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Rudolf Wimmer Die Zukunft von Organisation und Beschäftigung ...

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ORGANISATIONSENTWICKLUNG 3/99<br />

Grad an Eigenkomplexität, den die organisationsbezogenen<br />

Veränderungstrends erzeugt haben, nicht mehr stand. <strong>Die</strong><br />

realen Verhältnisse in den meisten Unternehmen mit einer<br />

gewissen Grösse korrespondieren immer weniger mit der<br />

gelebten Führungsphilosophie bzw. mit den eingespielten<br />

Steuerungsmustern, die vielfach einer in der Zwischenzeit<br />

vergangenen <strong>Organisation</strong>srealität entstammen. <strong>Die</strong> veränderten<br />

<strong>Organisation</strong>sverhältnisse, Arbeitsformen <strong>und</strong> sich<br />

neu einspielenden Prozesse der Leistungserbringung sind<br />

in vielen Unternehmen der alltäglich gelebten Praxis <strong>von</strong><br />

Führung weit da<strong>von</strong>geeilt.<br />

<strong>Die</strong>se Diskrepanz schafft im täglichen Miteinander nicht<br />

unerhebliche Friktionen. Nicht notwendiger Weise aber<br />

letztlich doch sehr oft ist die beschriebene Ungleichzeitigkeit<br />

zwischen dem, was an <strong>Organisation</strong>sveränderungen<br />

ingang gekommen ist, <strong>und</strong> dem, wie Führung im Alltag<br />

nach wie vor praktiziert wird, auch an Generationsunterschiede<br />

geb<strong>und</strong>en. <strong>Die</strong>ser Umstand beschleunigt die ohnehin<br />

vorhandene Neigung, die ältere Generation frühzeitig<br />

aus dem Arbeitsgeschehen auszugrenzen.<br />

<strong>Die</strong> Bewältigung dieses Engpasses zwingt uns, unsere bisherigen<br />

Autoritätsvorstellungen zu revidieren. Autorität<br />

haben heisst nicht mehr, die Zustimmung anderer als gegeben<br />

voraussetzten zu können. Gemeinsame Verständigung<br />

ist letztlich nur mehr über zeitraubende Aushandlungsprozesse<br />

zu gewinnen.<br />

In der Sicherstellung <strong>und</strong><br />

Führungsleistun-<br />

Pflege effizienter Kommunikationsstrukturen,<br />

in denen<br />

diese, heterogene Einheiten<br />

vernetzende Verstän-<br />

Wertschöpfung<br />

digungsprozesse erfolgen daraus, dass<br />

können, liegt eine der zentralen<br />

Steuerungsleistungen<br />

sie sich auf die<br />

künftiger Führung. Um mit<br />

diesen Anforderungen einen<br />

guten Umgang zu gewinnen, spezialisieren.<br />

braucht es adäquate Führungsstrukturen<br />

aber auch Führungskräfte, die <strong>von</strong> ihrer<br />

Qualifikation her den veränderten Verhältnissen gewachsen<br />

sind. (Ausführlicher dazu R. <strong>Wimmer</strong> 1998)<br />

gen gewinnen ihre<br />

Überlebensfragen<br />

<strong>Die</strong> hohe Eigenkomplexität künftiger <strong>Organisation</strong>en schafft<br />

die Schwierigkeit, einerseits die weitgehend autonomen Subsysteme<br />

in ihrer eigensinnigen Funktionsweise zu fördern<br />

– denn ihr Erfolg trägt mit zum Erfolg des Gesamtsystems<br />

bei – sie aber gleichzeitig in ihrer Autonomie im Interesse<br />

der Überlebensfähigkeit des Ganzen zu begrenzen. In erster<br />

Linie an der Bewältigung dieser paradoxen Anforderung<br />

wird das Management in <strong>Zukunft</strong> gemessen (vgl. R. <strong>Wimmer</strong><br />

1996). Wenn wir im Unternehmen marktähnliche Abstimmungsmechanismen<br />

haben,<br />

wenn die Hierarchie-<br />

<strong>Die</strong> Grenzen<br />

ebenen nicht mehr dazu da<br />

zwischen sind, im operativen Alltag<br />

durchgängige Befehlsketten<br />

<strong>Organisation</strong>en<br />

sicherzustellen, wenn die<br />

verschwimmen. Kooperation primär über<br />

Zielvereinbarungsprozesse<br />

läuft, die in gemeinsam erarbeiteten Strategien <strong>und</strong> <strong>Zukunft</strong>svorstellungen<br />

wurzeln, dann bekommt Führung gegenüber<br />

früher eine veränderte Funktion.<br />

Führungsleistungen gewinnen ihre Wertschöpfung daraus,<br />

dass sie sich auf die Überlebensfragen der jeweiligen Einheit<br />

bzw. des Gesamtsystems spezialisieren. Ein wichtiger Teilaspekt<br />

da<strong>von</strong> ist die Sorge um funktionstüchtige Kommunikationsstrukturen<br />

im Unternehmen. Denn mit der gestiegenen<br />

Eigenkomplexität explodiert der erforderliche<br />

Abstimmungsaufwand in Unternehmen. Damit wird gelingende<br />

Kommunikation zum alles entscheidenden Engpass<br />

(vgl. D. Baecker 1998).<br />

<strong>Die</strong> zentralen Merkmale<br />

der künftigen Arbeitswelt<br />

Betrachtet man die geschilderten organisationsbezogenen<br />

Entwicklungslinien in ihrem Zusammenhang, dann lassen<br />

sich unschwer Aussagen darüber treffen, wie wir künftig<br />

arbeiten <strong>und</strong> welche <strong>Beschäftigung</strong>sformen dominieren<br />

werden. Dazu abschliessend einige Thesen:<br />

Wir werden auch in <strong>Zukunft</strong> mit einer relativ hohen Arbeitslosenrate<br />

rechnen müssen. Der anhaltende Druck auf<br />

die Ertragslage der Unternehmen sowie die wachsenden Anforderungen<br />

an die organisationale Leistungsfähigkeit in den<br />

unterschiedlichen Nonprofit-Bereichen <strong>und</strong> in der öffentlichen<br />

Verwaltung lassen die Produktivität rascher steigen,<br />

als die Nachfrage nach neuen Arbeitsplätzen. Arbeitslosigkeit<br />

ist kein konjunkturbedingtes Phänomen mehr. Sie<br />

ist zur dauerhaften Begleiterscheinung einer globalisierten<br />

Weltwirtschaft geworden, die den Faktor Arbeit wesentlich<br />

direkter <strong>und</strong> schärfer, als dies früher der Fall war, einer<br />

weltumspannenden Wettbewerbsdynamik aussetzt.<br />

Ein moderates Wirtschaftswachstum ist deshalb nicht mehr<br />

in der Lage, den kontinuierlichen Anstieg der Sockelarbeitslosigkeit<br />

nachhaltig zu bremsen (ausführlicher dazu<br />

J. Reske 1998). Damit ist ein gesellschaftlicher Strukturwandel<br />

inganggekommen, dessen weitverzweigte Konsequenzen<br />

heute überhaupt noch nicht absehbar sind. Immer<br />

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