DIE LICHTREAKTION - Ulrich Helmich
DIE LICHTREAKTION - Ulrich Helmich
DIE LICHTREAKTION - Ulrich Helmich
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Wie können mit Hilfe von Lichtenergie Elektronen bergauf<br />
transportiert werden?<br />
Dazu muss man sich jetzt etwas mit Quantenphysik auskennen, also der Lehre von den Füßen der Physiker.<br />
Schauen wir uns mal ein Atom aus dem Fuß eines berühmten Physikers an, am besten ein Wasserstoffatom<br />
aus dem Fuß von Nils Bohr. Da haben wir also den Atomkern in der Mitte, und drumherum kreist<br />
einsam ein Elektron.<br />
Warum fällt das Elektron eigentlich nicht in den Atomkern? Klar: der<br />
Atomkern zieht das Elektron mit einer Kraft F1 an, und durch die hohe<br />
Geschwindigkeit des Elektrons wird es mit einer Kraft F2 nach außen gezogen<br />
(Zentripetalkraft). Wenn nun F1 = F2, so bleibt der Abstand Elektron<br />
- Kern konstant.<br />
Wenn wir dem Elektron aber Energie zufügen, z.B. in Form von Licht, so erhöht<br />
sich seine Geschwindigkeit und damit auch die nach außen gerichtete Zentripetalkraft.<br />
Der Abstand Kern - Elektron wird größer.<br />
Und was hat das Ganze mit dem Bergauftransport von<br />
Elektronen zu tun? Abwarten! Jetzt erinnern wir uns erstmal<br />
an den Chemieunterricht in der 9. Klasse. Dort wurde der<br />
Begriff der Ionisierungsenergie behandelt. Unter der Ionisierungsenergie<br />
eines Elementes verstehen wir diejenige<br />
Energie, die erforderlich ist, um ein Elektron aus<br />
der Elektronenhülle eines Atoms heraus zu trennen.<br />
Bei den Alkalimetallen ist diese Ionisierungsenergie<br />
besonders klein, während sie bei den Edelgasen und Edelmetallen<br />
besonders hoch ist.<br />
Was hat denn die Ionisierungsenergie mit dem Bergauftransport zu tun?<br />
Sehr viel. Schauen wir uns noch mal das Bild mit dem Bergsteiger auf<br />
der letzten Seite an. Das Chlorophyll gibt Elektronen an das NADP ab,<br />
dazu müssen die Elektronen bergauf fließen. Man kann dieses Bild<br />
nun etwas präzisieren. Das NADP kann die Elektronen nur von einem<br />
Stoff X aufnehmen, der ein höheres Redoxpotential hat. X wiederum muss<br />
die Elektronen vom Chlorophyll erhalten.<br />
Und jetzt verbinden wir die verschiedenen Punkte, die auf dieser Seite erwähnt wurden, miteinander. Auch<br />
das Chlorophyllmolekül hat Elektronen, die durch Aufnahme von Licht in eine höhere Umlaufbahn getrieben<br />
werden. Der Kern zieht diese Elektronen nicht<br />
mehr so stark an wie vorher, sie können leichter aus dem Chlorophyllmolekül gelöst werden. Die Ionisierungsenergie<br />
des Chlorophyllmoleküls sinkt. Und damit steigt die Fähigkeit des Chlorophylls, Elektronen abzugeben.<br />
Kurz: durch die Aufnahme von Licht steigt das Redoxpotential des Chlorophylls sehr stark an; es<br />
wird so hoch, dass das angeregte Chlorophyll Elektronen an das NADP abgeben kann. Die ominöse<br />
Substanz X ist nämlich nichts anderes als das angeregte Chlorophyll, also das Chlorophyll, welches Licht<br />
absorbiert hat.<br />
Merke:<br />
Ein Chlorophyllmolekül wird durch Absorption von Lichtenergie stark angeregt, sein Redoxpotential<br />
steigt, und es gibt Elektronen an NADP ab. Anschließend holt es sich aus einem Wassermolekül<br />
die jetzt fehlenden Elektronen zurück.