Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>PHOTOGRAPHIE</strong><br />
<strong>09</strong> | 20<strong>14</strong><br />
DEUTSCHLAND 5,– € SCHWEIZ SFR 9.80<br />
π<br />
Das Magazin für digitale und analoge Photographie International Österreich 5,70 € | BeNeLux 5,95 € | Italien/Spanien/Portugal 6,75 €<br />
16 Seiten Extraheft<br />
OBJEKTIVE<br />
IM BLICK<br />
Exklusive Star-Tipps<br />
PRAXIS MIT<br />
GREG GORMAN<br />
Leica T im Vergleich<br />
EDEL &<br />
STARK?<br />
Neue Serie<br />
DIE ZUKUNFT<br />
DER FOTOGRAFEN<br />
Test bestanden<br />
NIKON D810<br />
ALPHA 7S<br />
<strong>09</strong><br />
4 19<strong>09</strong>05 105002
Alejandro Cegarra im dritthöchsten Gebäude Venezuelas<br />
TRÄUME IN TRÜMMERN<br />
Als Statussymbol der Finanzmetropole Caracas sollte das „Centro Financiero Confinanzas“<br />
in den Himmel wachsen. Die Ziele des Auftraggebers und Investors David Brillembourg waren<br />
hochtrabend: Eine Großbank, einen Bürokomplex und ein Hotel beinhalteten die Planungen.<br />
Doch sein Tod und die Finanzkrise brachten die Arbeiten 1993 zum Erliegen. Und so wurde das<br />
„Torre de David“ zu einem Monument des Scheiterns inmitten eines potenten Kultur- und Wirtschaftszentrums.<br />
21 Jahre lang ragen die 45 Stockwerke nun schon 192 Meter in die Höhe und<br />
bieten mittlerweile geschätzten 2500 Menschen aus der Unterschicht ein Dach über dem Kopf.<br />
Sie haben sich in dieser Ruine eine eigene Welt mit kleinen Läden und Cafés geschaffen. Obwohl<br />
der Ort in Verdacht steht, Keimzelle zahlreicher Verbrechen zu sein, wagte sich der Fotograf der<br />
Agentur Associated Press in Caracas Alejandro Cegarra in den Gebäudekomplex und sah sich<br />
nach eigenen Angaben während der Aufnahmen zu seiner Bilderstrecke „The Other Side of the<br />
Tower of David“ einer offenen, freundlichen Gesellschaft gegenüber. Die Schwarzweiß reportage<br />
besticht durch klare Botschaften in formaler Perfektion. Dafür erhielt Alejandro Cegarra den Leica<br />
Oskar Barnack Nachwuchspreis 20<strong>14</strong> – neben dem Sieger Martin Kollar, der für sein Projekt „Field<br />
Trip“ den renommierten Hauptpreis errang.<br />
Andrea Spaeth<br />
© Alejandro Cegarra
Praxistipps von Greg<br />
Gorman: Ab Seite 70 gibt<br />
der Starfotograf Einblick<br />
in seine Arbeitsweise.<br />
BILDER & GESCHICHTEN<br />
Träume in Trümmern 4<br />
Monument des Scheiterns in Venezuela<br />
Phänomen: Paparazzi 20<br />
Fotografen, Stars und Künstler<br />
Berufsbild Fotograf 46<br />
Teil 1: Die Ausbildung<br />
Fotokunst mit dem iPhone 52<br />
Kreative Möglichkeiten mit dem Smartphone<br />
Jugend forsch! 78<br />
Deutscher Jugendfotopreis 20<strong>14</strong><br />
Junge Talente 88<br />
Sebastian Forkarths Bilder jenseits von Jerusalem<br />
Making of „Freizeitfreunde“ 98<br />
Ursula Sprecher und Andi Cortellini machen<br />
Vereinsbilder<br />
Die fabelhafte Welt der Fische 106<br />
Adam Summers wurde versehentlich vom<br />
Wissenschaftler zum Künstler<br />
Kolumne „Fahren nach Fotos“ 112<br />
Navigation mit Bildern von gestern<br />
INHALT<br />
TEST & TECHNIK<br />
Nikon D810 8<br />
Was kann die Neue besser als ihre Vorgänger?<br />
Leica T und Fujifilm X-T1 30<br />
Spiegellose: Wer kann es besser?<br />
1-Zoll-Bridge-Duell 36<br />
Panasonic Lumix FZ1000 vs. Sony RX10<br />
Available-Light-Kamera 42<br />
Sony Alpha 7S im Test<br />
PRAXIS & KNOW-HOW<br />
Leserwettbewerb 56<br />
Die besten Leserbilder zum Thema Perspektive<br />
Ab ins Grüne 64<br />
Praxis: Unterwegs in Nachbars Garten<br />
So porträtiert der Profi 70<br />
Tipps von Starfotograf Greg Gorman<br />
NEWS & SZENE<br />
Zukunft der Fotografie 12<br />
Erster Eindruck der Lytro Illum<br />
Zubehör des Monats <strong>14</strong><br />
Cullmann Hybrid-Kugelköpfe<br />
Objektiv des Monats 16<br />
Tamron 3,5-6,3/16-300 mm Di II VC PZD<br />
Szene-News: 10 Jahre Helmut Newton 18<br />
Doppelausstellung in Berlin<br />
DVF-Fotograf des Monats 62<br />
Kontemplative Motive von Dietmar Wagener<br />
Neue Bücher 96<br />
Lektüre-Tipps der Redaktion<br />
Kleinanzeigen 86<br />
Abo-Prämien 94<br />
Vorschau/Impressum 1<strong>14</strong>
Fotografen, Stars und Künstler<br />
GROSSE BILDSTRECKE: PAPARAZZI 20<br />
Immer wieder sind Skandalreporter auf der Suche nach dem „Goldenen Schuss“, müssen Prominente<br />
vor ihnen fliehen: Anlässlich einer Ausstellung in der Schirn Kunsthalle in Frankfurt beleuchten wir das<br />
Phänomen Paparazzi.<br />
TITELBILD<br />
Unser Cover zeigt einen der sogenannten „Lost<br />
Boys“, die aus dem sudanesischen Bürgerkrieg<br />
flohen und in die USA geschickt wurden.<br />
© Greg Gorman<br />
Erster Test der Nikon D810<br />
BESSER ALS ZUVOR 8<br />
Mit der D810 schickt Nikon gleich zwei Modelle in<br />
den Ruhestand, die D800 und die D800E. Wir<br />
wollten wissen, was die Neue wirklich besser<br />
kann und ob sich der Umstieg lohnt.<br />
Leica T vs. Fujifilm X-T1<br />
LEICA-DUELL 30<br />
Leica stellt seine erste spiegellose Systemkamera<br />
mit Autofokus vor. Unser Test zeigt, was sie wirklich<br />
kann und wie sie sich gegen die etablierte<br />
Fujifilm X-T1 behauptet.<br />
Neue Serie: Berufsbild Fotograf<br />
AUSBILDUNG 46<br />
In einer dreiteiligen Serie beschäftigen wir uns<br />
mit dem Berufsbild des Fotografen. Wie wird man<br />
eigentlich Fotograf? Wie sieht der Fotografenalltag<br />
aus? Und welche Berufsverbände gibt es?<br />
16 Seiten Extraheft: Objektiv-Special<br />
OBJEKTIVTIPPS UND -WISSEN<br />
SPECIAL<br />
Die passende Kamera und das perfekte Objektiv sind die Werkzeuge, mit denen ein Fotograf<br />
aus einer alltäglichen Szene und seinem besonderen Blick ein herausragendes Foto macht.<br />
In unserem 16-seitigen Extraheft fassen wir Tipps und Know-how zur Technik und<br />
Bildgestaltung zusammen.<br />
Deutscher Jugendfotopreis 20<strong>14</strong><br />
JUGEND FORSCH! 78<br />
Wir zeigen vorab der Preisverleihung auf der<br />
photokina eine Auswahl der kreativsten und<br />
berührendsten Einreichungen des Deutschen<br />
Jugendfotopreises.
Erster Test der Nikon D810<br />
MIT AUGENMASS<br />
Nikon hat bei der D810 im Vergleich zu den Vorgängern D800 und D800E an einigen<br />
Stellschrauben gedreht. Doch an den richtigen? Was kann die Neue besser als das Duo?<br />
Nikon gehen die Zahlen aus, so wird aus der<br />
D800(E) eine D810. Die Nomenklatur suggeriert<br />
eine kaum spürbare Produktkosmetik, tatsächlich<br />
aber können sich die Änderungen sehen lassen.<br />
Nikon hat bei genau den richtigen Parametern<br />
nachgelegt und verzichtet darauf, die Auflösung<br />
noch weiter in die Höhe zu treiben – halleluja!<br />
Äußerlich unterscheidet sich die D810 nur marginal<br />
von ihren Vorgängermodellen. So ist etwa<br />
die Ausformung einiger Tasten modifiziert worden,<br />
eine neue auf der Rückseite hinzugekommen<br />
und die Belichtungscharakteristik (Spot,<br />
Mehrfeld, mittenbetont integral) ins Multitool<br />
auf der linken Kameraschulter gewandert (anstelle<br />
der Bracketing-Funktion). So ist die Bedienung<br />
vertraut, und die Fotografen müssen sich<br />
nicht länger zwischen zwei Modellen – mit oder<br />
ohne Tiefpassfilter – entscheiden. Die Nikon<br />
D810 verzichtet konsequent auf das Tiefpassfilter,<br />
die Erfahrungen hätten gezeigt, dass die<br />
Gefahr von Moirés bei der D800E beherrschbar<br />
war und durch den Zugewinn an Details mehr<br />
als aufgewogen wurde.<br />
Die wichtigsten Neuerungen<br />
Was sich neben dem Verzicht auf die Weichzeichnung<br />
vor dem Sensor noch getan hat: Zunächst<br />
einmal bietet Nikon beim 36,3-Megapixel-Vollformatsensor<br />
eine erweiterte Empfindlichkeit,<br />
und zwar in beide Richtungen. Studiofotografen<br />
wird es freuen, erstmals ermöglicht eine Vollformat-DSLR<br />
von Nikon eine native Empfindlichkeit<br />
von ISO 64 – ohne Verluste beim Dynamikumfang<br />
– und sogar ein Pull auf ISO 32. Einer Offenblendaufnahme<br />
bei starkem Studiolicht steht<br />
damit ebenso wenig im Wege wie einer hohen<br />
Lichtstärke für Freisteller im grellen Sonnenlicht.<br />
Nach oben geht es jetzt bis ISO 12.800, per Freigabe<br />
sogar bis ISO 51.200. Nikon hat außerdem<br />
bei der Autofokussteuerung und der Serienbildgeschwindigkeit<br />
nachgebessert. Das neue AF-<br />
Modul bietet die Gruppierungsmöglichkeit wie<br />
bei der D4S, unter optimalen Bedingungen treibt<br />
die D810 Bildserien bis in eine Höhe von sechs<br />
Bildern pro Sekunde im FX-Format.<br />
Der Autofokus arbeitet zielsicher, selbst<br />
bei offener Blende und ohne sich von den<br />
Bewegungen beim Jonglieren mit den Sticks<br />
ablenken zu lassen.<br />
Nikon D810 | Nikkor 1,8/85 mm | ISO 900 |<br />
1/100 s | f/1,8<br />
© Fotos: Jana Kühle
Die Fäden, mit denen der Puppenspieler die<br />
Marionette steuert, sollten eigentlich im Verborgenen<br />
bleiben. Dennoch entgeht der D810 mit<br />
dem 1,8/85-mm-Nikkor kein Detail. Wir danken<br />
dem Marionettentheater Papillon für die freundliche<br />
Unterstützung. || ISO 1.000 | 1/1.000 s | f/2,5
Bruno Mouron, Kate Moss während der Fashion Week Paris, 1992, Silbergelatineabzug 20 x 30 cm, Courtesy Bruno Mouron/Agence Sphinx
Die Zunge von Kate Moss.<br />
1992 verewigt von Bruno<br />
Mouron. Er muss einen guten<br />
Riecher gehabt haben: Die<br />
junge Frau entwickelte sich<br />
zum weltbekannten Topmodel<br />
und sollte die Yellow Press mit<br />
ihren Eskapaden noch lange auf<br />
Trab halten.<br />
skandalreporter auf der suche nach dem<br />
„Goldenen schuss“ und Prominente auf der Flucht:<br />
die schirn Kunsthalle Frankfurt geht einem<br />
Phänomen auf den Grund: Paparazzi.<br />
Text: Andrea Spaeth<br />
Was steckt hinter den Bildern der Klatschpresse? Die Schirn Kunsthalle Frankfurt gibt Antworten und verweist auf künstlerische Ambitionen<br />
PAPARAZZI
Der T stellt Leica zunächst eine<br />
Festbrennweite und ein Zoom zur<br />
Seite. Unser Porträt entstand mit dem<br />
3,5-5,6/18-56 mm bei 50 mm KB. Die<br />
detailreiche Abbildungsleistung wird<br />
besonders an den Wimpern und Haaren<br />
deutlich. || ISO 200 | f/5,6 | 1/320 s |<br />
Model: Rebecca Volkmann
Die klassische Linienführung der Fujifilm X-T1<br />
spricht besonders Fotografen an, die bislang<br />
mit einer Spiegelreflexkamera gearbeitet haben.<br />
Werkzeug mit sanften Linien. Die Leica T ist<br />
aus dem Aluminiumblock gefräst und eine<br />
Dreiviertelstunde von Hand poliert.<br />
Werkzeugtest: Leica T vs. Fujifilm X-T1<br />
ALSO SPRACH<br />
ZARATHUSTRA<br />
Die spiegellosen Systemkameras von Fujifilm verbinden viele Fotografen mit dem Nimbus einer Leica.<br />
Nun stellt der Mittelständler aus Wetzlar selbst sein erstes eigenes spiegelloses System mit Autofokus<br />
vor. Wer kann es besser, Fujifilm oder Leica?<br />
Text & Fotos: Tobias F. Habura<br />
„Also sprach Zarathustra“ – unverkennbar ist die<br />
symphonische Dichtung Richard Strauss’, und für<br />
viele Cineasten eng verbunden mit dem Einstieg<br />
in Stanley Kubricks Meilenstein der Filmgeschichte:<br />
„2001: Odyssee im Weltraum“. Der immer weiter<br />
anschwellende Klangteppich, der schließlich<br />
in Paukenschlägen gipfelt. Wer dieser Tage durch<br />
YouTube stöbert, der findet einen Werbeclip in<br />
bester Serienlänge. Ca. 45 Minuten zeigt Leica,<br />
wie das Gehäuse der T poliert wird. Von Hand.<br />
Der Einstieg erinnert an Kubricks Meisterwerk. Der<br />
Klangteppich, die Ästhetik, mit der die Aluminiumkuben<br />
vor dem Auge des Betrachters vorbeiziehen.<br />
Erst als Block und dann immer etwas weiter<br />
ausgefräst. Schließlich das fertige Gehäuse. Dann<br />
eine Dreiviertelstunde beim Finish zuschauen: ein<br />
Meisterwerk. Filmisch allemal. Und die Kamera?<br />
Wir stellen der Leica T einen ebenbürtigen Kontrahenten<br />
gegenüber: die Fujifilm X-T1. Beide sind für<br />
Kunden mit einem Hang für das Besondere, sind<br />
hochwertige Werkzeuge, mit denen man ernsthaft<br />
fotografieren kann und mit denen man sich auch<br />
gern sehen lässt. Die X-T1, Fujis Flaggschiff der<br />
X-Serie, ist hinlänglich bekannt, lassen wir Leica<br />
also den Vortritt.<br />
Erlebnis Leica<br />
Leica emotionalisiert: Schon das Verpackungsdesign<br />
weckt Interesse. Schubladen, Schächtelchen,<br />
der „Erstkontakt“ mit der T ist ein echtes<br />
Erlebnis. 45 Minuten Handpolitur machen sich<br />
bezahlt. Klare Linien, ein Genuss für die Finger<br />
und trotz der glatten Oberfläche griffig und gut<br />
ausbalanciert. Die Rückseite ist ein einziger großer<br />
Schirm, Bedienelemente auf ein Minimum<br />
reduziert. Wenn die Kamera jetzt noch … Tatsächlich,<br />
sie hat Autofokus.<br />
Ein Ziel, zwei Wege<br />
Das Ziel: gute Bilder und viel Freude am Fotografieren.<br />
Der Weg: mal klassisch, mal schlicht.<br />
Bei der Bedienung gehen Leica und Fujifilm unterschiedliche<br />
Wege. Die etablierte Fujifilm X-T1<br />
richtet sich an Fotografen, die alle Einstellungen<br />
jederzeit im Blick haben möchten und die eine<br />
klassische Bedienung über Rädchen und Knöpfe<br />
präferieren. Die Blende steuert der Fotograf am<br />
Objektiv oder über ein Rändelrädchen, die
SPECIAL<br />
www.π.DE<br />
ALLE ANSCHLÜSSE | REDAKTIONSTIPPS | OBJEKTIVSCHULE<br />
FASZINATION<br />
OBJEKTIV<br />
VOM FISHEYE BIS ZUM SUPERTELE: KREATIVE IDEEN,<br />
TECHNISCHE HINTERGRÜNDE UND JEDE MENGE KAUFTIPPS
INTRO<br />
So finden Sie die richtige Kamera und passende Objektive<br />
OBJEKTIV BETRACHTET<br />
BOKEH<br />
Als Bokeh bezeichnet man die ästhetische<br />
Qualität der durch ein Objektiv erzeugten<br />
Unschärfe. Verschiedene Faktoren<br />
eines Objektivs wie die Form der<br />
Lamellen, die Lichtstärke oder die optische<br />
Korrektur haben einen Einfluss<br />
auf die Art und Weise, wie die unscharfen<br />
Bereiche im Bild dargestellt werden.<br />
Die Unschärfe kann weicher oder<br />
härter, ruhiger oder unruhiger, klarer<br />
oder verschwommener ausfallen. Es<br />
handelt sich weder um eine messbare<br />
noch um eine objektiv vergleich bare<br />
Größe, sondern um die subjektive<br />
Einschätzung einer gestalterischen<br />
Auswirkung der Technik. Festhalten<br />
kann man: Je runder und schärfer<br />
kleine helle Bildpunkte oder Lichtflecken<br />
auf dem<br />
Bild dargestellt<br />
werden, desto<br />
mehr Aufmerksamkeit<br />
ziehen<br />
sie auf sich.<br />
Um das passende Objektiv zu finden, sollten<br />
Fotografen ganz genaue Vorstellungen<br />
von ihrer Art zu fotografieren und ihrer<br />
Mo tivwelt haben. Im Idealfall findet dieser<br />
Prozess schon vor der Entscheidung für ein<br />
bestimmtes Kamerasystem statt, um einen<br />
limitierenden Faktor zu eliminieren.<br />
Na klar, weit öffnende Festbrennweiten und<br />
lichtstarke Zooms bieten nahezu alle Hersteller<br />
an, doch es gibt durchaus Sonderfälle. Wer<br />
ein unauffälliges, kompaktes System für die<br />
Reportage sucht oder eine dezente Kamera,<br />
mit der er während der Hochzeit das Jawort<br />
am Altar ohne Spiegel- und Verschluss geräusch<br />
aufnehmen möchte, der landet bei<br />
einer spiegellosen System kamera. Die größte<br />
Objektivvielfalt bietet derzeit das Micro-<br />
FourThirds-System. Wer ein bezahlbares,<br />
absolut robustes und bestens versiegeltes<br />
System sucht, der sollte sich die Spiegelreflexmodelle<br />
und WR-Objektive von Pentax<br />
ansehen. Und wer am Spielfeldrand fotografiert<br />
und neben langen Telebrennweiten<br />
auch noch einen Professional-Service mit<br />
Leih- und Reparaturdienst vor Ort benötigt,<br />
der sollte sich für eine DSLR von Canon oder<br />
Nikon entscheiden.<br />
8 mm 24 mm 50 mm<br />
105 mm 200 mm 500 mm<br />
BRENNWEITEN UND IHRE WIRKUNG IM BILD<br />
Die Brennweite – oder der Bildwinkel – eines Objektivs und der Abstand zum Motiv bestimmen den Bildausschnitt. Die sogenannte Normalbrennweite<br />
von 50 mm KB kommt den menschlichen Sehgewohnheiten am nächsten. Darunter spricht man von Weitwinkel-, darüber von Teleobjektiven.<br />
Bildet ein Objektiv einen Winkel von 180 Grad ab (oben links), sprechen wir wegen der Charakteristik der Linse von einem Fisheye.
BILDWINKEL<br />
Zoomobjektiv oder Festbrennweite? Soll ich<br />
meinen Bildausschnitt durch einen Dreh am<br />
Objektiv oder den Abstand zum Motiv verändern?<br />
Ausgehend von so manchem Kit-<br />
Objektiv ist das sicher eine Qualitätsfrage,<br />
doch beließe man es dabei, täte man den<br />
hervorragenden Profizooms unrecht.<br />
Die Frage ist vielmehr, ob sich mit der Konzentration<br />
auf das Hauptmotiv auch das<br />
Umfeld ändert. Zeige ich das Model größer,<br />
indem ich stärker in den Telebereich<br />
zoome (z. B. 70 mm), ist der Bildwinkel enger,<br />
als wenn ich mit einer Festbrennweite<br />
(z. B. 50 mm) dichter an mein Motiv herangehen<br />
würde. Je enger der Bildwinkel ist,<br />
desto weniger wird vom Umfeld gezeigt,<br />
Entfernungen werden scheinbar gestaucht.<br />
Fotos: Artepictura: Georg Banek (oben), Photoacademy Urbschat: Aurelian Edelmann (rechts)<br />
Tilt- und Shift-Objektive gibt es derzeit nicht<br />
für spiegellose Systeme, und wer für die extreme<br />
Reportage, offshore oder etwa in der<br />
Arktis, einen Superzoomer mit Profiqualität<br />
benötigt, der wird derzeit nur bei Canon fündig:<br />
EF 3,5-5,6/28-300 mm L IS USM.<br />
Auch beim extremen Weitwinkel und Tele<br />
ist die Luft dünn. Ebenso bei motorisch angetriebenen<br />
Zoomobjektiven und bei Linsen<br />
mit einer besonders dezenten Fokussierung<br />
für Videografen. Sie ziehen die Schärfe lieber<br />
manuell? Das Angebot ist überschaubar, sowohl<br />
beim Anschluss als auch beim Zubehör.<br />
Ein paar Grundbegriffe geben wir Ihnen hier<br />
schon mit, auf den folgenden Seiten finden<br />
Sie konkrete Objektivempfehlungen und<br />
Tipps für bessere Bilder. Wir beschäftigen uns<br />
mit Menschen, mit besonders kleinen Dingen<br />
und mit der Outdoor-Fotografie.<br />
OBJEKTIV-ADAPTER<br />
Um ein scharfes Bild zu erzeugen, muss der Brennpunkt<br />
exakt auf der Sensorebene liegen. Das jeweilige Auflagemaß,<br />
also der Abstand des Bajonetts zum Sensor, muss<br />
eingehalten werden. Darüber hinaus kommunizieren<br />
moderne Kameras und Objektive miteinander. Beides<br />
können Adapter, wie hier von Novoflex, bewerkstelligen,<br />
auch wenn Kamera und Objektiv<br />
eigentlich gar nicht zusammenpassen.<br />
Dank des geringen Auflagemaßes moderner<br />
spiegelloser Systemkameras<br />
fällt die Adaption hier leichter als bei<br />
Kameras mit Spiegelkasten. Eine größere<br />
Herausforderung ist in der Regel die<br />
elektronische Übertragung der Blende<br />
und des Autofokus sowie weiterer für die<br />
Belichtung relevanter Informationen.<br />
TILT & SHIFT<br />
Stürzende Linien entstehen durch Kippen<br />
der Kamera zum Motiv, um es komplett<br />
abzubilden. Wird das Objektiv parallel zum<br />
Sensor bewegt (Shift), muss die Kamera<br />
weniger stark gekippt werden, um das<br />
Motiv zu erfassen. Die optisch stürzenden<br />
Linien verringern sich.<br />
Durch Kippen des Objektivs (Tilt) ändert<br />
sich die Lage der Brennpunkte. So kann<br />
die Schärfeebene unabhängig von der<br />
Lage des Sensors verändert werden.<br />
Experimentierfreudige Fotografen haben<br />
auch schon klassische Objektive schräg<br />
vor das Bajonett gehalten und damit nende Effekte erzielt. Vermeiden Sie dann<br />
spanunbedingt<br />
einen mechanischen Kontakt<br />
und das Eindringen von zu viel Licht.<br />
Die Adaption<br />
des Nikkor-24-<br />
120-mm-Objektivs<br />
via Novoflex-Adapter<br />
an der Pentax Q erzielt<br />
ca. 130-660 mm KB.<br />
Tilt- und Shift-Objektive sind<br />
konstruktionsbedingt Manuellfokus-Objektive.<br />
Die Arbeit<br />
vom Stativ ist zu empfehlen.