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Intelligente Netze und Speicher - Hier ist Energie

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Dachorganisation der Wirtschaft für erneuerbare <strong>Energie</strong>n <strong>und</strong> <strong>Energie</strong>effizienz 24 | 25<br />

Pumpspeicherkraftwerke<br />

können ein neues Geschäftsmodell als grüne Batterie<br />

Europas sein.<br />

bis 100 MW<br />

100–500 MW<br />

ab 500 MW<br />

Schweizer Pumpspeicherkraftwerke<br />

Engeweiher / 5,3<br />

Pumpspeicherkraftwerke erfüllen eine systemrelevante<br />

Ausgleichs- <strong>und</strong> <strong>Speicher</strong>funktion,<br />

deren Bedeutung mit der <strong>Energie</strong>wende noch<br />

steigen wird. Bei der aktuellen Lage auf dem<br />

Strommarkt rechnet sich diese Art der Stromspeicherung<br />

jedoch nicht. Die Folge: Erste Projekte<br />

werden zurückgestellt. Die Finanzierung<br />

der <strong>Speicher</strong>le<strong>ist</strong>ung <strong>ist</strong> politisch zu klären, damit<br />

die Schweiz auch in Zukunft eine Drehscheibe der<br />

europäischen, dann aber erneuerbaren Stromversorgung<br />

bleibt.<br />

Pumpspeicherkraftwerke sind heute die einzige<br />

<strong>Speicher</strong>möglichkeit für Strom in grossem Massstab.<br />

Mit einem Wirkungsgrad gegen 80 % <strong>ist</strong> die<br />

Technologie vergleichsweise effizient, mit Investitionskosten<br />

von einer bis zwei Millionen Franken<br />

pro MW installierte Le<strong>ist</strong>ung zudem relativ günstig.<br />

Dank ihrer hohen Flexibilität le<strong>ist</strong>en Pumpspeicherkraftwerke<br />

einen entscheidenden Beitrag zur<br />

Netzstabilität: Innerhalb von Minuten können sie<br />

auf Produktions- oder Verbrauchsschwankungen<br />

reagieren <strong>und</strong> zwischen Pumpen <strong>und</strong> Turbinieren<br />

wechseln. Pumpspeicherkraftwerke gelten deshalb<br />

als systemrelevantes Element der Stromversorgung.<br />

Auch wirtschaftlich haben sich Pumpspeicherkraftwerke<br />

bewährt. Zum Pumpen wird bislang<br />

günstiger Nachtstrom aus Atom- <strong>und</strong> Kohlekraftwerken<br />

in der Schweiz <strong>und</strong> Europa verwendet. Die<br />

gespeicherte <strong>Energie</strong> wird dann während der Verbrauchsspitzen<br />

insbesondere am Mittag abgerufen<br />

<strong>und</strong> zu Höchstpreisen verkauft. Mit der Preisdifferenz<br />

machen die <strong>Energie</strong>konzerne gute Gewinne –<br />

zumindest bis vor Kurzem. Entsprechend offensiv<br />

wurde in die Kapazitätserweiterung investiert: Aktuell<br />

werden mit Linth-Limmern, Nant-de-Drance<br />

<strong>und</strong> Veytaux drei Pumpspeicherkraftwerke gebaut<br />

bzw. erheblich erweitert.<br />

<strong>Energie</strong>wende stellt Geschäftsmodell auf den Kopf<br />

Die <strong>Energie</strong>wende schafft jedoch ganz neue Voraussetzungen:<br />

An sonnigen Tagen liefert bereits<br />

heute die Photovoltaik die me<strong>ist</strong>e Spitzenenergie<br />

in der bisher ertragsreichsten Mittagszeit – die<br />

Pumpspeicherkraftwerke stehen still. Unter diesen<br />

Bedingungen lassen sich diese nicht mehr<br />

wirtschaftlich betreiben. Die Perspektiven sind<br />

so ungewiss, dass Investitionen aufgeschoben<br />

werden: Das neue Pumpspeicherkraftwerk<br />

Grimsel 3 wird vorerst nicht gebaut, obwohl die<br />

Konzession bereits erteilt wurde.<br />

Das scheint paradox, denn die <strong>Speicher</strong>ung <strong>und</strong><br />

bedarfsgerechte Bereitstellung von Strom gilt als<br />

eine der grossen Herausforderungen der <strong>Energie</strong>wende.<br />

Zusätzliche <strong>Speicher</strong>kapazitäten sind nötig,<br />

weil die <strong>Energie</strong>produktion volatiler wird. Um<br />

4000 bis 5000 MW Windkraft- <strong>und</strong> Photovoltaikle<strong>ist</strong>ung<br />

ins System zu integrieren, <strong>ist</strong> r<strong>und</strong><br />

1000 MW Pumpspeicherle<strong>ist</strong>ung erforderlich, rechnen<br />

Experten. Der B<strong>und</strong>esrat <strong>ist</strong> sich dessen bewusst<br />

<strong>und</strong> lässt Bedarf <strong>und</strong> <strong>Speicher</strong>möglichkeiten<br />

vertieft untersuchen. So können Massnahmen wie<br />

Lastmanagement, Aufbau dezentraler <strong>Speicher</strong>,<br />

vorübergehende Abregelung Erneuerbarer-<strong>Energie</strong>-<br />

Anlagen, Anreize zu steuerbarer Produktion oder<br />

punktueller Netzausbau die dafür erforderliche<br />

Pumpspeicherle<strong>ist</strong>ung weiter reduzieren.<br />

Noch dringender <strong>ist</strong> der Bedarf, wenn man den<br />

Blick auf den europäischen Strommarkt lenkt.<br />

Deutschland wird spätestens ab 2020 grosse<br />

Im Bau<br />

bis 100 MW<br />

100–500 MW<br />

ab 500 MW<br />

In Planung<br />

bis 100 MW<br />

100–500 MW<br />

ab 500 MW<br />

Veytaux / 265<br />

Châtelard-Barberine Oberems / 5.67<br />

1 + 2 / 30<br />

Bortelalp / 2,62<br />

Mottec / 31,7<br />

Nant-de-Drance / 900<br />

Veytaux / +180<br />

Die Schweizer Pumpspeicherkraftwerke: Fünf Grossprojekte werden in den nächsten Jahren die Pumple<strong>ist</strong>ung des Schweizer Wasserkraftparks von heute<br />

1,4 GW auf r<strong>und</strong> 5,2 GW fast vervierfachen.<br />

<strong>Speicher</strong>kapazitäten benötigen, um die Überschüsse<br />

aus den neuen Windparks zu verwerten,<br />

<strong>und</strong> setzt dabei auf Pumpspeicherkraftwerke im<br />

Alpenraum <strong>und</strong> in Skandinavien. Deutschland,<br />

Österreich <strong>und</strong> die Schweiz wollen die Nutzung<br />

von Pumpspeicherkraftwerken gemeinsam vorantreiben<br />

<strong>und</strong> haben im Frühling 2012 eine entsprechende<br />

Erklärung unterzeichnet.<br />

Etzelwerk<br />

Altendorf /54<br />

Rempen / 16<br />

Tierfehd / 140<br />

Mapragg / 159<br />

Linth-Limmern / 1000<br />

Ova Spin / 52<br />

Handeck 3 / 47,8<br />

Tierfehd / 34<br />

Grimsel 2 / 152<br />

Grimsel 3 (1) / 660<br />

Robiei / 154<br />

Zervreila / 5,8<br />

Ferrera 1 /63<br />

Peccia / 24<br />

Val d'Ambra / 70<br />

Lago bianco (2) / 1000<br />

Palü / 3<br />

Pumpspeicher – wie weiter?<br />

Heute rivalisieren die erneuerbaren <strong>Energie</strong>n mit<br />

Bandenergie aus Atom- <strong>und</strong> Kohlekraftwerken.<br />

Bei einem Überangebot <strong>ist</strong> es oft günstiger, Strom<br />

zu vernichten als zu speichern. Investitionen in<br />

neue <strong>Speicher</strong>kapazitäten rechnen sich so nicht<br />

<strong>und</strong> werden aufgeschoben. Es braucht verlässliche<br />

Rahmenbedingungen <strong>und</strong> Anreize für die systemrelevanten<br />

<strong>Speicher</strong>- <strong>und</strong> Netzstabilisierungsle<strong>ist</strong>ungen,<br />

damit die künftig notwendigen Kapazitätserweiterungen<br />

realisiert werden. Verschiedene<br />

Ansätze werden diskutiert: Die Ausweitung der<br />

kostendeckenden Einspeisevergütung (KEV) auf<br />

Grosswasserkraftwerke, B<strong>und</strong>esdarlehen oder<br />

eine Senkung der staatlichen Abgaben, insbesondere<br />

des Wasserzinses, könnten die Rentabilität der<br />

Pumpspeicherkraftwerke sichern. Politische Vorstösse<br />

fordern, Stromproduzenten mit schwankender,<br />

nicht steuerbarer Produktion an den Kosten<br />

für die <strong>Speicher</strong>ung zu beteiligen. Ein Widerspruch<br />

zur <strong>Energie</strong>politik – weshalb auch der B<strong>und</strong>esrat<br />

einer bedarfsgerechten Einspeisung unabhängig<br />

von der Produktionsart den Vorzug gibt.<br />

Setzt die Schweiz auf neue <strong>Speicher</strong> <strong>und</strong> reserviert<br />

diese für sauberen Strom, können wir in Zukunft<br />

als grüne Batterie Europas eine bedeutende<br />

Rolle im internationalen Strommarkt einnehmen.<br />

Auch dafür sind heute die Weichen zu stellen.

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