HilfSmittelverSorgung nacH ScHlaganfall - beta Institut
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Politik<br />
8<br />
Sich der Herausforderung<br />
stellen<br />
Hilfsmittelversorgung nach Schlaganfall Die Hilfsmittelversorgung von<br />
Menschen nach Schlaganfall in Deutschland ist nicht optimal: Ärzte verordnen<br />
benötigte Hilfsmittel zu selten, zudem gibt es für Hilfsmittel viele Hürden, bis diese<br />
endlich den Patienten erreichen. Ergotherapeuten können neue Modelle im<br />
Gesundheitssystem nutzen, um die Versorgung ihrer Patienten zu optimieren.<br />
S<br />
eit einem Schlaganfall lebt Ingeborg<br />
Lindemann* in einem Pflegeheim und<br />
Hilfsmittelbereich aus wissenschaftlicher<br />
Sicht und im Rahmen der Sozialgesetzgebung<br />
Ergotherapie darf als einziges Heilmittel<br />
Hilfsmittel verwenden > Der gesetzlich<br />
ist durch die Hemiplegie infolge des Insults<br />
ein wichtiger Bestandteil der Versorgung<br />
vorgegebene Grundsatz „Rehabilitation vor<br />
auf einen Rollstuhl angewiesen. Zusätzlich<br />
nach einem Schlaganfall. Studienergebnisse<br />
Pflege“ gilt auch für die ambulante Versor-<br />
schränkt die begrenzte Armfunktion deutlich<br />
aus Deutschland beziffern den Anteil der<br />
gung im Rahmen der gesetzlichen Kranken-<br />
ihre Alltagsaktivitäten ein. Darüber hinaus<br />
Menschen, die ein Jahr nach ihrem Schlagan-<br />
versicherung (GKV) und soll dafür sorgen,<br />
machen ihr Schmerzen in Schulter, Rücken<br />
fall mäßig bis schwer behindert sind, mit 50<br />
dass man alle rehabilitativen Möglichkeiten<br />
und Knien sehr zu schaffen. Die behandelnde<br />
Prozent [2]. Etwa ein Viertel derjenigen, die<br />
nutzt, um Pflegebedürftigkeit zu vermeiden<br />
Ärztin hat eine Rollstuhlversorgung eingelei-<br />
einen Schlaganfall überleben, sind auch drei<br />
oder zu mindern. Heilmittel wie Ergotherapie<br />
tet, weitere Heilmitteltherapien schienen ihr<br />
Jahre nach dem Insult noch in ihrem Alltag<br />
gehören auch dazu und sollten als ambulante<br />
trotz der funktionellen Einschränkungen der<br />
funktionell eingeschränkt [3]. Solche Folgen<br />
Maßnahme nach einem Schlaganfall nicht<br />
Patientin nicht notwendig. Erst auf Initiative<br />
eines Schlaganfalls zu mindern oder diese<br />
fehlen (a Abb. 1). Wissenschaft liche Ergeb-<br />
der behandelnden Physio- und Ergotherapeu-<br />
auszugleichen, ist Ziel von rehabilitativen<br />
nisse zeigen seit Jahren, dass die Ergotherapie<br />
ten zog die Ärztin eine weitere Hilfsmittelver-<br />
Maßnahmen, die unter anderem auf dem<br />
für Patienten nach einem Schlaganfall von<br />
sorgung in Erwägung, die der Patientin zu<br />
Prinzip der Benutzung von Hilfsmitteln beru-<br />
deutlichem Nutzen ist, da sie Aktivitäten zur<br />
deutlich mehr Selbstständigkeit hätte verhel-<br />
hen [4]. Die Versorgung mit Hilfsmitteln er-<br />
körperlichen Selbstversorgung unterstützt<br />
fen können. Letztlich scheiterte die Initiative:<br />
füllt dabei die gesetzlichen Vorgaben nach<br />
und somit die eigenständige Lebensführung<br />
Das Sanitätshaus war nicht bereit, ein nicht<br />
§ 33 Absatz 1 im fünften Sozialgesetzbuch<br />
verbessert [7, 8, 9]. Wohl auch deswegen ist<br />
vor rätiges Hilfsmittel zu bestellen und dieses<br />
(SGB V): „Die Versicherten haben Anspruch<br />
nach den Heilmittelrichtlinien die Ergothera-<br />
bei der Patientin zunächst probeweise einzu-<br />
auf die Versorgung mit Hörhilfen, Körperer-<br />
pie bei der Indikation „Apoplex“ oder „Zu-<br />
setzen. Außerdem war die Ärztin nicht von<br />
satzstücken, orthopädischen und anderen<br />
stand nach Hypoxie“ unter dem Indikations-<br />
der Verordnungsnotwendigkeit zu überzeu-<br />
Hilfsmitteln, die im Einzelfall erforderlich<br />
schlüssel „EN2“ verordnungsfähig. Dabei ist<br />
gen. Ob die Krankenkasse einer weiteren Ver-<br />
sind, um den Erfolg einer Krankenbehand-<br />
die Ergotherapie der einzige Heilmittelbe-<br />
sorgung zugestimmt hätte, kann man nicht<br />
lung zu sichern, einer drohenden Behinde-<br />
reich, der nach Vorgabe der Richtlinien Hilfs-<br />
mit Sicherheit sagen.<br />
rung vorzubeugen oder eine Behinderung<br />
mittel verwenden kann. Denn die sensomo-<br />
Hilfsmittelbedarf besteht, es fehlen Verordnungen<br />
> Dieser Fall ist so oder so ähn-<br />
auszugleichen, soweit die Hilfsmittel nicht als<br />
allgemeine Gebrauchsgegenstände des täglichen<br />
Lebens anzusehen oder nach § 34 aus-<br />
torisch-perzeptive Behandlung umfasst unter<br />
anderem auch die „Einbeziehung technischer<br />
Hilfen“ [10].<br />
lich sicherlich keine Seltenheit, denn viel zu<br />
oft scheitert eine adäquate Hilfsmittelversorgung<br />
von Patienten nach einem Schlaganfall<br />
geschlossen sind.“<br />
Obwohl Hilfsmittel nachweislich die Aktivitäten<br />
des täglichen Lebens (ADL) verbessern<br />
Deutliche Mängel in der Hilfsmittelversorgung<br />
> Doch Ergotherapeuten können in<br />
an den Strukturen des deutschen Gesund-<br />
[5], verordnen Ärzte in Deutschland im Ver-<br />
ihrem Therapieprozess nur dann Hilfsmittel<br />
heitssystems. So stellte man etwa in einer<br />
gleich zu den USA erheblich weniger dieser<br />
einbeziehen, wenn von ärztlicher Seite die<br />
Düsseldorfer Schlaganfallstudie die Unterver-<br />
Hilfen [6]. Die zöger liche Verordnungspraxis<br />
Notwendigkeit der entsprechenden Verord-<br />
sorgung mit Rollstühlen fest. Die Forscher<br />
könnte unter anderem daran liegen, dass der<br />
nung erkannt wird. Doch hier mangelt es lei-<br />
zeigten weiterhin, dass Schnittstellenprobleme<br />
zwischen Akteuren im ambulanten und<br />
stationären Sektor deutliche Versorgungsmängel<br />
zur Folge hatten [1]. Dabei ist der<br />
Versorgungsweg von der Verordnung bis hin<br />
zur Anleitung des Hilfsmittels über mehrere<br />
Stationen geht und somit auch „interdisziplinäre<br />
Hürden“ zu überwinden sind.<br />
der zu häufig auch wegen einer zunehmenden<br />
Budgetierung des Heilmittelbereichs mit<br />
möglichen Regressforderungen den Ärzten<br />
gegenüber an einer Umsetzung. Die Gmün-<br />
ergopraxis 2/09<br />
* Namen von der Redaktion geändert