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Notizen aus dem Stadt Notizen aus dem Stadt-Archiv - Rüdesheim

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schilderten sie eingehend den Verlauf der Koalitionskriege während der Jahre 1792 bis 1798<br />

und die nachfolgende napoleonische Ära. Hier einige Ausschnitte:<br />

„1792 den 21. Ocdober haben die Franßosen die Stat Maintz eingenommen und haben die überiche Soltaten fort<br />

her<strong>aus</strong> geschickt. Und hernach haben sie die Paffenkeller aufgemacht und haben als so mal Eins getruncken. Und<br />

die Paffen wolten sie hernach vertilgen, aber es ist hingleich ein Wieterstant gethan worten. Den 12. December sind<br />

die Heßen als hier gekommnen auf Rüdeßheim.<br />

1793 den 4ten Januwari sind die Preußen auf <strong>Rüdesheim</strong> gekommen. Mier haben so ein große Deierung<br />

bekommen, daß kein Gemüs fast gar nit vor Gelt zu kaufen zu kriehn war. Nachgehens mus man den guten<br />

Preißen noch zu Eßen geben. Da war der arme Mann noch übel dran und die Franßosen sind mit den Leiten<br />

spöttlich umgegangen und haben die angehalten, (auf die neue Revolutionsverfassung) zu schwören. Die Leit<br />

wollten nit schwören. Viele haben dann doch geschworen. Was die große Herrn sind geweßen, denen haben sie alles<br />

genommen was sie wolten und alles in eine Gleichheit haben, daß der Reich so viel hat als wie der Arm. Den 24.<br />

Julius haben die Kayserliche die Stat Maintz wieder von den Franzoßen bekommen, denen drin nichts gefehlt als<br />

Fleisch und Meteziehn und es sind dan viele Frantzoßen alle Dag gestorben.<br />

1794 war eine arme betrübte Zeit und es war balt nichts um Gelt zu kaufen und man ist noch gepeinicht worden<br />

von den Preißen, da hat man noch müßen zu Eßen geben. Man ist aller wege belestigt, daß man nicht noch sein<br />

Auskommen hat. - Die <strong>Rüdesheim</strong>er haben die Preißen gehabt, die Binger die Frantzoßen.<br />

1796 den 12. Julius sind die Francken wieder in das Rinckgau gefallen und hat gedauert bis 9. September, da<br />

sind sie wieder rederird und haben geblindert und edliche Männer dot geschoßen. Den 10. September haben die<br />

Francken mit Hauwitzen geschoßen auf Rüdeßheim, da sind 10 Häuser abgebrand. - 1797 den 22. December<br />

haben die Deytsche drüben den Francken die Stat Maintz übergeben ohne eintzichen Schus.<br />

1799 den 22. September auf Sontag bey anbrechen<strong>dem</strong> Dag sind edliche Kayserliche Hußaren komen und haben<br />

bey 70 Frantzoßen gefangen genommen und bei die 15 bleßirt und ein Frantzman hat ein Mayntzer Husahr in<br />

der Christofelgas oben am Eck tod geschoßen.“<br />

Sieben Jahre lang hat dieser Koalitions-Krieg den Rheingauern nur sinnloses Gemetzel,<br />

Zerstörung und politische Veränderungen beschert, mit <strong>dem</strong> Ergebnis: „1802 den 30. November<br />

haben mier die Hultigung gehabt vom Bieberiger Fürst (von Nassau), der seye uns fürgestelt zu unserem<br />

Landesherrn und den Maintzer Kurfürst haben sie in in unserer Gehgent abgesetzt in <strong>dem</strong> Land Rheingau und<br />

weiter den Rhein hinunter. - 1803, den 29. November hat unser gnädigster Fürst Nassau-Usingen das<br />

Kloster Eberbach im Reingau und die geistliegen Herrn aufgehoben und noch mehrere Geistliche vom Kloster<br />

Aulh<strong>aus</strong>en. - 1805 ist der frantzößische Kaiser Bonebart (Napoleon Bonaparte) in das deitsche<br />

Kaiserdum gekommen, 1812 ist der Bonebart in das Kayserdum Rußland gezogen mit seinen Leyden und da sind<br />

die Leyde verfohren und verhungert und alles was er hatte, mußte er stehen laßen und sich zurückziehen. - Den<br />

ersten Neyen Jahrsdag 1814 haben die Preyßen zu Kaub ein Brück aufgeschlagen und da sind sie über den<br />

Reyn.“<br />

Lassen wir es mit mit diesen Auszügen <strong>aus</strong> Mangs Kriegsberichten bewenden, zumal es auch<br />

noch reichlich anderen Ärger in kirchlichen Angelegenheiten gab:<br />

„1813 hatte herzoglich nassauischer Fürst das Kloster Notgottes aufgehoben und alles, was sie gebettelt haben von<br />

Gutdetern hat er versteygert den 8ten Märtz. Den 8ten April ist das Gnatenbilt auf <strong>Rüdesheim</strong> kommen auf den<br />

Hochaldar. - 1814 ist die Prozehsion nach Asmansh<strong>aus</strong>en, nach Aullh<strong>aus</strong>en und nach Nothgottes, was bey der<br />

Zeit ein gottesfürchtiger Gang war, abgesetzt worden. So ist es auch mit <strong>dem</strong> ladeinische Gesanck, der gehet auch<br />

so allgemach ab und <strong>aus</strong> den neye deytsche Gesanckbüger wurde gesungen. Und Herr Bensing als Orthspahre hat<br />

es so dahin gebracht, das <strong>dem</strong> gemein Bürger nicht mehr geläut wird, wenn eine Pehrson stirbt, - 1828 im<br />

February haben mier in unserem Hertzochtum Nassau fürs erste Mahl einen geistlichen Bischoff bekomen. Den<br />

10ten Julius ist der Herr Bischof nach <strong>Rüdesheim</strong> und hat gefihrmbt. - 1842 da haben mier den driten geistlichen<br />

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