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Schluss mit den unübersichtlichen
Abseits-Regeln!
Die Abseits-Regel zu erklären, fällt selbst vielen Fußball-
Fans schwer. Nun bringt eine neue Fifa-Regel noch mehr
Verwirrung. Eigentlich ist es ganz einfach. Abseits ist,
wenn der Schiedsrichter pfeift. Wann er dies tun soll,
verrät das Regelwerk des Deutschen Fußball-Bundes
(DFB). Dort heißt es in Regel 11: Ein Spieler befindet sich
in Abseitsstellung, wenn er der gegnerischen Torlinie
näher ist als der Ball und der vorletzte Gegenspieler.
Und schon fangen die Probleme an. Bloßes Im-Abseits-
Stehen reicht ja nicht aus. Der Spieler muss auch aktiv
sein. Ins Spiel eingreifen, einen Gegner behindern oder
aus seiner Position Vorteil ziehen, nachdem der Ball vom
Mitspieler gespielt wurde.
Nun waren die Herren des Weltverbandes Fifa wieder
einmal aktiv. Und haben die einfache Abseitsregel, die
dank diverser Klauseln dann doch nicht so einfach ist,
nun noch komplizierter gemacht. Passivität soll bestraft
werden. An sich ein guter Gedanke. Doch so einfach ist
es nicht: Wer bislang den Ball nach einer Abwehraktion
des Gegners erhielt, durfte das Geschenk nutzen und ein
Tor erzielen. Dies soll ab dieser kommenden Saison nicht
mehr möglich sein. Wer aus seiner Passivität heraus des
Gegners Querschläger annimmt, muss mit Aktivitäten
des Schiedsrichters rechnen. Und mit einer Spielunterbrechung,
wie beim aktiven Abseits üblich.
Schon Aufbauspiel oder noch Abwehraktion: Wer bis
jetzt folgen konnte (war ja auch wirklich nicht schwer),
sollte sich der neuen Möglichkeiten der Verteidiger bewusst
werden. Flugs einen gegnerischen Stürmer im passiven
Abseits angespielt, schon ist der arme Tropf aktiv.
Oder war es gar kein bewusstes Anspiel, sondern nur ein
verunglückter Rückpass, den der gewiefte Angreifer
rechtzeitig erahnt hat? Zählt die Aktion schon zum Aufbauspiel
(passives Abseits des Angreifers, der Ball käme
vom Gegner, kein Vergehen) oder doch noch als Abwehraktion
(aktives Abseits, der Angreifer zieht einen
Vorteil aus seiner Position)?
Schluss mit dem ganzen aktiv und passiv! Abseits nach
Regel 11 ist Abseits, egal ob sich der Spieler im Mittelpunkt
des Geschehens mitten im Strafraum befindet
oder nur an der Eckfahne zuschaut. Das mag nicht fair
erscheinen, macht die Arbeit für alle Beteiligten aber
einfacher und damit den Fußball verständlicher.
Weniger Fehlentscheidungen wären die Folge, auch weniger
unsägliche Diskussionen. Vorbild Hockey. Berührt
dort der Ball den Fuß, egal ob unabsichtlich oder herbeigeführt,
gibt es Freischlag für den Gegner. Doch so einfach
wollen es sich die Herren bei der Fifa wohl doch
nicht machen, weder beim Abseits noch beim Handspiel.
Diskussionen sehen sie trotz Torkamera anscheinend immer
noch als geschäftsfördernd an.
Quelle: © Berliner Morgenpost 2013
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