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Adresse - Grünstift

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Ver.di die initiative und starteten einen Einwohnerantrag.<br />

Dies ist ein in der Gemeindeordnung<br />

verankertes Element direkter<br />

Demokratie, mit dem der rat der stadt<br />

aufgefordert wurde, die entsprechenden<br />

Beschlüsse zum Bau der strecke zu fassen.<br />

auch wenn die formell erforderliche<br />

anzahl von unterschriften in dem vorgesehenen<br />

Zeitraum nicht ganz erreicht wurde,<br />

nahm der stadtrat das problem nun<br />

ernst und beschloss die realisierung des<br />

projektes. Dass es dann tatsächlich noch<br />

fast fünf Jahre dauerte, bis die strecke in<br />

Betrieb gehen konnte, lag vor allem daran,<br />

dass die zuständige abteilung der stadtverwaltung<br />

so stark mit den aufwändigen<br />

planungen für die u-Bahn-Wehrhahnlinie<br />

beschäftigt war, dass für diese kostengünstige<br />

Maßnahme zur Verbesserung des ÖpnVs<br />

kaum Zeit übrig blieb.<br />

Angebot nachgebessert<br />

Mit der streckeneröffnung gab es dann zunächst<br />

wieder frust für die fahrgäste. selbst<br />

in den morgendlichen Verkehrsspitzenzeiten<br />

fuhr zunächst nur jede zweite Bahn<br />

der linie u79 bis zur uni (die andere Hälfte<br />

wendete an der Kaiserslauterner straße).<br />

Das heißt, die Bahn fuhr höchstens drei<br />

Mal pro stunde. Die rheinbahn hatte von<br />

der stadt die auflage bekommen, dass der<br />

Betrieb auf keinen fall teurer werden dürfe,<br />

und trotz der Einstellung der linien 711 und<br />

716, die zuvor zu bestimmten tageszeiten<br />

zur uni gefahren waren, hatte das Verkehrsunternehmen<br />

keinen spielraum für einen<br />

kürzeren takt gesehen.<br />

Erst nachdem die probleme mit überfüllten<br />

Bahnen schlagzeilen in der Düsseldorfer<br />

lokalpresse machten, sprach der<br />

Oberbürgermeister Dirk Elbers ein Machtwort.<br />

seitdem fährt zwischen 6.43 uhr und<br />

9.43 uhr alle zehn Minuten eine u79 vom<br />

Hauptbahnhof zur Heinrich-Heine-universität.<br />

Noch immer was zu tun<br />

so ist dies also – nach langem Hin und Her<br />

– ein vergleichsweise seltener fall, bei dem<br />

ein sinnvolles und kostengünstiges projekt<br />

zur Verbesserung des öffentlichen Verkehrs,<br />

von dem viele fahrgäste profitieren, tatsächlich<br />

realisiert wurde. Dennoch bleiben<br />

fragen. Hätte der OB seine Macht nicht früher<br />

einsetzen können und sollen, um für ein<br />

bedarfsgerechtes angebot zu sorgen? sind<br />

überfüllte Busse und Bahnen tatsächlich<br />

das einzige argument, das zählt, wenn es<br />

um angebotsverbesserungen geht?<br />

an der neuen Endhaltestelle universität-<br />

Ost müssen die fahrgäste mehrere trittstufen<br />

beim Ein- und ausstieg überwinden. Einen<br />

Hochbahnsteig gibt es unter anderem<br />

deshalb nicht, weil geplant ist, die strecke<br />

noch bis zur universität-West zu verlängern.<br />

Wie lange werden die fahrgäste auf<br />

diesen weiteren ausbau warten müssen?<br />

Jost schmiedel<br />

Lichtblick im<br />

Tunnel<br />

Verkehrsgestaltung Gerresheim<br />

süd: leider mit l404n<br />

im Juni 2010 wurde zur neugestaltung des<br />

südlichen Gerresheims ein zweiter städtebaulicher<br />

Wettbewerb durchgeführt: Es ging<br />

bei diesem Gutachterverfahren um Verkehrslösungen.<br />

Einstimmig fiel das Votum<br />

der Jury auf den Entwurf von pesch + partner/Wörzberger<br />

ingenieure. nach erfolgter<br />

prüfung durch das stadtplanungsamt<br />

erhielt er auch von den fachausschüssen<br />

und der Bezirksvertretung im vergangenen<br />

Herbst grünes licht.<br />

Fußgängerführung<br />

Die alte marode fußgängerbrücke über die<br />

Gleisanlage soll durch eine attraktive und<br />

wirtschaftlich vertretbare lösung ersetzt<br />

werden. Der siegerentwurf präsentiert<br />

eine nur 22,5 Meter lange unterirdische<br />

Querung. Das optische Highlight stellen<br />

die grün changierenden seitenwände aus<br />

Glas dar, die an die frühere Glasproduktion<br />

erinnern sollen. auch für natürlichen lichteinfall<br />

ist gesorgt. alle Ecken werden großflächig<br />

abgerundet. terrassierte freitreppen<br />

an den Zugängen laden zum sitzen ein<br />

und der Zugang über die seitliche rampe<br />

soll auch für rollstuhlfahrer zu bewältigen<br />

sein. nachgebessert wird noch die Breite<br />

des Durchgangs auf 9 Meter, damit es noch<br />

heller und konfliktfreier für die nutzer wird.<br />

Künftig sollen die umsteiger auf kurzen,<br />

bequemen Wegen von s-Bahn zur straßenbahn<br />

bzw. zu den Buslinien wechseln können.<br />

Die Endhaltestelle der linie 703 wird<br />

direkt an den Bahnhof gelegt. Drei aufzüge<br />

sind vorgesehen, damit wäre dann auch<br />

dieser Bahnhof behindertengerecht. an<br />

stellflächen vor dem Bahnhof für taxen, viel<br />

platz für park&ride, Bike&ride, Carsharing<br />

sowie die Errichtung einer fahrradstation<br />

haben die planer auch gedacht. Ein dem<br />

Bahnhof vorgelagerter stadtplatz mit Bänken<br />

soll spaziergängern aufenthaltsqualität<br />

bieten. Die Wendeschleife der straßenbahn<br />

Heutiger S-Bahn-Zugang<br />

MENSCH UND STADT<br />

Tunnel mit Treppe im Modell<br />

soll später um den platz herum führen.<br />

Dichter pendlerverkehr<br />

allerdings ist ‚Gerresheim s’ mit zwei<br />

Bahnlinien, mehreren Buslinien, der straßenbahn<br />

703 und den zigtausenden, aus<br />

richtung unterbach/Vennhausen einströmenden<br />

pendlern ein äußerst verkehrsreicher<br />

Knotenpunkt. und künftig dürfte<br />

der motorisierte individualverkehr weiter<br />

anschwellen. um die Morper straße zu entlasten,<br />

soll die landesstraße von Erkrath<br />

aus am Kleingartengebiet ‚im Brühl’ an den<br />

Gleisen entlang hoch zur rampenstraße<br />

geführt werden. Von dort aus soll es dann<br />

aus zwei richtungen vierspurig am Bahnhof<br />

vorbei stadteinwärts gehen. angesichts<br />

des ständig fließenden Verkehrs dürfte es<br />

für passanten am Bahnhofsvorplatz daher<br />

ziemlich ungemütlich werden. in der Zeit<br />

der morgendlichen rush Hour wird nach<br />

vorliegenden Hochrechnungen mit 1.275<br />

Kraftfahrzeugen stündlich gerechnet.<br />

Devise: Langsam fahren<br />

immerhin: planer und Jury schlagen für<br />

Düsseldorfer Verhältnisse neue töne an.<br />

„Der gesamte Verkehr soll mit dem sozialen<br />

leben, der Kultur und der Geschichte<br />

des standorts in ein verträgliches Gleichgewicht<br />

gebracht werden,“ heißt es in der<br />

Kommentierung des siegerentwurfs. Das<br />

leitbild lautet ‚shared space’, d.h. alle<br />

Verkehrsteilnehmer sollen gleichwertig behandelt<br />

werden. Die neue umgehungsstraße<br />

stellen sich die planer wie einen Boulevard<br />

vor. Die Verengung der fahrspuren<br />

vor dem Bahnhof auf eine ,verunsichernde‘<br />

5-Meter-Breite soll die pkw-fahrer dazu<br />

bewegen, den Blickkontakt aufzunehmen.<br />

Die ausweisung als 30-tempo-Zone wird der<br />

stadt nahegelegt. für fußgänger soll es an<br />

zwei stellen signalanlagen zum gefahrlosen<br />

überqueren geben.<br />

Bis es so weit ist, dürfte jedoch einige<br />

Zeit vergehen. für den Bau dieser umstrittenen<br />

l404n fehlen der stadt derzeit die<br />

Mittel. Die Modernisierung des Haltepunkts<br />

‚Gerresheim s’ ließe sich jedoch unabhängig<br />

davon in angriff nehmen. nur müssten<br />

sich die Vertreter von stadt und Bahn über<br />

strittige finanzierungsfragen einigen. Die<br />

Gerresheimer warten darauf, dass sich in<br />

dieser schmuddelecke nach jahrzehntelangem<br />

nichtstun nun bald etwas bewegt.<br />

text und fotos: Doris Dams<br />

<strong>Grünstift</strong> 71 | Januar – april 2011 13

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