Dokumentation
Historische Bibliothek der Marienstiftsgemeinde Lich
Historische Bibliothek der Marienstiftsgemeinde Lich
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<strong>Dokumentation</strong><br />
zur Restaurierung dreier Werke<br />
aus dem Bestand der historischen Marienstiftsbibliothek<br />
der Marienstiftsgemeinde in Lich<br />
– Fr. van Schooten<br />
»Tabulae Sinuum Tangetium Secantium ad Radium 10 000 000«<br />
Amsterdam 1627<br />
– Michaelis Bernhardi Valentini<br />
»Armentarium Naturae Systematicum«<br />
Gissae Hassorum 1709<br />
– »Decreta patrum siveconcordiantium Canonum cum suis appararibus«<br />
Straßburg 1490<br />
Finanziert durch die Jürgen und Monika Blankenburg-Stiftung,<br />
ausgeführt durch Restaurator und Buchbindermeister Jost Kohlschmidt.
Fr. van Schooten<br />
»Tabulae Sinuum Tangetium<br />
Secantium ad Radium 10000000«<br />
Amsterdam 1627<br />
Es handelt sich um ein Mathematikbuch mit einem Schwanen-Marmor-Einband<br />
im Kleinformat (11,5 x 6,5 x 1,5 cm). Es diente zur Unterstützung für mathematische<br />
Berechnungen und enthält die im 17. Jh bekannten Berechnungsformen.<br />
Folgende Restaurationsleistungen wurden ausgeführt:<br />
– Der Buchblock wurde zerlegt.<br />
– Der handschriftliche Titel wurde abgelöst und innen auf das Vorsatz geklebt;<br />
ebenso die alten Einbandblätter.<br />
– Blätter und Ecken wurden geglättet.<br />
– Lagen und Blätter wurden repariert.<br />
– Neue Vorsatzlagen wurden erstellt.<br />
– Neue Heftung von Hand auf Bänder.<br />
– Neuer Einband in französischem Handmarmorpapier.<br />
– Die losen Blätter im vorderen und hinteren Teil wurden erhalten.<br />
2
Die Abb. zeigen<br />
auf Seite 2:<br />
Links den<br />
Haupttitel und<br />
rechts die Draufsicht<br />
des restaurierten<br />
Werkes.<br />
auf Seite 3:<br />
Links oben, die<br />
auf das Vorsatz<br />
geklebten alten<br />
handschriftlichen<br />
Rückentitel.<br />
Links Mitte, ein<br />
Teil der erhaltenen<br />
Einbandblätter.<br />
Rechts und<br />
unten, typische<br />
Innenseiten des<br />
Werkes.<br />
3
Michaelis Bernhardi Valentini<br />
»Armentarium Naturae Systematicum«<br />
Gissae Hassorum 1709<br />
Hier betrachten wir ein komplett in Pergament eingebundenes Werk mit wissenschaftlich,<br />
technischem Inhalt, in handlichem Format 21,0 x 17,0 x 3,0 cm. Es enthält mehrere Titel und<br />
ist umfangreich illustriert.<br />
Folgende Restaurationsleistungen wurden ausgeführt:<br />
– Der Buchblock wurde gesäubert und überarbeitet.<br />
– Blätter und Ecken wurden geglättet.<br />
– Die Position der Bildtafeln wurden überprüft, ggf. eingeordnet und eingebaut.<br />
– Neue Vorsatzlagen wurden erstellt.<br />
– Das Papier des alten handschriftlichen Rückentitels wurde abgelöst und<br />
auf das Vorsatz geklebt und somit erhalten.<br />
– Lose Blätter mit und ohne Eintragungen wurden ebenfalls mit dem Vorsatz<br />
verbunden.<br />
– Der Ganzpergamenteinband wurde in Antik-Pergament neu erstellt; die drei<br />
abgelöste Original-Einbandteile wurden auf den neuen Einband aufgearbeitet.<br />
4
Die Abb. auf Seite 4<br />
zeigt einen weiteren<br />
Innentitel mit angeklebtem<br />
Illustrationsblatt<br />
(Leporello).<br />
Seite 5, oberer Reihe:<br />
Die Vor- und Rückseite<br />
des restaurierten Werkes<br />
unter Verwendung<br />
des alten Pergaments,<br />
und, rechts, der Vorsatz<br />
mit dem aufgeklebten<br />
alten Rückentitel.<br />
Die mittlere Reihe und<br />
die Abb. rechts zeigen<br />
typische Innenseiten<br />
des Werkes.<br />
5
»Decreta patrum siveconcordiantium Canonum<br />
cum suis appararibus«<br />
Straßburg 1490<br />
Dieses großformatige (42,0 x 29,0 x 8,0 cm) juristische Werk ist in mit Leder überzogene<br />
Buchenholzdeckel eingebunden und fasziniert durch die sehr aufwändige,<br />
aber klar strukturierte Typographie. Die zu kommentierenden Texte sind mittig,<br />
zweispaltig platziert. Der Kommentar ist jeweils in einem kleineren Schriftgrad,<br />
ebenfalls zweispaltig, um den Haupttext (umfließend) angeordnet. Wichtige Textteile<br />
sowie alle Initialen werden durch roten Druck hervorgehoben, ebenso die<br />
Kolumnentitel. Leider fehlt die Seite mit dem Haupttitel. Am Ende des Werkes wird<br />
mit der Jahresangabe Argentinas - Straßburg 1490 auf die Fertigstellung des Werkes<br />
hingewiesen. Sollte dies auch dem Drucktermin entsprechen, handelt es sich um<br />
eine Inkunabel.<br />
Folgende Restaurationsleistungen wurden ausgeführt:<br />
– Der Buchblock wurde gesäubert und überarbeitet, bleibt aber erhalten.<br />
– Blätter und Ecken wurden geglättet.<br />
– Die jeweils beschädigte erste und letzte Lage wurde abgenommen, repariert und<br />
wieder vorgeheftet.<br />
– Neue Vorsatzlagen wurden erstellt und vorgeheftet.<br />
– Rund 100 Blätter im hinteren Teil des Werkes waren im Fußbereich sehr brüchig<br />
und wurden in Japanpapier eingebettet.<br />
– Neue Buchenholzdeckel wurden erstellt und an die erhaltenen Bünde angesetzt.<br />
– Einband in braunem Rindleder über die Echten Bünde gezogen.<br />
– Drei alte abgelöste Einbandteile wurden aufgearbeitet und angeklebt.<br />
– Blinddruck dem Original entsprechend wurde ausgeführt.<br />
– Handschriftliche Blätter (Fragmente aus Pergament, die dem Buchbinder als<br />
Stabilisierungselemente dienten) wurden eingebaut (s. Abb. unten).<br />
– Ein Satz (sechs Teile) Messingschließen (zeitgemäßer Nachguß, ca. 1490)<br />
wurden angebracht.<br />
– Die Lederteile wurden mit Lederkonservierungsmittel behandelt.<br />
– Für die alten, mit gut lesbaren Textelementen behafteten (aufgrund ins Holz eingedrungener<br />
Tintenreste von den ursprünglichen, beschriebenen Überzügen),<br />
aber vom Wurmfraß stark angegriffenen Holzdeckel wurde ein Schuber<br />
zur sicheren Aufbewahrung der Deckel erstellt.<br />
6
Die Abb. zeigen auf Seite 6 eines von<br />
mehreren Pergamentfragmenten; auf<br />
Seite 7 die Vorder- und Rückseite des<br />
restaurierten Werkes mit den alten<br />
und neuen Lederteilen sowie eine der<br />
drei Messingschließen im historischen<br />
Nachguss; auf Seite 8 eine typische Innenseite<br />
und einer der zwei erhaltenen<br />
Holzdeckel, gut erkennbar, der starke<br />
Wurmfraß und die Tintenreste.<br />
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Evangelische Marienstiftsgemeinde<br />
Historische Marienstiftsbibliothek<br />
Am Wall 24 ▪ 35423 Lich<br />
www-marienstiftsgemeinde.de<br />
Fotos und Ausführung: Arbeitskreis Bibliothek<br />
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