LIGURIEN Wintermeer in Finale Ligure - Barbara Schaefer
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überhaupt <strong>in</strong> dieser Ecke mit e<strong>in</strong>em gut erhaltenen<br />
Stadtbild aus dem fünfzehnten Jahrhundert. Auf der<br />
Piazza Garibaldi haben wir im Sommer <strong>in</strong> der Bar<br />
Centrale das beste Schokoladeneis der Welt<br />
gegessen. Geschlossen auch diese.<br />
Nur donnerstags belebt sich F<strong>in</strong>ale abrupt. Markttag<br />
auf der Strandpromenade, allerd<strong>in</strong>gs wird ke<strong>in</strong> Stück<br />
Käse feilgeboten, ke<strong>in</strong> Olivenöl, ke<strong>in</strong>e Salami, nur<br />
Handtaschen und Schuhe, Schals und Mäntel, Pullover<br />
und Hausrat. E<strong>in</strong> Stand am anderen, endlos zieht sich<br />
das unter Palmen entlang. Längst s<strong>in</strong>d die Verkäufer<br />
zum Großteil nicht mehr Italiener, nicht mal mehr<br />
Süditaliener, wie sie hier sagen, sondern Marokkaner<br />
und Tunesier, Nordafrikaner. An e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en freien<br />
Platz, an dem ke<strong>in</strong> Stand aufgebaut wurde, breiten<br />
zwei Frauen im Nieselregen ihre Ware auf dem Boden<br />
aus, nur etwa zehn Wollpullover und CDs mit<br />
Panflöten auf dem Cover. An ihren mehrreihigen<br />
goldfarbenen Perlenketten und ihren Gesichtern ist<br />
unschwer zu erkennen, sie stammen aus Ecuador,<br />
aus dem Andenhochland. "Italien ist schön", sagt die<br />
e<strong>in</strong>e. Woher sie diesen Satz nur hat.<br />
E<strong>in</strong>es der geöffneten Hotels ist das "Florenz", e<strong>in</strong> alter<br />
Kasten, direkt an die Kirche von F<strong>in</strong>alborgo angebaut,<br />
es kann also unmöglich immer schon Hotel gewesen<br />
se<strong>in</strong>. Große Flure und w<strong>in</strong>zige Zimmer führen auf die<br />
richtige Fährte, es war e<strong>in</strong> Kloster, der Bruderschaft<br />
Scolopi. E<strong>in</strong>e Klosterschule gehörte auch e<strong>in</strong>mal dazu,<br />
aber das ist nicht e<strong>in</strong>mal mehr <strong>in</strong> Italien gefragt, und<br />
so wurde vor 15 Jahren aus dem Haus e<strong>in</strong> Hotel. In<br />
die Zellen wurden Duschen e<strong>in</strong>gebaut, somit s<strong>in</strong>d es<br />
nun Zimmer. Es gibt auch e<strong>in</strong>e Heizung, aber wegen<br />
der wenigen Gäste wird die nicht e<strong>in</strong>geschaltet. Dafür<br />
bekommt man e<strong>in</strong>en Heizlüfter <strong>in</strong>s Zimmer gestellt.<br />
Nun muß man sich entscheiden: entweder fernsehen<br />
oder heizen, beides zusammen hält die Sicherung<br />
nicht aus. Mit e<strong>in</strong>em Höllenschlag spr<strong>in</strong>gt sie heraus,<br />
praktischerweise ist aber <strong>in</strong> jedem Zimmer e<strong>in</strong><br />
separater Schalter angebracht. Nur zwei- oder<br />
dreimal am Tag haut es die Hauptsicherung heraus,<br />
dann senkt sich Düsternis über das ganze Haus und<br />
der Aufzug bleibt stecken. Das sei normal, sagt<br />
lächelnd das blonde Mädchen an der Rezeption.<br />
Derart aus dem Haus getrieben bleibt e<strong>in</strong>em nichts<br />
anderes übrig, als das, was man sich als das<br />
Schwerste bis zum Schluß aufgehoben hat: der<br />
Spaziergang am Strand. Im Sommer saß an dieser