ERTRAG IST NICHT ALLES - Der Lindenbrunnenhof.

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gemüsebauer von Restaurants und Gaststätten bezieht ihr Obst und Gemüse von hier. 8 Hektar von seinen insgesamt 60 Hektar Land sind auch heute noch Kartoffelfelder, wobei sich Otmar Binder auf mehrere Sorten spezialisiert hat. Es beginnt bereits Mitte Mai mit der gelbfleischigen Sorte Berber, die so gut zum Spargel schmeckt, ab Mitte Juni folgen die Sorten Christa, Annabelle, Sieglinde und Finka und ab Mitte August Nicola und die gute, alte Linda. Als Lagersorten kommen Agria, Ditta und Belana hinzu. Und dann hat Otmar Binder noch seine „Exoten“: die lilafleischige Sorte Trüffel (Vitelotte), Bamberger Hörnle (Mäuslekartoffeln, Les Rattes), Red Highland, Cherry- „Was der Erde gut tut, tut dem Menschen gut.“ Spaghetti-Bohnen, Radicchio di Treviso und im Herbst vier Kürbissorten sind auch noch im Angebot. Wer beim Einkauf nicht weiß, wie er die einzelnen Früchte zubereiten soll, der bekommt von Christa Binder, einer begeisterten Köchin, die passenden Rezepte und Tipps. Eine Rezeptbroschüre hat sie bereits für ihre Kunden geschrieben, eine zweite ist in Arbeit. Auf die Frage, wann und wie sie das alles schaffe, antwortet sie: „Es macht einfach Spaß, und ich glaube fest, die eigene Energie ist es, die Dinge gut werden lässt und zum Erfolg führt.“ Seit dem letzten Jahr bauen die Binders auch Sonnenblumen, Raps und Färberdisteln an, um Speiseöle herzustellen. Als Letztere gemäht werden sollten, rief Wie bei den Kartoffeln... ... experimentiert Otmar Binder auch bei Gemüse Aus eigenem Anbau schonend kaltgepresst: hochwertiges, frisch-aromatisches Sonnenblumen, Raps- und Safloröl vom Lindenbrunnenhof Wenn die Binderschen Hühner fleißig waren, kann man im Hofladen richtig gute frische Eier kaufen und zu Weihnachten auch den einen oder anderen Kapaun Kartoffeln und auf einem Versuchsfeld die kleine südamerikanische Butterkartoffel Papa Caraclee. Wer meint, diese Sortenvielfalt reiche für lange Arbeitstage, der kennt die Binders nicht. Sie kultivieren außerdem Artischocken und Auberginen, Blumenkohl und Broccoli, Pastinaken, Petersilienwurzeln und Kerbelrüben, Eiskraut, Rucola, Spinat, Feld- und andere Salate, Gurken, grünen und violetten Spargel sowie Paprika, Peperoni und Tomaten in jeweils vielen verschiedenen Sorten, beispielsweise grün-gelb gestreifte oder gelbe Ananastomaten. Und farbig geht es weiter: Mangold leuchtet in Grün, Rot, Orange und Gelb, die Beten in Rot, Gelb, Orange und rot-weiß marmoriert, und bei den Karotten, die es in allen Farben gibt, fehlt natürlich die dunkel-violette Ur-Karotte nicht. Borlotti- und der beauftragte Mann völlig entnervt an und sagte, er stehe jetzt exakt an dem bezeichneten Acker, aber da sei nichts, was sich zu mähen lohne. Außer Disteln könne er tatsächlich nichts erkennen. Otmar Binder beruhigte ihn, dass er genau diese brauche, um daraus das hochwertige Safloröl (mit einem Linolgehalt von 70–80 Prozent) herzustellen. Es wird wie auch die beiden anderen Öle kalt gepresst und im Sedimentationsverfahren (ohne Druckfilter) auf schonendste Weise gereinigt, sodass die Fettsäureketten und -strukturen, besonders aber der frische Geschmack erhalten bleiben. Übrigens hat Christa Binder, sozusagen in ihrer „Freizeit“, aus den eigenen Ölen und Rosmarin Hautund Badeöle gemacht; ihre Freundinnen finden die ersten Tests schon sehr überzeugend. „Was der Erde gut tut, tut dem Menschen gut“, ist ein Leitgedanke der Binders. Darum produzieren sie ihr Gemüse mit keinem bzw. im Notfall äußerst geringem Einsatz von Chemieprodukten. Seit drei Jahren arbeiten sie mit dem Pflanzenstärkungsmittel EM (Effektive Mikroorganismen). EM sind natürliche hefeund eiweißspaltende Bakterien (basierend auf fermentierter Zuckerrohrmelasse), die dem Boden und den und Obst immer wieder mit neuen oder auch mit sehr alten, längst vergessenen Sorten. Selbst echte Exoten sind dabei – mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg. „Ja, unsere Erdnüsse waren nicht so aufregend“, lacht Otmar Binder „aber sehr gut gedeihen Chayotes, Kiwis, Tomatillos in Blau und Gelb, Physalis, Chili-Birnen oder Nashis, letztere ebenfalls in zwei Sorten, von denen eine ein kräftiges Rumaroma hat. Auch Äpfel, Pfirsiche, Nektarinen, Aprikosen sowie rote und gelbe Himbeeren kommen vom Lindenbrunnenhof, und natürlich Erdbeeren, vorwiegend die wunderbar aromatische Sorte Lambada. 88 89
gemüsebauer Lindenbrunnenhof Lindenbrunnenweg 19 79362 Forchheim am Kaiserstuhl Tel.: 07642-36 51 Hofladenverkauf: Di. 10 bis 12 Uhr Fr. 17 bis 19 Uhr Freiburg – Stühlinger Markt: Mi. und Sa. 8 bis 13 Uhr Hinterzarten – Bauernmarkt: Fr. 8 bis 12 Uhr www.lindenbrunnenhof.de Aus der aktuellen Ausgabe Otmar Binder beim Pressen und Probieren seiner köstlichen Öle. Unten ein Blick in den Lindenbrunnen-Hofladen „Jeder kann ein kleines Stückchen für die Natur tun; man muss sich einfach einmal klar machen, dass viele unserer Lebensmittel aus der Erde kommen.“ Pflanzen zugeführt werden, was die Mikroben (Bodenlebewesen) positiv beeinflusst: Die Pflanzen werden widerstandsfähiger und sind nicht so anfällig gegen Fäulnis, Schnecken und Blattläuse, gegen die normalerweise chemisch vorgegangen wird. „Jeder kann ein kleines Stückchen für die Natur tun, man muss sich einfach einmal klar machen, dass viele unserer Lebensmittel aus der Erde kommen. Und wenn Kartoffeln schon als Saatgut gegen den Kartoffelkäfer gebeizt werden, möchte man sich doch gar nicht vorstellen, was wir später dann essen“, sagt Otmar Binder voller Überzeugung. Dafür arbeiten die Binders dann lieber etwas mehr … Apropos Arbeit: Damit keine Langeweile aufkommt, hat die Familie auch noch ein paar Hühner und importiert im August etwa 80 Kapaune und 25 Perlhuhnkapaune (kastrierte Hähne) aus Frankreich, die sie dann bis Weihnachten hegt und pflegt – sehr zur Freude der Genießer. Erstaunlicherweise wirken Christa und Otmar trotzt dieser immensen Arbeit absolut locker und entspannt, fröhlich und humorvoll und sagen lachend: „Darauf, dass wir etwas verrückt sind, würden garantiert einige hier eine Reihe Kartoffeln verwetten.“ Mechthild Piepenbrock-Fischer www.apero-magazin.de 90 91
Seite 1: gemüsebauer Otmar und Christa Bind

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