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Joseph Goebbels und seine Redakteure - Institut für Zeitgeschichte

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<strong>Joseph</strong> <strong>Goebbels</strong> <strong>und</strong> <strong>seine</strong> <strong>Redakteure</strong> 67<br />

„kleiner Form". Es wird freilich nicht ausbleiben, daß selbst dann aus der redlich<br />

besorgten Schar der Glasperlenspieler erneut jenes „Pfui! Haltet ihn!" ertönt.<br />

Daneben jedoch gibt es wiederum die andere Möglichkeit, die der Journalisten.<br />

Und so kommen diese schließlich ebenfalls herbei, nun jedoch nicht mehr wie in den<br />

Illustrierten als Publizisten, sondern in Ganzleinen, mit Anspruch. In der Regel<br />

zwar inhaltlich noch „illustriert", manchmal aber schon gewichtig, schwerer einherschreitend.<br />

Denn auch dieser Weg ist ja gangbar: man nimmt den Illustrierten-<br />

Inhalt <strong>und</strong> staffiert ihn wissenschaftlich aus. Mit Dokumenten, mit Fußnoten,<br />

mit Apparat, mit all dem äußerlichen Behang biederer Exaktheit, der den Talmiglanz<br />

verdeckt. Können die Autoren das Ganze gar noch in einem angesehenen,<br />

reputierlichen Verlag unterbringen, wo schläfrige Lektoren wenig um das ihnen<br />

anvertraute Renommee besorgt sind, so ist der Erfolg gesichert. Was kümmert es<br />

sie schon, daß sie mit solchen Machwerken die Forschung in toto diskreditieren,<br />

was ahnen sie schon davon, wie selbst ehrliches Wollen durch die Leichtfertigkeit<br />

historischer Ausschußarbeit gegenteilige Effekte erzielen wird.<br />

Ein bedeutender Schritt auf dem Abstieg in die Niederungen pseudohistorischer<br />

Klitterung ist nunmehr Heinrich Fraenkel <strong>und</strong> Roger Manvell gelungen, deren<br />

<strong>Goebbels</strong>-Biographie soeben in deutscher Sprache <strong>und</strong> - gegenüber dem englischen<br />

Original — erheblich verschlimmbesserter Fassung, aber mit gleich ehrfurchtgebietendem<br />

wissenschaftlichen Apparat <strong>und</strong> wiederum einer trefflichen Bibliographie<br />

erschienen ist 1 . Um nicht das Kind mit dem Bade auszuschütten: das Buch hat<br />

<strong>seine</strong> Meriten, <strong>und</strong> wer sich künftig mit dem Leben von <strong>Joseph</strong> <strong>Goebbels</strong> beschäftigt,<br />

wird nicht darum herumkommen. Da<strong>für</strong> sorgen schon die fleißigen, wenn<br />

auch nicht lückenlosen Befragungen des auch anderweitig verdienten Autors<br />

Fraenkel. Insofern bedeutet es freilich einen wesentlichen Schritt über die veraltete<br />

Rieß-Biographie hinaus, <strong>und</strong> man könnte es <strong>für</strong> ein durchaus akzeptables Unternehmen<br />

halten, wenn da nicht gewisse Eigenheiten wären, die allerdings bisher<br />

wohl beispiellos sind.<br />

Im Klappentext rühmt der Verlag: „Der interessanteste Beitrag der Verfasser<br />

zur Biographie <strong>Joseph</strong> <strong>Goebbels</strong>' ist die Auswertung der handschriftlichen Tagebücher,<br />

die <strong>Goebbels</strong> in den Jahren 1925 <strong>und</strong> 1926 geführt hat. Diese Tagebücher<br />

sind von ihrem Autor niemals zur Veröffentlichung bestimmt gewesen, ihr Inhalt<br />

ist daher nicht redigiert <strong>und</strong> umfrisiert worden ..."<br />

Nun, - mag <strong>Joseph</strong> <strong>Goebbels</strong> es auch versäumt haben: noch sind ja Manvell <strong>und</strong><br />

Fraenkel da! Großzügiger jedenfalls als diese beiden hätte auch der Schreiber persönlich<br />

mit <strong>seine</strong>m Werke nicht umgehen können. Mit jener Lust am Zitieren,<br />

die ihr ganzes Werk auszeichnet (was an sich kein Fehler ist, noch dazu der deutsche<br />

Verlag im Gegensatz zum englischen - meist - ein ehrliches Kursiv <strong>für</strong> angemessen<br />

hielt), füllen die beiden Autoren den Großteil eines Kapitels, nämlich die Seiten<br />

80 bis 107, mit den Früchten ihres Dokumentenstudiums. Das Kapitel trägt die<br />

1 Heinrich Fraenkel <strong>und</strong> Roger Manvell: <strong>Goebbels</strong>. Eine Biographie. - Kiepenheuer &<br />

Witsch, Köln-Berlin 1960.

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