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Dominique Duprez / Axel Groenemeyer - Soziale Probleme

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Drogenkonsum, Drogenprobleme und Drogenpolitik<br />

in Europa<br />

Geschichte und aktuelle Entwicklungen<br />

im internationalen Vergleich<br />

von <strong>Dominique</strong> <strong>Duprez</strong> und <strong>Axel</strong> <strong>Groenemeyer</strong><br />

1. Einleitung<br />

„Im Allgemeinen“, betonte Albert Ogien 1996, „hält man den Rückgriff auf psychoaktive<br />

Substanzen für eine Praxis, die den Zustand einer globalen Gesellschaft<br />

widerspiegelt“ (Ogien 1996: 58). Selbstverständlich ist es für die Soziologie unmittelbar<br />

evident, dass der Drogenkonsum und die mit ihm assoziierten <strong>Probleme</strong> in<br />

irgendeiner Weise mit gesellschaftlichen Entwicklungen zusammenhängen, aber<br />

unterhalb dieser allgemeinen Plattitüde fangen die <strong>Probleme</strong> der Analyse erst an,<br />

denn es ist keineswegs klar, worin eigentlich genau das Drogenproblem besteht,<br />

und selbst der Begriff Droge ist alles andere als eine eindeutig und neutral.<br />

Die Ambivalenz der Drogen<br />

Etwas als Droge zu bezeichnen, suggeriert Gefährlichkeit, Risiko und Abhängigkeit,<br />

häufig auch direkt Schäden und Verelendung, auf alle Fälle begründet diese<br />

Benennung aber die Notwendigkeit politischer Aktivitäten und Interventionen der<br />

Kontrolle. So ist es z. B. mittlerweile völlig selbstverständlich geworden, auch von<br />

Internet oder Glücksspiel als Droge zu schreiben, genauso wie Tabak und Alkohol<br />

heutzutage ganz selbstverständlich Drogen darstellen, während sie noch vor 30 Jahren<br />

ebenso selbstverständlich als „Genussmittel“ behandelt wurden. In politischen<br />

und medialen Diskursen ist Droge häufig also nicht in erster Linie eine pharmakologisch<br />

wirksame oder psychoaktive Substanz, sondern eine negativ besetzte Metapher.<br />

Sie schöpft ihre Wirksamkeit aus bestimmten Bildern, die sich aus dem Vorrat<br />

von Stereotypen über verelendete Junkies in der Öffentlichkeit und ähnlich abschreckende<br />

Figuren des Elends speist. Der Begriff Droge bezeichnet also zunächst<br />

einmal eine Form der Problematisierung und damit eine Form der Begründung und<br />

Legitimierung politischer Intervention. Droge ist aber kein neutraler wissenschaftlicher<br />

Begriff, sondern immer aufgeladen mit impliziten Bewertungen.

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