III. Physik/Technik - Klinik für Strahlentherapie
III. Physik/Technik - Klinik für Strahlentherapie
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<strong>Physik</strong>/<strong>Technik</strong><br />
Studentenvorlesung II<br />
Diagnostische <strong>Technik</strong> in der<br />
Nuklearmedizin<br />
Dr. L.F. Schelper<br />
<strong>Klinik</strong> für Radiologie und Nuklearmedizin<br />
UK-SH Lübeck
Radioaktivität als Informationsträger und Therapeut I<br />
• Bei sämtlichen Verfahren wird die ionisierende<br />
Strahlung von Radionukliden aus dem menschlichen<br />
Körper genutzt. Genauer:<br />
γ-Strahlung: Ungeladene, massefreie Photonen, Reichweite in<br />
Gewebe und Luft bis zu mehreren Metern.<br />
ß - -Strahlung: negativ geladene und stärker ionisierende Elektronen,<br />
Reichweite in Gewebe im Millimeterbereich ( 131 I).<br />
ß + -Strahlung, positiv geladene Positronen mit einer Rechweite<br />
von wenigen Millimetern im Gewebe.
Radioaktivität als Informationsträger und Therapeut II<br />
• Aufteilung der Nuklearmedizin in 2 Bereiche:<br />
Diagnostik:<br />
– Verwendung von γ-Strahlern (hohe Reichweite zur Detektion<br />
außerhalb des Körpers, geringe Strahlenbelastung).<br />
– Stoffwechselprozese können durch Ortung und Darstellung<br />
(Gammakamera) untersucht werden.<br />
Therapie:<br />
– Stark ionisierende Betastrahlung wird zur Ablation von<br />
Tumorgewebe verwendet.<br />
– Beispiel:<br />
– Therapie der Schilddrüse mit radioaktivem 131 I. Starke<br />
spezifische Anreicherung des 131 I durch die<br />
Natriumiodidpumpe im pathol. Gewebe der SD.<br />
– Geringe Reichweite der stark ionisierenden ß-Strahlung<br />
(max. 2mm) schont umliegendes Gewebe maximal.
Gammakamera<br />
Einzelphotonenszintigraphie<br />
Messkopf<br />
Parallellochkollimator<br />
Gantry<br />
Patientenliege
Einzelphotonenszintigraphie<br />
Parallellochkollimierung<br />
Kollimator lässt nur senkrecht zur Oberfläche<br />
emittierte Photonen durch<br />
Ergebnis ist ein zweidimensionales Projektionsbild<br />
des wahren 3D-Bildes<br />
Umwandlung von 2D auf 3D
Einzelphotonenszintigraphie<br />
Messkopf<br />
Kollimator lässt nur<br />
senkrecht zur Detektoroberfläche<br />
emittierte Photonen<br />
durch (Projektion).<br />
Photonen lösen im Kristall<br />
Lichtblitz aus.<br />
Lichtblitze lösen e - aus der<br />
Photokathode.<br />
e - werden im Photomultiplier (PMT) bechleunigt und verfielfältigt.<br />
Messbares Signal erhält hinter dem PMT eine Ortskoordinate.
Einzelphotonenszintigraphie<br />
Kollimatorentypen<br />
Diagnostische Radionuklide in der Nuklearmedizin senden Photonen zwischen ca.<br />
140 und 511 KeV aus.<br />
Zur Optimierung der Bildqualität gibt es 3 Kollimatortypen in Abhängigkeit<br />
zum Energiebereich der gemessenen Photonen:<br />
LOW ENERGY (LE, ab 140 KeV):<br />
Sehr hohe Auflösung durch viele Löcher, die durch sehr dünne Bleisepten<br />
(Zwischenstege) ermöglicht werden.<br />
– Bei Energien > 170 KeV Septenpenetration (Photonen durchdringen die Septen und verhindern<br />
Parallellochprojektion)<br />
MEDIUM ENERGY (ME, ab 170 KeV):<br />
Aufgrund der höheren Photonenenergie dickere Septen nötig, daher weniger<br />
Öffnungen als beim LE. Hierdurch geringere Auflösung.<br />
– Bei Energien > 300 KeV Septenpenetration<br />
HIGH ENERGY (HE, ab 300 KeV):<br />
Noch dickere Septen und hierdurch größere Löcher. Geringste Auflösung aller<br />
Kollimatoren.
Einzelphotonenszintigraphie<br />
Kollimatorentypen<br />
Weiterhin gibt es noch „Allzweck-Kollimatoren“, die aufgrund ihres<br />
Aufbaus größere Energiebereiche zulassen:<br />
ALL PURPOSE (AP), UNIVERSAL PURPOSE (UP), GENERAL PURPOSE (GE).<br />
Kompromisslösungen, die nicht das Optimum an Bildqualität bringen.<br />
Zum Vgl.: Optimales KFZ-Fahrverhalten kann auch nicht mit Ganzjahresreifen,<br />
sondern je nach Witterung nur mit Sommer- oder Winterreifen erreicht werden.<br />
Herstellungsvarianten:<br />
Gefaltete Bleistreifen<br />
Beispiel: HE-Kollimator<br />
Gebohrte Bleiplatten<br />
Gegossene Kollimatoren<br />
(höchste Fertigungsqualität)
Planare Szintigraphie<br />
Messköpfe stehen fixiert in der<br />
gewählten Messposition.<br />
Akquisitionsbereich auf Größe<br />
des Kameragesichtfeldes begrenzt.<br />
Ergebnis ist eine Aufnahme mit<br />
2d-Information. Geeignet für<br />
kleinere Bereiche.
Planare<br />
Szintigraphie<br />
Lunge
Ganz- und Teilkörperszintigraphie<br />
Messköpfe bewegen sich in<br />
fixierter Position entlang der<br />
Patientenliege.<br />
Akquisition des gescannten Bereichs<br />
in einer Aufnahme.<br />
Ergebnis ist eine Aufnahme mit<br />
2d-Information.
Ganzkörperszintigraphie<br />
Aufnahme<br />
ventral<br />
und<br />
dorsal
Tomographie<br />
Messköpfe rotieren um<br />
Patientenliege.<br />
Kamera akquiriert in 6°-Winkelschritten<br />
Projektionsaufnahmen<br />
an den einzelnen Positionen.<br />
Mittels Rekonstruktionsprogrammen<br />
können Transversal-, Koronal-<br />
und Sagitalschnitte erzeugt<br />
werden.<br />
Ergebnis enthält 3d-Information.
Tomographie<br />
Rekonstruktion<br />
bilden Messsignale an den unter-<br />
Radionuklidanreicherungen<br />
schiedlichen Positionen.<br />
Messergebnisse werden mathematisch in das Zentrum zurückprojiziert<br />
und so das Volumen rekonstruiert.<br />
Bildmodifizierende Filterung optimiert Bildqualität und Erkennbarkeit.
Tomographie<br />
Projektionssequenz aus 60<br />
Winkelpositionen<br />
Koronalschnittebenensequenz
Positronenemissiostomographie<br />
Positronenzerfall<br />
18<br />
F 18 O + ν + e + + Ε kin (0-635 keV)<br />
Positron bewegt sich<br />
0,6–2mm im Gewebe
Positronenemissionstomographie<br />
Elektronische Kollimierung<br />
• Elektronische<br />
Ortsbestimmung<br />
Diametrale Photonenemission<br />
ermöglicht Ortszuweisung auf<br />
Koinzidenzlinie<br />
Echter Zerfall durch Zeitfenster<br />
(5-15 Nanosekunden)<br />
festgelegt<br />
Durch Verrechnung aller Ereignisse<br />
Ortung des Zerfalls<br />
auf Koinzidenzlinie
Positronenemissionstomographie<br />
Koinzidenzereignisse<br />
• „TRUEs“: „Wahres“ Koinzidenzereignis,<br />
stellt das optimale Messsignal dar<br />
(E=511 KeV).<br />
Energiespektrum<br />
• „SCATTERs“: Mindestens ein Photon wird im Körper gestreut (Comptoneff.)<br />
Bei Streuung im Körper wird eine falsche Koinzidenzlinie berechnet<br />
=> unbauchbares Signal, das für eine Erniedrigung des Bildkontrastes sorgt<br />
<br />
Photonen verlieren durch Streuung Energie (E unbrauchbares Signal (Kontrasterniedrigung)<br />
Kann durch Verkleinerung des Koinzidenzzeitfensters reduziert werden,<br />
hierdurch aber auch weniger TRUEs. Kompromiss!
[ 18 F]Fluorodeoxyglukose<br />
H<br />
OH<br />
H<br />
OH<br />
HO<br />
HO<br />
H<br />
H<br />
H<br />
O<br />
OH<br />
H<br />
OH<br />
HO<br />
HO<br />
H<br />
H<br />
H<br />
O<br />
F<br />
H<br />
OH<br />
D-Glukose<br />
[ 18 F]FDG<br />
Anreicherung in Gewebe mit erhöhtem Glukose-<br />
Stoffwechsel<br />
Verbleibt nach 1. Phosphorylierungsschritt ohne weiteren<br />
Metabolismus in der Zelle (Akkumulation)<br />
Wird bei onkologischen Fragestellungen und in der<br />
Entzündungdiagnostik eingesetzt.
Positronenemissionstomographie<br />
Gerätetypen // Hybrid-PET (Anger-Kamera)<br />
•Gammakamera mit integrierter<br />
Koinzidenzmesstechnik<br />
•Umbau von der Gammakamera zum<br />
PET durch Austausch der Kollimatoren<br />
gegen Koinzidenzaufsätze<br />
• Vorteil:<br />
• Ein System für Einzelphotonen- und PET-<br />
Messung.<br />
• Kostengünstiger<br />
• Nachteile:<br />
• Für PET suboptimales Szintillationskristall<br />
(NaI)<br />
• Durch fehlende 360°-Messgeometrie sehr<br />
geringe Nachweisempfindlichkeit.<br />
• Geräte werden nicht mehr gebaut,<br />
Konzept hat sich nicht durchgesetzt.
Positronenemissionstomographie<br />
Gerätetypen // Ringtomographen<br />
Älterer Typ<br />
Aktueller Typ<br />
• Tomographen mit 360°-Detektorgeometrie<br />
• Hohe Nachweisempfindlichkeit durch<br />
• Vollringsystem<br />
• Größerer Anteil an Photonen wird detektiert<br />
• Opt. Kristallmaterial (z.B. Lutetium-Oxyorthosilikat, LSO)<br />
• Größerer Photonenanteil wird im Kristall detektiert, da<br />
größere „Stopping Power“<br />
• Geräte werden noch gebaut und verkauft, werden aber<br />
langsam durch „Kombi-Geräte“ abgelöst.<br />
< Es gibt sie für groß und klein >
Positronenemissionstomographie<br />
Messtechnik: 2D und 3D<br />
3D<br />
2D<br />
• 2D-<strong>Technik</strong> bei den unterschiedlichen Systemen:<br />
Ringtomograph: Bleiringe um den Kristallring<br />
vermindern Photonen aus Bereichen außerhalb des<br />
Gesichtsfeldes (Ringscanner)<br />
Anger-Kamera: Bleisepten im Gesichtsfeld der<br />
Anger-Kamera reduzieren den Anteil ebenso.<br />
Bei 2D begrenzen Bleiabschirmungen<br />
den Winkel<br />
eintreffender Photonen<br />
2D<br />
• Vor- und Nachteile von 2D:<br />
• Kontrastmindernde Photonen aus Bereichen<br />
außerhalb des Gesichtsfeldes (insb. Hirn und Blase)<br />
werden abgeschirmt.<br />
• Anteil gestreuter Photonen („Scatter Fraction“) durch<br />
längere Wege durch den Körper sinkt.<br />
• Nachweiswahrscheinlichkeit sinkt durch Reduktion<br />
der gemessenen Photonen.<br />
• Umsetzung: Ringtomographen messen heute<br />
zumeist mit 3D-, Angerkameras mit 2D-<strong>Technik</strong>.
Positronenemissionstomographie<br />
Gerätetypen // Kombinationgeräte<br />
•Neue Begriffe in der<br />
Medizin werfen Fragen<br />
auf!<br />
PET- und nicht<br />
PAD-Maschine!!
Kombinationsgeräte<br />
Gerätetypen // PET-CT<br />
Fusion von Funktion und Morphologie bringt stark erweiterte<br />
Diagnosemöglichkeiten.<br />
• Forschungsarbeiten zur Fusion morphologischer CT- mit<br />
funktionsbezogenen PET-Daten seit fast 20 Jahren.<br />
• Ab 1994 Entwicklung vom kombinierten PET- und CT-Geräten<br />
(Townsend und Mitarbeiter).<br />
• 2001 erstes kommerzielles Gerät in Deutschland.<br />
Höchste Zuwachsrate aller medizinischen Großgeräte.<br />
WARUM?
<strong>Technik</strong><br />
Aufbau<br />
• Technisch „lediglich“ starre<br />
Kombination von:<br />
CT aus der aktuellen (früher eher<br />
vorhergehenden) Produktlinie im<br />
vorderen Bereich.<br />
<br />
Aktuelle Ring-PET-Kamera im<br />
hinteren Bereich
Positronenemissionstomographie<br />
Gerätetypen // Aktuelles PET-CT<br />
CT<br />
PET<br />
• PET dauert etwa 20 Minuten<br />
• CT dauert bis ca. 1 Minute<br />
• Verarbeitung der Daten
Positronenemissionstomographie<br />
Gerätetypen // Aktuelles PET-CT<br />
• Es gibt unterschiedliche Betriebsmodi:<br />
PET alleine<br />
Diagnostisches CT alleine<br />
Diagnostisches PET-CT<br />
– „Vollwertige“ PET- und CT-Daten, auch<br />
zur getrennten Befundung<br />
– Fusion beider Datensätze in sehr guter<br />
Qualität möglich.<br />
– Nachteil: Hohe Dosisbelastung durch CT<br />
PET mit Low-Dose-CT:<br />
– LANDMAPPING: CT-Daten von geringerer<br />
Qualität werden mit den PET-Daten als<br />
„Landkarte“ fusioniert. Niedrige<br />
Dosisbelastung<br />
– Nachteil: CT reicht zur alleinigen<br />
Befundung nicht aus.<br />
• PET-Daten können mit den<br />
CT-Daten schwächungskorrigiert<br />
werden.
Positronenemissionstomographie<br />
Gerätetypen // SPECT-CT<br />
• Technische Kombination von<br />
CT-Gerät und SPECT-Kamera<br />
<br />
<br />
Doppelkopf-Gammakamera im<br />
vorderen Bereich<br />
CT-Gerät in gewünschter<br />
Ausstattung (X-fach-Zeiler)<br />
dahinter.<br />
• Spect-CT-Untersuchung dauert<br />
etwa 30-45 Minuten.
Positronenemissionstomographie<br />
Beispiele // SPECT-CT<br />
• Knochentumor => SPECT weist stoffwechselaktiven Herd nach<br />
+
Positronenemissionstomographie<br />
Bildbeispiele // SPECT-CT<br />
• Kalzifizierung an<br />
Fraktur<br />
Positronenemissionstomographie<br />
Kombiantionsgeräte<br />
•Vorteile von Kombinationsgeräten gegenüber der Fusion von<br />
Bildergebnisse von Einzelgeräten:<br />
Weniger Fusionsprobleme bei unterschiedlicher Lagerung auf den<br />
Einzelgeräten<br />
Messungen zeitlich fast gleich=> Funktion „passt“ zur Morphologie<br />
Keine umständlichen Körpermarker<br />
Die CT-Daten können zur Absorptionskorrektur der PET- und SPECT-<br />
Daten verwendet werden.<br />
– Tiefer liegende Emissionseregnisse werden im Gewebe eher absorbiert als<br />
solche in der Nähe der Körperoberfläche.<br />
=> Das Körperinnere erscheint durch weniger Ereignisse „dunkler“<br />
– Dies kann durch die Dichtedaten des CTs korrigiert werden.