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Slaves To The Powerworld<br />
Selten machen wir uns Gedanken darüber, auf welchem Weg ein Album entstanden ist, welche Hürden genommen werden mussten, welche Strapazen<br />
hinter einer Produktion lagen. Und wenn die Musik dann auch noch digital zugänglich ist, wird schnell ein voreiliges Urteil gefällt, das in vielen Fällen<br />
der Sache nicht gerecht wird. Doch die Schnelllebigkeit ist nur einer von vielen Nebeneffekten, mit denen wir heutzutage in unserer digitalen Welt<br />
leben müssen – das weiß auch Ilker Ersin, Mastermind der Heavy Rock Formation POWERWORLD, der sein neuestes Klangwerk diesem Thema gewidmet<br />
hat. „Cybersteria“, eine Wortkombination aus „Cyber“ und „“Hysteria“, ist die perfekte Betitelung des Medienirrsinns, dem wir in unserer Gesellschaft<br />
ausgesetzt sind und zum Großteil selbst schüren. Ilker, leidenschaftlicher Musiker und auch Wieder-Bassist bei den fränkischen Happy Metalern FREE-<br />
DOM CALL, musste seit Gründung seiner eigenen Band schon so einige der besagten Hürden nehmen. Um das dritte Album seines Babies auf die Welt<br />
zu bringen, glich der Weg schon fast einem Spießrutenlauf… doch das erzählt er uns besser selbst…<br />
Ilker, Du hast unter dem Namen POWERWORLD nunmehr drei Alben veröffentlicht,<br />
und das jedesmal mit anderer Besetzung. Das ist soweit ja<br />
auch nicht schlimm, da gibt es unzählige Beispiele, wo es ebenso war.<br />
Doch ich gehe mal davon aus, dass das von Anbeginn nicht unbedingt<br />
so geplant war und es sicherlich einige Geschichten zu den Umständen<br />
gegeben hat.<br />
Ha, allerdings, die gibt es! Nach der Debütscheibe 2008 kam der erste Wechsel<br />
zustande. Der Umstand, dass wir damals noch alle zusammen in einer Coverband<br />
gespielt hatten und sich plötzlich herausstellte, wie es um die Prioritäten der jeweiligen<br />
Mitmusiker bestellt war, führte zum Split. Klar, wenn Du in einer Coverband<br />
spielst, willst Du in erster Linie Geld damit verdienen und dir womöglich<br />
den Weg auf den Bau oder in die Fabrik ersparen. Ich habe mir ebenso meine Brötchen<br />
damit verdient, doch war für mich immer eine Sache klar: Meine eigene<br />
Musik wird genauso ihren Stellenwert haben, da es für mich immer das Größte<br />
war und immer sein wird, mit selbstgemachter Musik auf der Bühne zu stehen.<br />
Der damalige Schlagzeuger [Jürgen Lucas] zum Beispiel, mit dem ich covermäßig<br />
auch vertraglich verbandelt war, signalisierte mir schon bald, dass ihm die Knete<br />
wichtiger sein würde, als sich mit Idealismus in eine weitere Produktion zu stürzen.<br />
Die Übrigen bliesen ins selbe Horn, also trennte man sich. Es ist sowieso ein<br />
Phänomen, dass man mit nachgespielter Musik so viele Leute ansprechen kann.<br />
Natürlich gehen diese zu so einer Show, um zu trinken und Party zu machen. Doch<br />
die Leistung der Covermusiker wird teilweise so dermaßen überbewertet, dass<br />
die sich dann schon wie Rockstars vorkommen. Und wenn du dann mit einem eigenen<br />
Album ankommst, fragen 80% dieser Musiker erstmal, wie viel Kohle es<br />
für die Mitarbeit bei dir geben wird, noch bevor sie wissen, um was es sich dreht,<br />
welche Art von Musik, wer noch dabei ist etc. Nun, das ist nicht mein Film. Gerade<br />
für jemanden wie mich, der den Anspruch der eigenen Interpretation ganz nach<br />
oben stellt, um sich darin verwirklichen zu können, ist es enorm wichtig, Leute<br />
um sich zu haben, die ähnlich ticken wie ich. Da können auch mal nur 15 Leute<br />
vor der Bühne stehen, die aber erstens wegen Dir und Deiner Musik gekommen<br />
sind und zweitens die Musiker beim Namen kennen… aber das muss einem<br />
dann auch schon mal reichen und stolz machen können. Machen wir uns nichts<br />
vor, Covermusiker sind von A bis Z austauschbar. Man kann durchaus beides unter<br />
einen Hut bringen, aber man muss auch erkennen, dass es sich um zwei komplett<br />
unterschiedliche Welten handelt. Und das schaffen leider nur die Wenigsten.<br />
Ja, da bist Du schon wirklich eine Ausnahme. Und was war dann bei der<br />
zweiten Scheibe?<br />
Für die zweite Besetzung wollte ich Leute finden, die folglich nicht aus der Coverszene<br />
stammten. Die hatte ich dann auch gefunden. Dieses Mal waren nur Profimusiker<br />
am Werk, die sich selbst komponierter Musik verschrieben haben und es auch gewöhnt<br />
waren, eine Band mal von der Pike an aufzubauen, nur für Spritgeld zu spielen<br />
oder einen Supportgig zu machen, nur um einfach dabei zu sein. Da konnte ich mir<br />
wenigstens sicher sein, dass nicht so ein blöder Spruch kommt, wie „also, ich will 100<br />
Euro Benzingeld und 200 Minimum fürs Spielen, aber ich weiß noch nicht, ob ich<br />
kommen kann, weil meine Oma Namenstag hat!“ [beide lachen]<br />
Oh Mann! Solche Pfeifen kannst du dann aber auch gleich in selbiger<br />
rauchen!<br />
Und wie! Doch so ist es tatsächlich, Max! Aber weißt Du, sollen die mal ruhig so<br />
weitermachen… ich geh‘ meinen Weg und kann dann irgendwann mal lachen,<br />
wenn die Nasen immer noch covern und darunter dann auch ein Song ist, den ich<br />
geschrieben habe, hehe. Meine Erlaubnis dazu bekommen sie gerne. [lacht]<br />
Man trifft sich immer zweimal im Leben, nicht wahr?<br />
So ist es. Aber zurück zum Thema: Das zweite Album „Human Parasite“ hatte 2010<br />
mit neuer Mannschaft, u.a. Andrew „Mac“ McDermott, der zuvor bei SEARGANT<br />
FURY und THRESHOLD sang, und neuem Deal bei SPV, einen super Start hingelegt.<br />
Mit bester Unterstützung seitens des Labels, sowohl finanziell als auch idealistisch,<br />
konnte dann die Tournee mit AXEL RUDI PELL verwirklicht werden, die im Nachhinein<br />
auch recht erfolgreich für POWERWORLD war. Doch kurz zuvor stand wieder<br />
alles unter einem schlechten Stern, nämlich als Mac ziemlich krank wurde und<br />
für die Tour ausfiel. Sechs Tage zuvor kam dann mit Michael Bormann die Rettung.<br />
Er hatte sich gerade mal vier Tage auf die Songs vorbereiten können, bis es losging.<br />
Das war schon eine unglaubliche Leistung! Nach der Tour hatten wir uns vorgenommen,<br />
Mac Zeit zur Erholung zu geben. Doch sein Zustand verbesserte sich leider<br />
nicht, worauf er auf eigenen Wunsch aus der Band ausstieg. Michael wurde<br />
dann sein Nachfolger. Als wir allerdings angefangen hatten, am neuen Album zu<br />
schreiben, kam die schreckliche Nachricht, dass Mac an Nierenversagen gestorben<br />
war. Der Schock hat dann erneut die Truppe auseinander getrieben und auch Michael<br />
Bormann ging zunächst seinen eigenen Projekten nach. Ich stand also völlig<br />
alleine da und musste zu dem Zeitpunkt tatsächlich mit mir ringen, POWERWORLD<br />
an den Nagel zu hängen oder am Leben zu halten. Natürlich ist POWERWORLD<br />
mein Baby, und es blieb mir gar nichts anderes übrig, als daran festzuhalten.<br />
Na Gott sei Dank! Sonst wären wir nicht in den Genuss dieses dritten<br />
Werkes mit dem Titel „Cybersteria“ gekommen, das nun, ohne jeglichen<br />
Flachs, als enorm gut gelungen bezeichnet werden kann. Doch noch hattest<br />
Du keine Mannschaft, um das Album zu realisieren, richtig?<br />
Stimmt. Nachdem ich in der ganzen Zeit auch für Michael Bormanns eigene Band<br />
den Bass gespielt und ich genügend Zeit mit den Jungs auf der Bühne verbracht<br />
hatte, sollten Marco Grasshoff (Keyboard), Guido Gallus (Drums) und Andreas Rippelmeier<br />
(Gitarre) genau die Bandmitglieder bei mir werden, die ich gesucht<br />
hatte. Doch es fehlte ja noch ein Sänger. Der wurde dann vermeintlich in ex-AC-<br />
CEPT/BANGALORE CHOIR-Frontmann David Reece gefunden. Vermeintlich deshalb,<br />
weil erst während der vier Wochen, in denen er hier war, ich neue Songs geschrieben<br />
hatte, die extra auf seine Stimme gemünzt waren und wir den Gesang im Studio<br />
aufnahmen, erkannt wurde, dass wir beide nicht am selben Strang zogen und<br />
unsere Vorstellungen des Ergebnisses zu weit auseinanderlagen. Diese Abzeichnung<br />
hat sich leider schleichend nach und nach erst ergeben, so dass die gemeinsame<br />
Entscheidung, die Handbremse zu ziehen, relativ spät getroffen wurde. Unangenehm<br />
war natürlich, dass David bereits in den Pressemitteilungen angekündigt<br />
war. Außerdem wurde für die ganze Aktion einiges an Geld in den Wind geblasen,<br />
geschweige denn die Zeit, die einem keiner mehr zurück bringen kann, und dann<br />
lass uns mal über die immense nervliche Anspannung gar nicht erst reden, mit der<br />
Veröffentlichung noch mehr in Verzug zu geraten… aber was soll’s? Es half ja<br />
nichts, so war es eben. Problem Nummer 1 war jedoch erstmal: Es musste ein neuer<br />
Sänger her, und da war es naheliegend, dass ich meinen alten Weggefährten Michael<br />
frage. Das Ergebnis kannst Du jetzt auf CD hören. [schmunzelt]<br />
Ja, das entwickelte sich den extremen Umständen zum Trotze weitaus<br />
besser, als es vermutlich mit dem Herrn aus Amerika geworden wäre…<br />
wenn ich mal so frei spekulieren darf! [grinst]<br />
Ich sag mal so, ich bin sehr froh, dass alles eine so positive Wendung erfahren hat<br />
und bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis! [grinst breit]<br />
Lass mich mal etwas provokant fragen… Michael Bormann ist nun kein<br />
unbeschriebenes Blatt im Hard Rock Sektor und sicher einer der talentiertesten<br />
Sänger in Deutschland. Das weiß er aber auch und ist dementsprechend<br />
in vielen Bands plus seiner eigenen aktiv. Kommt da nicht<br />
wieder ein wenig Söldner-Charakter auf, ganz so, wie es bei Covermuckern<br />
auch der Fall ist?<br />
Jein… ich verstehe, worauf Du hinaus willst. Du denkst, dass es nur eine Frage<br />
der Zeit ist, bis Michael sich wieder verabschiedet und das nächste Lager aufsucht,<br />
stimmt’s?<br />
Ganz genau!<br />
Weißt Du, die Zusammenarbeit war bislang stets eine Win-Win-Situation. Ich<br />
hatte Michael erst kennengelernt, als er von meinem damaligen Gitarristen Barish<br />
Kepic [ex-JADED HEART] als Aushilfe für meine Tour ins Boot geholt wurde. Und<br />
drei Monate später ging er mit seiner Band auf Tour und brauchte plötzlich einen<br />
Bassisten. So hatte ich auch seinen Arsch gerettet. Und seitdem retten wir uns<br />
gegenseitig dauernd den Arsch! [lacht]<br />
Na, wenn das Arschretten noch lange so floriert, können wir ja alle froh<br />
sein. Ich denke, Du hast mit dieser hörbar fähigen Mannschaft auch das<br />
tun und lassen können, was Dir beliebte, oder?<br />
Auf jeden Fall. Meiner Meinung nach hat das neue Material nur noch wenig mit<br />
traditionellem Power Metal zu tun. Es sind sehr viele Oldschool Elemente dabei,<br />
Dinge, die ich schon immer mal machen wollte. Soll nicht heißen, dass das Album<br />
total nach Achtziger klingt, aber ich habe mich bei einigen Songs meiner Vorbilder<br />
zur Inspiration bedient, weswegen die eine oder andere Nummer auch mal nach<br />
WHITESNAKE klingt. Und wenn du den richtigen Sänger in deinen Reihen hast,<br />
kannst du so etwas schon auch wagen. Ich wollte mich diesmal selbst in keine<br />
Schublade zwängen und ging deshalb völlig unverkrampft ans Songwriting<br />
heran. Deshalb bin ich mit „Cybersteria“ auch noch zufriedener, als mit der „Human<br />
Parasite“, bei der Barish noch einen relativ großen Teil in kompositorischer sowie<br />
produktionstechnischer Hinsicht beitrug. „Cybersteria“ bin wieder mehr ich selbst,<br />
so wie die erste Scheibe. Man kann also sagen, die Platte ist in jeder Hinsicht „back<br />
to the roots“! [grinst]<br />
Lass uns noch etwas tiefer in „Cybersteria“ eintauchen. Der Titel hat<br />
etwas sehr Futuristisches. Hast Du wieder, wie bei „Human Parasite“<br />
auch, ein inhaltliches Konzept verfolgt?<br />
Gut, dass Du mich darauf ansprichst. Ja, bislang hat sich stets ein gewisser roter<br />
Faden durch alle POWERWORLD Platten durchgezogen, so auch bei „Cybersteria“.<br />
Ich meine, so ein Album wie QUEENSRYCHEs „Operation: Mindcrime“ schreibt man<br />
nur einmal in der Musikgeschichte. Ich bin zwar ein riesen Fan solcher Konzepte,<br />
bin aber nicht komplex genug, um in solch einem Umfang Songs zu verknüpfen,<br />
dass man ein zweistündiges Video ohne Ton dazu ablaufen lassen könnte, um<br />
die Geschichte zu bebildern. So weit bin ich noch nicht [lacht], aber ich spiele<br />
gerne mit Worten, Emotionen und aktuellen Themen. Bei der letzten Scheibe<br />
„Human Parasite“ ging es um die Arroganz des Menschen, zu glauben, er könne<br />
die Erde nach allen Regeln der Kunst ausbeuten, ohne dafür die Rechnung zu tragen.<br />
„Cybersteria“ setzt sich mit dem Medien-Wahnsinn auseinander, der heutzutage<br />
wie ein Virus die Menschen der zivilisierten Welt infiziert und dem wir<br />
langsam aber sicher komplett erliegen. Es gibt Leute, die nur noch in der Bude<br />
sitzen, weil es bequemer ist von der Couch aus zu skypen und den Kühlschrank<br />
in unmittelbarer Entfernung stehen zu haben, anstatt rauszugehen und sich mit<br />
Freunden auf ein Bierchen zu treffen.<br />
So wie wir das gerade tun… auf einem guten fränkischen Bierkeller!<br />
[beide lachen]<br />
Ganz genau! Und wenn Du Dir das Cover anschaust, siehst Du eine Frau, die einer<br />
Porzellanpuppe ähnelt, da ihre Haut durch das mangelnde Tageslicht schon ganz<br />
blass und fahl geworden ist… und in ihrem Kopf stecken Kabel und Schläuche,<br />
durch die sie mit dem World Wide fuckin‘ Web verbunden ist. Was den meisten<br />
nicht bewusst ist: Das Internet ist ein perfektes Instrument nach der Orwell’schen<br />
Vision [Buch und Film „1984“]. Mit jeder Mail, mit jeder Nachricht über ein digitales<br />
Medium, das dir immer günstiger oder gar kostenlos angeboten wird, gibst<br />
du mehr über dich preis und übergibst anderen die Kontrolle darüber – dazu<br />
auch der Song „The World Knows Your Secrets“. Denk mal an die Umfragen, die<br />
dein Kaufverhalten studieren wollen… die wenn die IP-Nummer deines PCs auf<br />
allen Seiten, auf denen du gesurft bist und Spuren hinterlassen hast, analysieren<br />
würden, sie würden ein Profil von dir erstellen können, womit sie dich wahrscheinlich<br />
besser kennen würden, als du dich selbst kennst! Und der konzeptionelle<br />
Faden handelt genau von diesem Aspekt, dass die Menschheit sozial<br />
verarmt, weil sie sich von der modernen Technik abhängig macht, die nur dazu<br />
dient, sie zu versklaven – Songs hierzu „Slaves To The Powerworld“ und der Titeltrack.<br />
Das klingt jetzt vielleicht hoch konspirativ, aber es gibt genügend Fakten,<br />
die das belegen. Die ältere Generation benutzt ein Handy, um einen Anruf zu tätigen,<br />
die jetzige Generation, die mit dieser Technik aufwuchs, bestreitet den halben<br />
Tag über ein Handy. Von der kompletten Kommunikation über Unterhaltung<br />
bis hin zum Einkauf… alles ist möglich, ohne sich vom Fleck zu bewegen. Das<br />
ist doch krank!<br />
Durchaus… man sollte jedoch jetzt nicht den Fehler machen und denken,<br />
dass man besser wieder in der Steinzeit leben sollte…<br />
Nein, gar nicht. Technische Hilfsmittel sind großartig und sollen das Leben erleichtern.<br />
Sie sollten uns für unsere Zwecke dienen und uns nicht zu Sklaven machen,<br />
denn das bedeutet den Entwicklungsrückgang und eben nicht Fortschritt.<br />
Ich hatte früher alle möglichen Telefonnummern im Gedächtnis. Kannst Du grad<br />
eine aufsagen? Ich nicht. Auch was Werte betrifft, wie Loyalität, Freundschaft, Zuverlässigkeit,<br />
die früher einmal wichtiger Bestandteil einer Erziehung waren…<br />
heute dominiert die Oberflächlichkeit, und Kinder, an denen der suggerierte Konsumzwang<br />
ebenso wenig vorbeigeht, wie bei Erwachsenen, hänseln sich auf dem<br />
Schulhof, weil die Jacke nicht von der Marke XY ist. Und wenn du willst, kannst<br />
du noch die Überfettung der Menschheit mit hinzunehmen. Dein Kühlschrank<br />
sagt dir ja mittlerweile, was fehlt und bestellt auch gleich für dich, sodass du dich<br />
ja nicht selbst darum kümmern und dein Hirn einschalten musst. Das führt mitunter<br />
zu fehlender Bewegung und die Antwort der Industrie folgt auf dem<br />
Fuße… Big Size Menüs, Big Size Klamotten, Sendungen über Dicke, die sich gefunden<br />
haben. Also alles in Ordnung, sagt Dir Dein Fernseher. Haha! Die Essenz<br />
von „Cybersteria“ lautet „wake up – change your life!“. Geh‘ mal wieder in die<br />
Natur und atme Kuhscheiße ein, damit du weißt, dass du noch lebst! Hahaha!<br />
[beide lachen] Songs hierzu: „Back On Me“, „You Will Find A Way“…<br />
Wirst Du denn die Botschaft bzw. Deinen Wake-Up-Call auch von den<br />
Bühnen dieser Welt verkünden?<br />
[grinst] Nun, wenn mir eine Tour angeboten werden würde, wäre ich sofort dabei.<br />
Allerdings muss man bei einer Tournee meist in finanzielle Vorleistung gehen,<br />
was mir offen gestanden, nach einer Produktionszeit von acht Monaten und<br />
einem ordentlichen Anteil an eingesetztem Eigenkapital, derzeit nicht möglich<br />
wäre. Ich hoffe sehr, dass die Scheibe da draußen gut ankommt und mir vielleicht<br />
auch ein paar Cent in meinen Geldbeutel zurückspült [lacht], aber jetzt muss ich<br />
definitiv erst wieder ein bisschen Geld verdienen, bevor ich es erneut in POWER-<br />
WORLD stecken kann. Außerdem stehen noch einige andere Aktivitäten in nächster<br />
Zeit an. Ich bin ja nach meinem Ausstieg in 2005 nun wieder fester Bestandeil<br />
von FREEDOM CALL und werde mit den Kollegen viel live unterwegs sein. Zudem<br />
haben die Arbeiten zum nächsten FREEDOM CALL Album auch schon begonnen,<br />
in das ich mich kompositorisch ebenso einbringen möchte. Für Arbeit ist also gesorgt.<br />
Und vielleicht gibt es im Anschluss dann die Möglichkeit, mit POWERWORLD<br />
einige Shows zu spielen.<br />
Würde mich freuen, Dich mal mit Deiner selbstkomponierten, selbstproduzierten<br />
und -betexteten Musik auf der Bühne zu erleben, mein<br />
Lieber! Bis dahin, drück ich die Daumen für den Erfolg, den Du Dir redlich<br />
verdient hast, mit dieser abenteuerlich entstandenen und dennoch erstklassigen<br />
Scheibe!<br />
Ich danke Dir vielmals, mein Freund! Und jetzt stoß’mer an, Prost!<br />
die vielen gesichter des ilker ersin<br />
... musste sich oft durchboxen<br />
“Manchmal war ich kurz<br />
vorm Durchdrehen”<br />
Fotos: Max<br />
Cooler Typ mit Durchhaltevermögen<br />
Warten können muss man auch...<br />
www.powerworld.org | Interview & Text: Max<br />
12 powerworld h | T | M ausgabe #8 - jun, jul, aug 2013