2011: Ausgabe 2 - Evangelische Pfarrgemeinde Dornbirn
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Feuer und Flamme für den Frieden!<br />
Am Anfang stand das Wort des<br />
Jesus von Nazareth. Er öffnete seinen<br />
Jüngern und Jüngerinnen die<br />
Schrift:<br />
Das Wort der Thora. Jesus fand<br />
Antwort auf die Fragen des Lebens,<br />
heilte und rief zu einem Aufbruch<br />
in neue Zeiten. Er kündigte an, dass<br />
sich schon jetzt die Verheißungen<br />
der Propheten erfüllen:<br />
„Ich will meinen Geist ausgießen<br />
über alles Fleisch, und eure Söhne<br />
und Töchter sollen weissagen, eure<br />
Alten sollen Träume haben, und<br />
eure Jünglinge sollen Gesichte<br />
sehen.“ (Joel 3, 1)<br />
Und so wiederholt es der Auferstandene<br />
noch einmal, als die Jünger<br />
ihm ein letztes Mal begegnen:<br />
„Ihr werdet die Kraft des Heiligen<br />
Geistes empfangen, der auf euch<br />
kommen wird, und werdet meine<br />
Zeugen sein in Jerusalem und in<br />
ganz Judäa und Samarien und bis<br />
an das Ende der Erde.“ (Apg. 1, 8).<br />
Aber als genau das geschieht, gerät<br />
ganz Jerusalem aus den Fugen. Einige<br />
Leute spotten sogar, als sie von<br />
den geistbegabten Aposteln hören,<br />
„sie sind voll süßen Weins“.<br />
Die Feuerflammen des Pfingstfestes<br />
sind sprichwörtlich: jene, die sich<br />
begeistert für etwas einsetzen, sind<br />
„mit Feuer und Flamme dabei“. Um<br />
Begeisterung und Leidenschaft<br />
geht es zu Pfingsten, genauer um<br />
den Geist des Friedens, bzw. darum,<br />
dass Menschen sich verstehen und<br />
Grenzen des Verstehens überwinden<br />
können.<br />
Am 50. Tag (griechisch: Pentekoste<br />
hemera) nach dem Passafest feiern<br />
Juden bis heute das Wochenfest<br />
„Schawuot“. Das war ursprünglich<br />
ein Weizenerntefest. Aber in Israel<br />
ging man dazu über, die Gabe der<br />
der fünf Bücher Mose (Thora) zu<br />
feiern. Gott selbst, so erzählt 2. Mose<br />
19, 16-19 hat mit Feuer, Donner und<br />
Rauch in einer Sprache wie aus Feuer<br />
seine Gebote seinem Volk verkündet.<br />
In siebzig Sprachen erklang die<br />
Stimme Gottes, erzählt die jüdische<br />
Überlieferung.<br />
Eben an diesem Fest ereignete sich<br />
die Gabe des Geistes in Jerusalem.<br />
Ein Feuer, das so begeistert hat, dass<br />
sich an diesem Tage 3000 Menschen<br />
verstanden und sich auf den Namen<br />
Gottes in Jesus Christus taufen<br />
ließen.<br />
Pfingsten ist also das Fest der Kirche:<br />
ihr Geburtstag. <strong>2011</strong> gibt es an<br />
diesem Geburtstag richtig etwas zu<br />
feiern: Denn <strong>2011</strong> wird die evangelische<br />
Kirche und das von Kaiser<br />
Franz Josef I. erlassene Protestantenpatent<br />
150 Jahre alt. 1861 wurde<br />
sogleich die evangelische Kirche in<br />
Vorarlberg gegründet. Ein wirkliches<br />
Jubiläum, das <strong>2011</strong> mit vielen Veranstaltungen<br />
begangen wird.<br />
Aber richtig gefeiert wird Pfingsten<br />
nur, wenn es an diesem Tag nicht<br />
beim festlichen Rückblick bleibt,<br />
sondern die Zukunft der Kirche und<br />
ihre besondere Aufgabe heute in<br />
den Blick kommen.<br />
Und diese Aufgabe ist klar. Das<br />
Pfingsten ist mit der Gabe des Heiligen<br />
Geistes, mit dem Symbol des<br />
Friedens verbunden. Es geht um die<br />
Verständigung zwischen Völkern,<br />
Rassen und Nationen, um die Gabe<br />
des Friedens für alle Lebewesen<br />
auf dieser Welt, um die heilsame<br />
Schöpfung und Neuschöpfung des<br />
Lebens durch die Liebe unseres<br />
Gottes, um das Verbundensein in<br />
der Ökumene und die Ehrfurcht vor<br />
dem Leben, um den Einsatz für alle<br />
Geschöpfe auf dieser Erde im Geiste<br />
Jesu Christi.<br />
Es ist ein gutes, hoffnungsvolles Zeichen<br />
dass zu Pfingsten in unseren<br />
Gemeinden Konfirmation gefeiert<br />
wird. Jugendliche besinnen sich auf<br />
ihre Taufe und fragen danach, ob sie<br />
zu dieser ihrer Kirche nicht nur als<br />
Mitglieder dazugehören, sondern<br />
als Erwachsene auch für ihre Kirche<br />
im Glauben an Jesus Christus Verantwortung<br />
übernehmen können<br />
– je nach ihren Gaben.<br />
Das genau wirkt ja der Heilige Geist.<br />
Wir alle dürfen Zeugen der Liebe<br />
Gottes und seines Friedens sein,<br />
können Worte finden, die versöhnen,<br />
bringen Waffen zum Schweigen,<br />
machen Ängstlichen Mut und<br />
sind den Kranken eine Hilfe.<br />
Die Friedensbotschaft des Pfingstfestes<br />
ist bitter nötig. Die Katastrophe<br />
in Japan, die Kämpfe um<br />
Frieden, Demokratie und Menschenrechte<br />
in Libyen, in Ägypten, Syrien<br />
und Palästina wie in vielen anderen<br />
Ländern der Welt zeigen es: Wir<br />
brauchen den Geist des Friedens<br />
und der Versöhnung miteinander,<br />
mit der Schöpfung und mit Gott.<br />
Und wir brauchen die Gemeinschaft<br />
der Kirche, die uns als Christen<br />
verbindet zu einem Leib – damit die<br />
Liebe Gottes sichtbar und spürbar<br />
wird.<br />
Ein frohes Pfingstfest und viele<br />
gute Ideen für den Frieden wünscht<br />
Ihnen Pfarrer