EINE DOKUMENTATION ZUM ARBEITSSCHWERPUNKT „SOLIDARITÄT“
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Bereich mensch & arbeit des Pastoralamtes der Diözese Linz<br />
Katholische ArbeitnehmerInnen Bewegung und<br />
Betriebsseelsorge OÖ<br />
Kapuzinerstrasse 84<br />
4020 Linz<br />
T: 0732/7610-3631, -3641<br />
E: mensch-arbeit@dioezese-linz.at<br />
H: www.mensch-arbeit.at<br />
<strong>EINE</strong><br />
<strong>DOKUMENTATION</strong><br />
<strong>ZUM</strong><br />
<strong>ARBEITSSCHWERPUNKT</strong> <strong>„SOLIDARITÄT“</strong><br />
des Bereiches mensch & arbeit<br />
für die Arbeitsjahre 2009/10 bis 2012/13<br />
Zusammen gestellt von:<br />
Mag. Karl Queteschiner
Inhaltsverzeichnis:<br />
Vorwort (Anna Wall-Strasser): 5<br />
1. Die Entwicklung des Schwerpunktes „Solidarität“<br />
1.1 Die Einbettung des Schwerpunktes in die Struktur des Bereiches 8<br />
1.2 Die Ausgangslage und die Entstehung des Schwerpunktes Solidarität 9<br />
1.3 Die Arbeitsstruktur: Kernteam, AG Solidarität, Vorstand 10<br />
1.4 Die Entwicklung des Themas „Solidarität“ auf diözesaner Ebene 10<br />
1.4.1 Das Rohkonzept 10<br />
1.4.2 Bereichsinterne thematische Auseinandersetzung /<br />
Studientag mit Dr. Markus Schlagnitweit (20. März 2010) 12<br />
1.4.3 Entstehung des Slogans und des Logos 14<br />
1.4.4 Der Schwerpunkt auf der Homepage und die Entwicklung diverser<br />
Materialien 15<br />
2. Grundlagenpapier und Methodenpaket<br />
2.1 Thesen zur Solidarität 18<br />
2.2 Werkzeugkiste Solidarität 18<br />
3. Veranstaltungen auf regionaler, diözesaner und überdiözesaner Ebene<br />
3.1 Frauenwochenende der KABOÖ (3. – 4. Juli 2010) 22<br />
3.2 Aktionswerkstatt „mehr.wert – Solidarität bringt´s“ (2. April 2011) 23<br />
3.3 Veranstaltung zum Manifest für Gerechtigkeit: „In Wels ist genug für alle da“<br />
(27. April 2011) 24<br />
3.4 Gottesdienste zum Thema „Solidarität“ (1. Mai 2011 u. 22. April 2012) 25<br />
3.5 „fair gehen“ – Marsch durch Wels (13. Mai 2011) 27<br />
3.6 60 Jahre KABÖ: Studientag „Solidarität in bedrängter Zeit“ (14. Mai 2011) 28<br />
3.7 „Blumen der Solidarität“ – Aktionstag bei der Landesgartenschau Ansfelden<br />
(25. Mai 2011) 29<br />
3.8 Wandertheater zum Thema Solidarität (26. Mai – 1. Juni 2011) 30<br />
3.9 Solidaritätswerkstatt vor Ort (ab Okt. 2011) 32<br />
3.9.1 Veranstaltungsreihe „Montagsaufbrüche für eine gerechtere Welt“ 33<br />
3.9.2 Brücke der Solidarität 33<br />
3.9.3 Lebende Bücher 34<br />
3.10 Straßentheaterprojekt „Bringt´s Solidarität?!“ (Februar bis Mai 2012) 35<br />
3
3.11 Ideenmarkt „Solidarisches Wirtschaften“: Beispiele, Modelle und politische Strategien<br />
(17. März 2012) 37<br />
3.12 Sozialstammtische zum Thema „Solidarische Systeme in Österreich“<br />
(27. März u. 23. Mai 2012) 39<br />
3.13 Theologischer Stammtisch und Seminar: „und vergib uns unsere Schulden . .<br />
Theologie und Schuldenkrise – Biblisches zur aktuellen Situation“.<br />
(10. und 11. – 12. Mai 2012) 41<br />
3.14 „Brot und Rosen“ Solidariätsfest der KAB & Betriebsseelsorge OÖ<br />
gemeinsam mit „40 Jahre Betriebsseelsorge Linz-Land“(16. Juni 2012) 42<br />
4. Einsatz diverser Medien<br />
4.1 Sondernummer von Information-Diskussion (Nr. 241) „mehr.wert Solidarität bringt´s!“<br />
(Mai 2011) 46<br />
4.2 „Impulse zum Hören“ (Juli 2011) und Gedanken für den Tag (30. April –<br />
5. Mai 2012) 47<br />
4.3 Kartenaktion anlässlich des Decent Work Day: „Solidarität am Arbeitsplatz“<br />
(7. Oktober 2011) 48<br />
5. Abschluss<br />
5.1 Abschlussevaluation (10. Nov. 2012) 52<br />
5.2 Kurzzusammenfassung 55<br />
Anhang<br />
Vortrag Dr. Markus Schlagnitweit zum Thema „Solidarität“<br />
Manifest für Gerechtigkeit<br />
Thesen zur Solidarität<br />
Inhaltsverzeichnis Werkzeugkiste Solidarität<br />
Texte der „Gedanken für den Tag“<br />
4
Vorwort<br />
Solidarität scheint ein Begriff zu sein, der an Bedeutung gewonnen hat, in den letzten Jahren. Entgegen<br />
der im konkreten Wirtschaftsgeschehen dominierenden neoliberalen Ideologie und Praxis, die dem Einzelnen,<br />
dem jeweiligen Betrieb, der jeweilige Nation den Eigennutz und höchstmöglichen Gewinn als<br />
notwendiges und erstrebenswertes Ziel vorstellt, merken mehr und mehr Menschen, dass so ein gutes<br />
Leben weltweit nicht möglich ist.<br />
Die KAB und Betriebsseelsorge Oberösterreich – der Bereich mensch & arbeit - hat im Zuge der Finanzkrise<br />
2008 und ihrer Auswirkungen entschieden, das Thema Solidarität in den Mittelpunkt der<br />
Auseinandersetzung zu stellen. Dieser Begriff, der sowohl in der katholischen Soziallehre als auch in<br />
der Arbeiterbewegung beheimatet ist, braucht immer wieder Vergewisserung, Aktualisierung und Umsetzung.<br />
Solidarität ist mehr wert – diese Überzeugung drückte sich in der Überschrift über eine Vielzahl von<br />
Aktivitäten aus. Es ist nicht die vorrangige Arbeitsweise der KAB und Betriebsseelsorge, Papiere zu<br />
schreiben – wir sind vielmehr ganz praktisch bei und mit den Menschen, den ArbeitnehmerInnen, Arbeitssuchenden,<br />
sowie in verschiedenen sozialen Bewegungen unterwegs. Dennoch haben wir für den<br />
Schwerpunkt mehr.wert – Solidarität bringt`s diese Dokumentation erstellt, um<br />
- den eigenen Reflexionsprozess zu stärken<br />
- die Arbeit der ehren- und hauptamtlichen MitarbeiterInnen modellhaft aufzuzeigen<br />
- sichtbar zu machen, wie vielfältig das Thema den menschlichen Alltag berührt<br />
- anzuregen zum Mitmachen und Nachmachen, zum Weiterdenken und Umsetzen dessen, was<br />
heute nottut, um unsere Gesellschaft mitzugestalten und möglichst viele Menschen zu beteiligen<br />
und teilhaben zu lassen. Das ist nämlich eine Voraussetzung für das Glück aller (siehe<br />
Pickett/Wilkinson, Gleichheit ist Glück. Warum gerechte Gesellschaften für alle besser sind).<br />
Mit dieser Dokumentation ist das Thema nicht abgeschlossen:<br />
- Weiterhin stehen die MitarbeiterInnen von KAB und Betriebsseelsorge als ReferentInnen zum<br />
Thema „Solidarität“ zur Verfügung, z.B. im Rahmen des Kath. Bildungswerkes oder in Solidaritätswerkstätten<br />
vor Ort.<br />
- Nach wie vor ist die Werkzeugkiste online, ein Fundus von Material zur Verwendung in Gruppen,<br />
Runden, bei Aktionen und Veranstaltungen:<br />
http://www.dioezese-linz.at/redaktion/index.php?action_new=Lesen&Article_ID=58270<br />
- Auf Anregung von KAB und Betriebsseelsorge erstellt die Sozialplattform OÖ derzeit ein<br />
Leseheft „Warum wir den Sozialstaat brauchen“, das in einer Auflage von 10.000 Stück Anfang<br />
Mai 2014 erscheinen wird.<br />
Im Namen aller Beteiligten wünsche ich ein anregendes Blättern, Lesen und Weiterdenken und –tun.<br />
Anna Wall-Strasser<br />
Linz, im Jänner 2014<br />
5
1. Die Entwicklung des Schwerpunktes<br />
„mehr.wert Solidarität bringt´s“<br />
7
1.1 Die Einbettung des Schwerpunktes in die Struktur des Bereiches<br />
Das Thema Solidarität war der Arbeitsschwerpunkt des Bereiches mensch & arbeit für die Arbeitsjahre<br />
2009/10 bis 2012/13, wobei im ersten Arbeitsjahr besonders die Rahmenbedingungen und Grundlagen<br />
des Schwerpunktes gemeinsamen entwickelt wurden und in den darauf folgenden Jahren der Schwerpunkt<br />
entfaltet und die einzelnen Teilziele verfolgt wurden. Um die Entwicklung des Schwerpunktes<br />
beschreiben zu können, soll hier zuerst die Struktur des Bereiches kurz erläutert werden:<br />
Der Bereich mensch & arbeit besteht aus der Katholischen ArbeitnehmerInnen Bewegung (KAB) und<br />
der Betriebsseelsorge OÖ und ist in der katholischen Kirche der Diözese Linz besonders für die Zielgruppe<br />
der ArbeitnehmerInnen zuständig 1 .<br />
Die regionale Ebene:<br />
Mensch & arbeit betreibt in der Diözese Linz neun Standorte, so genannte Treffpunkte, die mit Büros,<br />
Seminar- und Versammlungsräumen ausgestattet sind. In den Treffpunkten sind jeweils mindestens<br />
zwei Personen des Bereiches fix angestellt (meist Teilzeit), wobei jeweils eine davon die hauptamtliche<br />
Leitung über hat. Darüber hinaus gibt es in jedem Treffpunkt ein Leitungsteam, das aus der/dem LeiterIn<br />
sowie aus haupt- und ehrenamtlichen MitarbeiterInnen zusammengesetzt ist.<br />
Die diözesane Ebene:<br />
Koordiniert werden die Treffpunkte von der Bereichsleiterin und der Abteilungsleiterin der Betriebsseelsorge,<br />
und unterstützt vom Leiter und den ReferentInnen der KAB, die alle ihren Sitz im Diözesanbüro<br />
haben, das auch mit einem entsprechenden Sekretariat ausgestattet ist.<br />
www.mensch-arbeit.at<br />
Mit diesen Ressourcen kann ein gemeinsamer Schwerpunkt entwickelt und umgesetzt werden.<br />
1<br />
www.mensch-arbeit.at/ WIR ÜBER UNS<br />
8
1.2 Die Ausgangslage und die Entstehung des Schwerpunktes Solidarität<br />
Betriebsseelsorge und KAB OÖ verstehen sich als ein Zusammenschluss von Menschen, die möglichst<br />
wirksam relevante Themen aus der Arbeitswelt in die Kirche und die Gesellschaft Oberösterreichs einbringen<br />
wollen. Nach den Erfahrungen mit der österreichweiten Kampagne „GUTE ARBEIT“ 2 und dem<br />
Projekt „Stellenwert – Jugend will Arbeit“ 3 , das gemeinsam mit der Kath. Jugend OÖ durchgeführt<br />
wurde, sowie dem Schwerpunkt „Fair statt Prekär“ zu Prekärer Arbeit 4 war es wichtig, die gemeinsamen<br />
Aktivitäten wieder für einen vereinbarten Zeitraum zu bündeln und gemeinsam nach außen zu tragen.<br />
Bei einer Jahresreflexion der Führungskräfte von Betriebsseelsorge und KAB im Herbst 2009 5 befassten<br />
sich die TeilnehmerInnen mit den Auswirkungen der Wirtschaft- und Finanzkrise auf die ArbeitnehmerInnen:<br />
die steigende Arbeitslosigkeit, die Kurzarbeit in vielen Betrieben, der zunehmende Rechtsruck<br />
und die Entsolidarisierung in unserer Gesellschaft. Sie fragten sich welche Gegen-Bilder, welche Visionen,<br />
welche aktivierenden und ermutigenden Botschaften dem entgegengesetzt werden sollten bzw.<br />
könnten?<br />
Daraus entstand das Thema „Solidarität“ als gemeinsames Anliegen,<br />
um damit<br />
dem Mainstream (Individualisierung, jedeR für sich und gegen alle) etwas entgegen zu stellen<br />
einen gemeinsamen Begriff aus der ArbeiterInnentradition und der Kath. Soziallehre aufzugreifen<br />
und in den Blickpunkt zu rücken<br />
ein tiefes menschliches Bedürfnis anzusprechen<br />
sowohl die Werte-Ebene als auch die strukturell-strategische Ebenen zu bearbeiten - in der<br />
Bandbreite von „ganz einfach, privat“ bis zu den gesellschaftlichen Sicherungs- und Steuerungsfragen<br />
viele Umsetzungsmöglichkeiten zu bieten: in der Nachbarschaft, beim Stammtisch, in Runden,<br />
in Arbeitsgruppen, bei Aktionen,….<br />
Das Thema „Solidarität“ wurde als Schwerpunktthema für die darauf folgenden drei Jahre vorgeschlagen,<br />
ein Kernteam mit dem Auftrag eingesetzt, das Thema voran zu treiben, einen Zeitplan zu erstellen<br />
und gemeinsam mit einer Arbeitsgruppe aus Haupt- u. Ehrenamtlichen aus den Treffpunkten Schritte<br />
zur Umsetzung zu erarbeiten.<br />
2<br />
ab 2003 www.gutearbeit.at<br />
3<br />
bis 2007 www.stellenwert.at<br />
4<br />
2007-09 www.mensch-arbeit.at/ Themen/ FairstattPrekär<br />
5<br />
Protokoll der Inhaltlichen Klausur der DL und BK des Bereichs mensch & arbeit, Dienstag 29. September<br />
2009, Betriebsseminar Linz<br />
9
1.3 Die Arbeitsstruktur: Kernteam, AG Solidarität, Vorstand<br />
Zuerst wurde ein vorläufiges kleines Team beauftragt ein Rohkonzept für eine inhaltliche Fokussierung<br />
des Schwerpunktes für die nächsten 3 Jahre zu erarbeiten, das im Vorstand (d.i. die Versammlung von<br />
delegierten Haupt- u. Ehrenamtlichen MitarbeiterInnen der KAB und Betriebsseelsorge der gesamten<br />
Diözese) eingebracht, diskutiert und für die Weiterarbeit mit den Treffpunkten abgestimmt werden sollte.<br />
Im Vorstand wurde dieses kleine Team, bestehend aus 4 bzw. 5 Mitglieder (Herbert Kuri, Heinz Mittermayr<br />
6 , Karl Queteschiner, Anna Wall-Strasser und bei Bedarf für Fragen der Öffentlichkeitsarbeit Elisabeth<br />
Zarzer) dann als „Kernteam“ beauftragt den gesamten Schwerpunktprozess anzuleiten. Um eine<br />
ständige Rückkoppelung mit den Treffpunkten zu gewährleisten wurde zusätzlich die AG-Solidarität<br />
gegründet, in der das Kernteam die einzelnen Schritte mit einigen haupt-und ehrenamtlichen MitarbeiterInnen<br />
(Gudrun Bernhard / Gallneukirchen; Mercedes Falkner / Rohrbach; Rupert Granegger / Linz;<br />
Irene Huss / Braunau; Margit Savernik 7 / Wels; Elsa Winkler 8 / Linz) besprach bzw. erarbeitete und so<br />
auch die Rückmeldungen aus den Treffpunkten von mensch & arbeit direkt in den Prozess einflossen 9 .<br />
Zweimal im Jahr wurde bei den regelmäßig stattfindenden Vorstandszusammenkünften Zwischenbilanz<br />
gezogen und die nächsten Ziele und Schritte erarbeitet bzw. entsprechende Vorschläge präzisiert<br />
bzw. bestätigt.<br />
1.4 Die Entwicklung des Themas „Solidarität“ auf diözesaner Ebene:<br />
1.4.1 Das Rohkonzept:<br />
Als Vorbereitung für den Vorstand im Nov. 2009 wurde ein Rohkonzept erarbeitet, das dort diskutiert,<br />
ergänzt und bestätigt wurde. Dieses beinhaltete u.a. 10 :<br />
„Solidarität“ als gemeinsames Anliegen: Der rapide fortschreitenden Entsolidarisierung der Wirtschaft<br />
und Gesellschaft durch die in der katholischen Soziallehre verankerten Werte von „Solidarität“ und „Gemeinwohl“<br />
entgegen zu treten: Statt „Geiz ist geil“ - „es reicht für alle“; statt „Leistung muss sich wieder<br />
lohnen“ - „Arbeit als Mitgestalten am Reich Gottes“.<br />
Konkret wurden angeführt 11 :<br />
Grobziele: nach außen - Haltungen, Werte stärken, für etwas eintreten<br />
- gerechtere, gemeinwohlorientierte Gesellschaft und Wirtschaft<br />
nach innen - innerkirchlich das Profil schärfen, Flagge zeigen.<br />
6<br />
Später Rainer Tüchlberger, Linz<br />
7<br />
Später Andrea Praher, Linz<br />
8<br />
Später Monika Pointner, Linz<br />
9<br />
Protokoll vom 16. Vorstand der KAB und Betriebsseelsorge OÖ, 6. bis 7. November 2009, Rohrbach. Seite 5<br />
10<br />
Rohkonzeptgruppe Solidarität, 28. Okt. 2009, in Gallneukirchen<br />
11<br />
Protokoll vom 16. Vorstand der KAB und Betriebsseelsorge OÖ, 6. bis 7. November 2009, Rohrbach. Seite 3<br />
10
Vorgangsweise:<br />
- Entscheidung / Start<br />
- Arbeitsgruppe einsetzen, die bis Juni 2010 sammelt, denkt, spintisiert,<br />
sich einarbeitet – SEHEN<br />
- Vorstand März: zusammentragen, weiterdenken<br />
- Mai/Juni 2010: Studientag, inhaltliche Auseinandersetzung mit Input<br />
/ ReferentIn<br />
- Schritte im 1. Jahr: im Juni/Juli Klausur: Konzept für die nächsten<br />
2 Jahre, Name, Slogans, Teilprojekte, Terminplan …<br />
- Herbst 2010: öffentlicher Start<br />
- Schwerpunkt bis 2012<br />
Plakat vom 16.Vorstand der KAB u. Betriebsseelsorge OÖ., 6. bis 7. Nov. 2009, in Rohrbach<br />
Für das erste Schwerpunktjahr (Arbeitsjahr 2009/10) stellte man sich also zwei wesentliche Aufgaben:<br />
Einerseits die bereichsinterne Auseinandersetzung mit dem Thema mittels eines Studientages, andererseits<br />
die Erarbeitung der für die unterschiedlichen einzusetzenden Medien notwendigen Erkennungszeichen<br />
wie Logo, Slogan, Layout-Vorlagen und diverse Materialien für öffentliche Auftritte.<br />
11
1.4.2 Bereichsinterne thematische Auseinandersetzung /<br />
Studientag mit Dr. Markus Schlagnitweit (20. März 2010)<br />
Zum gemeinsamen inhaltlichen Einstieg wurde im Rahmen des Vorstandes im März 2010 ein Studienhalbtag<br />
eingeplant und durchgeführt. Dieser Studienhalbtag war eingebettet in einen Dreischritt, mit<br />
dem man sich mit dem Thema „Solidarität“ auseinander setzte 12 :<br />
- Wo lebe bzw. erlebe ich Solidarität? Erfahrungsaustausch in Kleingruppen<br />
- Vortrag von Dr. Markus Schlagnitweit (damals Direktor der KSÖ) zum Thema Solidarität und<br />
anschließende Diskussion<br />
- Wie wollen wir das Thema umsetzen: was geschieht schon, was ist geplant, welche Ziele, Meilensteine<br />
und Methoden wollen wir verfolgen, setzen, anwenden?<br />
Beim Erfahrungsaustausch wurden unterschiedlichste Beispiele angeführt. U.a.:<br />
- Füreinander einstehen<br />
in Krisensituationen unter<br />
Freunden, Rundenmitgliedern,<br />
Nachbarschaft,<br />
im unmittelbaren<br />
Lebensumfeld<br />
- Freiwilligenarbeit in Organisationen,<br />
Solidarität<br />
in Betrieben und mit<br />
Arbeitslosen z.B. durch<br />
die bischöfliche Arbeitslosenstiftung<br />
- Bei eklatantem Unrecht<br />
aufstehen: z.B. bei Ausweisung<br />
von gut integrierten<br />
MirgrantInnen<br />
- Internationale Solidarität<br />
z. B. über den Solidaritätsfonds<br />
der<br />
KAB/KAJ<br />
- Strukturelle Solidarität<br />
wie z. B. die Gewerkschaft<br />
oder die Sozial-<br />
Vorstand vom 19. und 20. März 2010 in Linz, Jägermayrhof.<br />
Eines der Plakate der Gruppenarbeit „Wo lebe bzw. erlebe ich Solidarität“.<br />
versicherung.<br />
12<br />
Protokoll vom 17. Vorstand der KAB und Betriebsseelsorge OÖ, 19. bis 20. März 2010, Jägermayrhof Linz,<br />
Seiten 2 bis 7<br />
12
,<br />
,<br />
Dr. Markus Schlagnitweit erörterte in seinem Vortag u.a. das Verständnis und die Entwicklung des<br />
Begriffes „Solidarität“ ausgehend vom Römischen Recht (in solidum obligari – für das Ganze haften),<br />
über die französische Revolution („fraternité“) bis zur Solidarität im Kontext der Arbeiterbewegung als<br />
Zusammengehörigkeitsbewusstsein der Arbeiterklasse. Er beleuchtete den Begriff Solidarität im sozialwissenschaftlichen<br />
Diskurs als Kitt der Gesellschaft in einer arbeitsteiligen Gesellschaft, Solidarität als<br />
ethisches Prinzip / sittliche Pflicht in der Katholischen Soziallehre, als theologischen Begriff im Sinne<br />
der Solidarität Gottes mit den Menschen und zeigte den Zusammenhang von Solidarität und Gerechtigkeit<br />
zwischen freiwilliger solidarischer Haltung bzw. Einstellung und einforderbarem solidarischem Verhalten.<br />
13<br />
Bei der in der Diskussion aufgeworfenen Frage nach der Umsetzung der Forderung nach Solidarität in<br />
der Gesellschaft wurde u.a. auf drei Aktionen hingewiesen:<br />
„Das soziale Gesicht der Kirche“ als Kommunikationsschwerpunkt der Diözese Linz für die Jahre<br />
2010/2011 mit sozialpolitischer Positionierung der Katholischen Aktion.<br />
„Manifest für Gerechtigkeit“ 14 , ein gemeinsames öffentliches Auftreten von Arbeiterkammer OÖ, Gewerkschaft<br />
OÖ und Katholische Kirche der Diözese Linz für eine „Politik für ein menschengerechtes<br />
Wirtschaften und ein gutes Leben!“.<br />
Der europaweite „Decent work day“ (Gute Arbeit Tag) am 7. Oktober 2010, an dem die Katholische<br />
ArbeitnehmerInnen Bewegung aller deutschsprachigen Länder Europas mittels einer Kartenaktion und<br />
anderer Veranstaltungen auf die Forderung nach menschenwürdiger Arbeit und Arbeitsbedingungen<br />
hinwies.<br />
Für die weitere Vorgangsweise wurden in Gruppen<br />
- Ziele<br />
- Meilensteine<br />
- Methoden / Slogan´s / Ideen für Materialien / . . .<br />
gesammelt und festgehalten, was einzelnen Teilnehmern dabei<br />
besonders wichtig ist. 15 Die Arbeitsgruppe Solidarität wurde beauftragt<br />
auf Basis dieser Ideen den Schwerpunkt „Solidarität“ weiter<br />
zu betreiben und zu konkretisieren.<br />
„Methoden, Slogan´s, Materialien“<br />
17. Vorstand, März 2010<br />
13<br />
Vortrag von Dr. Markus Schlagnitweit, KSÖ, zum Thema „Solidarität“, 20. März 2010. Siehe Anhang.<br />
14<br />
Siehe Anhang<br />
15<br />
Protokoll vom 17. Vorstand der KAB und Betriebsseelsorge OÖ, 19. bis 20. März 2010, Jägermayrhof Linz,<br />
Seiten 6 u. 7<br />
13
1.4.3 Entstehung des Slogans und des Logos<br />
In der auf den Vorstand folgenden AG Solidarität wurde unter anderem die Idee einer „Design-Werkstatt“<br />
besprochen. Mit Hilfe einer Fachkraft für Öffentlichkeitsarbeit sollte ein „Corporate Design“ für den<br />
Schwerpunkt Solidarität erarbeitet werden. Man brauchte einen aussagkräftigen Slogan, ein Logo und<br />
ein durchgängiges Design für alle optischen Präsentationsformen und –möglichkeiten. 16<br />
Bei dieser „Design-Werkstatt“, die von Sissy Kaiser angeleitet<br />
wurde, trugen die TN assoziativ und spontan zusammen,<br />
was ihnen im Zusammenhang mit Solidarität einfiel<br />
und am Herzen lag: 17<br />
Ziele<br />
Zielgruppen<br />
Was ist mir wichtig<br />
Welche Begriffe verbinde ich damit<br />
Was soll ein Slogan beinhalten bzw. aussagen<br />
Welche Bilder, Gefühle und Farben verbinde ich damit<br />
Ideen für Materialien<br />
Auf Basis dieser Sammlung wurden von Sissy Kaiser gemeinsam<br />
mit dem Grafiker Christian Ruhs mehrere Vorschläge<br />
für Logo und Slogan erarbeitet. In der nächsten AG<br />
Sitzung im Sept. 2010 wurden diese Vorschläge diskutiert<br />
und dann vom Grafiker nochmals überarbeitet.<br />
Eines der Plakate der „Design-Werkstatt“ mit<br />
Sissy Kaiser<br />
Im Vorstand im November 2010 wurde der Slogan bzw. das Logo präsentiert und nochmals diskutiert. 18<br />
Trotz verschiedentlicher Kritik, die z.B. in Frage<br />
stellte, ob es den Nachsatz „bringt´s“ wirklich<br />
braucht, hat das Kernteam beschlossen das Logo in<br />
der vorgestellten Form zu belassen und so zu<br />
verwenden. Dies wurde noch im November 2010 in<br />
einem Brief an die Vorstandsmitglieder argumentiert<br />
und mitgeteilt. 19<br />
16<br />
Protokoll der AG Solidarität vom 31. Mai 2010<br />
17<br />
„Solidarität-Briefing“, Fotoprotokoll der Design-Werkstatt vom 22. Juni 2010<br />
18<br />
Protokoll vom 18. Vorstand der KAB und Betriebsseelsorge OÖ, 5. bis 6. Nov. 2010, Cardijn Haus, Linz,<br />
Seite 2<br />
19<br />
Brief des Kernteams an die Vorstandsmitglieder vom November 2010<br />
14
1.4.4 Der Schwerpunkt auf der Homepage und die Entwicklung diverser Materialien<br />
Nachdem der Slogan und das Logo feststanden, wurde der Schwerpunkt als eigene Seite auf der<br />
Homepage des Bereiches (www.mensch-arbeit.at / Schwerpunkt Solidarität) eingerichtet. Hier sollte<br />
jede/r Interessierte Unterlagen und Hilfsmittel auch für die eigene Verwendung finden und darüber informiert<br />
werden, was geplant und umgesetzt wird. Diese Website wurde während der Durchführung des<br />
Schwerpunkts laufend erweitert und auf den neuesten Stand gebracht.<br />
Hier konnte sich dann jede/r auch die diversen Materialien herunterladen, seien es schriftliche Unterlagen,<br />
Layout-Vorlagen oder Vorlagen für die Anfertigung von Aufklebern und Transparenten oder Grußkarten<br />
zum „Decent work day“.<br />
Zum Beispiel zum Ausborgen:<br />
Transparent, wetterfest mit Ösen zum Befestigen<br />
BxH = 300 x 100 cm<br />
15
2. Grundlagenpapier und Methodenpaket<br />
17
2.1 Thesen zur Solidarität<br />
Im Vorstand anfangs November 2010 fragten sich die TeilnehmerInnen, wofür der Begriff „Solidarität“<br />
für sie als kirchlich Engagierte in der Diskussion mit der Arbeiterbewegung, mit den Bündnispartnern<br />
Gewerkschaft und Arbeiterkammer steht. Sollte nicht durch Erzählen erlebter Beispiele Solidarität sichtbar<br />
gemacht werden? Wäre nicht eine Begriffsklärung notwendig bzw. angebracht? 20<br />
Diese Auseinandersetzung brachte die AG Solidarität in ihrer Besprechung Ende November 2010 zu<br />
der Frage: „Solidarität: was ist das, was meinen wir damit?“. Gedacht war, dass die Betriebsseelsorge<br />
und KAB OÖ selbst Position beziehen und Merkmale für das eigene Verständnis von Solidarität zusammentragen<br />
sollten. Zum Erarbeiten dieses gemeinsamen Verständnisses erzählten sich die TeilnehmerInnen<br />
der AG Solidarität „Solidaritätsgeschichten“ und analysierten diese nach vier Gesichtspunkten: 21<br />
! (Rufzeichen) Was wird klar über Solidarität<br />
? (Fragezeichen) Was ist fraglich bzgl. Solidarität<br />
(Blitz) Was spießt sich hier (Einspruch, Widerspruch)<br />
(Wolke) Was bleibt verdeckt.<br />
Die Kerngruppe wurde dann beauftragt, aus diesem „Grundmaterial“<br />
einen Vorschlag für Thesen herauszufiltern, was die AG-Mitglieder<br />
als Delegierte von Betriebsseelsorge und KAB mit Solidarität<br />
meinen. Nach einigen Diskussionsrunden mit Kernteam und<br />
Arbeitsgruppe entstand dann das Thesenpapier:<br />
„Thesen zur Solidarität. KAB und Betriebsseelsorger OÖ.<br />
Eine Einladung zum Diskurs.“ 22<br />
mit den Unterpunkten:<br />
Warum thematisieren wir Solidarität?<br />
Was meinen wir mit Solidarität?<br />
Wozu solidarisch sein?<br />
Wie geht solidarisch sein? Was braucht es dazu?<br />
Die Thesen wurde in die „Werkzeugkiste Solidarität“ aufgenommen und sind auch in Plakatform (A3,<br />
färbig) erhältlich.<br />
2.2 Werkzeugkiste Solidarität 23<br />
Schon beim Vorstand im März 2010 wurden bei Gruppenarbeiten zu den Themen<br />
„Meilensteine: Unterthemen/Aktionen/Veranstaltungen“ und „Methoden/Slogans/Materialien“<br />
eine Reihe von Ideen eingebracht, die wert waren weiterverfolgt,<br />
konkreter ausgearbeitet und an Interessierte weitergegeben zu werden. Auch im Kernteam<br />
im April 2010 wurden „weitere Ideen für Meilensteine bzw. Mittel“ zusammen getragen. Bei der AG<br />
20<br />
Protokoll vom 18. Vorstand der KAB und Betriebsseelsorge OÖ, 5. bis 6. Nov. 2010, Cardijn Haus, Linz,<br />
Seite 3<br />
21<br />
Protokoll der AG Solidarität vom 24. Nov. 2010, Seite 2ff<br />
22<br />
Thesen zur Solidarität. KAB und Betriebsseelsorger OÖ. Eine Einladung zum Diskurs. Siehe Anhang.<br />
23<br />
www.mensch-arbeit.at/ Schwerpunkt Solidarität / Werkzeugkiste Solidarität<br />
18
Solidarität Ende Mai 2010 wurde dann bei der Überarbeitung der vier Eckpunkte, die im Vorstand vom<br />
März aufgestellt wurden (Ziele/Meilensteine/Methoden / Wichtiges) erstmals von einer „Werkzeugkiste“<br />
gesprochen, in der man div. Methoden, Rundenmaterial, Spiele, etc. sammeln und so aufbereiten<br />
könnte, dass damit in Workshops oder Gruppen gearbeitet werden könnte. Das Kernteam wurde mit<br />
der Zusammenstellung und Aufbereitung dieser „Werkzeugkiste“ beauftragt und die AG Mitglieder aus<br />
den Treffpunkten verpflichteten sich ebenfalls an diesem Projekt mit zu arbeiten. Bis Oktober 2010 sollte<br />
so eine erste Sammlung an „Werkzeugen“ vorhanden sein.<br />
Im Kernteam im Juni 2010 wurde festgehalten, an welche Art von Werkzeugen man hier denken sollte<br />
/ könnte. Da wurden u.a. genannt 24 : interaktive Spiele (z.B. die „Brücke von Leonardo da Vinci“), Geschichten<br />
und Texte (wie z.B. der Text von Niemüller), sowie eine Sammlung von Beispielen, die bereits<br />
verwirklicht worden sind (wie z.B. der Solifonds der KAB/KAJ). Ziel war es die Inhalte sowohl in Papierform,<br />
als auch auf der Homepage zur Verfügung stellen zu<br />
können. In der nächsten AG wurde das Vorhandene ergänzt<br />
und konkretisiert. Es wurde z.B. angeregt, die für die „Brücke<br />
der Solidarität“ notwendigen Bretter in mehrfacher Ausführung<br />
zum Ausleihen anzuschaffen und eine Anleitung zu verfassen,<br />
um damit arbeiten zu können. 25 So wurden Schritt für Schritt<br />
die einzelnen Werkzeuge ausgearbeitet und zusammen getragen.<br />
Mit Unterstützung aus den Treffpunkten, die noch vor der<br />
Veröffentlichung im Internet ein vorläufiges Inhaltsverzeichnis<br />
bekamen, sollte dann die Werkzeugkiste laufend ergänzt und<br />
angereichert werden.<br />
Durch technische Problem etwas verzögert konnte die Werkzeugkiste<br />
am 18. März 2011 dann online gestellt werden. Im<br />
Vorwort dazu heißt es auf der Homepage u.a. 26 :<br />
„Sie finden/Du findest hier unterschiedlichste Materialien wie<br />
Artikel, Aufsätze, Texte, Bilder, Musik- und Filmvorschläge, Gesprächsunterlagen, Projekt-, Aktions-<br />
und Spielbeschreibungen sowie eine weiterführende Literatur- und Bücherliste.“ 27<br />
Werkzeugkiste Solidarität<br />
I N H A L T<br />
Vorwort zur Werkzeugkiste<br />
1) Aktionen<br />
2) Artikel und Aufsätze<br />
3) Bibel und Liturgie<br />
4) Bilder<br />
5) Filme<br />
6) Texte und Gedichte<br />
7) Katholische Soziallehre<br />
8) Lieder und Musik<br />
9) Material<br />
10) Projektbeispiele<br />
11) Rundenmodelle, Gesprächsunterlagen<br />
12) Spiele<br />
Bis Anfang September 2012 gab es insgesamt 2150 Zugriffe auf die Werkzeugkiste auf der Homepage<br />
von mensch & arbeit. 28 Im Diözesanbüro gibt es die Werkzeugkiste auch in Papierform in einem Ordner<br />
(in mehrfacher Ausführung). Hier kann man in sie Einsicht nehmen, ggf. sie auch ausleihen oder bei<br />
Veranstaltungen auflegen.<br />
24<br />
Protokoll des Kernteams vom 14.06.2010<br />
25<br />
Protokoll der AG Solidarität vom 06. 09. 2010<br />
26<br />
www.mensch-arbeit.at/ Schwerpunkt Solidarität / Werkzeugkiste Solidarität / Vorwort zur Werkzeugkiste<br />
27<br />
Vollständiges Inhaltsverzeichnis Werkzeugkiste Solidarität siehe Anhang<br />
28<br />
Projektendbericht 2011 für die Österreichische Gesellschaft für politische Bildung vom 1.09.2012, S.8<br />
19
3. Veranstaltungen auf regionaler, diözesaner<br />
und überdiözesaner Ebene<br />
21
3.1 Frauenwochenende der KABOÖ zum Thema „Solidarisch sein – von Frau zu Frau“<br />
(3. – 4. Juli 2010) 29<br />
Unter dem Titel "Solidarisch sein - von Frau zu Frau" beschäftigten sich 20 Frauen Anfang Juli 2010<br />
in Bad Dachsberg mit dem Thema Solidarität. Die vielfältigen und unterschiedlichen Arbeits- und Lebenssituationen<br />
der Teilnehmerinnen brachten eine tolle Dynamik in die zwei gemeinsamen Tage.<br />
"Solidarisch sein ... bringt uns weiter!"<br />
stand am Anfang ... und am Ende eines Plakates<br />
- und dazwischen viel Inhaltliches. Und<br />
dieser Bogen spannte sich über das gesamte<br />
Wochenende. Was bedeutet Solidarität<br />
- ganz konkret, in den jeweils unterschiedlichsten<br />
Lebensbezügen, wo (er)lebe ich Solidarität,<br />
wo vermisse ich sie. Welche persönlichen<br />
und gesellschaftspolitischen Umstände<br />
bereiten Schwierigkeiten, lassen<br />
Grenzen ziehen und warum ist es so leicht<br />
Frauen auseinander zu dividieren. Hier war<br />
ein Blick in die Geschichte sehr hilfreich.<br />
Notwendig und mehr<br />
Dass Solidarität nicht nur eine Notwendigkeit<br />
zum Funktionieren einer Gesellschaft ist,<br />
sondern auch einen Gewinn an Lebensqualität bedeutet, wurde in den Diskussionen sichtbar: von<br />
Freude, Verbundenheit, Rückhalt, Wertschätzung und persönlichem Wachstum war hier die Rede.<br />
Doch auch ganz konkret von (gesetzlichen) Frauen-Rechten, die nur durch gemeinsames Engagement<br />
erkämpft worden waren - von großen Frauen-Führungspersönlichkeiten und vielen, vielen "normalen"<br />
solidarischen Frauen.<br />
29<br />
www.mensch-arbeit.at/ Schwerpunkt Solidarität/ Archiv<br />
22
"Bin ich froh - ich muss keine Heldin sein. Solidarisch zu leben geht auch im Kleinen und ganz konkret<br />
in meinem Leben" meinte schließlich eine Teilnehmerin, die sich von der Last des großen Wortes "Solidarität"<br />
und der oft damit verbundenen hohen Ansprüche niedergedrückt gefühlt hatte. Gestärkt und<br />
ermutigt konnten die Teilnehmerinnen so auch am Ende des Wochenendes festhalten, wo sie Möglichkeiten<br />
sehen, Solidarität im privaten Umfeld, in der Arbeit, in Gesellschaft und Politik umzusetzen. Neben<br />
aller inhaltlichen Auseinandersetzung kam an diesem heißen Wochenende aber auch das Vergnügen<br />
am Gemeinsamen nicht zu kurz. Schließlich will Frau Solidarität nicht nur erarbeiten sondern auch<br />
erleben können.<br />
3.2 Aktionswerkstatt „mehr.wert - Solidarität bringt´s“ (2. April 2011)<br />
Nach der Bereichs – internen Auseinandersetzung mit dem Thema Solidarität beim Studienhalbtag mit<br />
Markus Schlagnitweit im März 2010 schlug das Kernteam vor, als „Meilenstein“ für das kommende Arbeitsjahr<br />
einen Studientag für April 2011 zu planen. Zu diesem Studientag sollten Referenten eingeladen<br />
und Workshops mit Fachleuten und Moderatoren stattfinden. 30 In den folgenden Kernteamsitzungen<br />
wurde diese Idee weiterverfolgt und etwas mehr präzisiert. In der AG Solidarität im Sept. 2010<br />
wurde die Entscheidung getroffen, eine „Studienwerkstatt“ im Rahmen eines erweiterten Frühjahrsvorstandes<br />
zu organisieren. 31 Es wurde eine eigene Vorbereitungsgruppe<br />
eingesetzt und als Ziel der Veranstaltung das<br />
„Kennenlernen / Ausprobieren von Methoden- und Aktionsmöglichkeiten<br />
zur Auseinandersetzung mit Solidarität“ formuliert. 32<br />
Zielgruppe waren also besonders Multiplikatoren, die selbst in<br />
Gruppen oder bei anderen Veranstaltungen diese Methoden<br />
verwenden wollten.<br />
Am 2. April 2011 fand dann im Treffpunkt mensch & arbeit voestalpine<br />
die „Aktionswerkstatt mehr.wert. Solidarität bringt´s“<br />
statt. (Siehe eigenen Endbericht dieser Veranstaltung 33 ). Für<br />
jede/n der mehr als 50 TeilnehmerInnen war etwas Passendes<br />
dabei, denn nach einigen Auftaktsketches der Jugendtheatergruppe<br />
Courage aus Rohrbach und einem kurzem Statement<br />
von Chris Müller vom Theater Hausruck ging es ab in die Workshops:<br />
Verstecktes Theater: eine Szene wurde erarbeitet und in der Straßenbahn zur Aufführung gebracht<br />
– nur dass die „Zuschauer“ nicht wussten, dass es sich um Theater handelt.<br />
Solidarität gelacht: über das ernste Thema Solidarität wurde geblödelt – Minidramen und Improvisationsszenen<br />
gespielt.<br />
30<br />
Protokoll des Kernteams vom 19. 04. 2010<br />
31<br />
Protokoll der AG Solidarität vom 06. 09. 2010<br />
32<br />
Protokoll Kernteam vom 30. 09. 2010<br />
33<br />
Endbericht der Aktionswerkstatt „mehr.wert.Solidarität bringt´s“. (Zusammenstellung von Karl Queteschiner.<br />
Veranstalter: KAB und Betriebsseelsorge OÖ, Katholische Jugend OÖ).<br />
23
Brücke der Solidarität: Nur aus Holzbrettern wurde eine Bogenbrücke mit einer Spannweite von<br />
6 Meter und einer Höhe von 2 Meter gebaut.<br />
Gewinnt so viel ihr könnt! Ein Gruppenexperiment: 4 Gruppen versuchten in einem Spiel so<br />
viel zu gewinnen, wie möglich. Geht das nur gegeneinander oder auch gemeinsam?<br />
Schreibwerkstatt Solidaritätsgeschichten: Kreative Impulse inspirierten zu Geschichten, Gedichten,<br />
Gedanken rund um das Thema „solidarisch sein“.<br />
Straßenzeitung live: Zum Thema „Solidarität – Was ist das eigentlich“ wurden Passanten mittels<br />
einer Straßenzeitung (großes am Boden liegendes Plakat) befragt und in Gespräche verwickelt.<br />
Die soziale Falle: TeilnehmerInnen erprobten anhand einer einfachen Übung das eigene Verhalten<br />
im Umgang mit Allgemeingütern – Gütern, die für alle da sind.<br />
Kurzfilm „Futter“: ein witziger, skuriller Animationsfilm zum Thema „fressen und gefressen werden“<br />
wurde angesehen und besprochen.<br />
Mein Solidaritätsprojekt entwickeln: Ein offener Raum für alle, die eine eigene Idee konkret weiter<br />
entwickeln wollten.<br />
Die Erfahrungen und Ergebnisse aus den Workshops wurden am Nachmittag in einer Abschlusspräsentation<br />
zusammengetragen und die Eindrücke mit allen geteilt. Der gemeinsame Tag endete mit einer<br />
liturgischen Feier und mit einem biblischen Symbol für Solidarität: Teilen von Brot und Wein 34 .<br />
3.3 Veranstaltung zum Manifest für Gerechtigkeit: „In Wels ist genug für alle da“<br />
(27. April 2011) 35<br />
Rund 70 Interessierte nahmen an der Veranstaltung von Arbeiterkammer, ÖGB und Treffpunkt<br />
mensch & arbeit zum Thema „In Wels ist genug für alle da!“ teil.<br />
Die Interviewrunde mit den regionalen ExpertInnen Gabriele Jungwirth (Wohnen/Triangel, Wels), Günther<br />
Fischinger (Existenzsicherung/Caritas,<br />
Wels), Bettina<br />
Reichhold (Arbeit/FAB Reno<br />
OÖ 4U Jugend, Wels) und<br />
Stadträtin Silvia Huber (soziale<br />
Dienstleistungen/Magistrat,<br />
Wels) zeigte deutlich: Armut hat<br />
viele Gesichter. Ob beim Angebot<br />
von günstigen Wohnungen<br />
(z. Bsp.: Beschränkung der<br />
Kaution), Erhöhung der Nettoersatzrate<br />
beim Arbeitslosengeld, Einkommen, von dem man auch leben kann, rasche Einführung der<br />
34<br />
Aktionswerkstatt Rückschau in: Information - Diskussion Nr. 241 / 05-11<br />
35<br />
www.mensch-arbeit.at/ Schwerpunkt Solidarität/ Archiv<br />
24
Mindestsicherung, bessere finanzielle Förderung von Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten, Ausbau<br />
von Ausbildungsplätzen für Jugendliche, etc. - es gibt viele konkrete Vorschläge zur Veränderung,<br />
und ein Umdenken muss stattfinden!!<br />
Die Organisatorinnen der Veranstaltung waren sich einig: „In Wels wäre genug für alle da“, es bedarf<br />
jedoch gerechter Steuern auf Vermögen und Gewinne zur Gemeinwohlfinanzierung. Davon profitieren<br />
alle, da nur soziale Sicherheit sozialen Frieden schaffen kann.<br />
3.4 Gottesdienste zum Thema „Solidarität“ (1. Mai 2011 und 22. April 2012)<br />
Gottesdienst in der voestalpine (1. Mai 2011)<br />
Es ist bereits Tradition, dass zum 1. Mai in der Voest eine Messfeier stattfindet. Vorbereitet und organisiert<br />
von den BetriebsseelsorgerInnen und ehrenamtlichen MitarbeiterInnen des Treffpunktes mensch<br />
& arbeit Standort voestalpine und geleitet vom „Voestpfarrer“, jenem Priester, der dem Treffpunktteam<br />
angehört. Bei diesen Messfeiern, die in einer der Werkshallen abgehalten wird, ist das Leben der Arbeiter,<br />
deren Sorgen und Nöte, sowie die aktuelle gesellschaftliche und wirtschaftliche Situation, die auf<br />
sie einwirkt, Thema.<br />
Am 1. Mai 2011 fand die Feier in der Voest-Grobblechhalle unter namhafter Beteiligung der Voest-<br />
Mitarbeiter statt. Es wurde das Thema „Solidarität“ mit Blick auf die Solidarität zwischen den Arbeitnehmern<br />
gewählt. Die dort verwendeten Gebete und die gehaltene Predigt sind z.T. in der „Werkzeugkiste<br />
Solidarität“ 36 (3. Bibel und Liturgie: Texte für die Liturgie) zu finden.<br />
Gottesdienst in Gallneukirchen (1. Mai 2011)<br />
Ebenfalls Tradition ist es in der Pfarre Gallneukirchen, dass die KAB des Gebietes Unteres Mühlviertel<br />
zum 1. Mai einen Gottesdienst vorbereitet und organisiert, der die Fragen der Arbeitswelt thematisiert.<br />
Am 1. Mai 2011 wurde das Thema „Solidarität“ mit Blick auf die Unterdrückten und Armen in unserer<br />
Gesellschaft gewählt. Die Messfeier wurde von Kaplan Michael Münzner geleitet, der auch die Predigt<br />
hielt. Die dort verwendeten Gebete, Lieder, Bibelstellen und gehaltene Predigt sind in der „Werkzeugkiste<br />
Solidarität“ (3. Bibel und Liturgie: Gottesdienstvorschlag KAB Gallneukirchen) zu finden.<br />
Gottesdienst in der Pfarre St. Peter/Hart (22. April 2012) 37<br />
Der Treffpunkt mensch & arbeit Braunau zu Gast mit dem Thema „Solidarität bringt´s“.<br />
Die Brücke der Solidarität kann man nicht alleine aufbauen, dazu braucht es viele engagierte Menschen.<br />
Das zeigte sich auch am Sonntag, 22. April 2012 in St. Peter, wo der Gottesdienst dem Thema Arbeitswelt<br />
und solidarisch handeln gewidmet war und aus Holz eine tragfähige Brücke aufgestellt wurde.<br />
36<br />
www.mensch-arbeit.at/ Schwerpunkt Solidarität/ Werkzeugkiste Solidarität<br />
37<br />
www.mensch-arbeit.at/ Schwerpunkt Solidarität / Archiv / 22. April 2012<br />
25
Inhaltlich wie musikalisch<br />
hat der<br />
Treffpunkt mensch<br />
& arbeit Braunau<br />
mit den hauptamtlichen<br />
Betriebsseelsorger/innen<br />
und<br />
der Dekanatsjugendleiterin<br />
sowie<br />
einigen Ehrenamtlichen<br />
die Vorbereitungen<br />
übernommen.<br />
Wann<br />
wird schon für Arbeitslose<br />
gebetet?<br />
Die Arbeitswelt<br />
produziert auch viel Leid, das gern mit Vorurteilen bedacht und mit Schuldzuweisungen abgewertet<br />
wird. Aber sehr oft ist es nicht das Versagen einer Einzelperson, sondern eines Systems, das Menschen<br />
nur mehr nach Leistung beurteilt. Aus der Osterbotschaft und den Begegnungen des Auferstandenen,<br />
wie sie in den Evangelien erzählt werden, können Menschen heute viel Kraft und Mut schöpfen, um<br />
sichtbares Zeichen zu sein, denn „Gottes Hände sind unsere Hände, Gott hat nur unsere Hände“. Darauf<br />
verwies Betriebsseelsorgerin Martina Lainer in ihren Gedanken. Dabei zitierte sie auch den Beginn des<br />
Konzilsdokuments „Pastoralkonstitution über die Kirche in der Welt von heute“ (Gaudium et spes), um<br />
den Auftrag in Kirche und Welt zu unterstreichen:<br />
„Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten<br />
aller Art, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi.“<br />
Die Pfarre St. Peter hat den Treffpunkt mensch & arbeit Braunau sehr wertschätzend aufgenommen,<br />
dafür sei herzlich gedankt.<br />
Die dort verwendeten Gebete, Lieder, Bibelstellen und Predigt sind in der „Werkzeugkiste Solidarität“<br />
(3. Bibel und Liturgie: Gottesdienstvorschlag Treffpunkt mensch & arbeit Braunau) zu finden.<br />
Weitere Gottesdienste<br />
Während der gesamten Schwerpunktzeit (2009/10 – 2012/13) wurden noch mehrere Gottesdienste zum<br />
Thema „mehr.wert – Solidarität bringt´s“ gestaltet, wie z.B. jener bei der Bergmesse der KAB am 19.<br />
September 2010 am Richtberg bei Pinsdorf. 38 Auch Pfarren haben sich der Gottesdienstvorschläge zu<br />
diesem Thema aus der Werkzeugkiste Solidarität bedient.<br />
38<br />
http://www.dioezese-linz.at/redaktion/index.php?action_new=Lesen&Article_ID=55687<br />
26
3.5 „fair gehen“ – Marsch durch Wels (13. Mai 2011) 39<br />
Am Freitag, dem 13. Mai 2011 marschierten über 800 Menschen für soziale Gerechtigkeit durch die<br />
Innenstadt von Wels und demonstrierten gemeinsam mit 41 Organisationen Solidarität für mehr Fairness<br />
im österreichischen Sozialsystem.<br />
In Wels fand am Freitag, 13. Mai 2011 die größte Demonstration der letzten Jahrzehnte statt. Diverse<br />
Vertreter von 25 Sozialorganisationen,<br />
7 Pfarren, der Arbeiterkammer,<br />
des ÖGB, des Pensionistenverbandes,<br />
des Treffpunktes<br />
mensch & arbeit Wels, sowie von<br />
einigen Kultur- und Jugendorganisationen<br />
machten auf die Schieflage<br />
unserer Gesellschaft aufmerksam.<br />
Insgesamt marschierte über<br />
800 Menschen für soziale Gerechtigkeit,<br />
und demonstrierten so gegen<br />
die bei der letzten Budget-Konsolidierung<br />
vorgenommenen Kürzungen im Sozialbereich und für mehr Fairness im österreichischen<br />
Steuersystem.<br />
„Würden die 10% der Vermögenden, die weit über 60% des Vermögens besitzen, einen angemessenen<br />
Beitrag zur Budget-Sanierung leisten,<br />
könnten ohne Probleme nötige Zukunftsinvestition<br />
im Bereich der Bildung, der<br />
Forschung und für Energie und Umweltthemen<br />
getätigt und Kürzungen im Sozialsystem<br />
verhindert werden.“, so Christian<br />
Felber, Publizist und Autor, bei der<br />
Schlusskundgebung am Minoritenplatz.<br />
„Bleiben die derzeitigen Budget-Sanierungsmaßnahmen<br />
jedoch aufrecht, wird<br />
die Kluft zwischen Reich und Arm immer<br />
größer und immer mehr Menschen haben zu wenig für ein sorgenfreies Leben.“ ergänzt Walter Binder,<br />
Initiator der Demonstration.<br />
39<br />
www.mensch-arbeit.at/ Schwerpunkt Solidarität / Archiv / 13. Mai 2011 „fair gehen“ – Marsch durch Wels<br />
27
„fair gehen“ Marsch auch in Vöcklabruck 40<br />
Die Idee eines „fair<br />
gehen“-Marsches<br />
wurde bereits auch<br />
schon am 18. Juni<br />
2010 in Vöcklabruck<br />
durchgeführt. Dort<br />
hatte die ATTAC-<br />
Regionalgruppe<br />
Vöcklabruck gemeinsam<br />
mit einem<br />
breiten Bündnis von<br />
Organisationen, zu<br />
denen auch der<br />
Treffpunkt mensch &<br />
arbeit Vöcklabruck zählte, unter dem Titel „Es reicht! Fair.gehen-Marsch für Gerechtigkeit und sozialem<br />
Zusammenhalt“ zu dieser Aktion aufgerufen.<br />
3.6 60 Jahre KABÖ: Studientag „Solidarität in bedrängter Zeit“ (14. Mai 2011) 41<br />
"Der verstärkte Ruf nach Solidarität ist bereits Symptom dafür, dass die Menschen spüren, wie sich das<br />
solidarische Grundgewebe ausdünnt“. So der Theologe und Sozialethiker Dr. Markus Schlagnitweit von<br />
der Katholischen<br />
Sozialakademie<br />
am 14. Mai 2011<br />
beim Studientag<br />
der Katholischen<br />
Arbeitnehmerbewegung<br />
im Stift Altenburg.<br />
Der Studientag<br />
fand aus<br />
Anlass des 60-jährigen<br />
Bestehens<br />
der Katholischen<br />
ArbeitnehmerInnen<br />
Bewegung Österreich<br />
und des Jubiläums 120 Jahre Katholische Soziallehre statt.<br />
40<br />
www.mensch-arbeit.at/ Werkzeugkiste Solidarität / (1. Aktionen: Es reicht – Vermögensverhältnisse in Österreich).<br />
41<br />
http://www.kirche.at/stpoelten/newsinfo.php?links=14052011181534<br />
28
Schlagnitweit unterstrich in seinen Ausführungen die große Herausforderung für die Solidarität heute.<br />
In einer zunehmend pluralen und ausdifferenzierten Gesellschaft mit hoher Individualisierung und großen<br />
Unsicherheiten in vielen Bereichen sei Solidarität heute unabdingbar. Vor über hundert TeilnehmerInnen<br />
aus den Diözesen Österreichs sowie Gästen aus Tschechien und dem Bundesvorstand der Katholischen<br />
ArbeitnehmerInnen Bewegung spannte der Sozialexperte einen Bogen über die Entwicklung<br />
des Begriffes „Solidarität“ vom rechtlichen Begriff über seine Verwendung als politische Parole bis hin<br />
zum ethischen Prinzip in der Katholischen Soziallehre. In sieben Arbeitskreisen diskutierten die Teilnehmer<br />
des Studientages über die aktuellen Herausforderungen wie Jugendarbeitslosigkeit, Altersvorsorge,<br />
Globale Verantwortung oder auch den arbeitsfreien Sonntag, die Armut in Österreich und die<br />
Waldviertler Regionalwährung.<br />
Den Abschluss fand der Studientag in einem Festgottesdienst mit Abt Christian Haidinger sowie der<br />
Besichtigung des „Alten Klosters“ von Stift Altenburg.<br />
3.7 „Blumen der Solidarität“ – Aktionstag bei der Landesgartenschau Ansfelden<br />
(25. Mai 2011). 42 Ein Tag im Zeichen der Solidarität<br />
So bunt und vielfältig wie das Motto gestaltete sich am Mittwoch, 25. Mai 2011 der Tag der Solidarität<br />
am Festplatz der Landesgartenschau Ansfelden 2011. Veranstaltet von Südwind, Treffpunkt mensch &<br />
arbeit Nettingsdorf, VS und HS Ansfelden Pilgrimschule und Sozialforum Linz-Land stand gemeinschaftliches,<br />
solidarisches Handeln von vor Ort bis weltweit einen Tag im Mittelpunkt.<br />
„Wenn wir Menschlichkeit wollen, müssen wir menschenfreundliche Verhältnisse schaffen!“ Gemäß diesem<br />
Spruch von Bert Brecht wurde der Einstieg in den Tag mit Schulprojekten zu Solidarität mit Mensch<br />
und Natur gestaltet. Bienen und Blumen aus Papiermache begeisterten Groß und Klein, dazu gab es<br />
auch eine Power-Point-Präsentation über Solidarprojekte mit Nicaragua.<br />
Südwind leitete den Nachmittag unter dem Titel:<br />
"I shop fair" ein und präsentierte eine Ausstellung<br />
zum Thema Globalisierung gestalten – für<br />
faire Arbeitsbedingungen weltweit – umrahmt<br />
von Straßentheaterszenen. Für die BesucherInnen<br />
gab es die Möglichkeit, Gedanken und<br />
Sätze zu Solidarität aufzuschreiben, auf der<br />
Leine der Solidarität aufzuhängen und miteinander<br />
zu teilen: Solidarität heißt für mich … Es<br />
liegt, wie eine Besucherin schrieb, in unseren<br />
Händen, ob wir uns halten oder nicht. Solidarität<br />
42<br />
www.mensch-arbeit.at/ Schwerpunkt Solidarität / Archiv / 25. Mai 2011<br />
29
ist ein Grundprinzip unseres Handelns. Wenn jemand stolpert fangen wir ihn auf.<br />
Praktisch umgesetzt wurde Solidarität mit dem Bau der Brücke der Solidarität unter dem Mitwirken von<br />
Besucherinnen und Besuchern. Eine sich selbst tragende Holzkonstruktion ohne Nägel, die nur durch<br />
Zusammenhalt und gemeinsames Aufbauen tragfähig wird, löste Staunen und Bewunderung aus – und<br />
trug auch.<br />
Ab 17 Uhr standen VertreterInnen verschiedenster lokaler solidarischer Projekte, Organisationen und<br />
Initiativen - Tauschkreis Neuhofen, KAB und Betriebsseelsorge - mehr.wert – Solidarität bringt´s, Integrationsbüro<br />
Haid/Traun, Frauennetzwerk Linz-Land, Stadtgemeinde Ansfelden SOMA, fair planet, I-<br />
Punkt-Traun, Nicaragua-Komitee, Projekt Gerechtigkeit – Treffpunkt mensch & arbeit Nettingsdorf, Permakultur<br />
und Frauengruppe Iris an Stehtischen bereit, um von Solidarität konkret von Nachbarschaft<br />
bis weltweit zu erzählen und Material anzubieten. Auf Interesse stieß hier die Leist-Bar, eine Bar, an der<br />
das Motto gilt: Bezahle nach deinem Einkommen. Der Grundgedanke ist einfach: Jede und jeder zahlt<br />
in Relation zu seinem/ihrem Einkommen, wer also mehr verdient, zahlt mehr für Kaffee, für den fair<br />
gehandelten Orangensaft. Das löste natürlich Diskussionen aus, denn üblicherweise sind die Preise für<br />
alle gleich, ganz egal, wie viel Geld jemand zum Leben zur Verfügung hat. Umverteilung wäre also<br />
möglich, wenn ein Wille dazu besteht.<br />
Den Abschluss bildete das Freiluftkino mit dem Wanderkino Steininger mit dem Film „Plastic Planet“.<br />
Wir sind Kinder des Plastikzeitalters und wir haben Plastik im Blut. Warum trinken wir trotzdem noch<br />
aus Plastikflaschen und ändern unser Verhalten nicht?<br />
Als Menschen sind wir von Grund auf Beziehungswesen, zutiefst aufeinander angewiesen. Allein ist<br />
niemand von uns lebensfähig. Erst durch ein solidarisches Miteinander, das unsere Lebensgrundlagen<br />
sichert, ist die Voraussetzung geschaffen für individuelle Freiheit, Kreativität, ein gutes Leben. Mit den<br />
„Blumen der Solidarität“ haben wir die Hoffnung auf eine Welt sichtbar gemacht, in der genug für alle<br />
da ist und das auch wirklich allen zugute kommt. Denn gerade in einer Zeit, wo Menschen in erster Linie<br />
über ihre Leistung definiert werden, wo jede und jeder nur mehr sich selbst der Nächste ist, tut menschlicher<br />
und solidarischer Umgang besonders Not. Solidarität ist die Zärtlichkeit der Völker, so beschreibt<br />
Ernesto Che Guevara in einem wunderschönen Bild eine Welt, wie sie auch sein könnte.<br />
3.8 Wandertheater zum Thema Solidarität (26. Mai – 1. Juni 2011) 43<br />
Mit dem Ziel, den Arbeitsschwerpunkt von KAB und Betriebsseelsorge „mehr.wert Solidarität<br />
bringt`s“ wirksam unter die Menschen zu tragen und damit Mut zu solidarischem Handeln zu machen,<br />
zogen Haupt- und Ehrenamtliche des Treffpunkts mensch & arbeit Oberes Mühlviertel am<br />
43<br />
www.mensch-arbeit.at/ Schwerpunkt Solidarität / Archiv / Soli - Wandertheater<br />
30
26. Mai mit Traktor und entsprechend dekoriertem Anhänger los um in Form eines Wandertheaters mit<br />
der Bevölkerung in Kontakt zu treten. Ein Bericht von Robert Bräuer:<br />
Vom 26. – 31. Mai 2011 waren wir in den Orten<br />
St. Peter, Putzleinsdorf, Kollerschlag und<br />
Klaffer unterwegs. Insgesamt 27 Personen<br />
haben sich aktiv an der Organisation und<br />
Durchführung des Solidaritäts-Wandertheaters<br />
im Oberen Mühlviertel beteiligt.<br />
Einladen<br />
In den Orten angekommen tourten wir mit<br />
unserem Gefährt durch die Straßen, besuchten<br />
Gasthäuser und suchten auf öffentlichen<br />
Plätzen das Gespräch mit Passantinnen und<br />
Passanten. Im Besonderen bei Einzelgesprächen<br />
ist es dabei gelungen, auf die tiefe<br />
Bedeutung der Solidarität für ein glückliches<br />
Leben zu kommen. Menschen erzählten von<br />
Solidaraktionen in der Gemeinde und davon,<br />
wie manche Menschen sehr viel für andere<br />
tun. Dass auch das eigene Leben oft solidarisch<br />
mitgetragen wird, wurde manchen erst<br />
im Verlauf des Gespräches richtig bewusst. In den Gesprächen wurde dann auch zur Präsentation des<br />
Wandertheaters am nächsten Tag eingeladen.<br />
Aufführen<br />
Die Präsentation des Wandertheaters war an gut einsehbaren<br />
und frequentierten Plätzen der jeweiligen<br />
Orte vorgesehen. Leider erlaubte es uns das Wetter<br />
aber nur in Kollerschlag im Freien zu spielen. In den anderen<br />
Orten mussten wir in die Volksschulen ausweichen.<br />
Der Besuch der Theaterpräsentation steigerte<br />
sich von Ort zu Ort. Bei den Auftritten starteten wir jeweils<br />
mit dem Lied „Hättma, kenntma“ um auf ironischer<br />
Weise darauf hinzuweisen, das wir es ja eh wüssten,<br />
Hättma, kenntma<br />
mochma aber net<br />
Daratma, kenntma<br />
mochma aber net<br />
Waratma, kenntma mochma aber net<br />
Mochma owa mochma olas net<br />
Kenntma amoi zamhoin mochma aber net<br />
Kenntma amoi zruckstehn mochma aber net<br />
Kenntma was mitnand tuan mochma aber net<br />
Mochma owa mochma olas net<br />
Daratma und waratma, san ma owa net<br />
Hättatma und kinnatma, doch wir mochans net<br />
worauf es ankommt, es aber einfach nicht tun wollen. In sehr lebensnahen Szenen brachten die Jugendtheatergruppe<br />
Courage und eine bunt zusammengestellte Forumtheatergruppe sehr vertraute Szenen<br />
auf die Bühne. Beispielsweise ging es darum, dass versprochene Urlaube und Zeitausgleiche wegen<br />
der Erkrankung einer Arbeitskollegin plötzlich widerrufen wurden. Das Publikum hatte in den Szenen<br />
die Möglichkeit, mit ihren Ideen zu einer menschlichen Lösung des Problems beizutragen. In allen<br />
31
Orten beteiligte sich das Publikum sehr rege und es kamen viele kreative Lösungen für die anfangs sehr<br />
verzwickte Situation heraus.<br />
Die Theaterszenen wurden von Margit Scherrer zusammen mit den jeweiligen Akteurinnen und Akteuren<br />
entwickelt. Eine bestimmte Rolle wurde dabei immer wieder von anderen Personen übernommen<br />
und dargestellt. Die Aufführungen waren stets von einer großen Spontaneität geprägt. Überhaupt war<br />
das Wandertheater für alle Beteiligten eine lustige Sache, es wurde viel gelacht, der Humor kam nicht<br />
zu kurz.<br />
Ein Teil der Gruppe war mit dem Solidaritäts-Wandertheater<br />
sechs Tage und fünf Nächte unterwegs,<br />
was die Gruppe verständlicherweise sehr zusammengeschweißt<br />
hat. Eine besondere Hilfe waren die<br />
11 Kontaktpersonen vor Ort, sie organisierten Unterkünfte<br />
und Verpflegung und machten die Aktion im<br />
Ort publik. Für die meisten von ihnen war es die erste<br />
Begegnung mit der Betriebsseelsorge. In einer abschließenden<br />
Reflexion wurde das Solidaritäts-Wandertheater<br />
als sehr fruchtbare Aktion beurteilt, weil es<br />
uns gelungen ist, mit Menschen, die wir noch nicht<br />
kannten, in Kontakt zu kommen und sie zu aktivieren.<br />
Das kreative Potential der TeilnehmerInnen wurde<br />
auf’s höchste ausgereizt und neue Talente kamen<br />
zum Vorschein. Mit Plakaten, Bierblattl`n, Traktor,<br />
Solidaritätsbrücke und Solidaritätsbier ist es überdies<br />
gelungen das Thema Solidarität optisch und sinnlich präsent zu machen. Wir vertrauen darauf,<br />
dass dadurch auch viele uns nicht bekannte Gespräche stattgefunden haben.<br />
Geblieben ist die Vision, diese Form des Theaters in ganz aktuellen Krisensituationen, wie sie in Orten<br />
und Regionen immer wieder vorkommen, zur Findung von kreativen Lösungsideen einzusetzen. In einem<br />
Nachtreffen zum Solidaritäts-Wandertheater wollen wir dieser Vision nachspüren und das Wandertheater<br />
weiterentwickeln.<br />
3.9 Solidaritätswerkstatt vor Ort (ab Okt. 2011) 44<br />
Die Idee der „Solidaritätswerkstatt vor Ort“ war, für Gruppen von am Thema Solidarität interessierten<br />
Menschen, die einen Vortrag, einen Workshop oder eine Aktion veranstalten möchten, die passenden<br />
ReferentInnen / BegleiterInnen zu vermitteln, die zu einem vereinbarten Termin vor Ort kommen. Eine<br />
44<br />
www.mensch-arbeit.at/ Schwerpunkt Solidarität / Solidaritätswerkstatt vor Ort<br />
32
ganze Reihe von verschiedenen Angeboten sind im Info – Folder als „Bildungsangebot auf Bestellung“<br />
ausführlich beschrieben wurden:<br />
- Vortrag und Diskussion: „Solidarität heute –<br />
Warum, wozu, wie?<br />
- Schreibwerkstatt<br />
- Theaterabend: Szenen zur Solidarität<br />
- Theaterworkshop: Wir spielen Solidarität<br />
- Brücke der Solidarität<br />
- Straßenzeitung<br />
- Wir spielen ein Straßentheater<br />
- Solidaritätslieder singen<br />
3.9.1 Veranstaltungsreihe „Montagsaufbrüche<br />
für eine gerechtere Welt“ 45<br />
Die Pfarre Guter Hirte, Linz, griff die Idee auf<br />
und führte gemeinsam mit anderen Organisationen<br />
eine ganze Veranstaltungsreihe durch.<br />
Unter dem Titel „Montagsaufbrüche in eine gerechtere<br />
Welt“ wurde an vier Montagabenden im<br />
Oktober und November 2012 vier verschiedene<br />
Aspekte des Themas „Solidarität“ behandelt:<br />
- Solidarisches Handeln – Mehrwert für Alle (mit Anna Wall-Strasser, Betriebsseelsorge OÖ)<br />
- Die Welt verändern mit dem Einkaufswagen (mit Susanne Loher und Sabine Klapf, Südwind OÖ)<br />
- Gute Arbeit: Arbeitsmarkt und soziale Unternehmen (mit Helmut Bayer, B7 Arbeit und Leben, Linz)<br />
- Wirtschaften für ein gutes Leben / Gemeinwohl-Ökonomie (mit Christian Felber, Wien).<br />
3.9.2 Brücke der Solidarität<br />
Eine weitere Variante der „Solidaritätswerkstatt<br />
vor Ort“ war das Angebot<br />
bzw. der Einsatz der „Brücke der<br />
Solidarität“ 46 in verschiedenen Orten<br />
in Oberösterreich in der Zeit zwischen<br />
Oktober 2011 und Juli 2012.<br />
Dabei wird, wie von Leonardo da<br />
Vinci abgeschaut, aus Holzbrettern<br />
45<br />
Siehe Folder „Montagsaufbrüche in eine gerechtere Welt“ des Gesellschaftspolitischen Arbeitskreises der<br />
Pfarre Guter Hirte vom Sept. 2012<br />
46<br />
www.mensch-arbeit.at/ Schwerpunkt Solidarität / Werkzeugkiste Solidarität (1. Aktionen: Workshop Brücke<br />
der Solidarität).<br />
33
und sonst nichts, eine Brücke gebaut. Es geht darum, im Team work eine selbst tragende Brücke zu<br />
erstellen und dabei das Prinzip „Tragen und Getragen werden“ zu erleben.<br />
Dadurch wird erfahrbar gemacht,<br />
dass Zusammenhalt<br />
ein Grundprinzip von<br />
Solidarität ist, das auch<br />
Halt in unsicheren Momenten<br />
und Zeiten geben kann.<br />
Durch den Bau der Brücke<br />
in der Gruppe und die Reflexion<br />
über diese Tätigkeit<br />
werden auf erlebnispädagogische<br />
Weise diese Erfahrungen<br />
und Erkenntnisse<br />
vermittelt.<br />
Foto: Kirchenzeitung Diözese Linz/ Ernst Gansinger<br />
Treffpunkten mensch & arbeit und Pfarren zum Einsatz 47 :<br />
Die „Brücke der Solidarität“<br />
kam sehr häufig bei verschiedenen<br />
Gruppen aus<br />
02. 10. 2011 Sarleinsbach 07. / 08. 06. 2012 Linz<br />
05. 12. 2011 Steyr 11. / 12. 06. 2012 Steyr<br />
25. 01. 2012 Steyr 23. 06. 2012 Wels<br />
02. 06. 2012 St. Florian 30. 06. 2012 Vöcklabruck<br />
01. 07. 2012 Braunau<br />
Die 'Brücke der Solidarität' erwies sich im Laufe des Schwerpunkts als sehr passendes und erfolgreiches<br />
Material zum konkreten Erfahrbar-Machen von Grundprinzipien der Solidarität. Dem gemeinsamen<br />
Tüfteln, Hand-Anlegen, Ausprobieren und Bauen folgten immer das Staunen über die Einfachheit und<br />
Stabilität des Bauwerks. Insgesamt haben über 900 Menschen die Brücke gebaut bzw. erlebt. 48<br />
3.9.3 Lebende Bücher<br />
Eine besondere Form der Solidaritätswerkstatt vor Ort wählten die im Cardijn Haus Linz vertretenen<br />
Organisationen (Treffpunkte Linz Mitte und Pflegepersonal, Zoom und KAB) gemeinsam mit Acus. Am<br />
23. März 2012 wurden dort „Lebende Bücher“ 49 präsentiert.<br />
47<br />
Aus: Zusammenfassung der Aktivitäten 2011/2012 (zweiseitiges Manuskript von mensch&arbeit)<br />
48<br />
Projektbericht Gesellschaft für politische Bildung, 14. 9. 2012<br />
49<br />
Einladung „Lebende Bücher“, 2012,Cardijn Haus Linz<br />
34
Statt Bücher in einer Bibliothek standen dabei Menschen<br />
mit spannenden und außergewöhnlichen Lebensgeschichten<br />
aus verschiedenen Herkunftsländern und Berufsgruppen<br />
Interessierten zum persönlichen und individuellen<br />
Gespräch zur Verfügung: z.B.: ein jugendlicher<br />
Flüchtling aus Afghanistan, ein Notarzt, die Mutter von<br />
sechs Kindern, ein ORF-Journalist, eine Frau im Männerberuf,<br />
eine Magd, eine Palliativschwester u.v.m. Die Besucher<br />
konnten sich aus insgesamt 24 Büchern jeweils einen<br />
„Buchtitel“ (z.B. jugendlicher Flüchtling) aussuchen<br />
und wurden mit dem „lebendem Buch“ bekannt gemacht.<br />
In netter Atmosphäre konnte dann das knapp halbstündige<br />
Gespräch beginnen. Nach einer kulinarischen Pause<br />
wartete das nächste Buch.<br />
Diese Art der Veranstaltung wurde ein Jahr später, am<br />
22. März 2013 mit z.T. neuen Büchern wiederholt.<br />
3.10 Straßentheaterprojekt „Bringt´s Solidarität?!“ mit Schülerinnen und Schüler von Polytechnischen<br />
Schulen in Steyr (Februar bis Mai 2012) / Aktionstag (23. April 2012) 50<br />
Schülerinnen und Schüler aus den Polytechnischen Schulen beschäftigen sich täglich mit den Gedanken<br />
„ was möchte ich einmal werden“, „was soll ich arbeiten“, „wie verdiene ich genug Geld, um mir<br />
auch in Zukunft mein Leben leisten zu können“. Jeden Tag können Sie aber auch in den Medien sehen,<br />
lesen und hören wie groß die Jugendarbeitslosigkeit in Europa ist. Selten wird danach gefragt: „was<br />
möchte ich gern machen oder was sind meine Stärken und Talente?“ Und: „Hat Solidarität in diesen<br />
Zusammenhängen einen Sinn???“<br />
In dem Straßentheaterprojekt wurde den Jugendlichen die Möglichkeit gegeben, einen Tag lang die<br />
eigenen Stärken und Talente zu entdecken und direkt bei den Menschen auf den Straßen und Plätzen<br />
auf ihre Situation aufmerksam zu machen.<br />
Erfahrungsbericht:<br />
Nach der Projekt-Vorstellungstour durch die Polytechnischen Schulen ab Februar und einigen<br />
inhaltlichen Vorbereitungstreffen im März und April war es am 23. April 2012 endlich soweit. 18<br />
Schülerinnen und Schüler aus Polytechnischen Schulen rund um Steyr kamen, um mit dem Treffpunkt<br />
Mensch & Arbeit Steyr einen Tag zu verbringen. Das Thema: die Methode Straßentheater kennenlernen<br />
und ausprobieren. Und über die Frage der Solidarität nachzudenken und Szenen zu spielen.<br />
50<br />
Siehe: Projektbeschreibung und Erfahrungsbericht von Markus Pichler, Jugendleiter im Treffpunkt<br />
mensch & arbeit Steyr.<br />
35
In einem ersten Schritt wurden bei verschiedenen Aufwärmübungen<br />
Berührungsängste genommen. Theater spielen – für viele<br />
ein gänzlich unbekanntes Feld – heißt auch sich aussetzen. Man<br />
macht sich angreifbar. Aber genau darum ging es. An einem vorerst<br />
noch geschützten Ort auszuprobieren was in einem steckt. Den<br />
eigenen Gedanken, Träumen und Fragen nachspüren und<br />
Ausdruck zu verleihen. Dann ging es darum Spieltechniken zu<br />
erproben und herauszufinden was der Gruppe liegt. Ganz stark<br />
erlebbar waren die Spontanität und die daraus entstehenden Bilder.<br />
Auch bei vorgegebenen Rollen waren die Schülerinnen und Schüler<br />
nach Anleitung und kurzem Einüben schon fast meisterhaft. In<br />
kleineren Gruppen erarbeiteten sie Szenen und spielten diese<br />
anschließend vor den Kolleginnen und Kollegen. Hier merkte man<br />
natürlich, dass man erst über den eigenen Schatten springen muss.<br />
Sich zu blamieren gehörte quasi zum Programm.<br />
Es machte viel Spaß die Jugendlichen in den verschiedenen Rollen<br />
zu beobachten. Das aus Kostengründen und zum Teamspirit<br />
beitragende selbst zubereitete Mittagessen schmeckte natürlich<br />
ausgezeichnet.<br />
Nach einer verdienten Pause war es dann soweit: Hinaus in die<br />
Öffentlichkeit, auf die Plätze in und um Steyr. Bei unserem<br />
„Stadtspaziergang“ wurde an ausgewählten Plätzen mittels<br />
schwarzer Plane ganz schnell eine Bühne aufgebaut. Die<br />
Jugendlichen merkten, schon allein diese Aktion – ein Tuch auf die<br />
Straße legen – erreicht ein großes Maß an Aufmerksamkeit bei den<br />
Passanten. Und dann wurden kurze Szenen und Standbilder zu<br />
verschiedenen Themen gestellt. Die Gruppe die gerade nicht<br />
spielte war als sogenannter Beobachter eingeteilt. Viele<br />
überraschende Reaktionen wurden so wahrgenommen und für die am Ende durchgeführte Reflexion<br />
des Tages festgehalten.<br />
Es waren sehr fruchtbare Stunden und eine gute Zeit um sich einmal anders kennenzulernen – sagte<br />
eine Schülerin. Mit zwei Fotos nahm die Gruppe im Zuge des Projekts an dem Fotowettbewerb des<br />
Jugendzentrums Gewölbe teil und waren dann in der dortigen Ausstellung zu sehen.<br />
36
3.11 Ideenmarkt „Solidarisches Wirtschaften“: Beispiele, Modelle und politische Strategien<br />
(17. März 2012) 51<br />
Gut 55 Personen kamen am Sa., den 17. März 2012 ins Cardijn Haus in Linz, um den Ideen eines<br />
solidarischen Wirtschaftens nachzuspüren und sich von den Mitgliedern bestehender Projekte begeistern<br />
zu lassen. Angefangen von Küche und Garten bis hin zur Gründung einer neuen Bank, von der<br />
Grundversorgung mit Lebensmittel bis zur Versorgung mit eigenem Solarstrom reichte die Palette der<br />
präsentierten Projekte. Der Geist eines anderen Wirtschaftens war spürbar – nicht die Euro-Scheine im<br />
Blick, sondern die Vision einer Wirtschaft im Dienste eines „guten Lebens für alle“.<br />
Die vorgestellten Projekte:<br />
Zeit-Tausch-Kreis und regionales Wirtschaftsnetz: WIR GEMEINSAM (Time-Sozial)<br />
Uns geht es darum, Dienstleitungen, Waren und Talente ohne Geld auf gemeinschaftlicher Basis zu<br />
tauschen. Der Schwerpunkt liegt auf sozialen Zwecken und der Nachhaltigkeit (z.B. Aufbau regionaler<br />
Wirtschaftsnetzwerke). Es handelt sich um sog. komplementäre Währungssysteme, also neue Währungen,<br />
die von Menschen oder Unternehmen als Tauschmittel akzeptiert werden. Wir möchten damit die<br />
offizielle Währung, die offizielle Wirtschaft, um soziale Funktionen ergänzen, die diese nicht unterstützt.<br />
Referent: Hermann Teufl (Gallneukirchen). www.wirgemeinsam.net<br />
Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaft - Nets – Steyr:<br />
Unsere Vision ist ein Versorger-Verbraucher Netzwerk, welches sozial und ökologisch wertvolle Betriebe<br />
und Produkte stärkt: ein Wirtschaftssystem mit menschlichen Werten und dem art- und naturgemäßen<br />
Umgang mit allen Lebewesen. Ein NETs.werk für nachhaltiges Leben. Unser NETs.werk lebt<br />
von der Vernetzung. NETs.werk unterstützt bei der Gründung von neuen Gemeinschaften Referent:<br />
Gerhard Zwingler (Steyr). www.netswerk.at<br />
Ein anderes Bankwesen: Projekt Demokratische Bank<br />
Engagierte Menschen aus ganz Österreich wollen eine alternative Bank aufbauen. Grundlage dafür ist<br />
das von Attac Österreich ausgearbeitete Modell der "Demokratischen Bank". Referentin: Anna Erber<br />
(Tulln). www.demokratische-bank.at<br />
Neue Arbeit – Neue Kultur: Neue Arbeit Ottensheim<br />
Welche Arbeit ist es, die ich wirklich und von Herzen tun will? Was ist es, das mich belebt und bereichert?<br />
Wie können wir im Sinne des Gemeinwohls arbeiten und leben? Welche Visionen haben wir für<br />
die Region? „Unser mutiger Gedanke“ - sich von der „klassischen Lohnarbeit“ mehr und mehr zu verabschieden<br />
und eine veränderte Wirtschaftsform zu schaffen, die menschliche Bedürfnisse wesentlich<br />
besser berücksichtigen kann und auf das Gemeinwohl besser Acht gibt. Referent: Rainer Tüchlberger<br />
(Hartkirchen). www.neuearbeit.ottensheim.at<br />
51<br />
www.mensch-arbeit.at/ Schwerpunkt Solidarität / Archiv / 17. März 2012<br />
37
Volxküche Schmakofatz<br />
Der Volxküche ist es ein Anliegen, kochen,<br />
essen und politische Aktion miteinander zu<br />
verbinden. Wir verkochen Lebensmittel mit<br />
Qualitäten: biologisch, fair gehandelt, regional<br />
und saisonal erzeugt, möglichst von<br />
Bauer/Bäuerinnen, die wir kennen. Besonderen<br />
Wert legen wir darauf, auch Lebensmittel<br />
zu verkochen, die für das Supermarktregal<br />
nicht geeignet sind, weil sie einen kleinen<br />
Schönheitsfehler haben oder einfach nicht in<br />
die Regeln passen. oder einfach nicht in die Regeln passen. Mit unserem Kochen wollen wir beitragen<br />
zum Genuss und zu einer besseren Welt. Deshalb suchen wir uns auch aus, für welche Veranstaltungen<br />
und für welche Anliegen wir gern Kochen. ReferentInnen: Martina Nachtsheim (Göpfritz) und Benno<br />
(Wien).<br />
Die Volxküche Schmakofatz versorgte die Teilnehmer-<br />
Innen der Veranstaltung mit regionaler, biologischer,<br />
delikater Küche!<br />
Gemeinschaftsgarten – Interkultureller Stadtteilgarten Itzling<br />
Die Ziele des „Stadtteilgarten Itzling“ sind: • Lebenskultur „Urbanes Bio-Gärtnern“ entdecken • Interkulturalität<br />
& Gesellschaftliche Teilhabe • Gemeinschafts- und Nachbarschaftsförderung<br />
• Kommunikation mit & Verwurzelung von Neo-SalzburgerInnen • Naherholung, Freizeit, tätiger Ausgleich.<br />
Referentin: Christina Pürgy – leider wegen Krankeit ausgefallen. www.stadtteilgartenitzling.wordpress.com<br />
Gemeinschaftsgarten „Gutes Leben“ Gallneukirchen<br />
Der Gemeinschaftsgarten in Gallneukirchen ist ein Projekt, erwachsen aus dem regelmäßigen Treffen<br />
der Gruppe „Gutes Leben“. Derzeit sind 15 Personen/bzw. Familien an dem Projekt beteiligt. Referent:<br />
Martin Danner (Gallneukirchen)http://transitionaustria.ning.com/group/gutes_leben?xg_source=activity<br />
Bürgerbeteiligungsmodell: Regionales Sonnenkraftwerk Freistadt<br />
Durch eine Bürgerbeteiligung soll diese Jahr in der Region Freistadt das größte österreichische Sonnenkraftwerk<br />
im Ausmaß von 15.000 m² entstehen. Sonnenbausteine ab € 500,--, Laufzeit 15 Jahre,<br />
jährliche Auszahlung von 1/15 des Kapitals + 3,3% Zinsen. Referent: Gerhard Lehrner (Pregarten).<br />
www.helios-sonnenstrom.at<br />
Umdenken – Umverteilen – Umgestalten<br />
Michaela Moser von der Allianz „Wege aus der Krise“ ergänzte die konkreten Projekte um die derzeit<br />
laufenden politischen Strategien und Handlungsansätze der Zivilgesellschaft, die sich nicht mit dem<br />
herrschenden Wirtschafts- und Politik-System abfinden will: Es geht um ein gutes Leben für alle – Es<br />
38
gibt viele Alternativen – Es braucht eine gerechtere Verteilung – Wir müssen die Demokratie weiterentwickeln.<br />
„Wege aus der Krise“ bietet immer wieder Beteiligungsmöglichkeiten und Aktionen. Alle Infos<br />
unter: www.wege-aus-der-krise.at<br />
Dass der Tag ermutigend und stärkend erlebt wurde, zeigen die Rückmeldungen der TeilnehmerInnen.<br />
Hier ein paar Beispiele davon:<br />
Vielfalt der Projekte macht Mut<br />
Es ist "genug" statt „immer mehr“<br />
Im Kleinen anfangen das System zu<br />
verändern Begeisterung – Überzeugung<br />
– Freude Es gibt Alternativen:<br />
dran bleiben Essen: war was Besonderes<br />
Demokratie – Aneignung von<br />
Politik Gemein-wohl vor Einzelinteresse<br />
stellen.<br />
3.12 Sozialstammtische zum Thema „Solidarische Systeme in Österreich“<br />
(27. März und 23. Mai. 2012)<br />
Im Rahmen des Schwerpunktes „Solidarität“ wurden vom Treffpunkt mensch & arbeit Linz-Mitte 52 zwei<br />
„Sozialstammtische“ zum Thema „Solidarische Systeme in Österreich“ organisiert. Solidarische und<br />
wertvolle Gesellschaftssysteme leben davon, dass sie von Menschen getragen, verteidigt und entwickelt<br />
werden. Das funktioniert nur durch Bildung und Auseinandersetzung. Dazu dienten auch diese<br />
Sozialstammtische. „Sozialstammtische“ sind öffentliche Veranstaltungen zu einem sozialen Thema mit<br />
Impulsreferat und anschließender Diskussion. Beide Veranstaltungen fanden im Cardijn-Haus in Linz<br />
statt.<br />
Am 27. März 2012 ging es um die „Solidarische Gesellschaft am Beispiel Gesundheit“ mit Mag. a<br />
Dr. in Andrea Wesenauer, Direktorin der OÖ Gebietskrankenkasse. 53<br />
Wir in Österreich haben, so die Meinung der Wissenschaft, eines der besten Gesundheitssysteme der<br />
Welt. Wie schaut es konkret aus? Was ist damit gemeint? Was bewirkt eine Politik, die das Gesundheitssystem<br />
unter dem Vorwand „Kosteneinsparung“ verändern will? Welches sind qualitativ gute Weiterentwicklungen<br />
des Systems? Welche Veränderungen höhlen es aus? Dazu sprach die Direktorin der<br />
OÖ GKK Andrea Wesenauer und stand im Anschluss zur Diskussion bereit.<br />
52<br />
Gemeinsam mit: Bischöfliche Arbeitslosenstiftung, Katholische ArbeitnehmerInnen Bewegung OÖ, ÖGB-OÖ<br />
Bereich Bildung und Zukunftsfragen, Österreichische Gewerkschaftsjugend, Sozialreferat der Diözese Linz<br />
53<br />
Einladungsfolder zum 101. Offenen Sozialstammtisch, Information-Diskussion Nr. 249 – März 2012 und<br />
Treffpunkt Info Linz – Mitte, Nr. 1 / 2012, Termine/Veranstaltungen<br />
39
Am 23. Mai 2012 ging es um „Solidarische Systeme in Österreich am Beispiel Pensionen“ mit Mag.<br />
Franz Röhrenbacher, Direktor der ÖÖ Pensionsversicherungsanstalt:<br />
’’Auch die heute Jungen werden eine sichere öffentliche Pension bekommen!’’<br />
Ein Bericht von Rainer Tüchlberger: 54<br />
„Lassen wir uns das öffentliche Pensionssystem nicht schlechtreden!“ war eine der Kernaussagen von<br />
Mag. Franz Röhrenbacher. Würden wir in Österreich alle Ausgaben, die in private Pensionssysteme<br />
eingezahlt werden (ca. 3 Milliarden Euro) und die staatlichen Förderungen, die in dieses System gehen<br />
(etwa 1,3 Milliarden Euro) in das öffentlich System fließen lassen, dann wäre dieses ausgeglichen und<br />
würde keine weiteren staatlichen Zuschüsse mehr brauchen. Was auch der viel effizientere Weg wäre.<br />
Immerhin arbeitet die PVA mit einem Verwaltungsaufwand von nur 1,9% des Umsatzes während es<br />
private Versicherer auf bis zu 20% Verwaltungsaufwand durch Werbung, Vermarktung etc. bringen und<br />
dabei auch noch hohe Gewinne erwirtschaften bzw. für ihre AktionärInnen erwirtschaften müssen.<br />
Grundlage Generationenvertrag<br />
Die Grundlage für das öffentliche Pensionssystem ist der<br />
Generationenvertrag. Röhrenbacher sieht darin jedoch<br />
mehr als das Schlagwort „Die Alten liegen den Jungen<br />
auf der Tasche“. Betrachtet man das Lebenseinkommen<br />
eines Menschen, so lassen sich 3 Lebensphasen ausmachen:<br />
Kindheit und Jugend, die Zeit der Ausbildung also.<br />
Hier werden die Fähigkeiten erworben, die im Erwerbsleben<br />
benötigt werden. Das Erwerbsleben, in dem das Lebenseinkommen<br />
erarbeitet wird. Und schließlich der Lebensabend.<br />
In einem solidarischen System, das die Gesellschaft als<br />
Ganzes in den Blick nimmt, sichern damit die Erwerbstätigen gemeinsam das Leben und die Bedürfnisse<br />
der Jungen, z.B. im Bildungssystem, und der Alten, z.B. im Pensionssystem. Ein solches System<br />
wird dann als gerecht empfunden, wenn diejenigen, die Beiträge leisten auch davon ausgehen können,<br />
dass sie selbst eine Absicherung erhalten werden, die in einem angemessenen Verhältnis zur Leistung<br />
steht.<br />
Dieses Vertrauen ist jedoch „leider beinahe zerstört worden“, so Röhrenbacher. Bis in die 70er Jahre<br />
wurde das öffentliche Pensionssystem weiter ausgebaut. Dann folgte eine lange Phase der Verschlechterungen<br />
im Zeichen kurzfristiger Budgetsanierungen. Dies hat dazu geführt, dass mittlerweile 2/3 der<br />
14-24jährigen in Österreich glauben, dass die staatliche Pension für ihr Leben im Alter nicht mehr reichen<br />
wird. Die Hälfte davon glaubt gar, überhaupt keine Pension mehr zu bekommen. Ein Szenario,<br />
dass für Röhrenbacher so nicht eintreten wird.<br />
54<br />
http://www.dioezese-linz.at/redaktion/index.php, 24.05.2012<br />
40
Es funktioniert, wenn wir es wollen<br />
Derzeit beträgt der Deckungsgrad der ASVG-Pensionen, also jene der unselbständig Beschäftigten,<br />
85%. Aus dem Staatshaushalt werden 15% zugeschossen. Darin sind aber auch sinnvolle Sozialleistungen<br />
enthalten, etwa die Anrechnung von Arbeitslosenzeiten, Krankenständen und Kinderbetreuung<br />
auf die Pensionszeiten.<br />
Ohne diese läge der Deckungsgrad<br />
bei über<br />
90%. Das heißt: „Die öffentlichen<br />
Pensionen<br />
sind finanzierbar, wenn<br />
wir es wollen!“. Auch in<br />
der Zukunft hängt die<br />
Leistungsfähigkeit des<br />
staatlichen Pensionssystems<br />
nicht nur davon ab, wie viele PensionsbezieherInnen auf wie viele Werktätige kommen. Viel<br />
ausschlaggebender ist die Frage, wie viele Menschen sind tatsächlich in Beschäftigung. In der Publikumsdiskussion<br />
wurde mehrmals das Thema prekäre Beschäftigung angesprochen: Mehr und mehr<br />
Menschen arbeiten in relativ ungesicherten Beschäftigungsverhältnissen, unfreiwillig Teilzeit, als sogenannte<br />
freie DienstnehmerInnen, deren Honorare für eine Selbstversicherung kaum ausreichen etc.<br />
Diese zahlen also kaum ins aktuelle System ein und erwerben auch für sich selbst keine ausreichenden<br />
Ansprüche. Auch Röhrenbacher sieht darin eine bislang ungelöste Aufgabe des Sozialstaates. Es wäre<br />
dringliche Aufgabe der Politik, Lösungen dafür zu suchen.<br />
3.13 Theologischer Stammtisch und Seminar „und vergib uns unsere Schulden . . Theologie<br />
und Schuldenkrise – Biblisches zur aktuellen Situation.“ (10. und11. – 12. Mai 2012) 55<br />
Bericht: Anna Wall-Strasser / Foto: Hannes Mittermair<br />
Was können ChristInnen und Christen angesichts der komplexen Krisensituation in Europa zur Lösung<br />
der brennenden Probleme beitragen? Dieser Frage ging Prof. Dr. Franz Segbers, apl. Professor für<br />
Sozialethik an der Universität Marburg, in seinem Theologischen Stammtisch am 10. Mai 2012 und beim<br />
anschließenden Seminar vom 11. - 12. Mai im Cardijn Haus in Linz nach. Der Titel “Und vergib uns<br />
unsere Schuld(en)... „ verwies dabei gleich auf die reichhaltige biblische Tradition des Schuldenerlasses.<br />
In der Thora, der jüdischen 'Hausordnung', ist der Verzicht auf die Schuldforderungen alle sieben<br />
Jahre festgeschrieben (Dt 15). Dieses Sozialgesetz wurde nachweislich praktiziert und war damit wirksam<br />
gegen Verelendung und Versklavung. Das Jobeljahr, eine alle 50 Jahre vorgesehene Landreform,<br />
wirkte vor allem normativ im Sinne einer Verfassung, die formuliert, wie es sein soll. Der Schuldenerlass<br />
ist ein Zentrum der Glaubensverkündigung – das beweisen auch die programmatische Rede Jesu zu<br />
55<br />
http://www.dioezese-linz.at/redaktion/index.php?firstresult=64&searchstring=&search_pages_start=450&search_pages_end=450&search_fulltext=<br />
(16. 05. 2012)<br />
41
Beginn seines Wirkens in Lk 4, und die zentrale Bitte um Vergebung der Schulden im Vater-unser-<br />
Gebet. Hier ist begrifflich eindeutig die Geldschuld gemeint, auch wenn dies im Lauf der Jahrhunderte<br />
auf die rein moralische Schuld umgedeutet wurde. Und der Erlösungsruf 'Halleluja' ist in seinem Ursprung<br />
der Jubelruf nach erfolgter Entschuldung!<br />
Wer ist schuld an den Schulden?<br />
„Jeder von uns ist dem anderen immer etwas schuldig, wir stehen in unserem Leben in einer Vielzahl<br />
von Verbindlichkeiten und Abhängigkeiten“, so Prof. Segbers. Wenn nun die Geldschulden eines Landes<br />
zum Anlass genommen werden,<br />
um den Sozialstaat abzubauen, die<br />
Menschen in existentielle Nöte zu treiben<br />
und die Demokratie zu demontieren,<br />
wie es derzeit in Südeuropa geschieht,<br />
so geht das diametral gegen<br />
die jüdisch - christliche Glaubensauffassung.<br />
Schuld an den Schulden sind<br />
– so der Referent – nicht die Schuldner,<br />
sondern in erster Linie die Geldgeber,<br />
die mit der Not der anderen Geschäfte<br />
machen. Das Kapital braucht die Schulden<br />
der anderen, damit es sich vermehren<br />
kann. Dahinter steht immer eine<br />
skandalöse ungleiche Verteilung, ein<br />
Auseinanderdriften zwischen Arm und Reich, das sich durch die Härte der Schuldeneintreibung noch<br />
verschärft.<br />
Referent Prof. Segbers mit Moderatorin Mag.a Anna Wall-<br />
Strasser<br />
„Es gilt, den Opfern heutiger Verschuldung in Europa Hoffnung zu geben. Die Lebensrechte der Menschen<br />
sind eindeutig wichtiger als die Gesetze der Geldwirtschaft. Die christlichen Kirchen sind aufgerufen,<br />
sich in die aktuelle Debatte einzubringen um Regeln zu fordern, die für Recht und Gerechtigkeit<br />
sorgen“, meinte Prof. Segbers. „Die biblische Tradition des Schuldenerlasses ist nicht utopisch, sondern<br />
angesichts drückender Schulden ethisch geboten – und ökonomisch vernünftig“.<br />
3.14 „Brot und Rosen“ Solidaritätsfest der KAB & Betriebsseelsorge OÖ gemeinsam mit<br />
„40 Jahre Betriebsseelsorge Linz-Land“ (16. Juni 2012) 56<br />
Wenn wir zusammen gehen, geht mit uns ein bess’rer Tag ... Zeit zum Begegnen, Reden, Singen,<br />
Essen und Trinken, einfach gut miteinander Zeit haben. Am 16. Juni 2012 fand das Fest zu 40 Jahre<br />
56<br />
www.mensch-arbeit.at/ Schwerpunkt Solidarität / Archiv / 16. Juni 2012<br />
42
Betriebsseelsorge Linz-Land gemeinsam mit dem Solidaritätsfest der KAB und Betriebsseelsorge OÖ<br />
statt. Ein Bericht von Fritz Käferböck-Stelzer.<br />
Unter dem Motto „Brot und Rosen“ – das vor 100<br />
Jahren im Zug eines Streiks von TextilarbeiterInnen<br />
die Losung war und auch im Blick auf die heutige Arbeitswelt<br />
wieder aktuell ist – fanden sich weit mehr<br />
als 100 Personen in Nettingsdorf ein um gemeinsam<br />
zu feiern.<br />
„Alles, was ihr von anderen erwartet, das tut auch<br />
ihnen“. Dieser Satz aus der Bergpredigt des Matthäus<br />
wurde uns im Gottesdienst zugesagt. Und vor dem Essen und Trinken von Brot und Traubensaft<br />
wurde gebetet für eine neue Welt des Teilens, wo Brot und Liebe ist – genug für alle.<br />
So lief auch das Fest als ein Feiern in Selbstorganisation ab, wo jede und jeder für sein Wohl und das<br />
Wohl der anderen (mit)verantwortlich war und wo viele Hände zusammen getragen und zusammen<br />
geholfen haben, wo Fähigkeiten geteilt wurden. Das Brot der Solidarität wurde gemeinsam gebacken,<br />
ein „Kist’n-Bratl“ schon seit den Morgenstunden bereitet, am Vortag bereits von einigen gemeinsam ein<br />
vegetarischer Eintopf gezaubert und ein Labyrinth gebaut, durch das dann alle Feiernden gemeinsam<br />
gingen, unterwegs zu sich und zu den Menschen. Gemeinsam wurde musiziert, gesungen, getrommelt<br />
und auch die Brücke der Solidarität mehrmals aufgebaut. Die Kinder genossen das kühle Nass des<br />
angrenzenden Baches.<br />
Gemeinsam auf dem Weg<br />
Im und um den Treffpunkt mensch & arbeit Nettingsdorf gab es einiges zu schauen: Bilder aus vergangenen<br />
Zeiten mischten sich mit dem aktuellen<br />
Schwerpunkt der KAB und Betriebsseelsorge<br />
mehr.wert – Solidarität bringt’s. „Immer mehr<br />
Menschen beginnen ihre eigenen Angelegenheiten<br />
in die Hand zu nehmen“ stand auf einem<br />
Transparent im Garten. In diesem Sinne wünschen<br />
wir uns, dass Menschen sich auch weiterhin<br />
gemeinsam auf den Weg machen und das, was sie von Herzen gerne wollen zum Leben bringen.<br />
„Auch Brot und Rosen nähren keine gesunde Seele, wenn da niemand ist für Aussprache, Zuspruch,<br />
Verständnis und vor allem für Gemeinschaft“, so lautete einer der Glückwünsche, der uns im Rahmen<br />
des Festes für unser weiteres Arbeiten mitgegeben wurde.<br />
In diesem Sinne wollen wir auch die nächsten (40) Jahre da sein für Menschen, ein Ort der Begegnung<br />
und der Lebendigkeit sein, uns unseren Humor bewahren, ein offenes Ohr haben.<br />
43
Doch gemeinsam wollen wir auch laut für eine menschenfreundliche, solidarische Lebenswelt eintreten,<br />
ganz im Sinne des Liedes: „Zu Ende sei, dass kleine Leute schuften für die Großen. Her mit dem ganzen<br />
Leben, Brot und Rosen!“<br />
Danke an alle, die zu diesem tollen Fest beigetragen haben!<br />
44
4. Einsatz diverser Medien<br />
45
4.1 Sondernummer von Information-Diskussion (Nr. 241) „mehr.wert Solidarität bringt´s!“<br />
(Mai 2011) und Artikelreihe in Information-Diskussion (Febr. 2011 bis Juli 2012) 57<br />
Information – Diskussion ist die Zeitung der Katholischen<br />
ArbeitnehmerInnen Bewegung<br />
Oberösterreich für MitarbeiterInnen, Freundinnen,<br />
Freunde und Interessierte der KAB und Betriebsseelsorge.<br />
Sie erscheint drei bis vier Mal<br />
jährlich, jeweils zu einem Schwerpunktthema, zu<br />
dem ExpertInnen, Mitglieder und SympathisantInnen<br />
aus dem Bereich mensch & arbeit ihre Meinung<br />
veröffentlichen. Dabei ist der Redaktion<br />
wichtig, das jeweilige Thema aus verschiedenen<br />
Blickwinkeln heraus zu beleuchten.<br />
Im Rahmen des Dreijahresschwerpunktes „Solidarität“<br />
wurde als Sondernummer die Mai-Nummer<br />
2011 dem Thema „mehr.wert Solidarität<br />
bringt´s“ gewidmet. Hier finden sich eine Reihe<br />
von Artikel und Grundsatzinformationen zum bzw.<br />
über den Schwerpunkt:<br />
<br />
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<br />
Markus Schlagnitweit, Solidarität – ein Grundprinzip gelingender Gemeinschaft<br />
Martin Schenk, Alle sollen genießen dürfen - über die zunehmende Politik gegen die Armen, anstatt<br />
die Armut zu bekämpfen.<br />
Hubert Gratzer, Gelebte Solidarität – reden wir darüber! - über den Mehrwert der Solidarität und die<br />
notwendige „Fairteilung“.<br />
Das Thesenpapier der KAB und Betriebsseelsorge OÖ zu „Solidarität – Warum? Was? Wozu?<br />
Wie?“<br />
Markus Distelberger, Gemeinschaftsprojekt „Garten der Generationen in Herzogenburg“<br />
„Solidarität ist . . . „ – Aussagen von 10 Personen<br />
Andreas Ullmann , Buchbeschreibungen zu Gerechtigkeit und Solidarität in der „Leseecke“<br />
Bernhard Rudinger, Solidarität – nur in Krisenzeiten?<br />
Reinhard Tüchlberger, Gemeinschaften organisieren. Solidarität konkret: Menschen gestalten ihren<br />
Lebensraum<br />
Herbert Kuri, Ist mehr mehr wert?<br />
Ulrike Herrmann, Hurra, wir dürfen zahlen. Der Selbstbetrug der Mittelschicht.<br />
Rückblick auf die „Aktionswerkstatt“ zum Thema Solidarität.<br />
57<br />
www.mensch-arbeit.at/ Angebote / Zeitung Information - Diskussion<br />
46
Artikelreihe<br />
Mit der Entfaltung des Schwerpunktes „Solidarität“ wurde in „Information – Diskussion“ darüber laufend<br />
informiert und in Form einer Reihe in jeder Nummer von Februar 2011 bis Juli 2012 ein inhaltlicher<br />
Artikel und / oder ein Bericht einer Veranstaltung veröffentlicht:<br />
Feb. 2011: Rainer Tüchlberger, Freunde schützen vor Abschiebung. Demokratie braucht Solidarität<br />
und Zivilcourage.<br />
Aug. 2011: Rainer Tüchlberger, Wie uns Solidarität glücklich macht.<br />
Bräuer Robert: Bericht vom Solidaritäts – Wandertheater (26. – 31. Mai 2011)<br />
Brigitte Wimmer, Bericht vom „fair-gehen“ Marsch für soziale Gerechtigkeit durch Wels<br />
(13. Mai 2011)<br />
Nov. 2011: Rainer Tüchlberger, Solidaritätswerkstatt vor Ort – Ein Angebot für Dich.<br />
März 2012: Rainer Tüchlberger, Solidarisch = Gebunden und „Ich bin mal kurz am Theater! – Aktionstheater<br />
im öffentlichen Raum.<br />
Juli 2012: Fritz Käferböck-Stelzer, Brot und Rosen – das Fest. Bericht über das Solidaritätsfest (16. Juni<br />
2012).<br />
SF aktuell 58<br />
Zum Thema „Internationale Solidarität“ gibt es das SF aktuell, das Informationsblatt des Solidaritätsfonds<br />
der KAB / KAJ der Diözese Linz, das der KAB – Zeitung „Information – Diskussion“ beigeheftet<br />
ist. Hierin gibt es laufend Informationen und Berichte aus den Entwicklungsländern und über Projekte<br />
des Solidaritätsfonds 59 mit Partnern aus diesen Ländern.<br />
4.2 „Impulse zum Hören“ (Juli 2011) 60 und „Gedanken für den Tag“ (30. April bis 5. Mai<br />
2012) 61<br />
Im Juli 2011 erstellte Rainer Tüchlberger von der KAB zwei „Impulse zum Hören“ und zwar „Nur die<br />
Harten kommen durch“ und „Solidarität“. Die beiden Impulse dauern jeweils ca. 2 Minuten und wurden<br />
im Juli 2012 auf die Homepage der Katholischen Kirche OÖ gestellt. Auf diese Weise sollten in einer<br />
Kurzform viele auf einer emotionalen Ebene angesprochen werden, sich Gedanken über die Wichtigkeit<br />
von Solidarität in unserer Gesellschaft von heute zu machen.<br />
Impulse_Nur die Harten kommen durch_Rainer_Juli2011.mp3<br />
Impulse_Solidarität_Rainer_Juli2011.mp3<br />
Im April 2012 erstellte Mag. a Anna Wall-Strasser, Abteilungsleiterin der Betriebsseelsorge OÖ „Gedanken<br />
für den Tag“, die vom 30. April bis 5. Mai 2012 jeweils um 6 Uhr 56 auf Ö1 zu hören waren. Diese<br />
58<br />
www.mensch-arbeit.at/ Angebote / Internationale Solidarität<br />
59<br />
www.mensch-arbeit.at/ Themen / Internationales Engagement<br />
60<br />
www.mensch-arbeit.at/ Schwerpunkt Solidarität / Archiv / Juli 2011<br />
61<br />
www.mensch-arbeit.at/ Schwerpunkt Solidarität / Archiv / 30. April bis 5. Mai 2012<br />
47
fünf Impulse 62 bezogen sich auf das Thema „mehr.wert – eine Theologie der Arbeit und Solidarität“. Hier<br />
wurden u.a. Aspekte wie menschenwürdige Arbeit, Einsatz für das Gemeinwohl, Vorrang der Arbeit<br />
gegenüber dem Kapital, gerechte Verteilung und das Wechselspiel zwischen Arbeit und Muße angesprochen.<br />
4.3 Kartenaktion anlässlich des Decent Work Day: „Solidarität am Arbeitsplatz“<br />
(7. Oktober 2011) 63<br />
Seit einigen Jahren führt die KAB<br />
zum Decent Work Day (7. Oktober)<br />
eine Karten-Verteilaktion durch.<br />
Handelsgeschäfte, Büros, Fabriken<br />
und Werkstätten werden besucht,<br />
den Mitarbeiter/innen wird ein guter<br />
Arbeitstag gewünscht und es werden<br />
Karten mit der Aufschrift „EI-<br />
NEN GUTEN ARBEITSTAG“ verteilt.<br />
Die KAB bringt damit zum Ausdruck,<br />
dass die Menschen im Mittelpunkt<br />
der Arbeitswelt stehen müssen<br />
und Solidarität – im Kleinen wie<br />
auch golbal – ein wesentlicher Beitrag zur Schaffung von GUTER ARBEIT ist. Sie macht damit österreichweit<br />
auf den Welttag für menschenwürdige Arbeit aufmerksam. Der Welttag für menschenwürdige<br />
Arbeit (Decent Work) – wurde von der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) ins Leben gerufen, um<br />
für Grundrechte in der Arbeit einzutreten.<br />
Karten-Verteilaktion bei den Oberösterreichischen Nachrichten<br />
H. Mittermayr, R. Granegger, E. Zarzer, (KAB), Dietmar Mascher<br />
(OÖN)<br />
Im Hinblick auf diesen Tag tauchte in der Kerngruppe schon bald die Idee auf, im Jahr 2011 die Karten-<br />
Verteilaktion auf das Thema „Solidarität am Arbeitsplatz“ auszurichten. Es wurden Aufkleber zu diesem<br />
Thema entwickelt, die auf die Rückseite der vorhandenen Karte, mit der man „Einen guten Arbeits-<br />
62<br />
Die Texte der „Gedanken für den Tag“ zum Nachlesen siehe Anhang.<br />
63<br />
www.mensch-arbeit.at/ Schwerpunkt Solidarität / Archiv / 7. Okt. 2011<br />
48
tag“ wünschte, angebracht werden konnten. Diese Idee wurde von den MitarbeiterInnen in den Treffpunkten<br />
mensch & arbeit gerne aufgegriffen und von den Aufklebern wurde ausgiebig Gebrauch gemacht.<br />
49
5. ABSCHLUSS<br />
51
5.1 Abschlussevaluation (10. Nov. 2012) 64<br />
Beim Vorstand der KAB und Betriebsseelsorge OÖ, am 10. Novmber 2012, wurde der Schwerpunkt<br />
„Solidarität“ des Bereiches mensch & arbeit ausgewertet und evaluiert. Dazu wurden zuerst Erinnerungen<br />
gesammelt und die Zielsetzungen vom Vorstand im März 2010 in Erinnerung gerufen. Im Anschluss<br />
wurden in Gruppen folgende drei Fragen bearbeitet und die Ergebnisse zusammengetragen:<br />
Was haben wir gelernt?<br />
Was ist gelungen?<br />
Was bleibt?<br />
Hier das Resümee:<br />
Was haben wir gelernt?<br />
- Sensibel geworden, „gelebte Solidarität“<br />
durch reden bewusst machen<br />
- Begriff „Solidarität“ klingt für die Jugend<br />
nostalgisch, muss in Jugendarbeit<br />
anders erarbeitet werden<br />
- „Hohelied“ der Liebe 1 Kor 13 ist ein<br />
Hohelied der Solidarität<br />
- „Das Hemd ist doch näher als der<br />
Rock“... Verständnis für unsolidarisches<br />
Handeln bekommen<br />
- Studientage/Werkstätten waren<br />
lustvoll und mobilisierend über Vorstand<br />
hinaus<br />
- Solidarität stellt täglich Anforderungen.<br />
Übersetzungsarbeit nötig, herunter brechen auf Alltagssituationen<br />
- inhaltliche Vergewisserung ist gelungen<br />
- gemeinsame Anstrengungen mitunter mühsam ober durchaus lustvoll, von anfänglich abstrakt<br />
zu erlebbar<br />
- Werkzeugkiste ist erst sehr spät zur Verfügung gestanden<br />
- für mich nicht nur Mehrwert sondern auch „Nährwert“<br />
- Solidarität braucht “Be“deutung“ - Option für die Armen/Schwächeren<br />
- Gerechtigkeit und Friede werden erst durch Solidarität lebendig<br />
- am konkretesten erlebt bei Protest und Widerstand gegen Abschiebungen<br />
- Theoretisch viel gelernt > Klarheit!<br />
- Länger dranbleiben an einem Thema tat / tut gut<br />
64<br />
Auswertung des Schwerpunktes „mehr.wert Solidarität bringt´s“ beim Vorstand am 10. Nov. 2012 in Wels<br />
52
Was ist gelungen?<br />
- Jahresschwerpunkt in Arbeitskreis der Pfarre, Gottesdienst zum Thema, Bewusstseinsbildung<br />
- Schwerpunkt in Diözese, Kirche um der Menschen willen<br />
- Positiven Blick schärfen<br />
- Sensibilität für (un) solidarische Verhältnisse erhöht<br />
- Definition ohne einzuengen<br />
- Gemeinsames Motto hat Zug<br />
entwickelt<br />
- Positive Bilder ziehen an<br />
- Ängste ansprechen ist wichtig<br />
- Veranstaltungen vermittelten<br />
Realitätsbezug<br />
- ‚Brücke der Solidarität‘ – ein<br />
Sinnbild das reingeht und erlebbar<br />
ist, massentauglich<br />
- Wir waren gemeinsam dran!<br />
- Hat Herausforderungen unserer<br />
Zeit getroffen<br />
- Solidarisch wirtschaften als<br />
Thema bewusst gemacht<br />
- Kam gut in den Regionen an intern<br />
+ extern<br />
- Innerkirchlich erkennbar geworden im sozialpolitischen Anspruch<br />
- Solidarisches Sozialsystem erkennen und schätzen<br />
- Zwei neue Gruppen im Treffpunkt entwickelt; gemeinsam-solidarisch-stärkend<br />
Was bleibt?<br />
- Die Fragen nach Handlungsoptionen: Lokale<br />
Projekte, politische Forderungen<br />
- Erkenntnis: Jugend noch nicht erreicht<br />
- Solifonds<br />
- Leseheft „Sozialstaat“ erarbeiten bleibt Auftrag<br />
- Brücke der Solidarität als Methode gelungen!<br />
- Netzwerke + Bündnispartner<br />
- Es wird ein 2. Zukunftssymposium in Steyr zum<br />
Thema geben<br />
- Gutes Material auf Homepage, Werkzeugkiste<br />
- Materialien, inhaltliche Fundierung, Kompetenz<br />
- Neugierde / Interesse<br />
53
Abschließend wurde zum Schwerpunkt „Solidarität“ festgehalten:<br />
- Ernte Solidaritäts-Schwerpunkt sichtbar, beeindruckend – Freude darüber<br />
- Solidaritätsthema ist nicht abgeschlossen. Projektabschluss ist aber notwendig und gut.<br />
- Solidarität auch weiterhin „verorten“ und „übersetzen“<br />
- An konkreten Initiativen aus Soli-Schwerpunkt dranbleiben<br />
54
5.2 Kurzzusammenfassung<br />
Der Bereich mensch & arbeit des Pastoralamtes der Diözese Linz, der sich aus der Katholischen ArbeitnehmerInnen<br />
Bewegung und der Betriebsseelsorge OÖ zusammensetzt, beschloss im Herbst 2009<br />
einen neuen Arbeitsschwerpunkt zum Thema „Solidarität“ für die nächsten drei Jahre. Bei der Entwicklung<br />
und Umsetzung dieses Themas konnte der Bereich auf die vorhandene Struktur mit den neun<br />
Treffpunkten und dem Diözesanbüro und den insgesamt um die 30 (größtenteils in Teilzeit beschäftigten)<br />
hauptamtlichen und einer Vielzahl von ehrenamtlichen MitarbeiterInnen zurückgreifen und darauf<br />
aufbauen. Zur Koordination des Schwerpunktes wurde vom Vorstand des Bereiches ein „Kernteam“<br />
beauftragt und zur Rückkoppelung mit den Treffpunkten eine „Arbeitsgruppe Solidarität“ eingesetzt.<br />
Gemeinsam wurden ein Grundlagenpapier, die „Thesen zur Solidarität“ und ein Methodenpaket, die<br />
„Werkzeugkiste Solidarität“ erstellt, die als Basis für die Verbreitung des Themas dienten.<br />
Konkret wurden in diesen drei Jahren (2009/10 bis 2012/13) eine Vielzahl von Veranstaltungen und<br />
Aktionen sowohl auf regionaler, als auch auf diözesaner und auch auf überdiözesaner Ebene durchgeführt<br />
und so das Thema in einer vielfältigen Weise zur Veröffentlichung gebracht und zur öffentlichen<br />
Diskussion gestellt. Auf diese Weise konnte dem Mainstream der Individualisierung mit dem wichtigen<br />
Wert der Solidarität entgegen getreten und die Bedeutung der Solidarität für jede/n Einzelne/n und in<br />
der Gesellschaft bzw. für die Gesellschaft bewusst gemacht werden.<br />
55
Anhang<br />
• Vortrag Dr. Markus Schlagnitweit zum Thema „Solidarität“<br />
• Manifest für Gerechtigkeit<br />
• Thesen zur Solidarität<br />
• Inhaltsverzeichnis Werkzeugkiste Solidarität<br />
• Texte der „Gedanken für den Tag“<br />
57