Die Magie der Tiefe hat ihn infiziert – Tom Sietas ist einer der ...

Kampf gegen den
Atemreflex – absolute
Körperbeherrschung
und mentale Stärke
sind hier gefordert
deutet „ohne Atem“ oder
„Atemstillstand“. Das Apnoe-Tauchen
hat eine lange Tradition.
Schon früh beherrschten die Perlentaucher
in der Südsee diese
Kunst. Und bereits vor Tausenden
Jahren übten sich indische Gurus
im Luftanhalten. So wollten sie
ihre Seelen reinigen.
Heute messen sich Apnoe-Taucher
in zahlreichen Disziplinen – etwa
dem Streckentauchen mit Flossen
im Schwimmbad. Doch das Hinabtauchen
in die Tiefe gilt in der
Apnoe-Szene als Königsdisziplin.
Hier schwamm Tom Sietas ohne
Gewichtsschlitten 70 Meter hinab
und wieder hinauf – nur mit der
Kraft seiner Flossenschläge. Solche
Rekordversuche werden vom internationalen
Verband AIDA aber nur
anerkannt, wenn der Taucher beim
Aufstieg nicht ohnmächtig wird –
was leider immer wieder passiert.
Ein letzter Atemzug
vor dem freien Fall in
die Unterwasserwelt
Im Rausch der Tiefe –
mit einem Tauchschlitten
lässt sich Tom Sietas ins
dunkle Blau hinabziehen
Doch der Schmerz in seiner
Brust wird immer unerträglicher.
Das Zwerchfell meldet sich mit
rhythmischen Zuckungen, die
Lunge lechzt nach Sauerstoff. Tom
Sietas’ Körper fährt den Herzschlag
auf 32 Schläge pro Minute
runter. Sein Partner berührt ihn
jetzt alle 15 Sekunden an der
Schulter. Die neunte Minute ohne
einen Atemzug bricht an.
Tom Sietas konzentriert sich nur
auf den gekachelten Boden des
Schwimmbeckens, er tritt in die
kritische Phase ein. Verkleinert
sich jetzt sein Blickfeld, dann steht
er kurz vor der Ohnmacht – und
muss sofort auftauchen. Doch sein
Geist kämpft mit aller Macht gegen
seinen Körper an – es sind nur
noch 13 Sekunden bis zur magischen
Rekordmarke. Fünf. Vier,
drei, zwei, eins … er schießt an die
Wasseroberfläche, schnappt nach
Luft und reißt sich die Taucherbrille
vom Gesicht. Zehn Minuten
und zwölf Sekunden unter Wasser
ohne Sauerstoff – das ist neuer
Weltrekord im Zeittauchen.
Das war am 7. Juni 2008 in der
griechischen Hauptstadt Athen.
Und es ist nur einer von zwölf
Weltrekorden, die er innerhalb von
zwei Jahren aufgestellt hat. Der 32-
Jährige gehört damit zur Welt-elite
der Freitaucher. Auch in den Disziplinen
Streckentauchen mit und
ohne Flossen sicherte er sich bereits
den Weltmeistertitel. Ein
Grenzgänger, der sich in Belastungsbereichen
von Körper und
Geist bewegt, die für einen Normalsterblichen
außerhalb der Vorstellungskraft
liegen. „Es ist die
Magie der Tiefe, die einen immer
wieder unter die Wasseroberfläche
zieht“, so Sietas über die Faszination
des Apnoe-Tauchens.
Der Begriff „Apnoe“ stammt aus
dem Griechischen und be-
Offizielle Weltrekorde
AIDA ist der größte Verband für das Wettkampf-Freitauchen
und prüft auch die weltweit
anerkannten Rekorde.
Zeittauchen:
Tom Sietas (Deutschland), 10:12 Minuten
Streckentauchen mit Flossen:
Alexey Molchanov (Russland), 250 Meter
Streckentauchen ohne Flossen:
Tom Sietas (Deutschland), 213 Meter
Tieftauchen mit konstantem Gewicht:
Herbert Nitsch (Österreich), 120 Meter
Tieftauchen mit variablem Gewicht:
Carlos Coste (Venezuela), 140 Meter
Weitere Rekorde gibt’s auch unter
www.aida-international.org
12 Super Trooper
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