Chronik des Internets
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Kapitel 2: <strong>Chronik</strong> <strong>des</strong> <strong>Internets</strong><br />
Geschichte <strong>des</strong> <strong>Internets</strong><br />
Die Geschichte <strong>des</strong> <strong>Internets</strong> lässt sich in drei Phasen einteilen. In der Frühphase ab Mitte der 1960er Jahre wurden<br />
die Grundlagen gelegt, die Technik demonstriert und zur Anwendungsfähigkeit entwickelt. Gleichzeitig mit dem<br />
Wechsel von der militärischen zur akademischen Forschungsförderung, Ende der 1970er Jahre, begann das<br />
Wachstum und die internationale Ausbreitung <strong>des</strong> Internet. In dieser Zeit gedieh das, was gemeinhin mit der wilden<br />
Phase <strong>des</strong> ursprünglichen Internet assoziiert wird: eine Tauschökonomie für Software und Information, eine<br />
graswurzelbasierende Selbstorganisation, sich entwickelnde Communitys und der Hackergeist, der jede Schließung,<br />
jede Beschränkung <strong>des</strong> Zugangs und <strong>des</strong> freien Informationsflusses zu umgehen weiß.<br />
1990 begann mit der Abschaltung <strong>des</strong> Arpanet die kommerzielle Phase <strong>des</strong> <strong>Internets</strong>. Es wird geschätzt, dass im Jahr<br />
1993 das Internet lediglich 1 % der Informationsflüsse der weltweiten Telekommunikationsnetze ausmachte,<br />
während es im Jahr 2000 bereits die Mehrheit <strong>des</strong> technischen Informationsaustausches beherrschte (51 %) und im<br />
Jahr 2007 bereits klar dominierte (97 % der Bytes die weltweit ausgetauscht wurden). [1]<br />
Obgleich im Artikel eine chronologische Darstellung überwiegt, ist er in erster Linie thematisch gegliedert. Eine<br />
chronologische Auflistung der Ereignisse findet man im Artikel Chronologie <strong>des</strong> <strong>Internets</strong>.<br />
Allgemeines<br />
Das Internet ist mediengeschichtlich eine Anomalie. Übliche Modelle der Medien- wie der Technikgenese allgemein<br />
laufen vom Labor über die Entwicklung hin zur Anwendungsreife bis zur gesellschaftlichen Implementierung<br />
entweder als staatliche Militär- oder Verwaltungskommunikation, als wirtschaftliches Kontroll- und<br />
Steuerungsinstrument oder als Massenprodukt der Individualkommunikation bzw. der Massenmedien. Anders<br />
hingegen im Falle von akademischen Datennetzen. Hier gab es in den ersten Jahren keine Trennung zwischen<br />
Erfindern, Entwicklern und Anwendern.<br />
Die Informatik hat im Netz nicht nur ihren Forschungsgegenstand, sondern zugleich ihr Kommunikations- und<br />
Publikationsmedium. Es ist gleichzeitig Infrastruktur und Entwicklungsumgebung, die von innen heraus ausgebaut<br />
wird. Innovationen werden von den Entwickler-Anwendern in der Betaversion, das heißt ohne Garantie und auf<br />
eigene Gefahr, in die Runde geworfen, von den Kollegen getestet und weiterentwickelt. Darüber hinaus stellt sie den<br />
anderen, zunehmend computerisierten, Wissenschaften die gleiche Infrastruktur zur Verfügung. Der Zugang zu<br />
Rechenressourcen, der Austausch innerhalb einer weltweiten Community von Fachkollegen, das<br />
Zur-Diskussion-Stellen von Preprints, die Veröffentlichung von Konferenzreferaten und Datenbanken im Internet –<br />
all dies gehört seit den 1980er Jahren zu den täglichen Praktiken in der Physik und Astronomie, der Informatik selbst<br />
und zunehmend auch in den weicheren Wissenschaften. Schließlich ist das Weiterreichen der Grundwerkzeuge an<br />
die Studierenden Teil der wissenschaftlichen Lehre. Da das Netz, anders als die meisten Laborgeräte, keinen eng<br />
definierten Anwendungsbereich hat, sondern eben Medium ist, stoßen hier auch studentische, private und<br />
Freizeitkulturen auf eine brisante Mischung aus High Tech und Hobbyismus, Science und Science Fiction, Hackern<br />
und Hippies.