigten schon die Zuverlässigkeit<br />

e<strong>in</strong>er Stromproduktion aus Sonnenenergie<br />

über viele Jahre h<strong>in</strong>weg.<br />

Grob vere<strong>in</strong>facht dargestellt wird<br />

<strong>in</strong> diesen Kraftwerken mit Hilfe <strong>der</strong><br />

Sonnenenergie Wasser <strong>in</strong> Dampf<br />

umgewandelt. Der Dampf treibt e<strong>in</strong>e<br />

Turb<strong>in</strong>e an und dabei verwandelt<br />

sich Wärmeenergie <strong>in</strong> mechanische<br />

Energie. Der allergrößte Teil <strong>der</strong> weltweiten<br />

Stromproduktion basiert auf<br />

dieser Dampftechnik. Der Umwandlungsschritt<br />

von Wärme <strong>in</strong> mechanische<br />

Energie <strong>in</strong> Form <strong>der</strong> Rotation<br />

e<strong>in</strong>er Welle, auf <strong>der</strong> dann auch<br />

7 Siehe den entsprechenden Abschnitt<br />

unter dem Stichwort „Sonnenwärmekraftwerk“<br />

<strong>in</strong> Wikipedia: http://<br />

de.wikipedia.org/wiki/Sonnenwämekraftwerk.<br />

<strong>der</strong> Generator für die Erzeugung <strong>der</strong><br />

Elektrizität angebracht ist, weist allerd<strong>in</strong>gs<br />

ganz grundsätzliche Grenzen<br />

<strong>der</strong> Effizienz auf, weil die Gesetze<br />

<strong>der</strong> Thermodynamik greifen und <strong>der</strong><br />

max<strong>im</strong>ale Wirkungsgrad durch den<br />

sogenannten Carnot-Wirkungsgrad<br />

festgelegt wird. Zwar ist mehr als genug<br />

Sonnenenergie vorhanden, um<br />

auch bei e<strong>in</strong>em schlechten Wirkungsgrad<br />

den Strombedarf <strong>der</strong> Menschheit<br />

zu befriedigen. Aber <strong>der</strong> physikalische<br />

Wirkungsgrad <strong>der</strong> Anlage bee<strong>in</strong>flusst<br />

direkt den ökonomischen Wirkungsgrad:<br />

Je schlechter er ist, desto<br />

teurer wird die Anlage. Auch wenn<br />

<strong>der</strong> Brennstoff, die Sonnenenergie,<br />

kostenlos zur Verfügung steht, muss<br />

die Anlage, die diesen Brennstoff <strong>in</strong><br />

Strom verwandelt, bezahlt werden.<br />

Je schlechter <strong>der</strong> Wirkungsgrad, desto<br />

höher s<strong>in</strong>d die Kosten, die für die<br />

Anlage vorgeschossen werden müssen,<br />

und desto länger dauert es, bis<br />

<strong>der</strong> Amortisationspunkt erreicht wird.<br />

Aus diesem Grund ist <strong>der</strong> Nachweis<br />

<strong>der</strong> Langlebigkeit <strong>der</strong> Komponenten<br />

und <strong>der</strong> Zuverlässigkeit des jährlichen<br />

Stromertrags aus e<strong>in</strong>er solchen Anlage<br />

von em<strong>in</strong>enter Wichtigkeit. Die Anlage<br />

<strong>in</strong> Kalifornien hat ihn spätestens<br />

Ende <strong>der</strong> neunziger Jahre erreicht.<br />

Doch was passierte? Es passierte<br />

nichts. Ke<strong>in</strong>e weiteren Anlagen wurden<br />

gebaut. Erst 17 Jahre nach <strong>der</strong><br />

Inbetriebnahme <strong>der</strong> letzten Anlage <strong>in</strong><br />

Kalifornien wurde 2007 e<strong>in</strong>e weitere<br />

Anlage mit dieser <strong>Technik</strong> errichtet.<br />

Diese Anlage steht <strong>in</strong> Nevada und<br />

trägt den etwas großspurigen Namen<br />

„Nevada Solar One“. Großspurig<br />

ist dies nicht nur, weil ja schon die<br />

SEGS Anfang <strong>der</strong> achtziger Jahren<br />

errichtet wurde, o<strong>der</strong> weil es Pilotanlagen<br />

schon <strong>in</strong> den siebziger Jahren<br />

gegeben hat, son<strong>der</strong>n weil man e<strong>in</strong>er<br />

<strong>Technik</strong> den Namen „Solar One“ gibt,<br />

97 Jahre nachdem diese <strong>Technik</strong> das<br />

erste Mal <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Pilotanlage erprobt<br />

wurde (1912) und 119 Jahre nachdem<br />

das erste Mal e<strong>in</strong>e Wärmekraftmasch<strong>in</strong>e<br />

mit <strong>der</strong> konzentrierten Energie<br />

<strong>der</strong> Sonne auf <strong>der</strong> Pariser Weltausstellung<br />

1878 demonstriert wurde.<br />

Es ist August<strong>in</strong> Mouchot (Abb. 2), <strong>der</strong><br />

für se<strong>in</strong>e Masch<strong>in</strong>e den Titel „Solar<br />

One“ zu Recht reklamieren könnte<br />

(Mouchot et al. 1987, ursprünglich<br />

1879).<br />

15


<strong>tu</strong>: Sach<strong>in</strong>formationen<br />

Energietechnik<br />

Mouchot war <strong>der</strong> erste Solarpionier<br />

und hat <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Zeit, <strong>in</strong> <strong>der</strong> die Kohlevorkommen<br />

von verschiedenen<br />

Autoren für<br />

unendlich gehalten<br />

wurden, aufgrund<br />

<strong>der</strong> damals neuen<br />

Erkenntnis des<br />

Energieerhal<strong>tu</strong>ngssatzes<br />

den Schluss<br />

gezogen, dass die<br />

Energieproduktion aus<br />

Kohle niemals unendlich<br />

lange andauern kann. Ihm<br />

schien die Nutzung <strong>der</strong> Sonnenenergie<br />

viel naheliegen<strong>der</strong><br />

zu se<strong>in</strong> und er machte ab 1860 erste<br />

Exper<strong>im</strong>ente. Zwei Beobach<strong>tu</strong>ngen<br />

führten ihn dazu, dass man die Energie<br />

<strong>der</strong> Sonne für Dampfmasch<strong>in</strong>en nutzen<br />

kann. Die physikalischen Grundlagen<br />

<strong>der</strong> Thermodynamik machen es<br />

erfor<strong>der</strong>lich, dass zwei Tempera<strong>tu</strong>ren<br />

betrachtet werden müssen: e<strong>in</strong>e hohe<br />

Tempera<strong>tu</strong>r, die das Medium (z. B.<br />

Dampf), dem die Energie entzogen<br />

werden soll, am Anfang dieses Prozesses<br />

besitzt, und e<strong>in</strong>e niedrige Tempera<strong>tu</strong>r,<br />

die das Medium am Ende des<br />

Energiewandlungsprozesses erreicht.<br />

Je größer die Differenz zwischen diesen<br />

beiden Tempera<strong>tu</strong>ren, desto größer<br />

<strong>der</strong> Wirkungsgrad. Damit die Energie<br />

<strong>der</strong> Sonne opt<strong>im</strong>al genutzt werden<br />

kann, muss man also erst e<strong>in</strong>mal hohe<br />

Tempera<strong>tu</strong>ren des technischen Mediums<br />

erreichen. Dazu wurden zwei<br />

physikalische Prozesse angewendet.<br />

<strong>Das</strong> Entzünden brennfähigen Materials<br />

Abb. 2: August<strong>in</strong>e Mouchot,<br />

1825–1912.<br />

durch das Fokussieren<br />

von Sonnenstrahlen<br />

fasz<strong>in</strong>ierte bereits<br />

Arch<strong>im</strong>edes, wenn<br />

auch die kriegstechnische<br />

Anwendung,<br />

Holzschiffe <strong>in</strong> Brand<br />

zu setzen, e<strong>in</strong>e Legende<br />

ist (Schnei<strong>der</strong><br />

1969). Wie auch <strong>im</strong>mer,<br />

die Leis<strong>tu</strong>ng <strong>der</strong><br />

<strong>Technik</strong> muss also dar<strong>in</strong><br />

bestehen, e<strong>in</strong>e zweckmäßige<br />

Appara<strong>tu</strong>r zur Konzentration<br />

<strong>der</strong> Sonnenstrahlen zu konstruieren<br />

und zu realisieren. In e<strong>in</strong>em Parabolr<strong>in</strong>nenkraftwerk<br />

wird dies mit parabelförmigen<br />

Spiegeln erreicht.<br />

Der zweite Effekt betrifft die Begrenzung<br />

<strong>der</strong> Verluste. Hat man nämlich<br />

erst e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong> Medium auf hohe<br />

Tempera<strong>tu</strong>ren gebracht, treten unausweichlich<br />

weitere physikalische<br />

Prozesse e<strong>in</strong>: Wärmestrahlung und<br />

Wärmelei<strong>tu</strong>ng. Damit diese Prozesse<br />

die Tempera<strong>tu</strong>rerhöhung durch die<br />

Konzentration <strong>der</strong> Sonnenstrahlen<br />

nicht zum Teil wie<strong>der</strong> zunichtemachen,<br />

braucht man technische Vorrich<strong>tu</strong>ngen,<br />

die das heiße Medium<br />

davor bewahren, dass es se<strong>in</strong>e Energie<br />

abgibt, bevor die Umwandlung <strong>in</strong><br />

mechanische Energie vollzogen ist.<br />

Mouchot gelang es schon, diese physikalischen<br />

Prozesse technisch weitgehend<br />

<strong>in</strong> den Griff zu bekommen.<br />

Die Abbildungen 3 und 4 zeigen se<strong>in</strong>e<br />

Masch<strong>in</strong>e, die genug Dampf erzeugte,<br />

dass man damit e<strong>in</strong>e Dampfmasch<strong>in</strong>e<br />

betreiben konnte.<br />

Diese Masch<strong>in</strong>e stellte er auf <strong>der</strong> Weltausstellung<br />

1878 vor und erzielte mit<br />

dieser Pionierleis<strong>tu</strong>ng e<strong>in</strong>e Goldmedaille.<br />

Heute baut man solare Wärmekraftmasch<strong>in</strong>en<br />

mit Leis<strong>tu</strong>ngen von<br />

mehreren 100 MW (wie z. B. die SEGS<br />

<strong>in</strong> Kalifornien mit 354 MW o<strong>der</strong> die Solana<br />

Generat<strong>in</strong>g Station <strong>in</strong> Arizona mit<br />

280 MW). 8<br />

Da man gerade erst damit angefangen<br />

hat, diese Kraftwerke <strong>im</strong> großen Maßstab<br />

zu bauen, ist davon auszugehen,<br />

dass noch größere Kraftwerke realisiert<br />

werden. Man arbeitet auch daran, den<br />

Wirkungsgrad weiter zu steigern, z. B.<br />

<strong>in</strong>dem man geschmolzenes Salz o<strong>der</strong><br />

direkt Wasser statt Thermoöl <strong>im</strong> Wärmekreislauf<br />

verwendet 9 . Auch wenn<br />

die Photovoltaik weiter Fortschritte<br />

macht: Die Solarthermie braucht man,<br />

um Sonnenkraftwerke auch nach Sonnenuntergang<br />

betreiben zu können,<br />

wenn die Photovoltaik ke<strong>in</strong>e Energie<br />

mehr liefert, aber die gespeicherte<br />

Wärme den Stromerzeugungsprozess<br />

weiter ermöglicht. In Komb<strong>in</strong>ation mit<br />

klassischer Heiztechnik wird e<strong>in</strong> solarthermisches<br />

Kraftwerk grundlastfähig,<br />

d. h. es reagiert zuverlässig auf die Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

des Stromversorgers.<br />

8 http://en.wikipedia.org/wiki/List_of_<br />

solar_thermal_power_stations<br />

9 http://www.theguardian.com/<br />

environment/2010/jul/22/firstmolten-salt-solar-power<br />

Abb. 3: Schematische Darstellung <strong>der</strong> Solar-Dampfmasch<strong>in</strong>e<br />

von August<strong>in</strong>e Mouchot.<br />

Abb. 4: Auf <strong>der</strong> Weltausstellung 1878 <strong>in</strong> Paris wurde die solarbetriebene Dampfmasch<strong>in</strong>e<br />

nicht nur von den Besuchern bestaunt, son<strong>der</strong>n auch von e<strong>in</strong>er <strong>Fach</strong>kommission<br />

mit e<strong>in</strong>er Goldmedaille gewürdigt.<br />

16 <strong>tu</strong> 152 / 2. Quartal 2014


Energietechnik<br />

<strong>tu</strong>: Sach<strong>in</strong>formationen<br />

Es lässt sich heute bereits erahnen,<br />

zu welchen Leis<strong>tu</strong>ngen die <strong>Technik</strong><br />

<strong>der</strong> konzentrierenden Solarthermie<br />

noch fähig se<strong>in</strong> wird, da <strong>in</strong>tensiv daran<br />

geforscht wird, die Konzentration<br />

<strong>der</strong> Sonnenstrahlen weiter zu steigern.<br />

E<strong>in</strong> Beispiel ist das Solar<strong>tu</strong>rmkraftwerk,<br />

bei dem man e<strong>in</strong>e Tempera<strong>tu</strong>r<br />

von 1000 °C erreichen kann,<br />

um den Carnot-Wirkungsgrad weiter<br />

zu steigern. 10 Allerd<strong>in</strong>gs erkauft man<br />

sich die Steigerung <strong>der</strong> Konzentration<br />

mit e<strong>in</strong>em gesteigerten Aufwand bei<br />

<strong>der</strong> Steuerung <strong>der</strong> Spiegel, die das<br />

Sonnenlicht konzentrieren. Die hohen<br />

Tempera<strong>tu</strong>ren, die <strong>im</strong> Brennpunkt entstehen,<br />

führen zu ganz erheblichen<br />

Materialbelas<strong>tu</strong>ngen: e<strong>in</strong> Problem<br />

aber, an dem <strong>in</strong>zwischen auch erfolgreich<br />

geforscht wurde. Denn große<br />

Turmkraftwerke s<strong>in</strong>d schon <strong>in</strong> Bau wie<br />

z. B. die Ivanpah Solar Power Facility<br />

<strong>in</strong> Kalifornien mit 392 MW, dessen<br />

erste Unit <strong>im</strong> September 2013 ans<br />

Netz gegangen ist und das Anfang<br />

2014 als weltgrößtes Solarkraftwerk<br />

gilt. Insgesamt s<strong>in</strong>d zz. 2828 MW an<br />

Kraftwerksleis<strong>tu</strong>ng <strong>der</strong> konzentrierenden<br />

Solarthermie <strong>in</strong>stalliert und<br />

liefern Strom <strong>in</strong>s jeweilige Netz, knapp<br />

2500 MW s<strong>in</strong>d <strong>im</strong> Bau. Knapp 4000<br />

MW s<strong>in</strong>d alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> den USA projektiert,<br />

930 <strong>in</strong> Spanien und über 4000 MW <strong>in</strong><br />

an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n wie z. B. Ch<strong>in</strong>a, Marokko,<br />

Israel, Iran und Chile (Angaben<br />

nach Wikipedia, siehe Fußnote 8).<br />

<strong>Das</strong> größte „Problem“ für die solarthermische<br />

Elektrizitätserzeugung<br />

ist wohl <strong>der</strong> Erfolg <strong>der</strong> Photovoltaik<br />

und <strong>der</strong> Preisverfall bei den Modulen.<br />

Photovoltaische Kraftwerke werden<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> gleichen Größe wie die bereits<br />

genannten Solarkraftwerke gebaut.<br />

<strong>Das</strong> zz. größte Photovoltaikkraftwerk<br />

Agua Caliente Solar Project <strong>in</strong> Arizona<br />

liefert zz. 251,3 MW und ist für 397<br />

MW projektiert. 11 Die weltweit <strong>in</strong>stallierte<br />

Leis<strong>tu</strong>ng solcher Photovoltaikanlagen<br />

beträgt <strong>in</strong> 2013 ca. 5400 MW, 12<br />

wenn man nur die Anlagen mit mehr<br />

als 50 MW berücksichtigt. Wenn man<br />

die Planungen zusammenzählt, dann<br />

wird das Ausmaß <strong>der</strong> Photovoltaikkonkurrenz<br />

deutlich: Über 31.000 MW<br />

Phototvoltaik-Kraftwerksleis<strong>tu</strong>ng ist <strong>in</strong><br />

Planung o<strong>der</strong> <strong>im</strong> Bau. 13<br />

Solange es aber ke<strong>in</strong>e preisgünstige<br />

Speicherung <strong>der</strong> erzeugten Elektrizität<br />

gibt, werden die solarthermischen<br />

<strong>tu</strong> 152 / 2. Quartal 2014<br />

Kraftwerke e<strong>in</strong>e wichtige<br />

Rolle spielen, da die<br />

gespeicherte Wärme<br />

solche Kraftwerke<br />

grundlastfähig macht<br />

und ihnen daher e<strong>in</strong>e<br />

wichtige Rolle <strong>im</strong><br />

Elektrizitätsnetz verschafft.<br />

Mouchot hat den<br />

ersten Prototypen<br />

e<strong>in</strong>es solchen Sonnenkraftwerks<br />

gebaut<br />

(Abb. 4 und 5). Die Zeitgenossen<br />

waren sehr bee<strong>in</strong>druckt<br />

davon, dass man mit<br />

<strong>der</strong> kostenlosen Energie <strong>der</strong> Sonne<br />

e<strong>in</strong>e Dampfmasch<strong>in</strong>e antreiben kann.<br />

Zur damaligen Zeit war Kohle <strong>in</strong> Frankreich<br />

noch sehr teuer, weil man die<br />

he<strong>im</strong>ischen Vorkommen noch nicht<br />

erschlossen hatte und Kohle <strong>im</strong>portieren<br />

musste. Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund<br />

erschien e<strong>in</strong> kostenloser Treibstoff als<br />

geradezu konkurrenzlos günstig.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs hatte die Masch<strong>in</strong>e von<br />

Mouchot e<strong>in</strong>en Mangel, <strong>der</strong> sich <strong>in</strong><br />

Paris sehr gut erkennen ließ. Die Konzentration<br />

<strong>der</strong> Sonnenstrahlung gel<strong>in</strong>gt<br />

<strong>in</strong> ausreichendem Maße nämlich<br />

nur dann, wenn <strong>der</strong> H<strong>im</strong>mel möglichst<br />

wolkenlos ist. Heute redet man von<br />

<strong>der</strong> sogenannten Normaldirektstrahlung.<br />

Je<strong>der</strong> hat die Erfahrung sicherlich<br />

schon e<strong>in</strong>mal gemacht, dass es nur<br />

bei unverdeckter Sonne gel<strong>in</strong>gt, mit<br />

dem Brennglas etwas zu entflammen.<br />

Wenn Wolken die Sonne verdecken,<br />

kann man ihre Strahlen nicht mehr mit<br />

dem Brennglas o<strong>der</strong> dem Parabolspiegel<br />

konzentrieren. In unseren Breiten<br />

würde daher <strong>der</strong> Prozess <strong>der</strong> Wärmegew<strong>in</strong>nung<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Solarkraftwerk nur<br />

selten ausreichend lang funktionieren,<br />

um damit s<strong>in</strong>nvoll Strom zu produzieren.<br />

Dennoch gibt es e<strong>in</strong> solches Kraftwerk,<br />

wenngleich nur zu Forschungszwecken<br />

<strong>in</strong> Deutschland (<strong>in</strong> Jülich). 14<br />

Aber was unsere Breiten zu wenig haben,<br />

haben an<strong>der</strong>e zu viel. In den Wüsten<br />

<strong>der</strong> Welt ist Platz ohne Ende und<br />

die Sonne sche<strong>in</strong>t häufig und ausdauernd.<br />

Die amerikanischen SEGS, von<br />

denen bereits die Rede war, s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Mojave-Wüste errichtet worden. Die<br />

Daten für die Ausbeute sprechen für<br />

sich. Heute werden <strong>in</strong> Län<strong>der</strong>n wie Algerien,<br />

Ägypten, den Vere<strong>in</strong>igten Arabischen<br />

Emiraten, Chile, Indien, Ch<strong>in</strong>a,<br />

Abb. 5: Frank Shuman,<br />

1862–1918.<br />

Marokko und <strong>im</strong> Süden<br />

Spaniens solche<br />

Anlagen erfolgreich<br />

betrieben. Die Solarthermie<br />

ist e<strong>in</strong>es<br />

<strong>der</strong> Zugpferde <strong>der</strong><br />

weltweiten Sonnenenergienutzung.<br />

Die<br />

Photovoltaik kennt die<br />

Beschränkungen auf<br />

die Normaldirektstrahlung<br />

nicht und sie ist daher<br />

auch <strong>in</strong> den nördlichen<br />

Regionen verbreitet.<br />

Die Erkenntnisse von Mouchot blieben<br />

nicht unbeachtet von an<strong>der</strong>en Forschern.<br />

Außerdem war er auch nicht<br />

<strong>der</strong> E<strong>in</strong>zige, den die Idee <strong>der</strong> Solarthermie<br />

umtrieb. So hatte z. B. John<br />

Ericsson bereits 1872 e<strong>in</strong>en Solarmotor<br />

konstruiert, <strong>der</strong> nur mit erwärmter<br />

Luft funktioniert. E<strong>in</strong> Parabolspiegel<br />

konzentriert die Sonnenstrahlen und<br />

erwärmt die Luft, die <strong>im</strong> Gasmotor <strong>in</strong><br />

mechanische Energie umgewandelt<br />

wird. E<strong>in</strong> weiterer wesentlich leis<strong>tu</strong>ngsfähigerer<br />

Prototyp e<strong>in</strong>er Solaranlage<br />

wurde <strong>in</strong> Amerika von <strong>der</strong> bereits 1892<br />

gegründeten Solar Motor Company<br />

(Aubrey Eneas) errichtet. 1902 war<br />

<strong>der</strong> Prototyp e<strong>in</strong>er großen Anlage fertig<br />

und zog die Aufmerksamkeit e<strong>in</strong>es<br />

großen Publikums auf sich. 15<br />

Frank Shuman (Abb. 5) war es, <strong>der</strong><br />

das Projekt <strong>der</strong> Energiegew<strong>in</strong>nung<br />

10 http://www.dlr.de/sf/ Stichwort<br />

Konzentrierende Solarsysteme für<br />

Wärme-, Strom- und Brennstofferzeugung.<br />

E<strong>in</strong>e Besuch <strong>der</strong> Seite zum<br />

Solarthermischen Versuchskraftwerk<br />

<strong>in</strong> Jülich ist ebenfalls empfehlenswert:<br />

solar<strong>tu</strong>rm-juelich.de<br />

11 http://en.wikipedia.org/wiki/Agua_<br />

Caliente_Solar_Project<br />

12 http://en.wikipedia.org/wiki/List_of_<br />

photovoltaic_power_stations<br />

13 http://en.wikipedia.org/wiki/List_of_<br />

photovoltaic_power_stations Dies<br />

darf man nicht verwechseln mit <strong>der</strong><br />

<strong>in</strong>stallierten Leis<strong>tu</strong>ng von Photovoltaik<br />

<strong>in</strong>sgesamt, denn die betrug Ende<br />

2013 ca. 140 GW.<br />

14 http://www.dlr.de/sf/desktopdefault.<br />

aspx/tabid-8560/15527_read-38159/<br />

15 http://renewablebook.<br />

com/2010/08/03/chapter-excerptaubrey-eneas-and-the-birth-of-solarsteam-power/<br />

17


<strong>tu</strong>: Sach<strong>in</strong>formationen<br />

Energietechnik<br />

aus Sonnenenergie auf e<strong>in</strong>e neue S<strong>tu</strong>fe<br />

brachte und 1913 das erste großtechnische<br />

Solarkraftwerk <strong>der</strong> Welt<br />

<strong>in</strong> Ägypten errichtete (vgl. Dittmann<br />

2012).<br />

Die von Shuman 1907 gegründete<br />

Solar Power Company baute den Vorläufer<br />

<strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen solarthermischen<br />

Kraftwerke <strong>in</strong> <strong>der</strong> auch heute noch<br />

gebräuchlichen Form mit <strong>der</strong> Parabolr<strong>in</strong>ne,<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong>en Brennl<strong>in</strong>ie e<strong>in</strong> Receiver<br />

die Energie <strong>der</strong> Sonne aufn<strong>im</strong>mt und<br />

e<strong>in</strong>er Dampfmasch<strong>in</strong>e zuführt. Denn<br />

um die Leis<strong>tu</strong>ngsfähigkeit des Solarkraftwerks<br />

zu steigern, braucht man<br />

r<strong>in</strong>nenförmige Parabolspiegel auf e<strong>in</strong>er<br />

großen Fläche. Mit kreisrunden Receivern,<br />

wie Mouchot, Ericsson und auch<br />

Eneas sie genutzt hatten, kommt man<br />

nur sehr umständlich auf h<strong>in</strong>reichend<br />

große Leis<strong>tu</strong>ngen für den Kraftwerksbetrieb.<br />

Diese lassen sich aber besser<br />

<strong>der</strong> Sonne nachführen, was ja Mouchot<br />

schon realisiert hatte: Se<strong>in</strong>e Nachführmechanik<br />

erlaubte nicht nur die Verfolgung<br />

<strong>der</strong> Sonne während e<strong>in</strong>es Tags,<br />

son<strong>der</strong>n sie ließ sich auf verschiedene<br />

Jahreszeiten ebenso e<strong>in</strong>stellen wie<br />

auf verschiedene Breitengrade. Mouchot<br />

war davon überzeugt, dass se<strong>in</strong>e<br />

Masch<strong>in</strong>e <strong>im</strong> Sonnengürtel <strong>der</strong> Erde<br />

s<strong>in</strong>nvoll e<strong>in</strong>gesetzt werden könnte, und<br />

hat sie gleich so konstruiert, dass sie <strong>in</strong><br />

verschiedenen Län<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>setzbar ist.<br />

In den heutigen Turmkraftwerken werden<br />

die Heliostaten ähnlich <strong>der</strong> Sonne<br />

nachgeführt, wie es Mouchot bereits<br />

vorgemacht hatte.<br />

Shuman hatte e<strong>in</strong>e Anlage gebaut<br />

(Abb. 6 und 7), die die Leis<strong>tu</strong>ngsfähigkeit<br />

<strong>der</strong> Parabolr<strong>in</strong>nentechnik belegte.<br />

Shuman erzeugte so hohe Tempera<strong>tu</strong>ren<br />

<strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Solarfeld, dass die<br />

von ihm verwendeten Metalle sogar<br />

zu heiß wurden und die Dampfdichtigkeit<br />

<strong>der</strong> Appara<strong>tu</strong>r litt. Dabei handelte<br />

es sich um typische Probleme <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Entwicklungsphase e<strong>in</strong>er neuen <strong>Technik</strong>.<br />

Dennoch sahen Inspektoren <strong>der</strong><br />

britischen Regierung die Probleme<br />

<strong>der</strong> Anlage als so gravierend an, dass<br />

sie die Mittel für die Weiterentwicklung<br />

e<strong>in</strong>stellten. Mit dem Ausbruch des Ersten<br />

Weltkriegs 1914 war an e<strong>in</strong>e Weiterentwicklung<br />

des Solarkraftwerks<br />

nicht mehr zu denken. Nach dem Ende<br />

des Kriegs begann <strong>der</strong> Siegeszug des<br />

billigen Erdöls. Die Solartechnik hatte<br />

ohne För<strong>der</strong>ung ke<strong>in</strong>e Chance, gegen<br />

diese Konkurrenz zu bestehen. Hermann<br />

Scheer sprach von e<strong>in</strong>em Jahrhun<strong>der</strong>tversäumnis,<br />

weil die Chancen<br />

<strong>der</strong> Solartechnik ignoriert wurden.<br />

Mouchot, dem anerkannten Solarpionier,<br />

und auch Shuman zollten Politiker<br />

und Behördenvertreter allerd<strong>in</strong>gs ke<strong>in</strong>e<br />

weitere Anerkennung – von weiterer<br />

För<strong>der</strong>ung ganz zu schweigen. Mit<br />

dem Ende des Projekts von Shuman<br />

landete die Solartechnik für viele Jahrzehnte<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Sackgasse und wurde<br />

weitgehend vergessen. Heute setzt<br />

die Weiterentwicklung dieser <strong>Technik</strong><br />

voraus, dass sie zu konkurrenzfähigen<br />

Gestehungskosten Energie produzieren<br />

kann. Konkurrenz entsteht dieser<br />

alten <strong>Technik</strong> <strong>in</strong>zwischen wie schon<br />

erwähnt aus <strong>der</strong> Photovoltaik. Aber<br />

das Rennen zwischen diesen beiden<br />

<strong>Technik</strong>en ist noch längst nicht entschieden,<br />

die nächsten Etappen bleiben<br />

spannend.<br />

Schlussfolgerungen<br />

Die Produktion von Elektrizität aus<br />

Sonnenlicht hat das Potenzial, e<strong>in</strong>en<br />

erheblichen Beitrag zur Stromversorgung<br />

zu leisten. Dies ist heutzutage<br />

ke<strong>in</strong>e Vermu<strong>tu</strong>ng mehr o<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Wunsch von Idealisten, son<strong>der</strong>n<br />

die Geschäftsgrundlage von vielen<br />

Firmen, die <strong>in</strong> Solarkraftwerke <strong>in</strong>vestieren.<br />

Die Sonnenenergie stellt e<strong>in</strong><br />

Ener giereservoir dar, das alle an<strong>der</strong>en<br />

Energierohstoffe gewissenermaßen<br />

<strong>in</strong> den Schatten stellt. Die Weiterentwicklung<br />

<strong>der</strong> beiden hauptsächlichen<br />

<strong>Technik</strong>en zur Erzeugung von Elektrizität<br />

aus Sonnenenergie wird von vielen<br />

Faktoren best<strong>im</strong>mt, aber zwei seien<br />

hier hervorgehoben. Die Photovoltaik<br />

ist technisch sowohl für e<strong>in</strong>e zentrale<br />

als auch e<strong>in</strong>e dezentrale Stromerzeugung<br />

geeignet. Die Netzparität ist bereits<br />

erreicht, d. h. durch Photovoltaik<br />

produzierter Strom ist <strong>in</strong> Deutschland<br />

billiger als <strong>der</strong> Strompreis für private<br />

Kunden. Viele Bauherren nutzen die<br />

Photovoltaik, um sich autonom mit<br />

Energie zu versorgen, und e<strong>in</strong>e längst<br />

abgeschriebene Anwendung – das<br />

Heizen mit Strom – wird unter den neuen<br />

Bed<strong>in</strong>gungen wie<strong>der</strong> <strong>in</strong>teressant.<br />

Dezentrale Erzeugung und Verbrauch<br />

des Stroms entlastet die Netze und<br />

wird daher von <strong>der</strong> Bundesregierung<br />

Abb. 6: Die Anlage von Shuman <strong>in</strong> Ägypten<br />

vermutlich zur Mittagszeit, weil die Sonne<br />

dann am höchsten steht und die Parabolr<strong>in</strong>nen<br />

die senkrecht e<strong>in</strong>fallenden Sonnenstrahlen<br />

auf den Receiver abbilden.<br />

geför<strong>der</strong>t. Die massenhafte dezentrale<br />

Anwendung <strong>der</strong> Photovoltaik kann<br />

dazu führen, dass den großen Stromerzeugern<br />

weitere Teile ihres bisherigen<br />

Geschäfts wegbrechen. In Diskussionen<br />

wird schon gefor<strong>der</strong>t, den<br />

Selbstversorgern e<strong>in</strong>e Extragebühr für<br />

den Anschluss an das Stromnetz abzuverlangen,<br />

wenn sie sich nicht vollständig<br />

vom Netz abnabeln, son<strong>der</strong>n<br />

<strong>im</strong> Fall ausbleiben<strong>der</strong> Sonnene<strong>in</strong>strahlung<br />

doch Strom beziehen wollen. Da<br />

sie aber auch dann nur vergleichsweise<br />

wenig Strom beziehen, zahlen sie<br />

auch nur wenig für das Netz, da das<br />

sogenannte Netznutzungsentgelt über<br />

den Verbrauch abgerechnet wird.<br />

Die Solarthermie lässt sich zur Stromerzeugung<br />

ökonomisch nicht s<strong>in</strong>nvoll<br />

dezentral betreiben. Große Unternehmen<br />

hatten daher die Vision, dass <strong>in</strong><br />

den Wüsten Nordafrikas Elektrizität für<br />

Europa produziert werden sollte. <strong>Das</strong><br />

Projekt Desertec setzt auf Strom aus<br />

W<strong>in</strong>d und Sonne aus e<strong>in</strong>em europäischen<br />

Grid, <strong>in</strong> das auch Nordafrika<br />

e<strong>in</strong>gebunden ist. Doch das Konsortium<br />

bröckelt. 2013 s<strong>in</strong>d Siemens und<br />

Bosch aus dem Konsortium ausgeschieden.<br />

2014 folgten E.ON und HSH<br />

Nordbank. Die Zukunftsaussichten des<br />

Desertec-Projekts haben sich deutlich<br />

verschlechtert, aber die Aussichten für<br />

die Stromerzeugung mit Parabolr<strong>in</strong>nenkraftwerken<br />

und Photovoltaik nicht. Die<br />

Län<strong>der</strong> aus dem sonnenreichen Gürtel<br />

<strong>der</strong> Erde fangen an, aus eigenem Inte-<br />

18 <strong>tu</strong> 152 / 2. Quartal 2014


Energietechnik<br />

<strong>tu</strong>: Sach<strong>in</strong>formationen<br />

Abb. 7: Die Anlage von Shuman <strong>in</strong> Ägypten. Man sieht fünf Segmente<br />

des Solarfeldes und die Dampflei<strong>tu</strong>ng, die zur Dampfmasch<strong>in</strong>e <strong>im</strong> Masch<strong>in</strong>enhaus<br />

führt.<br />

Abb. 8: Aktie <strong>der</strong> The Sun Power Company, unterzeichnet von Frank<br />

Shuman und se<strong>in</strong>er Frau Constant<strong>in</strong>e.<br />

resse e<strong>in</strong>e umweltfreundliche Form <strong>der</strong><br />

Stromerzeugung aufzubauen. So wird<br />

das weltgrößte Solarkraftwerk <strong>der</strong> Welt<br />

mit 500 MW zurzeit <strong>in</strong> Quarzazate, Marokko,<br />

gebaut. Marokko verfolgt den<br />

ehrgeizigsten Solarplan <strong>der</strong> Welt: 42%<br />

<strong>der</strong> Energie soll aus Solar-, W<strong>in</strong>d- und<br />

Wasserkraftwerken kommen, und zwar<br />

schon 2020!<br />

Nachdem sich die <strong>Fach</strong>leute <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Vergangenheit über die Weiterentwicklung<br />

dieser <strong>Technik</strong>en so getäuscht<br />

hatten, bleibt e<strong>in</strong>es ganz gewiss: Die<br />

Zukunft ist offen. Welche <strong>Technik</strong> sich<br />

durchsetzen wird, hängt von den Entscheidungen<br />

<strong>der</strong> Gegenwart ab. Die<br />

Energiewende ist ke<strong>in</strong>e Frage <strong>der</strong><br />

technischen Möglichkeiten, son<strong>der</strong>n<br />

e<strong>in</strong>e Frage <strong>der</strong> Entscheidungsgründe.<br />

Wäre man den Visionen von Frank<br />

Shuman gefolgt, <strong>der</strong> 1907 e<strong>in</strong>e Streitschrift<br />

zur umfassenden Nutzung <strong>der</strong><br />

Sonnenenergie verfasst und <strong>in</strong> Umlauf<br />

gebracht hat, wäre die Stromerzeugung<br />

aus Sonnenenergie längst Alltag.<br />

Aber auch Shuman war Unternehmer,<br />

er g<strong>in</strong>g davon aus, dass die Kohlevorräte<br />

bald erschöpft se<strong>in</strong> würden, und<br />

warb um Investoren für se<strong>in</strong>e Sun Power<br />

Company (Abb. 8).<br />

Überlässt man die Auswahl <strong>der</strong> Stromproduktionstechnik<br />

also den Marktmechanismen,<br />

werden sich die Umweltprobleme<br />

weiter verschärfen, denn<br />

auch heute gibt es noch genug Braunund<br />

Ste<strong>in</strong>kohle. Aber warum soll man<br />

diese Rohstoffe verbrennen, die Luft<br />

verschmutzen, den Kl<strong>im</strong>awandel verschärfen?<br />

Von den Entscheidungen<br />

<strong>der</strong> Gegenwart hängt ab, wie die<br />

Stromproduktion <strong>der</strong> Zukunft aussehen<br />

wird. Entscheidet man sich heute<br />

<strong>tu</strong> 152 / 2. Quartal 2014<br />

für e<strong>in</strong> neues Kohlekraftwerk, ist damit<br />

für 40 Jahre e<strong>in</strong>e Weichenstellung getroffen<br />

worden. So lange dauert es, bis<br />

sich die Investition amortisiert hat und<br />

die f<strong>in</strong>anziellen Interessen <strong>der</strong> Kraftwerksbetreiber<br />

befriedigt worden s<strong>in</strong>d.<br />

Es ist Zeit, die Lehren aus <strong>der</strong> mehr<br />

als 130 Jahre währenden Geschichte<br />

<strong>der</strong> solarthermischen Energietechnik<br />

zu ziehen.<br />

Litera<strong>tu</strong>rverzeichnis<br />

Butti, K.; Perl<strong>in</strong>, J. (1981): A golden<br />

thread. 2500 years of solar architec<strong>tu</strong>re<br />

and technology. London: Boyars.<br />

Dittmann, F. (2012): Frank Shuman und<br />

die frühe Nutzung <strong>der</strong> Solarenergie.<br />

In: Fraunholz, U.; Wölfel, S. (Hrsg.):<br />

Ingenieure <strong>in</strong> <strong>der</strong> technokratischen<br />

Hochmo<strong>der</strong>ne. Münster: Waxmann, S.<br />

181-193.<br />

Janz<strong>in</strong>g, B. (2011): Solare Zeiten. Die<br />

Karriere <strong>der</strong> Sonnenenergie; e<strong>in</strong>e<br />

Geschichte von Menschen mit Visionen<br />

und Fortschritten <strong>der</strong> <strong>Technik</strong>.<br />

Freiburg: Picea-Verlag.<br />

Mener, G. (2001): Zwischen Labor und<br />

Markt. Geschichte <strong>der</strong> Sonnenenergienutzung<br />

<strong>in</strong> Deutschland und den<br />

USA 1860–1986. Ludwig-Max<strong>im</strong>ilians-<br />

Universität, München.<br />

Mouchot, A.; Griese, F.; Weber, R.<br />

(1987): Die Sonnenwärme und ihre<br />

<strong>in</strong>dustriellen Anwendungen. Oberbözberg,<br />

Schweiz: Olynthus (Alte<br />

Forscher – ak<strong>tu</strong>ell, 1).<br />

Perl<strong>in</strong>, J. (2002): From space to earth.<br />

The story of solar electricity. 1. Harvard<br />

University Press ed. Cambridge,<br />

Mass: Harvard University Press.<br />

Pieprzyk, B.; Rojas Hilje, P. (2009): Vergleich<br />

von Prognosen und Szenarien<br />

mit <strong>der</strong> tatsächlichen Entwicklung<br />

erneuerbarer Energien. Deutschland<br />

– Europa – Welt. Agen<strong>tu</strong>r für erneuerbare<br />

Energie e.V. Berl<strong>in</strong>. Onl<strong>in</strong>e<br />

verfügbar unter http://opus.kobv.de/<br />

zlb/volltexte/2013/20597/pdf/Prognose_Analyse_ak<strong>tu</strong>alisierte_Fassung.<br />

pdf; zuletzt geprüft am 12.03.2014.<br />

Schnei<strong>der</strong>, I. (1969): Die Entstehung <strong>der</strong><br />

Legende um die kriegstechnische<br />

Anwendung von Brennspiegeln bei<br />

Arch<strong>im</strong>edes. <strong>Technik</strong>geschichte 36,<br />

S. 1-11.<br />

Wirth, H. (2013): Ak<strong>tu</strong>elle Fakten zur<br />

Photovoltaik <strong>in</strong> Deutschland. Fraunhofer<strong>in</strong>sti<strong>tu</strong>t<br />

für Solare Energiesysteme<br />

(ISE). Freiburg. Onl<strong>in</strong>e verfügbar<br />

unter http://www.ise.fraunhofer.de/<br />

de/veroeffentlichungen/veroeffentlichungen-pdf-dateien/s<strong>tu</strong>dien-undkonzeptpapiere/ak<strong>tu</strong>elle-fakten-zurphotovoltaik-<strong>in</strong>-deutschland.pdf;<br />

zuletzt geprüft am 12.03.2014.<br />

Bildnachweise<br />

1 http://commons.wik<strong>im</strong>edia.org/wiki/<br />

File:Vanguard1.jpg<br />

2 http://en.wikipedia.org/wiki/August<strong>in</strong>_<br />

Mouchot<br />

3 Mouchot, A.; Griese, F.; Weber, R.<br />

(1987): Die Sonnenwärme und ihre <strong>in</strong>dustriellen<br />

Anwendungen. 2. Auflage,<br />

Oberbözberg, Schweiz: Olynthus (Alte<br />

Forscher – ak<strong>tu</strong>ell, 1), Abb. 43: S. 199.<br />

4 http://commons.wik<strong>im</strong>edia.org/wiki/<br />

File:Mouchot1878x.jpg<br />

5 http://commons.wik<strong>im</strong>edia.org/wiki/<br />

File:Frank_Shuman.jpg<br />

6 Deutsches Museum, Bildarchiv<br />

7 Deutsches Museum, Bildarchiv<br />

8 http://solarthermalworld.org/sites/<br />

gstec/files/Solar%20Thermal%<br />

20Power%20and%20Energy%<br />

20Storage%20Historical%<br />

20Perspective.pdf S. 20<br />

19


<strong>tu</strong>: <strong>Unterricht</strong>spraxis<br />

Bau e<strong>in</strong>es<br />

Warentransport-Roboters<br />

Teil 1: Der Hybridschrittmotor und se<strong>in</strong>e<br />

Ansteuerung – Der Bau des Roboters<br />

Von Werner Digel<br />

Der Bildungsplan <strong>der</strong> Realschule <strong>in</strong> Baden-Württemberg für das <strong>Fach</strong> <strong>Technik</strong><br />

<strong>in</strong> Klasse 10 zielt u. a. auf den Kompetenzerwerb bzw. die Erweiterung<br />

und Vertiefung von Kompetenzen aus dem Problem- und Handlungsfeld<br />

Information und Kommunikation (IuK) ab.<br />

Fundamentale E<strong>in</strong>sichten und Handlungsmuster sollen durch e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensive<br />

Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit exemplarischen technischen Inhalten vermittelt<br />

werden. Die dazu notwendige bzw. weiterzuentwickelnde technische Grundbildung<br />

sollte aber nicht zu e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>engenden Spezialwissen führen,<br />

son<strong>der</strong>n <strong>im</strong> Gegenteil zu e<strong>in</strong>er objektiven ganzheitlichen Betrach<strong>tu</strong>ngsweise<br />

des Projektes anleiten, die sowohl technische wie ökologische und soziale<br />

Aspekte be<strong>in</strong>haltet.<br />

E<strong>in</strong> handlungs- und problemorientierter <strong>Technik</strong>unterricht, <strong>in</strong> dem sich<br />

Phasen <strong>der</strong> Wissensvermittlung und <strong>der</strong> praktischen Arbeit s<strong>in</strong>nvoll und<br />

ergänzend abwechseln, sowie e<strong>in</strong>e Projektauswahl, die <strong>der</strong> Erfahrungswelt<br />

des Schülers entnommen ist, erleichtern nicht nur den E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Projekt,<br />

son<strong>der</strong>n auch die Durchführung. Idealerweise bietet e<strong>in</strong> Projekt auch<br />

E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> ganze Berufsfel<strong>der</strong>.<br />

<strong>Das</strong> Zielprojekt Warentransportroboter<br />

erfor<strong>der</strong>t Kenntnisse/Kompetenzen<br />

aus den Bereichen Mechanik, Elektrik<br />

und Elektronik und Informatik. Die<br />

Schnittmenge aus diesen 4 Bereichen<br />

zeigt das Berufsbild des Mechatronikers.<br />

Auszüge aus dem Bildungsplan für<br />

Realschulen <strong>in</strong> Baden-Württemberg<br />

für das <strong>Fach</strong> <strong>Technik</strong>; Inhalte des Problem-<br />

und Handlungsfeldes Information<br />

und Kommunikation bezogen auf die<br />

Handlungsperspektive:<br />

– Probleme mit elektrotechnischen<br />

und elektronischen Schal<strong>tu</strong>ngen<br />

lösen;<br />

– Problemstellungen <strong>im</strong> Bereich<br />

Steuern und Regeln mit dem Computer<br />

lösen;<br />

– Computerunterstützt Produkte entwickeln<br />

und herstellen. Diese Kompetenz<br />

sollte bereits am Ende <strong>der</strong><br />

8. Klasse erreicht se<strong>in</strong>.<br />

Inhalte des Problem- und Handlungsfeldes<br />

Information und Kommunikation<br />

bezogen auf die<br />

Kenntnis- und Struk<strong>tu</strong>rperspektive:<br />

– Aufgabe, Funktion und den groben<br />

Aufbau <strong>der</strong> IuK-Systeme, die <strong>im</strong><br />

<strong>Unterricht</strong> e<strong>in</strong>gesetzt werden, erklären;<br />

– Funktion, Schaltzeichen und E<strong>in</strong>satz<br />

von <strong>im</strong> <strong>Unterricht</strong> verwendeten<br />

elektrotechnischen und elektronischen<br />

Bauteilen erklären;<br />

– Eigenschaften befehlsprogrammierter<br />

IuK-Systeme nennen.<br />

Elektrotechnik / Elektronik<br />

Stationen auf dem Weg<br />

zum Zielprojekt<br />

Warentransportroboter:<br />

Gesamtplanung, Vorwissen und<br />

vorbereitende Aufgaben<br />

Mit den Schülern e<strong>in</strong>er 10. Klasse <strong>der</strong><br />

Realschule hatte ich zu Beg<strong>in</strong>n des<br />

Schuljahres begonnen, mit e<strong>in</strong>em<br />

selbst gefertigten Elektronikbaukasten<br />

die unterschiedlichsten Probleme aus<br />

dem Bereich Elektronik zu lösen.<br />

Hergestellt haben wir unter an<strong>der</strong>em<br />

e<strong>in</strong>e 7-Segment-Anzeige, die über die<br />

parallele Schnittstelle zu steuern war.<br />

Die Schüler haben bei <strong>der</strong> Planung und<br />

Herstellung <strong>der</strong> 7-Segment-Anzeige<br />

mit den Programmen MegaCAD und<br />

Nccad 7 (CAD/CAM) gearbeitet und<br />

die Plat<strong>in</strong>e für die 7-Segment-Anzeige<br />

mit e<strong>in</strong>er CNC-Fräse hergestellt. Nach<br />

dem Bestücken <strong>der</strong> Plat<strong>in</strong>e mit LEDs<br />

und e<strong>in</strong>em Sub-D-Stecker-25-polig für<br />

den Anschluss <strong>der</strong> 7-Segment-Anzeige,<br />

über Druckerkabel und Schnittstelle<br />

an den PC sowie dem obligatorischen<br />

Funktionstest haben sich die Schüler<br />

<strong>in</strong> die Programmiersprache FreeBasic<br />

e<strong>in</strong>gearbeitet und auf verschiedenste<br />

Art und Weise die 7-Segment-Anzeige<br />

zum Leuchten gebracht. Bl<strong>in</strong>klicht,<br />

Lauflicht, Aufbaulicht, Countdown waren<br />

e<strong>in</strong>ige <strong>der</strong> zu lösenden Aufgaben.<br />

Es wurde nur das besprochen und<br />

geübt, was für die Ansteuerung <strong>der</strong><br />

7-Segment-Anzeige notwendig war.<br />

Für die Programmierung e<strong>in</strong>er Schrittmotorsteuerung<br />

war dies dennoch e<strong>in</strong>e<br />

solide Grundlage.<br />

<strong>Das</strong> Interface<br />

Planung und Herstellung e<strong>in</strong>es Parallelport-Interfaces,<br />

hieß die zweite praktische<br />

Arbeit.<br />

Hier war Überzeugungsarbeit notwendig,<br />

denn die Schüler wollten natürlich<br />

wissen, was man mit diesem<br />

Interface alles anfangen kann. Sie erhielten<br />

folgende Informationen: Während<br />

die 7-Segment-Anzeige über e<strong>in</strong><br />

Druckerkabel direkt mit <strong>der</strong> parallelen<br />

Schnittstelle verbunden werden<br />

konnte, da die LEDs mit <strong>der</strong> Schnittstellenspannung<br />

und dem Strom <strong>der</strong><br />

20 <strong>tu</strong> 152 / 2. Quartal 2014


Elektrotechnik / Elektronik<br />

<strong>tu</strong>: <strong>Unterricht</strong>spraxis<br />

Ausgabelei<strong>tu</strong>ngen betrieben werden<br />

konnten, benötigen stärkere Verbraucher,<br />

wie etwa Roboter, e<strong>in</strong> Interface,<br />

das sie mit höheren Spannungen und<br />

stärkeren Strömen versorgt und das<br />

über die Schnittstelle gesteuert werden<br />

kann. Unser Interface ist also e<strong>in</strong><br />

Verstärker, <strong>der</strong> von den schwachen<br />

digitalen Signalen <strong>der</strong> Schnittstelle<br />

gesteuert wird, und gleichzeitig e<strong>in</strong><br />

Schutzschild, <strong>der</strong> verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t, dass<br />

Kurzschlüsse o<strong>der</strong> Überlas<strong>tu</strong>ng die<br />

Schnittstelle zerstören.<br />

Durch die Verwendung des Verstärkers<br />

ICs ULN2003A und Opto-Kopplern<br />

konnte bei <strong>der</strong> Herstellung des Interfaces,<br />

Zeit und Schal<strong>tu</strong>ngsaufwand<br />

gespart werden sowie <strong>der</strong> Schutz <strong>der</strong><br />

Schnittstelle erreicht werden.<br />

Der Roboter<br />

Wenn Schüler „Roboter“ hören, denken<br />

sie oftmals an humanoide Roboter o<strong>der</strong><br />

gar an Androiden, also Roboter, <strong>der</strong>en<br />

Konstruktion <strong>der</strong> menschlichen Gestalt<br />

nachempfunden ist. Auch Staubsauger-Roboter<br />

o<strong>der</strong> Rasenmäher-<br />

Roboter waren den Schülern bekannt.<br />

Ebenso die Roboter, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Automobilproduktion<br />

e<strong>in</strong>gesetzt werden, z.<br />

B. als Schweiß- o<strong>der</strong> Lackierroboter,<br />

und zur Gruppe <strong>der</strong> Industrieroboter<br />

gehören. Die menschliche Gestalt ist<br />

hier oftmals auf e<strong>in</strong>en Arm reduziert,<br />

<strong>der</strong> allerd<strong>in</strong>gs sehr beweglich konstruiert<br />

wurde (Gelenkarmroboter). Unser<br />

Zielprojekt sollte e<strong>in</strong> solcher Industrieroboter<br />

se<strong>in</strong>, genauer gesagt e<strong>in</strong><br />

Warentransportroboter (WTR), <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

von Schülern zu bewältigenden, etwas<br />

e<strong>in</strong>facheren Ausführung.<br />

Mit e<strong>in</strong>em sicherlich <strong>in</strong>teressanten<br />

Ziel vor Augen war das Interesse <strong>der</strong><br />

Schüler geweckt. E<strong>in</strong> spezielles Interface<br />

herzustellen erfüllte nun ke<strong>in</strong>en<br />

s<strong>in</strong>nlosen Selbstzweck mehr, vielmehr<br />

wurde es als notwendige und damit<br />

wichtige Teillösung auf dem Wege zum<br />

Zielprojekt WTR e<strong>in</strong>geordnet.<br />

Entsprechend motiviert g<strong>in</strong>gen die<br />

Schüler ans Werk.<br />

<strong>tu</strong> 152 / 2. Quartal 2014<br />

Nach <strong>der</strong> Herstellung des Interfaces<br />

führten die Schüler zur E<strong>in</strong>st<strong>im</strong>mung<br />

auf den WTR e<strong>in</strong>e Internetrecherche<br />

zum Thema Industrieroboter durch.<br />

Bei Wikipedia fanden sie nicht nur <strong>in</strong>teressante<br />

Bil<strong>der</strong>, son<strong>der</strong>n auch e<strong>in</strong>e<br />

Def<strong>in</strong>ition dieses Robotertyps.<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Roboter<br />

Def<strong>in</strong>ition nach VDI-Richtl<strong>in</strong>ie 2860:<br />

„Industrieroboter s<strong>in</strong>d universell e<strong>in</strong>setzbare<br />

Bewegungsautomaten mit<br />

mehreren Achsen, <strong>der</strong>en Bewegungen<br />

h<strong>in</strong>sichtlich Bewegungsfolge und Wegen<br />

bzw. W<strong>in</strong>keln frei (d. h. ohne mechanischen<br />

E<strong>in</strong>griff) programmierbar<br />

und gegebenenfalls sensorgeführt s<strong>in</strong>d.<br />

Sie s<strong>in</strong>d mit Greifern, Werkzeugen o<strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>en Fertigungsmitteln aus rüstbar<br />

und können Handhabungs- und/<br />

o<strong>der</strong> Fertigungsaufgaben ausführen.“<br />

Die Schüler wurden aufgefor<strong>der</strong>t zu<br />

überlegen, ob es <strong>im</strong> <strong>Technik</strong>bereich<br />

Masch<strong>in</strong>en gibt, die nach dieser Def<strong>in</strong>ition<br />

als Industrieroboter zu bezeichnen<br />

s<strong>in</strong>d.<br />

Sehr schnell konzentrierten sich die<br />

Me<strong>in</strong>ungen <strong>der</strong> Schüler auf unsere<br />

CNC-Fräse.<br />

Sie hat 3 Achsen, e<strong>in</strong>e X-, Y- und Z-<br />

Achse.<br />

Die Bewegung dieser 3 Achsen ist frei<br />

programmierbar, über NC-Code o<strong>der</strong><br />

CAD/CAM.<br />

Der Fräsmotor ist mit unterschiedlichen<br />

Werkzeugen (Fräser, Bohrer)<br />

ausrüstbar.<br />

Sie kann unterschiedliche Fertigungsaufgaben<br />

automatisch ausführen.<br />

E<strong>in</strong>e weitere Geme<strong>in</strong>samkeit vieler Industrieroboter<br />

ist sicherlich die Eigenschaft<br />

des präzisen Arbeitens. Aus<br />

Kostengründen lohnt sich ihr E<strong>in</strong>satz<br />

oftmals nur <strong>in</strong> <strong>der</strong> Serienproduktion.<br />

Hier müssen enge Toleranzen, über<br />

die ganze Serie h<strong>in</strong>weg, e<strong>in</strong>gehalten<br />

werden. Diese wichtige Eigenschaft,<br />

präzises Arbeiten über viele Wie<strong>der</strong>holungen<br />

h<strong>in</strong>weg, musste auch unser<br />

Warentransportroboter besitzen, um<br />

die an ihn gestellten Anfor<strong>der</strong>ungen zu<br />

erfüllen.<br />

Doch wie gel<strong>in</strong>gt es e<strong>in</strong>em Industrieroboter/unserer<br />

CNC-Fräsmasch<strong>in</strong>e, so<br />

genau zu arbeiten?<br />

H<strong>in</strong>führen<br />

Die Schüler haben des Öfteren unsere<br />

CNC-gesteuerte Fräse <strong>im</strong> E<strong>in</strong>satz<br />

gesehen. Manche durften sie auch,<br />

nach e<strong>in</strong>er notwendigen gründlichen<br />

E<strong>in</strong>arbei<strong>tu</strong>ng, benutzen und waren sicherlich<br />

bee<strong>in</strong>druckt, mit welcher Genauigkeit<br />

und Geschw<strong>in</strong>digkeit diese<br />

CNC-Fräsmasch<strong>in</strong>e arbeitet.<br />

Stellt man den Schülern die Frage, wie<br />

es möglich ist, dass e<strong>in</strong>e CNC-Fräse<br />

so genau arbeitet, hört man oft: weil<br />

sie computergesteuert ist.<br />

E<strong>in</strong> Computerprogramm ist sicherlich<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage, auch stärkere Elektromotoren<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er CNC-Masch<strong>in</strong>e über e<strong>in</strong><br />

geeignetes Interface zu steuern, das<br />

heißt die Elektromotoren zum richtigen<br />

Zeitpunkt e<strong>in</strong>- und auszuschalten.<br />

Aber ließe sich damit e<strong>in</strong>e Präzision<br />

erreichen, wie wir sie von unserer<br />

CNC-Fräse kennen?<br />

Probleme erkennen<br />

E<strong>in</strong> e<strong>in</strong>facher Versuch kann dies klären.<br />

Man benötigt e<strong>in</strong>en etwas größeren<br />

E-Motor mit aufgestecktem Propeller<br />

(6 – 12 V). E<strong>in</strong> Schüler soll das<br />

CNC-Programm darstellen, das se<strong>in</strong>e<br />

E<strong>in</strong>- und Ausschaltbefehle an die<br />

CNC-Steuerung, dargestellt von e<strong>in</strong>em<br />

2. Schüler am Schalter des E-Motors,<br />

weitergibt.<br />

Mit dem Ruf „e<strong>in</strong>schalten!“ gibt das<br />

CNC-Programm den Steuerbefehl an<br />

die CNC-Steuerung. Der 2. Schüler<br />

schaltet den E-Motor zeitgleich e<strong>in</strong>.<br />

Mit dem Ruf „ausschalten!“ gibt das<br />

CNC-Programm den nächsten Steuerbefehl<br />

an die CNC-Steuerung. Der 2.<br />

Schüler schaltet den E-Motor zeitgleich<br />

aus, doch <strong>der</strong> E-Motor läuft durch die<br />

Massenträgheit nach.<br />

Übertragen auf unsere CNC-Fräsmasch<strong>in</strong>e<br />

könnte dies z. B. bedeuten,<br />

dass e<strong>in</strong>e auszufräsende Nut nicht<br />

50 mm son<strong>der</strong>n 52 mm lang wird. Der<br />

Elektromotor ist nun ausgeschaltet<br />

und steht still. Wenn nun äußere mechanische<br />

Kräfte auf den Elektromotor<br />

e<strong>in</strong>wirken, wie z. B. das Gewicht des<br />

Fräsmotors an unserer CNC-Fräse auf<br />

die Z-Achse, so kann sich die Welle<br />

e<strong>in</strong>es leichtgängigen Elektromotors,<br />

<strong>der</strong> die Z-Achse antreibt, um e<strong>in</strong>ige<br />

Grad drehen und ebenfalls zu Ungenauigkeiten<br />

führen. Schüler 2 versucht<br />

als äußere Kraft, den stillstehenden E-<br />

Motor alle<strong>in</strong> durch Anblasen des Propellers<br />

zu drehen. <strong>Das</strong> gel<strong>in</strong>gt! Fazit:<br />

21


<strong>tu</strong>: <strong>Unterricht</strong>spraxis<br />

Elektrotechnik / Elektronik<br />

E<strong>in</strong> „normaler“ E-Motor ist als Antrieb<br />

für e<strong>in</strong>e CNC-Masch<strong>in</strong>e ungeeignet,<br />

trotz bester Computersteuerung.<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an e<strong>in</strong>e Lösung<br />

formulieren<br />

Die Anfor<strong>der</strong>ungen an e<strong>in</strong>en geeigneten<br />

E-Motor und se<strong>in</strong>e Steuerung<br />

müssten demnach lauten:<br />

a) In kle<strong>in</strong>sten Schritten/W<strong>in</strong>keln<br />

steuerbar durch e<strong>in</strong>e geeignete<br />

Software. (CAM). Nur ganze Umdrehungen<br />

des E-Motors <strong>in</strong> die geometrischen<br />

Berechnungen e<strong>in</strong>er<br />

CAM-Software (Computer-aided<br />

manufac<strong>tu</strong>r<strong>in</strong>g, dt. rechnerunterstützte<br />

Fertigung) e<strong>in</strong>fließen<br />

zu lassen, würde <strong>der</strong> angestrebten<br />

Präzision, die <strong>im</strong> 1/10-mm-Bereich<br />

liegen soll, schnell Grenzen setzen.<br />

b) Ke<strong>in</strong> Nachlaufen sowie e<strong>in</strong> hohes<br />

Haltemoment, damit e<strong>in</strong>e erreichte<br />

Drehposition <strong>der</strong> Motorwelle nicht<br />

verschoben wird.<br />

Angedachte Lösungsansätze von<br />

Schülern<br />

c) Verwendung e<strong>in</strong>er Elektronik, die<br />

auch kle<strong>in</strong>ste Drehungen <strong>der</strong> Motorwelle<br />

registriert und zu e<strong>in</strong>em<br />

Ablaufprogramm verarbeitet. Diese<br />

Lösung tendiert <strong>in</strong> Rich<strong>tu</strong>ng Servomotor<br />

mit Positionsbest<strong>im</strong>mungssensor<br />

und Servoregler.<br />

d) E<strong>in</strong> E-Motor, <strong>der</strong> auf Grund se<strong>in</strong>er<br />

Bauart nur kle<strong>in</strong>ste Drehbewegungen<br />

zulässt, ähnlich dem Rasten<br />

e<strong>in</strong>es Mehrfach-Drehschalters.<br />

Es ist naheliegend, bei e<strong>in</strong>em elektrisch<br />

betriebenen Motor das EIN-<br />

RASTEN mit „elektrischen Mitteln“<br />

zu lösen. Denkbar wäre e<strong>in</strong>e „elektromagnetische<br />

Bremse“. Bei dieser<br />

Lösung müsste die Software <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Lage se<strong>in</strong>, dieses „Rasten“ zu<br />

steuern, zu zählen und zu e<strong>in</strong>em<br />

Ablaufprogramm zu verarbeiten.<br />

Diese Lösung tendiert <strong>in</strong> Rich<strong>tu</strong>ng<br />

Schrittmotor.<br />

Fazit<br />

Ohne E<strong>in</strong>satz e<strong>in</strong>es geeigneten E-<br />

Motors, dessen Drehbewegungen von<br />

e<strong>in</strong>em Computerprogramm <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>sten<br />

Schritten gesteuert werden konnte,<br />

war das Zielprojekt Industrieroboter<br />

nach Me<strong>in</strong>ung <strong>der</strong> Schüler zum Scheitern<br />

verurteilt.<br />

Von Schülern kann nicht erwartet werden,<br />

dass sie „das Rad ständig neu<br />

erf<strong>in</strong>den“. Wobei das Rad, <strong>im</strong> Gegensatz<br />

zum Schrittmotor, sicherlich die<br />

leichtere Aufgabe wäre. Ausgehend<br />

von den beiden Lösungsansätzen, die<br />

lobend erwähnt auch technisch umsetzbar<br />

s<strong>in</strong>d, lenkte ich die Schüler <strong>in</strong><br />

Rich<strong>tu</strong>ng Schrittmotor, da dieser nicht<br />

nur e<strong>in</strong>facher zu begreifen, son<strong>der</strong>n<br />

auch e<strong>in</strong>facher zu steuern ist. Die möglichen<br />

Schrittverluste e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>fachen<br />

und preiswerten Schrittmotors fielen<br />

bei unserem Projekt kaum <strong>in</strong>s Gewicht.<br />

Auflösung des Rätsels<br />

Schrittmotor<br />

Natürlich wollten die Schüler wissen,<br />

welche beson<strong>der</strong>en E-Motoren die<br />

CNC-Fräse antreiben, wie sie aussehen,<br />

wie groß sie s<strong>in</strong>d, was sie kosten<br />

und vor allem wie sie funktionieren.<br />

Die Schrittmotoren unserer CNC-<br />

Fräse s<strong>in</strong>d äußerlich nicht sichtbar.<br />

Deshalb zeigte ich den Schülern e<strong>in</strong>e<br />

kle<strong>in</strong>e Sammlung unterschiedlicher<br />

Schrittmotoren, die sich <strong>in</strong> Form, Größe,<br />

Gewicht, Leis<strong>tu</strong>ng, Anzahl <strong>der</strong><br />

Anschlüsse und Preis unterschieden.<br />

Wichtige technische Daten, die auch<br />

den Schülern geläufig waren, rundeten<br />

das Bild ab.<br />

Die Diskussion, welcher Schrittmotor<br />

für unseren Modell-Warentransportroboter<br />

<strong>der</strong> geeignetste wäre, war<br />

schnell beendet, als ich erklärte, dass<br />

<strong>der</strong> <strong>Technik</strong>etat nur preiswerte Restposten<br />

zulässt, die nicht <strong>im</strong>mer angeboten<br />

werden, dann aber sehr schnell<br />

vergriffen s<strong>in</strong>d und deshalb be<strong>im</strong> E<strong>in</strong>kauf<br />

ke<strong>in</strong>e große Auswahlmöglichkeit<br />

besteht.<br />

Der e<strong>in</strong>gekaufte Schrittmotor war mit<br />

2,95 € äußerst preiswert und wurde<br />

mit folgen<strong>der</strong> Produktbeschreibung<br />

angeboten:<br />

Unipolarer, kugelgelagerter Steppermotor<br />

mit hohem Drehmoment und<br />

kompakten Maßen.<br />

Technische Daten:<br />

● Schrittw<strong>in</strong>kel 3,6° (100 Schritte)<br />

● Betriebsspannung 24 V<br />

● Strangwi<strong>der</strong>stand 140 Ω<br />

● Strangstrom 160 mA<br />

● Achse (ø x L): 5 x 11 mm<br />

● Motormaße ohne Welle (L x B x H):<br />

35 x 42 x 42 mm<br />

Also e<strong>in</strong> kräftiger, mechanisch gut verarbeiteter<br />

Schrittmotor mit noch geeigneten<br />

Außenmaßen.<br />

Bei diesem Preis war zu verschmerzen,<br />

dass die Schüler mit <strong>der</strong> für die<br />

Schnittstelle gefährlichen Spannung<br />

von 24 V den Schrittmotor und damit<br />

auch das Interface betreiben mussten.<br />

Datenblatt für Stepper-Motor Howard Ind.<br />

Schutzmaßnahmen:<br />

Intern schirmt unser Interface mit<br />

Optokopplern, Dioden, Wi<strong>der</strong>ständen<br />

und Freilaufdioden <strong>in</strong> den ICs die<br />

Schnittstelle gut von den 24 V ab. Seit<br />

aber e<strong>in</strong>e herabfallende Schraube<br />

dieses Sicherheitssystem durch e<strong>in</strong>en<br />

unglücklichen Zufall überbrückte und<br />

durch Kurzschluss die Schnittstellenkarte<br />

zerstörte, müssen die Schüler<br />

a) e<strong>in</strong> schützendes Gehäuse um das<br />

Interface bauen, müssen<br />

b) alle sonstigen blanken und stromführenden<br />

Teile sicher isoliert werden<br />

und<br />

c) es darf am WTR und Interface nur<br />

gearbeitet werden, wenn ke<strong>in</strong>e Verb<strong>in</strong>dung<br />

zum Computer besteht.<br />

d) Bei e<strong>in</strong>geschaltetem Computer darf<br />

ke<strong>in</strong>e Verb<strong>in</strong>dung zur Schnittstelle<br />

hergestellt o<strong>der</strong> getrennt werden.<br />

22 <strong>tu</strong> 152 / 2. Quartal 2014


Elektrotechnik / Elektronik<br />

<strong>tu</strong>: <strong>Unterricht</strong>spraxis<br />

<strong>tu</strong> 152 / 2. Quartal 2014<br />

Die <strong>im</strong> <strong>Technik</strong>unterricht verwendeten<br />

kle<strong>in</strong>en Elektromotoren haben gewöhnlich<br />

2 Anschlüsse.<br />

Der Schrittmotor, den die Schüler verwenden<br />

sollten, besaß 5 Anschlusskabel<br />

<strong>in</strong> verschiedenen Farben.<br />

E<strong>in</strong> guter Schüler <strong>der</strong> <strong>Technik</strong>gruppe<br />

sollte mit Hilfe e<strong>in</strong>es 24-V-Netzgerätes<br />

den Schrittmotor zum Laufen br<strong>in</strong>gen.<br />

Alle Versuche scheiterten.<br />

Erst als ich helfend den geme<strong>in</strong>samen<br />

Mittelabgriff <strong>der</strong> 2 Spulen des Schrittmotors,<br />

e<strong>in</strong> schwarzes Kabel, an den<br />

Plus-Pol des Netzgerätes anschloss<br />

und <strong>der</strong> Schüler mit dem M<strong>in</strong>us-Pol des<br />

Netzgerätes die an<strong>der</strong>en Anschlüsse<br />

des Schrittmotors antippte, zeigte sich<br />

e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Reaktion, eigentlich mehr<br />

e<strong>in</strong> Zucken, wie e<strong>in</strong> spr<strong>in</strong>gen<strong>der</strong> Sekundenzeiger.<br />

<strong>Das</strong> war alles.<br />

Me<strong>in</strong> H<strong>in</strong>weis: Dies war <strong>der</strong> erste<br />

Schritt von 100 Schritten, die e<strong>in</strong>e Umdrehung<br />

ergeben.<br />

Ohne die Funktionsweise e<strong>in</strong>es Schrittmotors<br />

zu kennen, wäre für die Schüler<br />

die Suche nach <strong>der</strong> richtigen Reihenfolge<br />

o<strong>der</strong> Komb<strong>in</strong>ation <strong>der</strong> restlichen<br />

Anschlüsse dem Zufall überlassen<br />

worden.<br />

100 Schritte für e<strong>in</strong>e Umdrehung, das<br />

wollten die Schüler testen und sehen!<br />

Jede Dreiergruppe bekam die abgebildete<br />

Testvorrich<strong>tu</strong>ng, ihren Schrittmotor<br />

mit aufgesteckter Fahne und die<br />

Aufgabe, die folgenden Komb<strong>in</strong>ationen<br />

zu testen und die Schritte zu zählen:<br />

1. weiß, rot, grün, braun, schwarz an<br />

Pluspol<br />

2. braun, grün, rot, weiß, schwarz an<br />

Pluspol<br />

3. weiß, rot, grün, braun, schwarz an<br />

M<strong>in</strong>uspol<br />

4. braun, grün, rot, weiß, schwarz an<br />

M<strong>in</strong>uspol<br />

In diese e<strong>in</strong>fache von e<strong>in</strong>em Schüler<br />

gebaute Testvorrich<strong>tu</strong>ng können 4 Bananenstecker<br />

<strong>in</strong> unterschiedlicher Reihenfolge<br />

von unten gesteckt werden.<br />

Der obere schwarze Bananenstecker<br />

berührt die unteren Stecker durch die<br />

Ansenkung und den ger<strong>in</strong>gen Abstand<br />

sehr sicher und schnell <strong>in</strong> <strong>der</strong> zu testenden<br />

Reihenfolge. Die Schritte können<br />

gut gezählt werden, und die aufgesteckte<br />

Fahne zeigt die<br />

Bewegungsrich<strong>tu</strong>ng.<br />

Ergebnis:<br />

Die getesteten Reihenfolgen<br />

<strong>der</strong> Anschlüsse funktionierten<br />

alle. 100 Schritte<br />

ergaben e<strong>in</strong>e Umdrehung.<br />

E<strong>in</strong>e umgekehrte Reihenfolge<br />

<strong>der</strong> farbigen<br />

Anschlüsse,ergab auch<br />

e<strong>in</strong>e umgekehrte Drehrich<strong>tu</strong>ng.<br />

Der geme<strong>in</strong>same Mittelabgriff<br />

<strong>der</strong> beiden Spulen (schwarz)<br />

konnte sowohl an den Pluspol wie an<br />

den M<strong>in</strong>uspol angeschlossen werden.<br />

E<strong>in</strong> Wechsel dieser Pole führte zu<br />

e<strong>in</strong>em Wechsel <strong>der</strong> Drehrich<strong>tu</strong>ng.<br />

E<strong>in</strong> Schüler verglich den Schrittmotor<br />

mit e<strong>in</strong>er Uhr, <strong>der</strong>en Sekundenzeiger<br />

für e<strong>in</strong>e Umdrehung, 60 hüpfende<br />

Schritte benötigt.<br />

Zwei Möglichkeiten, wie man e<strong>in</strong>en<br />

Schrittmotor anschließen kann, um ihn<br />

vorwärts und rückwärts laufen zu lassen,<br />

hatten die Schüler nun erfahren.<br />

Se<strong>in</strong>e Funktion zu erarbeiten, war <strong>der</strong><br />

nächs te Schritt.<br />

Was hatte sich <strong>im</strong> Innern unseres<br />

Schrittmotors abgespielt, als die verschiedenen<br />

Anschlusskomb<strong>in</strong>ationen<br />

getestet wurden?<br />

Mit Hilfe <strong>der</strong> Abbildungen 1 bis 4 (zum<br />

besseren Verständnis ist nur 1 Polpaar<br />

des Rotors e<strong>in</strong>gezeichnet) und unserer<br />

Abb. 1: 1. Halbschritt (Zwischenschritt)<br />

Testvorrich<strong>tu</strong>ng<br />

Anschlussfolge – braun, grün, rot, weiß<br />

am M<strong>in</strong>uspol und schwarz am Pluspol<br />

– haben wir Folgendes erarbeitet:<br />

Im Folgenden werden die Halbspulen<br />

nach ihren verschiedenfarbigen Anschlüssen<br />

benannt.<br />

Die Statorzange oben = B<br />

Die Statorzange l<strong>in</strong>ks = A<br />

AA und BA = Spulen-Anfang<br />

AE und BE = Spulen-Ende<br />

Gedankenspiel:<br />

Der Zeiger e<strong>in</strong>er Uhr (= <strong>der</strong> Nordpol<br />

des Rotors) kann auf 3, 6, 9, 12 Uhr<br />

zeigen.<br />

Die 4 Halbspulen s<strong>in</strong>d so auf dem<br />

„Zifferblatt“ angeordnet, dass die zusammengehörenden<br />

Halbspulen sich<br />

gegenüberstehen.<br />

Weiße Halbspule liegt an 6 Uhr<br />

Grüne Halbspule liegt an 12 Uhr<br />

Rote Halbspule liegt an 9 Uhr<br />

Braune Halbspule liegt an 3 Uhr<br />

23


<strong>tu</strong>: <strong>Unterricht</strong>spraxis<br />

Elektrotechnik / Elektronik<br />

Abb. 2: 2. Halbschritt<br />

Abb. 3: 3. Halbschritt<br />

Anschlüsse: Braune Halbspule an<br />

M<strong>in</strong>uspol – Mittelabgriff (schwarz) an<br />

Pluspol (nur die grüne Hälfte <strong>der</strong> Spule<br />

wird von Strom durchflossen und ist<br />

damit wirksam!); die angeschlossene<br />

unbewegliche Statorzange B wird<br />

durch die stromdurchflossene braune<br />

Halbspule zum Elektromagneten<br />

mit e<strong>in</strong>em Nord- und Südpol (siehe<br />

Merksatz Seite 25). Die Pole <strong>der</strong> Statorzange<br />

ziehen die Gegenpole des<br />

beweglichen Rotors an. Der Rotor bewegt<br />

sich um e<strong>in</strong>en Schritt (90°), zeigt<br />

mit se<strong>in</strong>em roten Nordpol auf 3 Uhr, da<br />

dort die braune Halbspule e<strong>in</strong>en Südpol<br />

bildet, und mit se<strong>in</strong>em grünen Südpol<br />

auf 9 Uhr, da dort <strong>der</strong> Nordpol <strong>der</strong><br />

braunen Halbspule liegt.<br />

Um den Rotor zu e<strong>in</strong>em weiteren<br />

90°-Schritt <strong>in</strong> Pfeilrich<strong>tu</strong>ng (<strong>der</strong> rote<br />

Nordpol des Rotors zeigt dann auf<br />

12 Uhr) zu bewegen, müssen nun die<br />

braune Halbspule ausgeschaltet und<br />

gleichzeitig die grüne Halbspule e<strong>in</strong>geschaltet<br />

werden.<br />

Anschlüsse:<br />

Grüne Halbspule an M<strong>in</strong>uspol<br />

Mittelabgriff:<br />

Schwarzes Kabel an Pluspol<br />

Nur die grüne Hälfte<br />

<strong>der</strong> Spule ist wirksam!<br />

Um den Rotor zu e<strong>in</strong>em weiteren<br />

90°-Schritt <strong>in</strong> Pfeilrich<strong>tu</strong>ng zu bewegen<br />

(Rotor-Nordpol auf 9 Uhr), müssen nun<br />

die grüne Halbspule ausgeschaltet und<br />

gleichzeitig die rote Halbspule e<strong>in</strong>geschaltet<br />

werden.<br />

Anschlüsse:<br />

Rotes Kabel an M<strong>in</strong>uspol<br />

Mittelabgriff:<br />

Schwarzes Kabel an Pluspol<br />

Im Gegensatz zur Abb. 1 muss nun die<br />

Statorzange B so umgepolt werden,<br />

dass bei 9 Uhr e<strong>in</strong> Südpol und bei 3<br />

Uhr e<strong>in</strong> Nordpol entsteht.<br />

Dies erreicht man durch e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e<br />

Schal<strong>tu</strong>ng <strong>der</strong> Spulen. Jede Spule<br />

wurde durchgehend <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Rich<strong>tu</strong>ng<br />

auf den Stator aufgewickelt, vom roten<br />

Anschluss bis zum braunen Anschluss,<br />

und mit e<strong>in</strong>em schwarzen Anschluss<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Mitte versehen. Jede Spule hat<br />

also 3 Anschlüsse. E<strong>in</strong> Umpolen <strong>der</strong><br />

Elektromagnete wird folgen<strong>der</strong>maßen<br />

erreicht:<br />

In Abb. 1 ist auf dem Stator<br />

B die braune Halbspule an<br />

M<strong>in</strong>us angeschlossen (BE),<br />

die Spule ist, vom braunen<br />

Anschluss her betrachtet,<br />

gegen den Uhrzeigers<strong>in</strong>n<br />

gewickelt. Nach dem Merksatz<br />

Seite 25 entsteht dort<br />

e<strong>in</strong> Südpol, ab dem Mittelabgriff<br />

e<strong>in</strong> Nordpol.<br />

In Abb. 3 ist auf dem Stator<br />

B die rote Halbspule an<br />

M<strong>in</strong>us angeschlossen (BA),<br />

die Spule ist, vom roten Anschluss<br />

her betrachtet, auch<br />

gegen den Uhrzeigers<strong>in</strong>n<br />

gewickelt. Nach dem Merksatz<br />

entsteht dort e<strong>in</strong> Südpol,<br />

ab dem Mittelabgriff e<strong>in</strong><br />

Nordpol.<br />

Die oftmals schon zu Beg<strong>in</strong>n gestellte<br />

Frage von Schülern, wieso nicht<br />

die ganze Spule genutzt wird, um e<strong>in</strong><br />

stärkeres elektromagnetisches Feld<br />

zu erzeugen, dürfte nun geklärt se<strong>in</strong>.<br />

Die notwendige Umpolung zwischen<br />

den Schritten 1 und 3, bzw. 2 und 4,<br />

gel<strong>in</strong>gt am e<strong>in</strong>fachsten mittels dreier<br />

Anschlüsse pro Spule und <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schränkung,<br />

nur e<strong>in</strong>e Halbspule nutzen<br />

zu können, was e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>geres<br />

Drehmoment zur Folge hat.<br />

Anschlüsse:<br />

Weiße Halbspule an M<strong>in</strong>uspol<br />

Mittelabgriff:<br />

Schwarzes Kabel an Pluspol<br />

Im Gegensatz zu Abb. 2 muss nun die<br />

Statorzange A so umgepolt werden,<br />

Abb. 4: 4. Halbschritt<br />

24 <strong>tu</strong> 152 / 2. Quartal 2014


Elektrotechnik / Elektronik<br />

<strong>tu</strong>: <strong>Unterricht</strong>spraxis<br />

dass bei 6 Uhr e<strong>in</strong> Südpol und bei 12<br />

Uhr e<strong>in</strong> Nordpol entsteht.<br />

Dies erreicht man durch die jetzt bekannte<br />

Umpolung, <strong>in</strong>dem die weiße<br />

Halbspule an M<strong>in</strong>us gelegt wird und<br />

somit bei AA e<strong>in</strong> Südpol entsteht, ab<br />

dem Mittelabgriff e<strong>in</strong> Nordpol.<br />

Zusammenfassung<br />

Der Rotor besteht <strong>im</strong> e<strong>in</strong>fachsten Fall<br />

aus e<strong>in</strong>em Dauermagneten mit Nordund<br />

Südpol. <strong>Das</strong> den Rotor umgebende<br />

Gehäuse besteht aus 2 Statorzangen<br />

(A + B), auf denen je e<strong>in</strong>e<br />

Spule aufgewickelt ist.<br />

Jede Spule wird durch e<strong>in</strong>en Anschluss<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Mitte <strong>in</strong> 2 gleiche Halbspulen,<br />

mit gleicher Wickelrich<strong>tu</strong>ng,<br />

geteilt. Fließt Strom durch e<strong>in</strong>e Halbspule,<br />

wird die umwickelte Statorzange<br />

zum Elektromagneten, ebenfalls<br />

mit e<strong>in</strong>em Nord- und Südpol. Diese<br />

Pole <strong>der</strong> gleichen Statorzange liegen<br />

sich <strong>im</strong> Gehäuse gegenüber. Da sich<br />

ungleichnamige Pole anziehen, dreht<br />

sich <strong>der</strong> Rotor mit se<strong>in</strong>em Südpol zum<br />

feststehenden Stator-Nordpol bzw.<br />

<strong>der</strong> Nordpol des Rotors zum Stator-<br />

Südpol.<br />

Dies nennt man e<strong>in</strong>en Schritt. Nun<br />

muss die <strong>in</strong> Drehrich<strong>tu</strong>ng nächste<br />

Halbspule, die auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Statorzange<br />

liegt, so gepolt e<strong>in</strong>geschaltet<br />

werden, dass <strong>der</strong> Rotor e<strong>in</strong>en weiteren<br />

Schritt angezogen wird.<br />

Durch die beschriebene Umpolung<br />

<strong>der</strong> 1. Statorzange folgt <strong>der</strong> Rotor <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em 3. Schritt dem <strong>in</strong> Drehrich<strong>tu</strong>ng<br />

vorauseilenden Stator-Magnetfeld.<br />

Durch Umpolung <strong>der</strong> 2. Statorzange<br />

vollendet <strong>der</strong> Rotor <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em 4. Schritt<br />

die Umdrehung. Mit dem Umpolen <strong>der</strong><br />

1. Statorzange wird die 2. Umdrehung<br />

e<strong>in</strong>geleitet.<br />

Merksatz<br />

„L<strong>in</strong>ke Faust-Regel“ zur Best<strong>im</strong>mung<br />

<strong>der</strong> Rich<strong>tu</strong>ng des Magnetfeldes:<br />

Umfasst man (gedanklich) mit <strong>der</strong><br />

Faust die Spule und zeigen dabei<br />

die F<strong>in</strong>ger <strong>in</strong> Stromrich<strong>tu</strong>ng, so<br />

zeigt <strong>der</strong> Daumen zum Nordpol.<br />

Unser Schrittmotor funktioniert, wir<br />

nützen aber von den 2 Spulen = 4<br />

Halbspulen nur e<strong>in</strong>e Halbspule.<br />

Macht e<strong>in</strong>e solche „schwache“ Ansteuerung<br />

e<strong>in</strong>en S<strong>in</strong>n?<br />

Betreibt man e<strong>in</strong>en unipolaren Schrittmotor<br />

<strong>im</strong> Halbschrittbetrieb, wird e<strong>in</strong><br />

solcher Schritt, bei dem nur e<strong>in</strong>e Halbspule<br />

wirksam ist, als Zwischenschritt<br />

zwischen 2 Vollschritte e<strong>in</strong>gefügt (die<br />

Vollschritte werden ab Abb. 5 erklärt).<br />

Dadurch erreicht man die doppelte Anzahl<br />

an Schritten für e<strong>in</strong>e Umdrehung<br />

und damit e<strong>in</strong>e höhere Positioniergenauigkeit.<br />

Welche Möglichkeiten gibt es, e<strong>in</strong><br />

stärkeres elektromagnetisches Feld<br />

aufzubauen, um den Rotor kräftiger<br />

anzuziehen, also das Drehmoment zu<br />

verstärken?<br />

1. Vorschlag <strong>der</strong> Schüler:<br />

Die Schal<strong>tu</strong>ngen aus Abb. 1 und Abb.<br />

2 komb<strong>in</strong>ieren.<br />

Die Lösung: <strong>der</strong> unipolare Schrittmotor<br />

mit Vollschritt-Ansteuerung.<br />

Anschlüsse:<br />

Grünes Kabel an M<strong>in</strong>uspol<br />

Braunes Kabel an M<strong>in</strong>uspol<br />

Mittelabgriff:<br />

Schwarzes Kabel an Pluspol<br />

Nur die braune Halbspule und die grüne<br />

Halbspule s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>geschaltet.<br />

An AE und BE entstehen Südpole, an<br />

AA und BA Nordpole.<br />

Da die elektromagnetischen Fel<strong>der</strong>,<br />

die die Halbspulen <strong>in</strong> den Statorzangen<br />

erzeugen, gleich stark s<strong>in</strong>d,<br />

stellt sich <strong>der</strong> Rotor mit se<strong>in</strong>en ungleichnamigen<br />

Polen genau zwischen<br />

die Statorzangen mit gleichnamigen<br />

Polen. Da stets e<strong>in</strong>e Halbspule auf<br />

je<strong>der</strong> Statorzange e<strong>in</strong>geschaltet ist,<br />

können die Positionen 3, 6, 9 und 12<br />

Uhr niemals angesteuert werden. E<strong>in</strong><br />

solcher Schritt wird als Vollschritt bezeichnet.<br />

Da je 2 gleichnamige Pole <strong>der</strong> 2 Statorzangen<br />

auf den Gegenpol des Rotors<br />

e<strong>in</strong>wirken, aber nicht direkt, son<strong>der</strong>n<br />

seitlich, steigt die elektromagnetische<br />

Kraft nicht um das Doppelte, son<strong>der</strong>n<br />

nur um das 1,414-<strong>Fach</strong>e.<br />

In Drehrich<strong>tu</strong>ng muss nun folgen<strong>der</strong>maßen<br />

geschaltet werden:<br />

Abb. 5: 1. Vollschritt<br />

Abb. 6: 2. Vollschritt<br />

<strong>tu</strong> 152 / 2. Quartal 2014<br />

25


<strong>tu</strong>: <strong>Unterricht</strong>spraxis<br />

Elektrotechnik / Elektronik<br />

Anschlüsse:<br />

Stator A mit Halbspule grün<br />

bleibt unverän<strong>der</strong>t<br />

Stator B wird umgepolt, durch<br />

Anschlusswechsel von braun (BE)<br />

nach rot (BA)<br />

Mittelabgriff:<br />

Schwarzes Kabel an Pluspol<br />

3. Vollschritt (ohne Abb.)<br />

Anschlüsse:<br />

Stator B mit Halbspule rot<br />

bleibt unverän<strong>der</strong>t<br />

Stator A wird umgepolt, durch<br />

Anschlusswechsel von grün (AE)<br />

nach weiß (AA)<br />

Mittelabgriff:<br />

Schwarzes Kabel an Pluspol<br />

4. Vollschritt (ohne Abb.)<br />

Anschlüsse:<br />

Stator A mit Halbspule weiß<br />

bleibt unverän<strong>der</strong>t<br />

Stator B wird umgepolt, durch<br />

Anschlusswechsel von rot (BA)<br />

nach braun (BE)<br />

Mittelabgriff:<br />

Schwarzes Kabel an Pluspol<br />

Der Kreis schließt sich: Vollschritt<br />

1 (Abb. 5)<br />

Anschlüsse:<br />

Stator B mit Halbspule braun<br />

bleibt unverän<strong>der</strong>t<br />

Stator A wird umgepolt, durch<br />

Anschlusswechsel von weiß (AA)<br />

nach grün (AE)<br />

Mittelabgriff:<br />

Schwarzes Kabel an<br />

Pluspol<br />

Um e<strong>in</strong> noch höheres<br />

Drehmoment des Schrittmotors<br />

zu erreichen, ist es<br />

notwendig, stärkere elektromagnetische<br />

Fel<strong>der</strong> zu<br />

erzeugen. Der unipolare<br />

Schrittmotor <strong>in</strong> Vollschrittansteuerung<br />

nutzt nur<br />

jeweils die Hälfte se<strong>in</strong>er<br />

beiden Spulen. Diesem<br />

Nachteil steht <strong>der</strong> Vorteil<br />

gegenüber, auf e<strong>in</strong>fachste<br />

Weise, mit ger<strong>in</strong>gstem<br />

steuerungstechnischem<br />

Aufwand, e<strong>in</strong>e Umkehrung<br />

<strong>der</strong> Stromrich<strong>tu</strong>ng<br />

und damit e<strong>in</strong>e Umpolung <strong>in</strong> den Statorzangen<br />

zu erreichen.<br />

2. Vorschlag <strong>der</strong> Schüler:<br />

Den Mittelabgriff <strong>der</strong> beiden Spulen<br />

nicht anschließen, dafür die komplette<br />

Spulenwicklung nutzen und mit ihrem<br />

Anfang und Ende anschließen.<br />

Die Lösung: <strong>der</strong> bipolare Schrittmotor<br />

Be<strong>im</strong> bipolaren Schrittmotor (Abb. 7) <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>fachsten Bauform (2 Spulen mit<br />

4 Anschlüssen) werden beide Spulen<br />

vollständig von Strom durchflossen,<br />

erzeugen also stärkere elektromagnetische<br />

Fel<strong>der</strong>, welche wie<strong>der</strong>um für e<strong>in</strong><br />

größeres Drehmoment sorgen.<br />

Abb. 7: Der bipolare Schrittmotor<br />

Die Problematik liegt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ansteuerung<br />

<strong>der</strong> beiden Spulen, die <strong>im</strong> Wechsel<br />

umgepolt werden müssen. Dies<br />

wird durch e<strong>in</strong>e externe Umpolung des<br />

Stromflusses erreicht.<br />

Die Abb. 8 + 9 zeigen die Umpolung<br />

<strong>der</strong> Statorzange B, mit Hilfe des Schalters<br />

S2 von Hand, um den 2. Vollschritt<br />

anzusteuern.<br />

Für den 3. bipolaren Vollschritt müsste<br />

wie<strong>der</strong> die Statorzange A umgepolt<br />

werden, mit Hilfe des Schalters S1. Der<br />

Rotor-Nordpol zeigt dann auf 4:30 Uhr.<br />

Der 4. und letzte bipolare Vollschritt für<br />

e<strong>in</strong>e Umdrehung erfor<strong>der</strong>t dann wie<strong>der</strong><br />

e<strong>in</strong>e Umpolung <strong>der</strong> Statorzange B.<br />

Soll diese Umpolung „automatisch“<br />

erfolgen, verwendet man ICs wie den<br />

L298 o<strong>der</strong> den stärkeren L6205N.<br />

Abb. 8: 1. bipolarer Vollschritt<br />

Abb. 9: 2. bipolarer Vollschritt<br />

26 <strong>tu</strong> 152 / 2. Quartal 2014


Elektrotechnik / Elektronik<br />

<strong>tu</strong>: <strong>Unterricht</strong>spraxis<br />

Abb. 10: H-Brücke<br />

Abb. 11: H-Brücke nach dem Umschalten<br />

Diese ICs be<strong>in</strong>halten 2 sogenannte H-<br />

Brücken für die Umpolung <strong>der</strong> 2 Spulen<br />

e<strong>in</strong>es bipolaren Schrittmotors.<br />

H-Brücke deshalb, weil diese Schal<strong>tu</strong>ng<br />

die Form e<strong>in</strong>es H besitzt (Abb. 10<br />

und Abb. 11).<br />

Natürlich be<strong>in</strong>halten diese ICs ke<strong>in</strong>e<br />

normalen mechanischen Schalter wie<br />

S1 – S4. An Stelle <strong>der</strong> Schalter muss<br />

man sich Transistoren vorstellen, die<br />

so angesteuert werden, dass sie entwe<strong>der</strong><br />

sperren o<strong>der</strong> leiten.<br />

In Abb. 11 fließt <strong>der</strong> Elektronenstrom<br />

über die Schalter S2 und S3 <strong>in</strong> umgekehrter<br />

Rich<strong>tu</strong>ng durch die Spule, wie<br />

<strong>in</strong> Abb. 10 über die Schalter S4 und S1.<br />

Dies führt zu <strong>der</strong> gewünschten Umpolung<br />

<strong>der</strong> Spule.<br />

Da unser Zielprojekt, Modell e<strong>in</strong>es<br />

Warentransportroboters, ke<strong>in</strong>e großen<br />

Drehkräfte erfor<strong>der</strong>t, entschieden wir<br />

uns für die e<strong>in</strong>fachere Lösung mit unipolaren<br />

Schrittmotoren <strong>in</strong> Vollschrittansteuerung.<br />

Warentransportroboter (WTR)<br />

In <strong>tu</strong> 132 S. 38 – 46 beschreibt Jürgen<br />

Mohr das Projekt Transportroboter<br />

TR08. Se<strong>in</strong> Transportroboter hebt e<strong>in</strong>e<br />

Stahlkugel mit Hilfe e<strong>in</strong>es Elektromagneten<br />

vom unteren Ende e<strong>in</strong>er R<strong>in</strong>ne<br />

auf und transportiert sie zum oberen<br />

Ende <strong>der</strong> R<strong>in</strong>ne.<br />

Die Steuerung erfolgt durch e<strong>in</strong>e Gabellichtschranke<br />

zusammen mit e<strong>in</strong>em<br />

bistabilen Multivibrator.<br />

<strong>tu</strong> 152 / 2. Quartal 2014<br />

Da <strong>der</strong> TR08 nicht programmierbar ist,<br />

eignet er sich ohne Umbau nur für diese<br />

e<strong>in</strong>e Aufgabe.<br />

Der WTR kann <strong>in</strong>nerhalb erreichbarer<br />

räumlicher Grenzen <strong>in</strong> 2 Ebenen unterschiedliche<br />

Bewegungen ausführen,<br />

<strong>in</strong>dem er erneut durch e<strong>in</strong> Teach-<br />

In programmiert wird. Dies macht ihn<br />

vielseitiger e<strong>in</strong>setzbar.<br />

Um den Schülern exemplarisch die<br />

Funktion und den Bau e<strong>in</strong>es Warentransportroboters<br />

aufzuzeigen, genügt<br />

es me<strong>in</strong>er Ansicht nach, sich auf 2<br />

Bewegungsachsen zu beschränken<br />

und die Aufgabe des Greifers mit Hilfe<br />

e<strong>in</strong>es Elektromagneten zu lösen.<br />

Diese Beschränkung auf das Wesentliche<br />

br<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong>ige Vorteile:<br />

Bis zu 2 Schrittmotoren kann man ohne<br />

großen Aufwand über die Druckerschnittstelle<br />

steuern (Ausgänge D0<br />

bis D7).<br />

Der Aufwand für die Mechanik, Elektronik<br />

und das Steuerprogramm ist ger<strong>in</strong>ger,<br />

<strong>der</strong> Zeitdruck nicht ganz so groß.<br />

Vorüberlegungen zum<br />

Bau des WTR<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen und Eigenschaften:<br />

stabil, e<strong>in</strong>sichtig, unkompliziert, leicht<br />

verän<strong>der</strong>bar, Schwierigkeitsgrad an<br />

Leis<strong>tu</strong>ngsfähigkeit <strong>der</strong> Schüler angepasst,<br />

zeitlich nicht zu belastend, mögliche<br />

Vorberei<strong>tu</strong>ng durch den Lehrer,<br />

niedrige Kosten.<br />

Grundfunktionen<br />

Unser WTR (Soft- und Hardware) soll<br />

erkennen, dass e<strong>in</strong>e Ware (Stahlkugel)<br />

am Aufnahmepunkt (rechts unten,<br />

Abb. 20) zum Transport bereitliegt.<br />

Er steuert se<strong>in</strong>en Arm mit dem E-Magneten<br />

durch horizontale Bewegungen<br />

des Armes und vertikale Bewegungen<br />

des E-Magneten genau über die Stahlkugel<br />

(ger<strong>in</strong>ger Luftspalt).<br />

Durch E<strong>in</strong>schalten des E-Magneten<br />

wird die Stahlkugel aufgenommen.<br />

Die Stahlkugel wird über 180° halbkreisförmig<br />

an das an<strong>der</strong>e Ende (l<strong>in</strong>ks<br />

Mitte) beför<strong>der</strong>t.<br />

Durch Ausschalten des E-Magneten<br />

fällt die Stahlkugel <strong>in</strong> die höher gelegene<br />

R<strong>in</strong>ne/Kugelkanal und rollt zum<br />

Aufnahmepunkt zurück. Dieser Vorgang<br />

soll über viele Wie<strong>der</strong>holungen<br />

präzise ablaufen.<br />

Zum Bau des WTR<br />

Die wichtigsten Materialvorberei<strong>tu</strong>ngen<br />

des Lehrers pro Schüler:<br />

1 Grundplatte 275 x 260 x 20<br />

2 Dachlattenstücke 200 x 45 x 20 mm<br />

o<strong>der</strong> Ähnliches als Stütze für die Platte.<br />

In <strong>der</strong> Mitte e<strong>in</strong>e Nut 20 x 20 mm<br />

2 Schrittmotoren<br />

1 Stahlkugel<br />

1 Elektromagnet<br />

Verschiedene Zahnrä<strong>der</strong> +<br />

1 Schnecke<br />

27


<strong>tu</strong>: <strong>Unterricht</strong>spraxis<br />

Elektrotechnik / Elektronik<br />

Der Warentransportroboter:<br />

Zeichnung des WTR<br />

Gelochte Metallw<strong>in</strong>kel + Streifen<br />

Gew<strong>in</strong>destangen M6 + M4<br />

Je<strong>der</strong> Schüler bekommt außer den Materialien<br />

e<strong>in</strong>en Plan für den Nachbau<br />

des WTR. Dieser Plan darf nach eigenen<br />

Ideen und Materialien verän<strong>der</strong>t<br />

werden.<br />

Hilfreiche Vorgaben:<br />

● Der Arm des WTR muss genau<br />

mittig und senkrecht mit <strong>der</strong> Gew<strong>in</strong>destange<br />

M6 gelagert werden.<br />

Der Antrieb erfolgt über e<strong>in</strong>e<br />

Schnecke am Schrittmotor 1 auf<br />

e<strong>in</strong> Stirnzahnrad auf <strong>der</strong> Gew<strong>in</strong>destange<br />

M6. Der Arm muss 180°<br />

drehbar se<strong>in</strong>.<br />

● Die Schrittmotoren wurden teilweise<br />

nur mit Heißklebstoff befestigt/<br />

fixiert. Beachte: Manche Schrittmotoren<br />

werden sehr warm!<br />

● Möglichst genau arbeiten! Darauf<br />

achten, dass nirgendwo zu viel<br />

„Spiel“ entsteht.<br />

● Be<strong>im</strong> Schraubengetriebe, das den<br />

E-Magneten hebt und senkt, beachten,<br />

dass die Muttern l<strong>in</strong>ks auf<br />

dem Lochstreifen festgelötet werden<br />

und rechts fest angezogen<br />

werden, evtl. mit Fe<strong>der</strong>r<strong>in</strong>g.<br />

Foto 1: Schülerarbeit<br />

Fotos von Teilen des WTR<br />

E<strong>in</strong> Microsoft-Video (.AVI) zeigt den<br />

WTR <strong>in</strong> Aktion: Der WTR-Roboter <strong>in</strong><br />

Aktion (siehe H<strong>in</strong>weis Seite 29).<br />

28 <strong>tu</strong> 152 / 2. Quartal 2014


Elektrotechnik / Elektronik<br />

<strong>tu</strong>: <strong>Unterricht</strong>spraxis<br />

Ausblick auf Teil 2<br />

Foto 2: Schrittmotor mit Schnecke<br />

Wenn <strong>der</strong> Bau des WTR abgeschlossen<br />

ist und sich se<strong>in</strong>e beiden Achsen<br />

von Hand leicht drehen lassen, erfolgt<br />

<strong>der</strong> Anschluss <strong>der</strong> beiden Schrittmotoren<br />

ans Interface. <strong>Das</strong> Interface kann<br />

dazu an die parallele Schnittstelle (falls<br />

vorhanden), an e<strong>in</strong>e parallele Schnittstellenkarte<br />

auf dem Ma<strong>in</strong>board (fast<br />

<strong>im</strong>mer auch auf mo<strong>der</strong>nen Ma<strong>in</strong>boards<br />

vorhanden), o<strong>der</strong> an e<strong>in</strong>en funktionierenden<br />

USB-zu-parallel-Adapter angeschlossen<br />

werden. Die Programme<br />

werden mit FreeBasic erstellt, e<strong>in</strong>e<br />

mo<strong>der</strong>ne kostenlose W<strong>in</strong>dows-Programmiersprache,<br />

die überwiegend<br />

kompatibel zu Microsoft-Q-Basis ist.<br />

Selbst alte Q-Basic-Bücher können<br />

weitgehend benützt werden. Ziel wird<br />

<strong>im</strong> Teil 2 se<strong>in</strong>, Programme zur Handsteuerung<br />

über die Tasta<strong>tu</strong>r bis zum<br />

TEACH-IN-Verfahren zu entwickeln.<br />

Der WTR-Roboter <strong>in</strong> Aktion<br />

Video Abrufbar unter:<br />

www.neckar-verlag.de – TU 152<br />

Foto 3: Schraubengetriebe für E-Magnet<br />

Foto 4: Kugelr<strong>in</strong>ne, Warenaufnahme<br />

Litera<strong>tu</strong>r:<br />

L<strong>in</strong>k, Wolfgang: Messen, Steuern und<br />

Regeln über die Parallel-Schnittstelle<br />

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für die Praxis. Franzis Verlag GmbH,<br />

85586 Po<strong>in</strong>g 2002<br />

Reber, Friedrich: Messen, Steuern und<br />

Regeln mit W<strong>in</strong>dows. Franzis Verlag<br />

GmbH, 85586 Po<strong>in</strong>g 2003<br />

Internet-Adresse: http://de.wikipedia.org/<br />

wiki/Roboter<br />

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<strong>tu</strong> 152 / 2. Quartal 2014<br />

29


<strong>tu</strong>: Sach<strong>in</strong>formationen<br />

Werkstoffe<br />

Verbundwerkstoffe – Teil 2 –<br />

E<strong>in</strong>teilung nach <strong>der</strong><br />

Geometrie des Verbunds<br />

Von Harald Hölz<br />

Dieser Artikel bildet die Fortsetzung des <strong>in</strong> „<strong>tu</strong>“ 151 erschienenen e<strong>in</strong>leitenden<br />

Beitrags „Verbundwerkstoffe – Teil 1 – Grundlagen und Übersicht“.<br />

Im vorliegenden Beitrag werden die ersten zwei <strong>der</strong> <strong>in</strong>sgesamt fünf Gruppen<br />

nach geometrischer E<strong>in</strong>teilung vorgestellt. Siehe die rote Markierung<br />

<strong>in</strong> Abb. 1.<br />

Nach <strong>der</strong> Geometrie des Verbunds (Abb. 1) werden Verbundwerkstoffe<br />

unterschieden <strong>tu</strong>: Sach<strong>in</strong>formationen<br />

1. Faserverbundwerkstoffe<br />

2. Teilchenverbundwerkstoffe (Dispersionswerkstoffe)<br />

3. Durchdr<strong>in</strong>gungsverbundwerkstoffe<br />

4. Schichtverbundwerkstoffe (Lam<strong>in</strong>ate)<br />

5. Struk<strong>tu</strong>rverbundwerkstoffe.<br />

Matrix (Mutterphase) e<strong>in</strong>gebracht. Die<br />

Länge <strong>der</strong> Fasern und <strong>der</strong>en Ausrich<strong>tu</strong>ng<br />

müssen allerd<strong>in</strong>gs exakt auf den<br />

E<strong>in</strong>satzbereich berechnet und ausgewählt<br />

werden.<br />

Für die Wahl des Matrixstoffes ist die<br />

Tempera<strong>tu</strong>r des E<strong>in</strong>satzes des Verbundwerkstoffs<br />

das entscheidende<br />

Auswahlkriterium. Bei niedrigen Tempera<strong>tu</strong>ren<br />

werden Kunststoffe (Polymere),<br />

bei höheren Tempera<strong>tu</strong>ren<br />

Metalle und bei extrem hohen Tempera<strong>tu</strong>ren<br />

Keramiken verwendet.<br />

Aufgabenverteilung<br />

Verbundwerkstoffe können nach ihrer Geometrie e<strong>in</strong>geteilt werden o<strong>der</strong> stofflich.<br />

Die Verstärkungsfaser steigert die<br />

Festigkeit und Steifigkeit. Die Matrix<br />

übern<strong>im</strong>mt neben <strong>der</strong> Gestalt- und<br />

Oberflächengebung die Aufgabe, den<br />

Werkstoffe<br />

Verbundwerkstoff zusammenzuhalten<br />

und auftretende Kräfte abzuleiten.<br />

Bei faserverstärkten Keramikmatrixen<br />

ist zu erwähnen, dass die oben genannten<br />

Rollen vertauscht s<strong>in</strong>d: Hier<br />

übern<strong>im</strong>mt die Faser die Zähigkeit und<br />

die Matrix die Steifigkeit.<br />

Nach <strong>der</strong> Geometrie des Verbunds (Abb. 7) unterscheidet man<br />

1. Teilchenverbundwerkstoffe (Dispersionswerkstoffe)<br />

Faserverbundwerkstoffe<br />

2. Faserverbundwerkstoffe pe <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Verbundwerkstoffe<br />

3. Schichtverbundwerkstoffe s<strong>in</strong>d (Lam<strong>in</strong>ate)<br />

die Faserverbundwerkstoffe. Faserwerkstoffe<br />

Die 4. am Durchdr<strong>in</strong>gungsverbundwerkstoffe<br />

häufigsten verwendete und In Faserverbundwerkstoffen werden<br />

technisch 5. Struk<strong>tu</strong>rverbundwerkstoffe<br />

ausschlaggebendste Grup-<br />

Fasern (Verstärkungsphase) <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

Als Faserwerkstoffe dienen vor allem<br />

Glasfasern und zunehmend auch Koh-<br />

Abb. 1: E<strong>in</strong>teilung <strong>der</strong> Verbundwerkstoffe nach <strong>der</strong> Geometrie des Verbunds<br />

Abb. 7: E<strong>in</strong>teilung <strong>der</strong> Verbundwerkstoffe nach <strong>der</strong> Geometrie des Verbunds<br />

30 <strong>tu</strong> 152 / 2. Quartal 2014


Werkstoffe<br />

<strong>tu</strong>: Sach<strong>in</strong>formationen<br />

Abb. 2: Glasfadenerzeugung 1600 v. Chr. <strong>in</strong> Ägypten<br />

lenstofffasern (Carbonfasern). Ferner<br />

kommen Aramidfasern, Borfasern, Polyethylenfasern,<br />

Siliziumkarbidfasern<br />

und Na<strong>tu</strong>rfasern zum E<strong>in</strong>satz.<br />

Glasfäden wurden schon 1600 v. Chr.<br />

<strong>in</strong> Ägypten (Abb. 2) erzeugt.<br />

Der heutige Glasfaserherstellungsprozess<br />

wird <strong>in</strong> Abb. 3 übersichtlich dargestellt.<br />

Glasfasern werden meist aus preiswertem<br />

E-Glas (E = electrical) herge-<br />

Abb. 4: Größenvergleich e<strong>in</strong>er 6 µm dicken<br />

Kohlenstofffaser <strong>im</strong> Vergleich zu e<strong>in</strong>em 50<br />

µm dicken Menschenhaar<br />

Abb. 5: Aramid-Gewebe mit charakteristischer<br />

goldgelber Farbe<br />

<strong>tu</strong> 152 / 2. Quartal 2014<br />

stellt, das elektrisch gut<br />

isoliert. Es besitzt sehr<br />

gute Druck- und Zugfestigkeiten.<br />

E<strong>in</strong> Vorteil <strong>der</strong> Glasfasern<br />

ist, dass sie isotrop<br />

s<strong>in</strong>d – ihre Eigenschaften<br />

s<strong>in</strong>d also nicht<br />

rich<strong>tu</strong>ngsabhängig. Dies<br />

erleichtert die Konstruktion<br />

und verbreitert die<br />

E<strong>in</strong>satzmöglichkeiten.<br />

Sie s<strong>in</strong>d nicht brennbar. Wie Glas<br />

selbst s<strong>in</strong>d auch Glasfasern spröde.<br />

Kohlenstofffasern (Carbonfasern)<br />

Die Eigenschaften <strong>der</strong> aus Grafitschichten<br />

bestehenden, stark anisotropen<br />

Kohlenstofffasern s<strong>in</strong>d dagegen<br />

rich<strong>tu</strong>ngsabhängig. (Abb. 4)<br />

Der überwiegende Teil <strong>der</strong> Carbonfasern<br />

wird mittels Pyrolyse (thermochemischer<br />

Spal<strong>tu</strong>ng) aus Polyacrylnitril<br />

(PAN) hergestellt. Carbonfasern<br />

haben e<strong>in</strong>e sehr hohe Festigkeit, s<strong>in</strong>d<br />

sehr spröde, elektrisch leitend und<br />

chemisch beständig. Durch ihren äußerst<br />

niedrigen Ausdehnungskoeffizienten<br />

bleiben sie sehr maßstabil.<br />

Aramidfasern<br />

Abb. 3: Schematische Darstellung <strong>der</strong> Glasfaserherstellung<br />

<strong>Das</strong> synthetisch hergestellte Polymer<br />

Aramid (Aromatisches Polyamid), bekannt<br />

auch unter <strong>der</strong> Markenbezeichnung<br />

„Kevlar“ <strong>der</strong> Firma DuPont, hat<br />

e<strong>in</strong>e erstklassige Zähigkeit, e<strong>in</strong>e sehr<br />

hohe Zugfestigkeit und e<strong>in</strong>e niedrige<br />

Dichte. Es ist sehr abriebfest und chemisch<br />

beständig. Allerd<strong>in</strong>gs verliert es<br />

unter UV-Lichte<strong>in</strong>fluss se<strong>in</strong>e Festigkeit<br />

(bis zu 75%) und verfärbt sich braun.<br />

Dem wird durch e<strong>in</strong>e UV-absorbierende<br />

Deckschicht entgegengewirkt.<br />

(Abb. 5)<br />

Verwendung f<strong>in</strong>det es häufig als Garn<br />

<strong>im</strong> Textilbereich, z. B. <strong>in</strong> Motorradbekleidung,<br />

stark beanspruchter Outdoorausrüs<strong>tu</strong>ng,<br />

aber auch <strong>im</strong> Arbeitsschutz.<br />

Na<strong>tu</strong>rfasern<br />

Aus Hanf, Banane, Jute, Sisal, Brennnessel<br />

werden feste und leichte Fasern<br />

gewonnen. Sie werden häufig<br />

mit e<strong>in</strong>er kompostierbaren Matrix aus<br />

Biokunststoffen (auf Stärkebasis) zu<br />

Faserverbundwerkstoffen verarbeitet<br />

und kommen so z. B. als Innenverkleidungen<br />

o<strong>der</strong> Hutablagen <strong>im</strong> Fahrzeugbau<br />

zum E<strong>in</strong>satz. Da Autobauer<br />

ihre Teile <strong>im</strong> zunehmenden Maße<br />

recyceln müssen, bieten diese den<br />

Vorteil, dass sie geschred<strong>der</strong>t werden<br />

können und sich dann natürlich<br />

zersetzen. (Abb. 6 + 7)<br />

31


<strong>tu</strong>: Sach<strong>in</strong>formationen<br />

Werkstoffe<br />

Eigenschaften <strong>der</strong><br />

Faserverbundwerkstoffe<br />

Die Eigenschaften von Faserverbundwerkstoffen<br />

können bedarfsgerecht<br />

bee<strong>in</strong>flusst werden und hängen faserseits<br />

von vier Faktoren ab:<br />

1. Der entscheidendste Faktor ist die<br />

Faseranordnung (Orientierung <strong>der</strong><br />

Faser)<br />

Durch die Wahl <strong>der</strong> entsprechenden<br />

Faser, verbunden mit <strong>der</strong><br />

Festlegung <strong>der</strong> Faseranordnung,<br />

können gezielt die Eigenschaften<br />

an den Anwendungszweck angepasst<br />

werden. (Abb. 8)<br />

Die Faserart und Faseranordnung<br />

bed<strong>in</strong>gen die Rich<strong>tu</strong>ngsunabhängigkeit<br />

(Anisotropie) o<strong>der</strong> Rich<strong>tu</strong>ngsabhängigkeit<br />

(Isotropie) <strong>der</strong><br />

Eigenschaften des Verbundwerkstoffs.<br />

Abb. 6: E<strong>in</strong>teilung <strong>der</strong> Na<strong>tu</strong>rfasern<br />

2. Der Faseranteil (Faservolumengehalt)<br />

Die Festigkeit des Faserverbundwerkstoffs<br />

steigt mit dem Anteil <strong>der</strong><br />

Fasern. Da die Matrix und die Faser<br />

zusammenhalten müssen, beträgt<br />

<strong>der</strong> Faseranteil höchstens 80%.<br />

3. Die Fasergeometrie<br />

Je länger die Faser <strong>im</strong> Verhältnis<br />

zum Durchmesser, desto größer<br />

ist die Festigkeit. Die Fasern können<br />

als Endlosfaser vorliegen, als<br />

Langfasern o<strong>der</strong> als Kurzfasern. Je<br />

kürzer e<strong>in</strong>e Faser ist, desto kürzer<br />

s<strong>in</strong>d auch auftretende Risse.<br />

Je dünner die verwendeten Fasern,<br />

desto höher ist die aufnehmbare<br />

Zugkraft, und je ger<strong>in</strong>ger das Volumen,<br />

desto weniger Materialfehlstellen<br />

treten auf.<br />

4. Die Fasereigenschaften<br />

Diese werden durch den Faserwerkstoff<br />

und dessen Herstellung<br />

festgelegt.<br />

Die Eigenschaften des Faserverbundwerkstoffs<br />

werden aber auch von <strong>der</strong><br />

Matrix bee<strong>in</strong>flusst. Zwei Faktoren s<strong>in</strong>d<br />

dabei entscheidend:<br />

5. Die Faser-Matrixverträglichkeit<br />

(Haf<strong>tu</strong>ng <strong>der</strong> Grenzflächenverb<strong>in</strong>dung<br />

zwischen Faser und Matrix).<br />

6. Die Eigenschaften des Matrixwerkstoffs<br />

selbst.<br />

Abb. 7: Recycelbarer Dachh<strong>im</strong>mel aus Flachs-Polypropylen-Komposit<br />

Abb. 8: E<strong>in</strong>fluss von Faseranordnung auf Eigenschaften von Faserverbundwerkstoffen<br />

Der E-Modul <strong>der</strong> Matrix muss bedeutend<br />

kle<strong>in</strong>er als <strong>der</strong> E-Modul <strong>der</strong><br />

Faser se<strong>in</strong>.<br />

H<strong>in</strong>weis: Der E-Modul „ist e<strong>in</strong> Materialkennwert<br />

aus <strong>der</strong> Werkstofftechnik,<br />

<strong>der</strong> den Zusammenhang<br />

zwischen Spannung und Dehnung<br />

bei <strong>der</strong> Verformung e<strong>in</strong>es festen<br />

Körpers bei l<strong>in</strong>ear elastischem Verhalten<br />

beschreibt“. 1<br />

Die von <strong>der</strong> Matrix <strong>in</strong> Form gehaltenen<br />

Fasern s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>gearbeitet<br />

wesentlich belastbarer, als wenn<br />

sie alle<strong>in</strong>e belastet werden würden.<br />

Auftretende Risse <strong>in</strong> <strong>der</strong> Faser werden<br />

durch die Matrix am Faserende<br />

gestoppt. Die Matrix schützt die Fasern<br />

vor schädigenden E<strong>in</strong>flüssen<br />

von außen.<br />

1 http://de.wikipedia.org/wiki/Elastizitätsmodul<br />

32 <strong>tu</strong> 152 / 2. Quartal 2014


Werkstoffe<br />

<strong>tu</strong>: Sach<strong>in</strong>formationen<br />

Abb. 9: Rov<strong>in</strong>g aus Glasfasern<br />

Abb. 10: Endlosmatte aus Glasfasern<br />

1. Glasfaserverstärkter<br />

Kunststoff (GFK)<br />

Abb. 11: Gelege Abb. 12: Gewebe aus Carbonfasergewebe 65<br />

g/m² (Le<strong>in</strong>wand)<br />

Verwendungsformen <strong>der</strong><br />

Faserwerkstoffe<br />

Die Fasern werden <strong>in</strong> folgenden Formen<br />

e<strong>in</strong>gesetzt:<br />

Rov<strong>in</strong>gs – Rov<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d Stränge aus<br />

parallelen Sp<strong>in</strong>nfäden o<strong>der</strong> Endlosfasern.<br />

(Abb. 9)<br />

Matten – Matten werden aus zufällig<br />

orientierten Fasern ungewebt gepresst.<br />

(Abb. 10)<br />

Gelege – Gelege s<strong>in</strong>d durch dünne<br />

Nähfäden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er o<strong>der</strong> mehreren Lagen<br />

fixierte Rov<strong>in</strong>gs. (Abb. 11)<br />

Gewebe – Gewebe s<strong>in</strong>d flächige Textilien<br />

aus Fasern. (Abb. 12)<br />

Prepregs – Prepregs (pre<strong>im</strong>pregnated<br />

fibres = vor<strong>im</strong>prägnierte Fasern) bestehen<br />

aus Endlosfasern <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er duroplastischen<br />

(seltener auch <strong>in</strong> thermoplastischen),<br />

ungehärteten Matrix. Es<br />

s<strong>in</strong>d bahnförmige, auf Rollen gelieferte<br />

Halbzeuge, die masch<strong>in</strong>ell verarbeitet<br />

werden können und kühl gelagert werden<br />

müssen.<br />

Sie kommen u. a. <strong>in</strong> <strong>der</strong> Luftfahrt<strong>in</strong>dustrie<br />

(z. B. <strong>im</strong> A380), <strong>im</strong> Motorsport,<br />

Bootsbau und <strong>in</strong> Sportgeräten zum<br />

E<strong>in</strong>satz. (Abb. 13, 14, 15)<br />

Arten von Faserverbundwerkstoffen<br />

Faserverstärkte Kunststoff-<br />

Matrix-Verbundwerkstoffe (PMC:<br />

Polymer Matrix Composites)<br />

In diesem Artikel werden aus Platzgründen<br />

nur die drei wichtigsten faserverstärkten<br />

Kunststoffe angesprochen:<br />

Die bekannteste, wichtigste und<br />

größte Gruppe (über 90% <strong>der</strong> Faserverbundwerkstoffe)<br />

bilden die<br />

Glasfaserverstärkten Kunststoffe<br />

(GFK), geläufig auch unter dem Namen<br />

„Fiberglas“ (engl.: fiberglass, zu<br />

deutsch: Glasfaser).<br />

Schon 1953 wurden erste Glasfaserteile<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Automobil<strong>in</strong>dustrie e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

(Abb. 16)<br />

Sie s<strong>in</strong>d preisgünstig, unbrennbar,<br />

leicht, gute Isolatoren, steif, fest und<br />

duktil (d. h. sie verformen sich plastisch,<br />

bevor sie versagen). Sie können<br />

sich elastisch verformen und unter<br />

Belas<strong>tu</strong>ng Energie aufnehmen.<br />

E<strong>in</strong> Problem stellt allerd<strong>in</strong>gs die fehlende<br />

Recycl<strong>in</strong>gfähigkeit <strong>der</strong> GFK dar.<br />

Als Matrixwerkstoff werden je nach<br />

E<strong>in</strong>satzzweck Duroplaste (Epoxidharz<br />

o<strong>der</strong> Polyesterharz) o<strong>der</strong> Thermoplaste<br />

(Polyamid) verwendet.<br />

E<strong>in</strong>satzgebiete:<br />

– Flugzeug<strong>in</strong>dustrie (Segelflugzeuge)<br />

– Bootsrümpfe<br />

– Behälter und Rohre (chemische Industrie)<br />

Abb. 13: Kühllagerung<br />

Abb. 14: Prepregs für leichte, hochfeste Prothesen<br />

Abb. 15: Prothesen<br />

<strong>tu</strong> 152 / 2. Quartal 2014<br />

33


<strong>tu</strong>: Sach<strong>in</strong>formationen<br />

Werkstoffe<br />

Abb. 16: Glasspar G2, 1953 – erste GFK-Karosserie<br />

Der erste E<strong>in</strong>satz von Kohlenfäden<br />

liegt weit zurück. Thomas Alva Edison<br />

erhielt <strong>im</strong> Jahre 1880 e<strong>in</strong> Patent auf die<br />

erste elektrische Glühlampe, e<strong>in</strong>e Kohlenfadenlampe,<br />

die zur häuslichen Beleuch<strong>tu</strong>ng<br />

e<strong>in</strong>gesetzt werden konnte,<br />

da sie genügend Licht spendete und<br />

haltbar war. (Abb. 19 + 20)<br />

Die Kohlenstofffäden wurden um 1890<br />

durch Osmium-Glühfaden und 1910<br />

durch Wolfram-Glühfaden verdrängt.<br />

Aus Osmium und Wolfram entstand<br />

1906 das noch heute bekannte Warenzeichen<br />

„Osram“.<br />

Kohlenstofffadenlampen gibt es sogar<br />

heute noch. Kohlenstofffasern werden<br />

seit ca. 1970 kommerziell hergestellt.<br />

Abb. 17: Blattfe<strong>der</strong> aus GFK<br />

Abb. 18: Schaltschrank aus GFK<br />

– Fahrzeugteile <strong>in</strong> <strong>der</strong> Automobil<strong>in</strong>dustrie<br />

(Abb. 17)<br />

– W<strong>in</strong>dkraftrotorblätter <strong>im</strong> Energiesektor<br />

– Schaltschränke (Elektrotechnik)<br />

(Abb. 18)<br />

2. Kohlenstofffaserverstärkte<br />

Kunststoffe (CFK)<br />

CFK zeichnet sich durch niedrige Dichte<br />

(1,5 g/cm 3 ), hohe Festigkeit und<br />

Steifigkeit und thermische Stabilität<br />

(Unschmelzbarkeit) aus und wird <strong>im</strong><br />

Leichtbau e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

Als Matrix kommen Duroplaste (Epoxidharze)<br />

zum E<strong>in</strong>satz.<br />

Abb. 19: Kohlenfadenlampe<br />

Abb. 20: Thomas Alva Edison<br />

E<strong>in</strong>satzgebiete:<br />

– Automobil<strong>in</strong>dustrie<br />

Die Elektromobilität zw<strong>in</strong>gt die Hersteller,<br />

<strong>im</strong>mer leichtere Fahrzeuge zu bauen,<br />

um die Reichweite aufgrund <strong>der</strong><br />

Gewichtsreduktion zu erhöhen.<br />

Be<strong>im</strong> BMW i3 z. B. wurde deshalb<br />

die Fahrgastzelle komplett aus<br />

CFK hergestellt. Für die Instrumententafel<br />

und Verkleidungen <strong>der</strong><br />

Türen wurden Na<strong>tu</strong>rfasern verwendet.<br />

(Abb. 21 + 22)<br />

– Motorsport, z. B. <strong>in</strong> Formel-1-Monocoques<br />

– Luftfahrt<strong>in</strong>dustrie: Rumpf und Flügel<br />

<strong>der</strong> Boe<strong>in</strong>g 787 Dreaml<strong>in</strong>er<br />

– W<strong>in</strong>dkraftrotorblätter (Abb. 23)<br />

– Sportgeräte: Fahrradrahmen, ...<br />

34 <strong>tu</strong> 152 / 2. Quartal 2014


Werkstoffe<br />

<strong>tu</strong>: Sach<strong>in</strong>formationen<br />

Abb. 21: CFK-Fahrgastzelle des BMW i3<br />

Abb. 22: <strong>Das</strong> Elektrofahrzeug BMW i3<br />

Abb. 23: Rotorblätter aus CFK<br />

Abb. 24: Schutzausrüs<strong>tu</strong>ng für Ordnungskräfte<br />

3. Aramidfaserverstärkte<br />

Kunststoffe (AFK)<br />

Sie zeichnen sich durch ihre Leichtigkeit,<br />

hohe Festigkeit, gute Energieaufnahme<br />

aus und werden deshalb für<br />

schwere Beanspruchungen bei ger<strong>in</strong>gem<br />

Gewicht e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

Für die Matrix können Duroplaste o<strong>der</strong><br />

Thermoplaste e<strong>in</strong>gesetzt werden.<br />

E<strong>in</strong>satzgebiete:<br />

– Beschuss- und stichhemmende<br />

Schutzkleidung (Abb. 24)<br />

– Transportbehältnisse für die Luftfracht<br />

– Bootsrümpfe<br />

– Baubranche: Verstärkung von Bauwerken<br />

Faserverstärkte Metall-<br />

Matrix-Verbundwerkstoffe<br />

(MMC – Metall Matrix<br />

Composites)<br />

<strong>tu</strong> 152 / 2. Quartal 2014<br />

Die mo<strong>der</strong>ne Werkstofftechnik versucht<br />

mit Hilfe von MMC-Entwicklung,<br />

die Schwächen <strong>der</strong> Leichtmetalle<br />

aufzuheben. Um hohe thermische,<br />

mechanische o<strong>der</strong> tribologische (reibungs-<br />

und verschleißbezogene) Belas<strong>tu</strong>ngen<br />

auszuhalten, s<strong>in</strong>d Verstärkungen<br />

<strong>der</strong> Leichtmetalle nötig.<br />

Abb. 25: C-Faser-verstärktes Magnesium<br />

Faserverstärkungen werden deshalb<br />

auch <strong>in</strong> Metall-Matrixen verwendet. Als<br />

Matrixwerkstoffe dienen z. B. Alum<strong>in</strong>ium,<br />

Titan, Magnesium o<strong>der</strong> Kupfer.<br />

Als verstärkende Kurz- o<strong>der</strong> Langfasern<br />

kommen u. a. Kohlenstofffasern<br />

o<strong>der</strong> Siliziumkarbidfasern zum E<strong>in</strong>satz.<br />

(Abb. 25 + 26)<br />

H<strong>in</strong>weis: 1 µm = 1/1000 mm<br />

Abb. 26: Al2O3-Endlosfaser-verstärktes Al<br />

E<strong>in</strong>satzgebiete:<br />

– Fahrzeugbau (Abb. 27)<br />

– Flugzeugbau<br />

– Wehrtechnik<br />

35


<strong>tu</strong>: Sach<strong>in</strong>formationen<br />

Werkstoffe<br />

verleiht dem Verbundwerkstoff e<strong>in</strong>e<br />

große Härte. Die Kohlenstofffasern erhöhen<br />

die Festigkeit und br<strong>in</strong>gen die<br />

für technische Anwendungen benötigte<br />

Bruchzähigkeit e<strong>in</strong>. Sie machen<br />

den keramischen Verbundwerkstoff<br />

quasiduktil und bewirken so e<strong>in</strong>e hohe<br />

thermische und mechanische Belastbarkeit.“<br />

3<br />

Abb. 27: Al/SiC-Bremsscheiben (ICE)<br />

Abb. 28: Carbon-Keramik-Bremsscheibe von<br />

Porsche<br />

Teilchenverbundwerkstoffe<br />

In dieser Verbundwerkstoffgruppe werden<br />

Teilchen als Verstärkungswerkstoff<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Matrix e<strong>in</strong>gebracht.<br />

Je nach benötigten Eigenschaften und<br />

E<strong>in</strong>satzort können die Eigenschaften<br />

des Teilchenverbundwerkstoffes durch<br />

die Größe <strong>der</strong> Teilchen und ihrer Verteilung<br />

<strong>im</strong> Verbundwerkstoff angepasst<br />

werden.<br />

Abb. 29: ausgeklüfteltes Kühlungssystem<br />

Faserverstärkte Keramik-<br />

Matrix-Verbundwerkstoffe<br />

(CMC – Ceramic Matrix<br />

Composites)<br />

E<strong>in</strong> großer Nachteil von Keramik ist<br />

die Sprödigkeit und fehlende Duktilität<br />

(plastische Umformbarkeit). Dieser<br />

Nachteil wird durch Faserverstärkungen<br />

m<strong>in</strong><strong>im</strong>iert.<br />

Wie weiter oben bereits beschrieben,<br />

enden Risse am Ende <strong>der</strong> Faser, da<br />

sie an <strong>der</strong> Matrix gestoppt werden.<br />

Ebenfalls werden Risse <strong>in</strong> <strong>der</strong> Matrix<br />

an <strong>der</strong> Faser gestoppt und abgelenkt,<br />

<strong>der</strong> Riss wird angehalten.<br />

Als Fasern können z. B. Kohlenstofffasern<br />

verwendet werden. Aber auch<br />

keramische Fasern s<strong>in</strong>d möglich.<br />

„Auf diese Weise wird häufig Siliziumkarbid<br />

mit Eigenfasern bzw. mit<br />

Kohlenstofffasern komb<strong>in</strong>iert. Die<br />

Faserkeramik wurde zunächst <strong>in</strong> den<br />

Hitzeschilden <strong>der</strong> Spaceshuttles verwendet.<br />

Die Kacheln sollen e<strong>in</strong> Verglühen<br />

be<strong>im</strong> Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> die Erdatmosphäre<br />

verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n. Der Werkstoff<br />

wird heute unter an<strong>der</strong>em als Friktionswerkstoff<br />

für Bremsscheiben sowie<br />

für Reibbeläge von Magnetschwebebahnen<br />

und Aufzügen verwendet.“ 2<br />

E<strong>in</strong>satzgebiete faserverstärkter<br />

Keramik-Matrix-Verbundwerkstoffe:<br />

– Raumfahrttechnik: z. B. Hitzeschutzsysteme<br />

für Raumflugkörper<br />

– Zugbremsscheiben<br />

– Fahrzeug-Bremsscheiben, z. B.<br />

Carbonfaserverstärkte Keramikbremsscheiben<br />

des Porsche 911<br />

(Abb. 28 + 29).<br />

„E<strong>in</strong>e Beson<strong>der</strong>heit <strong>der</strong> Carbon-Keramik-Bremsscheiben<br />

ist <strong>der</strong> keramische<br />

Verbundwerkstoff. Sowohl<br />

<strong>der</strong> Basiskörper <strong>der</strong> Carbon-Keramik-<br />

Bremsscheiben als auch die beidseitig<br />

aufgebrachten Reibschichten bestehen<br />

aus kohlenstofffaserverstärk tem<br />

Siliciumcarbid. Die Matrix dieses<br />

Werkstoffs besteht aus Siliciumcarbid<br />

(SiC) und elementarem Silicium (Si).<br />

Die Verstärkung des Werkstoffs wird<br />

durch Kohlenstofffasern (C) erreicht.<br />

Siliciumcarbid, <strong>der</strong> eigenschaftsprägende<br />

Hauptbestandteil <strong>der</strong> Matrix,<br />

Hartmetalle<br />

E<strong>in</strong>e <strong>der</strong> wichtigsten Gruppen unter<br />

den Teilchenverbundwerkstoffen s<strong>in</strong>d<br />

die Hartmetalle. Be<strong>im</strong> Begriff Hartmetall<br />

geht <strong>der</strong> Laie fälschlicherweise<br />

davon aus, dass darunter die harten<br />

Metalle zusammengefasst werden.<br />

Hartmetalle s<strong>in</strong>d aber verschleißfeste,<br />

sehr harte und wärmefeste (unter 1000<br />

°C) Verbundwerkstoffe. In ihnen kommen<br />

Teilchen aus metallischen Hartstoffen<br />

zum E<strong>in</strong>satz, z. B. Wolframkarbidteilchen<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Cobaltmatrix.<br />

E<strong>in</strong> Kreissägeblatt aus Chrom-Vanadium<br />

wird be<strong>im</strong> Sägen e<strong>in</strong>er Spanplatte<br />

schnell s<strong>tu</strong>mpf. E<strong>in</strong> hartmetallbestücktes<br />

Sägeblatt dagegen bleibt<br />

auch nach vielen Schnitten noch<br />

scharf. (Abb. 30 + 31)<br />

Da Hartmetalle ges<strong>in</strong>tert hergestellt<br />

werden, ist darauf zu achten, dass das<br />

hartmetallbestückte Sägeblatt be<strong>im</strong><br />

Sägeblattwechsel auf e<strong>in</strong>er weichen<br />

Unterlage abgelegt wird. Die Zähne<br />

s<strong>in</strong>d zwar sehr hart, aber spröde, so<br />

dass diese bei Schlägen schnell kaputt<br />

gehen, z. B. be<strong>im</strong> Ablegen auf metallischem<br />

Untergrund.<br />

2 Bozena, Arnold: Werkstofftechnik<br />

für Wirtschafts<strong>in</strong>genieure, Spr<strong>in</strong>ger-<br />

Verlag Berl<strong>in</strong> Heidelberg 2013, S. 298<br />

3 http://www.sglgroup.com/cms/<strong>in</strong>ternational/products/product-groups/cc/<br />

carbon-ceramic-brake-disks/<strong>in</strong>dex.<br />

html?__locale=de, Stand 23.05.2014<br />

36 <strong>tu</strong> 152 / 2. Quartal 2014


Werkstoffe<br />

<strong>tu</strong>: Sach<strong>in</strong>formationen<br />

Polymerbeton ist korrosionsbeständig,<br />

abriebfest, resistent gegen chemische<br />

E<strong>in</strong>flüsse und UV-Licht, wasserdicht,<br />

wetterfest, frostsicher, formstabil und<br />

alterungsbeständig. Aufgrund se<strong>in</strong>er<br />

schnellen Aushär<strong>tu</strong>ng (unter 24 h)<br />

kommt es bei Bauteilsanierungen, z. B.<br />

<strong>im</strong> Straßen- und Brückenbau, zu ke<strong>in</strong>en<br />

langwierigen Straßensperrungen.<br />

Wegen se<strong>in</strong>er Stabilität können Bauteile<br />

zudem dünner und mit weniger<br />

Eigengewicht gefertigt werden.<br />

Abb. 30 l<strong>in</strong>ks und 31 rechts: Hartmetallbestücktes Kreissägeblatt mit Dehnungsschlitzen<br />

Abb. 32: 5-Schneiden-Fräswerkzeug mit<br />

Hartmetall-Wendeschneidplatten<br />

<strong>tu</strong> 152 / 2. Quartal 2014<br />

Hartmetalle kommen auch als Hartmetall-Wendeschneidplatten<br />

für Drehund<br />

Fräsmasch<strong>in</strong>en zum E<strong>in</strong>satz.<br />

(Abb. 32)<br />

Polymerbeton<br />

(PC = polymer concrete)<br />

Die Matrix des Polymerbetons besteht<br />

aus Kunststoff. Es werden z. B. Polyesterharze<br />

verwendet. H<strong>in</strong>zu kommen<br />

die Teilchen, die aus natürlichen m<strong>in</strong>eralischen<br />

trockenen Rohstoffen bestehen:<br />

z. B. körniger Granit, Basalt,<br />

Quarzsand, Calciumcarbonat, Perlit,<br />

Blähton.<br />

Dieses Gemisch wird unausgehärtet <strong>in</strong><br />

Formen mittels Bewegung verdichtet<br />

und mit Härtern und Beschleunigern<br />

gebunden. (Abb. 33)<br />

Abb. 33: Outdoor-Boul<strong>der</strong>wand aus Polymerbeton mit beidseitiger Kletterfläche<br />

Auch R<strong>in</strong>nen und Rohre werden aus<br />

Polymerbeton gefertigt.<br />

Da er Schw<strong>in</strong>gungen gut dämpft, werden<br />

auch Masch<strong>in</strong>engestelle aus ihm<br />

gemacht.<br />

(Wird fortgesetzt!)<br />

Abbildungs- und Quellenangaben:<br />

Abb. 1: http://old.gefuehrtes-lernen.at/_<br />

www/media/files/Flash_Kap4/4.12-<br />

Verbundwerkstoffe.swf Stand:<br />

19.10.2011<br />

Abb. 2: AVK – Industrievere<strong>in</strong>igung<br />

Verstärkte Kunststoffe e. V.: Handbuch<br />

Faserverbundkunststoffe/<br />

Composites, Grundlagen, Verarbei<strong>tu</strong>ng,<br />

Anwendungen, Spr<strong>in</strong>ger <strong>Fach</strong>medien<br />

Wiesbaden, 4. Auflage, 2014,<br />

S. 129, Abb. 60<br />

Abb. 3: AVK, S. 130, Abb. 61<br />

Abb. 4: http://upload.wik<strong>im</strong>edia.org/wikipedia/commons/thumb/7/71/<br />

Cfaser_haarrp.jpg/800px-Cfaser_<br />

haarrp.jpg, Stand 28.03.2014<br />

Abb. 5: Aramid-Gewebe mit charakteristischer<br />

goldgelber Farbe<br />

http://upload.wik<strong>im</strong>edia.org/wikipedia/<br />

commons/thumb/6/63/TwaronSRM.<br />

jpg/483px-TwaronSRM.jpg<br />

Stand 28.03.2014<br />

Abb. 6: AVK, S. 156, Abb. 83<br />

Abb.: 7 AVK, S157 Abb. 84<br />

Abb. 8: Bozena, Arnold, S. 293, Abb.<br />

13_5<br />

Abb. 9: Rov<strong>in</strong>g: http://upload.<br />

wik<strong>im</strong>edia.org/wikipedia/de/<br />

thumb/7/7e/Glasfaser_Rov<strong>in</strong>g_lang.<br />

jpg/187px-Glasfaser_Rov<strong>in</strong>g_lang.jpg,<br />

Stand: 01.04.2014<br />

Abb. 10: Matte. AVK, S. 136, Abb. 70<br />

Abb. 11: Gelege. http://m.lange-ritter.de/<br />

uploads/pics/Faserverstaerkung_01.<br />

jpg, Stand 01.04.2014<br />

Abb. 12: Gewebe Kohlenstofffasergewebe<br />

65 g/m² (Le<strong>in</strong>wand): http://<br />

ezentrumbil<strong>der</strong>3.de/rg/bil<strong>der</strong>/A31.jpg,<br />

Stand: 01.04.2014<br />

37


<strong>tu</strong>: Sach<strong>in</strong>formationen<br />

Werkstoffe<br />

Abb. 13: Kühllagerung. http://<strong>im</strong>g.<br />

direct<strong>in</strong>dustry.de/<strong>im</strong>ages_di/<br />

photo-g/epoxidharz-prepregsysteme-37685-2687215.jpg,<br />

Stand: 01.04.2014<br />

Abb. 14: Prepreg. http://csmres.co.uk/<br />

cs.public.upd/article-<strong>im</strong>ages/<br />

Umeco-pp-01511-D2_43713.jpg,<br />

Stand: 01.04.2014<br />

Abb. 15: Prepregs <strong>im</strong> E<strong>in</strong>satz. http://csmres.co.uk/cs.public.upd/<br />

article-<strong>im</strong>ages/Umeco-cropped_<br />

Kelly_He<strong>in</strong>rich.jpg, Stand: 01.04.2014<br />

Abb. 16: http://www.automobilrevue.ch/<br />

uploads/tx_adb/Glasspar.jpg,<br />

Stand 09.04.2014<br />

Abb. 17: Blattfe<strong>der</strong> aus GFK. http://www.<br />

spiegel.de/fotostrecke/<strong>in</strong>novationen<strong>im</strong>-auto-hightech-aus-dem-laborfotostrecke-77335-2.html,<br />

Stand 07.04.2014<br />

Abb. 18: GFK-Schaltschrank. http://<br />

www.hann<strong>in</strong>g-kahl.de/fileadm<strong>in</strong>/_<br />

processed_/csm_Schaltschrank-<br />

1_95e63c0416.jpg, 01.04.2014<br />

Abb. 19: Kohlenfadenlampe. http://upload.<br />

wik<strong>im</strong>edia.org/wikipedia/commons/f/<br />

f2/Gluehlampe_1881_Max<strong>im</strong>.jpg,<br />

Stand 07.04.2014<br />

Abb. 20: Edison. http://upload.wik<strong>im</strong>edia.<br />

org/wikipedia/commons/5/52/<br />

Thomas_edison_glühbirne.jpg,<br />

Stand 07.04.2014<br />

Abb. 21: CFK Fahrgastzelle: http://www.<br />

sglgroup.com/cms/<strong>in</strong>ternational/<br />

<strong>in</strong>novation/carbon-<strong>in</strong>-mobility/<strong>in</strong>dex.<br />

html?__locale=de, Stand 07.04.2014<br />

Abb. 22: BMW i3: http://www.bmw.de/<br />

dam/brandBM/common/newvehicles/<br />

i-series/i3/gallery/wallpaper-<br />

1920x1200-1.jpg.<br />

resource.1373895490968.jpg,<br />

Stand 07.04.2014<br />

Abb. 23: Rotorblätter: http://www.<br />

bus<strong>in</strong>ess-on.de/dateien/bil<strong>der</strong>/bard_<br />

rotorblatt12_2009.png,<br />

Stand 07.04.2014<br />

Abb. 24: Kevlar-Schutzkleidung: http://<br />

s7d4.scene7.com/is/<strong>im</strong>age/eidupont/<br />

DPT_Photo_Law_Enforcement_<br />

Protection_thumbnail_630x315?fit=str<br />

etch,1&wid=465&hei=232,<br />

Stand 07.04.2014<br />

Abb. 25: C-Faser-verstärktes Magnesium:<br />

http://www.empa.ch/plug<strong>in</strong>/<br />

template/empa/*/22820/---/l=1,<br />

Stand 08.04.2014<br />

Abb. 26: Al2O3-Endlosfaser-verstärktes<br />

Al: http://www.empa.ch/plug<strong>in</strong>/<br />

template/empa/*/22820/---/l=1,<br />

Stand 08.04.2014<br />

Abb. 27: Al/SiC-Bremsscheiben (ICE):<br />

http://www.empa.ch/plug<strong>in</strong>/template/<br />

empa/*/22820/---/l=1,<br />

Stand 08.04.2014<br />

Abb. 28: Porsche Bremsscheibe: http://<br />

www.bremsscheibe.<strong>in</strong>fo/wp-content/<br />

uploads/2009/08/Porsche_PCCB.jpg,<br />

Stand 07.04.2014<br />

Abb. 29: Porsche Bremsscheibengrafik:<br />

http://www.sglgroup.com/cms/_common/<strong>im</strong>ages/products/productgroups/bd/carbon-ceramic-brakedisks/Grafik_bd_d.jpg,<br />

Stand 07.04.2014<br />

Abb. 30: Hartmetallbestücktes Sägeblatt:<br />

https://www.stabilo-fachmarkt.de/<br />

<strong>im</strong>ages/produkte/i29/Kreissaegeblatt-<br />

Hartmetall-700-x-4-2-mm-42-Zaehne-<br />

Bohr_1.jpg, Stand 08.04.2014<br />

Abb. 31: Sägezahnbestückung aus Hartmetall:<br />

https://www.stabilo-fachmarkt.<br />

de/<strong>im</strong>ages/produkte/cache/mi29/<br />

Kreissaegeblatt-Hartmetall-700-x-4-2-<br />

mm-42-Zaehne-Bohrun.jpg,<br />

Stand 08.04.2014<br />

Abb. 32: Wendeschneidplatten: http://<br />

www.<strong>in</strong>dustrie-schweiz.ch/assets/<br />

<strong>im</strong>ages/autogen/Sandvik-Coromant---<br />

CoroPak-13.jpg, Stand 08.04.2014<br />

Abb. 33: Polymerbeton: http://www.<br />

erhard-sport.de/out/basic/3/pic<strong>tu</strong>res/<br />

z1/70794_z1.jpg, Stand 08.04.2014<br />

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38 <strong>tu</strong> 152 / 2. Quartal 2014


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<strong>tu</strong>: Sach<strong>in</strong>formationen<br />

Allgeme<strong>in</strong>e <strong>Technik</strong>wissenschaften<br />

Technische Grundsachverhalte<br />

E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> die <strong>Technik</strong>wissenschaft(en)<br />

1. Teil<br />

Von Helmuth Fies<br />

Die technischen Teilwissenschaften/Ingenieurwissenschaften s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> ihren<br />

Begrifflichkeiten, ihren Denkweisen und <strong>in</strong> ihrem Aufbau sehr unterschiedlich.<br />

Dennoch handelt es sich jeweils um Theorie über <strong>Technik</strong>. Gerade vor<br />

dem H<strong>in</strong>tergrund e<strong>in</strong>er allgeme<strong>in</strong>en Technischen Bildung ist es wichtig,<br />

das Verb<strong>in</strong>dende, Geme<strong>in</strong>same all dieser unterschiedlichen Teilwissenschaften<br />

zu kennen.<br />

Die folgende Reihe von Beiträgen setzt sich beson<strong>der</strong>s zum Ziel, diese<br />

Geme<strong>in</strong>samkeiten herauszuarbeiten: Welche Begriffe, Denkweisen<br />

und Struk<strong>tu</strong>ren s<strong>in</strong>d für alle diese unterschiedlichen technischen<br />

Teilwissenschaften grundlegend und geme<strong>in</strong>sam?<br />

Die Beiträge ersche<strong>in</strong>en posthum (Siehe <strong>tu</strong> 147).<br />

<strong>Technik</strong>verständnis als<br />

Grundlage des <strong>Technik</strong>unterrichts:<br />

Wenn es <strong>im</strong> <strong>Technik</strong>unterricht darum<br />

geht, den Bereich <strong>Technik</strong> aufzuklären<br />

bzw. mit den Schülern/<strong>in</strong>nen zu erschließen,<br />

dann ist das nicht möglich,<br />

ohne e<strong>in</strong> angemessenes Verständnis<br />

dessen, was <strong>Technik</strong> ist und welche<br />

Aspekte sie umfasst. Deshalb soll hier<br />

zunächst geklärt werden, was wir unter<br />

<strong>Technik</strong> verstehen wollen.<br />

Es gibt sehr viele unterschiedliche Arten<br />

des Verständnisses von <strong>Technik</strong>,<br />

sowohl <strong>im</strong> Alltag als auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Litera<strong>tu</strong>r.<br />

Diese unterscheiden sich e<strong>in</strong>mal<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er sehr grundsätzlichen Art und<br />

Weise dadurch, dass man unter <strong>Technik</strong><br />

● e<strong>in</strong>erseits ganz allgeme<strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />

zweckrationales Handeln versteht,<br />

etwa wenn man von <strong>der</strong> <strong>Technik</strong><br />

des Dribbelns (Fußball), des Speerwerfens,<br />

des Radfahrens, <strong>der</strong> Diskussionslei<strong>tu</strong>ng,<br />

von Atemtechnik,<br />

Meditationstechnik u. a. spricht. Bei<br />

diesem Verständnis s<strong>in</strong>d die Inhalte<br />

und Objekte, auf die sich das Handeln<br />

bezieht, beliebig.<br />

● an<strong>der</strong>erseits e<strong>in</strong>en Inhalts- und<br />

Handlungsbereich bezeichnet und<br />

damit andeutet, dass es <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Technik</strong> zwar um zweckrationales<br />

Handeln geht, dieses sich aber auf<br />

best<strong>im</strong>mte Inhalte o<strong>der</strong> Objekte<br />

bzw. Prozesse bezieht. Bei diesem<br />

Verständnis geht es also um<br />

das Planen, Herstellen, Gebrauchen,<br />

Reparieren, Warten/Pflegen,<br />

Recyceln ... von technischen Objekten,<br />

von denen wir <strong>in</strong> unserem<br />

Alltag ständig und überall umgeben<br />

s<strong>in</strong>d.<br />

Wenn es um e<strong>in</strong>en allgeme<strong>in</strong> bildenden<br />

<strong>Technik</strong>unterricht geht, dann<br />

ist <strong>im</strong>mer das zweite Verständnis von<br />

<strong>Technik</strong> geme<strong>in</strong>t. Aber auch hier gibt<br />

es wie<strong>der</strong> sehr unterschiedliche Def<strong>in</strong>itionen<br />

und Auffassungen. Manche<br />

s<strong>in</strong>d eher weit gefasst, <strong>in</strong>dem sie auch<br />

diejenigen Aspekte aufgreifen, die die<br />

Beziehungen <strong>der</strong> <strong>Technik</strong> zu uns Menschen,<br />

zu <strong>der</strong> jeweiligen Gesellschaft<br />

und Kul<strong>tu</strong>r und zur umgebenden Umwelt<br />

mit e<strong>in</strong>schließen, an<strong>der</strong>e s<strong>in</strong>d eher<br />

eng gefasst, <strong>in</strong>dem sie solche Aspekte<br />

nicht berücksichtigen.<br />

Es bleibt also die Frage zu klären:<br />

Was alles gehört zu dieser so best<strong>im</strong>mten<br />

<strong>Technik</strong>?<br />

● die technischen Objekte?<br />

● die Planung und die Konstruktion<br />

dieser Objekte?<br />

● die Verfahren zur Herstellung <strong>der</strong><br />

Objekte ... die Herstellungsprozesse<br />

<strong>in</strong> den Betrieben?<br />

● das Gebrauchen/Benutzen <strong>der</strong><br />

technischen Objekte?<br />

● das Pflegen, Warten, Reparieren,<br />

Verbessern, Instandsetzen, Opt<strong>im</strong>ieren<br />

... technischer Objekte?<br />

● das Entsorgen, Recyceln ... technischer<br />

Objekte?<br />

● die technischen Wissenschaften?<br />

● die Vorgaben/For<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />

Gesellschaft (von Politik, Interessengruppen,<br />

Umweltverbänden ...)<br />

zur Verän<strong>der</strong>ung/Umgestal<strong>tu</strong>ng/<br />

Weiterentwicklung technischer Objekte?<br />

● die Auswirkungen und Folgen <strong>der</strong><br />

<strong>Technik</strong>?<br />

Will man alle E<strong>in</strong>flussfaktoren auf die<br />

Gestal<strong>tu</strong>ng und den Umgang mit den<br />

technischen Objekten mit erfassen,<br />

dann s<strong>in</strong>d alle diese verschiedenen<br />

Aspekte Teil <strong>der</strong> <strong>Technik</strong> und repräsentieren<br />

unterschiedliche Aspekte<br />

unserer gesellschaftlich-technischen<br />

Praxis.<br />

In e<strong>in</strong>em Schaubild könnte man den<br />

Zusammenhang dieser verschiedenen<br />

Aspekte folgen<strong>der</strong>maßen darstellen (<strong>in</strong><br />

Anlehnung an [2]):<br />

Siehe die folgenden vier Grafiken.<br />

Wie man sieht, haben sich, entsprechend<br />

<strong>der</strong> vielen Teilgebiete und Teilaspekte<br />

<strong>der</strong> <strong>Technik</strong>, <strong>im</strong> Laufe <strong>der</strong> Zeit<br />

entsprechend viele unterschiedliche<br />

<strong>Technik</strong>wissenschaften o<strong>der</strong> Ingenieurwissenschaften<br />

heraus gebildet.<br />

Und zwar zu dem Ziel, die bestehenden<br />

unterschiedlichen technischen Systeme<br />

möglichst exakt und umfassend<br />

zu beschreiben und die Planung, Konstruktion,<br />

Entwicklung und Herstellung<br />

neuer technischer Systeme zu ermöglichen<br />

und theoretisch zu untermauern.<br />

Sie wurden also auf die Ausübung <strong>der</strong><br />

vielfältigen technischen Berufe h<strong>in</strong> entwickelt<br />

und ausgebaut.<br />

Diese Spezialisierung hat es mit sich<br />

gebracht, dass die Begriffssysteme<br />

und theoretischen Formen dieser<br />

<strong>Technik</strong>wissenschaften extrem unter-<br />

40 <strong>tu</strong> 152 / 2. Quartal 2014


Allgeme<strong>in</strong>e <strong>Technik</strong>wissenschaften<br />

<strong>tu</strong>: Sach<strong>in</strong>formationen<br />

Die Teilaspekte <strong>der</strong> <strong>Technik</strong>, um die sich best<strong>im</strong>mte technische Teilwissenschaften<br />

bemühen, sollen hier nur kurz angedeutet werden.<br />

E<strong>in</strong>ige technische Teilwissenschaften rund um die Konstruktion <strong>der</strong><br />

Sachsysteme:<br />

technischer Teildiszipl<strong>in</strong>en best<strong>im</strong>mte<br />

Grundbegriffe und grundlegende Zusammenhänge,<br />

die uns helfen, e<strong>in</strong>en<br />

Großteil <strong>der</strong> <strong>Technik</strong> theoretisch zu erschließen<br />

und zu verstehen, ohne zu<br />

Spezialisten werden zu müssen?<br />

In den letzten Jahrzehnten hat sich<br />

e<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>e <strong>Technik</strong>wissenschaft<br />

(Allgeme<strong>in</strong>e Technologie) herausgebildet,<br />

die solche Grundbegriffe heraus<br />

gearbeitet hat. Die wichtigsten davon<br />

s<strong>in</strong>d:<br />

● Technisches System bzw. soziotechnisches<br />

System (hier wird<br />

das System mit se<strong>in</strong>er Umgebung<br />

betrachtet)<br />

Technische Systeme bzw. soziotechnische<br />

Systeme können wie<strong>der</strong> unterteilt<br />

werden <strong>in</strong><br />

● Sachsysteme und<br />

● Handlungssysteme<br />

● Die Aufgabe (bei Sachsystemen)<br />

bzw. das Ziel (bei Handlungssystemen)<br />

und die Funktion von technischen<br />

Systemen<br />

● Wirkpr<strong>in</strong>zipien und Wirkungsgefüge<br />

von Sachsystemen (Wirkpr<strong>in</strong>zipien<br />

und Wirkungsgefüge gibt es<br />

bei Handlungssystemen nicht)<br />

● Der Aufbau bzw. die Struk<strong>tu</strong>r von<br />

technischen Systemen<br />

● Die Eigenschaften von technischen<br />

Systemen<br />

Mit diesen wenigen Grundbegriffen<br />

hat man e<strong>in</strong>e geistige Ordnungsstruk<strong>tu</strong>r,<br />

die alle wesentlichen Teilgebiete<br />

<strong>der</strong> <strong>Technik</strong> umfasst und die man<br />

gegebenenfalls weiter differenzieren<br />

kann.<br />

Teil 1: Technische Objekte –<br />

Technische Sachsysteme<br />

schiedlich s<strong>in</strong>d, was dazu geführt hat,<br />

dass sich heute Spezialisten unterschiedlicher<br />

Teilgebiete oft nicht mehr<br />

verständigen können.<br />

E<strong>in</strong>e solche Si<strong>tu</strong>ation ist aber für e<strong>in</strong>e<br />

allgeme<strong>in</strong>e Technische Bildung<br />

nicht akzeptabel!<br />

Die Frage ist also: Gibt es angesichts<br />

dieser Fülle und Unterschiedlichkeit<br />

<strong>tu</strong> 152 / 2. Quartal 2014<br />

1.1 E<strong>in</strong>teilung technischer<br />

Objekte:<br />

In <strong>der</strong> <strong>Technik</strong> s<strong>in</strong>d verschiedene E<strong>in</strong>teilungen<br />

für technische Objekte üblich:<br />

a) E<strong>in</strong>teilung nach Phänomenbereichen:<br />

z. B.: Mechanik, Optik, Pneumatik,<br />

Hydraulik, Elektrotechnik, Opto-Elektronik,<br />

Laser-<strong>Technik</strong> usw.<br />

b) E<strong>in</strong>teilung nach Materialien:<br />

z. B.: Holz-<strong>Technik</strong>, Metall-<strong>Technik</strong>,<br />

Kunststoff-<strong>Technik</strong>, Halbleiter-<strong>Technik</strong><br />

usw.<br />

c) E<strong>in</strong>teilung nach dem klassischen<br />

Masch<strong>in</strong>enbegriff:<br />

41


<strong>tu</strong>: Sach<strong>in</strong>formationen<br />

Allgeme<strong>in</strong>e <strong>Technik</strong>wissenschaften<br />

E<strong>in</strong>ige technische Teilwissenschaften rund um die Herstellung <strong>der</strong><br />

Sachsysteme:<br />

E<strong>in</strong>ige technische Teilwissenschaften rund um die Sachsysteme selbst:<br />

Danach gilt:<br />

● Masch<strong>in</strong>e: Verb<strong>in</strong>dung von E<strong>in</strong>zelteilen,<br />

die e<strong>in</strong>e zwangsläufige Bewegung<br />

ausführen und nützliche<br />

mechanische Arbeit verrichten o<strong>der</strong><br />

Energie umwandeln.<br />

Beispiele: Bohrmasch<strong>in</strong>e, Kraftfahrzeug,<br />

Pumpe usw.<br />

Dieser klassische Masch<strong>in</strong>enbegriff<br />

wurde zur Zeit <strong>der</strong> Industrialisierung<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Mitte des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts gebildet,<br />

als die Arbeitsmasch<strong>in</strong>en <strong>in</strong><br />

riesigen Masch<strong>in</strong>ensälen aufgestellt<br />

waren und von e<strong>in</strong>er zentralen Dampfmasch<strong>in</strong>e<br />

über Transmissionen angetrieben<br />

wurden (siehe [1]).<br />

Von dieser Masch<strong>in</strong>endef<strong>in</strong>ition ausgehend<br />

wurde versucht, auch diejenigen<br />

technischen Objekte zu def<strong>in</strong>ieren, die<br />

nicht unter diesen Begriff fielen:<br />

● Mechanismus: E<strong>in</strong>e Verb<strong>in</strong>dung<br />

von E<strong>in</strong>zelteilen, die zwangsläufige<br />

Bewegungen ausführen.<br />

Beispiele: verschiedene Arten von<br />

Getrieben<br />

● Aggregat/Apparat: E<strong>in</strong>e Verb<strong>in</strong>dung<br />

von E<strong>in</strong>zelteilen, die nützliche<br />

Arbeit verrichten o<strong>der</strong> Energie umwandeln.<br />

Beispiele: Düsen zur Ummantelung<br />

von Drähten o<strong>der</strong> Geweben, Batterien<br />

usw.<br />

● Vorrich<strong>tu</strong>ng/Gerät: Verb<strong>in</strong>dung<br />

von E<strong>in</strong>zelteilen.<br />

Beispiele: Vorrich<strong>tu</strong>ngen zum Bohren,<br />

Sägen, Schleifen usw.<br />

d) E<strong>in</strong>teilung nach gleichartigen Objektgruppen:<br />

z. B.: Kraftfahrzeugtechnik, Schiffstechnik,<br />

Bautechnik, Flugzeugtechnik,<br />

Motorentechnik, Raketentechnik usw.<br />

e) E<strong>in</strong>teilung nach den Funktionsklassen<br />

<strong>der</strong> <strong>Technik</strong> [2]<br />

Siehe Matrix auf nächster Seite.<br />

Auf <strong>der</strong> l<strong>in</strong>ken Seite dieser Matrix f<strong>in</strong>det<br />

man die Grundkategorien dieser<br />

Welt wie<strong>der</strong>, so wie sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kybernetik<br />

pos<strong>tu</strong>liert werden: Alle Phänomene<br />

dieser Welt können entwe<strong>der</strong><br />

als Materie, als Energie o<strong>der</strong> als Information<br />

gekennzeichnet werden<br />

([2], S. 112). Dabei kann man Materie<br />

als alles verstehen, was Masse<br />

besitzt und physikalischen Raum <strong>in</strong><br />

Anspruch n<strong>im</strong>mt. Energie wird verstanden<br />

als die Fähigkeit, Arbeit (<strong>im</strong><br />

physikalischen S<strong>in</strong>ne) zu leisten, und<br />

als Information wird jede Folge o<strong>der</strong><br />

Anordnung von Zeichen bezeichnet,<br />

die mit best<strong>im</strong>mten Häufigkeiten<br />

auftreten, die mit e<strong>in</strong>er best<strong>im</strong>mten<br />

Bedeu<strong>tu</strong>ng versehen s<strong>in</strong>d (werden<br />

können) und die e<strong>in</strong>en Empfänger zu<br />

e<strong>in</strong>em best<strong>im</strong>mten Verhalten veranlassen<br />

kann ([2], S. 112).<br />

In <strong>der</strong> Kybernetik und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Systemtheorie<br />

spricht man nicht von Objekten,<br />

son<strong>der</strong>n von Systemen und gibt damit<br />

<strong>der</strong> E<strong>in</strong>sicht Ausdruck, dass es isolierte<br />

Objekte nicht gibt, dass jedes Objekt<br />

durch e<strong>in</strong>e Reihe von Beziehungen<br />

und Abhängigkeiten wechselseitig mit<br />

se<strong>in</strong>er Umgebung/Umwelt verbunden<br />

ist. E<strong>in</strong> solches Objekt, dessen Beziehungen<br />

zu se<strong>in</strong>er Umgebung mit <strong>in</strong><br />

42 <strong>tu</strong> 152 / 2. Quartal 2014


Allgeme<strong>in</strong>e <strong>Technik</strong>wissenschaften<br />

<strong>tu</strong>: Sach<strong>in</strong>formationen<br />

die Betrach<strong>tu</strong>ng e<strong>in</strong>bezogen werden,<br />

nennt man e<strong>in</strong> System.<br />

Es gibt nun verschiedene Ansätze,<br />

diese Systeme zu betrachten und<br />

zu beschreiben. E<strong>in</strong> – gerade für die<br />

Beschreibung technischer Systeme<br />

– wichtiger Ansatz ist die Beschreibung<br />

<strong>der</strong> Funktion e<strong>in</strong>es Systems.<br />

Als ersten Zugang zu diesem Begriff<br />

sollen folgende Erläuterungen dienen:<br />

Unter dem funktionalen Systemaspekt<br />

betrachtet man nicht D<strong>in</strong>ge, son<strong>der</strong>n<br />

Verhaltensweisen; man fragt nicht:<br />

„Was ist dieses D<strong>in</strong>g?“, son<strong>der</strong>n: „Was<br />

<strong>tu</strong>t dieses D<strong>in</strong>g?“ Bei dieser Betrach<strong>tu</strong>ngsweise<br />

sieht man also, ganz ähnlich<br />

wie <strong>im</strong> Behaviorismus, völlig von<br />

<strong>der</strong> <strong>in</strong>neren Beschaffenheit, vom Aufbau<br />

des Systems ab. Man betrachtet<br />

es e<strong>in</strong>fach als „black box“ und <strong>in</strong>teressiert<br />

sich lediglich für dessen Verhalten.<br />

Dies wird später noch ausführlich<br />

beschrieben und behandelt, soll hier<br />

nur <strong>in</strong>soweit fortgeführt werden, als<br />

man bei <strong>der</strong> Best<strong>im</strong>mung des Verhaltens<br />

von Input-Output-Relationen<br />

ausgeht: Man st<strong>im</strong>uliert sozusagen<br />

das System durch e<strong>in</strong>e best<strong>im</strong>mte E<strong>in</strong>gabe<br />

und beobachtet, wie das System<br />

darauf reagiert. Die Funktion e<strong>in</strong>es Systems<br />

kann man also (vorläufig) auch<br />

als Input-Output-Relation betrachten<br />

([2], S. 54ff.).<br />

1.2 Vernetzung technischer<br />

Objekte mit ihrer technischen,<br />

natürlichen und<br />

sozialen Umgebung<br />

➛ (sozio)technische Systeme<br />

Die Vernetzung <strong>der</strong> technischen Objekte<br />

(hier am Beispiel von Kraftfahrzeugen)<br />

wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> folgenden Abbildung<br />

mit ihrer technischen, sozialen<br />

und natürlichen Umgebung ausschnittsweise<br />

dargestellt. E<strong>in</strong>e nähere<br />

Analyse <strong>der</strong> Zusammenhänge würde<br />

verdeutlichen, dass die Abhängigkeiten<br />

zumeist nicht e<strong>in</strong>seitig, son<strong>der</strong>n<br />

wechselseitig s<strong>in</strong>d.<br />

Siehe ganzseitige Grafik Seite 44.<br />

1.3 Hierarchische Betrach<strong>tu</strong>ng<br />

technischer Systeme [2]<br />

<strong>tu</strong> 152 / 2. Quartal 2014<br />

E<strong>in</strong>teilung nach den Funktionsklassen <strong>der</strong> <strong>Technik</strong><br />

Wenn wir davon ausgehen, dass unsere<br />

Welt „e<strong>in</strong>s“ ist, dann ist die Abgrenzung<br />

best<strong>im</strong>mter Anteile davon e<strong>in</strong><br />

künstlicher Akt, <strong>der</strong> für uns Menschen<br />

<strong>der</strong> besseren Orientierung, Beschreibung<br />

dient, weil dadurch die Komplexität<br />

<strong>der</strong> Welt reduziert wird.<br />

E<strong>in</strong> Beispiel: Wir sehen normalerweise<br />

(<strong>im</strong> unreflektierten Alltagsverständnis)<br />

e<strong>in</strong>en Vogel als e<strong>in</strong> „D<strong>in</strong>g“ an, das sich<br />

recht unabhängig von se<strong>in</strong>er Umwelt<br />

bewegen kann, unabhängiger als wir<br />

Menschen. Wir wissen, e<strong>in</strong> Vogel ist<br />

ke<strong>in</strong> Wurm, ke<strong>in</strong>e Luft, ke<strong>in</strong> Baum,<br />

nicht die Sonne usw. Bei genauerer<br />

Betrach<strong>tu</strong>ng ist diese Abgrenzung <strong>in</strong><br />

verschiedene „D<strong>in</strong>ge“ aber e<strong>in</strong>e sehr<br />

oberflächliche Sichtweise, da e<strong>in</strong> Vogel<br />

zwar ke<strong>in</strong> Wurm ist, den Wurm aber<br />

als Nahrung benötigt. Der Vogel ist<br />

auch etwas an<strong>der</strong>es als die Luft, aber<br />

wie hätten Vögel <strong>in</strong> <strong>der</strong> Evolution ohne<br />

Luft entstehen können, an<strong>der</strong>s ausgedrückt:<br />

Was ist e<strong>in</strong> Vogel ohne Luft?,<br />

usw. Diese Betrach<strong>tu</strong>ngsweise stellt<br />

die Abhängigkeiten und Beziehungen<br />

<strong>der</strong> verschiedenen „D<strong>in</strong>ge“ <strong>in</strong> den<br />

Vor<strong>der</strong>grund und zeigt auf, dass die<br />

D<strong>in</strong>ge z. T. als eigenständig und unabhängig,<br />

zu e<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en Teil aber als<br />

verwoben, unmittelbar abhängig und<br />

aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> bezogen ersche<strong>in</strong>en. In<br />

<strong>der</strong> Sprachwissenschaft taucht dieser<br />

Zusammenhang als Kontext auf, was<br />

me<strong>in</strong>t, dass e<strong>in</strong> Ausdruck o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Äußerung<br />

ihre Bedeu<strong>tu</strong>ng erst <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

sprachlichen bzw. außersprachlichen<br />

Zusammenhang bekommt. Der Kontext,<br />

<strong>in</strong> dem e<strong>in</strong>e Äußerung gemacht<br />

wird, best<strong>im</strong>mt ihre eigentliche Bedeu<strong>tu</strong>ng,<br />

d. h. e<strong>in</strong>e isolierte Äußerung hat<br />

ke<strong>in</strong>en S<strong>in</strong>n.<br />

Diese Beziehung <strong>der</strong> „D<strong>in</strong>ge“ zu ihrer<br />

„Umwelt“ gilt erstaunlicherweise auf<br />

allen Ebenen. So kann man z. B. das<br />

Herz des Vogels von an<strong>der</strong>en Körperteilen<br />

unterscheiden, dennoch ist das<br />

Herz alle<strong>in</strong> „nichts“. Auch die Teile des<br />

Herzens s<strong>in</strong>d von ihrer Umgebung<br />

analytisch abgrenzbar, jedoch real<br />

nicht zu trennen.<br />

Auf allen Ebenen kann man also analytisch<br />

Teile aus e<strong>in</strong>em Ganzen herauslösen<br />

und separat betrachten. Vergisst<br />

man aber dabei die Beziehungen<br />

zur nächsthöheren Ebene o<strong>der</strong> zum<br />

Ganzen, dann ersche<strong>in</strong>en diese Teile<br />

seltsam isoliert und s<strong>in</strong>nlos. Nur <strong>im</strong> Zusammenhang<br />

des Ganzen erhalten sie<br />

jeweils ihren S<strong>in</strong>n und ihre Bedeu<strong>tu</strong>ng.<br />

Diese allgeme<strong>in</strong>en Zusammenhänge<br />

gelten auch für technische Systeme.<br />

Die folgende Abbildung zeigt, wie man<br />

auf verschiedenen Hierarchieebenen<br />

Teilsysteme von ihrer Umgebung analytisch<br />

abtrennen kann. Man spricht<br />

dabei von <strong>der</strong> Systemhierarchie <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Technik</strong>.<br />

● E<strong>in</strong>e Hierarchie von technischen<br />

Systemen ist e<strong>in</strong> mehrs<strong>tu</strong>figes Gefüge<br />

<strong>in</strong>e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verschachtelter<br />

technischer Gebilde verschiedenen<br />

Ranges. Auf <strong>der</strong> niedrigsten S<strong>tu</strong>fe<br />

spricht man von Elementen. Diese<br />

werden von den elementaren technischen<br />

Bauteilen gebildet: z. B.<br />

Zahnrä<strong>der</strong>, Wellen, Transistoren,<br />

Wi<strong>der</strong>stände, Relais, Balken, Lager<br />

usw. Die Gebilde <strong>der</strong> nächsthöheren<br />

S<strong>tu</strong>fe <strong>der</strong> Hierarchie kommen<br />

jeweils dadurch zustande, dass die<br />

43


<strong>tu</strong>: Sach<strong>in</strong>formationen<br />

Allgeme<strong>in</strong>e <strong>Technik</strong>wissenschaften<br />

Vernetzung technischer Objekte mit ihrer technischen, natürlichen und sozialen Umgebung ➛ (sozio)technische Systeme<br />

44 <strong>tu</strong> 152 / 2. Quartal 2014


Allgeme<strong>in</strong>e <strong>Technik</strong>wissenschaften<br />

<strong>tu</strong>: Sach<strong>in</strong>formationen<br />

Objekte <strong>der</strong> darunterliegenden S<strong>tu</strong>fe<br />

s<strong>in</strong>nvoll (<strong>in</strong> Bezug auf die Lösung<br />

e<strong>in</strong>er Teil-Aufgabe) mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

verknüpft werden.<br />

● Jede S<strong>tu</strong>fe ist <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e übergreifende<br />

e<strong>in</strong>gebettet. Die Systemgrenzen<br />

können je nach Sichtweise o<strong>der</strong><br />

Problemlage verän<strong>der</strong>t werden.<br />

● Je weiter die Systemgrenzen nach<br />

außen geschoben werden, desto<br />

stärker werden die sozialen und<br />

ökologischen Aspekte sichtbar.<br />

Z. B. kommt erst bei <strong>der</strong> S<strong>tu</strong>fe <strong>der</strong><br />

Werkzeugmasch<strong>in</strong>e die ergonomische<br />

(an den arbeitenden Menschen<br />

angepasste) Gestal<strong>tu</strong>ng des<br />

Arbeitsplatzes und die Arbeitsumgebung<br />

<strong>in</strong> den Blick, die Organisationsformen<br />

<strong>der</strong> Arbeit erst be<strong>im</strong><br />

Masch<strong>in</strong>enkomplex bzw. bei <strong>der</strong><br />

Gesamt-Fertigung und die sozioökonomischen<br />

Bed<strong>in</strong>gungen <strong>der</strong><br />

Fertigung (z. B. Arbeitsmarkt, Absatzmarkt,<br />

Beschaffungsmarkt, Kapitalmarkt,<br />

Konkurrenzsi<strong>tu</strong>ation des<br />

Betriebs usw.) erst auf <strong>der</strong> Ebene<br />

des Betriebs.<br />

● Bei <strong>der</strong> Betrach<strong>tu</strong>ng <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen<br />

Ebenen <strong>der</strong> Systemhierarchie ist es<br />

wichtig zu wissen, welche Aspekte<br />

man dabei ausblendet bzw. nicht<br />

berücksichtigt.<br />

Fortsetzung folgt<br />

Litera<strong>tu</strong>r:<br />

(gilt auch für die Folgebeiträge)<br />

[1] Henseler/Wollrad: Masch<strong>in</strong>e, lehrerhandbücherei<br />

technik, band 1, verlag<br />

barbara franzbecker, 1984<br />

[2] Ropohl, Günter: E<strong>in</strong>e Systemtheorie<br />

<strong>der</strong> <strong>Technik</strong>, Zur Grundlegung <strong>der</strong> Allgeme<strong>in</strong>en<br />

Technologie, Carl Hanser<br />

Verlag, München, Wien, 1979, 3.Aufl.<br />

Edition Karlsruhe 2009 unter: Allgeme<strong>in</strong>e<br />

Technologie: E<strong>in</strong>e Systemtheorie<br />

<strong>der</strong> <strong>Technik</strong> als Volltext abrufbar:<br />

http://digbib.ubka.uni-karlsruhe.de/<br />

volltexte/1000011529<br />

[3] Wiesenfarth, Gerhard: Produktplanung<br />

und –gestal<strong>tu</strong>ng – e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>führung;<br />

Sem<strong>in</strong>arskript PH Freiburg<br />

[4] Wolffgramm, Horst: Technische<br />

Systeme, Teil 1, Verlag Franzbecker,<br />

Hildeshe<strong>im</strong>, 1998.<br />

[5] Wolffgramm, Horst: Technische<br />

Systeme, Teil 2, Verlag Franzbecker,<br />

Hildeshe<strong>im</strong>, 1998.<br />

<strong>tu</strong> 152 / 2. Quartal 2014<br />

45


<strong>tu</strong>: Sach<strong>in</strong>formationen<br />

Allgeme<strong>in</strong>e <strong>Technik</strong>wissenschaften<br />

[6] Dubbel, Taschenbuch für den Masch<strong>in</strong>enbau,<br />

Spr<strong>in</strong>ger Verlag, 1997, 23.<br />

Aufl. 20011<br />

[7] Sachs, Burkhard: Materialien zur<br />

Produktionstechnik, Sem<strong>in</strong>arskript PH<br />

Freiburg<br />

[8] Sachs, Burkhard:Materialien zur<br />

Masch<strong>in</strong>entechnik, Sem<strong>in</strong>arskript PH<br />

Freiburg<br />

[9] Technisches Grundwissen für Lehrer,<br />

Allgeme<strong>in</strong>e technische Grundlagen,<br />

Volk und Wissen, 1973<br />

[10] Tuchel, Klaus: Herausfor<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

<strong>Technik</strong>, Schünemann, 1967<br />

[11] Becks, Rolf; Ropohl, Günter: Produktion,<br />

Franzbecker, 1984<br />

[12] Conrad, Peter; Schiemann, Hubert;<br />

Vömel, Paul G.: Erfolg durch methodisches<br />

Konstruieren, Lexika, 1977,<br />

Expert 1984<br />

[13] Hansen, Friedrich: Konstruktionssystematik,<br />

VEB, 1968<br />

[14] VDI (Hrsg): Systematische Produktplanung,<br />

VDI–Verlag, 1983<br />

[15 ] H<strong>in</strong>tzen, Hans; Laufenberg, Hans;<br />

Kurz, Ulrich: Konstruieren, Gestalten,<br />

Entwerfen, Vieweg, 2000, 4. Aufl.<br />

2009<br />

[16] Schlottmann, Dietrich: (Hrsg.),<br />

Konstruktionslehre, Grundlagen, VEB<br />

1977, Spr<strong>in</strong>ger 1983<br />

[17] Benda, Dietmar: Basiswissen Elektronik,<br />

Band 8: Nachrichtentechnik, VDE<br />

Verlag,1988, 4. Aufl. 1998<br />

[18] Köhler, Werner M.: Relais, Grundlagen,<br />

Bauformen und Schal<strong>tu</strong>ngstechnik,<br />

Franzis Verlag, 1978, 1988<br />

[19] Sachs, Burkard: Zum Verhältnis von<br />

Na<strong>tu</strong>rwissenschaften und <strong>Technik</strong> <strong>in</strong><br />

Realität und Schule, <strong>tu</strong> Nr. 41 1986<br />

[20] Hausen, Kar<strong>in</strong>; Rürup, Re<strong>in</strong>hard:<br />

Mo<strong>der</strong>ne <strong>Technik</strong>geschichte, Kiepenheuer<br />

und Witsch, 1975<br />

[21] Pa<strong>tu</strong>ri, Felix R.: Chronik <strong>der</strong> <strong>Technik</strong>,<br />

Chronik, 1989, 1998<br />

[22] Wiendahl, H.-P.: Betriebsorganisation<br />

für Ingenieure, Hanser, 1986, 7. Aufl.<br />

2009<br />

[23] Me<strong>in</strong>s, Wolfgang: (Hrsg.), Handbuch<br />

<strong>der</strong> Fertigungs- und Betriebstechnik,<br />

Vieweg, 1989<br />

[24] Technologie für Metallberufe, Grundlagen,<br />

Schroedel, 1994<br />

[25] Ropohl, Günter: Wie die <strong>Technik</strong> zur<br />

Vernunft kommt, Band 3, GtB Verlag<br />

Fakultas, 1998<br />

[26] Friedrich: Tabellenbuch Metall- und<br />

Masch<strong>in</strong>entechnik, Dümmler Verlag,<br />

1988, 2008<br />

[27] Wolffgramm,Horst: Allgeme<strong>in</strong>e<br />

Technologie, VEB <strong>Fach</strong>buchverlag,<br />

Leipzig, 1978<br />

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46 <strong>tu</strong> 152 / 2. Quartal 2014


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