Es begab sich aber zu der Zeit … - Ev. Kirchengemeinde Franz von ...

Nachgedacht
Dieter
Schindelmann,
Pfarrer
Vor ein paar Tagen waren zwei junge
Soldaten an unserer Tür, die eine „Haussammlung“
für die Kriegsgräberfürsorge
durchführten. Ich war freundlich zu ihnen,
weil ich weiß, was für ein mühsames
und frustiges Geschäft so eine
Sammlung ist. In Treysa und auch in Frankenhain
haben wir diese Art der Spendenwerbung
schon vor Jahren aufgegeben.
Die Sammler konnten an einem Tag
alle Entschuldigungen dieser Welt erfahren,
neben einer Abfuhr gab es als Zugabe
oft noch harte Worte oder Beleidigungen.
Ein Kirchenvorsteher hat einmal zu mir
gesagt: „Lieber gebe ich 50 Mark aus
meinem Geldbeutel als jemals wieder
von Tür zu Tür zu gehen und zu sammeln.“
Die Erfahrung, dass Menschen
sich vom Schicksal anderer kaum rühren
lassen, haben nicht nur die Frankenhainer
und Treysaer Mitarbeiter gemacht.
Diese Erfahrung ist zudem nicht eine, die
man erst in unseren Tagen hätte machen
können. Nein, dass es Menschen mit ei-
nem Herzen aus Stein auch in früheren
Zeiten schon gegeben hat, belegen einschlägige
literarische Werke wie z. B.
das „Kalte Herz“ von Wilhelm Hauff.
Und nicht immer geht es in der Wirklichkeit
so zu wie in dem Märchen, in dem
der „Kohlenmunk-Peter“ sein steinernes
Herz gegen eines aus Fleisch und Blut
eintauscht.
Um ein Herz aus Stein aufzubrechen, ist
– nach der Bibel – mehr als nur ein moralischer
Appell nötig. Dass sich die Türen
eines Herzens öffnen und die Steine des
Geizes, des Neides und der Selbstgerechtigkeit
herausgerollt werden, dazu
gehört Gottes Hilfe. Wie die aussieht,
beschreibt der Prophet Hesekiel: „Ich will
ein neues Herz und einen neuen Geist in
euch geben und will das steinerne Herz
aus eurem Fleisch wegnehmen.“
Dass Gott steinerne Herzen verwandelt
in liebevolle und mitfühlende, darauf hoffen
Menschen nicht nur in der Adventsund
Weihnachtszeit!
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