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Psychiatrische Soziologie als Klinische Soziologie - Institut für ...

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prozessen ist jedoch unverzichtbar. Zur Supervision gehört auch eine<br />

Analyse des therapeutischen Prozesses <strong>als</strong> Prozess der Begegnung, letztere<br />

wird daher zum Gegenstand der Rekonstruktion der Therapeut/Patient-Beziehung.<br />

Selbsterfahrung. Im Kontext der hier exemplarisch vorgestellten Therapieausbildung<br />

bedeutet Selbsterfahrung, dass die Kandidatinnen und<br />

Kandidaten ihren eigenen, familien- und individualgeschichtlichen Prozess<br />

der lebenspraktischen Dialektik von Autonomie und Heteronomie<br />

rekonstruieren. Ausgangspunkt dafür ist das eigene Genogramm des<br />

Ausbildungskandidaten/der Ausbildungskandidatin. Dieses wird im<br />

Vorfeld der für die Selbsterfahrung vorgesehenen Sitzung anhand eines<br />

Leitfadens (vgl. Welter-Enderlin und Hildenbrand 1996, S. 220-226) ü-<br />

ber mehrere Generationen hinweg erkundet und ausgearbeitet. Zusammen<br />

mit der Supervisionsgruppe, in der der Kandidat bzw. die Kandidatin<br />

zu diesem Zeitpunkt bereits seit 9 Monaten zusammen arbeitet<br />

(wodurch jenes Vertrauen entwickelt werden konnte, das für ein solches<br />

Unterfangen erforderlich ist), wird dieses Genogramm unter Anleitung<br />

und Moderation des Supervisors sequenzanalytisch erschlossen. Die<br />

latenten Sinnstrukturen der Herkunftsfamilie <strong>als</strong> Rahmen für die Identitätsbildung<br />

des Kandidaten bzw. der Kandidatin werden rekonstruiert,<br />

mit Geschichten, die in der Herkunftsfamilie erzählt werden, verbunden,<br />

typische Handlungs- und Orientierungsmuster so entdeckt und<br />

auf die aktuelle Lebens- und vor allem Arbeitssituation des Kandidaten/der<br />

Kandidatin bezogen. Letzterem dient eine mit dieser Familienrekonstruktion<br />

verbundene Fallsupervision.<br />

Solche Sitzungen fordern nicht nur die fallrekonstruktive Kompetenz<br />

des <strong>Klinische</strong>n Soziologen, sondern auch die Kompetenz, riskante Individual-<br />

und Gruppenprozesse wahrzunehmen und aufzugreifen. Denn<br />

bei der Rekonstruktion der eigenen Familiengeschichte sind mitunter<br />

kritische Passagen zu meistern. Dazu gehören: Bisher Idealisiertes wird<br />

entzaubert 20 , liebgewordene Deutungsmuster z. B. für Enttäuschungen<br />

in der Familien- und Lebensgeschichte werden in Frage gestellt; es stellt<br />

20 Beispiel: „In meiner Familie gab es immer starke Frauen“.

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