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PHOTOGRAPHIE 09/14 Preview

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<strong>PHOTOGRAPHIE</strong><br />

<strong>09</strong> | 20<strong>14</strong><br />

DEUTSCHLAND 5,– € SCHWEIZ SFR 9.80<br />

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Das Magazin für digitale und analoge Photographie International Österreich 5,70 € | BeNeLux 5,95 € | Italien/Spanien/Portugal 6,75 €<br />

16 Seiten Extraheft<br />

OBJEKTIVE<br />

IM BLICK<br />

Exklusive Star-Tipps<br />

PRAXIS MIT<br />

GREG GORMAN<br />

Leica T im Vergleich<br />

EDEL &<br />

STARK?<br />

Neue Serie<br />

DIE ZUKUNFT<br />

DER FOTOGRAFEN<br />

Test bestanden<br />

NIKON D810<br />

ALPHA 7S<br />

<strong>09</strong><br />

4 19<strong>09</strong>05 105002


Alejandro Cegarra im dritthöchsten Gebäude Venezuelas<br />

TRÄUME IN TRÜMMERN<br />

Als Statussymbol der Finanzmetropole Caracas sollte das „Centro Financiero Confinanzas“<br />

in den Himmel wachsen. Die Ziele des Auftraggebers und Investors David Brillembourg waren<br />

hochtrabend: Eine Großbank, einen Bürokomplex und ein Hotel beinhalteten die Planungen.<br />

Doch sein Tod und die Finanzkrise brachten die Arbeiten 1993 zum Erliegen. Und so wurde das<br />

„Torre de David“ zu einem Monument des Scheiterns inmitten eines potenten Kultur- und Wirtschaftszentrums.<br />

21 Jahre lang ragen die 45 Stockwerke nun schon 192 Meter in die Höhe und<br />

bieten mittlerweile geschätzten 2500 Menschen aus der Unterschicht ein Dach über dem Kopf.<br />

Sie haben sich in dieser Ruine eine eigene Welt mit kleinen Läden und Cafés geschaffen. Obwohl<br />

der Ort in Verdacht steht, Keimzelle zahlreicher Verbrechen zu sein, wagte sich der Fotograf der<br />

Agentur Associated Press in Caracas Alejandro Cegarra in den Gebäudekomplex und sah sich<br />

nach eigenen Angaben während der Aufnahmen zu seiner Bilderstrecke „The Other Side of the<br />

Tower of David“ einer offenen, freundlichen Gesellschaft gegenüber. Die Schwarzweiß reportage<br />

besticht durch klare Botschaften in formaler Perfektion. Dafür erhielt Alejandro Cegarra den Leica<br />

Oskar Barnack Nachwuchspreis 20<strong>14</strong> – neben dem Sieger Martin Kollar, der für sein Projekt „Field<br />

Trip“ den renommierten Hauptpreis errang.<br />

Andrea Spaeth<br />

© Alejandro Cegarra


Praxistipps von Greg<br />

Gorman: Ab Seite 70 gibt<br />

der Starfotograf Einblick<br />

in seine Arbeitsweise.<br />

BILDER & GESCHICHTEN<br />

Träume in Trümmern 4<br />

Monument des Scheiterns in Venezuela<br />

Phänomen: Paparazzi 20<br />

Fotografen, Stars und Künstler<br />

Berufsbild Fotograf 46<br />

Teil 1: Die Ausbildung<br />

Fotokunst mit dem iPhone 52<br />

Kreative Möglichkeiten mit dem Smartphone<br />

Jugend forsch! 78<br />

Deutscher Jugendfotopreis 20<strong>14</strong><br />

Junge Talente 88<br />

Sebastian Forkarths Bilder jenseits von Jerusalem<br />

Making of „Freizeitfreunde“ 98<br />

Ursula Sprecher und Andi Cortellini machen<br />

Vereinsbilder<br />

Die fabelhafte Welt der Fische 106<br />

Adam Summers wurde versehentlich vom<br />

Wissenschaftler zum Künstler<br />

Kolumne „Fahren nach Fotos“ 112<br />

Navigation mit Bildern von gestern<br />

INHALT<br />

TEST & TECHNIK<br />

Nikon D810 8<br />

Was kann die Neue besser als ihre Vorgänger?<br />

Leica T und Fujifilm X-T1 30<br />

Spiegellose: Wer kann es besser?<br />

1-Zoll-Bridge-Duell 36<br />

Panasonic Lumix FZ1000 vs. Sony RX10<br />

Available-Light-Kamera 42<br />

Sony Alpha 7S im Test<br />

PRAXIS & KNOW-HOW<br />

Leserwettbewerb 56<br />

Die besten Leserbilder zum Thema Perspektive<br />

Ab ins Grüne 64<br />

Praxis: Unterwegs in Nachbars Garten<br />

So porträtiert der Profi 70<br />

Tipps von Starfotograf Greg Gorman<br />

NEWS & SZENE<br />

Zukunft der Fotografie 12<br />

Erster Eindruck der Lytro Illum<br />

Zubehör des Monats <strong>14</strong><br />

Cullmann Hybrid-Kugelköpfe<br />

Objektiv des Monats 16<br />

Tamron 3,5-6,3/16-300 mm Di II VC PZD<br />

Szene-News: 10 Jahre Helmut Newton 18<br />

Doppelausstellung in Berlin<br />

DVF-Fotograf des Monats 62<br />

Kontemplative Motive von Dietmar Wagener<br />

Neue Bücher 96<br />

Lektüre-Tipps der Redaktion<br />

Kleinanzeigen 86<br />

Abo-Prämien 94<br />

Vorschau/Impressum 1<strong>14</strong>


Fotografen, Stars und Künstler<br />

GROSSE BILDSTRECKE: PAPARAZZI 20<br />

Immer wieder sind Skandalreporter auf der Suche nach dem „Goldenen Schuss“, müssen Prominente<br />

vor ihnen fliehen: Anlässlich einer Ausstellung in der Schirn Kunsthalle in Frankfurt beleuchten wir das<br />

Phänomen Paparazzi.<br />

TITELBILD<br />

Unser Cover zeigt einen der sogenannten „Lost<br />

Boys“, die aus dem sudanesischen Bürgerkrieg<br />

flohen und in die USA geschickt wurden.<br />

© Greg Gorman<br />

Erster Test der Nikon D810<br />

BESSER ALS ZUVOR 8<br />

Mit der D810 schickt Nikon gleich zwei Modelle in<br />

den Ruhestand, die D800 und die D800E. Wir<br />

wollten wissen, was die Neue wirklich besser<br />

kann und ob sich der Umstieg lohnt.<br />

Leica T vs. Fujifilm X-T1<br />

LEICA-DUELL 30<br />

Leica stellt seine erste spiegellose Systemkamera<br />

mit Autofokus vor. Unser Test zeigt, was sie wirklich<br />

kann und wie sie sich gegen die etablierte<br />

Fujifilm X-T1 behauptet.<br />

Neue Serie: Berufsbild Fotograf<br />

AUSBILDUNG 46<br />

In einer dreiteiligen Serie beschäftigen wir uns<br />

mit dem Berufsbild des Fotografen. Wie wird man<br />

eigentlich Fotograf? Wie sieht der Fotografenalltag<br />

aus? Und welche Berufsverbände gibt es?<br />

16 Seiten Extraheft: Objektiv-Special<br />

OBJEKTIVTIPPS UND -WISSEN<br />

SPECIAL<br />

Die passende Kamera und das perfekte Objektiv sind die Werkzeuge, mit denen ein Fotograf<br />

aus einer alltäglichen Szene und seinem besonderen Blick ein herausragendes Foto macht.<br />

In unserem 16-seitigen Extraheft fassen wir Tipps und Know-how zur Technik und<br />

Bildgestaltung zusammen.<br />

Deutscher Jugendfotopreis 20<strong>14</strong><br />

JUGEND FORSCH! 78<br />

Wir zeigen vorab der Preisverleihung auf der<br />

photokina eine Auswahl der kreativsten und<br />

berührendsten Einreichungen des Deutschen<br />

Jugendfotopreises.


Erster Test der Nikon D810<br />

MIT AUGENMASS<br />

Nikon hat bei der D810 im Vergleich zu den Vorgängern D800 und D800E an einigen<br />

Stellschrauben gedreht. Doch an den richtigen? Was kann die Neue besser als das Duo?<br />

Nikon gehen die Zahlen aus, so wird aus der<br />

D800(E) eine D810. Die Nomenklatur suggeriert<br />

eine kaum spürbare Produktkosmetik, tatsächlich<br />

aber können sich die Änderungen sehen lassen.<br />

Nikon hat bei genau den richtigen Parametern<br />

nachgelegt und verzichtet darauf, die Auflösung<br />

noch weiter in die Höhe zu treiben – halleluja!<br />

Äußerlich unterscheidet sich die D810 nur marginal<br />

von ihren Vorgängermodellen. So ist etwa<br />

die Ausformung einiger Tasten modifiziert worden,<br />

eine neue auf der Rückseite hinzugekommen<br />

und die Belichtungscharakteristik (Spot,<br />

Mehrfeld, mittenbetont integral) ins Multitool<br />

auf der linken Kameraschulter gewandert (anstelle<br />

der Bracketing-Funktion). So ist die Bedienung<br />

vertraut, und die Fotografen müssen sich<br />

nicht länger zwischen zwei Modellen – mit oder<br />

ohne Tiefpassfilter – entscheiden. Die Nikon<br />

D810 verzichtet konsequent auf das Tiefpassfilter,<br />

die Erfahrungen hätten gezeigt, dass die<br />

Gefahr von Moirés bei der D800E beherrschbar<br />

war und durch den Zugewinn an Details mehr<br />

als aufgewogen wurde.<br />

Die wichtigsten Neuerungen<br />

Was sich neben dem Verzicht auf die Weichzeichnung<br />

vor dem Sensor noch getan hat: Zunächst<br />

einmal bietet Nikon beim 36,3-Megapixel-Vollformatsensor<br />

eine erweiterte Empfindlichkeit,<br />

und zwar in beide Richtungen. Studiofotografen<br />

wird es freuen, erstmals ermöglicht eine Vollformat-DSLR<br />

von Nikon eine native Empfindlichkeit<br />

von ISO 64 – ohne Verluste beim Dynamikumfang<br />

– und sogar ein Pull auf ISO 32. Einer Offenblendaufnahme<br />

bei starkem Studiolicht steht<br />

damit ebenso wenig im Wege wie einer hohen<br />

Lichtstärke für Freisteller im grellen Sonnenlicht.<br />

Nach oben geht es jetzt bis ISO 12.800, per Freigabe<br />

sogar bis ISO 51.200. Nikon hat außerdem<br />

bei der Autofokussteuerung und der Serienbildgeschwindigkeit<br />

nachgebessert. Das neue AF-<br />

Modul bietet die Gruppierungsmöglichkeit wie<br />

bei der D4S, unter optimalen Bedingungen treibt<br />

die D810 Bildserien bis in eine Höhe von sechs<br />

Bildern pro Sekunde im FX-Format.<br />

Der Autofokus arbeitet zielsicher, selbst<br />

bei offener Blende und ohne sich von den<br />

Bewegungen beim Jonglieren mit den Sticks<br />

ablenken zu lassen.<br />

Nikon D810 | Nikkor 1,8/85 mm | ISO 900 |<br />

1/100 s | f/1,8<br />

© Fotos: Jana Kühle


Die Fäden, mit denen der Puppenspieler die<br />

Marionette steuert, sollten eigentlich im Verborgenen<br />

bleiben. Dennoch entgeht der D810 mit<br />

dem 1,8/85-mm-Nikkor kein Detail. Wir danken<br />

dem Marionettentheater Papillon für die freundliche<br />

Unterstützung. || ISO 1.000 | 1/1.000 s | f/2,5


Bruno Mouron, Kate Moss während der Fashion Week Paris, 1992, Silbergelatineabzug 20 x 30 cm, Courtesy Bruno Mouron/Agence Sphinx


Die Zunge von Kate Moss.<br />

1992 verewigt von Bruno<br />

Mouron. Er muss einen guten<br />

Riecher gehabt haben: Die<br />

junge Frau entwickelte sich<br />

zum weltbekannten Topmodel<br />

und sollte die Yellow Press mit<br />

ihren Eskapaden noch lange auf<br />

Trab halten.<br />

skandalreporter auf der suche nach dem<br />

„Goldenen schuss“ und Prominente auf der Flucht:<br />

die schirn Kunsthalle Frankfurt geht einem<br />

Phänomen auf den Grund: Paparazzi.<br />

Text: Andrea Spaeth<br />

Was steckt hinter den Bildern der Klatschpresse? Die Schirn Kunsthalle Frankfurt gibt Antworten und verweist auf künstlerische Ambitionen<br />

PAPARAZZI


Der T stellt Leica zunächst eine<br />

Festbrennweite und ein Zoom zur<br />

Seite. Unser Porträt entstand mit dem<br />

3,5-5,6/18-56 mm bei 50 mm KB. Die<br />

detailreiche Abbildungsleistung wird<br />

besonders an den Wimpern und Haaren<br />

deutlich. || ISO 200 | f/5,6 | 1/320 s |<br />

Model: Rebecca Volkmann


Die klassische Linienführung der Fujifilm X-T1<br />

spricht besonders Fotografen an, die bislang<br />

mit einer Spiegelreflexkamera gearbeitet haben.<br />

Werkzeug mit sanften Linien. Die Leica T ist<br />

aus dem Aluminiumblock gefräst und eine<br />

Dreiviertelstunde von Hand poliert.<br />

Werkzeugtest: Leica T vs. Fujifilm X-T1<br />

ALSO SPRACH<br />

ZARATHUSTRA<br />

Die spiegellosen Systemkameras von Fujifilm verbinden viele Fotografen mit dem Nimbus einer Leica.<br />

Nun stellt der Mittelständler aus Wetzlar selbst sein erstes eigenes spiegelloses System mit Autofokus<br />

vor. Wer kann es besser, Fujifilm oder Leica?<br />

Text & Fotos: Tobias F. Habura<br />

„Also sprach Zarathustra“ – unverkennbar ist die<br />

symphonische Dichtung Richard Strauss’, und für<br />

viele Cineasten eng verbunden mit dem Einstieg<br />

in Stanley Kubricks Meilenstein der Filmgeschichte:<br />

„2001: Odyssee im Weltraum“. Der immer weiter<br />

anschwellende Klangteppich, der schließlich<br />

in Paukenschlägen gipfelt. Wer dieser Tage durch<br />

YouTube stöbert, der findet einen Werbeclip in<br />

bester Serienlänge. Ca. 45 Minuten zeigt Leica,<br />

wie das Gehäuse der T poliert wird. Von Hand.<br />

Der Einstieg erinnert an Kubricks Meisterwerk. Der<br />

Klangteppich, die Ästhetik, mit der die Aluminiumkuben<br />

vor dem Auge des Betrachters vorbeiziehen.<br />

Erst als Block und dann immer etwas weiter<br />

ausgefräst. Schließlich das fertige Gehäuse. Dann<br />

eine Dreiviertelstunde beim Finish zuschauen: ein<br />

Meisterwerk. Filmisch allemal. Und die Kamera?<br />

Wir stellen der Leica T einen ebenbürtigen Kontrahenten<br />

gegenüber: die Fujifilm X-T1. Beide sind für<br />

Kunden mit einem Hang für das Besondere, sind<br />

hochwertige Werkzeuge, mit denen man ernsthaft<br />

fotografieren kann und mit denen man sich auch<br />

gern sehen lässt. Die X-T1, Fujis Flaggschiff der<br />

X-Serie, ist hinlänglich bekannt, lassen wir Leica<br />

also den Vortritt.<br />

Erlebnis Leica<br />

Leica emotionalisiert: Schon das Verpackungsdesign<br />

weckt Interesse. Schubladen, Schächtelchen,<br />

der „Erstkontakt“ mit der T ist ein echtes<br />

Erlebnis. 45 Minuten Handpolitur machen sich<br />

bezahlt. Klare Linien, ein Genuss für die Finger<br />

und trotz der glatten Oberfläche griffig und gut<br />

ausbalanciert. Die Rückseite ist ein einziger großer<br />

Schirm, Bedienelemente auf ein Minimum<br />

reduziert. Wenn die Kamera jetzt noch … Tatsächlich,<br />

sie hat Autofokus.<br />

Ein Ziel, zwei Wege<br />

Das Ziel: gute Bilder und viel Freude am Fotografieren.<br />

Der Weg: mal klassisch, mal schlicht.<br />

Bei der Bedienung gehen Leica und Fujifilm unterschiedliche<br />

Wege. Die etablierte Fujifilm X-T1<br />

richtet sich an Fotografen, die alle Einstellungen<br />

jederzeit im Blick haben möchten und die eine<br />

klassische Bedienung über Rädchen und Knöpfe<br />

präferieren. Die Blende steuert der Fotograf am<br />

Objektiv oder über ein Rändelrädchen, die


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TECHNISCHE HINTERGRÜNDE UND JEDE MENGE KAUFTIPPS


INTRO<br />

So finden Sie die richtige Kamera und passende Objektive<br />

OBJEKTIV BETRACHTET<br />

BOKEH<br />

Als Bokeh bezeichnet man die ästhetische<br />

Qualität der durch ein Objektiv erzeugten<br />

Unschärfe. Verschiedene Faktoren<br />

eines Objektivs wie die Form der<br />

Lamellen, die Lichtstärke oder die optische<br />

Korrektur haben einen Einfluss<br />

auf die Art und Weise, wie die unscharfen<br />

Bereiche im Bild dargestellt werden.<br />

Die Unschärfe kann weicher oder<br />

härter, ruhiger oder unruhiger, klarer<br />

oder verschwommener ausfallen. Es<br />

handelt sich weder um eine messbare<br />

noch um eine objektiv vergleich bare<br />

Größe, sondern um die subjektive<br />

Einschätzung einer gestalterischen<br />

Auswirkung der Technik. Festhalten<br />

kann man: Je runder und schärfer<br />

kleine helle Bildpunkte oder Lichtflecken<br />

auf dem<br />

Bild dargestellt<br />

werden, desto<br />

mehr Aufmerksamkeit<br />

ziehen<br />

sie auf sich.<br />

Um das passende Objektiv zu finden, sollten<br />

Fotografen ganz genaue Vorstellungen<br />

von ihrer Art zu fotografieren und ihrer<br />

Mo tivwelt haben. Im Idealfall findet dieser<br />

Prozess schon vor der Entscheidung für ein<br />

bestimmtes Kamerasystem statt, um einen<br />

limitierenden Faktor zu eliminieren.<br />

Na klar, weit öffnende Festbrennweiten und<br />

lichtstarke Zooms bieten nahezu alle Hersteller<br />

an, doch es gibt durchaus Sonderfälle. Wer<br />

ein unauffälliges, kompaktes System für die<br />

Reportage sucht oder eine dezente Kamera,<br />

mit der er während der Hochzeit das Jawort<br />

am Altar ohne Spiegel- und Verschluss geräusch<br />

aufnehmen möchte, der landet bei<br />

einer spiegellosen System kamera. Die größte<br />

Objektivvielfalt bietet derzeit das Micro-<br />

FourThirds-System. Wer ein bezahlbares,<br />

absolut robustes und bestens versiegeltes<br />

System sucht, der sollte sich die Spiegelreflexmodelle<br />

und WR-Objektive von Pentax<br />

ansehen. Und wer am Spielfeldrand fotografiert<br />

und neben langen Telebrennweiten<br />

auch noch einen Professional-Service mit<br />

Leih- und Reparaturdienst vor Ort benötigt,<br />

der sollte sich für eine DSLR von Canon oder<br />

Nikon entscheiden.<br />

8 mm 24 mm 50 mm<br />

105 mm 200 mm 500 mm<br />

BRENNWEITEN UND IHRE WIRKUNG IM BILD<br />

Die Brennweite – oder der Bildwinkel – eines Objektivs und der Abstand zum Motiv bestimmen den Bildausschnitt. Die sogenannte Normalbrennweite<br />

von 50 mm KB kommt den menschlichen Sehgewohnheiten am nächsten. Darunter spricht man von Weitwinkel-, darüber von Teleobjektiven.<br />

Bildet ein Objektiv einen Winkel von 180 Grad ab (oben links), sprechen wir wegen der Charakteristik der Linse von einem Fisheye.


BILDWINKEL<br />

Zoomobjektiv oder Festbrennweite? Soll ich<br />

meinen Bildausschnitt durch einen Dreh am<br />

Objektiv oder den Abstand zum Motiv verändern?<br />

Ausgehend von so manchem Kit-<br />

Objektiv ist das sicher eine Qualitätsfrage,<br />

doch beließe man es dabei, täte man den<br />

hervorragenden Profizooms unrecht.<br />

Die Frage ist vielmehr, ob sich mit der Konzentration<br />

auf das Hauptmotiv auch das<br />

Umfeld ändert. Zeige ich das Model größer,<br />

indem ich stärker in den Telebereich<br />

zoome (z. B. 70 mm), ist der Bildwinkel enger,<br />

als wenn ich mit einer Festbrennweite<br />

(z. B. 50 mm) dichter an mein Motiv herangehen<br />

würde. Je enger der Bildwinkel ist,<br />

desto weniger wird vom Umfeld gezeigt,<br />

Entfernungen werden scheinbar gestaucht.<br />

Fotos: Artepictura: Georg Banek (oben), Photoacademy Urbschat: Aurelian Edelmann (rechts)<br />

Tilt- und Shift-Objektive gibt es derzeit nicht<br />

für spiegellose Systeme, und wer für die extreme<br />

Reportage, offshore oder etwa in der<br />

Arktis, einen Superzoomer mit Profiqualität<br />

benötigt, der wird derzeit nur bei Canon fündig:<br />

EF 3,5-5,6/28-300 mm L IS USM.<br />

Auch beim extremen Weitwinkel und Tele<br />

ist die Luft dünn. Ebenso bei motorisch angetriebenen<br />

Zoomobjektiven und bei Linsen<br />

mit einer besonders dezenten Fokussierung<br />

für Videografen. Sie ziehen die Schärfe lieber<br />

manuell? Das Angebot ist überschaubar, sowohl<br />

beim Anschluss als auch beim Zubehör.<br />

Ein paar Grundbegriffe geben wir Ihnen hier<br />

schon mit, auf den folgenden Seiten finden<br />

Sie konkrete Objektivempfehlungen und<br />

Tipps für bessere Bilder. Wir beschäftigen uns<br />

mit Menschen, mit besonders kleinen Dingen<br />

und mit der Outdoor-Fotografie.<br />

OBJEKTIV-ADAPTER<br />

Um ein scharfes Bild zu erzeugen, muss der Brennpunkt<br />

exakt auf der Sensorebene liegen. Das jeweilige Auflagemaß,<br />

also der Abstand des Bajonetts zum Sensor, muss<br />

eingehalten werden. Darüber hinaus kommunizieren<br />

moderne Kameras und Objektive miteinander. Beides<br />

können Adapter, wie hier von Novoflex, bewerkstelligen,<br />

auch wenn Kamera und Objektiv<br />

eigentlich gar nicht zusammenpassen.<br />

Dank des geringen Auflagemaßes moderner<br />

spiegelloser Systemkameras<br />

fällt die Adaption hier leichter als bei<br />

Kameras mit Spiegelkasten. Eine größere<br />

Herausforderung ist in der Regel die<br />

elektronische Übertragung der Blende<br />

und des Autofokus sowie weiterer für die<br />

Belichtung relevanter Informationen.<br />

TILT & SHIFT<br />

Stürzende Linien entstehen durch Kippen<br />

der Kamera zum Motiv, um es komplett<br />

abzubilden. Wird das Objektiv parallel zum<br />

Sensor bewegt (Shift), muss die Kamera<br />

weniger stark gekippt werden, um das<br />

Motiv zu erfassen. Die optisch stürzenden<br />

Linien verringern sich.<br />

Durch Kippen des Objektivs (Tilt) ändert<br />

sich die Lage der Brennpunkte. So kann<br />

die Schärfeebene unabhängig von der<br />

Lage des Sensors verändert werden.<br />

Experimentierfreudige Fotografen haben<br />

auch schon klassische Objektive schräg<br />

vor das Bajonett gehalten und damit nende Effekte erzielt. Vermeiden Sie dann<br />

spanunbedingt<br />

einen mechanischen Kontakt<br />

und das Eindringen von zu viel Licht.<br />

Die Adaption<br />

des Nikkor-24-<br />

120-mm-Objektivs<br />

via Novoflex-Adapter<br />

an der Pentax Q erzielt<br />

ca. 130-660 mm KB.<br />

Tilt- und Shift-Objektive sind<br />

konstruktionsbedingt Manuellfokus-Objektive.<br />

Die Arbeit<br />

vom Stativ ist zu empfehlen.

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