2012 - Segelflug.de

Die Presse berichtete
(Schorndorfer Nachrichten vom Mittwoch, 6. April 2011)
Segelflieger voller Profilsucht
Dieter Althaus, in Schorndorf aufgewachsener Physiker, berät heute Windradbauer
VON UNSEREM REDAKTIONSMITGLIED
JÖRG NOLLE
Schorndorf/Sindelfingen.
Ein Pionier der Luftfahrt? Da
wehrt er ab, das ist ihm zu viel der
Ehre. Der in Schorndorf aufgewachsene
Physiker Dieter Althaus
hat aber entscheidend die Leistungsfähigkeit
von Segelflugzeugen
verbessert und berät heute
mit 82 Jahren noch – und ganz aktuell
– Hersteller von Windrädern.
Zu seinem 80. Geburtstag hat „Der Adler“,
die Zeitschrift des württembergischen
Luftfahrtverbandes, ihm eine
Doppelseite gewidmet. „Mr. Profil“
wird Althaus in Segelfliegerkreisen genannt.
Profilsüchtig, in der Tat, ist dieser
Mann. Das Tragflügelprofil ist schließlich
seine Profession, sein Job. Ab 1958
war Althaus am Bau des Laminar-
Windkanals an der Universität Stuttgart
maßgeblich beteiligt, er leitete dann die
Abteilung. Zusammen mit Professor
Wortmann entwickelte Dieter Althaus
die FXProfile, die anschließend in vielen
Hochleistungssegelflugzeugen zum Einsatz
kamen. Dazu muss man wissen: Die
deutschen Flugzeugbauer sind führend
in der Welt, bei internationalen Wettbewerben
kommen bis zu 90 Prozent der ja
auch so anmutig ausschauenden Maschinen
aus hiesigen Werkstätten. Und das
Stuttgarter Institut arbeitet ihnen zu.
Wer bei Althaus in Sindelfingen anruft,
erlebt einen hochpräsenten Gesprächspartner.
Nur die Stimme klingt
schon ein bisschen brüchig. Ja, sagt er,
er gehe heute noch einmal in der Woche
an die Uni, in sein Institut. Die Nachfolger
schätzen ihn als Berater. Das Institut
wiederum hat neue Auftraggeber. Weil
auch das Rotorblatt einer Windmühle
nichts anderes als ein von Luft umströmtes
Profil darstellt, und weil es der
Branche um bald jedes Kilowatt Leistung
geht, sind Wissenschaftler gefragt,
die wiederum ihren Windkanal befragen.
Althaus hat mit anderen am Institut
für Aero- und Gasdynamik nicht nur an
der Flügelform geforscht. Unter seinem
Namen laufen noch zwei echte Erfindungen.
Da wäre die Althaus-Düse, angebracht
außen am Leitwerk. Sie sagt
dem im Aufwind- Bart kurbelnden Piloten,
ob er bei dieser Achterbahnfahrt
auch wirklich netto Meter nach oben
macht. Und dann hat er noch die Turbolatorbänder
ertüftelt, die am hinteren
Teil der Flügel mit ihren noppenartigen
Erhöhungen dafür sorgen, dass sich die
Luft möglichst wirbelfrei, laminar, ablöst.
Althaus wusste nun wirklich, an was
er da forscht. Gleich nach dem Krieg,
als soeben die Alliierten die antriebslose
Fliegerei wieder erlaubten, setzte er sich
Fliegerzeitung 2012 Seite 15