| coverstory In meiner Sportart urteilen Menschen über Menschen – und hier gibt es immer eine gewisse Subjektivität. Was gefällt – und was nicht. <strong>Caro</strong>line <strong>Weber</strong> und Geschicklichkeit – wie wichtig ist das Talent? „Gewisse körperliche Voraussetzungen müssen gegeben sein, alles andere kann man sich sehr gut erarbeiten. Ich würde sagen, das Verhältnis ist 50:50.“ Dass <strong>Caro</strong>line <strong>Weber</strong> im TS Dornbirn mit sieben Jahren am richtigen Platz war, hat sie gleich gespürt. „Bei meinem ersten Wettkampf habe ich so viele Drehungen wie noch nie gemacht.“ <strong>Die</strong> Leistung unter Druck gesteigert? „Ja. Und alle waren überrascht“, und schmunzelnd fügt sie hinzu, „es war wohl schon damals so.“ Heute rührt sie manchen Zuschauer sogar zu Tränen. „Man bekommt so viel vom Sport zurück, es ist so unbezahlbar.“ Er fordert aber auch – viel Zeit, hartes und konsequentes Training, Selbstdisziplin und einen starken Willen. „Wenn der Kopf weiß, was er will und ich hart dafür arbeite – dann ist das für mich auch ein Talent.“ Das immer von ihrer Familie gefördert wurde. „<strong>Die</strong> familiäre Unterstützung gehört zum Wichtigsten in diesem Sport. Allerdings nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig.“ Es scheint – es braucht auch hier ein Gleichgewicht. Bis ein Programm reibungslos funktioniert, braucht es Wochen. „Mittlerweile habe ich Routine, aber zwei Monate kann es schon dauern.“ Auf dem Programm stehen viele Wiederholungen, das konsequente Arbeiten an vielen kleinen Details. „Es gibt einen Code, der sich die letzten zehn Jahre stark verändert hat. Bei jeder Übung müssen wir abklären, ob es überhaupt erlaubt ist.“ Ein Beispiel? „Der Ball darf nicht mehr ruhig gehalten werden, er muss immer bewegt werden. Das sind eben die kleinen, feine Dinge, die wichtig sind.“ So übt <strong>Caro</strong>line <strong>Weber</strong> und lässt die Bälle fliegen – bis zu zehn Meter in die Höhe. Pailletten und Träume „Schon als ich ein kleines Mädchen war, hat Ursula Kreuz meine Wettkampfanzüge genäht.“ Es ist ein Kunsthandwerk, das die Mäderin mit viel Aufwand beherrscht. „Dafür sind sie einfach etwas Besonderes.“ Auffallender und viel spezieller, „ich hatte auch schon Anzüge aus Russland, aber es war nichts von mir. Es war russisch und die Russinnen sahen alle gleich aus.“ Einzigartig – wie <strong>Caro</strong>line <strong>Weber</strong>, die schon mal gerne im Dirndl-Outfit zu Hubert von Goisern rockt – oder das Publikum zum Radetzky-Marsch klatschen lässt. Erfahrungen, die sie gesammelt hat, möchte sie auch an den Nachwuchs weitergeben. Aber wenn sie ihre Anzüge an den Nagel hängt, „dann werde ich sicherlich nicht mehr in der Halle stehen und Übungen machen. Dafür ist dieser Sport zu aufwendig.“ Vielleicht öffnet sich für <strong>Caro</strong>line <strong>Weber</strong> jetzt in Wien eine neue Tür. Denn dort liegt derzeit – gemeinsam mit ihrem Freund – der Mittelpunkt ihrer Welt. Und wer weiß, welche Rollen noch warten. „An den Scheidewegen des Lebens stehen keine Wegweiser“, philosophierte einst Charly Chaplin. Beim Meister des Slapstick-Theaters war alles von einer Choreografie bestimmt: „Alles, was ich mache, ist Tanz.“ Auch <strong>Caro</strong>line <strong>Weber</strong> tanzt durchs Leben – vielleicht bald vor einem anderen Publikum. <strong>Die</strong> <strong>Vorar</strong>lbergerin | 25