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<strong>der</strong> kulturellen Selbstverständlichkeiten das fehlende<br />

Verbindungsstück zwischen <strong>der</strong> islamischen<br />

Lehre und dem beobachtbaren Verhalten<br />

muslimischer Gemeinschaften. Der Konsens,<br />

<strong>der</strong> hier verinnerlicht wird, umfaßt ein System<br />

sozialer Wertungen und Normen – durchaus<br />

nicht nur die eigentlichen Dschihad-Normen –,<br />

die in ihrer Gesamtheit auf den Leitgedanken<br />

abgestimmt sind, die muslimische Gemeinschaft<br />

nach außen abzugrenzen, nach innen zu stabilisieren<br />

und sie zu befähigen, die islamischen Regeln,<br />

am Ende den Islam selbst, auch <strong>der</strong> nichtmuslimischen<br />

Umwelt aufzuzwingen.<br />

So zutreffend es ist, daß die muslimische<br />

Gemeinschaft in sich politisch, ethnisch und<br />

konfessionell differenziert ist, sowenig läßt sich<br />

daraus <strong>der</strong> Schluß ableiten, daß es diese Gemeinschaft<br />

als soziale und politische Realität<br />

nicht gebe. Sie konstituiert sich durch die in ihr<br />

geltenden wechselseitigen Solidaritätserwartungen:<br />

Zwar gibt es heftige Konflikte, etwa zwischen<br />

Sunniten und Schiiten, Persern und Arabern,<br />

Türken und Kurden etc. Es handelt sich<br />

aber um Konflikte, die regelmäßig dann hintangestellt<br />

werden, wenn ein muslimischer mit einem<br />

nichtmuslimischen Akteur in Konflikt gerät<br />

– ein Verhaltensmuster, das wir in den verschiedensten<br />

Bereichen antreffen, von <strong>der</strong> Schulklasse<br />

in Berliner Problembezirken bis zu gansende<br />

Lebensordnung ist, <strong>der</strong>en Vorgaben nicht<br />

nur den im engeren Sinne religiösen, son<strong>der</strong>n<br />

buchstäblich jeden Lebensbereich durchdringen.<br />

Der Islam definiert daher nicht nur, und zwar<br />

sozial verbindlich, was gut und böse ist – das<br />

tut das Christentum ebenfalls –, son<strong>der</strong>n auch,<br />

was legal und illegal, politisch legitim und illegitim,<br />

wahr und unwahr, gerecht und ungerecht<br />

ist, und vor allem: wer »wir« und wer »sie« sind.<br />

Der Islam, seine Weltauffassung, seine Wertungen<br />

und Normen sind daher in einem Maße<br />

Grundlage des gesamten sozialen Konsenses islamischer<br />

Gesellschaften, wie das Christentum<br />

es schon aufgrund seiner ganz an<strong>der</strong>s gearteten<br />

Theologie niemals sein könnte. Christlich geprägte<br />

Gesellschaften beziehen nur einen Teil<br />

ihres tragenden Konsenses aus <strong>der</strong> Religion, islamische<br />

praktisch die Gesamtheit. Ein solcher<br />

Sozialkonsens wird aber nicht als Ideologie erlernt,<br />

son<strong>der</strong>n sozialisatorisch als kulturelle<br />

Selbstverständlichkeit verinnerlicht; dies betrifft<br />

auch säkulare Muslime, die sich kaum bewußt<br />

sein dürften, daß an ihrer Weltsicht irgend etwas<br />

»islamisch« sein könnte.<br />

Ein solches verinnerlichtes System kultureller<br />

Selbstverständlichkeiten kann man niemandem<br />

dadurch austreiben, daß man ihn zwingt,<br />

<strong>der</strong> ihm zugrundeliegenden Ideologie abzuschwören.<br />

Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite ist <strong>der</strong> Begriff<br />

Kleine-Hartlage – Kampfgemeinschaft<br />

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